Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In Lasst die Finger von ihr entfaltet Kai Kortmann einen packenden Psychothriller, der die Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. Die 31-jährige Biologin Michaela Siepmann ist Teil eines Forschungsteams auf einer abgelegenen Plattform in der Nordsee. Was als routinemäßiges Forschungsprojekt beginnt, wird durch eine Serie mysteriöser Todesfälle zu einem tödlichen Albtraum. Während ein schwerer Sturm das Team von der Außenwelt abschneidet, wird deutlich, dass der Mörder kein Fremder ist – er befindet sich unter ihnen. Michaela wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als sich die Spuren der Verbrechen zu ihrem Ex-Freund Markus Deckert führen. Doch Markus soll seit Jahren tot sein. Gefangen auf einer Plattform ohne Fluchtmöglichkeit und von einem unaufhaltsamen Täter gejagt, kämpft Michaela ums Überleben. Verrat, Rache und ein mörderisches Spiel führen zu einem explosiven Finale, bei dem Michaela bis an ihre körperlichen und emotionalen Grenzen geht. Kortmanns Thriller überzeugt mit psychologischer Tiefe, einer dichten Atmosphäre und unvorhersehbaren Wendungen, die die Leser immer wieder überraschen. Lasst die Finger von ihr ist eine Geschichte über Liebe, Besessenheit und den unbezwingbaren Überlebenswillen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Titel: Lasst die Finger von ihr
Autor: Kai Kortmann
Biografie:
Name: Kai Kortmann
Geburtsdatum: 14. April 1978
Geburtsort: Hamburg, Deutschland Beruf: Schriftsteller, Drehbuchautor,
Journalist
Frühe Jahre und Bildung
Kai Kortmann wurde in Hamburg geboren und wuchs in einer lebendigen Hafenumgebung auf, die ihn früh für Geschichten über Abenteuer,
Während seines Studiums arbeitete er als freier Journalist und veröffentlichte erste Essays und Kurzgeschichten in regionalen Zeitungen. Seine Artikel wurden für ihren präzisen Schreibstil und ihre emotionale Tiefe geschätzt, was ihm früh eine kleine, aber treue Leserschaft einbrachte.
Beginn
Nach seinem Studium konzentrierte sich Kortmann zunächst auf das Schreiben von Drehbüchern für deutsche Fernsehkrimis und Dramaserien. Seine Fähigkeit, vielschichtige Charaktere zu entwickeln und düstere, packende Handlungsbögen zu gestalten, brachte ihm schnell Anerkennung in der Branche. Besonders bekannt wurde er für seine Beiträge zu Serien wie Tatort und Der letzte Vorhang .
Sein Wechsel zum Schriftstellertum erfolgte 2012, als er beschloss, seine kreativen Ideen nicht länger den Zwängen des Fernsehens zu unterwerfen. Sein Debütroman, der Thriller Dunkelzeit , wurde von Kritikern gelobt und setzte sich schnell als Bestseller durch. Der Erfolg ermutigte ihn, sich vollständig auf ihn einzulassen
Schreibstil und Themen
Kai Kortmanns Werke zeichnen sich durch dichte Atmosphäre, vielschichtige Charaktere und psychologisch ausgefeilte Plots aus. Er beschäftigt sich häufig mit
Privatleben
Kai Kortmann lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einem Vorort
Kapitel 1: Sturm über der Plattform
Michaela Siepmann presste die Lippen fest zusammen und startete durch das kleine Fenster des Labors. Draußen tobte der Nordsee, ein unbarmherziges Chaos aus graugrünen Wellen, die haushoch gegen die Plattform peitschen. Der Regen trommelte wie Gewehrsalven gegen die Fensterscheibe, und der Sturm schien mit jeder Minute stärker zu werden. Die riesige Konstruktion unter ihren Füßen ächzte und schwankte, als sie jeden Moment von den Elementen verschlungen werden würde.
„Verdammt, haltet die Geräte fest!“ rief Dr. König, der Leiter des Forschungsprojekts, mit überschlagender Stimme. Er war ein großer Mann, dessen Autorität normalerweise für Ruhe sorgt, aber heute war es anders. Die Panik in seinem Blick spiegelte die Anspannung aller Widerstände wider.
Michaela sprang zu einem der Labortische und versuchte, einen wackelnden Ständer mit Reagenzgläsern zu stabilisieren. Ihre Finger waren klamm vor Nervosität, und der salzige Geruch von Meerwasser mischte sich mit der stechenden Note verschütteter Chemikalien. Um sie
herumzuschleichen Flaschen, Mikroskope und andere Ausrüstungsgegenstände lautstark auf den Boden.
„So ein Mist!“, murmelte sie und spürte, wie die Verzweiflung in ihr aufstieg. Sie wussten, dass das Forschungsteam seit Monaten auf die Ergebnisse angewiesen war, die sie hier sammelte. Doch jetzt, inmitten dieses Höllensturms, schien alles verloren.
