Lavendelduft und Schaumbadkuss - Michelle Zerwas - E-Book

Lavendelduft und Schaumbadkuss E-Book

Michelle Zerwas

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Beschreibung

Marie ist für einen Moment unaufmerksam, da wird ihr das Portemonnaie an ihrem Marktstand geklaut. Zum Glück ist Finn gleich zur Stelle, verfolgt den Dieb und kann ihm das Diebesgut abjagen. Marie lädt ihn zum Dank auf eine Bratwurst ein, die beiden unterhalten sich eine Weile und gehen danach wieder getrennte Wege. Zufällig begegnen sie sich wieder und Marie stellt mit Entsetzen fest, dass Finn den Müll durchwühlt, um etwas zu essen zu finden, weil er obdachlos ist. Sie bietet ihm an mit in ihre Wohnung zu kommen, und da sie sich gut verstehen, bleibt Finn länger bei ihr. Kaum lebt Finn bei ihr, geht alles schief. Marie muss ihren Laden schließen. Außerdem findet Maries Freundin Betty etwas Wichtiges über Finn heraus. Er ist nicht der, für den er sich ausgibt, und hat Marie die ganze Zeit belogen. Sie fühlt sich betrogen und setzt Finn wieder auf die Straße, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Als Finns Hund Scooby Doo schwer erkrankt, bittet er Marie um Hilfe. Ist vielleicht doch alles ganz anders, als Marie denkt? Hat Finn die Wahrheit gesagt oder ist er am Ende für ihr Unglück verantwortlich?

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Michelle Zerwas

Lavendelduft und Schaumbadkuss

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1. Kapitel

Tiefe schwarze Dunkelheit hatte sich über die Stadt gesenkt, in einer bitterkalten Nacht im Dezember. Die Straßen waren verlassen, die Menschen hatten sich in ihre gemütlichen Wohnungen oder Häuser zurückgezogen, saßen vor dem Fernseher, aßen Weihnachtsplätzchen und tranken heißen Tee, wärmten sich in der  Badewanne auf, bedeckt von duftendem Schaum oder lagen bereits im Bett. Die wenigsten wussten dies zu schätzen, nahmen es als selbstverständlich hin und sehnten sich vielleicht nach immer mehr, nach noch mehr Glück und Wohlstand. Kaum jemand von ihnen machte sich Gedanken um die Menschen, die in einer bitterkalten Nacht wie dieser auf der Straße ums pure Überleben kämpften, weil sie im Leben alles verloren hatten. Viel zu oft waren solche Menschen scheinbar unsichtbar.

Einer dieser unsichtbaren Menschen lief gerade durch die Innenstadt, dicht an seiner Seite ein mittelgroßer, zotteliger, grau-weißer Hund. Er hatte die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, die Mütze so weit wie möglich ins Gesicht gezogen und zusätzlich zum Schal den Kragen der Jacke nach oben geschlagen. Trotzdem fror er erbärmlich, seine Zähne klapperten aufeinander und die eisige Winterkälte hatte sich längst in seinem ganzen Körper ausgebreitet. Er war sich nicht sicher, ob sie sich jemals wieder vertreiben ließ.

Die Buden des Weihnachtsmarktes waren zu dieser späten Stunde geschlossen und nichts erinnerte gerade an die heimelige Atmosphäre, die die vielen bunten Buden, Weihnachtsmusik und glückliche, lachende Menschen mit sich brachten. So unterschiedlich konnten Tag und Nacht sein. Wenn er die Augen schloss, konnte er sich sogar einbilden die köstlichen Düfte wahrzunehmen, gegrillte Bratwurst, fettige Pommes, gebrannte Mandeln, Zuckerwatte, Lebkuchen, Glühwein, heiße Schokolade. Er sah die Leckereien vor sich, die unerreichbar für ihn waren, das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Rasch verscheuchte er die Bilder aus seinem Kopf. In seinem Magen herrschte gähnende Leere. Mit dem wenigen Geld, das ihm in den letzten Tagen aus Mitleid von gütigen Menschen zugesteckt worden war, hatte er die Tierarztrechnung bezahlt. Sein treuer Freund Scooby Doo hatte Bekanntschaft mit einer Glasscherbe gemacht. Keine große Sache eigentlich, aber eine Katastrophe, wenn man nichts mehr besaß. Er steuerte den ersten Mülleimer an, der beinahe überquoll, einzelne Verpackungen lagen bereits auf dem Boden rund herum. Es kostete ihn große Überwindung in den Abfall hineinzugreifen. Zu präsent waren noch die Erinnerungen in seinem Kopf an eine bessere Zeit in seinem Leben. Er verdrängte den Ekel und gab sich dem Unausweichlichen hin. Vorsichtig durchsuchte er den Müll. Das meiste waren leere Verpackungen. Als er resigniert aufgeben und zum nächsten Mülleimer weiter ziehen wollte, fand er ein angebissenes Brötchen mit einem Rest Bratwurst darin.

Besser als nichts, dachte er. Das Stück Wurst reichte er Scooby Doo, der es mit einem Happs gierig verschlang. Er selbst begnügte sich mit dem trockenen Brötchen. Er nahm winzige Bissen und kaute sie lange, um seinem Magen eine größere Portion vorzuspielen. Scooby Doo sah mit bettelndem Blick zu ihm auf, der ihn mitten ins Herz traf. Er brach ein Stück vom Brötchen ab und teilte es auch noch mit Scooby Doo. Er war der einzige Freund, der ihm geblieben war, auf ihn konnte er sich verlassen, was er von seinen Mitmenschen ganz und gar nicht behaupten konnte.

„Wir schaffen das schon, oder Kumpel“, sprach er zu seinem Hund. Seine eigene Stimme erschreckte ihn, weil sie in der dunklen Einsamkeit viel zu laut klang.

Noch immer waren die Straßen wie leergefegt. Es war froh darüber. Viel zu oft hatten ihn Betrunkene angepöbelt und es war kein schönes Gefühl gewesen. Meist passierte es am Wochenende, wenn die Leute sich mit Glühwein abschossen und danach keine Veranlassung sahen nach Hause zu gehen. Mitten in der Woche kam es seltener vor, weil am nächsten Tag auf viele die Arbeit wartete. Er dachte an seine eigene berufstätige Zeit zurück und spürte, wie sein Herz schwer wurde. Er hatte seinen Job geliebt, unermüdlich hatte er beinahe Tag und Nacht gearbeitet. Mit der Erinnerung kam auch der Groll zurück. Ein einziges Mal hatte er nicht so funktioniert, wie es von ihm erwartet wurde und ehe er sich versah, hatte man ihm einen Arschtritt verpasst. All die guten Jahre, in denen er sich für die Firma aufgeopfert und zahlreiche gute Deals an Land gezogen hatte, waren von einem Moment auf den anderen vergessen. Danach war es ganz schnell gegangen, der Abstieg glich einer einzigen Rutschpartie, während der Aufstieg nach ganz oben steinig und mühsam gewesen war. In wenigen Sekunden von ganz oben nach tief unten. Er hatte gekämpft und verloren und nun kämpfte er immer noch, hatte jedoch das Gefühl keinen Fuß mehr auf den Boden zu bekommen. Er schien in einem Hamsterrad gefangen zu sein, strampelnd, unermüdlich, aber er kam nicht von der Stelle, das Ziel unerreichbar weit weg, kein Ausweg in Sicht. Der Macht einiger Menschen aus seiner Vergangenheit, hatte er nichts entgegen zu setzen. Es reichte ihnen noch nicht, ihn ganz unten zu sehen, sie wollten mehr, wollten ihn zerstören, aber so lange er noch kämpfen konnte, wollte er es tun, für ein besseres Leben. Eines Tages konnte er sich für all das rächen, was ihm angetan wurde. Sie hatten ihn zu Fall gebracht und zugegeben, der Sturz war sehr tief gewesen, aber aufgeben war keine Option. Er war kein Versager, er war ein Kämpfer.

