Leben und leben lassen - Helmut Zöpfl - E-Book

Leben und leben lassen E-Book

Helmut Zöpfl

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Beschreibung

Miteinander reden, das ist so wichtig, wenn man sich gegenseitig verstehen möchte. Manchmal ist Reden aber auch Silber, es gibt halt in unserer Welt selten das eine ohne das andere. Der bekannte Schriftsteller und Pägagoge Helmut Zöpfl hat sich in diesem Buch mit beiden Sorten der Kommunikation auseinandergesetzt - mit der guten und mit der bisweilen auch aberwitzigen. Und wie das bei Helmut Zöpfl oft der Fall ist, kann man in manchen der Sketche, die er hier niedergeschrieben hat, gar nicht anders als einfach laut loszulachen, wenn menschliche Unzulänglichkeiten so treffend beschrieben sind. Manchmal, da bleibt einem aber auch das Lachen im Halse stecken. Ein Buch zum Genießen, zum Verschlingen - amüsant, humorvoll und sehr bayrisch.

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Seitenzahl: 176

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Dr. Dr. Eberhard Laubender und Dr. Jürgen Vocke

Inhaltsverzeichnis

DER RATSCH

SPINZIG - IGERL

DAS OSTERHASEN-COMING-OUT

DER ANALYTIKER

DER DERWISCH

DER TRAUM

DIE BANKENREVOLUTION

DAS VIRTUELLE LEBEN

FENSTERN

GEWALTSPIELE

DER FREMDE

KLASSENKAMERADEN

KRAGLFING SOLL SCHÖNER WERDEN

KREUZWORTRÄTSEL

DAS TROJANISCHE PFERD

PFERDE-OUTING

PLAGIATSGEDANKEN

SELBSTGESPRÄCH

IGERL UND DIE TURMSCHREIBER

DIE BAUGENEHMIGUNG

MEIN HUT, DER HAT DREI LÖCHER

DIE BEGEGNUNG

DAS FREUDE-INTERVIEW

DIE DICHTERLESUNG

FERNSEHSPIELE

GEDANKEN ZUR ZEIT

HEIMATBÜHNE

DAS FERNSEHESSEN

ETWAS ZUM NACHDENKEN ...

DIGITO ERGO SUM

DER RATSCH

Igerl: Grüß Ihnen Gott, Frau Gschwendner.

