Laurins Vermächtnis - Robert Biegert - E-Book

Laurins Vermächtnis E-Book

Robert Biegert

4,7

Beschreibung

Greta Baladier und Matthias Jäger sind ein ungleiches Paar. Sie ist seit ihrer Jugend eine Getriebene, verfolgt von den Geistern ihrer Vorfahren. Er dagegen ruht in sich selbst. Seine Herkunft und seine Verwurzelung in der Südtiroler Heimat geben seinem Leben ein Fundament. Doch dann geschieht etwas, was dieses Fundament zum Bröckeln bringt. Matthias muss nun eine Geschichte aufklären, von der er lieber nie erfahren hätte, und Greta muss entscheiden, ob sie ohne Bedingungen an seiner Seite bleibt. Diese Geschichte – es geht um Liebe, Freundschaft, ein streng gehütetes Familiengeheimnis und Verrat – ist eng verwoben mit den historischen Ereignissen der Vergangenheit. Der Autor legt geschickt zwei Ebenen aufeinander und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die deutsche und Südtiroler Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis in die fünfziger Jahre. "Laurins Vermächtnis" handelt auch davon, dass niemand hinter eine einmal gewonnene Erkenntnis zurück kann, auch wenn er es sich noch so sehr wünscht.

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Ähnliche


Robert Biegert

Laurins Vermächtnis

Roman

BsB

BestSelectBook Digital Publishers

© 2015

Alle Rechte by

BestSelectBook_Digital Publishers

München

www.bestselectbook.com

ISBN 978-3-86466-281-2

Zum Buch

Greta Baladier und Matthias Jäger sind ein ungleiches Paar. Sie ist seit ihrer Jugend eine Getriebene, verfolgt von den Geistern ihrer Vorfahren. Er dagegen ruht in sich selbst. Seine Herkunft und seine Verwurzelung geben seinem Leben ein Fundament.

Doch dann geschieht etwas, was dieses Fundament zum Bröckeln bringt. Er muss nun eine Geschichte aufklären, von der er lieber nie erfahren hätte, und sie muss entscheiden, ob sie ohne Bedingungen an seiner Seite bleibt.

"Laurins Vermächtnis" handelt unter anderem davon, dass niemand hinter eine einmal gewonnene Erkenntnis zurück kann, auch wenn er es sich noch so sehr wünscht.

Zum Autor

Robert Biegert wurde 1962 in München geboren. Nach dem Studium der Geschichte und der Politischen Wissenschaften arbeitete er viele Jahre als Journalist bei Zeitungen, beim Radio und Fernsehen. Ursprünglich hatte er vor, das bis zum Ende seiner Tage zu machen. Aber dafür hätte er irgendwann von Nachrichten auf "Infotainment” und von Reportage auf "Docutainment" umsatteln müssen. Das überließ er dann doch lieber anderen. Heute betreibt er das kleinstmögliche Taxiunternehmen: Ein Auto, ein Fahrer - und der ist er selbst. Die Beförderung wird per Taxameter abgerechnet, Hilfe, Trost und ein offenes Ohr während der Fahrt gibt es ... nicht umsonst, aber kostenlos. Seinen Fetisch für Sprache und Inhalte lebt Robert Biegert aus, indem er schreibt und die "Süddeutsche Zeitung" zum Frühstück nicht liest, sondern isst. Außerdem arbeitet er als Coach und Sprecher.

Website: www.wortsatzundsinn.de

Mail: [email protected]

1.Kapitel

Gretas Oberschenkel unter der Bettdecke fühlte sich gut an, warm und weich. Seine Hand auf ihrer Haut bescherte Matthias Jäger fast jeden Morgen ein Gefühl von Vertrautheit und Zärtlichkeit und meistens die erste Erektion des Tages.