Immer noch frierend, lief er weiter zum nächsten Mülleimer. Er musste überleben, um jeden Preis.

Das Glück schien mit ihm zu sein, denn er fand einige Leckereien, eine nur zur Hälfte aufgegessene Currywurst, ein unberührtes Brötchen und ein angeknabbertes Lebkuchenherz. Mit dem Brötchen tupfte er die Curry Sauce von der Bratwurst und steckte Scooby Doo die Fleischstücke zu. Vom Lebkuchenherz brach er ein kleines Stück ab und verzehrte es zum Nachtisch. Den Rest steckte er in seine Jackentasche, um in Notzeiten darauf zurückzugreifen. Als er den Müll noch einmal gründlich durchsuchte, entdeckte er eine Tüte mit drei gebrannten Mandeln. Er steckte sie ebenfalls ein und lief weiter. Am nächsten Mülleimer hatte er weniger Glück. Er fand eine Portion Pommes, die leider durch Zigarettenasche ungenießbar geworden waren. Danach gab er die Suche für diesen Tag auf. Es war ein frustrierendes Unterfangen, demütigend und abstoßend, doch ihm blieb gerade keine andere Wahl, wenn er überleben wollte.

Sein Weg führte aus der Innenstadt hinaus auf einen abgelegenen Spielplatz. Es kam selten jemand her, die wenigen Spielgeräte waren verwittert und morsch und fielen in sich zusammen, der ehemalige Sandkasten war kaum noch als solcher zu erkennen und die Ketten der Schaukel rosteten vor sich hin. Die weichen Gummimatten, die einen möglichen Sturz abfangen sollten und einen großen Teil des Bodens bedeckten, waren von Unkraut überwuchert. Zur Straße hin befand sich eine dichte Hecke, die ungehindert vor sich hin wucherte, eine Heckenschere hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Der Stadt fehlte das Geld, um die Pflege zu übernehmen, vielleicht war es aber auch einer dieser vergessenen Orte, die es in vielen Städten gab. Ihn störte es nicht. In der Hecke hatte er sich einen Schlafplatz eingerichtet, aus alten Kartons, Zeitungen, einem Schlafsack und einer Decke, viel mehr besaß er nicht mehr. Jeden Abend kehrte er dorthin zurück. Die dichte Hecke schützte ihn ein wenig vor der Witterung und er war vollständig vom Gestrüpp verborgen, sodass er vor Übergriffen halbwegs sicher war.

Er kroch in seinen Unterschlupf und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Zusammen mit Scooby Doo wickelte er sich in den Schlafsack und die Decke ein. Sie versuchten, sich gegenseitig zu wärmen, damit die Kälte einigermaßen zu ertragen war. Es war nicht leicht im Winter auf der Straße, aber in eine Obdachlosenunterkunft konnte er nicht gehen, weil Scooby Doo in den Einrichtungen nicht erlaubt war und seinen Hund im Stich zu lassen kam für ihn nicht in Frage. Er war sein einziger und treuester Freund und Freunde ließ man nicht im Stich, ganz egal was auch passierte. Lieber fror er und verzichtete auf so manche kleine Annehmlichkeit, ehe er Scooby Doo seinem Schicksal überließ.

Er schloss die Augen und versuchte die Kälte zu ignorieren, was nicht einfach war, weil seine Zähne immer noch klapperten, seine Füße fühlten sich trotz Socken und Schuhen an wie Eisklumpen. Es würde lange dauern, bis sie warm wurden, falls überhaupt. Scooby Doo döste bereits vor sich hin und schnaufte hin und wieder entspannt. Ihm machte die Kälte weniger aus, sein Fell schützte ihn. Er versuchte sich vorzustellen, er läge an einem warmen Sandstrand, die Sonne wärmte seinen Körper, fast konnte er das Meer riechen und die Wellen hören. Er war oft am Strand gewesen, in den besseren Zeiten, und hatte es immer als selbstverständlich hingenommen. Inzwischen war ihm klar, dass im Leben nichts selbstverständlich war.

2. Kapitel

„Haltet den Dieb! Er hat mein Geld!“, dröhnte der Schrei einer Frau über den ganzen Weihnachtsmarkt. Es war heller Tag und nicht unbedingt die Zeit für Langfinger, die eher in der Dunkelheit auf Beutezug gingen, zumindest dachte man das immer. Zu dieser Tageszeit war der Weihnachtsmarkt noch nicht gut besucht, aber fast alle Leute wurden aufmerksam und sahen sich interessiert um. Die Sensationslust war geweckt, nur helfen wollte anscheinend niemand. Finn und Scooby Doo schlenderten gerade auch über den Weihnachtsmarkt. Die letzte Nacht hatte er überwiegend schlaflos verbracht, weil die Kälte ihm nicht gestattet hatte zur Ruhe zu kommen, doch dabei kamen ihm häufig die besten Ideen. Er wollte auf dem Weihnachtsmarkt seine Hilfe anbieten, gegen Bezahlung natürlich und als der Schrei ertönte, war er gerade auf direktem Wege unterwegs zur ersten Bude, an der er sein Glück versuchen wollte.

Anders als seine Mitmenschen gaffte er nicht bloß blöd, wenn etwas passierte, sondern versuchte zu helfen. Eine Heldentat kam ihm gerade recht. Er erfasste die Situation sofort, hatte die schreiende Frau gleich ausgemacht und sah gerade noch wie eine schlanke, athletische Gestalt davon lief und immer wieder hakenschlagend den herumstehenden Menschen auswich. Finn zögerte keine Sekunde und nahm die Verfolgung auf. Sein letztes Training im Fitnessstudio lag zwar schon geraume Zeit zurück, aber er war immer fit gewesen und vielleicht zahlte sich das jetzt aus.

