Lassiter 2528 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2528 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Das Landhaus, das eine Viertelmeile entfernt vor Colton Walker aufragte, schien genau der richtige Ort zu sein, um seine lange Durststrecke vorläufig zu beenden. Doch je näher der Reiter kam, desto mehr verdichtete sich in ihm das Gefühl, sich statt eines Broterwerbs eine Menge Ärger einzuhandeln.
Zwei Bewaffnete traten hinter der Einzäunung des Grundstücks hervor und bauten sich davor auf. "Das ist nah genug!", rief der eine. "Wenn du nicht an einer Ladung Blei verrecken willst, gibst du deinem Klepper besser die Sporen und reitest, bis deine traurige Gestalt am Horizont verschwunden ist!"
Colton Walker zügelte sein Pferd. "Ich brauche Arbeit!", rief er zurück. Und ohne sich von den Gewehren beeindrucken zu lassen, ritt er weiter vor.


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Seitenzahl: 118

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Satteltramp aus Idaho

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Sanjulian / Bassols

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0690-2

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

EinSatteltrampaus Idaho

Das Landhaus, das eine Viertelmeile entfernt vor Colton Walker aufragte, schien genau der richtige Ort zu sein, um seine lange Durststrecke vorläufig zu beenden. Doch je näher der Reiter kam, desto mehr verdichtete sich in ihm das Gefühl, sich statt eines Broterwerbs eine Menge Ärger einzuhandeln.

Zwei Bewaffnete traten hinter der Einzäunung des Grundstücks hervor und bauten sich davor auf. »Das ist nah genug!«, rief der eine. »Wenn du nicht an einer Ladung Blei verrecken willst, gibst du deinem Klepper besser die Sporen und reitest, bis deine traurige Gestalt am Horizont verschwunden ist!«

Colton Walker zügelte sein Pferd. »Ich brauche Arbeit!«, rief er zurück. Und ohne sich von den Gewehren beeindrucken zu lassen, ritt er weiter vor.

»Bist du verrückt geworden?«, schrie der Wächter, der zuletzt gesprochen hatte, und schwenkte sein Gewehr herum, das er zuvor lässig in der Armbeuge getragen hatte. Noch hielt er es im Hüftanschlag, vermutlich in der vagen Hoffnung, dass diese Gebärde den Ankömmling zur Vernunft bewegen könnte. Als er jedoch bemerkte, dass seine Drohung verpuffte, riss er die Waffe hoch und stemmte den Kolben in seine rechte Schulter. »Noch einmal warne ich dich nicht! Dreh um und verschwinde! Du wirst deinen Fuß nicht auf den Grund und Boden von Mr. Clay setzen!«

Einige Augenblicke lang stutzte Colton Walker. Der Name war ihm bereits zu Ohren gekommen. Jordan Clay war eine einflussreiche Person in Idaho, aber beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Walker hatte von einer Auseinandersetzung mit dem Sheriff aus Hill City gehört. Und er hatte ebenfalls gehört, dass Clay aufgrund seiner Senatsverbindungen gerade noch seinen Kopf aus der Schlinge hatte ziehen können. Ein gewöhnlicher Bürger wäre ohne Zweifel für immer von der Bildfläche verschwunden.

Erneut brachte Colton Walker sein Pferd zum Stehen und hob beide Hände. »Ich will keinen Ärger«, sagte er laut und hatte sich den Männern bereits bis auf fünfzig Yards genähert. »Alles, was ich will, ist ein Job. Ich verrichte Handlangerdienste jeglicher Art und erwarte lediglich ein Dach über dem Kopf und etwas zwischen die Zähne.«

Nun mischte sich der zweite Wachposten ein. Er ging an seinem Kumpan vorüber und richtete die Mündung seiner Rifle auf den Schädel von Walkers Reittier. »Ich knalle dir den Gaul unter dem Hintern weg!«, fauchte er angriffslustig. »Und wenn er schreiend krepiert, nehme ich mir dich vor. Zwei Kugeln für deine Kniescheiben, zwei für deine Arme. Wird bestimmt lustig, dir dabei zuzusehen, wie du dich dann noch aus dem Staub machen willst.«

Die Luft um Colton Walker wurde dünn. Eine weitere Provokation würden sich die beiden Kerle nicht bieten lassen. Dennoch witterte er immer noch eine Chance, von Clays Wohlstand zu profitieren und sich zumindest für kurze Zeit ein sicheres Einkommen zu verschaffen.

Ein Schuss bellte! Das heiße Blei flog haarscharf an Walker vorüber und verlor sich in den Weiten der Prärie. Dem zweiten Donnern aber folgte ein scharfer Schmerz, der durch den Oberschenkel des Reiters schnitt. Und er sorgte dafür, dass Walker nicht mehr Herr seines Handelns war.

