Lass dich verführen: Große Gefühle bei Knaur #07 - Lilly Lucas - kostenlos E-Book

Lass dich verführen: Große Gefühle bei Knaur #07 E-Book

Lilly Lucas

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Beschreibung

Lässt du dich gerne von romantischen Geschichten verführen? Schlägt dein Herz auch für einfühlsame, berührende und freche Romane mit einer Prise Humor? Dann ist dieser Leseproben-Mix genau das Richtige für dich! In ihrem Roman und neuem Serienstart »A Place to Love« nimmt dich Lilly Lucas mit auf eine traumhafte Obstfarm in Colorado, die die 25-jährige June mit ihrer Mutter und ihren Schwestern leitet, nachdem ihr Vater überraschend verstarb. June hat deswegen auch ihrer großen Liebe Henry den Laufpass gegeben, um sich um Cherry Hill kümmern zu können. Als Henry eines Tages auf der Farm auftaucht, stürzt er sie in ein absolutes Gefühlschaos. Mit »With you I dream« startet Justine Pust ihre Belmont-Bay-Reihe, die in einem Städtchen im wild-romantischen Idaho spielt. Dorthin flieht Mia vor einer toxischen Beziehung – und lernt dort den geheimnisvollen Conner kennen. Lass dich von Nina Bilinszki und ihrem Serienstart »No Flames too wild« auf ein Koala-Reservat nahe der australischen Küsten-Kleinstadt Eden entführen.  Dort treffen die Deutsche Isabel und der Australier Liam aufeinander ... Und begleite in Stella Tacks »Love it up« Ethan, der mit gebrochenem Herzen in Korea gestrandet ist und sich plötzlich in einer Tanz-Show wiederfindet, um seinen Rückflug zu finanzieren. Während der Vorbereitungen für die Show kommt er der selbstbewussten Tänzerin Payton näher. Alles könnte perfekt sein – doch ist Ethan bereit, sein Herz erneut zu öffnen? Diese Liebesgeschichten findest du in der Leseproben-Sammlung zu den verführerischen Liebesromanen des Knaur Verlages. Mal berührend, mal frech und immer mit viel Herzklopfen. Dieses kostenlose eBook enthält Leseproben zu: - Lilly Lucas, »A Place to Love« - Justine Pust, »With you I dream« - Stella Tack, »Love it up« - Nina Bilinszki, »No Flames too wild«

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Seitenzahl: 134

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Lilly Lucas / Stella Tack / Nina Bilinszki / Justine Pust

Lass dich verführen:Große Gefühle bei Knaur

Ausgewählte Leseproben von Lilly Lucas, Justine Pust, Stella Tack & Nina Bilinszki

Knaur eBooks

Inhaltsübersicht

Vorwort

Lilly Lucas – A Place to Love

Justine Pust – With you I dream

Stella Tack – Love it up

Nina Bilinszki – No Flames Too Wild

Liebe Leser*innen,

ihr liebt romantische Geschichten genauso sehr wie wir? Dann freuen wir uns, euch die neuen Liebesgeschichten aus unserem Programm der nächsten Monate vorstellen zu dürfen! Berührend, dramatisch, lustig, liebevoll – in dieser Leseproben-Sammlung erwartet euch ein bunter Mix aus tollen Geschichten zum Wegträumen und Mitfiebern. Wir hoffen, dass sie eure Herzen genauso höherschlagen lassen wie unsere – und dass euch die Leseproben die Wartezeit bis zum Erscheinen der Bücher versüßen werden. Kommt mit auf eine wunderschöne Obstfarm in Colorado, in das idyllische Städtchen Belmont Bay in Idaho, ins faszinierende Korea und auf ein Koala-Reservat nahe der australischen Küstenstadt Eden – und verliebt euch …

 

Wunderbare Lesestunden wünscht euch

euer Droemer Knaur-Team

 

PS: Wir sind gespannt auf eure Meinung. Besucht uns auf Instagram und erzählt uns, auf welchen Roman ihr euch am meisten freut:

Auf @knaurromance teilen wir alle Neuigkeiten rund um unsere romantischen Bücher mit unserer Community.

Lilly Lucas

A Place to Love

Roman(Cherry Hill, Band 1)
Redaktion: Anika Beer

Manchmal hat das Leben (und die Liebe) andere Pläne …

A Place to Love ist der erste New-Adult-Roman der Reihe Cherry Hill von Bestseller-Autorin Lilly Lucas um ungleiche Schwestern, eine Obstfarm in Colorado und die Macht der Liebe.