Scooby Doo gefiel die Verfolgungsjagd. Er zog kräftig an der Leine, was sonst eher nicht seine Art war. Vermutlich hatte er die Witterung des Diebes längst aufgenommen. Einem plötzlichen inneren Impuls folgend, ließ er die Leine los. Scooby Doo schoss davon wie ein Pfeil. Offensichtlich war er ebenfalls ganz wild darauf den Dieb zu stellen und er hatte Glück. An der nächsten Ecke überholte er den Flüchtigen und stellte sich ihm in den Weg. Der Dieb setzte zum Sprung an, um über den Hund hinweg seine Flucht fortzusetzen, doch da hatte Finn ihn ebenfalls erreicht und packte ihn von hinten an der Kapuze seines Anoraks. Im selben Moment schnappte Scooby Doo sich eines seiner Hosenbeine. Der Dieb ging zu Boden, dabei rutschte ihm das geklaute Portemonnaie aus der Hand und segelte durch die Luft. Ehe es auf dem Boden aufkam, fing Scooby Doo es auf und hielt es sicher zwischen seinen Zähnen.

Finn kämpfte unterdessen noch mit dem Dieb, sie rangelten miteinander. Der Verbrecher versuchte sich zu befreien, aber Finn hielt ihn eisern fest.

„Alter, was soll das? Lass mich los!“

„Ich denke nicht dran. Der Polizei werde ich dich übergeben.“

Wie aufs Stichwort näherte sich ein Polizist. Vielleicht war es Zufall oder einfach nur Glück oder er war für die Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt zuständig und hatte die Szene beobachtet.

„Was ist hier los?“, bellte er mit tiefer Stimme und baute sich breitbeinig vor den beiden Männern auf.

„Er ist einfach auf mich losgegangen“, log der Dieb dreist.

„Das ist nicht wahr“, verteidigte sich Finn. „Der Kerl hier hat auf dem Weihnachtsmarkt ein Portemonnaie mitgehen lassen. Ich hab´s zufällig mitbekommen und bin ihm nach.“

„Das stimmt nicht“, versuchte der Dieb erneut einer Strafe zu entgehen.

„Sie sind festgenommen“, sprach der Polizist zu dem Dieb. „Die Beweislage ist wohl eindeutig“, fügte er hinzu und deutete auf Scooby Doo, der noch immer das Portemonnaie im Maul hielt.

Handschellen klickten und Finn konnte erleichtert aufatmen.

„Gute Arbeit!“, lobte ihn der Polizist.

„Sie sollten über eine Ausbildung bei der Polizei nachdenken. Gute Leute können wir immer brauchen.“

„Danke, vielleicht im nächsten Leben“, antwortete Finn. „Außerdem ist es auch vielmehr Scooby Doos Verdienst.“ Finn deutete auf seinen Hund, der nun freudig auf ihn zu lief, weil er seinen Namen gehört hatte.

„Gibt er das Portemonnaie auch wieder her?“, fragte der Polizist.

„Ich denke schon.“ Finn beugte sich hinunter und hielt seinem Hund die Hand hin. „Scooby Doo, Aus! Gib mir die Beute!“

Behutsam legte Scooby Doo das Portemonnaie in die Hand seines Herrchens.

„Er würde sich sicher als Polizeihund eignen.“

„Möglich“, meinte Finn. Er wedelte mit dem Portemonnaie. „Was passiert jetzt damit, nehmen Sie es mit oder soll ich es zurückbringen?“

Zwei weitere Polizisten trafen ein und sorgten dafür, dass Finn länger auf die Antwort warten musste. Der Dieb wurde den beiden Beamten mit einigen knappen Anweisungen übergeben. Als sie gingen, wandte sich der Polizist wieder an Finn. „Ich begleite Sie zur Übergabe, ich muss sowieso zurück zum Weihnachtsmarkt.“

„Ich auch“, sagte Finn. „Hab noch was zu erledigen.“

„Sehr gut, dann lassen Sie uns gehen.“

Es war ein merkwürdiges Gefühl neben einem Polizisten herzulaufen. Finn hatte bisher kaum mit der Polizei zu tun gehabt, außer bei der ein oder anderen Polizeikontrolle im Straßenverkehr, aber schließlich sagte er sich, waren Polizisten auch nur Menschen und wurden einem nicht gefährlich, solange man keinen Mist baute.

Sie redeten kaum miteinander, tauschten sich lediglich über belanglose Dinge aus, sprachen über das Wetter und Weihnachten, ein typischer Smalltalk eben, von zwei Menschen, die sich gerade begegnet waren und zukünftig wieder getrennte Wege gingen.

Kurz darauf erreichten sie den Stand mit der völlig aufgelösten Frau, die sich bereits damit abgefunden zu haben schien, ihr Portemonnaie nie wiederzusehen. Umso überraschter war sie, als Finn in Begleitung des Polizisten an ihrem Stand auftauchte.

„Der junge Mann hier hat den Dieb Ihres Portemonnaies gestellt.“

Finn war es peinlich so im Mittelpunkt zu stehen, deshalb reichte er der jungen Frau schnell das Portemonnaie.

Das Gesicht der Frau hellte sich sofort auf, ihr glückliches Strahlen wirkte beinahe ansteckend.

„Vielen Dank. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“

Der Polizist räusperte sich. „Ich werde hier wohl nicht mehr gebraucht.“ Nach einem knappen Gruß, wandte er sich ab und verschwand in der Menschenmenge, die sich inzwischen eingefunden hatte.

„Ach, das war doch selbstverständlich“, spielte Finn seine Heldentat herunter. „Das hätte jeder gemacht.“

„Nein, ganz sicher nicht. Ich gebe zu, ich war unvorsichtig. Ich hatte das Portemonnaie aus Versehen gut sichtbar liegen lassen. Kein Wunder, dass so etwas passiert ist.“

„Seien Sie beim nächsten Mal einfach etwas vorsichtiger“, sagte Finn mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Das wird mir ganz bestimmt nicht nochmal passieren.“

„Aus Fehlern lernt man“, bemerkte Finn.

„In der Tat.“ Sie öffnete ihr Portemonnaie, nahm einen 10 Euroschein heraus und reichte ihn Finn. „Sie haben sich einen Finderlohn verdient.“

„Das ist sehr freundlich, aber das kann ich nicht annehmen“, lehnte er ab. Leicht fiel es ihm nicht, denn er war hin und her gerissen. In seiner momentanen Situation waren zehn Euro ein kleines Vermögen, aber auf keinen Fall konnte und wollte er Geld für seine Heldentat annehmen, schon gar nicht von einer Frau. Das gehörte sich einfach nicht.

„Sie haben es sich redlich verdient“, versuchte die Frau ihn zu überzeugen.

„Stecken Sie das Geld wieder ein! Für mich ist es selbstverständlich zu helfen, ohne Gegenleistung und wäre Scooby Doo nicht gewesen, hätte ich es vielleicht gar nicht geschafft den Dieb zu stellen. Eigentlich hat er die ganze Arbeit gemacht.“ Finn deutete auf den Hund zu seinen Füßen.