Plötzlich fühlte er den Griff seines Sechsschüssers in der Hand. Gleichzeitig warf er sich aus dem Sattel, entging einer weiteren Attacke und rollte sich auf dem Erdboden ab.

Zielen und schießen war eins. Mit brennendem Blick beobachtete er, wie seine Gegner zuckten, um ihre Achse kreiselten und zusammenbrachen. Ächzend versuchten sie, ihre Rifles erneut anzulegen, und wanden sich im Staub wie von einem Spaten durchtrenntes Gewürm.

Zwei Sekunden später regte sich niemand mehr. Tote Blicke stierten in unerreichbare Weiten. Aus den Stirnkratern der Leichen pulste das Blut.

Allmählich kam Colton Walker wieder zur Besinnung. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er im Kampf die Kontrolle verloren hatte. In der Nachschau fühlte er sich, als hätte ein Fremder seinen Verstand gekapert und mit eiskalter Präzision seine Hand geführt. Ob er diesem fremden Einfluss dankbar sein oder ihn verachten sollte, konnte Walker nicht sagen. Gegenwärtig aber musste er zugeben, dass er ihm das Leben gerettet hatte.

Die Schießerei hatte einige Männer angelockt. Sie hielten Abstand und wirkten unschlüssig, ob sie sich mit dem Unbekannten anlegen sollten. Offenbar hatte die Demonstration seiner Kampfkraft Eindruck hinterlassen. Nur einer schob sich an allen anderen vorbei und näherte sich Walker im Laufschritt.

»Was ist hier los?«, ereiferte sich der Mann. »Ich verlange eine sofortige Erklärung!«

Walker hob die Linke und steckte mit der anderen Hand seinen Revolver ins Holster. »Ich habe mich lediglich verteidigt!«, rief er dem Heraneilenden zu. »Ich hege keinen Groll. Und nicht immer ist der Sieger auch der Auslöser des Konflikts.«

»Ich bin Jordan Clay!«, hallte die Stimme des Mannes heran. »Erzählen Sie mir, was vorgefallen ist. Ich werde Ihnen ohne Vorbehalte zuhören.«

Vertrauensseligkeit war nicht selten der Anlass, in eine tödliche Falle zu laufen. In diesem Fall aber hatte Colton Walker das Gefühl, dass Clay ihm mit Aufrichtigkeit begegnete. Keinesfalls wollte er die Stimmung kippen und zu einer weiteren Eskalation führen lassen.

Nach wenigen Minuten schien die Angelegenheit bereinigt zu sein. Jordan Clay nickte verstehend und sagte: »Es wäre besser gewesen, ich hätte mich um geeignetes Personal gekümmert. Seit dem Tod meines Vormanns muss ich mich um Aufgaben kümmern, für die ich an sich keine Zeit habe. Ich bin froh, dass Ihnen nichts geschehen ist. Und ich möchte Ihnen versichern, dass ich keine Anweisungen gegeben habe, die ein solches Verhalten, wie es Ihnen widerfahren ist, rechtfertigen.«

Walker wollte eine Erwiderung geben, doch Clay winkte ab. »Sie haben Durchsetzungsstärke und in Anbetracht der Situation besonnenes Handeln gezeigt«, meinte er. »Einen Mann wie Sie kann ich gebrauchen. Sie würden mir einen außerordentlichen Gefallen erweisen, die Rolle meines letzten Adjutanten zu übernehmen. Eine entsprechende Entlohnung ist obligatorisch. – Was sagen Sie?«

Für kurze Zeit war Colton Walker geradezu überwältigt. Es war mehr als das, was er sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Immerhin war er ein Tagelöhner, der für kleines Geld alle anfallenden Arbeiten erledigte. Fast kam er sich nun vor, als wäre er vom Bettler zum König aufgestiegen.

»Ich bin dabei«, war alles, was er entgegnete. Er nahm sein Pferd bei der Leine und trottete Jordan Clay hinterher. Schlagartig hatte das Leben sein Füllhorn über ihm ausgeschüttet, und er musste sich lediglich bücken, um die endlose Spur an Golddukaten aufzusammeln.

Ein wenig verwundert war Lassiter schon, dass es ihn erneut nach Idaho verschlug. Vor wenigen Wochen noch war er in eigener Sache dort unterwegs gewesen, und nun führte ihn ein Auftrag der Brigade Sieben zurück an den alten Wirkungsort.

Erinnerungen überkamen ihn, die er jedoch beiseiteschob. Heute ging es nicht allein darum, seinem Gerechtigkeitssinn nachzueifern, sondern einer großangelegten Bedrohung nachzuspüren, die unbemerkt zu einem verzehrenden Geschwür herangewachsen war.

Schon länger war in Washington bekannt, dass die Idaho Mining Corporation in zwielichtige Geschäfte verstrickt war. Diese hatten mittlerweile einen Umfang eingenommen, vor dem man die Augen nicht mehr verschließen konnte. Da die ehemaligen Generäle, die an der Spitze der Brigade Sieben standen, von einem Informanten über Verbindungen in höchste politische Kreise erfahren hatten, waren sie nun regelrecht gezwungen, dem Spuk ein Ende zu setzen.

Oder es wenigstens zu versuchen, ging es Lassiter durch den Kopf. Ihm war klar, dass man nicht einfach in ein Wespennest stechen konnte, ohne sich den Zorn des Schwarms zuzuziehen. Eine andere Möglichkeit aber gab es nicht. Den lokalen Behörden waren die Hände gebunden; selbst ein Bundesmarshal konnte nur im Rahmen des Gesetzes agieren. Das jedoch traf für Lassiter nicht zu.

Der Nachteil, den die Angelegenheit für ihn mit sich brachte, war, dass er sich nur auf sich allein verlassen konnte. Auf Unterstützung seines Auftraggebers konnte er nicht hoffen. Wäre ans Licht gekommen, dass es eine geheime Organisation gab, die sich zur Vereitlung von Verbrechen notfalls auch über das Gesetz hinwegsetzte, wäre sie unweigerlich vom Senat zerschlagen worden. Daran hätten dann auch die wenigen Eingeweihten in hohen politischen Ämtern nichts mehr ändern können.

Am Bahnhof von Glenns Ferry stieg Lassiter aus dem Zug der Union Pacific und legte die wenigen Meilen bis Tuttle zu Pferd zurück. Dort war die Idaho Mining Corporation ansässig, deren Inhaber ein gewisser Jeremy Brent sein sollte. Da die Sonne bereits knapp über dem Horizont stand, wollte der Mann der Brigade Sieben seine Ermittlungen erst am nächsten Morgen beginnen und sich zuvor im Saloon umhören. Für ihn war es immer noch die beste Informationsquelle. Hier kamen Menschen aller Gesellschaftsschichten zusammen. Und je nach Höhe ihres Alkoholpegels wurden sie nicht selten äußerst gesprächig.

Dennoch wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich von anderer Seite erregt. Bunter Lichtschein schlug ihm vom Ende der Mainstreet entgegen. Ehe Lassiter noch groß darüber nachdenken konnte, bewegte er sich bereits darauf zu. Und als er näherkam, vernahm er auch Musik und Gesang.

Vor dem Gebäude leinte Lassiter seinen Grauschimmel am Hitchrack an. Zwar hatte er einen Saloon erwartet, doch das Äußere des Baus hinterließ einen anderen Eindruck.

Statt einer großen Scheibe, die einen Blick ins Innere gewährte, gab es lediglich mehrere verhangene Fenster, durch die schwacher Lichtschein drang. Die obligatorischen Schwingtüren fehlten ebenfalls, was aber vermutlich darauf zurückzuführen war, dass es in Idaho deutlich kühler als im Süden des Landes war.

Lassiter drehte den Knauf einer massiven Holztür und zog sie auf. Augenblicklich wurde es lauter, und der Geruch von Fusel und Zigarren drang in seine Nase. Sekunden darauf wurde eine Lady auf ihn aufmerksam, die neben einem Tresen gestanden hatte und nun mit aristokratischem Schritt auf ihn zukam.

Es war eine Frau, wie man sie sich eleganter nicht hätte vorstellen können. Ihre Haut war makellos, das hochgesteckte Haar von einem Diadem verziert. Ein beinahe nachtschwarzes Spitzenkleid schmiegte sich um ihren Körper, den ein Maler nicht sinnlicher hätte auf Leinwand bannen können. Und als sie nur noch zwei Armlängen von Lassiter entfernt war, schlug ihm der betörende Duft eines edlen Parfüms entgegen.

»Willkommen!«, sagte die Lady mit einladendem Lächeln. »Ich bin Louisa. Und das«, – sie machte eine umfassende Geste –, »ist mein kleines Reich.«

»Lassiter«, stellte sich der große Mann vor. »Mir sind schon von weitem die bunten Laternen aufgefallen.«

»Du bist auf der Durchreise?«, erkundigte sich Louisa, langte nach Lassiters rechtem Handgelenk und zog ihn sanft mit sich. »Ich führe dich ein wenig herum. Falls du nämlich Entspannung suchst, bist du hier genau richtig.« Kokett zwinkerte sie ihm zu.