Die Augenblicke nach dem Aufwachen waren immer wieder aufs Neue die Schönsten. Wenn Greta noch schlief, betrachtete er eine Zeit lang ihr Gesicht und ihre wüstensandfarbenen Haare; wegen solcher Haare muss das Wort „wuschelig“ erfunden worden sein. Er schaute sie so lange an, bis sie die Augen öffnete, die so blau waren, dass er sich gar nicht daran sattsehen konnte. Dann lächelte Greta, schlang ihre Arme um Matthias‘ Kopf und zog sein Gesicht an ihre noch nachtwarmen Brüste – fast jeden Morgen. Diese Augenblicke hatten ihn sonst immer spüren lassen, dass es das Leben gut mit ihm meinte. Und wenn er doch einmal haderte, mit sich, mit Gott und der Welt, mit den Dingen, so wie sie waren, dann nahm Greta sein Gesicht in die Hände, küsste es und sagte: „Ach Mattes, das wird schon wieder.“

Aber an diesem Morgen, der bereits ein Vormittag war, wie Matthias mit einem Blick auf den Wecker feststellte, fühlte es sich nicht so an. Nichts würde wieder, nicht wieder so, wie es bis gestern gewesen war. Genauer gesagt: nicht wieder so, wie Matthias Jäger bis gestern gedacht hatte, dass es war.

Greta schlief tief und fest. Sie war mit ihrer Freundin Daniela, die sie seit den Zeiten des Stuttgarter Tennisinternats kannte, in Bozen beim Tanzen gewesen und noch später nach Hause gekommen als er.

Er dachte an den gestrigen Abend, daran, was seine Großmutter zu ihm gesagt hatte, schaute auf seine schlafende Freundin und musste an die Artikel denken, die eine französische Sportzeitung und ein Nachrichtenmagazin im vergangenen Jahr über sie geschrieben hatten. Greta hatte sich geweigert, die Berichte zu lesen, aber Matthias hatte sie trotzdem aufgehoben. Er schlüpfte aus dem Bett, setzte sich an den Schreibtisch am Fenster und zog die Mappe mit den Blättern aus der Schublade.

L‘Équipe, 5. Juni 2008

Die French Open werden von einem schweren Zwischenfall überschattet. Zum ersten Mal in der Geschichte des Profi-Tennis hat eine Spielerin einen Zuschauer angegriffen und verletzt. Das gestrige Viertelfinal-Match zwischen Greta Baladier und Olga Nemtschowa lief erst wenige Minuten, als die Französin nach einem leichten Ballverlust unvermittelt auf einen Mann in der ersten Reihe des Center Courts zulief und ihn mit ihrem Schläger attackierte. Noch bevor zwei Ordner einschreiten konnten, hatte die 29-Jährige den Zuschauer zwei Mal getroffen. Das Opfer erlitt eine Platzwunde am Kopf und einen Schlüsselbeinbruch.

Noch ist unklar, was zu dem Zwischenfall führte. Mehrere Zuschauer wollen gehört haben, dass der Mann in der ersten Reihe Baladier etwas zurief. Die Spielerin selbst äußerte sich nicht. Sie ließ sich von den Ordnern vom Platz führen und verließ sofort anschließend das Stadion. Greta Baladier muss mit einer Strafanzeige des Opfers und mit Sanktionen der Verbände rechnen.

L‘Équipe, 8. Juni 2008

Die Karriere von Greta Baladier ist wahrscheinlich zu Ende. Am Schlusstag des Tournoi de Roland Garros zog die Fédération Française de Tennis Konsequenzen aus dem beispiellosen Zwischenfall während des Viertelfinals zwischen Baladier und ihrer ukrainischen Konkurrentin Olga Nemtschowa. Die FFT schloss die 29-Jährige für drei Jahre von allen Profiturnieren auf französischem Boden aus und warf sie aus dem Fed-Cup-Team. Eine Entscheidung des Tennis-Weltverbandes steht noch aus. Beobachter erwarten, dass der Verband sich dem Urteil im Grundsatz anschließen und die Französin für die Grand Slam Turniere der kommenden drei Jahre sperren wird.

Baladier hatte während des ersten Satzes einen Zuschauer in der ersten Reihe mit ihrem Schläger angegriffen und diesem dabei eine Platzwunde am Kopf und einen Schlüsselbeinbruch zugefügt. Wie mehrere Zeugen mittlerweile übereinstimmend berichteten, hatte das Opfer, ein 32 Jahre alter Buchhändler aus dem elsässischen Colmar, der Spielerin nach einem leichten Ballverlust zugerufen: „Ihr steht immer zu weit rechts, das ist eine Familienkrankheit bei Euch.“

Damit bezog sich der Mann, der sich zuletzt auf der Liste der Parti Socialiste erfolglos um ein Stadtratsmandat in Colmar beworben hatte, ganz offenbar auf Baladiers Herkunft.

Die 29-jährige aus Orsay bei Paris ist die Tochter des Journalisten Pierre Baladier, der der Front National nahesteht, und dem enge Kontakte zum FN-Vorsitzenden Jean-Marie le Pen nachgesagt werden. Greta Baladiers Großeltern mütterlicherseits sind der 1946 hingerichtete britische Faschist William Joyce und Unity Mitford. Mitford war in den 30er Jahren als Verehrerin Adolf Hitlers bekannt geworden. Nach der Kriegserklärung Londons an das nationalsozialistische Deutschland verübte Mitford in München einen Selbstmordversuch, an dessen Spätfolgen sie 1948 starb.

Greta Baladier selbst hat sich nie öffentlich zu politischen Themen geäußert. Es ist lediglich bekannt, dass sie ihr Elternhaus schon als Jugendliche verließ und an ein Tennisinternat nach Deutschland ging.

Die Sportlerin hält sich seit dem vergangenen Mittwoch an einem unbekannten Ort auf. Neben den Verbandssanktionen muss sie wegen des Angriffs auf den Zuschauer auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Das mit den strafrechtlichen Konsequenzen war dann nicht so wild. Der Zuschauer hat sich sogar bei Greta entschuldigt für seinen Ausfall, sie wiederum hat ihm ein Schmerzensgeld gezahlt und wurde zu einer Bewährungsstrafe und einer Spende an eine wohltätige Einrichtung verurteilt.

Aber ihr Leben war nicht mehr das gleiche. Ihre Sportkarriere war vorbei. Stattdessen war sie zum Gegenstand zeitgeschichtlicher und psychologischer Betrachtungen geworden. Ein halbes Jahr nach dem Turnier-Zwischenfall war in dem französischen Nachrichtenmagazin „Le Miroir“ ein langer Artikel über Gretas ungewöhnlichen Familien-Hintergrund erschienen; auch den kannte sie nur vom Hörensagen.

An einem anderen Tag wäre Matthias wieder zurück ins Bett geschlüpft, hätte seine Hand wieder auf Gretas warmen Oberschenkel gelegt. Aber an diesem Tag trieb ihn etwas um. Er schlüpfte in seine grauen Hüttenschuhe und den dunkelroten Frotteebademantel, den ihm Greta zu Weihnachten geschenkt hatte, obwohl er wusste, dass Rainer es hasste, wenn er, ohne „ordentlich“ angezogen zu sein, durch das Hotel lief. Aber noch im Laufe dieses Tages sollte auch Rainer Jäger andere Sorgen haben als den Aufzug seines Bruders. Außerdem dürften jetzt, gegen halb zwölf Uhr, sowieso nicht mehr viele Gäste im „Jägerhof“ sein. An so einem strahlenden Frühlingstag zog es die Menschen früh raus in die Umgebung von Tiers in Südtirol, zu den Wanderwegen rund um den Rosengarten. Matthias liebte dieses Haus. Es war schon alt, als er vor 40 Jahren hier geboren wurde. Es hatte immer seiner Familie gehört, und er hatte nicht vorgehabt, jemals woanders zu wohnen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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