Gschwendner: Ja mei der Herr Igerl. Ausgerechnet vor der Schui, wo mia amal gangen san, trifft ma se wieder. So a Zufall gell.Sie warn glaub i, oa Klass vor mir. Aber ma siehgts Eahna net o, ha, ha. Obwohls scho a paar Jahr her is. De Zeit ver- geht. Mia haltens net auf, Herr Igerl, gell. Sie habn des Fräulein Dings als Lehrerin ghabt, wenn i mi net täusch. Aber in der Regel konn i mi auf mei Gedächtnis verlassen, zumindestens mei Langzeitgedächtnis, wia ma heutzu- tag sagt. Je älter, dass ich werd, desto mehr fallt ma von früher wieder ei. Sogar der Hausmoaster Dings, der Dings, der wo a so a böse Frau ghabt hat. Er war ja guat- mütig, fast könnt ma sagn a Laddierl, gell, aber sie. Eine Furie war des. Da hat er nix zum Lachen ghabt bei dem bösn Deife. Ui da schaugns hi, Herr Igerl, der Kastanien- baum steht allerweil no da. Und ausgerechnet jetzt falln die ersten Kastanien runter. Hebns Eahna oane auf, Herr Igerl, de san guat fürs Rheumatische, besser gsagt dage- gen. Mei Otto selig hat allerwei oane in der Hosentaschn ghabt. Kaum hat er de erste gfunden, hat ers schon aufg- hobn. In der erstn Klass habn ma sogar no mit de Kasta- nien grechnet, weil mia noch keinen Computer nicht ghabt ham, seinerzeit. Bloß die Kastanien und unsere Finger. Da hams die Kinder heut scho leicht, gell Herr Igerl. Uns hams no mit an Tatznsteckerl dazua bracht, dass ma aufpasst haben. Heutzutag wern de Kinder mo- tiviert und nicht drangsaliert. Heutzutag brauchens net amal mehr de große Schuitafel. Mei wissns no, wia de Kreidn, da drauf oft kratzt hat? Eiskalt is ma damals je- desmal übern Buckl abeglaufn. I glaub bis heut knag i al- le Zuaständ, wenn i da bloß drodenk. I hab mir sagn lassn, dass des heut alles ganz anders ablauft. Da hat jede Klass ihr eigens Power Print. Wenn i mir vorstell, was bei uns no los war. I bin allerweil zum Tafeldienst eiteilt gwen, wenn i wieder amal zvui mit meiner Nadhbann gschwätzt hab. Und na hab i mit dem alten Schwamm de Tafel abwischn müaßn und am Lappen, der wo furchtbar gstunkn hat, de Tafel trockenreibn. Die Kinder wissen ja net, was heutzutag alles haben mit denen ganzen Neuerungen und dene Medien übereinander. Da is natürlich koa Wunder, wenn de Kinder immer gscheiter werdn. Was hoaßt gscheiter, immer hochbegabter werns. Amal ehrlich, Herr Igerl, hat bei uns oa Lehrer drauf geachtet, wer von uns hochbegabt war? Vielleicht waarn Sie aa a Hochbegabter gwesen, Herr Igerl, gell, wenn ma Eahne Ihren IQ gscheit gmessn hätt. Stellens Eahna vor, was vielleicht aus Eahne hätt wern können. Vielleicht sogar ein Archäologe oder ein Dings ein Astrophysiker, der wo einen neuen Planeten entdeckt. Und amal ehrlich, was is aus Eahna wordn? A kloana Beamter bei der Stadt. Nix für unguat, Herr Igerl. Heutzutag hams ganz genaue Methoden entwickelt, wo ma scho bei de kloane Kinder eahna besondere Begabung für später feststellen konn. Wenn oaner ständig dazwischnredt, na woaß ma: Aha, des könnt a Politiker werden. Oder oaner, der wo oiwei in der Nasn bohrt, der hat vielleicht s’ Zeug für an zukünftigen Höhlenforscher. Hahaha. Außerdem gibt’s heut in an jedem kloana Kaff zusätzlich zu der Schui und am Kindergarten scho a Kinderuniversität. Mei, uns hat de Mama oder de Oma nur irgend a Gschicht vorglesen von Hansel und Gretl und am Rotkäppchen. Heut könnens zum Professor Dings geh und der halt eahm a richtige Vorlesung. Da lernens nimmer so a kindischs Liad wia „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ oder „guter Mond du gehtst so stille“. Heutzutag erfahrns was über Galaxien, Schwarze Löcher und Supernovas oder no was anders. Lauter Sachen, wos amal später in ihrem Leben was anfangen können. Da hörns dann aus erster Hand, wann des ganze All untergeht. Des konn ma heut ganz genau auf a Zehntel Sekund berechnen. Und da können sich unsere Kinder rechtzeitig drauf einstelln.

Igerl: Was, de Welt geht unter? Na habn de Maja mit eahnam Kalender doch recht?

Gschwendner: Ja klar geht de Welt amal unter, was glaubn denn Sie? Nix wahrt ewig. ’S letzte Mal hab i glesn dass des genau in 300 Milliardn Jahr und 9 Monat sei werd.

Igerl: Um Gottswuin. In wiavui Jahr habns gsagt?

Gschwendner: In 300 Milliardn Jahr und 9 Monat.

Igerl: Ah so, 300 Milliardn Jahr. Mia is scho Angst und Bang wordn.

Gschwendner: Wiaso?

Igerl: Ja i hab net richtig highört und gmoant, Sie hättn gsagt, dass schon in 300 Millionen Jahr soweit waar. Des is guat. I wollt nämlich no a bisserl in der Stadt rumspaziern. Und morgen habma Stammtisch. Na brauch i mi net gar so beeilen.