Nur zu gerne ließ sich Lassiter auf den Vorschlag ein. Sein Blick schweifte umher. Er sah attraktive Damen, die sich auf dem Schoß von Besuchern rekelten oder einfach nur am Tresen in Gespräche vertieft waren. Auf einem schmalen Podest standen drei Musiker, zu deren Piano- und Gitarrenklängen eine engelsgleiche Blondine sang. An den Tischen vor der Bühne spendeten angetrunkene Männer Applaus.

»Ich hätte nicht erwartet«, meinte Lassiter, »ein solches Etablissement auf der Hauptstraße vorzufinden. Für gewöhnlich liegen Bordelle ein wenig abseits...«

Louisa schmunzelte. »Es ist nicht so, als ob der Pastor und die Heilsarmee es nicht zu verhindern gesucht hätten. Aber bei Mr. Brent sind sie auf Granit gestoßen. Er hat eine Menge Einfluss.«

»Jeremy Brent?«, wollte Lassiter wissen. »Der Betreiber der Idaho Mining Corporation?«

»Sie kennen ihn?«

Lassiter wiegelte ab. »Nicht persönlich. Aber manche Namen sind selbst über die Staatsgrenzen hinaus bekannt.«

Wieder setzte Louisa ein amüsiertes Lächeln auf. »Er hat mir nicht nur ermöglicht, dieses Haus zu erwerben, sondern auch eine großzügige Spende für die Einrichtung gemacht. Im Gegenzug bekommen er und seine Mitarbeiter Lolitas, so oft er will. Auf Lebenszeit.«

»Scheint mir ein gutes Geschäft zu sein«, erwiderte Lassiter und sah sich erneut um. »Ich kann nur hoffen, dass deine Kundschaft nicht ausschließlich aus Brents Männern besteht.«

»Nein, nein.« Louisa machte eine abwehrende Handbewegung. »Heute ist nur einer da. Er ist ein glühender Verehrer von Madelyn. Das ist das Mädel auf der Bühne.« Sie deutete voraus und zeigte auf einen Anzugträger, der just in diesem Moment Beifall klatschend aufsprang.

»Weißt du«, erklärte Lassiter, »ich möchte gern Geschäftsbeziehungen zu Mr. Brent aufnehmen. Meinst du, sein Mitarbeiter könnte ein gutes Wort für mich einlegen?«

»Probier's«, ließ Louisa ihn wissen. »Vergiss aber nicht, weshalb du eigentlich zu uns gekommen bist...«

Lassiter löste sich von der Freudenhausinhaberin, nickte ihr zu und begab sich zur Bühne. Derweil setzte Madelyn zum Schlussakkord an und badete im Applaus ihrer Bewunderer. Schlangengleich wiegte sie sich zu den frenetischen Beifallsbekundungen, warf Küsschen in die Menge und zog sich hüftschwingend zurück.

Saloon, Puff und Kirche, überlegte Lassiter. Es gab kein Kaff, das ohne auskam.

Colton Walker war überwältigt. Auf dem Landsitz von Jordan Clay hatte man ihm ein eigenes Zimmer zugewiesen, das einen Komfort besaß, wie er ihn lange hatte nicht mehr genießen dürfen. Ein eigenes Bett mit Matratze, ein Schrank für seine Kleidung und eine Kommode mit Waschgelegenheit. Zusätzlich gab es am Ende des Flurs einen Baderaum mit Zinkwanne, die von einer Hausbediensteten mit warmem Wasser gefüllt wurde.

Walker hatte seine Kleidung zum Reinigen abgegeben und Ersatz erhalten. Um achtzehn Uhr würde es ein Dinner im kleinen Kreis geben. Fast war es wie im Paradies.

Immer noch glaubte Colton Walker, dass er jeden Moment aus einem Traum erwachen musste. Und selbst, als er zur vereinbarten Zeit mit seinem Boss an einem Tisch saß, wartete er stets auf das Zwicken in seinen Oberarm, das ihn in die Wirklichkeit zurückholte.

Außer ihm und Jordan Clay saß lediglich noch eine Frau an der Tafel. Sie wirkte in sich gekehrt und besaß ein asketisches Gesicht, das auf ein entbehrungsreiches Leben hinwies. Clay hingegen strahlte pure Lebenslust aus und führte auch die Konversation.

»Ich glaube«, sagte er, »ich habe Ihnen noch nicht meine Schwester Emily vorgestellt. Sie hat erst vor kurzem ihren Mann verloren, sodass ich sie bei mir aufgenommen habe. Stören Sie sich also nicht daran, dass sie ein wenig schweigsam ist.«

»Das würde ich niemals tun«, gab Walker zurück. Sein Augenmerk hatte er auf die Töpfe und Fleischplatten gelegt, die sich in der Mitte des ausladenden Tisches befanden. Er saß Clay unmittelbar gegenüber, seine Schwester hatte zu seiner Linken Platz genommen. Stumm hielt sie die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt.