Lesereise Türkei - Christiane Schlötzer - E-Book

Lesereise Türkei E-Book

Christiane Schlötzer

4,8

Beschreibung

Die Türkei ist ein Land der Extreme. Istanbuls Skyline protzt mit Wolkenkratzern, in den Kohleminen aber wird geschuftet wie im 19. Jahrhundert. Die Glitzerstadt am Bosporus ist das New York des Orients, doch seit mehr als einer Dekade hat ein islamisch-konservativer Politiker das Land fest im Griff: Recep Tayyip Erdog˘an. Er lässt Twitter sperren, wenn ihm die Türken zu aufmüpfig werden. Wer die Türkei verstehen will, sollte sich von Istanbuls Schönheit bezaubern lassen, vor der Naturzerstörung für einen zweiten Bosporus nicht die Augen verschließen und Kurdinnen zuhören, die ihre Toten betrauern. Christiane Schlötzer hat viele Jahre in Istanbul gelebt und das Land bereist. Sie erzählt von Widersprüchen, die die Türkische Republik fast hundert Jahre nach ihrer Gründung prägen.

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Christiane Schlötzer

Lesereise Türkei

Über die Autorin

Christiane Schlötzer, geboren in München, seit 1992 bei der Süddeutschen Zeitung. Bis 2015 Auslandskorrespondentin für die Türkei, Griechenland und Zypern in Istanbul. Derzeit Vizechefin der »Seite Drei« der SZ in München. Mitgründerin des Vereins Journalisten helfen Journalisten (JhJ) e.V. zur Unterstützung von Journalisten und ihren Familien aus und in Kriegs- und Krisengebieten.

Christiane Schlötzer

Lesereise Türkei

Jenseits von Galata, im Übermorgenland

Picus Verlag Wien

Copyright © 2016 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehaltenGrafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung © iStock/Bahadir Tanriover ISBN 978-3-7117-1065-9eISBN 978-3-7117-5314-4

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

Inhalt

Vorwort

Das Auge soll satt werden

Frühstücken in Istanbul hat nichts mit schneller Nahrungsaufnahme zu tun. Es ist ein Ereignis

Der Wahnsinn

Höher! Tiefer! Verrückter! Verwegener! Recep Tayyip Erdoğan baut die Türkei um. Sein größtes Projekt: Ein neuer Bosporus

Champs-Élysées? Schanzelize!

Istanbul, die »coolste Stadt Europas«, soll das neue Paris werden. Über den radikalen Wandel einer Metropole

Sinfonie des Aufstands

»Unser Nationalparfüm ist das Pfefferspray«: Die Jugend der Türkei probt die Revolte

»Ich habe meine Angst verloren«

Im Istanbuler Gezi-Park entdeckten viele Türken ihren Mut zum Widerstand. Was ist davon geblieben?

Sehnsucht nach dem Übervater

Vor gut neunzig Jahren wurde die Türkische Republik ausgerufen – heute wirkt das Land so zerrissen wie nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches

Der neue Schliff

Eine Stadt wie eine Ohrfeige: Emrah Serbes’ Krimis spielen in einem aufgekratzten Ankara

Die Krönung

Türkischer Kaffee ist Weltkulturerbe

Das kann kein Türke sein

In Istanbul sorgt eine minimalistische, unterirdische Moschee für Aufregung

Die Glut

Brüder, Frauen und Kinder beerdigen ihre Toten in Soma. Ein Grubenunglück, das den Zorn gegen die Regierung entflammt

Deine Tränen will ich nicht

Recep Tayyip Erdoğan versprach einst Frieden mit der PKK. Aber was hat dies Nuran Evin genutzt? Und was hält Gülten Ucar davon? Über zwei Kurdinnen, die einander wohl nie treffen werden

Der Berg der Tapferen

Erst heute ist deutlich, wie verstrickt Deutschland in den Genozid an den Armeniern war

Das Pullover-Kollektiv

Sie wurden entlassen, nun haben türkische Textilarbeiter ihren eigenen Laden

Gegen den Gestank

Fatih Akin hat einen Film über das türkische Bergdorf Çamburnu gedreht, wo die Menschen seit Jahren unter einer riesigen Müllkippe leiden

Die fremde Schöne

Viele Jahre war das Betreten der türkischen Insel Gökçeada verboten. Heute steht sie für Entdeckungen offen

Nachtleben

Ausgehen kommt von gehen. Istanbul hat so viele Orte der Nacht, dass man einige Kilometer zurücklegen muss, wenn man die besten besuchen möchte

Vorwort

Mit mehr als zweihundert Stundenkilometern rast der Hochgeschwindigkeitszug, der Hızlı Tren, von Istanbul nach Ankara, und aus dem Bordfernsehen grüßt der Präsident: Recep Tayyip Erdoğan. Der Zug gleitet vorbei an himmelwärts aufragenden Trabantenstädten und an öder Brache: Bauerwartungsland. Wenn der türkische ICE die Hauptstadt erreicht, wartet ein historischer Bahnhof, der schon bald nur noch ein Museum sein wird.

