Lassiter 2757 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2757 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Je mehr Drinks Clay Gilliam zu sich nahm, desto deutlicher spürte er, wie die heitere Stimmung im Saloon umschlug. Dem lauten Singen und Lachen folgten aggressive Ausrufe, bis plötzlich nur noch eine einzige schneidende Stimme zu hören war. "Du hast es ja nicht anders gewollt! Jetzt sieh dich vor!" Erst dachte Gilliam, dass jemand zu ihm sprach, doch als er sich am Tresen herumdrehte, zeigte sich ihm ein gänzlich unerwartetes Bild. Eines, welches ihn fortan nicht mehr losließ: eine Lady in weißer Bluse und hautengen blauen Hosen. Und für den Typen, der sie belästigte, hatte sie eine klare Botschaft: "Leg noch einmal deine Schmierfinger auf meinen Hintern, und es wird dir leid tun, geboren worden zu sein!"


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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

EntfesselteWut

Vorschau

Impressum

EntfesselteWut

von Des Romero

Je mehr Drinks Clay Gilliam zu sich nahm, desto deutlicher spürte er, wie die heitere Stimmung im Saloon umschlug. Dem lauten Singen und Lachen folgten aggressive Ausrufe, bis plötzlich nur noch eine einzige schneidende Stimme zu hören war. »Du hast es ja nicht anders gewollt! Jetzt sieh dich vor!«

Erst dachte Gilliam, dass jemand zu ihm sprach, doch als er sich am Tresen herumdrehte, zeigte sich ihm ein gänzlich unerwartetes Bild. Eines, welches ihn fortan nicht mehr losließ: eine Lady in weißer Bluse und hautengen blauen Hosen.

Und für den Typen, der sie belästigte, hatte sie eine klare Botschaft: »Leg noch einmal deine Schmierfinger auf meinen Hintern, und es wird dir leidtun, geboren worden zu sein!«

Der Kerl lachte hässlich und hatte mit einem Mal ein Messer in der Rechten. Schon wollte Clay Gilliam eingreifen, doch noch in derselben Sekunde stellte er fest, dass es nicht nötig war. Nicht etwa, weil sich einer der Gaffer ein Herz gefasst hatte, um einer Frau in Not beizustehen, sondern weil die rassige Lady nicht nur ein großes Mundwerk hatte, sondern auch das Talent besaß, ihre Worte in die Tat umzusetzen.

Langsam und mit dem sicheren Auftreten eines Mannes, dem man den Sieg nicht mehr nehmen konnte, näherte sich der Angreifer und gab der Frau dadurch mehr als Zeit genug für eine Reaktion.

Blitzschnell ergriff sie einen Stuhl, nahm ihn in beide Hände und wirbelte ihn herum. Krachend schmetterte das Holz gegen die Brust ihres Gegners und ließ ihn zurücktaumeln. Benommen schüttelte er sich und rang nach Luft. Und ehe er wieder klar denken konnte, war das Teufelsweib heran, packte seinen Messerarm und verdrehte ihn derart, dass die Klingenspitze nun auf ihren Eigentümer gerichtet war.

Kraftvoll drängte die Schwarzhaarige den Kerl zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Saloonwand stieß. Und von ihrem eigenen Schwung getragen, stieß die Frau gegen den rechten Arm ihres Widersachers, sodass sich das Messer tief in seinen Bauch bohrte. Röchelnd sank der Mann an der Wand zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Damit aber war die Gefahr für die junge Frau noch nicht ausgestanden, denn ihr Gegner war nicht allein gekommen. Offenbar hatten die Burschen nicht damit gerechnet, dass ihr Kumpel einer Frau unterliegen könnte, und machten sich erst jetzt bereit, es der wehrhaften Lady zu zeigen.

»Widerliches Aas!«, stieß einer der Kerle aus und stürmte mit vorgereckten Klauen auf sein Opfer zu. Er besaß Hände wie Mühlsteine und hatte seine Finger zu Krallen gekrümmt, um erbarmungslos einen schlanken Hals zu würgen.

