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"Wir sollten nicht hier sein, Blissy!" Timmys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Schützend zog er seine Hündin zu sich heran und spähte über den Felsen.
Vor ihm waren drei Männer zugange. Mit Schaufeln und Meißeln bearbeiteten sie den Boden. Schweiß glänzte auf ihren Gesichtern. Timmy reckte den Hals, um zu erkennen, was sie ausgruben.
Auf einmal stieß seine Hündin ihn in die Seite und winselte. Timmy hielt ihr hastig die Schnauze zu, aber es war zu spät! Ein derber Fluch verriet, dass sie bemerkt worden waren. Die Männer fuhren herum und rissen ihre Werkzeuge hoch. Hinter ihnen ragte etwas Bleiches aus dem Erdreich. Ein Geheimnis, das der Elk Peak lange Zeit gehütet hatte und das nun gewaltsam ans Licht gezerrt wurde ...
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Lassiter und die Knochenjäger
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Faba / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0573-8
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Lassiterund dieKnochenjäger
»Wir sollten nicht hier sein, Blissy!« Timmys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Schützend zog er seine Hündin zu sich heran und spähte über den Felsen.
Vor ihm waren drei Männer zugange. Mit Schaufeln und Meißeln bearbeiteten sie den Boden. Schweiß glänzte auf ihren Gesichtern. Timmy reckte den Hals, um zu erkennen, was sie ausgruben.
Auf einmal stieß seine Hündin ihn in die Seite und winselte. Timmy hielt ihr hastig die Schnauze zu, aber es war zu spät! Ein derber Fluch verriet, dass sie bemerkt worden waren. Die Männer fuhren herum und rissen ihre Werkzeuge hoch. Hinter ihnen ragte etwas Bleiches aus dem Erdreich. Ein Geheimnis, das der Elk Peak lange Zeit gehütet hatte und das nun gewaltsam ans Licht gezerrt wurde ...
Mit der Morgendämmerung kam Wind auf. Er wehte leise durch die Schluchten der Bighorn Mountains, zupfte an den Wipfeln der Ponderosa-Kiefern und raschelte in den Blättern der Blaubeerbüsche, die das Ufer des Wilderness Creek säumten.
Die Schneeschmelze in den Bergen hatte den Bach anschwellen lassen. Einer silbrigen Schlange gleich wand er sich an der Hawkins-Farm vorbei und setzte die Wiesen unter Wasser. Jeden Morgen trat Sally Hawkins aus dem Haus und beobachtete voller Sorge, dass sich das Wasser weiter ausbreitete. Bald würde es den Schweinekoben erreichen. Den beiden Kühen hatte ihr Mann bereits einen neuen Unterstand gebaut, weil der alte von den Fluten fortgerissen worden war.
Würde das Wasser in nächster Zeit auch ihr Farmhaus wegspülen?
Bei diesem Gedanken reckte Sally energisch das Kinn.
Sie hatten es einmal geschafft, eine Farm aus dem Boden zu stampfen. Sie konnten es wieder tun.
Vor zehn Jahren hatten ihr Mann und sie Kühe, Hühner und ein Gespann gekauft und waren mit ihrer Habe in den Westen gekommen. Anfangs hatten sie mehr schlecht als recht in einer Höhle in einem Hang gehaust, bis Albert aus dicken Stämmen ein Blockhaus errichtet hatte, das Wind und Wetter trotzte.
Morgens, wenn das hügelige Land unter dem weiten Himmel im Sonnenlicht badete, fühlte Sally die Wurzeln, die sie mit diesem Stück Land verbanden. Der Elk Peak ragte hoch über der Farm auf, wie ein steinerner Wächter. Bis in die nächste Stadt war es eine Fahrt von fünfundzwanzig Meilen. Dort verkauften sie alles, was sie von ihrer Ernte nicht selbst benötigten, oder tauschten es ein. Wie den Honig gegen das Fenster, das ihnen in einem Unwetter zu Bruch gegangen war.
Die Hühner sperrte Sally nachts ein, sonst plünderten Pumas und Rotluchse ihren Bestand. Morgens zog sie das Brett fort, das den Verschlag verschloss, und die gefiederte Schar marschierte in einer Reihe heraus.
Sally wandte sich den Hügeln zu und beschattete ihre Augen mit einer Hand.
