Lauras Mercedes - Johannes Girmindl - E-Book

Lauras Mercedes E-Book

Johannes Girmindl

0,0

Beschreibung

Stellen Sie sich vor, sie wachen auf und bemerken, dass sie ganz alleine sind. Was bleibt ihnen anderes übrig, als am Abend wieder ins Bett zu gehen. Noch verwirrender aber ist es, wenn hinter ihrem Haus eine Leiche gefunden wird und die Polizei schon vor der Türe steht, niemand aber weiß, wer den Toten gemeldet hat. Andererseits gibt es aber auch die Ereignisse, die sich wie zufällig ergeben, beispielsweise während die Zimmer eines Hotels, das seine besten Tage schon hinter sich hat, gereinigt werden, oder aber bei der Warenausgabe. Sieben Erzählungen von Johannes Girmindl

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 81

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Mit dem Einschlag einer Kugel

Lauras Mercedes

Rastplatz

Expedit

Die Rüdin

Der stumme Diener

Frischwasser

Mit dem Einschlag einer Kugel

Ich lag den ganzen Tag über am Pool, rauchte und trank und hatte Sex. Ansonsten schlief ich. Früh morgens joggte ich eine kleine Runde um die Anlange, um nicht ganz aus der Form zu kommen, in meinem Beruf käme ein Abfallen der Kondition, einer Pensionierung gleich. Dann frühstückte ich eine Kleinigkeit und setzte mich, mit einer Illustrierten und einem Glas Gin Tonic, an den Pool. Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft. Im Laufe des Vormittags kam dann auch Vivian herunter. Sie schlief jeden Tag bis in die Puppen. Ich war mir gar nicht sicher, ob sie frühstückte. Ich sah sie, wie sie den Pool entlanglief. In ihrem knappen Bikini konnte sie nichts verstecken, vor allem keine Waffe. Bis auf jene, die sie einem ohnehin offenbarte, und gegen die ich, ehrlich gestanden, auch machtlos war. Die letzten Tage hatte sie sich, nachdem sie zum Pool herunter gekommen war, umgehend auf mich gesetzt, ihr knappes Höschen ein wenig zu Seite geschoben, und mich in sich aufgenommen. Ich genoss es. Alles was ich zu tun hatte, war darauf zu achten, dass ich nicht aus ihr herausglitt. Ansonsten hatte ich den Ablauf schon verinnerlicht. Nachdem ich gekommen war, stieg sie von mir herunter, gab mir einen Kuss auf die Stirn und sprang ins Wasser. Sie schwamm einige Bahnen, dann entstieg sie, anmutig und leicht wie eine Gazelle, dem Pool und stellte sich unter die Dusche. Ich konnte nicht anders, als hinsehen. Mit diesem Körper würde sie noch viele Jahre durchkommen, was später sein würde, konnte ich nicht einschätzen. Die Zeiten änderten sich mittlerweile so rasant, dass eine seriöse Prognose einfach nicht mehr möglich war. Früher einmal hatte man sich darauf verlassen können, dass man ein paar gute Jahre hinter sich zu bringen hatte, um dann die Früchte seiner Arbeit genießen zu können. Ja, ich hatte einiges auf der hohen Kante, aber dass ich mich in absehbarer Zeit zur Ruhe würde setzen können, davon konnte keine Rede sein. Erst einmal Urlaub, erst einmal abschalten. Und das konnte ich mit Vivian ausgezeichnet. Sie war eine, die den Schalter umlegen konnte, und einem hart arbeitenden Mann wie mir, eine Auszeit so schmackhaft wie nur möglich machen konnte. Apropos schmackhaft; Vivian schmeckte ein wenig nach Erdbeeren. Sie können sich jetzt aussuchen, wie ich das meine, es trifft wohl beides zu. Wie genau sie das anstellte, war mir ein Rätsel. Doch ich schwieg und genoss. Und ich bezahlte natürlich. Und warum auch nicht. Meine Auftraggeber, und es waren hauptsächlich Männer, wenn auch nicht nur, bezahlten auch für meine Dienste. Und ab einer gewissen Liga, ging es gar nicht darum, eine Dienstleistung anzubieten und entlohnt zu werden. Es ging um Kunst, es ging um Befriedigung. Es ging darum, sich den Herausforderungen zu stellen, die einen weiterbrachten, und dafür wurde man auch noch bezahlt. Besser konnte man es gar nicht treffen. Und genauso, wie Vivien eine der besten auf ihrem Gebiet war, genauso war ich einer der besten auf meinem. Und das wussten all jene, die es sich leisten konnten, mich zu engagieren. Ich hatte wieder einmal einen Auftrag zur meiner vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Hatte meinen Kontostand geprüft, und mich dazu entschlossen, endlich mal Ferien zu machen. Ich musste wieder mal ein wenig abschalten, ein wenig Abstand vom Alltag bekommen. Und das versuchte ich, äußerst erfolgreich, wenn ich das so sagen darf, hier mit Vivian.