Die Lady zeigte sich nicht nur unbeeindruckt, sondern handelte mit der Schnelligkeit einer hungrigen Raubkatze. Flink schnappte sie sich eine Flasche, die seitlich auf dem Tresen stand und zog sie dem schnaufenden Ochsen über den Schädel. Klirrend zerbrach das Glas und schickte den wütenden Angreifer zu Boden.

»Du willst dich mit einer Bonetti anlegen?«, kreischte die Frau fuchsteufelswild und schwenkte die zerborstene Hälfte der Flasche durch die Luft. »Dieser Wunsch kann dir erfüllt werden!«

Wutschnaubend federte der Gestrauchelte in die Höhe und setzte erneut zu einer Attacke an. Seine Arme bildeten eine Zange und wollten den Kopf der Lady packen, doch sie griffen ins Leere. Rasch hatte sich die Schwarzhaarige geduckt, gleichzeitig aber den Arm mit der gesplitterten Flasche vorgestoßen. Tief in seinem Hals blieb sie stecken. Im Nu war sein Hemd bis hinab zum Hosenbund blutrot gefärbt.

Ehe Madame Bonetti sich jedoch ihren anderen Gegnern zuwenden konnte, traf sie ein harter Schlag zwischen die Schulterblätter. Wenige Momente darauf befand sie sich im Würgegriff eines drahtigen Kerls, der nicht nur schnell, sondern auch kräftig zu sein schien. Seine Arme schlangen sich wie Drahtschlingen um den Körper der jungen Frau und machten ihr jegliche Bewegung nahezu unmöglich.

»Ich breche dir sämtliche Rippen!«, stieß er grimmig aus. »Und danach nehme ich mir einen Hammer und zertrümmere dir die Knie und die Ellbogen!«

Wieder juckte es Gilliam in den Fingern. Dieses Unrecht durfte er nicht zulassen. Seine Rechte zuckte zum Revolver, kam aber nicht mehr dazu, ihn aus dem Holster zu ziehen.

Die Bonetti verlagerte ihr Gewicht nach vorn, begann zu laufen und zog ihren Peiniger mit sich. Kurz vor der Saloonwand stemmte sie ihre Füße dagegen, lief regelrecht ein Stück weit daran hoch und machte einen Überschlag, der den Griff ihres Gegners sprengte und sie in seinem Rücken auf den Dielen aufkommen ließ. Sofort verpasste sie dem Kerl einen derben Tritt zwischen die Beine und trat in seine Kniekehle, als er jammernd einknickte. Dem tödlich Verwundeten zerrte sie den Flaschenstumpf aus dem Hals und rammte ihn dem anderen in den Hinterkopf.

Augenblicklich wirbelte die Furie herum und stellte sich dem letzten Gegner. »Na, Bürschchen«, raunte sie mit teuflischem Grinsen. »Hast du auch Lust auf ein Tänzchen?«

Der Angesprochene stand da, als hätte er ein Gespenst gesehen, wurde kreidebleich und schlotterte am ganzen Leib. Das Stuhlbein, das er aufgesammelt hatte, entfiel seiner Hand. Er japste kurz und stürzte wie ein geprügelter Hund aus dem Saloon.

Leicht erschöpft tappte die Frau zur Theke, langte nach Gilliams Bierglas und trank es in einem Zug leer. Als sich gleich darauf mehr oder minder zufällig ihre Blicke trafen, war es um Clay Gilliam geschehen. Er sah in die dunklen Augen, betrachtete das feingeschnittene Gesicht und entdeckte die zügellose Wildheit darin. Er war wie verzaubert, nahm nichts mehr um sich herum wahr und wusste nur eines: Das war Liebe auf den ersten Blick ...