Keine Spur von Timmy zu sehen.
Wo trieb sich der Bursche nur wieder herum? Mit seinen neun Jahren war er schwerer zu hüten als ein Sack voller Flöhe. Wenigstens hatte er seine Hündin bei sich. Und Sally konnte sich schon denken, wohin es ihn gezogen hatte: In der vergangenen Nacht war ein Erdrutsch niedergegangen. Das Rumoren hatte Sally aus dem Schlaf gerissen. Sie ahnte, dass ihr Sohn sich die Stelle nun genauer ansehen wollte. Abenteuerlustig war er. Da kam er ganz nach seinem Vater.
Nun, der Hunger würde ihn sicherlich bald heimtreiben.
Sally ließ ihren Arm sinken und kehrte ins Haus zurück. Sie stellte eine Schüssel auf den grob gezimmerten Holztisch und begann, einen Teig anzurühren.
Durch das offene Fenster wehte leichter Wind herein und brachte den Duft wilder Kräuter mit. Ein leises Glücksgefühl zog in Sallys Herz ein. Mit nicht viel mehr als einer Teppichstofftasche und dem Traum von einem besseren Leben war sie aus Irland eingewandert. Und nun hatte sie einen wunderbaren Mann und einen Sohn, der ihre ganze Freude war. Was konnte sie sich noch mehr wünschen?
Schritte knirschten. Dann verdunkelte ein Schatten die Eingangstür.
Albert Hawkins war kein schöner Mann, zumindest nicht im klassischen Sinne. Dafür war Gesicht zu kantig und seine Haut zu gegerbt von Wind und Wetter, aber er hatte freundliche braune Augen, die ein gutes Herz verrieten. Und Hände, die unendlich sanft sein, aber auch zupacken konnten. Oh, Sally liebte seine Hände. Sie konnten Dinge mit ihr tun, die ihren Körper zum Summen brachten.
Heuhalme hafteten an seinen vielfach geflickten Arbeitshosen und den Stiefeln. Er stellte den Krug mit frisch gemolkener Milch auf dem Boden ab.
»Betsy hat ein wundes Euter«, sagte er und rückte seinen Hosenträger zurecht. »Kannst du sie nachher mit deiner Salbe behandeln?«
»Natürlich.« Sally fügte ihrem Teig Zucker zu und rührte um.
»Werden das Pancakes zum Frühstück?« Ihr Mann trat neben sie und spähte in die Schüssel.
»Mit meinen letzten getrockneten Blaubeeren.«
»Köstlich«, raunte er und strich mit den Lippen an ihrem Hals entlang. Wohlige Schauer rieselten durch ihren Körper, als er sie seine Zunge spüren ließ.
»Die Pancakes?«
»Die auch.« Ein Lachen schwang in seiner rauen Stimme mit. »Ist alles in Ordnung, Sally?«
»Warum sollte es nicht?«
»Weil du diese kleine Falte hast. Genau hier.« Er tupfte einen Kuss auf den Punkt zwischen ihren Augenbrauen. »Die hast du immer, wenn dir etwas Sorgen bereitete.«
»Timmy ist unterwegs und sollte schon längst zurück sein.«
»Oh, du kennst unseren Sohn. Er ist hier geboren und kennt die Berge, als wäre er ein Teil von ihnen. Außerdem hat er Blissy bei sich.«
»Das ist es ja. Sie ist genauso wild wie er.«
»Der Hunger wird ihn früher oder später nach Hause locken. Daran zweifle ich nicht.« Albert packte sie bei den Hüften und hob sie auf den Küchentisch. Ihren überraschten Ausruf erstickte er mit einem Kuss. Sanft zunächst, dann immer leidenschaftlicher küssten sie sich. Albert zog das Band aus ihren Haaren, sodass sich ihre blonde Mähne über ihren Rücken ergoss. Er spielte mit den seidigen Strähnen, während er den Kuss vertiefte.
Etwas in ihr schmolz dahin.
Ihr Mann stand zwischen ihren Schenkeln und küsste sie, als gäbe es kein Morgen. Hitze breitete sich in Wellen in ihr aus. Seine Hände glitten über ihren Rücken, die Taille und vorn hinauf zu ihren Brüsten. Während er sie auf die üppigen Rundungen legte, raunte er: »Was trägst du unter deinem Rock?«
»Nun«, erwiderte sie gedehnt, »meine Unterwäsche passt zu meinen Schuhen.«
Albert blickte an ihr hinab. »Aber du bist barfuß.«
»Hm-mm«, schnurrte sie.
