7,99 €
"Nicht der Ablauf der Dinge ist ihr Wert, sondernwas sich zwischen ihnen ereignet." Dieses Zitatvon Maria Reinecke gilt auch für ihren Roman"Leben in den Zwischenräumen", der jetzt inneuer, überarbeiteter Form/Fassung auf Deutschund in amerikanischer Übersetzung vorliegt: nichtder Ablauf der Handlung steht im Vordergrund,sondern was sich in den raumzeitlichenZwischenräumen des Erzählten vollzieht,gewinnt Bedeutung: feinste Wahrnehmungen,Empfindungen der beiden ProtagonistinnenMarie und Anne - oder ist es nur eine, die sichin der anderen spiegelt? - stehen als verdichteteRuhepunkte in und neben dem dramatischenGeschehen; Erinnerungen, Reflexionen, Träume,Traumata begleiten die szenischen Abläufe leiseund lassen den Leser unmittelbar teilhaben an deninneren Erregungszuständen der Figuren.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2013
Maria Reinecke- Leben in den Zwischenräumen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http//www.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-941524-21-7ISBN: 978-3-941524-23-1 (eBook)
1. Auflage DeutschPalmArtPress, 2013Überarbeitete Fassung von:
Das Leben liegt in den Zwischenräumen
K. Fischer Verlag, Aachen, 2006
Englische Ausgabe: Living In BetweeenPalmArtPress, 2013ISBN: 978-3-941524-22-4ISBN: 978-3-941524-24-8 (eBook)Herausgeberin: Catharine J. NicelyUmschlag Foto: Bernd Reinecke (Marktplatz in Pollensa, Mallorca)Hergestellt in Deutschland
Alle Rechte vorbehalten© 2013 Maria ReineckePalmArtPressPfalzburgerstr. 69, 10719 Berlinwww.palmartpress.com
Maria Reinecke
Wo ist der Anfang? Da, wo ich beginne. Es hat immer schon vor mir begonnen; gleichgültig, wo ich beginne. Splitter, Fetzen von Leben, Gelebtem zusammensetzen, vertrauen auf die angestauten Bilder, Gedanken, Erinnerungen. Wie alles ordnen, den roten Faden legen, eine Geschichte wirken? Es gibt keinen Saum für diesen Faden. Alles ist so und immer auch wieder ganz anders gewesen.
Blickwinkelwahrheiten.
Blickwinkellügen.
Den Blickwinkel der Ewigkeit treffen.
Es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne, und die sieben Söhne sprachen, Vater, erzähl uns eine Geschichte. Da fing der Vater an, es war einmal ein Mann, der hatte sieben Söhne, und die sieben Söhne sprachen, Vater, erzähl uns eine Geschichte. Da fing der Vater an, es war einmal ein Mann....
Die Großen lachen; das Kind begreift erst nicht, es lacht mit, aber sein Lachen klingt unsicher, beinahe traurig; es hätte gern verharrt in dem Augenblick, da es hieß, jemand solle eine Geschichte erzählen, irgendeine; das war spannend gewesen, dieser Augenblick, da alles möglich erschien plötzlich, ein Loch entstand im mechanischen Gefüge der Dinge, eine Lücke sich auftat für das Unerwartete, Raum für Freiheit, Weite, Abenteuer und die Aufmerksamkeit befreit wurde für das Wunderbare.
Es war einmal ein Mann, eine Frau, ein Kind. Und weiter? Es muss doch irgendwann eine Geschichte erzählt werden. Vielleicht. Wenn sie dann noch benötigt wird.
Immerhin bin ich jüdischer Abstammung; da wäre die Geschichte meiner Mutter, aber ich sehe auch darin nichts Verlockendes, jener perversen Zeit ein weiteres Denkmal zu setzen. Ich kenne mein Glück, und gerade diese Story würde einem fein gesonnenen Regisseur in die Hände fallen, ihn beflügeln, Szenen mit widerlichen Hakenkreuzen historisch gründlich exakt zu gestalten; nicht auszudenken, dass jemand zufällig im Abendprogramm bei diesen Bildern landete - und sei es für Sekunden - und fasziniert wäre von dem Gebrüll entleerter Fratzen und dem tadellosen Schnitt von Uniformen. Nein. Wie ich es drehe und wende: ich habe keine Story, will keine.
Am besten noch von Grund auf über alles nachdenken, wie einst jener Philosoph am warmen Kamin, mitten im Krieg, in einem eisigen Winter.
- Ich zweifle an allem, sagte der kluge Mann, Pantoffeln an den Füßen, im Lehnstuhl sitzend.
- Bin ich überhaupt?, fragte er sich weiter, während andere für ihn das Feuer schürten, Essen und Wäsche besorgten und den Unrat fortschafften. Was hätte er bloß ohne sie gemacht, gedacht?
- Ich friere! Ich habe Hunger! Ich bin also?!, hätte er vielleicht irgendwann verzweifelt und etwas verwirrt ausgerufen.
Aber er hatte es warm und gemütlich; so konnte er denken und denken ohne Unterlass, bis er solange dachte, dass er dachte, er müsste wohl auch sein.
Aber ich will jetzt nicht denken, kann jetzt gar nicht denken. Ich sitze und schaue. Auf nichts Besonderes. Auf das, was da ist. Es ist gut, dass etwas da ist, woran der Blick sich stößt und das Denken. Ich schaue durch das hohe Fensterrechteck hinaus. Das Dunkel der Dächer sitzt auf beleuchteten Mauern mir gegenüber. Es dringt zu mir herüber. Die Empfindung der Dunkelheit gibt mir Ruhe. Ich nehme das Dunkel wahr und empfinde Ruhe. Die Zeit steht. Geschehen lassen. Sitzen. Schauen. Penetrieren des Augenblicks. Sein wie das Haus dort drüben, wie der Baum. Ohne Scham, ohne Scheu, ohne Schuld. Sein, einfach sein, ohne irgend einen Zweifel, ohne Unruhe. Mein Bewusstsein versinkt, schmilzt in den Leib, weitet sich durch die Haut in den Raum hinein.
Von der Stadt beleuchtete Wolkenfetzen fliegen unter dem schwarzen Himmel entlang. Es nutzt nichts. Die Zeit fällt wieder über mich her. Die Unruhe wird nicht aufhören, solange ich atme. Ich. Immer Ich. Reinhorchen bringt nichts, da ist niemand. Zu sich selber kommen. Als ob da jemand wartet, den man treffen könnte. Ich, eine unauslotbare Laune, ein Empfindungsknäuel, mehr oder weniger chaotisch.
Ich sitze in der dunklen Küche auf dem Korbsofa. Der Kleine schläft. Noch eine Woche krankgeschrieben. Geschenkte Zeit. Es dauert, bis die Blutwege sich neu bilden. Sie haben beide Beine gemacht, die morschen Venen herausgeholt, 34 Schnitte. Es gab Komplikationen. Das linke Bein war nach der Operation zu fest geschnürt gewesen, die Fußspitze war bereits geschwollen und lief bläulich rot an; der Professor meinte, das sei eine Schlamperei, befreite mich persönlich von dem Verband und ließ mich vorschriftsmäßig neu verbinden. Der linke Fuß weist jetzt viele neue blaue Stellen auf:
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!