Aus unerfindlichen Gründen hatte die Frau Scooby Doo bisher nicht bemerkt. Nun lehnte sie sich ein wenig über den Verkaufstresen und konnte Scooby Doo sehen.

„Ein süßer Hund. Darf man ihn streicheln?“

„Klar! Scooby Doo freut sich immer über Streicheleinheiten.“

Die Frau trat aus der Hütte und kniete vor Scooby Doo nieder. „Na, Kerlchen. Du bist aber ein Hübscher.“

Sie knuddelte ihn ausgiebig.

„Was ist das für eine Rasse?“, wollte die Frau wissen.

„Vom Aussehen erinnert er an einen Bearded Collie“, erklärte Finn. „Ich glaube jedoch eher, er gehört in die Kategorie Mischling beziehungsweise italienischer Straßenhund. Dort kommt er nämlich her.“

„Oh, ein echter Italiener. Er versteht also auch italienisch.“

Finn lachte. „Keine Ahnung. Bisher konnte ich es nicht ausprobieren aufgrund mangelnder Italienischkenntnisse. Falls Sie italienisch sprechen, können Sie es gerne ausprobieren. Ich habe den Eindruck, er hat sich ganz gut integriert in Deutschland.“

Seine letzten Worte brachten ihm ein Lachen der Frau ein.

„Ich bin übrigens Finn“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.

„Marie“, erwiderte sie und schüttelte kurz seine Hand. „Darf ich Sie… ich meine dich auf eine Bratwurst einladen, als kleines Dankeschön sozusagen?“

„Da sage ich nicht Nein.“ Fast im selben Moment knurrte sein Magen laut und deutlich und gab ebenfalls seine Zustimmung. Zum Glück konnte Marie es nicht hören.

Sie nahm einen Geldschein aus dem Portemonnaie und reichte ihn Finn.

„Macht es dir was aus das Essen zu besorgen? Ich kann meinen Stand nicht allein lassen.“

„Kein Problem“, sagte Finn. In dem Moment hätte er vermutlich alles versprochen, nur um endlich etwas zu essen zu bekommen.

„Scooby Doo kann solange bei mir bleiben. Ich glaube, Hunde fühlen sich nicht sehr wohl auf Weihnachtsmärkten.“

„Ist gut.“ Er übergab Marie die Leine seines Hundes und machte sich auf den Weg.

„Bring Scooby Doo auch etwas mit!“, rief Marie ihm noch hinterher.

Finn drehte sich zu ihr um und reckte den Daumen in die Luft, zum Zeichen, dass er verstanden hatte.

 

Nach einer Weile kehrte Finn zurück, gab Marie das Wechselgeld zurück und verteilte die Bratwürste.

Finn setzte sich zu ihr in die kleine Holzhütte auf eine schmale Bank. Sie mussten eng zusammen rücken und waren sich auf einmal ganz nah. Scooby Doo lag zu ihren Füßen und reckte die Nase schnüffelnd in die Luft, um der köstlichen Wurst näher zu kommen.

„Sie ist noch zu heiß“, sagte Finn zu ihm. „Du verbrennst dir die Schnauze.“ Er konnte Scooby Doo nur zu gut verstehen, denn er konnte es selbst kaum erwarten, bis die Wurst endlich auf eine essbare Temperatur abgekühlt war. Der Hunger bohrte in ihm.

„Guten Appetit“, sagte Marie mit einem Lächeln auf den Lippen.

„Danke, ebenso und vielen Dank für die Einladung.“

„Gerne. Immerhin hast du mir mein Portemonnaie zurückgebracht. Dafür werde ich dir immer dankbar sein.“

Sie biss vorsichtig ein Stück von ihrer Bratwurst ab, kaute, schluckte den Bissen hinunter und sprach dann weiter. „Das Geld wäre nicht mal unbedingt das Wichtigste gewesen“, gestand sie. „Obwohl ich mich darüber auch geärgert hätte, aber viel schlimmer wäre der Verlust der vielen Karten gewesen, Bankkarte, Personalausweis, Führerschein usw.“

„Ich weiß, was du meinst. Ich habe mal mein Portemonnaie verloren und musste alles neu beschaffen. Es war zeitaufwendig, nervenaufreibend und teuer.“

Kundschaft unterbrach ihr Gespräch. Marie legte ihr Essen zur Seite und bediente ihre Kunden. In der Zwischenzeit hatte Finn endlich etwas Zeit, um die angebotene Ware zu betrachten. Bisher hatte er dafür lediglich einen flüchtigen Blick übrig gehabt. Seife in verschiedenen Farben und Formen wurde gut sortiert in kleinen geflochtenen Körben angeboten, dazwischen entdeckte er Säckchen mit duftendem Badesalz.

Nach einer kurzen Beratung kaufte eine Kundin zwei Stücke Seife. Marie verpackte sie liebevoll und verabschiedete die Kundin.

„Du magst Seife, was?“, stellte Finn fest.

„Ja, sehr. Seife ist mein Leben, meine Leidenschaft.“ Ihre Augen leuchteten, deshalb glaubte ihr Finn aufs Wort. Ihre grünen Augen zogen ihn magisch an. Er liebte Frauen mit grünen Augen, sie waren selten und deshalb etwas Besonderes. Nur mühsam konnte er sich von ihrem Blick losreißen.

„Hast du beruflich damit zu tun, oder ist es mehr ein Hobby?“

„Beides. Ich habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht. Und was machst du beruflich?“

Finn wurde warm, er begann zu schwitzen. Das war eindeutig kein gutes Thema. Fieberhaft suchte er nach einer Antwort, die seine momentane Lage ehrlich beschrieb, aber nicht durchblicken ließ, wie mies es gerade wirklich war.

„Ähm… es ist kompliziert. Ich orientiere mich gerade neu.“

„Okay, ich verstehe schon. Du willst nicht darüber reden.“ Marie reagierte verständnisvoll und Finn atmete erleichtert auf. Gleichzeitig meldete sich der Fluchtinstinkt in ihm. Es war immer besser zu gehen, bevor es richtig kompliziert wurde. Er sah, dass weitere Kunden auf Maries Bude zusteuerten und nutzte die Gelegenheit.

„Ich muss dann auch mal wieder“, sagte er. „Nochmal vielen Dank für die Einladung.“

„Dir auch vielen Dank für deine Hilfe.“

Finn nahm die Hundeleine und verließ die Hütte. Danach wusste er nicht wirklich wohin er gehen sollte und lief einfach planlos los. Sein Vorhaben an den Weihnachtsmarktständen seine Hilfe anzubieten, legte er erstmal auf Eis. Marie sollte nicht mitbekommen wie verzweifelt seine Lage wirklich war.

Blödsinn, schalt er sich selbst. Es kann dir egal sein, was sie denkt. Du siehst sie sowieso nicht wieder.

Marie sah ihm hinterher, nachdenklich und auch etwas wehmütig. Er war nett gewesen und sie hätte sich gerne länger mit ihm unterhalten.