Von wegen Orientromantik aus Tausendundeiner Nacht: Drei Viertel der achtundsiebzig Millionen Türken leben heute in Städten, das Land entwickelt sich in einem Tempo, als trügen die Regierenden in Ankara und die Baubarone in Istanbul Siebenmeilenstiefel.

Der Fortschritt alla turca nimmt selten Rücksicht auf Umwelt und Natur oder auf das historische Erbe. Das sorgt für Widerstände. 2013 verteidigten meist junge Leute den kleinen Gezi-Park in der Mitte Istanbuls gegen die anrollenden Bagger, bis das türkische Woodstock, der kurze Sommer der Freiheit, im Tränengas unterging. Der Preis der rasanten Entwicklung ist hoch, beispielsweise in den türkischen Kohlegruben: 2014 wurden aus einer Braunkohlemine in der westtürkischen Kleinstadt Soma dreihundertein tote Bergleute getragen, unter Tage wird hier gearbeitet wie im 19. Jahrhundert. Oder am Schwarzen Meer, wo inmitten grüner Teeplantagen eine riesige Mülldeponie Boden und Luft verpestet und den Behörden einfällt, Parfüm zu versprühen gegen den beißenden Gestank. Fatih Akin, der deutsch-türkische Regisseur, dessen Großvater aus dem Müll-Dorf Çamburnu stammt, hat den Aufstand der Teebauern dokumentiert.

Die Türkei ist ein Land voller Gegensätze. Wer sind die Modernisierer? Wer die Fortschrittsverweigerer? Kemal Atatürk, der Gründervater der Republik, hat vor fast hundert Jahren das große Ziel vorgegeben: Die Türken sollten sich am Westen ein Beispiel nehmen. Heute würde man sagen: an der Europäischen Union.

Die Türkei leidet an ihren inneren Widersprüchen, sie wirkt oft wie ein gefesselter Riese, das Land ist hin- und hergerissen zwischen Isolation und Öffnung, zwischen Osmanennostalgie und der Verleugnung der konfliktbeladenen eigenen Geschichte. Es liegt im Windschatten von Konflikten und Kriegen und ist doch hochbegehrtes Touristenziel für Millionen. Istanbul gilt als das »New York des Orients«, mit abstrus hohen Immobilienpreisen, wöchentlichen Galerie-Neueröffnungen und Vergnügungsvierteln, die fast rund um die Uhr geöffnet sind und die Erfüllung auch der ausgefallensten Wünsche versprechen.

Regiert aber wird das Land seit weit mehr als einer Dekade von einer islamisch-konservativen Partei. Erdoğan, der Gründer der regierenden Partei AKP, fasziniert und verstört Freund und Feind und hält das Land in Atem. Wird ihm die Kritik an seiner Person zu laut, lässt er schnell mal den Kurznachrichtendienst Twitter sperren, Youtube verbieten und Journalisten mit Prozessen überziehen.

Wohin geht die Türkei? Diese Sammlung von Reportagen, entstanden zwischen 2012 und 2015 und für dieses Buch aktualisiert, begleitet Menschen, die ihr Land lieben – und an ihm verzweifeln. Sie sind in ähnlicher Form zuvor in der Süddeutschen Zeitung, im Tagesanzeiger Zürich und in der Stuttgarter Zeitung erschienen.

Das Auge soll satt werden

Frühstücken in Istanbul hat nichts mit schneller Nahrungsaufnahme zu tun. Es ist ein Ereignis

Das Meer schickt einen kühlen Wind auf den Cihangir Meydanı. Der Wind ist ein ständiger und oft tückischer Begleiter in Istanbul. Die Brise greift sich die Speisekarte auf dem Kaffeehaustisch und wirbelt sie hinweg. Ein junger Mann am Nachbartisch fröstelt, seine Begleiterin lächelt. , aber es gibt doch Sonne, sagt sie. Soll wohl heißen: Stell dich nicht so an, ich gehe hier nicht weg. Wer einen Stuhl auf dem Cihangir-Platz erobert hat, der will seinen Logenplatz genießen. Also noch einen Tee.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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