Seit dem überraschenden Tod ihres Vaters vor drei Jahren leitet Juniper (June) McCarthy mit ihrer Mutter und ihren Schwestern Cherry Hill, die Obstfarm der Familie. Die 25-Jährige liebt die Farm im ländlichen Colorado, und sie fühlt sich verantwortlich für das Familienunternehmen, das ihrem Vater so viel bedeutet hat und in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Deshalb hat sie damals auch ihrer großen Liebe Henry unter einem Vorwand den Laufpass gegeben, um seinen Zukunftsplänen in Wales nicht im Weg zu stehen. Als er jedoch eines Tages auf Cherry Hill auftaucht, stürzt er June in ein absolutes Gefühlschaos …

Mit viel Romantik und einer Prise Humor entführt uns Lilly Lucas – Bestsellerautorin der New-Adult-Reihe Green Valley Love – auf die traumhafte Obstfarm Cherry Hill, wo man sich beim Lesen sofort zu Hause fühlt.

Sisters are different flowers from the same garden.

(anonym)

1.

»Ein Geschäft, das nur Geld einbringt, ist ein schlechtes Geschäft«, hat mein Dad immer gesagt – und vor ihm Henry Ford. Wenn ich mir die Exceltabelle mit den Einnahmen und Ausgaben unserer Farm ansah, dann war ein Geschäft, das kein Geld einbrachte, allerdings auch ein schlechtes Geschäft. Betrübt nahm ich einen Schluck von meinem Kaffee. Er war kalt. So kalt, wie Kaffee in einem nicht klimatisierten Büro im Juli sein konnte. Ich erhob mich vom Schreibtisch, machte einen großzügigen Schritt über unsere schnarchende Labradorhündin Coco und ließ frische Nachtluft durch das Fenster herein. Fast konnte ich hören, wie das aufgeheizte Zimmer vor Erleichterung seufzte. Es war ein heißer Tag gewesen. So heiß, dass wir die Pfirsichernte über Mittag aussetzen mussten. Die verlorene Zeit würden wir morgen wieder reinholen müssen, wenn sich das Minus unter dem Strich jemals in ein Plus verwandeln sollte. Mit einem tiefen Atemzug kämpfte ich gegen die Enge in meiner Brust an und konzentrierte mich auf die kühle Luft auf meinen Wangen. Den Duft von reifen Früchten, den sie herantrug. Die Gitarrenklänge, die von den Trailern der Erntehelfer zu mir herüberwehten. Kurz geriet ich in Versuchung, meine Hüften zum Takt der Musik zu bewegen.

»Du arbeitest ja immer noch.«

Die Stimme meiner Schwester ließ mich herumfahren.

»Du offenbar auch«, erwiderte ich mit Blick auf ihre Schürze und den feinen Mehlstaub in ihren Haaren.

»Ich hab ein neues Rezept für den Contest ausprobiert.« Lilac zog einen Teller hinter ihrem Rücken hervor, der aussah, als könnte man ihn von der Stelle weg in einem Food-Magazin ablichten. »Tadaaa … Peach Melba Pie mit Caramel Crumble.«

»Whoa«, stieß ich aus, während mein Magen so laut zu knurren begann, dass Coco die Ohren spitzte, die Lage aber als nicht bellenswert einstufte und weiterdöste.

»Am Crumble muss ich noch feilen. Der ist zu kross geworden.« Selbstkritisch rümpfte sie die Nase. »Und er könnte ein bisschen mehr Süße vertragen. Eventuell nehme ich das nächste Mal New Havens.«

»Ich bin mir sicher, er schmeckt jetzt schon perfekt.«

Wie alles, was meine Schwester in der Küche kredenzte. Mit ihren Kuchen holte sie Jahr für Jahr den ersten Platz beim Baking Contest des örtlichen Peach Festivals, und ihre selbst gemachten Leckereien fanden so reißenden Absatz in unserem Farmladen, dass es leider kein Witz war, wenn ich sagte, dass Marmelade gerade unsere Rechnungen bezahlte.

Lilac suchte meinen Schreibtisch indessen nach ein paar freien Quadratzentimetern ab, gab es aber schnell auf und stellte den Teller auf einen Aktenordner.

»Das sieht aber nicht gut aus«, bemerkte sie mit Blick auf den Bildschirm. Auf ihrer Stirn hatte sich eine Sorgenfalte gebildet, dieselbe, die auch meine Mutter hatte, wenn sie etwas beunruhigte. Manchmal war es beängstigend, wie sehr sie und Lilac sich ähnelten. Dasselbe rotbraune Haar, dieselbe helle Haut, die feinen Sommersprossen auf der Nase. Ich selbst kam eher nach unserem Vater, hatte seine dunklen Augen und Haare geerbt und eine Haut, die im Sommer eher braun als rot wurde.