Sei nicht blöd, sagte sie sich. Du findest ihn bloß sympathisch, weil er dir dein Portemonnaie zurückgebracht hat.

Irgendwo hatte sie mal gelesen, dass Frauen sich häufig in ihre Retter verliebten. Sie hatte es als Blödsinn abgetan, aber vielleicht war ja doch was Wahres dran.

Du siehst ihn sowieso nicht wieder. Es lohnt sich also nicht darüber nachzudenken. Es war nichts weiter als eine einmalige Begegnung zweier Fremder.

Glücklicherweise traten in dem Moment weitere Kunden an ihren Stand, die alle nach einer Beratung verlangten und somit ihre Gedanken vertrieben.

 

3. Kapitel

Ein paar Tage später, mitten in der Nacht, nach einem langen Arbeitstag, hatte Marie immer noch keinen Feierabend. Für Selbstständige existierte das Wort beinahe nicht. Sie hatte es nie so recht glauben wollen, doch nun erfuhr sie am eigenen Leib, was es bedeutete seine eigene Chefin zu sein. Es funktionierte auf Dauer nur, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache war. Andernfalls empfand man es vermutlich als reine Folter, wenn man quasi rund um die Uhr arbeitete.

Sie hatte gerade ihre neuesten Seifen Kreationen liebevoll auf dem Küchentisch drapiert, durch zusätzliche Lampen für besseres Licht gesorgt und alles liebevoll dekoriert. Nun fehlten bloß noch einige Fotos, die sie für ihren Blog bei Facebook brauchte. In regelmäßigen Abständen informierte sie dort ihre Follower über neue Produkte. Besonders groß war ihre Fangemeinde noch nicht, aber das sollte sich ändern, denn auch ein eigener Onlineshop war schon länger in Planung. Sie griff automatisch nach ihrem Handy in der Hosentasche, doch der Griff ging ins Leere, ihr Handy war nicht da. Ihr Herz begann augenblicklich zu rasen und sie war von riesiger Panik erfüllt. Es konnte unmöglich sein, dass ihr Handy weg war. Das durfte nicht sein. Das kleine elektronische Gerät beinhaltete fast ihr gesamtes Leben.

Ruhig bleiben. Ganz ruhig bleiben. Sie versuchte sich selbst zu beruhigen.

Nachdem sie die Panik ein wenig weg geatmet hatte, versuchte sie sich zu erinnern, wann sie ihr Handy das letzte Mal gesehen hatte. Auf dem Weihnachtsmarkt hatte sie es noch gehabt. Das wusste sie ganz genau, weil sie mit ihrer besten Freundin Betty geschrieben hatte. Anschließend war sie im Supermarkt gewesen. Hatte sie es da noch gehabt? Sie hatte es nicht benutzt, aber das musste ja nicht heißen, dass es da schon weg gewesen war. Vielleicht steckte es in einer Tasche. Sie lief in den Flur, durchwühlte die Taschen ihrer Jacke und als sie nicht fündig wurde, nahm sie sich ihre Handtasche vor. Allen möglichen Kram fand sie, sogar einige zerknüllte Kontoauszüge am Boden der Tasche, die sie bereits verzweifelt gesucht hatte, aber ihr Handy blieb verschwunden.

Vielleicht ist es unbemerkt aus der Tasche gerutscht, überlegte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. In dem Fall wäre es zu Boden gefallen und das hätte sie mitbekommen.

„Vielleicht liegt es im Auto“, sprach sie mit sich selbst. Sie wollte auf jeden Fall nachsehen und machte sich gleich auf den Weg. Hektisch entriegelte sie das Auto und schaltete die Innenbeleuchtung ein, um etwas sehen zu können. Sie tastete den Boden ab und schaute unter den Sitzen nach. Dabei fand sie einige leere Pfandflaschen, aber von ihrem Handy fehlte jede Spur. Sie kletterte wieder aus dem Auto, verschloss es sorgfältig und stand anschließend ratlos eine Weile auf der Straße. Wo war ihr Handy bloß abgeblieben? Sollte sie es in der Hütte auf dem Weihnachtsmarkt vergessen haben? Eigentlich hatte sie keine Lust noch einmal in die Innenstadt zurückzukehren, es war dunkel und spät und sie fürchtete zwielichtige Kreaturen, die dort nachts ihr Unwesen trieben. Am helllichten Tag hatte man sie beklaut, da wollte sie lieber nicht wissen, was erst in der Dunkelheit los war. Doch es war ihre letzte Option und es ließ ihr sowieso keine Ruhe. Vielleicht konnte sie möglichst nah an die Hütte ran fahren. Autos waren in der Fußgängerzone nicht gerne gesehen, aber mitten in der Nacht störte sich sicher niemand daran.

Seufzend stieg sie ins Auto und ergab sich in ihr Schicksal.

 

Die Fahrt dauerte nicht lange und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass nicht irgendwo versteckt eine Polizeistreife lauerte, fuhr sie in Schrittgeschwindigkeit in die Fußgängerzone. Der Platz lag wie ausgestorben da und nichts erinnerte in dem Moment an das bunte Treiben, das dort herrschte, wenn alle Stände hellerleuchtet waren und Besucher von Bude zu Bude flanierten, aßen, tranken, lachten und sich ihres Lebens freuten.

In der Nähe ihres eigenen Standes hielt sie an, atmete ein paar Mal tief durch und sprach sich selbst Mut zu, bevor sie ausstieg. Der Ort und die Dunkelheit waren ihr nicht geheuer. Es war zwar weit und breit niemand zu sehen, aber die dicht an dicht stehenden Buden boten gute Versteckmöglichkeiten. Der Gedanke ließ kalte Schauer über ihren Rücken rieseln. Kurz zog sie in Erwägung unverrichteter Dinge wieder zu verschwinden und bis morgen zu warten. Wenn ihr Handy in der Holzhütte war, befand es sich am nächsten Tag immer noch dort, aber nun hatte sie extra den Weg hierher gemacht und die Ungewissheit raubte ihr sicherlich in dieser Nacht den Schlaf. Sie musste es jetzt wissen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, besagte ein Sprichwort und in dem Satz steckte eine große Portion Wahrheit.

Todesmutig stieg sie aus ihrem Wagen, ging auf die Hütte zu und schloss sie auf. Den passenden Schlüssel hielt sie bereits in der Hand. Sie schaltete das Licht an und ließ ihren Blick durch die Hütte schweifen. Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer, als sie es zwischen einigen Säckchen mit Lavendel Badesalz entdeckte. Sie nahm es an sich und drückte es glücklich an ihr Herz, so wie sie es als Kind mit ihrem Lieblingsteddy gemacht hatte.

Jetzt aber nichts wie ab nach Hause. Sie musste die Fotos noch machen und dann wartete ihr Bett sehnsüchtig auf sie.