Gschwendner: Haha, ja mei der Herr Igerl, allerweil zu Scherzen aufgelegt gell. Mei, Sie warn scho als ein Bub immer ein Witzbold. Was ich ihnen gesagt hab, wenn’s damals scho so Früherkennungstests gegebn hätt’, warn Sie vielleicht entsprechend gfördert wordn und heut wärn Sie ein bekannter Entertainer wordn, So wia der Rudi Carrell oder der Peter Alexander.

Igerl: Der Rudi Carrell und der Peter Alexander? Ja um Himmelswuin.

Gschwendner: Wiaso um Himmelswuin?

Igerl: Ja was hätt i denn davo? Net um vui Geld möcht i mit denen tauschn. Weil na waar i ja scho gstorbn. Liaber net so hochbegabt und no am Lebn. Wissens was i jeden Tag in der Früah mach, Frau Gschwendner? Gschwendner: Frühstücken?

Igerl: Ja, des aa. Aber beim Frühstück lies i jedsmal de Zeitung. Und da als Ersts de Todesanzeigen. Und wenn i feststell, dass i net dabei bin, freu i mi den ganzen Tag. In diesem Sinn, Pfua Gott, Frau Gschwendner.

SPINZIG - IGERL

Spinzig: Ja grüß Ihnen Gott, Herr Igerl. Jetzt haben ma uns scho lang nimmer gsehn. Wie geht's Ihnen denn?

Igerl: Grüß Gott, Frau Spinzig, wias geht? Ja mei ...

Spinzig: Ja mei, des sagt alles. Brauchens gar nimmer weiterreden, i konn mias scho denken. A Kreuz is’. Jünger werd ma halt alle net. Des siehg i jedn Tag an meim Mo. Da langt des „ja mei“ nimmer. Da hoaßts bloß no ohmei, ohmei. I konn ma scho denkn, wo’s Eahne fehlt, wenn i Sie bloß oschau. Sie san schon in ärztlicher Behandlung, Herr Igerl. Oder? Ich sag immer wieder den alten Spruch: „Vorbeugen ist besser als heilen“. De Leut warten alle viel zu lange. Und dann is halt zu spät. Dabei hätt ma heutzutag so vui Möglichkeiten, dass ma rechtzeitig was gega Krankheiten unternimmt. Also ich bin z.B. ein überzeugter Leser der Apothenken-Rundschau.

Igerl: Sie meinen die „Senioren Bravo“?

Spinzig: Ha, ha, der Herr Igerl. Immer noch derselbe, immer zu Scherzen aufgelegt. Aber im Ernst, Herr Igerl, mit Krankheiten sollt man net spaßen. In der Apotheken-Rundschau findet jeder a Krankheit, die wo er hat, möglicherweise sogar mehrere. Schauns amal in der neuesten Ausgabe nach. Da is sicher auch was für Sie dabei, so wia sie daherkommen. Vorn in der St. Heinrich Apotheken liegt de Umschau aus. No dazua völlig kostenlos. Wenn er sein guatn Tag hat, gibt eahna der Apotheker, der Herr Koller sogar no a Packed Tempotaschentücher dazua. Außerdem liegt da allerwei irgend a Gratisprobe z.B. von Hua- stenguatl aus. Ma konn ja nia wissn, wissens. Also ich sag allerweil, wer bei der Gesundheitsaufklärung von heutzutag net aufpasst, is selber Schuld. Schauns, im Merkur is jeden Donnerstag, eine ganz ausführliche Kolumne von einer ganz bekannten Ärztin, der Frau Dr. äh Dings. Und de stellt jede Woche eine Krankheit vor, teilweise ganz neue, von der man bis dahin noch nicht de geringste Ahnung ghabt hat. Und ich kann Ihnen sagen, ob Sie’s glauben oder nicht, fast jedes Mal entdeck ich bei mir, wenn i des lies, auch solcherne Symptome. I erschrick regelmäßig, wenn i feststellen muaß, was da alles in mir vielleicht schon seit Jahren drinsteckt. Und kein Mensch is draufkommen. Bloß guat, dass die Frau Doktor Dings ein Mittel parat hat. Nicht einmal rezeptpflichtig, weil die Frau Doktor Dings auch eine Homopathalogin is. Übrigens, die Frau Dr. Küstenmacher auch, die wo im Fernsehen immer redt. Eine großartige Sendung. Also da verpass ich grundsätzlich keine einzige. Man hat ja schließlich auch eine Verpflichtung für die eigene Gesundheit. Wie sagt der Dings, der Carlo Solch so schön:„Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine einzige Gesundheit.“