»Du solltest jetzt besser rauskommen!«, rief Lassiter aus seinem Versteck zwischen den zerklüfteten Felsen. »Ich habe nicht ewig Zeit, mich mit dir zu beschäftigen! Und wir wissen beide, dass es für dich kein Entkommen gibt!«

»Komm doch her und hol mich!«, hallte es dem Mann der Brigade Sieben entgegen. »Glaubst du, ich gebe auf, bloß weil du mir das sagst?«

Vermutlich nicht, ging es Lassiter zerknirscht durch den Kopf. Ben Yeadon, dieser räudige Köter, hatte ihn quer durch die Prärie gescheucht und fühlte sich nun im Schutz der Felsen sicher vor einer Festnahme. Und ganz unrecht hatte er damit nicht. Das Gelände war zu verwinkelt, um weit schauen zu können. Hinter jeder Biegung konnte sich ein Hinterhalt befinden. Lassiter musste äußerste Wachsamkeit bei seinem weiteren Vorgehen walten lassen. Und obwohl er wusste, wie diese Episode enden würde, hielt sie ihn jedoch von seinem eigentlichen Auftrag ab.

»Weißt du, was ein Mexican Stand-off ist, Yeadon?«, rief Lassiter.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Natürlich weiß ich das! Aber in diesem Fall liegt keine Pattsituation vor! Ich habe die Nase vorn! Wenn du mich kriegen willst, dann musst du dich zeigen! Und bei dem Versuch kann ich dich seelenruhig abknallen!«

»Jetzt hör schon auf! Dir muss doch auch klar sein, dass du hier nicht mehr wegkommst! Der Gebirgszug ist höchstens noch drei Meilen lang. Dahinter kommt freie Steppe. Genau da aber musst du mir deinen Rücken zeigen. Was glaubst du wohl, werde ich bei einer solchen Gelegenheit tun?«

Ben Yeadon war nicht weit entfernt, dafür war das Echo seiner Stimme viel zu nah. »Was schlägst du denn vor, Gesetzeshüter?«, gab er zurück. »Mach mir einen lukrativen Vorschlag, damit wir eine Basis zum Diskutieren haben!«

»Einen lukrativen Vorschlag kannst du dir abschminken!«, versetzte Lassiter. »Alles, was ich dir anbiete, ist eine faire Gerichtsverhandlung. Mit ein bisschen Glück landest du lebenslänglich in San Quentin!«

Ein höhnisches Lachen folgte. »Lebenslänglich?«, ächzte Yeadon. »Mit ein bisschen Glück? Du musst vollkommen verrückt sein, wenn du annimmst, dass ich mich darauf einlasse!«

»Die Alternative lautet Tod!«, erwiderte Lassiter laut und entschlossen. »Und zwar sicherer Tod! Noch hast du die Wahl! Aber strapaziere nicht meine Geduld. Die hängt sowieso schon am seidenen Faden!«

Es blieb still. Viel zu lange, als dass es nur darum gehen könnte, die richtige Antwort zu formulieren. Und plötzlich war Hufgetrappel zu hören. Dieser wahnsinnige Mörder wollte sich doch tatsächlich aus dem Staub machen!

Lassiter biss die Zähne zusammen und knurrte. Zwar hatte er nicht damit gerechnet, dass Yeadon sein Angebot annehmen würde, aber der Brigade-Agent hatte auch nicht vor, sich auf einen auszehrenden Ritt einzulassen. Die Angelegenheit musste rasch über die Bühne gebracht werden. Eine günstigere Gelegenheit würde nicht mehr kommen.

Rasch überprüfte Lassiter die Trommel seines Remingtons und schwang sich unverzüglich in den Sattel. Dabei hörte er zwar noch den Hufschlag von Yeadons Pferd, konnte den Flüchtigen jedoch nirgends ausmachen. Erst als Lassiter gewahr wurde, weshalb das so war, wäre ihm diese späte Erkenntnis beinahe zum Verhängnis geworden.

Er riss seinen Kopf zur Seite und in die Höhe! Ben Yeadon galoppierte mehr als zehn Yards über ihm auf einem Felsgrat entlang, zügelte bei Lassiters Anblick brutal sein Pferd und feuerte ohne Verzögerung eine Winchester ab, die quer hinter seinem Sattelhorn lag.

Brennend jagte das Geschoss haarscharf an Lassiter vorüber, der seinen Grauschimmel ebenfalls zum Stillstand brachte und von seinem Rücken sprang. Da fegten bereits die nächsten Bleikugeln heran, die dieses Mal allerdings nicht ihr Ziel verfehlten.