Da stöhnte er auf. »Du schaffst mich, Frau. Ich sollte nach der Wasserpumpe sehen. Sie fördert nicht so viel Wasser wie sonst. Etwas scheint sie zu verstopfen.«
»Später«, stöhnte sie. »Sieh später nach der Pumpe. Jetzt brauche ich dich in mir.«
Bei ihren Worten drängte er sich an sie, ließ sie seinen harten Schaft spüren. Dabei knetete er ihre Brüste, strich über die Spitzen, die sich gegen den dünnen Stoff ihrer Bluse drängten. Beinahe schmerzhaft hart wurden sie, und die Lust schoss wie ein Lavastrom geradewegs in Sallys Unterleib.
Albert streichelte sie weiter. Oh, er wusste genau, wie sie gern angefasst wurde...
Sally stöhnte und öffnete mit vor Lust bebenden Fingern seinen Hosenlatz. Sein Phallus reckte sich ihr entgegen, voll erigiert und hungrig nach mehr. Sally umschloss ihn mit den Händen und massierte ihn zärtlich. So hart. So prall. Sie streichelte ihn, bis ihr Mann ihre Hände packte und »Noch nicht« murmelte.
Fiebrig schob er ihr die Röcke hoch, stieß mit dem Schaft gegen ihre heiße Pforte. Sally öffnete die Schenkel für ihn, nahm ihn tief in sich auf.
»So gut«, schnurrte sie. »Das fühlt sich sooo gut an.«
»Es wird gleich noch besser, Sweetheart.« Damit zog er sich aus ihr zurück, nur um erneut vorzustoßen. Sally lehnte sich zurück, um ihn noch tiefer aufzunehmen. Sie krallte sich in seine Schultern und begegnete seinen Stößen mit wildem Kreisen ihren Hüften. Immer schneller stieß Albert in sie, bis sie alles um sich herum vergaß und ihre Lust laut hinausstöhnte.
»Aaah jaaa... gleich... gleich... oooohhhh! Jaaa!« Ein wildes Zucken erfasste ihren Leib, schüttelte sie durch und ließ sie Sterne sehen. Die Erlösung schwappte in wilden Wogen über sie hinweg und riss auch ihren Mann mit.
Mit einem kehligen Stöhnen verströmte er sich in sie.
Das wilde Zucken seines Pints riss sie noch einmal mit. Sally hatte das Gefühl, sich aufzulösen und neu zusammengesetzt zu werden. So gut. Es fühlte sich so verdammt gut an.
Erschöpft sank sie schließlich in den Armen ihres Mannes zusammen.
Sie brauchten eine Weile, um wieder zu Atem zu kommen.
Irgendwann strich ihr Albert eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. »Glaubst du, du könntest diese Schuhe bald wieder anziehen?«, fragte er mit einem verwegenen Lächeln in der Stimme. »Sie gefallen mir wirklich.«
»Nun, ich denke, das ließe sich schon einrichten.« Sally richtete sich auf und brachte ihre Bluse in Ordnung. »Vielleicht haben wir gerade eine Schwester für Timmy auf den Weg gebracht.«
»Ich hätte nichts dagegen. Am liebsten hätte ich eine ganze Schar Kinder bei uns.« Albert küsste sie noch einmal.
»Nun sieh dir nur an, was wir mit dem Teig angestellt haben.« Sally schlug die Hände vor der Brust zusammen. »Die Hälfte ist ja herausgeschwappt.«
»Dabei bin ich gerade jetzt hungrig wie ein Bär. Nun, wenn die Pancakes nicht reichen, muss ich mich wohl an dir schadlos halten.« Er packte sie bei der Taille und zog sie wieder zu sich heran.
In diesem Augenblick wurden vor dem Farmhaus Rufe laut.
»Timmy!« Sally tauschte einen Blick mit ihrem Mann.
Dann eilten sie zusammen nach draußen.