Neben ihr kämpfte eine ihrer Kolleginnen, Lena, ebenfalls mit der chaotischen Situation. Lena war Mitte zwanzig und frisch aus dem Studium, eine der wenigen Frauen an Bord. Ihr blasses Gesicht zeigte, dass sie genauso überfordert war wie Michaela. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“ schrie sie gegen den tosenden Lärm des Sturms an.
„Keine Ahnung“, antwortete Michaela knapp, ohne aufzublicken. Deine Gedanken rasten. Sie hatten sich auf dieses Projekt gefreut, auf die Möglichkeit, die Meeresbiologie voranzubringen. Doch die ständige Enge auf der Plattform und die überwältigende Präsenz der männlichen Crew hatte ihr längst zugesetzt. Jetzt schien der Sturm alles noch unerträglicher zu machen.
Draußen war die Lage noch dramatischer. Karl Meinhardt, ein erfahrener Mechaniker, kletterte auf die oberste Plattform, um ein verrutschtes Bauteil zu sichern. Der Wind zerrte an seiner Regenjacke, und seine Bewegungen waren schwerfällig, doch er ignorierte die Gefahr. Seine Kollegen hatten ihn gewarnt, nicht hinausgegangen, aber Karl war ein Mann, der Pflichten ernst nahm.
Plötzlich hörte Michaela ein markerschütterndes Knirschen. Es kam von irgendwo über sie. Sie hielt inne, spürte, wie ihr Herzschlag einen Moment aussetzte. Dann ein dumpfer Schlag, gefolgt von Schreien. „Oh mein Gott!“ rief Lena und rannte zum Fenster.
Michaela folgte ihr und sah darüber hinaus. Der schwere Kranarm, der am Rand der Plattform befestigt war, lag nun zerschmettert auf dem Deck. Direkt darunter erkannte sie den reglosen Körper von Karl. Seine leuchtend gelbe Jacke war halb von Stahltrümmern verdeckt, aber es bestand kein Zweifel – er war tot.
„Scheiße!“ flüsterte Michaela und drehte sich mit schwindeligem Kopf von der Szene weg. Die Realität des Moments traf sie mit voller Wucht. Karl, der Mann, der am Abend zuvor noch gelacht und Geschichten von seinen Abenteuern erzählt hatte, war nicht mehr. Ihr Magen zog sich zusammen, und Tränen brannten hinter ihren Augen, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
Dr. König stürmte ins Labor, seine Miene düster. „Wir müssen das Deck sichern. Das war erst der Anfang, wenn das hier so weitergeht, verlieren wir die ganze Plattform!“
Michaela wollte etwas sagen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ihre Gedanken waren bei Karl, bei seiner Familie. Hatte er Kinder? Eine Frau, die nun auf eine Nachricht wartete, die sie niemals erhalten wollte?
„Komm schon, Michaela“, sagte Lena und legte ihre eine Hand auf die Schulter. „Wir können nichts mehr für ihn tun.“ Wir müssen hier drin weitermachen.“
Michaela nickte mechanisch, obwohl alles in ihr sich dagegen sträubte. Mit zittrigen Händen griff sie nach den verstreuten Geräten und half dabei, sie zu sichern. Doch ein dumpfer Schmerz in ihrer Brust blieb. Sie wusste, dass der Sturm nicht nur die Struktur der Plattform bedrohte. Er hatte bereits etwas viel Größeres zerstört: den dünnen Faden aus Vertrauen und Sicherheit, an den sie sich so lange geklammert hatte.
Kapitel 2: Ein neuer Tag
Die Sonne schien durch das kleine Bullauge von Michaela Siepmanns Kajüte und legte sich in goldenen Streifen auf die unordentliche Decke ihres Bettes. Sie blinzelte, drehte sich um und wollte sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen. Doch irgendetwas zwang sie, die Augen offen zu halten. Die Stille war fast unheimlich – so anders als der ohrenbetäubende Sturm des Vortags.
War das alles nur ein Traum gewesen? Ein Albtraum, der jetzt, im Licht des neuen Tages, verschwunden war?
Michaela setzte sich langsam auf, ihr Körper fühlte sich schwer und müde an. Sie griff nach ihrer Zahnbürste und begann sich routiniert die Zähne zu putzen, während ihre Gedanken unaufhörlich um den gestrigen Tag kreisten. Der Sturm, das Chaos im Labor, der Unfall... Karl. Ihre Hände zitterten leicht, als sie sich schließlich anzog. Sie zog eine saubere Hose und einen Pullover aus dem winzigen Schrank und zwang sich, einen Schritt vor den anderen zu setzen, als sie ihre Kajüte verließ.
Doch schon im Korridor holte sie die Realität ein. Überall herrscht Chaos: zerbrochene Lichter an der Decke, der Geruch von Salzwasser und verschütteten Chemikalien, verstreute Kisten und Werkzeuge. Die Plattform schien sich über Nacht kaum erholt zu haben. Michaela empfand einen dumpfen Knoten in ihrer Magengrube, aber sie schüttelte den Kopf. Du musst weitermachen , sagte sie sich.