Sie wollte gerade wieder ins Auto steigen, als sie eine Gestalt bemerkte, die im Schutz der Dunkelheit über den Marktplatz schlich. Im ersten Moment war sie erschrocken, doch dann kam ihr die Gestalt unerklärlicherweise bekannt vor. Warum, das konnte sie nicht sagen. Erst auf den zweiten Blick bemerkte sie den Hund, der die Gestalt begleitete. Im Licht einer Straßenlaterne konnte sie ihn genau erkennen, grau-weißes, langes Zottelfell. Scooby Doo und Finn. Was machten die beiden so spät noch hier?

Zuerst wollte sie Finn rufen, folgte dann aber einem inneren Impuls und unterließ es. Stattdessen beobachtete sie ihn unauffällig.

Finn blieb an einem Mülleimer stehen und griff zuerst zögernd und danach beherzt hinein. Marie stockte vor Überraschung der Atem. Litt sie unter Halluzinationen oder wühlte Finn tatsächlich im Müll herum? Was suchte er? Sie kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können und stellte fest, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Komischerweise empfand sie die Erkenntnis nicht mal als abstoßend, sie war vielmehr überrascht von Finns merkwürdigem Verhalten. Beinahe automatisch folgte sie ihm, ihre Beine setzten sich in Bewegung, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte und hielten genau auf Finn zu. Er bemerkte sie nicht, weil er zu beschäftigt damit war den Müll zu durchsuchen.

„Finn?“, sprach Marie ihn an, damit er sich nicht erschreckte, wenn sie plötzlich neben ihm auftauchte. Leider ging ihr Plan nicht ganz auf, denn Finn wirbelte herum und sah so erschrocken drein, als stünde ein Serienkiller hinter ihm.

„Marie, was machst du hier?“

Scooby Doo hatte sie auch wieder erkannt und begrüßte sie überschwänglich. Sie tat es Scooby Doo gleich, erst dann antwortete sie Finn. „Ich habe mein Handy vermisst und war nachschauen, ob ich es in der Hütte vergessen habe.“

„Und, hast du es gefunden?“

„Ja, zum Glück. Ich darf nicht dran denken, wenn es weg gewesen wäre.“

„Wir sind zu oft abhängig von unseren Besitztümern“, sagte er nachdenklich.

„Warum durchsuchst du den Müll?“, platzte es aus Marie heraus. Eigentlich hatte sie nicht fragen wollen, es ging sie nichts an und Finn schien die Sache peinlich zu sein, das spürte sie genau, aber ein Teil in ihr wollte es unbedingt wissen.

Finn fühlte sich in die Ecke gedrängt und versuchte eine Ausrede zu finden, die es nicht gab. Seine momentane Lage war zu offensichtlich und schließlich sprach er es einfach aus, das Unvermeidliche.

„Ich bin auf der Suche nach etwas zu essen. Wenn ich Glück habe, finde ich auch ein paar Pfandflaschen.“

„Du lebst auf der Straße?“ Marie versuchte, sich ihre Fassungslosigkeit nicht anmerken zu lassen, was ihr nicht gelang. Es war zu unvorstellbar. Finn sah nicht aus wie ein Obdachloser, nie wäre sie darauf gekommen.

„Das hättest du nicht gedacht, was?“, antwortete er mit einer Gegenfrage.

„Nein, wirklich nicht. Ich glaube, ich muss das auch jetzt erstmal verdauen.“

„Dann will ich dich dabei nicht stören. Ich muss dann auch mal weiter.“ Er machte Anstalten zu gehen.

Marie zögerte und sah ihm hinterher wie er sich rasch entfernte. Dann folgte sie ihm. Sie war machtlos dagegen, denn ihre Beine schienen sich ganz von allein in Bewegung zu setzen.

„Finn, warte!“

Er drehte sich nicht um, Marie hatte sogar das Gefühl, dass er seine Schritte noch ein wenig mehr beschleunigte. Marie lief ebenfalls schneller und joggte sogar eine kurze Strecke, um ihn einzuholen.

„Bleib doch mal stehen“, bat sie ihn, als sie ihn eingeholt hatte.

„Wozu?“ Seine Stimme klang abweisend.

„Weil ich mit dir reden will und… vielleicht kann ich dir helfen.“

Endlich blieb Finn stehen und sah sie an.

„Das ist nett gemeint, aber du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen, nur weil ich dir dein Portemonnaie wieder beschafft habe.“

„Ich fühle mich nicht verpflichtet.“

„Was ist es dann? Ein angeborenes Helfersyndrom, vielleicht?“ Finn ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte er die angebotene Hilfe nicht einfach annehmen? Vielleicht, weil sie von einer Frau kam? In seinen Augen ging es gar nicht, dass eine Frau einem Mann half. Wenn schon, musste es umgekehrt sein.

Marie ließ sich jedoch von Finns unfreundlichem Verhalten nicht beirren. „Wenn du magst, kannst du heute Nacht bei mir schlafen. Ich habe noch ein Sofa frei.“ Hatte sie ihm das gerade wirklich angeboten? Sie konnte es selbst kaum glauben, weil es so gar nicht ihrer Art entsprach einen Wildfremden zu sich einzuladen.

Obwohl es eine einmalige Chance auf einen warmen Schlafplatz war, zögerte Finn.

„Meinst du das echt ernst?“, fragte er lieber nochmal nach.

„Klar, sonst hätte ich es dir sicher nicht angeboten.“ Marie bemühte sich, ihre Stimme selbstsicher klingen zu lassen, aber so ganz schien ihr das nicht zu gelingen. Finn spürte ihre Unentschlossenheit.

„Du musst nichts tun, was du eigentlich nicht willst, aus Mitleid, Dankbarkeit oder was auch immer.“

„Es ist wirklich okay“, versicherte sie ihm. „Es ist nur, ich mache sowas eigentlich nicht, einen fast Fremden zu mir einladen.“

„Du fürchtest, dass ich Dreck am Stecken habe und gefährlich bin.“

„Na ja,… nein… Ich denke nur…“

Finn brach in Gelächter aus. „Bemüh dich nicht eine Ausrede zu erfinden. Ich bin zwar obdachlos, aber ein anständiger Mensch. Das kannst du glauben oder nicht, ganz wie du willst.“

Ihre Intuition verriet ihr, dass Finn die Wahrheit sprach und bisher war auf ihr Bauchgefühl stets Verlass gewesen.

„Ich glaube dir und deshalb steht meine Einladung immer noch.“

„Ich würde sie dann annehmen“, sagte Finn. „Gilt die Einladung auch für Scooby Doo?“

„Ja klar, aber ich habe kein Hundefutter im Haus.“

„Das macht nichts. Scooby Doo frisst alles. Als ehemaliger Straßenhund ist er nicht wählerisch.“

Marie erwiderte nichts darauf, machte sich jedoch Gedanken über die Aussage. Dasselbe galt wohl auch für Finn. Wie verzweifelt musste man sein, wenn man sein Essen im Müll suchte? Sie wollte sich das lieber nicht vorstellen, denn bereits der Gedanke löste ein Ekelgefühl in ihr aus.