Igerl: Da fallt mir de schöne Gschicht ein: Bevor der Huaber-Bauer gstorbn ist, hat er seiner Frau sein größten Wünsch gsagt, er möchat im Trachtenhemd und seiner Lederhose beerdigt werden. Und de hat tatsächlich seinem Wunsch entsprochen. Wiara dann in der Aussegnungshalle glegn is, hat man ihn in seim Sarg liegn sehen und auf seine Hosenträger is groß der Spruch gstandn: „Aber gsund samma“. Haha.

Spinzig: Herr Igerl, Herr Igerl. Bei Ihnen weiß ma nia gscheit, woran man is. Mit Krankheiten lässt sich nicht spotten. Sagt Ihnen der Begriff hypertomale Distropie was? Net? Ja mir war des bis gestern auch noch ein unbekanntes Wort. Und jetzt hab ich in dem Gesundheitsheft von der AOK, des wo ich immer kostenlos zuagschickt kriag, glesen, dass ich möglicherweise schon jahrelang darunter leide, ohne dass mir das bewusst geworden ist. Ich bin mir vorgekommen wie ein Haus, unter dem über Jahrzehnte eine Bombe aus dem 2. Weltkrieg flackt, die wo noch nicht entschärft ist. Können Sie sich vorstellen, was da in mir vorgegangen is, wie ich diese grausige Entdeckung an mir selber hab machen müssen. Wie ein Blatt ist es mir von de Augen gefallen, warum ich de letzten Jahre so zugnommen hab. Wissen’s ich kann essen, was ich will, und ich nehm einfach nicht ab.

DAS OSTERHASEN-COMING-OUT

Reporterin: Ich möchte mich ganz herzlich bedanken, dass sie sich heute für dieses Interview zur Verfügung gestellt haben. Ihr Coming-out hat ja in den letzten Tagen für beträchtliches Aufsehen gesorgt.

Osterhase: Ja nun, einmal musste es ja gesagt werden. Und die Zeit war eben günstig.

Reporterin: Wieso?

Osterhase: Nun, Sie wissen doch selber, dass kurz vor mir auch ein bekannter Sportler sich geoutet hat.

Reporterin: Aber ich finde den Schritt bei Ihnen bedeutend mutiger. Der besagte Sportler stand ja lediglich ein paar Jahre seiner Karriere im Blickfeld, die er ja nun auch beendet hat. Sie aber blicken auf viele Jahre des öffentlichen Interesses in der Frühjahrszeit zurück. Und während von besagtem Sportler lediglich einige Autogrammkarten im Umlauf sind, ist Ihre, ja sagen wir einmal Skulptur im März und April in allen möglichen Ländern zu sehen.

Osterhase: Nicht nur im März und April. Ich habe schon ab Dreikönig Saison.

Reporterin: Entschuldigen Sie die etwas intime Frage: Seit wann haben Sie eigentlich um Ihre, äh Neigung gewusst?

Osterhase: Eigentlich schon sehr lange. Ich habe beispielsweise einen immer engeren Bezug zu dem Gockel, also dem Hahn gespürt, als zu den Hennen.

Reporterin: Interessant. Obwohl, diese ja Ihre wichtigsten Zulieferantinnen sind. Noch ein Indiz für Ihre äh, äh Neigung?

Osterhase: Als Kind habe ich immer gern das Sandmännchen angeschaut.

Reporterin: Das Sandmännchen? So. So. Sagen Sie einmal in diesem Zusammenhang: seit Jahr und Tag geht das Gerücht, dass auch das Sandmännchen ...

Osterhase: Nun, das ist dessen ureigenste Angelegenheit. Ich bin sicher, dass da noch einige meinem Beispiel folgen werden. Zumindest ein paar – ich nenne bewusst keine Namen – der Mainzelmännchen haben auch schon mit mir ein Vorgespräch geführt.

