Küsse niemals einen Bodyguard! - Cara Colter - E-Book

Küsse niemals einen Bodyguard! E-Book

Cara Colter

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Beschreibung

Nur ein gestohlener Kuss, danach hat Connal sie eiskalt abserviert! Am liebsten würde Sophie den sexy Bodyguard nie wiedersehen, doch sie hat keine Wahl. Zu Besuch am Königshof von Havenhurst, ist sie bloß unter Connals Schutz sicher - allerdings nicht vor dem verzehrenden Verlangen, das er in ihr weckt. Als ein Sturm sie zwingt, die Nacht mit Connal in einer Hütte zu verbringen, wird sie erneut schwach. Ohne an morgen zu denken, genießt sie feurige Stunden in seinen Armen. Ein Fehler? Noch ahnt sie nichts von seiner düsteren Vergangenheit …

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Seitenzahl: 206

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2020 by Cara Colter Originaltitel: „One Night with Her Brooding Bodyguard“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 062021 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Tatjana Hofer

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718633

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

„Lancaster, diesen Gesichtsausdruck habe ich selten an Ihnen gesehen.“

Die Worte erinnerten Connal Lancaster daran, dass Prinz Edward Alexander von Havenhurst einer der wenigen Menschen war, die ihn wirklich gut kannten. Obwohl sie eher wie Brüder als Prinz und Leibwächter waren, sprachen nur wenige Leute, auch nicht der Prinz, Lancaster bei seinem Rang – Major – oder seinem Vornamen an. Prinz Edward hatte ihn noch nie benutzt, nicht einmal, als sie vor vier Jahren zusammen inkognito nach Mountain Bend in Oregon gereist waren. Die Reise hatte alles verändert und dem Inselreich Havenhurst seine geliebte Prinzessin gebracht.

„Was lesen Sie denn in meinem Gesicht, Sir?“, fragte Lancaster, der trotz ihrer engen Beziehung die Förmlichkeit zwischen ihnen schätzte.

„Angst“, sagte Prinz Edward nach kurzer Überlegung.

„Und ich korrigiere mich: Ich habe diesen Ausdruck noch nie auf Ihrem Gesicht gesehen. Sie sagten heute früh, Sie müssten mich in einer dringenden Angelegenheit sprechen?“

Lancaster bestürzte der Gebrauch des Wortes „Angst“ in Bezug auf ihn selbst.

„Nicht Angst, Eure Hoheit“, sagte er bestimmt und dann, nach kurzem Zögern, „aber sicher Besorgnis.“

„Ich verstehe“, räumte der Prinz ein, „Besorgnis. Das erinnert mich an das Ritz-Konzert, bei dem ich damals erkannt worden bin. Sie waren sofort im Verteidigungsmodus. Worum geht’s denn?“ Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, und Lancaster setzte sich.

„Ich habe heute Morgen einen Anruf von Interpol bekommen“, sagte Lancaster ohne Umschweife. „Einen sehr besorgniserregenden Anruf. Man ist auf eine verdächtige Gruppe aufmerksam geworden und hat Teile eines verdächtigen Mailverkehrs abgefangen, in dem es auch um Havenhurst geht.“

„Eine Bedrohung für Havenhurst?“, fragte Prinz Edward alarmiert. Havenhurst war nicht viel mehr als ein winziger Fleck im Nordatlantik, zweihundert Kilometer vom North Channel entfernt. Abgesehen von lange zurückliegenden Streitereien mit Nachbarinseln war das Königreich noch nie in Gefahr gewesen. „Eine Gefahr, die eine internationale Polizeiorganisation veranlasst, uns zu warnen?“

Die Hochzeit des Prinzen mit Madeline Nelson, einer bürgerlichen Amerikanerin, hatte Havenhurst, vorher ein blinder Fleck auf der Landkarte, jede Menge Publicity gebracht. Die Geburt ihres Sohnes, Prinz Ryan Lancaster – benannt nach Maddies Vater und (zu Lancasters großer Freude) ihm selbst –, hatte den Promi-Status des Prinzenpaars noch gesteigert. Nun war Maddie wieder schwanger, und Lancaster war bewusst, dass die ganze Welt sie pausenlos und unermüdlich beobachtete.