„Ähm, mein Auto steht gleich da vorne“, sagte Marie und deutete in die Richtung.

„Okay.“

Gemeinsam gingen sie zum Auto und redeten währenddessen kein Wort. Beide wussten nicht so recht wie sie mit der Situation umgehen sollten. Finn war die Sache sehr peinlich und Marie fühlte sich unsicher in Finns Gegenwart. Außerdem fragte sie sich, ob sie das Richtige tat.

 

4. Kapitel

Die Fahrt dauerte nicht lange und sie setzten währenddessen ihr Schweigen fort, weil sich keiner so wirklich traute ein Gespräch anzufangen.

Sie hielten vor einem schmalen Stadthaus, das zwischen zwei Häusern wie eingequetscht da stand. Das Licht einer Laterne beleuchtete die hellgrüne Fassade und ein Schaufenster. Finn las den Schriftzug des Schaufensters. Badeträume.

„Ist das dein Laden?“, fragte er und deutete mit dem Daumen lässig aus dem Autofenster.

„Ja, das ist meiner. Wie bist du so schnell darauf gekommen?“

„Badeträume, das klingt so nach Seife und Badesalz, eben nach dem, was du auf dem Weihnachtsmarkt verkaufst.“

„Richtig“, sagte Marie anerkennend. „Ich wohne über dem Ladengeschäft“, setzte sie erklärend hinzu.

„Zur Miete?“

„Nein, das Haus gehört mir. Ich hab´s vor ein paar Jahren gekauft.“

„Nicht schlecht.“

„Lass uns nach oben gehen“, lenkte Marie das Gespräch in eine andere Richtung. Über geschäftliche Dinge redete sie nicht gerne.

Sie stiegen aus und hielten auf den Eingang zu. Im Hauseingang befand sich links eine Tür, die direkt in den Laden führte. Zwei Schritte weiter gab es eine weitere Tür, in deren Schloss Marie ihren Schlüssel steckte. Eine schmale alte Holztreppe führte nach oben. Die Stufen knarzten laut, als sie hinauf stiegen.

„Es ist alles etwas alt, aber ich finde es hat was“, sagte Marie. „Ich liebe alte Häuser, weil sie voller Geschichten stecken.“

„Da haben wir anscheinend was gemeinsam. Ich liebe Häuser, neue ebenso sehr wie alte.“

Marie lächelte, was Finn im dunklen Treppenhaus nicht sehen konnte.

„So, da sind wir“, sagte Marie, als sie zu einer weiteren Tür kamen. Sie schloss auf, ging hinein und schaltete das Licht im Flur ein. „Hereinspaziert, die Herren.“

„Vielen Dank.“ Finn trat ein, nahm Scooby Doo die Leine ab und folgte Marie. Scooby Doo kannte keine Scheu und machte sich gleich eigenmächtig daran die Wohnung zu erkunden.

„Ist es okay, wenn er sich hier frei bewegt?“, fragte Finn.

„Wenn er sich so benimmt, wie sich ein gut erzogener Hund zu benehmen hat, ist es okay.“

„Ich denke, das kriegt er hin.“

„Gut. Ich zeige dir dann erstmal alles. Also, am Ende des Flurs ist das Wohnzimmer, dort kann ich dir gleich deinen Schlafplatz einrichten. Das Bad ist rechts davon und gegenüber mein Schlafzimmer und hier ist die Küche.“ Sie standen mittendrin. Der Raum war nicht besonders groß, beinhaltete aber alles was man benötigte, eine schwarz-weiße Einbauküche, einen ausziehbaren Tisch mit sechs Stühlen, einen Kühlschrank, der für einen Singlehaushalt etwas zu groß wirkte und ein offenes Regal mit diversen Vorräten. Auf der Fensterbank standen Töpfe mit Kräutern und der Tisch war vollständig belegt mit diversen Körben, in denen verschiedenfarbige Seife lag, sowie Säckchen mit Badesalz. Die Küche machte einen gepflegten, sauberen Eindruck und Finn fühlte sich gleich wohl.

„Ich war gerade mitten in einem Fotoshooting für meinen Blog, als ich mein Handy vermisst habe“, setzte Marie zu einer Entschuldigung an. „Deshalb kann ich dir gerade keinen Platz am Tisch anbieten. Wenn du magst, kannst du dich aber gerne am Kühlschrank bedienen und das Bad darfst du natürlich auch benutzen.“

„Danke, das ist wirklich sehr großzügig von dir.“

Finn machte keine Anstalten sich am Kühlschrank zu bedienen, obwohl er ganz sicher großen Hunger hatte. Stattdessen sah er Marie bei der Arbeit zu, die unzählige Fotos knipste, von denen sie am Ende nur wenige auswählte.

„Läuft das Geschäft mit der Seife gut?“

Marie sah ihn überrascht an. Warum interessierte ihn das? Am Ende spielte er ihr nur was vor, er war gar nicht obdachlos, kam von der Konkurrenz und wollte an ihre Rezepturen ran.

„Warum fragst du?“, tat sie ganz unschuldig.

„Es interessiert mich eben, ob man damit Geld verdienen kann.“

„Na ja, jeder braucht doch Seife, oder?“, meinte Marie.

„Schon, aber die Konkurrenz ist doch sicher riesig.“

„Ich biete ja nicht irgendeine Seife an, sondern ganz spezielle, die du nicht überall bekommst.“

„Ach ja, und was ist dein großes Geheimnis?“

Sie hatte es geahnt, er kam von der Konkurrenz und wollte sie bloß aushorchen, aber das würde sie ihm vermiesen. So schlau wie er war sie auch.

„Betriebsgeheimnis. Die genaue Zusammensetzung werde ich dir ganz sicher nicht verraten und du wirst das „Rezept“ auch nicht in meiner Wohnung finden. Die Suche kannst du dir also sparen.“ Er konnte ruhig gleich wissen, dass sie ihn durchschaut hatte, fand sie und war zufrieden mit sich.

„So genau wollte ich es gar nicht wissen. Die genaue Rezeptur kannst du getrost für dich behalten, zumal ich von Seife sowieso keine Ahnung habe. Für mich ist eine wie die andere. Sie soll gut riechen, der Rest ist mir egal.“

Marie musterte ihn misstrauisch. Sagte er die Wahrheit oder gehörte das alles zu seiner Show, die er ihr vorspielte.

„Der Geruch ist zwar auch wichtig, aber nicht alles. Es gibt da schon Unterschiede.“

„Dann sag mir doch mal, was genau macht gerade deine Seife so besonders?“

„Ich verwende nur natürliche, qualitativ hochwertige Inhaltsstoffe, somit sind meine Produkte auch für Allergiker geeignet.“

„Das machen andere aber auch“, bemerkte Finn und weckte damit erneut Maries Misstrauen.