Als sie das Deck erreichte, schlug ihr der salzige Geruch der Nordsee entgegen. Der Himmel war klar, die See glatt wie ein Spiegel – eine trügerische Ruhe, die sie schnell wütend machte. Sie hatte sich an die gewaltige Macht des Sturms gewöhnt, und jetzt schien die Welt so ruhig, als wäre nichts geschehen. Doch die Wahrheit war eine andere.
Vor ihr arbeiteten mehrere Mechaniker daran, die Überreste des umgestürzten Kranarms wegzuziehen. Es war eine mühselige, zermürbende Arbeit. Michaela wollte sich abwenden, als sie plötzlich bemerkte, war unter den Trümmern lag. Oder besser gesagt: wer.
Ein leises Keuchen entkam ihrer Kehle, als sie sah, wie Karls deformierte Leiche vorsichtig an den Rand des Decks getragen wurde. Seine gelbe Jacke war blutverschmiert, sein Gesicht nicht mehr zu erkennen. Die Männer trugen ihn mit einer Mischung aus Respekt und Eile, um ihn für den Hubschrauber vorzubereiten, der ihn und die Trümmerteile aufs Festland bringen sollte. Michaela überraschte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Der Kaffee, den sie sich holen wollte, war plötzlich keine Option mehr.
„Alles in Ordnung, Michaela?“ Lena tauchte hinter ihr auf, ihre Augen müde und rot von der kurzen Nacht. Michaela nickte stumm, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
„Er war... gestern noch hier“, brachte sie schließlich hervor. Ihre Worte klingen hohl, und Lena legte ihr eine Hand auf den Arm. „Ich weiß“, flüsterte sie. „Aber wir können nichts mehr tun. Die Arbeit muss weitergehen. Du weißt, wie die Geldgeber sind.“
Michaela nickte widerwillig und wandte den Blick ab, während die Männer den Körper auf eine Trage legten. Die Rationalität hinter Lenas Worten war unbestreitbar. Trotz des Verlusts und des Chaos ging es bei diesem Projekt um Millionenbeträge und ambitionierte Forschungsergebnisse. Ein neuer Mechaniker war bereits auf dem Weg hierher, zusammen mit Ersatzteilen und Reparaturmaterialien.
Im Labor war der Anblick ebenso ernüchternd. Überall zerbrochene Geräte, verschüttete Flüssigkeiten und verstreute Unterlagen. Michaela griff nach ihrem Laptop, der in einer Pfütze aus Regenwasser und Chemikalien lag. Sie öffnete ihn vorsichtig – das Display war gesprungen, aber der Bildschirm leuchtete auf. Er funktionierte noch. Ein kleiner Hoffnungsschimmer inmitten des Chaos.
„Na wenigstens etwas“, murmelte sie, während sie ihre Dateien überprüfte. Zu ihrer Erleichterung waren die Messergebnisse intakt. Sie kopierten sie sofort auf einen USB-Stick und verstauten diesen in ihrer Tasche, bevor sie begann, die Überreste ihres Arbeitsplatzes aufzuräumen. Jeder Handgriff war mechanisch, fast meditativ, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm, der so laut war wie der, der die Plattform gestern heimgesucht hatte.
Am Nachmittag landete schließlich der Hubschrauber. Michaela stand in sicherer Entfernung und beobachtete, wie Karl auf die Trage geladen und in den Heli geschoben wurde. Kurz darauf stieg ein großer, breitschultriger Mann aus – Harald Lamprecht, der neue Mechaniker. Er war 34 Jahre alt, trug eine schwarze Tasche und einen entschlossenen Gesichtsausdruck.
„Hi, ich bin Harald“, stellte er sich später in der Kantine mit einem festen Händedruck vor. Seine Hände waren rau, seine Stimme tief und ruhig. Michaela musterte ihn vorsichtig. Etwas an ihm wirkte, als er solche Situationen schon oft erlebt hatte.
„Michaela, Biologin“, antwortete sie. Er nickte, und sie spürte ein flüchtiges Gefühl von Erleichterung. Vielleicht war er genau das, was die Mannschaft jetzt brauchte: Jemanden, der mit Ruhe und Stabilität mitbrachte. Sie tranken zusammen einen Kaffee, und Michaela war überrascht, wie leicht ihr das Gespräch mit ihm fiel. Harald erzählte ihr von seiner Erfahrung auf Ölplattformen und schien die Schwere des Vortags mit Respekt, aber auch mit Pragmatismus zu betrachten.
„Man muss weitermachen, egal wie schwer es wird“, sagte er einmal. Michaela nickte, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie seine Haltung wirklich teilen konnte.
Am Abend kehrte Michaela in ihre Kajüte zurück, erschöpft, aber mit einem Hauch von Hoffnung, dass der nächste Tag besser werden könnte. Doch als sie das Licht einschaltete, hielt sie abrupt inne. Auf ihrem Kopfkissen lag eine kleine Schokoladentafel.
Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie hatte keinen Zweifel: Das war nicht dort gewesen, als sie die Kajüte am Morgen verlassen hatte. Langsam trat sie näher und starrte die Schokolade an, als wäre sie ein wildes Tier.