Diese Besessenheit erschwerte ihm die Arbeit, auch wenn ihm klar war, dass die Popularität ein Ärgernis und ein Geschenk zugleich war. Ein Geschenk insofern, als es sowohl die Wirtschaft in Maddies Heimatstadt Mountain Bend in Oregon als auch die des kleinen Inselreichs angekurbelt hatte. Der neue Ruhm bedeutete, dass beide Orte die Nachfrage nach ihren Exporten kaum bedienen konnten und dass der Tourismus boomte. Die Kehrseite waren die Kameras, das Interesse der Medien, die Geschichten und Presseberichte – manche wahr, manche falsch –, die ständig die Privatsphäre der Familie verletzten. Lancaster musste sich deshalb immer ausgefallenere Methoden ausdenken, die Königsfamilie vor den Paparazzi abzuschirmen. Meistens wurde er mit der Aufgabe, Edward und seine Familie zu beschützen, spielend fertig.

Bis jetzt.

Als Edward das Wort „Angst“ ausgesprochen hatte, hatte Lancaster keine Miene verzogen. Er war sich ziemlich sicher, dass er wie immer aussah, sein Gesicht war wie eine Maske, die nichts preisgab. Und trotzdem musste er zugeben, dass, auch wenn er es geleugnet hatte, der Prinz mit seiner Beobachtung nicht ganz falschlag.

Kein Wunder, Edward und Lancaster kannten sich seit ihrer Kindheit. Der Prinz verstand ihn wie niemand sonst: die zusammengezogenen Augenbrauen, der fest verschlossene Mund, die Hand, die etwas zu nah am Griff seiner Waffe ruhte. All das zeugte von einer außergewöhnlichen Anspannung – Besorgnis – in einem Mann, der ungemein stolz auf seine Fähigkeit war, Ruhe zu bewahren. Lancaster war stolz darauf, dass Edward und seine Familie sich so sicher fühlten, gerade weil er selbst sich nie in Sicherheit wog. Egal wie friedlich diese Insel schien, er blieb immer wachsam, trainierte unaufhörlich, hatte seine Augen überall, ließ nie nach in seiner Pflichterfüllung gegenüber der Königsfamilie.

„Es ist keine direkte Bedrohung für Havenhurst“, erklärte Lancaster, betont ruhig. „Interpol hat anscheinend Entführungspläne aufgedeckt.“

„Entführungen? Ryan?“, fragte Edward beunruhigt und verstand plötzlich die Besorgnis, die er in Lancasters Gesicht gelesen hatte.

„Eine direkte Gefahr besteht nicht, Eure Hoheit“, entgegnete Lancaster erneut. „Die Pläne sind raffiniert. Wer auch immer dahintersteckt, weiß, dass er an keine Königsfamilie, keinen Spitzenpolitiker, keinen Musik- oder Filmstar rankommt. Denn solche Leute sind zu gut geschützt. Interpol ist auf eine lückenhafte Liste gestoßen. Darauf stehen Dutzende verschlüsselte Namen von Prominenten. Es ist ihnen gelungen, den Code zu knacken. Zunächst konnten sie damit nichts anfangen. Da stand der entschlüsselte Name einer Zielperson, zum Beispiel Henry Hampton, der Konzertpianist, den die Königin kürzlich zum Ritter schlug, und daneben ein unverschlüsselter Name, von dem noch nie jemand gehört hatte. Dank guter Polizeiarbeit haben sie herausgefunden, dass diese unbekannten Personen enge Beziehungen zu den Prominenten auf der Liste haben. Es sind Freunde aus Kindheitstagen, eine Lieblingstante oder ein Onkel, Vertrauenspersonen, manchmal heimliche Geliebte, Leute, die ihnen nahestehen, aber nicht zum geschützten Personenkreis gehören.“

„Wer?“, fragte Edward.

„Prinzessin Madelines Name wurde entschlüsselt.“

Edward wurde blass. „Auf wen in ihrem Kreis haben sie es abgesehen?“

Lancaster reichte ihm ein gefaltetes Blatt Papier. Edward klappte es auf und sah, dass darauf ein einziger Name stand.

Sophie Kettle

„Sophie“, sagte Edward sanft. „Maddies beste Freundin. Ryans Patentante.“ Er warf Lancaster einen vielsagenden Blick zu, ohne auszusprechen, welche Rolle Sophie in ihrer gemeinsamen Geschichte gespielt hatte.

Lancaster räusperte sich. „Sie ist ziemlich viel unterwegs, seit sie die Promotion für diese Rockband, die Ritz, macht. Sophie Kettle wäre leider ein leichtes Ziel.“

„Sie wurde letzte Woche gefeuert“, erklärte der Prinz.

In Lancaster regte sich ein Gefühl, unbehaglich und fremdartig. Das, was er angeblich nie fühlte – Angst?

„Das macht sie wahrscheinlich zu einem noch leichteren Ziel.“

„Ich kann das Maddie nicht erzählen. Es geht ihr gerade nicht gut. Ich möchte ihr keinen zusätzlichen Stress verursachen“, erklärte der Prinz.

Auf seinem Gesicht spiegelte sich die große Liebe zu seiner Frau – und wie sehr ihn die Vorstellung, ihr etwas zu verheimlichen, entsetzte. Lancaster machte diese Fürsorglichkeit schmerzhaft seine eigene Einsamkeit bewusst.

„Einverstanden. Es ist am besten, der Prinzessin nichts zu sagen. Und auch nicht Miss Kettle. Sie kennen sie. Sie wird sagen, dass sie keinen Schutz braucht.“

„Es sei denn, wir sagen ihr, dass Sie ihr Beschützer sein werden“, witzelte Edward.

„Sie ist verlobt“, erwiderte Lancaster ausdruckslos, während sein Blick den Prinzen warnte, dass es Bereiche in seinem Leben gab, die selbst ihn nichts angingen.

„Anscheinend ist sie das nicht mehr.“

Das war Lancaster neu. Er verspürte plötzlich ein gefährliches Kribbeln, das er nicht recht zu deuten wusste, auch wenn er alles daran setzte, dass sein Gesicht ihn nicht verriet. Er fragte auch nicht, seit wann, sondern kam zum eigentlichen Thema zurück.

„Ich habe jemanden beauftragt, ein Auge auf Sophie zu haben. Falls wir es schaffen, sie nach Havenhurst zu locken, haben wir alles im Griff. Fakt ist, sie hat gerade ihren Job verloren – und offenbar ihren Verlobten. Das kommt uns sehr gelegen. Ebenso wie Prinzessin Madelines schwierige Schwangerschaft – sorry, Sir, die Bediensteten haben über ziemlich schlimme Anfälle von Schwangerschaftsübelkeit getrascht, und Prinz Ryan soll in letzter Zeit besonders anstrengend sein.“

„Ein echter Plagegeist“, bestätigte Prinz Edward matt. „Sein Kindermädchen meint, das sei für einen Zweijährigen ganz normal, aber dass seine Mutter nicht so viel Energie und Zeit für ihn hat wie sonst, macht es bestimmt nicht leichter. “

„Wäre es daher nicht genau der richtige Zeitpunkt für Maddie, ihre Freundin zu bitten, sie zu unterstützen?“, schlug Lancaster vor. „Sophie weiß wunderbar mit dem kleinen Prinzen umzugehen.“

„Sie haben das gut durchdacht“, sagte Edward dankbar. „Es wäre der ideale Zeitpunkt für Sophie, für eine Weile hierher zu kommen. Ich werde das sofort einfädeln.“

„Wenn Sie der Sache etwas Nachdruck verleihen könnten …“

„Verstanden“, erwiderte Edward.