Reporterin: Nochmals eine etwas indiskrete Frage: Wie denken sie darüber, da Sie ja nun auch schon im wahrsten Sinne des Wortes, ein alter Hase sind. Dass es wohl keine Nachkommen geben wird, ist ja nun klar.

Osterhase: Schon einmal was von Adoption gehört? Der Dalai-Lama-Nachfolger ist ja auch nie ein leiblicher Nachkomme. Außerdem fühle ich mich noch voll in Saft und Kraft und denke sogar darüber nach, meinen Wirkungskreis nach China auszudehnen. Der Weihnachtsmann ist bei denen schon lange eine feste Größe.

Reporterin: Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Ihr Coming-out auch Auswirkungen auf ein eventuelles neues Outfit haben könnte?

Osterhase: Also diese Frage verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Seit Jahr und Tag sind gerade meine Sponsoren wie Milka, bestens mit meinem lila Erscheinungsbild gefahren. Aber von mir aus, sollten die halt mehr Rosarot ins Spiel bringen.

Reporterin: Es wird behauptet, in Russland wäre auf Grund Ihres Outings ein deutlicher Einbruch im Handel spürbar.

Osterhase: Da muss ich mich eindeutig dagegen wehren. Das ist Nestbeschmutzung, jawohl, Nestbeschmutzung im wahrsten Sinne des Wortes.

Reporterin: Noch eine letzte Frage. Hat dieses, Ihr Comingout auch irgendwelche Auswirkungen auf Ihr Privatleben?

Osterhase: Selbstverständlich. Mein erster Eindruck war, dass durch mein mutiges „An die Öffentlichkeit gehen“ endlich das dümmliche Vorurteil unserer Spezies gegenüber abgelegt wird und nicht mehr von „Hasenfuß“ oder „Angsthase“ gesprochen wird.

Reporterin: Und das zweite?

Osterhase: Dass ich mich nun endlich mit meinem Partner in aller Öffentlichkeit zeigen kann. Und wir nicht mehr die jahreszeitliche Ausrede gebrauchen müssen: Im Frühjahr ich, im Winter er. Aus diesem Grunde werden wir auch demnächst unsere Beziehung ganz legal absegnen lassen.

Reporterin: Und darf ich Sie fragen, wer dieser Partner ist?

Osterhase: Jetzt tun Sie nicht so, als ob Sie das nicht schon längst wüssten. Der Weihnachtsmann selbstverständlich.

Reporterin: Oh das freut mich aber sehr für Sie und ihn. Ich gratuliere und danke Ihnen für das schöne Interview, Herr Osterhase.

DER ANALYTIKER

Igerl: (singt) „Wia mei Ahnderl 20 Jahr und a junger Wildschütz war, hat beim Mondschein er voll Lust ’s erste Mal sei Reserl busselt ...“

Pfanzelt: Hast du grad was von „bussein“ gsungen, Alfons?

Igerl: Ja, weil mir grad des Lied eingfallen is. Oh mei, des warn no Zeiten, gell, Maxe. Erinnerst du di no an dein erstes Busserl?

Pfanzelt: Ganz ehrlich gsagt nimmer genau. I glaub, des war mit der Kiefl Gini nach der Maiandacht. Aber vielleicht kann dir mein Freund, der Professor Rumstiegel was dazua sagn, der hat sich wissenschaftlich mit der Anatomie des Kusses auseinandergesetzt, stimmts, Herr Professor.

Prof. Rumstiegel: So ist es. Also bei einem Kuss handelt es sich um nichts anderes als um eine Appropinquation zweier lingualer durch den kleinen Labes-Muskel hervorgerufener Kontraktion. Sobald die Appropinquation zur unmittelbaren Kontraktion geführt hat, kommt es zu einer kurz- bis längerfristigen labialen Kompressionsphase, auch Osculum-Phase genannt, in der ...

Igerl: Hörns auf, Herr Professor. Wenn i mir vorsteil, dass i mir des alles hätt überlegen sollen, wiari damals as erste Mal mein Theres abbusselt hab. Also mit Verlaub, Herr Professor, da leckst mich doch glei am ... Entschuldigens schon.