»Na ja, es sah schon mal schlechter aus«, sagte ich in einem halbherzigen Versuch, optimistisch zu klingen.

Dabei war das nicht mal gelogen. Nach Dads plötzlichem Tod vor drei Jahren hatte ich einige Umstellungen und Optimierungen vorgenommen, weshalb die Kurve immerhin wieder leicht bergauf ging. Schwarze Zahlen schrieben wir aber noch lange nicht. Wenn wir die diesjährige Erntesaison nicht gut über die Bühne brachten, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bank wieder auf der Matte stand.

»Hast du mal über Poppys Idee nachgedacht?«, fragte Lilac und lehnte sich mit der Hüfte gegen die Tischkante.

»Kommt drauf an, welche du meinst.« Ich stieg ein weiteres Mal über unsere Hündin und schnappte mir den Teller. »Die Alpakas? Das Marihuana? Die«, ich gab vor nachzudenken und schob mir die Gabel in den Mund, »Bienen?«

»Das Baumhaus«, bemerkte Lilac schmunzelnd.

Seit unsere jüngste Schwester Poppy ihr Studium geschmissen hatte und wieder bei uns auf Cherry Hill lebte, kamen ihr nahezu täglich neue Einfälle, wie man die Farm wieder auf gesunde Beine stellen konnte. Der neueste war, das Baumhaus, das sie zusammen mit ihrem besten Freund Flynn auf Cherry Hill gebaut hatte, über Airbnb zu vermieten. Flynn studierte Architektur im benachbarten Grand Junction und lebte seit knapp einem Jahr in einem der Trailer hinter unserem Haus. Dafür, dass er kostenlos dort wohnen durfte, half er uns auf der Farm – und Poppy bei der Umsetzung ihrer Hirngespinste.

»Ich finde die Idee wirklich nicht schlecht. So was boomt doch gerade. Abenteuer … Urlaub … und so.« Eine zarte Röte kroch ihr in die Wangen, und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Wenn es zwei Dinge auf dieser Welt gab, die wirklich gar nichts mit Lilac zu tun hatten, dann waren es Abenteuer und Urlaub. Abgesehen von einem Schulausflug nach Utah, konnte ich mich nicht daran erinnern, dass sie Colorado jemals verlassen hatte, und das größte Abenteuer ihres Lebens war vermutlich die Umstellung unseres Gasherds auf Induktion gewesen.

»Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass jemand Geld dafür zahlt, in einem Baumhaus im Nirgendwo zu übernachten«, gab ich zu bedenken.

Auch wenn es ein schönes Nirgendwo war. Unsere Obstfarm lag am Rand von Palisade, einer Kleinstadt in Westcolorado. Malerisch eingebettet zwischen den Book Cliffs im Norden, dem Grand-Mesa-Tafelberg im Osten und dem Colorado National Monument im Süden, war Palisade vor allem für eins bekannt: Obst. Auf 2500 Einwohner kamen mehr als 30 Plantagen und Weinberge, die, aus der Luft betrachtet, einen Quilt aus Grüntönen ergaben. Unser Ortsschild hatte die Form eines Obstkorbs und die Aufschrift »Welcome to Palisade – Where life tastes good all year long«.

»Hast du dir das Baumhaus in letzter Zeit mal angesehen? Die beiden haben echt was daraus gemacht. Es gibt sogar eine Toilette und eine Dusche. Und wenn man im Bett liegt, kann man durch ein Fenster in die Sterne schauen.« Ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. »Denk wenigstens mal darüber nach, June. Es wäre eine zusätzliche Einnahmequelle für uns, und Poppy hätte endlich wieder eine Aufgabe. Mom hält es auch für eine gute Idee.«

»Ich denk drüber nach«, versprach ich und schob mir die Gabel in den Mund. Gott, dieser Kuchen schmeckte wirklich himmlisch. »Wo ist sie eigentlich?«

»Mom? Schläft schon.«

»Poppy.«

»Die ist noch mit Flynn und ein paar Erntehelfern losgezogen.«

Ich seufzte. »Wehe, sie ist morgen nicht fit.«

»Gönn ihr den Spaß. Es war nicht leicht für sie in letzter Zeit.«

»Es war für niemanden von uns leicht«, murmelte ich und schielte zu Dads gerahmtem Foto auf meinem Schreibtisch. Seinem Schreibtisch.

In den letzten Jahren hatte meine Familie gleich zwei schwere Schicksalsschläge verkraften müssen. Erst war bei meiner Mutter Multiple Sklerose im Frühstadium festgestellt worden, und ein halbes Jahr später hatte Dad einen Herzinfarkt erlitten. Er und unser Vorarbeiter Javier hatten gerade die Triebe der Apfelbäume beschnitten, als es passiert war. Im einen Moment hatte Dad noch pfeifend auf der Leiter gestanden, und im nächsten war er mit Blaulicht ins Krankenhaus nach Grand Junction gefahren worden. Ich war mir sicher, er wäre lieber auf Cherry Hill gestorben als auf dem Freeway. Immerhin konnte er in heimischer Erde seine letzte Ruhe finden. Wir hatten ihn auf dem Hügel begraben, dem Cherry Hill seinen Namen verdankte, unter einem alten Kirschbaum, der jeden Frühling blühte und ein Meer aus zartrosa Blüten auf sein Grab regnen ließ.

»Ja, aber Poppy ist neunzehn«, holte Lilac mich zurück ins Jetzt. »Da hab ich mich auch für andere Dinge interessiert als die Pfirsichernte.«

»Oh ja. Für Theo Marino«, zog ich sie auf.

Lilac revanchierte sich mit einem Klaps auf meine Schulter.

»Weißt du noch, wie Dad ihn nachts mit der Schrotflinte durch die Apfelbäume gejagt hat, weil er dachte, er wäre ein Einbrecher?«, gluckste ich.

»Und Theo sich bis zum nächsten Morgen auf einem Baum versteckt hat? Erinnere mich nicht daran.« Sie kicherte. »Sein Bruder hat übrigens neulich nach dir gefragt. Ich glaube, er würde gerne mal mit dir ausgehen.«

Ich verschluckte mich fast. »Vince Marino? Unser Bankberater?«

»Komm schon, er sieht nicht schlecht aus. Und er könnte dir damit helfen.« Sie schielte auf den Bildschirm und wackelte mit den Brauen.

»Kommt gar nicht infrage.«

»Na, schön. Dann eben nicht Vince. Aber du solltest wirklich mal wieder ausgehen, June. Bei deinem letzten Date hatte Poppy noch eine Zahnspange.«

»Ganz so lange her ist es auch wieder nicht.«

»Ein Jahr mindestens.«

Es waren eineinhalb, aber das sagte ich ihr nicht. Genauso wenig wie ich ihr sagte, dass mir für Dates einfach die Energie fehlte. Für alles, was damit einherging. Die Frage, was ich anziehen sollte, um nicht zu sehr nach Farm, aber immer noch wie ich selbst auszusehen. Die Auswahl der Location, die gezwungenen Gespräche und das ewige Verstellen. Die seltsame Stille, die eintrat, wenn man feststellte, dass man keine Gemeinsamkeiten hatte. Denn eins stand fest: Ich war nicht die Frau, mit der man sich über die neuesten Netflix-Serien unterhalten konnte. Ich hatte keine Ahnung, wo es das beste Ramen in Grand Junction gab, welcher Club neu aufgemacht hatte oder welche Reiseziele gerade hip waren. Ich war fünfundzwanzig und hatte die Verantwortung für eine fünfzig Hektar große Obstfarm, die seit drei Generationen im Besitz meiner Familie war. Und ich würde alles – alles – dafür tun, damit das auch so blieb.

2.

Es dämmerte noch, als mein Wecker klingelte. Ich war inzwischen daran gewöhnt, früh aufzustehen, leicht fiel es mir aber nie. Schläfrig tastete ich nach meinem Smartphone und stellte den Alarm aus, bevor ich mich noch einmal ins weiche Kissen sinken ließ und die Ruhe vor dem Sturm genoss. Es würde ein langer, unglaublich anstrengender Erntetag werden, und wir mussten ein gewaltiges Pensum schaffen, wenn wir den optimalen Reifezustand der Pfirsiche nicht verpassen wollten. Den punto óptimo, wie Javier dazu sagte. Was wir heute nicht von den Bäumen ernteten, würde schnell zu reif sein, um den Weg zum Kunden zu überstehen, und schließlich in Lilacs Marmeladen und Kuchen landen.