„Eure Hoheit?“

„Ja?“

„Sollte eine der beiden Frauen jemals herausfinden, dass wir sie nicht eingeweiht haben, auch wenn es zu ihrem eigenen Wohl geschehen ist, wird das nicht gut für uns ausgehen, fürchte ich.“

„Sie haben schon immer zur Untertreibung geneigt, Lancaster.“

Und dann lachten beide leise. Sie wussten nur zu gut, was für Komplikationen entstanden, wenn man es mit willensstarken Amerikanerinnen in heiklen Situationen zu tun bekam.

1. KAPITEL

Rums!

Sophie Kettle krallte sich in die ledernen Armlehnen ihres Sitzes. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie gerade das Ausfahren der Räder des königlichen Privatjets gehört hatte, der sie nach Havenhurst brachte. Aber es fühlte sich eher an, als wäre ihr das Herz in die Hose gerutscht. Unsinn, beruhigte sie sich. Sie war kürzlich sitzen gelassen worden. Ihr Herz oder das, was davon übrig war, hatte sich vorsorglich hinter den Mauern einer starken Festung verschanzt. Und die würde nicht so leicht fallen.

Und doch, warum wollte sie, als Maddie meinte, „Lancaster holt dich ab“, energisch protestieren? Sie wollte Maddie bitten, jemand anderen – irgendwen – zu schicken. Aber damit hätte sie durchblicken lassen, dass sich an ihren Gefühlen für Lancaster nichts geändert hatte. Ihr jüngster Liebeskummer taugte offenbar nicht als Warnung. Sobald Maddie seinen Namen genannt hatte, waren Sophies Gefühle Achterbahn gefahren.

Als sie aus dem Fenster schaute, begann das Flugzeug seinen Sinkflug, und Havenhurst kam in Sicht. Sophie war nicht zum ersten Mal auf der Insel, aber dieses Mal schien anders: die üppigen Wälder, die sanften Hügel, die grünen Felder, das Dorf, das Schloss. Dieser Ort würde so lange ihr Zuhause sein, wie Maddie sie brauchte. Und das hätte wirklich zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Abgesehen von – der Jet landete sanft und rollte die Landebahn hinunter – ihm.

Als das Flugzeug zum Stehen kam, konnte Sophie durch das Fenster Lancaster sehen.

Rums!

Diesmal konnte sie es nicht auf den Flieger schieben.

Lancaster stand vor einer schwarzen Limousine, deren Motorhaube links und rechts mit der königlichen Flagge geschmückt war. Er trug seine Dienstuniform, sein Barett unter seine Schulterklappe gesteckt. So gewöhnlich diese Uniform auch war, die ruhige Wachsamkeit, die Lancaster verkörperte, ließ ihn genau als das erscheinen, was er war: ein Krieger, und ein keltischer Krieger noch dazu. Groß, stark, fit … irgendwie bereit, wozu normale Menschen nicht bereit waren.

Eine leichte Brise fuhr durch sein Haar und lenkte damit Sophies Blick direkt darauf. Es hatte die Farbe von Herbstlaub und war länger, als er es früher getragen hatte. Während sie ihn beobachtete, spielte der Wind weiter mit seinen Haaren und wehte ein paar Strähnen von seiner Stirn.

Also wirklich, schalt Sophie sich, er war ein ganz gewöhnlicher Mann in seiner Arbeitskluft. Es war nicht mal die prächtige Ausgehuniform, die er bei der Taufe von Prinz Ryan getragen hatte – in dem Schottenrock hatte er umwerfend ausgesehen! Nicht dass sie jemals wieder an diese Geschichte erinnert werden wollte. Beim Empfang, nach etwas zu viel Wein – großer Gott! Das war zwei Jahre her. War es ihr immer noch peinlich?

Ja.