Wir saßen beim Mittagessen, Vivian stocherte ein wenig in ihren Lachsnudeln umher, ich schnitt mir mundgerechte Stücke von meinem Steak ab und wir sprachen nicht viel. Es war genauso wie ich es mochte. Ich warf einen Blick über den Pool hinweg aufs Meer, sah den Palmen zu, wie sie sich sanft in der leichten Brise wiegten und nahm einen kräftigen Schluck von meinem kühlen Bier. Vivian nippte an ihrem Champagner. Jetzt trank sie ihn auch einmal. Ansonsten war ich es von ihr gewohnt, dass sie ihn zwischen ihren perfekten Brüsten, über ihren Bauch, hinablaufen ließ. Ich bekam ihn erst, wenn er zwischen ihren Schenkeln angekommen war. Und da wären wir wieder bei den Erdbeeren, die nun auch, als Nachtisch, serviert wurden. Aber ich möchte sie nicht mit unserer Speisenfolge langweilen. Vivian rekelte sich nach dem Essen am Pool, warf mir noch einen Kussmund zu, bevor sie sich hinter einer überdimensionierten Sonnenbrille versteckte und ihr Mittagsschläfchen hielt. Diese Frau konnte schlafen, so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Ich machte einen kleinen Verdauungsspaziergang und war froh, dass ich alleine war. Ich ordnete meine Gedanken, überlegte mir kurz, wieviel Aufträge ich noch zu erledigen hatte, um mir ernsthaft überlegen zu können, wo ich den Rest meines Lebens verbringen wollen würde. Dabei spazierte ich zwischen den Felsen auf einem schmalen, aber gut angelegten, und vor allem gepflegten, Weg dahin. Der Wind ließ die Hitze erträglich scheinen und ich setzte mich alsbald auf eine strategisch ausgezeichnet positionierte Bank, von der ich einerseits mein Haus, den Pool, sowie auch Vivien sehen konnte. Was wohl in ihrem Kopf so vor sich ging. Allzu viel war es wahrscheinlich nicht. Ich wollte sie nicht unterschätzen, was sie mir aber bisher geboten hatte, war auf einem Gebiet grandios und nahezu göttlich gewesen, ansonsten aber, hatten wir bisher nicht einmal eine halbwegs annehmbare Konversation führen können. Andrerseits, warum ich sie mitgenommen hatte, war nicht, um mit ihr tiefschürfende Gespräche zu führen. Was war ich doch für ein Narr. Ich war mit einer der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte, auf dieser Insel im Süden und machte mir Gedanken über ihren Intellekt. Es war offensichtlich Zeit an meinem eigenen zu zweifeln. Ich stand wieder auf, nachdem ich lange genug aufs offene Meer gestarrt hatte und ging den schmalen Weg zwischen den Felsen wieder zurück. Vivien schwamm wieder. Ich wartete an der Leiter und sah ihr zu, wie sie aus dem Wasser stieg und hielt ihr ein Badetuch hin. Sie trocknete zuerst ihr Gesicht ab. Es war eines dieser Gesichter, welches einen aus einer Unzahl an Illustrierten und Zeitgeistmagazinen anlächelte. Das perfekte, symmetrischste Gesicht, das man sich nur vorstellen konnte. Halbwertszeit zirka einen Monat, dachte ich bei mir, dann würde ich mich daran sattgesehen haben. Wenn es nicht mehr als Schönheit gab, war eine gemeinsame Zukunft ohnehin fragwürdig. Wobei, mit mir würde es derzeit ohnehin keine Zukunft geben. Ich lebte im Hier und Jetzt und verschwendete auch keine Gedanken an die Vergangenheit. Mit dem Einschlag einer Kugel, war die Sache für mich erledigt. Ich folgte Vivien ins Haus. Geübt entledigte sie sich auf dem Weg ins Wohnzimmer, des Oberteils ihres Bikinis. Dann ließ sie sich auf der Chaiselongue nieder, streckte ihre Beine kerzengerade in die Höhe und zog sich das Höschen aus. Ich hatte schon auf dem Weg ins Haus damit zu kämpfen gehabt, den Zustand meiner Erregung ein wenig zu verbergen, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, wenn man so will. Mein Hemd lag vor der Terrassentür und nur mit Hose bekleidet, stand ich letztendlich vor Vivien. Sie setzte sich auf und öffnete langsam die Knöpfe meiner Hose. Vivian wusste genau, was sie zu tun hatte, um mich verrückt zu machen. Sie konnte nicht nur gekonnt ihre Zunge kreisen lassen, sondern sie setzte auch ihre Zähne ein, tat, wonach ihr der Sinn stand und stoppte, gerade noch im richtigen Moment. Sie lächelte zu mir hoch und stand auf. Dann packte sie mich an den Schultern, warf mich auf die Couch und setzte sich auf mich, wie sie es schon am Vormittag unten am Pool getan hatte. Mit sachten, rhythmischen Bewegungen, mit einem Anblick, welchen zu beschreiben, mir unmöglich scheint, brachte sie mich, langsam aber sicher, stöhnend zum Höhepunkt. Mit dem Ausdruck dümmlicher Glückseligkeit, ließ ich mich zurückfallen. Viviane stieg von mir herab und machte sich auf, in Richtung Badezimmer. Kurz darauf lief die Dusche. Ich warf einen Blick zur Seite, sah auf die Terrasse und stellte mir die Frage, ob ich es heute nochmal bringen würde. Sehen sie, das sind die Gedanken, die einem nach solch einem Erlebnis, durch den Kopf gehen. Wohl sehr einfache Gedanken eines Mannes, der nicht genug bekommen kann. Und man macht sich wohl nie darüber Gedanken, welche Gedanken, seine letzten einmal sein würden. Meine letzten Gedanken waren, ob ich es wohl heute nochmal bringen würde. Aus dem Ausgenwinkel sah ich Vivian wieder aus dem Badezimmer kommen. Sie hatte sich nach dem Duschen nichts angezogen. Nicht einmal ihren Bikini, in dem sie nichts verstecken konnte. Schon gar nicht die Pistole, die sie jetzt in ihrer rechten Hand hielt und damit auf mich zielte. Ich hörte keinen Schuss, während ich meinen Kopf zu ihr drehte. Den Einschlag selbst, spürte ich fast nicht. Ich war auf der Stelle tot.

Lauras Mercedes

Er sah aus dem Küchenfenster. Lauras Mercedes stand in der Einfahrt. Die Kaffeemaschine tat das, was sie tun sollte. Er wandte seinen Blick vom Küchenfenster ab und dachte kurz nach. Laura war offensichtlich nicht mit dem Auto ins Büro gefahren; ins Büro musste sie aber gefahren sein, sonst wäre sie noch hier. Üblicherweise stand sie immer eine Stunde vor ihm auf und hatte das Haus meist auch schon verlassen, wenn sein Wecker läutete. Im Schlafmantel stand er an der Küchenzeile, rührte Milch und Zucker in seinen Espresso und legte, als er fertig war, den Löffel in die Abwasch. Dann setzte er sich an den Küchentisch und trank in kleinen Schlucken seinen Kaffee, während er ein Magazin durchblätterte. Faszinierend, wie sie es immer wieder schafften, die weite Welt auf ein paar wenigen Seiten einzufangen und so in jeden