»Ma! Pa!« Vor lauter Aufregung überschlug sich die Stimme ihres Sohnes. »Seht mal!«
✰
Timmy stürmte den Hügel herunter. Seine Augen waren weit aufgerissen und seine Wangen hochrot vor Aufregung. Seine Schirmmütze saß ein wenig schief auf seinen blonden Haaren, die sich nie bändigen lassen wollten. Einer seiner Hosenträger war abgerissen und schleifte hinter ihm her, aber er schien es nicht zu bemerken.
Blissy rannte neben ihm. Zwischen ihren Zähnen hielt der braune Setter einen bleichen Knochen. Aber was für einen! Er war länger als sie selbst und von einer wuchtigen, dreieckigen Form.
»All devils.« Albert bückte sich und versuchte, der Hündin den Knochen abzunehmen. Sie senkte den Kopf und knurrte, gab ihren Fund aber frei. Er betrachtete ihn prüfend und schüttelte dann den Kopf. »Ein Knochen ist das zweifelsohne, aber ich frage mich: Von welchem Tier?«
Sally strich über die Oberfläche. Glatt war sie, als hätten Sand und Jahre die Oberfläche poliert. »Von einem Büffel vielleicht?«
»Das glaube ich nicht. Ich habe schon Überreste von Büffeln gesehen, aber noch nie so etwas. Diese Form! Und die Größe!«
»Was könnte es sonst sein?«
»Ich weiß es nicht, aber zu Lebzeiten war es gigantisch, das steht mal fest.«
»Ein Drache!«, platzte Timmy heraus. »Vielleicht konnte er sogar Feuer spucken.«
»Drachen gibt es nur in den alten Geschichten, Timmy.«
»Sagst du nicht immer, dass in alten Geschichten ein Körnchen Wahrheit steckt, Pa?« Timmy trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
»Der Leviathan?«, flüsterte Sally und schlug hastig ein Kreuz.
»Nun...« Ihr Mann schob seine Mütze in den Nacken. »Womöglich war es eines dieser Urzeitwesen, von denen noch nie jemand ein lebendes Exemplar gefunden hat. Ich habe darüber im Woolsey Chronicle gelesen. Abenteurer graben in den Bergen nach Überresten von uralten Tieren, die man Dinosaurier nennt.«
»Dinosaurier?« Timmy schnappte nach Luft.
»Ich weiß nicht, wie viel davon zu halten ist, aber so heißt es.«
»Kann man einen Lebendigen sehen?«
»Das weiß ich nicht. Bis jetzt wurden immer nur Überreste gefunden. Tief in der Erde. Sie müssen da schon lange liegen. Solche Knochen wurden schon früher gefunden, aber der erste Dinosaurier wurde vor ungefähr dreißig Jahren wissenschaftlich beschrieben. Seitdem jagen Forscher ihren Überresten nach – bewaffnet mit Schaufeln und Revolvern. Jeder will der erste sein, der eine neue Art ausgräbt und ihr einen Namen gibt. Es ist ein richtiges Rennen. Vor allem zwei Wissenschaftler tauchen in den Berichten immer wieder auf. Marsh und Cope heißen sie. Früher waren sie Freunde, heute sind sie Rivalen.«
»Also ist das hier der Knochen eines Dinosauriers?« Sally blickte auf den Fund nieder. »Wie alt mag er sein?«
»Manche glauben, dass diese Knochen viele Millionen Jahre alt sind.«
»Aber Pa.« Timmy lachte. »So lange gibt es die Welt noch gar nicht. Reverend Hicks sagt, sie wurde vor genau achttausendfünfhundert Jahren gemacht.«
»Nun, ein wenig älter wird sie schon sein. Wo hast du diesen Knochen gefunden?«
»Da oben!« Timmy streckte den Arm aus und deutete den Berg hinauf.
Sie folgten seinem Blick und achteten kurzzeitig nicht auf Blissy. Das nutzte die Hündin, um sich ihren Fund wieder zu schnappen und darauf herumzukauen.
»Der Bergrutsch letzte Nacht könnte den Knochen freigelegt haben«, mutmaßte Albert.
»Da waren noch mehr Knochen, Pa. Und Männer.«
»Was denn für Männer?«
»Diese da!« Timmy blickte zu den drei Reitern, die soeben den Hang herunterpreschten, als wäre ihnen ein leibhaftiger Dinosaurier auf den Fersen. »Ich glaube, es hat ihnen nicht gefallen, dass ich sie gesehen habe. Sie haben geflucht, da bin ich über den verborgenen Steig heimgelaufen. Glaub nicht, dass sie den kennen.«
Sally fing einen besorgten Blick ihres Mannes auf. Er war ein friedliebender Mann, der keine Waffe anfasste. Manchmal, und besonders in Augenblicken wie diesen, wäre sie froh gewesen, sie hätten ein Gewehr oder wenigstens eine Steinschleuder im Haus gehabt. Diese Fremden waren ihr nicht geheuer.
Wozu diese Eile?
»Geht ins Haus«, sagte ihr Mann gepresst. »Sofort.«
»Aber Pa...«
»Jetzt gleich, Timmy. Und nimm Blissy mit hinein.«
»Na gut.« Vor sich hin murmelnd trottete Timmy davon. Blissy folgte ihm bis zur Türschwelle, dort machte sie kehrt und sauste den Unbekannten entgegen. »Blissy! Komm zurück!«
»Timmy! Geh ins Haus!«, befahl Albert, aber es war zu spät.
Die drei Reiter waren inzwischen herangekommen, nahmen ihre Pferde auf und stiegen ab. Alle drei hatten wettergegerbte Gesichter, in die das Leben und der Whiskey ihre Spuren gegraben hatten.
Zwei der Männer hielten sich hinter dem dritten, als wollten sie ihm den Rücken freihalten. Mit grimmigen Mienen schauten sie sich nach allen Seiten um.
Der Wortführer war ein rotwangiger Mann im gelben Staubmantel. Seine Kleidung war aus feinerem Stoff als die seiner Begleiter. Er trug einen Bowler-Hut auf dem Kopf. Er sprach nicht gleich, sondern räusperte sich zuerst gewichtig und strich über seinen schwarzen Schnurrbart.
Ein mieses Gefühl beschlich die junge Farmerin.
Ihr Mann trat den Fremden entgegen und blickte ihnen offen in die Augen.
»Guten Morgen. Wer sind Sie und was tun Sie hier?«
»Mein Name ist Ted Avery. Ich leite ein Ausgrabungscamp. Diese beiden Hombres sind Pérez und Morlock, meine beiden Gehilfen.«
Seine Begleiter sahen ihn überrascht an. Offenbar hatten sie nicht mit diesen Worten gerechnet. Waren sie eine Lüge? Oder die Wahrheit? Warum wollten die beiden Begleiter nicht, dass er ihre Namen verriet?
Das Flattern in ihrem Magen wurde stärker. Sally krallte unwillkürlich die Nägel in den Oberarm ihres Mannes. Er legte beruhigend seine Hand auf ihre.
»Ist schon gut«, raunte er.
Da war sie sich nicht so sicher.
Der Mann im Staubmantel griente jovial. Mit einer Krümmung seines Zeigefingers lockte er Timmy zu sich. »Wie alt bist du, Kleiner?«
»Ich bin fast zehn!« Timmy reckte sich.
»Dann bist du also schon ein Mann.«
»Freilich. Ich helfe meinem Pa auf der Farm.«
»Anständig von dir, Kleiner. Wirklich anständig.« Der Besucher nahm den Bowler ab und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Also, die Sache ist die: Sie haben da etwas gefunden, das uns gehört. Ich will es wiederhaben.«
»Den Knochen?«
»Wir haben ihn entdeckt und geborgen, deshalb beanspruchen wir ihn für uns.«
»Nun, wir haben nichts dagegen, Ihnen den Fund zurückzugeben.«
»Wunderbar. So kommen wir voran.« Ted Avery richtete den Blick auf den Knochen, und sekundenlang flackerte etwas in seinem Blick, das Sally eine Gänsehaut über den Rücken trieb. Oder lag es an seiner Stimme? Sie knirschte, als würde sie geradewegs aus den Tiefen eines Grabes dringen.
Sally wagte kaum zu atmen.
»Möchten Sie etwas trinken, ehe Sie wieder aufbrechen?«, fragte ihr Mann die Besucher freundlich.
»Trinken wollen wir nichts, aber wir möchten Ihre Farm kaufen.«
»Unsere Farm? Ist das ein Scherz?«
»Ganz und gar nicht.«