Als Lancaster zum Flugzeug hochsah, spürte Sophie, wie sie automatisch in ihrem Sitz tiefer rutschte. Er sollte nicht merken, dass sie ihn beobachtete. Er könnte sonst annehmen, dass sie ihn noch immer anhimmelte, wie der Teenager, der sie bei ihrem Kennenlernen gewesen war. Sie wollte nicht, dass er jemals erfuhr, dass sie jetzt gerade, als sie ihn wiedersah, genau dasselbe fühlte wie damals vor vier Jahren, als er das Black Kettle Café in Mountain Bend, Oregon, betreten hatte.

So viel war seitdem in ihrem Leben geschehen! Doch kaum sah sie ihn, fühlte es sich an, als würde ihr Herz aussetzen, als würde die ganze Welt verschwimmen, bis sie nur noch wie durch einen dunklen Tunnel einen hellen Lichtstrahl sah.

Lancaster.

Sie rutschte wieder etwas in ihrem Sitz hoch, linste zu ihm hinüber und glitt sofort wieder nach unten. Rational betrachtet sah er überhaupt nicht aus wie ein heller Lichtstrahl! Sein hübsches, perfekt modelliertes Gesicht war verschlossen. Allenfalls verzog er seinen sinnlichen Mund ein klein wenig, als er jetzt direkt in ihr Fenster blickte und sie erkannte, trotz ihres Bemühens, sich unsichtbar zu machen.

Wer konnte es ihm verübeln? Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, war sie frisch von der Highschool gekommen. Ihr stieg jetzt noch die Schamesröte ins Gesicht, wenn sie daran dachte, wie sie ihm hinterhergelaufen war, wie er sie bestimmt abgewiesen hatte, als ob er in ihr nur das Kind sah, das sie so verzweifelt abschütteln wollte.

Zwei Jahre später, bei der Taufe, wollte sie erst recht beweisen, dass sie in jeder Hinsicht erwachsen war. Trotzdem hatte er sie abblitzen lassen. Und zwar gewaltig! Lancaster war ein attraktiver Mann. Es war natürlich, dass sie sich zu ihm hingezogen gefühlt hatte, eine biologische Reaktion, mehr nicht.

Nun, inzwischen war Sophie reifer geworden. Selbstbewusster. Männer liefen ihr hinterher, nicht anders herum. Ihr Verlobter – Ex-Verlobter – Troy hatte ihr ständig versichert, wie sehr er sie liebte. Warum also war die Beziehung in die Brüche gegangen?

Egal!

Der Punkt war nicht, dass ihre Beziehung gescheitert war, sondern dass sie jetzt abgeklärter war, was wahre Liebe anbelangte.

Diesmal würde sie Lancaster gegenüber anders auftreten, sagte sie sich, denn sie war desillusioniert genug, um nicht mehr wie ein Magnet von ihm angezogen zu werden. Sie holte tief Luft, richtete sich wieder auf und zwang sich, aus dem Fenster zu gucken, direkt zu ihm. Ihre Blicke trafen sich. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der so grüne Augen hatte. In ihren schwächsten Momenten hatte sie sich gefragt, ob er diese Augenfarbe an seine Kinder weitergeben würde. In ihren allerschwächsten Momenten hatte sie sich gefragt, was die Kombination ihrer blauen und seiner grünen Augenfarbe – Rums!

Biologie, ermahnte Sophie sich streng. Sie hatte wirklich Glück. Das Schicksal hatte ihr diese Gelegenheit geboten, ihre neu gewonnenen Erkenntnisse über Männer, Liebe, das Leben und den Wert totaler Unabhängigkeit als Frau auf die Probe zu stellen.

Sie wandte den Blick von ihm ab – sie lächelte nicht, weil auch er nicht lächelte –, stand auf und sammelte ihre Sachen zusammen. Sie blickte an sich hinunter und beglückwünschte sich zu ihrem Outfit, es war genau das richtige.

Bei der Taufe war sie so bemüht gewesen, das „Kellnerin aus einer Kleinstadt“-Image ihrer ersten Begegnung wieder loszuwerden, dass sie ein verführerisches silbergraues Abendkleid angezogen hatte. Es war ihr erstes Designerkleid und schien zu ihrem neuen weltgewandten Ich zu passen, einer Hochschulabsolventin mit einem Marketing-Diplom, bereit, sich dem Leben zu stellen.

Oder Lancaster zu heiraten, wenn er sie gefragt hätte. Rückblickend war das Kleid viel zu sexy für den Anlass, auch wenn das kurze Leuchten in Lancasters Augen, als er sie über den Kopf ihres gemeinsamen Patenkindes in seinem Arm hinweg ansah, die Investition gelohnt hatte. Dieser Blick war, wie sich herausstellte, sein einziger schwacher Moment an dem gesamten verhängnisvollen Wochenende.

Sophie, wies sie sich streng zurecht, du wirst nicht mehr daran denken!

Heute hielt Sophie sich für eine abgeklärte Frau von Welt – geplatzte Verlobung auf dem Buckel, Reisen um den halben Globus dank ihres Jobs für die Band – und ihr Aufzug spiegelte das wider. Sie hatte sich für eine enge Stretchjeans entschieden, die ihre langen schlanken Beine betonte, dazu eine weiße Bluse, die sie ziemlich tief aufgeknöpft hatte, und einen Gürtel. Unter der Bluse blitzte ein weißes Trägerhemd hervor. Die schwindelerregend hohen Stilettos machten aus ihren eins achtundsechzig gut ein Meter fünfundsiebzig.

Sie trug ihre langen glatten schwarzen Haare offen und wusste aus Erfahrung, dass dieser Look für Männer die reinste Versuchung darstellte. Trotzdem, das Letzte, was sie wollte, war, dass Lancaster dachte, sie wolle ihn – wieder – verführen. Deshalb band sie schnell ihre Haare zusammen und tupfte etwas transparenten Lipgloss auf ihre Lippen, bevor sie ihre übergroße Handtasche griff. Sie wünschte, sie hätte einen Spiegel, der ihr bestätigte, dass ihr der beabsichtigte „Ich bin nicht an dir interessiert“-Look gelungen war. Ein Crew-Mitglied öffnete die Tür des Privatjets, im Vorbeigehen dankte Sophie dem Flugkapitän und der Besatzung für den Flug. Im Grunde war sie trotz ihrer Lebenserfahrung immer noch das Mädchen aus der Provinz, das sich ungläubig kneifen wollte: Da war sie nun, Sophie Kettle, zu Besuch im Schloss ihrer königlichen Freunde. Sie war die Patentante eines Prinzen!

Langsam trat sie aus dem Flieger und atmete tief aus. Sie spürte die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht, sog die frische Herbstluft ein. Dann gestattete sie sich, ihn anzusehen. Lancaster war zum unteren Treppenende gekommen. Sein Gesichtsausdruck war unbewegt, eine irritierend professionelle Maske. Er war bereit, seine Pflicht zu erfüllen und ihr, wenn nötig, zu helfen. Er konnte nicht wissen, dass sie seine Hilfe nicht annehmen würde, selbst wenn er der letzte Mann im Universum wäre. Das war natürlich genau die Art von Schwur, die das Schicksal gern durchkreuzte. Denn als sie die schmale Gangway hinabstieg und die drittletzte Stufe erreicht hatte, verfing sich ihre Handtasche an einer Metallniete des Geländers und stoppte abrupt ihren Vorwärtsdrang. Die hohen Absätze taten das Ihrige, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Sie taumelte nach vorn und wäre wahrscheinlich die letzten Stufen hinuntergestürzt, wenn Lancaster nicht gewesen wäre, der immer auf alles gefasst war, offenbar auch auf eine Frau, die ihm in die Arme fiel. Sophie registrierte, dass er nicht mal den Anstand hatte, erschrocken auszusehen, als er gewandt die Stufe nahm und ihren Sturz verhinderte. Sie fiel mit großer Wucht auf ihn, aber er war unerschütterlich wie ein Felsen und fing sie auf.

Biologie stach hier definitiv ihre Lebenserfahrung aus! Denn die Zeit stand plötzlich still. Sie lag in seinen Armen. Er duftete würzig und sauber, so unglaublich männlich, dass sie eine schwindelerregende Sehnsucht überkam. Sie konnte seinen kräftigen, regelmäßigen Herzschlag unter seiner frisch gestärkten Uniform spüren, das Spiel seiner Muskeln unter seiner warmen Haut darunter. In ihr stieg eine Empfindung reiner und unverfälschter Sehnsucht auf und etwas noch Beunruhigenderes, eine Art Vertrautheit. Als sei dies der einzige Ort, an dem sie je sein wollte, in Lancasters Armen.

Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. Sie konnte auf seinen Wangen und seinem Kinn feine Bartstoppeln erkennen und erinnerte sich an den Geschmack seiner Lippen, als sie ihn bei der Taufe geküsst hatte. Sie musste an sich halten, nicht mit ihrer Fingerspitze über seine volle Unterlippe zu streichen. Das würde ihn aus der Fassung bringen! Dieses vertraute Knistern zwischen ihnen lag gefährlich in der Luft. Oder besser gesagt, sie spürte es, er anscheinend nicht. Sie brannte vor Verlangen, er war ein Eisblock.

„Miss Kettle“, sagte er, und seine sinnliche Stimme goss zusätzlich Öl ins Feuer, das in ihr loderte. Sein Akzent, sein Tonfall, waren so wahnsinnig sexy, dass sie so lange, wie er es zuließ, an ihn geschmiegt bleiben wollte.

„So sieht man sich wieder.“

Sie liebte seine Stimme, aber dieser leicht amüsierte – oder vielleicht auch verdrießliche – Ton war unmissverständlich. Er sagte es, als ob sie geplant hätte, ihm in die Arme zu fallen. Das war angesichts ihrer vergangenen Unbesonnenheit, was ihn anbelangte, wahrscheinlich nicht mal so weit hergeholt, aber trotzdem ärgerlich und beschämend.

Ihr Verstand setzte wieder ein. Offenbar sollte das „Miss Kettle“ bewusst eine Mauer zwischen ihnen errichten, und das war gut so. Sie trat hastig zurück, sicher, dass er sie nicht aus Zuneigung so lang im Arm gehalten hatte. Er war zu sehr Gentleman, um sie von sich zu stoßen, bevor er sicher war, dass sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Sie wankte leicht auf der Stufe über ihm und verfluchte die Schuhe, von denen sie vor ein paar Minuten noch geschwärmt hatte. Vorsichtig strich sie ihre Bluse glatt, rückte ihre Tasche zurecht und stieg die letzten Stufen hinunter, wobei sie die Hand, die er ihr galant entgegenstreckte, geflissentlich übersah.

„Sind Sie nicht lächerlich förmlich?“, fragte sie, während sie sich an ihm vorbeischob. „Wir haben ein gemeinsames Patenkind. Wir lieben dieselben Leute. Wir sind praktisch eine Familie.“

„Wir sind keine Familie“, widersprach er geduldig, als sei sie ein etwas anstrengendes kleines Kind, dem man noch Tischmanieren beibringen musste.

Sie hielt inne und blickte zurück über ihre Schulter. Würde er jemals aufhören, sie wie ein Kind zu betrachten? Ihr Blick fiel auf seine Lippen, die sie vorhin mit der Fingerspitze hatte berühren wollen. Er brachte sie dazu, das zu tun, was sie immer tun wollte, sobald sie in seiner Nähe war. Und das hatte, wie sie eigentlich wissen sollte, noch stets zu Demütigung und Desaster geführt.

Sophie erinnerte sich an ihr neues Selbst: gefeit vor romantischen Illusionen jeder Art, in der Lage zu erkennen, dass es nie zu weisen Entscheidungen führte, wenn man biologischen Impulsen nachgab, wie stark sie auch sein mochten.