„Ich dachte, du kennst dich nicht damit aus?“

„Tu ich auch nicht, aber ich lebe nicht hinter dem Mond und Naturkosmetik ist doch gerade in aller Munde. Da schnappe selbst ich hin und wieder mal was auf. Also, wieso sollten die Leute ausgerechnet bei dir kaufen und nicht bei der Konkurrenz?“

„Die endgültige Entscheidung überlasse ich natürlich den Kunden, aber ich experimentiere viel, versuche außergewöhnliche Düfte zu kreieren und meine Seife gibt es in allen möglichen Formen. Ich fertige auch speziell nach Wunsch. Für Verliebte gibt es Seife in Herzform oder in Bärenform für Kinder, Pferde, Autos, Blumen, Sterne… der Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Natürlich gibt es genug andere, die dasselbe machen, aber ich habe ja auch nicht behauptet, das Rad neu erfunden zu haben.“

„Klingt interessant. Und davon kann man leben?“

„Na ja, reich geworden bin ich bisher nicht, aber es reicht, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.“

„Aber du strebst schon nach mehr?“

„Was meinst du?“ Allmählich ging ihr Finns Fragerei auf die Nerven.

„Du willst doch sicher irgendwann ganz oben sein.“

„Wer will das nicht, aber in erster Linie bin ich zufrieden, wenn ich halbwegs gut davon leben kann.“

Finn nickte, aber so ganz zufrieden schien er mit der Aussage nicht zu sein.

„Was soll das eigentlich, deine vielen Fragen und warum versuchst du, mir mein Geschäft mies zu machen? Letzteres muss ich mir von dir echt nicht gefallen lassen, vor allem nicht von dir.“

„Weil ich obdachlos bin, oder was?“

„Ja, genau.“ Marie war nun echt wütend und die Wut musste raus. „Allzu viel scheinst du in deinem Leben ja bisher nicht erreicht zu haben.“

Finns Blick verdüsterte sich. Sie hatte ihn eindeutig mit ihren Worten gekränkt.

„Du solltest einen Menschen nie zu vorschnell beurteilen“, verteidigte er sich. „Nur weil jemand ganz unten ist, heißt das nicht, dass er nicht mal ganz oben gewesen ist und da möchte ich wieder hin.“

Marie sah ein, dass sie einen Fehler gemacht hatte und wollte es wieder gut machen. „Es tut mir leid. Es war unfair, was ich gesagt habe. Ich habe wirklich hart gekämpft, um da hin zu kommen, wo ich jetzt bin und kaum jemand hat daran geglaubt, dass ich es schaffe, deshalb reagiere ich etwas empfindlich auf jegliche Art von Kritik.“

„Das verstehe ich. Es war auch wirklich nicht meine Absicht dich zu kritisieren. Ich war bloß neugierig. Tut mir leid, wenn das irgendwie missverständlich rüber kam.“

„Wir haben wohl beide etwas überreagiert. Vergessen wir es einfach.“

„Schon passiert“, meinte Finn lächelnd. Sein Lächeln wirkte ansteckend und Marie konnte ihm nicht länger böse sein. Schnell machte sie noch ein paar letzte Fotos und räumte dann die Sachen auf dem Tisch zusammen.

„Zeigst du mir morgen deinen Laden?“, fragte Finn.

„Ja, kann ich machen.“

Finn lächelte wieder. „Super.“

„Ich gehe jetzt ins Bett. Es ist spät und ich muss morgen wieder früh raus.“

„Ich wünsche dir eine angenehme Nacht“, sagte Finn. „Und danke nochmal, dass du mir Unterschlupf gewährst.“

„Dir auch eine gute Nacht“, erwiderte Marie.

Finn blieb allein in der Küche zurück und machte sich daran den Inhalt des Kühlschranks zu inspizieren. Als hätte Scooby Doo es geahnt, kam er kurz darauf anmarschiert, setzte sich neben ihm auf den Fußboden und sah mit bettelndem Blick zu ihm auf.

Nachdem sein Magen angenehm gefüllt war und Scooby Doo ebenfalls eine großzügige Portion abbekommen hatte, machte er sich auf den Weg ins Bad. Marie war inzwischen zu Bett gegangen, zuvor hatte er Geräusche aus dem Bad vernommen, die inzwischen verstummt waren.

Unter der Dusche wurde ihm bewusst wie viel Glück ihm gerade zuteilwurde. Die Begegnung mit Marie war ein echter Glücksfall gewesen und er schwor sich an dieser Glückssträhne festzuhalten, um wieder auf die Füße zu kommen. Er wollte weg von der Straße. Das war nicht sein Leben, sein Leben war ein anderes.

Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, als er aus der Dusche stieg und sich in ein duftendes, flauschiges Handtuch einwickelte. In dem Moment kam es ihm wie wahrer Luxus vor, was früher einmal selbstverständlich gewesen war.

Er ging hinüber ins Wohnzimmer und sah, dass Marie das Sofa zu einem Bett umgerüstet hatte. Lächelnd ließ er sich darauf nieder. Es war eine Wohltat endlich wieder so etwas wie ein Bett zu haben. In dieser Nacht schlief er ganz sicher wunderbar, warm, weich und geschützt.

 

5. Kapitel

Als Finn am nächsten Morgen in die Küche kam, bot sich ihm ein seltsames Bild. Marie lag auf dem Boden und hantierte unter der Spüle herum. Dabei stieß sie immer wieder fluchende Laute aus.

„Kann ich dir vielleicht helfen?“, fragte Finn.

Erschrocken setzte Marie sich auf und stieß sich den Kopf.

„Au, verdammte Scheiße!“, fluchte sie laut und rieb sich den schmerzenden Kopf.

Finn war sofort an ihrer Seite.

„Komm, ich helfe dir auf. Hast du Eiswürfel im Haus?“

„Es geht schon wieder“, stöhnte Marie und ließ sich von Finn aufhelfen. Er begleitete sie zum nächstgelegenen Stuhl und bedeutete ihr sich zu setzen.

„Oh man, wenn der Tag schon so beschissen anfängt“, sagte Marie.

„Kann er nur noch besser werden“, ergänzte Finn. „Wo liegt denn das Problem?“ Er deutete zur Spüle, wo es etwas wüst aussah.

„Der Wasserhahn tropft.“

„Kennst du dich aus mit so was?“, wollte Finn wissen.

„Sieht das gerade für dich so aus?“

Finn unterdrückte nur mühsam ein Lachen. „Und warum lässt du dann keinen Profi ran?“

„Ich dachte, so schwer kann das nicht sein und im YouTube Video war es echt gut erklärt.“

„Im Internet sieht immer alles leicht aus“, bemerkte Finn. „Was hältst du davon, wenn ich mir das Ganze mal ansehe?“

„Kennst du dich denn damit aus?“ Sie hatte keine Lust hinterher die Wohnung zu renovieren, aber schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr werden.

„Ich bin jetzt nicht der geborene Handwerker, aber mit einem tropfenden Wasserhahn kann ich es aufnehmen.“