Prof. Rumstiegel: Da brauchen Sie sich gar nicht entschuldigen, die von Ihnen gerade als im bayerischen gebräuchliche Aufforderung ist ein anatomisch mindestens genau so interessanter Vorgang. Dabei handelt es sich um eine mehr virtuell verstandene lingual-errective Stimulanz-Bewegung in Richtung der analen Region des dazu auffordernden Gesprächspartners, welcher ...

Igerl: Oh mei, oh mei, moanans, Herr Professor, dass des der Götz von Berlichingen gewusst hat, wiara diese freundliche Aufforderung durchs Fenster gschrien hat?

Prof. Rumstiegel: Nein, warum?

Igerl: Ja mei, weils mi halt interessiert hätt, Haha.

Prof. Rumstiegel: Auf Wiedersehn, Herr Igerl, ich habe mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.

Igerl: (zu Pfanzelt) Du sag amal, Maxe, is der Professor eigentlich verheiratet?

Pfanzelt: Ja warum?

Igerl: Und hat er Kinder?

Pfanzelt: So vui i weiß, nein.

Igerl: Und wialang is er scho verheirat?

Pfanzelt: Oh mei, i glaub, 3 Jahr.

Igerl: Ja nacha.

Pfanzelt: Was hoaßt da „ja nacha“?

Igerl: Ganz klar, des braucht halt sei Zeit, bis er seiner Frau genau erklärt hat, was de Zeugung genau betrachtet is.

DER DERWISCH

Bub: Du Papa, was is denn eigentlich ein Derwisch?

Papa: Ein Derwisch? Wia kommst jetzt auf einen Derwisch, sag amal? So genau woaß i des jetzt im Augenblick aa net. I glaub, des is so ein indischer Tänzer, der allerwei wia net gscheit umananderhupft.

Bub: Also so eine Art Bi-Ba-Butzemann?

Papa: Wer?

Bub: Der Bi-Ba-Butzemann (beginnt zu singen): „Es tanzt der Bi-Ba-Butzemann in unserm im Kreis herum .

Papa: Ah so moanst? Des is ja lustig, dass du dir des Liadl, des wo dir de Oma Annie oiwei vorgsunga hat no so genau gmerkt hast.

Bub: Is also Derwisch die indische Übersetzung von Bi-Ba-Butzemann?

Papa: Na, so glaub i, konn ma’s aa net sehn. A Derwisch is scho mehra, i glaub , so eine Art Magierer, der wo etwas beschwört.

Bub: Über was beschwert er sich denn?

Papa: Ich hab beschwören gsagt mit ö geschrieben. Vielleicht beschwört er irgendwelche bösen Geister weg.

Bub: Böse Geister? Du glaubst an Geister? Des is mir neu.

Papa: Erstens is des mit de bösen Geister symbolisch gmoant. Was woaß i, z.B. irgendwelche Krankheiten?

Bub: Und zwoatens?

Papa: Zwoatens moan i, dass es gerade im östlichen Bereich Phänomene gibt, die wo wir mit unserem westlichen Denken nicht ganz verstehen. Denk bloß an dene eahrne Fakire, de wo barfuaß über glühende Kohlen gehen oder über Nägel, ohne dass eahna des was tuat. Da fallt mir aber grad ein, dass mia un unserer Kindheit fast a halbertes Jahr barfuaßert rumglaufn san. Sogar im Herbst beim Drachasteign, über de Stoppelfelder, aa wenn des manchmal ganz schön piekt hat. Aber gsund wars. Hei tzutag brauchen de Leut teure Fußreflexmassagen, Dass i net lach. Wennst mi fragst, sollt ma wieder mehr Wert auf barfuaßlaufa legn. Da sparat ma se an Haufn Krankenhauskostn. Und i des Haufa Geld für deine sündteuren Markenturnschuah von Adidas.