Lassiters Pferd brach nach zwei Kopfschüssen zusammen. Beinahe hätte der mächtige Körper den großen Mann unter sich begraben, doch der war geistesgegenwärtig genug, sich ein Stück zurückzurollen und hinter dem leblosen Rumpf zu verschanzen.

»Jetzt siehst du ziemlich blass aus, was?«, krakeelte Yeadon, lud durch und schoss gleich dreimal hintereinander. »Ich lasse dich da am Boden verrecken, denn sobald du auch nur eine Fingerspitze zeigst, ballere ich dich über den Haufen!«

Die Situation war äußerst ungünstig. Lassiter musste sich hinter dem Kadaver des Tieres verrenken, um kein Ziel abzugeben. Durch den Höhenunterschied hatte Yeadon ein nahezu freies Sichtfeld, bei dem der starre Leib des Grauschimmels nur wenig Deckung bot. Und für den Mann der Brigade Sieben wurde es äußerst schwierig, seinen Gegner im Blick zu behalten.

Denk nach!, trieb sich Lassiter an. Es musste eine Möglichkeit geben, die Lage zu seinen Gunsten zu wenden. Konnte er es wagen, einfach hochzuschnellen und seinen Remington abzufeuern, in der Hoffnung, Yeadon auf Anhieb zu erwischen?

Von Sekunde zu Sekunde wurde diese Chance für Lassiter attraktiver. Keinesfalls durfte der Verbrecher entkommen, denn dann würde er für immer verschwinden. Ehe Lassiter nämlich ohne Pferd die nächste Stadt erreichte, um sich Ersatz zu besorgen, hatte Yeadon bereits einen Vorsprung, der die Jagd nach ihm auf den Anfang zurücksetzte.

In dieser Situation jedoch kam der Zufall Lassiter zu Hilfe. Er hörte ein Geräusch, das einem kleinen Erdrutsch ähnelte – und federte in die Höhe. Offenbar war Yeadons Pferd auf dem schmalen Felspfad ausgeglitten, schreckte zurück, um nicht in die Tiefe zu stürzen, und brachte seinen Reiter aus dem Gleichgewicht. Der ruderte mit den Armen umher, während ihm die Winchester entglitt und den Hang hinunterrutschte.

Ohne Erbarmen drückte Lassiter den Stecher seines Revolvers durch, folgte Yeadons hektischen Bewegungen und feuerte noch zwei weitere Male.

Röchelnd stürzte der Halunke zu Boden, kippte über den Rand des Felsgrates und schrammte, sich zigfach überschlagend, den Hang hinab. Felsen und Geröll hatten blutige Striemen unter seiner zerrissenen Kleidung hinterlassen, als der Körper den Boden erreichte. Nicht weit von Lassiter entfernt hauchte er sein Leben aus.

Der Mann der Brigade Sieben schritt heran und schaute in die starr aufgerissenen Augen des Toten. »Du hast bekommen, was du anderen zugefügt hast«, sagte er ohne Mitleid. »Irgendwann hätte es dich ohnehin erwischt. Die Menschen dieses Landes sind bedeutend besser dran, dass es jetzt gewesen ist ...«

Lassiter warf die verbrauchten Patronen aus der Trommel seines Remingtons und befüllte sie wieder. Im Anschluss erklomm er den Hang und führte Yeadons Pferd zum Fuß der Felsenkette. Eine Decke und eine Satteltasche zog er unter dem toten Grauschimmel hervor und machte sich auf den Weg nach Süden. Dort galt es, einen weiteren Halunken ausfindig und im Auftrag von Washington dingfest zu machen. Vermutlich, so überlegte Lassiter, würde seine kommende Mission ihm nicht allzu viel abverlangen, denn ausnahmsweise handelte es sich nicht um einen mit allen Wassern gewaschenen Killer, den er aus dem Verkehr ziehen sollte.

Er hätte seine Annahme auf der Stelle bedauert, wäre ihm bewusst gewesen, was ihn erwartete ...

Ein heiteres Lächeln lag auf den Lippen von Walt Dawson. Die Arme auf dem Rücken verschränkt, wanderte er um den Kerl herum, der an einen Stuhl gefesselt war und einen feuchten Knebel im Mund hatte. Dawson befreite ihn von dem Knebel und wischte sich danach ein wenig angeekelt die Hand an seiner Hose ab. »Mr. Wilson«, sprach er zu seinem Gefangenen, »es hätte nicht soweit kommen müssen, aber Ihre Sturheit hat mir keine andere Wahl gelassen.«

»Ihr Mitleid können Sie sich in den Arsch schieben!«, platzte es aus Wilson heraus. Er war ein Mann um die fünfzig, besaß schütteres Haar und wirkte insgesamt recht kräftig. »Ihre Leute haben mich in meinem Haus überfallen, meine Frau und meine Kinder erschreckt! Sind das die Gepflogenheiten, die Sie als angesehener Mann dieser Gemeinde an den Tag legen?«

Dawson rückte die Aufschläge seines schwarzen Mantels zurecht und baute sich vor Wilson auf. »Ich habe Ihnen ein – für Ihre Verhältnisse – geradezu gönnerhaftes Angebot für Ihr Land gemacht«, meinte er im Plauderton. »Zudem weiß ich, dass Sie mit den Bankraten in Verzug sind. Ich könnte all Ihre Probleme auf einen Schlag beseitigen, aber Sie zeigen mir die kalte Schulter. Da ist es doch normal, dass ich mich mit Ihnen einmal ungestört unter vier Augen unterhalten möchte ...«

»Ich will nicht verkaufen!«, presste Wilson hervor. »Ich habe zu viel Geld und Arbeit investiert, um jetzt aufzugeben! Meine Familie verdient ein eigenes Heim! Sollen die anderen doch in die großen Städte ziehen – ich nicht!«

Ein leichtes Nicken bewegte Walt Dawsons Kopf. Äußerlich wirkte er, als würde er Verständnis für die Situation des Mannes aufbringen, doch seine nächsten Worte gingen in eine ganz andere Richtung. »Ich kann nicht erwarten, dass Sie Geschäfte, wie ich sie täglich tätige, verstehen«, begann er. »Sie besitzen ein einfaches Gemüt und kümmern sich um das Wohl Ihrer Lieben. Ich kümmere mich um mein Wohl und das meiner Nachkommenschaft. So verschieden sind wir also gar nicht.« Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Die Sache ist nur die, dass ich mein Wohl über Ihres stelle! Sie können mir noch so herzergreifende Geschichten erzählen – es könnte mich nicht weniger interessieren.«

Keuchend atmete Wilson ein und aus. »Sie sind kein Mensch!«, entfuhr es ihm. »Glauben Sie, ich weiß nicht, wen Sie schon alles auf dem Gewissen haben? Sie gleichen einer Heuschreckenplage, die das Land verwüstet! Ihre großen Vorbilder im Osten häufen unermessliche Reichtümer an und beuten dabei ehrliche Arbeiter aus! Und Sie sind keinen Deut besser! Mitgefühl ist Ihnen vollkommen fremd! Für Sie zählen nur harte Dollars! Wie Sie sie bekommen, ist Ihnen völlig gleich! Sie gehen über Leichen für Ihren Profit!«

»Das haben Sie treffend zusammengefasst«, gab Dawson zu. »Gleichzeitig sollte Ihnen damit die Aussichtslosigkeit Ihrer Lage bewusst werden. Die Sage von David gegen Goliath ist ein nettes Märchen, um Leuten wie Ihnen die Hoffnung zu vermitteln, sie könnten gegen Leute wie mich etwas ausrichten. Da muss ich Sie aber leider enttäuschen! Das Kapital bestimmt den Lauf der Dinge. Und Sie werden mir sicher zustimmen, dass Sie in dieser Liga auf verlorenem Posten stehen.«

Energisch zerrte Wilson an seinen Fesseln, gab diesen Versuch aber rasch auf. »Ich werde meinen Grund und Boden niemals an Sie verkaufen!«, stieß er aus. »Sie könnten mir mit dem Tode drohen, und es würde nichts an meiner Einstellung ändern!«