„Alles klar. Ja, so sieht man sich wieder, Mr. Lancaster“, antwortete sie kühl und zwang sich, den Blick von seinen Lippen abzuwenden. Sie richtete sich zu voller (dank ihren High Heels neuer) Größe auf und hob ihr Kinn.

Er legte seinen Kopf schief. „Lancaster reicht.“

Sie drehte sich um, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen. „Wenn Sie mich Miss Kettle nennen, werde ich Sie Mister Lancaster nennen.“

„Ich wollte Sie nicht vor den Kopf stoßen. Sie sind nicht als meine Bekannte hier, sondern als Gast des Prinzen und der Prinzessin. Wenn Sie vorziehen, dass ich Sie beim Vornamen nenne, sagen Sie es mir.“

Oh! Sie geriet wieder in Versuchung, ihm dieses förmliche Getue auszutreiben. Aber natürlich würde das nur seine Ansicht untermauern, dass sie noch immer unreif war. War sie immer noch unreif?

„Darf ich Sie auch beim Vornamen nennen?“, fragte sie. Sie hatte ihn immer Lancaster genannt, auch in ihren Gedanken. Der Name schien einfach vollkommen zu reichen. Er hatte sogar eine gewisse sinnliche Sogwirkung. Wäre es daher nicht wunderbar für ihren Neuanfang, wenn er einen netten unauffälligen Vornamen hätte wie Melvin oder Dunstan oder Felix?

„Niemand nennt mich beim Vornamen“, erwiderte er. Mit einem Lächeln versuchte er, es nicht so unfreundlich klingen zu lassen, wie es war.

„Ich kenne Ihren Vornamen nicht mal“, bemerkte sie.

„Wie gesagt, seit ich bei der Leibwache bin, benutzt ihn auch keiner, deshalb muss ihn auch niemand kennen.“

„Niemand nennt Sie beim Vornamen?“, fragte sie ungläubig.

„Nein.“

„Nicht mal Ihre Mutter?“

„Meine Mutter lebt nicht mehr.“

Sophie verspürte plötzlich den Wunsch, ihn zu fragen, ob seine Frau ihn beim Vornamen gerufen hatte. Das war eigentlich das einzige persönliche Detail, das er ihr erzählt hatte, dass er ein Witwer war, der seine Frau und seinen kleinen Sohn in einem Feuer verloren hatte. Aber ein verstohlener Blick auf seine verschlossene Miene sagte ihr, dass sie damit eine Grenze überschreiten würde, zu einem Ort, zu dem er niemandem Zutritt gewährte. Ihr wurde bewusst, wie allein er auf der Welt war und dass er es ganz gewiss nicht schätzen würde, wenn sie meinte, das ändern zu müssen.

„Okay, Mr. Lancaster“, sagte sie. „Wenn Sie mir Ihren Vornamen nicht verraten, bleibt es für Sie bei Miss Kettle.“

Er betrachtete sie einen Augenblick nachdenklich. „Major, wenn Sie auf Formalitäten Wert legen.“ Er klang so vernünftig, dass sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Das würde ihn endlich aus der Fassung bringen. Sie unterdrückte auch den kindischen Drang zu sagen: „Du hast angefangen.“ Stattdessen kniff sie die Augen zusammen und strich ihr Haar zurück.

„Egal“, sagte sie, wie sie hoffte, betont gleichgültig. Dann drückte sie ihm spontan ihre Tasche in die Arme. Er wollte wie ein Bediensteter behandelt werden? Bitte schön!

Sie reckte ihr Kinn in die Luft, ging zum Wagen, öffnete die Vordertür, glitt hinein und knallte die Tür zu. Als sie durch die getönte Fensterscheibe den überraschten Gesichtsausdruck sah, mit dem er auf ihre Tasche blickte, lächelte sie.

„Es wird nicht so laufen, wie Sie erwarten, Mr. Lancaster“, versprach sie ihm leise. „Es wird ganz und gar nicht so laufen.“