Lassiter 2783 - William Scott - E-Book

Lassiter 2783 E-Book

William Scott

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Beschreibung

Jeweils drei bis an die Zähne bewaffnete Reiter flankierten das leichte Fuhrwerk, über dessen Ladefläche eine verwitterte Plane gespannt war. Es bewegte sich rumpelnd und holpernd und mit quietschenden Achsen auf der staubigen Poststraße in Richtung Denver. Zwei weitere Bewaffnete ritten hinter dem Gefährt und schluckten den meisten Staub. Den Wagenbock teilten sich der Kutscher und ein Begleitmann, der eine Winchester in den Händen hielt. Auf der Ladefläche des Wagens stand eine große eisenbeschlagene Kiste. Sie enthielt Goldbarren für die Münzprägeanstalt in Denver im Wert von dreihunderttausend Dollar. Keiner dieser Männer ahnte, dass der Tod zu beiden Seiten der Straße auf den Kämmen der Hügel lauerte. Es waren sechs Banditen. Kalte Augen visierten über die Zieleinrichtungen der Gewehre die Männer an, die den Goldtransport begleiteten ...

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Schakale der Prärie

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Schakale der Prärie

von William Scott

Jeweils drei bis an die Zähne bewaffnete Reiter flankierten das leichte Fuhrwerk, über dessen Ladefläche eine verwitterte Plane gespannt war. Es bewegte sich rumpelnd und holpernd und mit quietschenden Achsen auf der staubigen Poststraße in Richtung Denver. Zwei weitere Bewaffnete ritten hinter dem Gefährt und schluckten den meisten Staub. Den Wagenbock teilten sich der Kutscher und ein Begleitmann, der eine Winchester in den Händen hielt.

Auf der Ladefläche des Wagens stand eine große eisenbeschlagene Kiste. Sie enthielt Goldbarren für die Münz-prä‍geanstalt in Denver im Wert von dreihunderttausend Dol‍lar.

Keiner dieser Männer ahnte, dass der Tod zu beiden Seiten der Straße auf den Kämmen der Hügel lauerte. Es waren sechs Banditen. Kalte Augen visierten über die Zieleinrichtungen der Gewehre die Männer an, die den Goldtransport begleiteten ...

Wildnis umgab den Zug. Es war ein heißer Tag, der Himmel war ungetrübt blau. Die pochenden Hufe der Pferde rissen kleine Staubwolken in die schier kochende Luft. Aufgewirbelter Staub markierte den Weg, den das Fuhrwerk und die Begleitmannschaft genommen hatten.

Mit dem Peitschen eines Schusses sackte der Kutscher auf dem Wagenbock zusammen, und in das Echo der Detonation hinein peitschte eine Salve aus den Gewehren der Banditen. Es hörte sich an wie das wütende Bellen einer außer Rand und Band geratenen Hundemeute.

Ein Hagelschauer aus Blei prasselte in die Senke. Die Begleiter des Goldtransports kamen gar nicht zum Denken. Die Banditen feuerten, bis auch der letzte Sattel leer gefegt und der Begleitmann des Kutschers tödlich getroffen kopfüber zwischen die Seile des Gespanns gestürzt war. Sogar einige Pferde waren zusammengebrochen.

Schrilles Wiehern stieg aus dem Durcheinander. Zwei, drei Pferde gingen von Panik erfasst durch. Die Pferde vor dem Fuhrwerk gebärdeten sich wie verrückt. Es gab weder Gnade noch Erbarmen.

Die Banditen wurden ausschließlich von Habgier, Brutalität und Skrupellosigkeit geleitet.

Die Detonationen verhallten in vielfältigen Echos, und lastende Stille senkte sich wie ein Leichentuch über das blutige Szenario. Pulverdampf wurde vom heißen Wind zerfasert. Das Blut der getöteten Männer versickerte im pulvertrockenen Staub.

Die Banditen rannten zu ihren Pferden, banden sie los, saßen auf und trieben sie in die Senke zwischen den Hügeln. Die Tiere schnaubten nervös, als ihnen der süßliche Blutgeruch in die Nüstern stieg. Ein reiterloses Pferd stand herum und peitschte nervös mit dem Schweif.

Zwei der Mörder saßen ab. Die beiden Gespannpferde hatten sich beruhigt, prusteten und stampften mit den Hufen. Der tote Kutscher wurde vom Wagenbock gezerrt, der Begleitmann, der zwischen die Leinen gestürzt war und vor den Rädern lag, wurde hervorgezogen.

Einer der Banditen rief rau: »Gregg und John, ihr übernehmt das Gespann. Wir ziehen nach Süden, in Richtung Santa Fé.«

Die beiden Genannten banden ihre Pferde an das Fuhrwerk und kletterten auf den Bock. Einer angelte sich die langen Zügel und ließ sie auf die Rücken der Kaltblüter im Geschirr klatschen.

Die Bande verließ den Schauplatz des blutigen Überfalls ...

Der Herbst und der Winter gingen vorüber, der Frühling erweckte die Natur zum Leben, und schließlich zog der Sommer ins Land.

Lassiter hatte zusammen mit einigen Texas Rangers am Pecos River eine Bande mexikanischer Grenzbanditen niedergekämpft und die Bravados der irdischen Gerechtigkeit zugeführt. Von Fort Stockton aus war er nach El Paso geritten, denn dort saß ein Verbindungsmann der Brigade Sieben, deren Köpfe von Washington aus agierten. Es war nicht auszuschließen, dass ein neuer Auftrag für ihn, den Agenten der Brigade Sieben, vorlag.

Es handelte sich um Bundesrichter Charles Isaak Newton. Der zweiundsechzigjährige weißhaarige Richter empfing Lassiter in seinem Büro. Sie saßen an einem Besuchertisch.

Der Richter hatte zwei Gläser mit bernsteinfarbenem Bourbon gefüllt, sie tranken sich zu, Charles I. Newton wies auf die offene Zigarrenkiste, die auf dem Tisch stand, und sagte: »Bitte, bedienen Sie sich, Mr. Lassiter.«

Lassiter ließ sich nicht zweimal bitten.

Auch der Richter zündete sich eine der dünnen Zigarren an, paffte eine Rauchwolke vor sich hin, um schließlich Lassiter darüber aufzuklären, in welcher Mission er in der nächsten Zeit unterwegs sein würde.

Es ging um geraubtes Münzgold im Wert von dreihunderttausend Dollar und um die Ermordung eines Agenten der Brigade Sieben, der der Lösung des Falles möglicherweise sehr nahe gewesen war.

»Zu nahe«, betonte der Richter. »So ist er einigen Leuten gefährlich geworden, und sie haben sich Tyler Morris kurzerhand vom Hals geschafft. Er wurde in Santa Fé auf dem Weg vom Hotel zum Mietstall aus dem Hinterhalt erschossen. Es liegen einige schriftliche Hinweise von Morris vor. Er hat mit einer Pinkerton-Agentin namens Shirley Williams zusammengearbeitet. Sie ist nach dem Mord an Morris nach Los Alamos geflohen und lebt dort unter dem Namen Cora Hamilton in einem Hotel, das ein Mexikaner namens Paco Fernandez betreibt. Wenn Sie sich der Lady nähern, sagen Sie nur: ›Das Ziel ist Denver.‹ Sie weiß dann, dass sie Sie nicht fürchten muss. Sie wird Ihnen einiges erzählen können, was für Ihre weiteren Ermittlungen von Bedeutung sein kann.«

»Okay«, sagte Lassiter. »Ich breche morgen auf.«

Am folgenden Morgen trat Lassiter den Weg von El Paso aus nach Los Alamos an. Er verzichtete darauf, zu reiten, sondern setzte sich in die Stagecoach, die nach Norden fuhr. Los Alamos lag etwa fünfunddreißig Meilen nordwestlich von Santa Fé.

Die etwa dreihundertdreißig Meilen bis Santa Fé würde Lassiter mit der Postkutsche zurücklegen können. In Santa Fé musste er sich ein Pferd, einen Sattel und ein Zaumzeug beschaffen. Sein Reisegepäck bestand aus einem Satteltaschenpaar und der Winchester.

Die staubige Poststraße verlief fast parallel zum Rio Grande, der hoch oben im Norden in den Rockys entsprang und tief im Süden in den Golf von Mexiko mündete.

Anderthalb Wochen später stieg Lassiter in Santa Fé aus der Concord. Es war eine große Stadt mit prachtvollen Straßen und einem ziemlich nüchtern gehaltenen Gouverneurspalast. Von der weitläufigen Plaza zweigten enge, verwinkelte Straßen und Gassen ab. Die meisten Gebäude waren aus Adobeziegeln errichtet.

Die Stadt vermittelte einen Hauch von Mexiko.

Der große Mann mit dem sandfarbenen Haar und den stahlblauen Augen schaute sich um.

Das Depot der Wells-Fargo-Company befand sich ziemlich am südlichen Stadtrand. Es war Mittagszeit, die heißeste Zeit des Tages, und auf den Straßen war kaum jemand zu sehen. Die Menschen hatten sich in die Kühle ihrer Behausungen zurückgezogen und hielten Siesta.

Ein Stück von der Postkutschenstation entfernt sah Lassiter zwischen zwei flachen Gebäuden, aus deren Frontseite die Dachsparren etwa einen halben Yard aus der Wand ragten, unter einem mit Ästen und Zweigen abgedeckten Sonnenschutz, der auf vier von der Hitze verkrümmten Stangen ruhte, drei Männer an einem Tisch sitzen und Karten spielen.

Er warf sich das Satteltaschenpaar über die linke Schulter, hielt es mit der linken Hand fest und stapfte über die Straße in Richtung der Kartenspieler. Ein Netz aus Licht und Schatten fiel auf sie, denn der primitive Sonnenschutz war alles andere als lichtundurchlässig.

Es waren Amerikaner. Sie hielten in ihrem Spiel inne, als Lassiter bei ihnen stehenblieb und grüßte. »Howdy, Gentlemen. Ich suche einen Mietstall, der Pferde verleiht. Können Sie mir helfen?«

Sie taxierten ihn unverhohlen. Ihre Gesichter blieben verschlossen. »Gehen Sie einfach die Straße stadteinwärts«, sagte schließlich einer der Männer. »Kurz bevor die Straße in die Plaza mündet, in der dritten Seitenstraße auf der rechten Seite finden Sie einen Stall.«

»Danke.« Lassiter wandte sich ab und stiefelte in die angegebene Richtung.

Tatsächlich fand er in der dritten Seitenstraße den Mietstall.

Zwanzig Minuten später verließ er ihn beritten wieder. Es war eine Fuchsstute, die er erstanden hatte. Es handelte sich um ein hochbeiniges Tier mit breiter Brust, die kräftige Lungen verriet.

Lassiter verließ die Stadt in Richtung Nordwesten. Das Terrain stieg an, denn Lassiter befand sich in den südlichen und westlichen Ausläufern der Sangre de Cristo Mountains.

Je höher Lassiter kam, umso heißer schien die Sonne auf ihn herunterzubrennen. Es war, als berührten Flammen sein Gesicht. Daher schonte er das Pferd, so gut es ging, legte Pausen ein und tränkte es bei jeder Gelegenheit.

Und so war es finster, als er Los Alamos erreichte. Es war eine kleine Stadt, wie Santa Fé ebenfalls im mexikanischen Stil gehalten. Aus einem Saloon sickerte das Klimpern eines Klaviers vermischt mit dem Durcheinander vieler Stimmen.

Vor dem Saloon standen etwa ein Dutzend Pferde am Holm. Die meisten der Häuser lagen im Dunkeln. Die große Plaza mit dem Brunnen in der Mitte lag im Mond- und Sternenlicht.

Langsam ritt Lassiter am Rand der Plaza entlang. Schließlich las er auf einem Schild, das über der Tür eines größeren Gebäudes angebracht war, das Wort »Hotel«. Er sagte sich, dass es in einem Nest wie Los Alamos sicherlich nur ein Hotel gab. Er saß davor ab.

Einen Hitchrack gab es nicht. Aber in die Außenwand des Gebäudes waren einige eiserne Ringe eingemauert, an denen Pferde festgebunden werden konnten.

Lassiter band die Fuchsstute fest, schnallte die Satteltaschen los und zog die Winchester aus dem Scabbard. Dann betrat er das Hotel.

Am Ende eines Ganges, der notdürftig von einer Lampe, die an der Wand befestigt war, beleuchtet wurde, sah er ein Pult, bei dem es sich wohl um die Rezeption handelte. In der Tat. Da stand eine Glocke, die einen metallisch-scheppernden Ton erzeugte, als Lassiter mit der flachen Hand draufschlug.

Irgendwo klappte eine Tür. Schließlich kam mit schlurfenden Schritten ein dicker Mann aus dem nur schwach beleuchteten Flur. »Hola, Señor. Brauchen Sie ein Zimmer?«

»Ganz recht«, antwortete Lassiter. »Außerdem steht draußen am Holm mein Pferd, und das benötigt einen Stall. Verfügt das Hotel über eine Unterstellmöglichkeit für meinen Vierbeiner?«

»Ich kümmere mich drum, Señor. Wie ist Ihr Name?«

»Lassiter.«

»Gracias, Señor Lassiter.« Der fette Mexikaner holte aus einem Schub des Pults einen Schlüssel und reichte ihn dem Agenten der Brigade Sieben. »Es ist das letzte Zimmer im Flur auf der linken Seite, Señor.«

»Danke.« Lassiter nahm den Schlüssel und schritt in den Flur hinein. Er fand das Zimmer, zündete das Talglicht an, das auf einem wackligen Tisch stand, verriegelte die Tür und begab sich schließlich zur Ruhe.

Der Körper forderte sein Recht ...

Der Frühstücksraum war mit vier Tischen ausgestattet, um jeden der Tische waren vier Stühle gruppiert. Es gab Kaffee, dazu eine Fajita, ein Gericht auf der Grundlage einer Tortilla, die mit gebratenem Rindfleisch belegt war.

Lassiter war eine ganze Weile der einzige Gast in dem Frühstücksraum.

Als er seine Fajita fast verzehrt hatte, erschien eine Frau – eine geradezu atemberaubende Frau. Sie hatte blondes Haar, das sie am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengesteckt hatte. Bekleidet war sie mit einem knöchellangen, hochgeschlossenen grünen Kleid, das ihre weiblichen Proportionen auf besondere Art zur Geltung brachte.

Ihr Gesicht bestach nicht nur durch seine Regelmäßigkeit, sondern auch durch Fraulichkeit und Rasse, die es verstrahlte. Das Beherrschende in diesem Antlitz waren die blauen Augen.

Ihr Hals war sonnengebräunt und schlank, die Linie des feingeformten Kinns makellos.

Lassiter konnte sich ihrer Faszination, ihrer Ausstrahlung, kaum entziehen.

»Guten Morgen«, grüßte sie und lächelte. Dieses Lächeln ließ ihren sinnlich geschnittenen Mund absolut verlockend erscheinen.

Lassiter erwiderte ihren Gruß. Er war sich sicher, Shirley Williams alias Cora Hamilton, die Agentin der Detektei Pinkerton, vor sich zu haben, die nach dem Mord an seinem Kollegen Tyler Morris Santa Fé verlassen und sich nach Los Alamos begeben hatte, um hier in der Versenkung zu verschwinden. Wahrscheinlich hatte sie auch auf der Abschussliste jener Leute gestanden, die Tyler Morris beseitigt hatten.

Sie setzte sich an den nächsten Tisch, auf dem schon eine Kaffeetasse bereitstand.

Der fette Mexikaner kam angeschlurft und stellte eine Kanne vor sie hin. »Buenos días, Señora«, grüßte der Hotelinhaber. »Darf Ihnen meine Gattin ebenfalls eine Fajita zubereiten?«

»Sicher, Paco. Mit viel Grünem Chili.«

Während sie das sagte, schaute sie Lassiter an.

Der Mexikaner verließ den Raum.

»Sie sind Cora Hamilton, nicht wahr?«, wandte sich Lassiter ohne Umschweife an die schöne, begehrenswerte Frau.

Das Aufblitzen in ihren Augen verriet sie. Sie hätte gar nichts mehr sagen müssen. Dennoch erwiderte sie: »Ja, das ist mein Name, Mister ...?«

»Lassiter.«

»Sind Sie zum ersten Mal in Los Alamos, Mr. Lassiter?«

»Das Ziel ist Denver«, versetzte der Agent der Brigade Sieben, ohne auf ihre Frage einzugehen.

»Ah, interessant.« Ihre Stimme sank herab, sie raunte Lassiter zu: »Kommen Sie nachher zu mir ins Zimmer, aber so, dass es unbemerkt bleibt. Es ist das zweite Zimmer auf der rechten Seite des Flurs. Klopfen Sie dreimal.«

Sie schenkte sich Kaffee ein.

Lassiter aß sein Frühstück fertig, goss sich aber noch eine Tasse Kaffee ein und zündete sich einen Zigarillo an. Er und Cora alias Shirley beachteten sich nicht mehr.

Der dicke Mexikaner brachte der Frau eine Fajita.

»Wo finde ich den Stall?«, fragte Lassiter. »Ich möchte nach meinem Pferd schauen.«

»Hinter dem Haus, Señor«, erhielt er zur Antwort.

Lassiter trank den Kaffee, drückte die Kippe des Zigarillos in einem Tonnapf aus, der als Aschenbecher auf dem Tisch stand, dann verließ er den Frühstücksraum und ging in den Stall.

Sein Pferd war gut versorgt, wie er feststellen konnte. Er gab dem Peon, einem etwa siebzehnjährigen Mexikaner, einen Dime und begab sich in sein Zimmer. Er ließ die Tür angelehnt, sodass er hören konnte, wenn Shirley ihr Zimmer aufsuchte.

Seine Geduld wurde auf keine allzu große Probe gestellt. Als er sie hörte, wartete er kurze Zeit, dann trat er auf den Flur, versicherte sich, dass er unbeobachtet war, huschte zu der von Shirley bezeichneten Tür und klopfte dreimal in schneller Folge ...

Sie öffnete sofort, er glitt ins Zimmer, und die schöne Frau drückte die Tür zu.

Sie setzte sich aufs Bett und wies auf einen der beiden Stühle bei dem kleinen, runden Tisch. »Setzen Sie sich, Lassiter.«

»Sie haben in Sachen Goldraub mit meinem Kollegen Morris zusammengearbeitet, Shirley«, eröffnete Lassiter das Gespräch. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie mit Ihrem Vornamen anrede?«, fragte er.

»Ganz und gar nicht.« Sie fixierte ihn mit unübersehbarem Wohlwollen, ein Blick, der Lassiter unter die Haut ging und sein Blut zur Wallung brachte. Er stellte sich vor, wie es wäre, diese Frau in den Armen zu halten. Der Gedanke löste ein geradezu unerträgliches Kribbeln in seinen Lenden aus.

»Haben Sie und Tyler eine Spur zu den Goldräubern aufgenommen?«

Shirley nickte. »Es ist eine Spur, die zu einem Syndikat führt, dessen Kopf ein Bundesrichter, der dem Gericht in Santa Fé vorsitzt, zu sein scheint. Eine Bande von Outlaws erledigt die Schmutzarbeit für das Syndikat. Zwei Namen von Kerlen, die zu den Banditen gehören, sind bekannt: Gregg Bannister und Stan Bailey. Die Bande operiert ebenfalls von Santa Fé aus. Es wird vermutet, dass das Gold, das im vergangenen Jahr geraubt wurde, verwendet wird, um einen Umsturz in New Mexico zu finanzieren.«

»Einen Umsturz?«, zeigte sich Lassiter ziemlich überrascht.

»Ja, allerdings ist alles ziemlich unkonkret und vage«, erwiderte Shirley. »Es herrscht in einigen Kreisen jedoch Unzufriedenheit mit Gouverneur Wallace. Unter seinem Vorgänger Sam Axtell waren Gewalt und Korruption im New Mexico Territorium an der Tagesordnung. Dagegen kämpft Wallace mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln an. Das passt einer Reihe von einflussreichen Leuten nicht, die ihre Pfründe gefährdet sehen.«

»Das heißt, man will Gouverneur Wallace aus dem Weg räumen und an seine Stelle einen Mann setzen, der Gewalt und Korruption duldet«, konstatierte Lassiter.

»Vieles deutet darauf hin«, antwortete Shirley. »Dass das Syndikat bei seinen Bestrebungen über Leichen geht, hat es auf blutige Art und Weise unter Beweis gestellt. Die Begleitmannschaft des Goldtransports wurde bis auf den letzten Mann ermordet. Ebenso Ihr Kollege Tyler Morris. Diejenigen, die dem Kartell angehören, sind skrupellos und brutal.«

»Sie haben befürchtet, dass es Ihnen ebenso ergeht wie Tyler, wie?«, fragte Lassiter.