Aus dem Erdgeschoss drangen Stimmen und das Klappern von Geschirr. Offenbar waren Mom und Lilac bereits auf und bereiteten das Frühstück für uns und die Erntehelfer zu. Auf Cherry Hill war es Tradition, dass alle zusammen in den Erntetag starteten. Nicht ohne Grund thronte auf unserer Veranda ein Tisch, an dem bis zu zwanzig Leute Platz fanden. »Wir arbeiten zusammen, wir essen zusammen«, hörte ich meinen Vater sagen und spürte diese unglaubliche Wehmut in meinem Herzen, wie immer, wenn ich an ihn dachte.

Ich schlug die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett, spürte den kühlen Dielenboden unter meinen Fußsohlen, die kleinen Macken und Unebenheiten, die daran erinnerten, dass ich nicht die Erste war, die dieses Zimmer bewohnte. Drei Generationen von McCarthys hatten in diesem Haus gelebt, seit sich meine Urgroßeltern Anfang des 20. Jahrhunderts in Palisade niedergelassen und die ersten Bäume gepflanzt hatten. Es hatte Unwetter und Stürme überlebt, Tornados und Überschwemmungen. Es hatte das größte Glück und den größten Kummer erlebt, Menschen auf die Welt kommen und sie wieder verlassen sehen. Es war vor mir da gewesen und würde nach mir da sein – ein Gedanke, den ich an manchen Tagen schön, an anderen angsteinflößend fand.

Als ich das Fenster öffnete, flutete kühle Morgenluft den Raum. Es roch nach Tau und Erde, nach Moos und feuchtem Gras. Nebelschwaden hingen über den schier endlosen Reihen von Obstbäumen, die sich vor meinen Augen erstreckten, und im Norden erhoben sich die Book Cliffs majestätisch über den Dunst. Noch war die Gebirgskette, die an aneinandergereihte Buchrücken erinnerte, unspektakulär grau, aber sobald die Sonne aufging, würde sie feuerrot leuchten. Ein Anblick, an dem jeder Landschaftsmaler seine Freude gehabt hätte.

Nachdem ich unter die Dusche gesprungen war, zog ich eine meiner karierten Arbeitsblusen aus dem Schrank und schlüpfte in die abgewetzte Jeans-Latzhose, von der ich mich einfach nicht trennen konnte – auch wenn ich die wirklich schon getragen hatte, als Poppy noch eine Zahnspange gehabt hatte. Ich band meine langen Haare zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz, schnappte mir meinen breitkrempigen Stetson und lief die Treppe nach unten. Coco kam mir schwanzwedelnd aus d­­­­­­er Küche entgegen und verpasste mir eine unfreiwillige Gesichtswäsche, als ich mich zu ihr hinunterbeugte.

»Morgen«, trällerte Lilac viel zu gut gelaunt und schob sich mit zwei Kaffeekannen in der Hand an uns vorbei, wobei mir der Duft ihrer Sonnencreme in die Nase stieg.

Coco und ich folgten ihr nach draußen auf die Veranda. Der Tisch war bis auf wenige Plätze besetzt. Brotkörbe wurden herumgereicht, Teller und Besteck klapperten, und meine Mom verteilte Apfelkuchen vom Blech. Während ich an einer Tasse Kaffee nippte, gab Javier den Erntehelfern letzte Anweisungen – mal auf Englisch, mal auf Spanisch. Ein paar von ihnen waren Kommilitonen von Flynn, die sich ihre Studiengebühren finanzierten, indem sie den Sommer auf den umliegenden Obstplantagen und Weingütern jobbten. Der Großteil allerdings waren Saisonarbeiter aus Mittelamerika. Auch wenn es niemand gerne zugab, war Colorado – wie der Rest des Landes – auf Hilfskräfte aus dem Ausland angewiesen. Umso mehr ärgerte es mich, wie wenig Wertschätzung ihnen entgegengebracht wurde, dafür, dass sie eine Arbeit verrichteten, für die sich der Durchschnittsamerikaner oft zu fein war. Auch hier in der Region waren nach wie vor nicht alle Farmer bereit, ihnen den gesetzlichen Mindestlohn zu bezahlen, was im Farmerverband regelmäßig für hitzige Diskussionen sorgte. Mein Vater hatte sich dort jahrelang für faire Entlohnung und angemessene Unterbringungen eingesetzt, womit er sich nicht nur Freunde gemacht hatte. Unser Nachbar George Radisson hatte uns mal das »Hilton für Mexikaner« genannt, weil die Trailer unserer Erntehelfer mit kleinen Fernsehern ausgestattet waren, und der Erste Vorsitzende, Mitch Rudolphs, der immer noch Trump nachweinte, hatte Dad vorgeworfen, auf diese Weise noch mehr Drogenbarone