Bub: Du moanst Nike. De haben grad a ganz a neues Modell rausbracht. Mit ganz neue Sohin, de wo beim Geh und Laufen die Akupuktursensoren von unseren Fuaßsohlen mobilisiem. Des soll sich sogar auf Gehirnzellen auswirken und Lernleistungen steigern, h oaßts. Kriag i de, Papa? Food-Heaven daadns hoaßn. Beim Tchibo gaabats ses zur Zeit als Sonderangebot für 199,99 €.

Papa: Beim Tchibo? I hab ma denkt, da verkaufans Kaffee. I kauf ja beim Schuaster aa koan Kaffee.

Bub: Stimmt net ganz, Papa, das Sporthaus Schuster, hat jetzt auch ein Café. Da kostn die Food-Heaven aber 249–€. Da siegst, i mach meine Preisreserchen sehr genau.

Papa: Nimm dir a Beispiel an dene Derwische! Von dene hat koana Food-Heaven Schuah o, wett ma. (lacht) Und de haben bestimmt einen größeren Bewegungsradius wia de junge Leut. Euer sportliche Betätigung hoaßt doch meisten bloß Playstation, Googln und Surfen im Internet.

Bub: Ja, ja, i woaß scho, mit dir konn manet redn. Du kommst immer wieder auf dasselbe naus. Bis jetzt hab i von dir bloß erfahm, dass ein Derwisch oaner is, der wo barfua- ßat tanzt. Des hat der Onkel Werner beim letztn Gartenfest aa gmacht, wira a Maß zvui ghabt hat. Deswegn is der Onkel Werner doch no lang koa Derwisch.

Papa: I hab dir doch gsagt, dass des Bsondere an am Derwisch is, dass er magische Kräfte hat.

Bub: Glaubst du an magische Kräfte?

Papa: Warum net? Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, wia, was mir vielleicht mit unserem Verstand erfassen können. Denk an die magischen Orte. Die Mama liest grad ein sehr interessantes Buch „Magische Orte in Bayern“. Von einem gewissen Fritz Fenzl. Da steht drin, dass irgendwelche unterirdischen Adern, wenn sie se kreuzen eine ungeheure Wirkung auf de Menschen haben können, de wo se drüber aufhalten, positiv und negativ. Also in dene ganzen Hotels, wo der Fenzl aufführt, hat er lauter positive Schnittpunkte festgestellt. Deswegn habns alle für ganz umasonst eigladen.

Bub: Und du sagst, es gibt aa negative Schnittpunkte.

Papa: Genauso schreibt er der Fenzl. Wennst an am solch einem magischen Ort bist, is Hopfen und Malz verloren. Da hast weniger Chancen wiara Schneemann im Sommer.

Bub: Na muaß i den Fenzl glei oruafa, ob er mir net bescheinigen kannt, dass unter unserer Schule lauter solcherne Krampfadern zusammenlaufen.

Papa: Ja des daad dir so passen, de magischen Orte für deine Fünfer und Sechser verantwortlich macha. Aber sag amal, wia bist denn du eigentlich drauf kommen, daß’d mi gfragt hast, was a Derwisch is?

Bub: Ja mei, weil unser Mathematiklehrer gspannt hat, dass i alles von meim Naachbarn abgschriebn hab. Und dann hat er gsagt: As nächste Mal kriegst an Arrest, wenn i di nomal derwisch.

DER TRAUM

Igerl: Grüß Gott, Herr Doktor.

Dr. Beck: Grüß Gott, Herr Igerl. Na wie geht’s? Blutdruck in Ordnung?

Igerl: Ja mei, es geht schon. Bloß mit'm Schlafen hab i Probleme.

Dr. Beck: Aha. Haben Sie Schlafstörungen? Können Sie nicht einschlafen oder wachen Sie zu oft auf?

Igerl: Nein eigentlich nicht. Ich hab sogar einen gesunden Schlaf. Sozusagen die ganze Nacht hindurch. Aber halt, gesund ist der Schlaf eigentlich auch nicht so, wegen des Traumes.

Dr. Beck: Ach so. Sie haben irgendwelche schlimmen Träume?

Igerl: Eigentlich ist es immer nur ein einziger Traum. Kaum, dass ich eingeschlafen bin, träumt mir die ganze Nacht immer dasselbe.

Dr. Beck: