Liebe ist wie Sommerwind: Preishit - vier romantische Romane in einem eBook - Isabelle Wallon - E-Book
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Liebe ist wie Sommerwind: Preishit - vier romantische Romane in einem eBook E-Book

Isabelle Wallon

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Beschreibung

Romantisch, spannend und zum Träumen schön: Der Feelgood-Sammelband »Liebe ist wie Sommerwind« von Isabelle Wallon jetzt als eBook bei dotbooks. Der Romance-Sammelband mit vier Liebesromanen und vier Paaren, die um ihr Glück kämpfen müssen … Jessica hat genug von belanglosen Flirts – lieber konzentriert sie sich auf ihre Karriere und fliegt nach Tunesien, um dort die Menschen und die beeindruckende Natur zu fotografieren. So begegnet sie dem charismatischen Weltreisenden David Taylor, zu dem sie sich wie magisch hingezogen fühlt. Aber darf sie diesen Gefühlen vertrauen? Diese Frage muss sich am anderen Ende der Welt auch die Anwältin Melanie stellen, die eigentlich nur nach Australien reist, um den Erben eines Vermögens ausfindig zu machen – und so plötzlich vor dem attraktiven Farmer Mark Cunningham steht, dessen rauer Charme ihre Knie weich werden lässt … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Romantik-Sammelband »Liebe ist wie Sommerwind« von Isabella Wallon verzaubert mit wunderschönen Urlaubsorten und mitreißenden Liebesgeschichten. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 643

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Über dieses Buch:

Gibt es ein größeres Abenteuer, als den Mann seines Lebens zu finden? Jessica hat genug von belanglosen Flirts – lieber konzentriert sie sich auf ihre Karriere und fliegt nach Tunesien, um dort die Menschen und die beeindruckende Natur zu fotografieren. So begegnet sie dem charismatischen Weltreisenden David Taylor, zu dem sie sich wie magisch hingezogen fühlt. Aber darf sie diesen Gefühlen vertrauen? Diese Frage muss sich am anderen Ende der Welt auch die Anwältin Melanie stellen, die eigentlich nur nach Australien reist, um den Erben eines Vermögens ausfindig zu machen – und so plötzlich vor dem attraktiven Farmer Mark Cunningham steht, dessen rauer Charme ihre Knie weich werden lassen …

Starke Frauen, die nicht auf der Suche nach einer Beziehung sind, attraktive Männer, die genau wissen, was sie wollen, und der Zauber der Liebe, der alle Pläne über den Haufen wirft: Genießen Sie die romantischen Liebesromane in diesem Sammelband und lassen Sie sich von Isabelle Wallon an die schönsten Orte der Welt entführen!

Über die Autorin:

Isabelle Wallon, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres.

Bei dotbooks veröffentlichte Isabelle Wallon neben dem vorliegenden eBook die folgenden Romane und Sammelbände:

»Ein total verrücktes Wochenende«, »Immer wenn ich von dir träume«, »Der Geliebte aus Texas«, »Halt mich fest in deinen Armen« und »Bleib heute Nacht bei mir« – diese fünf Romane sind auch als Sammelband mit dem Titel »Liebe ist wie Brausepuler« erhältlich –, »Urlaub – Liebe inbegriffen«, »Traumfrau ohne Trauschein«, »Verführung in Caracas« und »Ein Abenteurer zum Verlieben« – diese vier Romane sind auch als Sammelband mit dem Titel »Liebe ist wie Sonnenschein« erhältlich.

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eBook-Sammelband-Originalausgabe Juni 2019

Einen Quellennachweis für die in diesem Band vorliegenden Romane finden Sie am Ende dieses eBooks.

Copyright © der Originalausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von Adobe Stock / Ruth Black

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96148-818-6

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Liebe ist wie Sommerwind an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

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Isabelle Wallon

Liebe ist wie Sommerwind

Vier romantische Romane in einem eBook

dotbooks.

Zu viel Liebe – gibt es das?

Auf windige Flirts kann Jessica gut verzichten. Lieber konzentriert sie sich auf ihre Karriere: Im Auftrag eines Verlags fliegt sie für drei Wochen nach Tunesien, um Land und Leute zu fotografieren. Doch schon am Flughafen von Tunis muss die New Yorkerin feststellen, dass man mit Englisch nicht überall weiterkommt. Als Retter in der Not entpuppt sich ein Mann, den Jessica unter normalen Umständen wegen seiner abgewetzten Kleidung und seinem unverschämten Lächeln keines zweiten Blickes würdigen würde. Nun aber stellen sich David Taylors Sprachkenntnisse als ausgesprochen hilfreich heraus – und ehe sie recht weiß, was sie tut, hat sich Jessica schon für den nächsten Tag mit dem Unbekannten verabredet …

Kapitel 1

»Sie müssen sich jetzt anschnallen, Miss.«

Die Stimme des Mannes, der neben ihr saß, riss Jessica Williams aus ihren Gedanken. Nur langsam konnte sie den Blick von dem unendlich weiten Wolkenteppich lösen, der sich vor ihren Augen ausbreitete. Sie drehte sich seufzend um und griff nach dem Sicherheitsgurt.

»Wir werden gleich landen, hat die Stewardess gesagt«, verkündete der Mann, der sich ihr als Peter Whitney vorgestellt hatte. Seit dem Start in New York hatte er verzweifelt versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Und natürlich bemühte er sich nach besten Kräften, Eindruck bei der attraktiven Jessica zu schinden. Er schien einfach nicht zu begreifen, dass sie sich mit ihm nicht unterhalten wollte.

»Haben Sie in Tunis geschäftlich zu tun?«, erkundigte sich Peter Whitney neugierig weiter und fingerte an seiner Hornbrille herum. »Vielleicht können wir mal zusammen essen gehen, Miss?«

Er setzte ein Lächeln auf, oder besser gesagt, er versuchte es. Eine schiefe Grimasse war das Ergebnis.

»Mr. Whitney, ich bin untröstlich«, erwiderte Jessica mit zuckersüßer Stimme, um den aufdringlichen Kerl endlich loszuwerden. »Mein Verlobter holt mich am Flughafen ab. Ich bedauere sehr, dass ich Ihre geheimen Wünsche nicht erfüllen kann …«

Sie ließ offen, was sie damit meinte, aber Peter Whitney bekam auf einmal einen knallroten Kopf. Seine Bemühungen, der attraktiven Brünetten den Hof zu machen, versickerten ganz plötzlich im Sande. Nervös blätterte er in einer Zeitung herum und versuchte, die Sache zu vergessen.

Jessica atmete im Stillen auf. Natürlich war sie nicht verlobt, und sie wurde am Flughafen von Tunis auch nicht abgeholt. Das hatte sie nur gesagt, um Whitney abblitzen zu lassen. In Wirklichkeit war sie für die nächsten drei Wochen ganz auf sich allein gestellt.

Culture Life, das bekannte Bildmagazin in New York, hatte Jessica beauftragt, nach Tunesien zu fliegen und dort eine großangelegte Bildreportage über Land und Leute zu machen. Alte Kultstätten und Basare, Moscheen, Dörfer und Städte sollte sie fotografieren.

Jessica war dankbar für diese Chance. Immerhin war das ihr erster Auslandsaufenthalt. Trotzdem war Michael Hopkins, ihr Ressortleiter, felsenfest davon überzeugt, dass Jessica gut genug war, um diesen Job zu schaffen. Sie machte hervorragende Bilder, und Hopkins versprach sich von Jessicas Reportage eine ganze Menge.

Die Maschine ging jetzt tiefer und durchstieß wenige Augenblicke später die Wolkendecke. Jessica sah aus dem Fenster und erkannte tief unter sich den Meeresstrand und die ersten Häuser der Stadt, die dem Land seinen Namen gegeben hatte – Tunis.

Die Boeing 747 senkte sich immer tiefer, so dass Jessica weitere Einzelheiten erkennen konnte. Sie sah die orientalischen Einflüsse im Baustil der Häuser und entdeckte die zahlreichen schlanken Türme, die in den blauen Himmel ragten. Minaretts nannte man sie, und von dort oben rief der Muezzin – der Priester – die gläubigen Moslems zu den täglichen Gebetsstunden.

Auf einmal fieberte Jessica der Ankunft regelrecht entgegen, denn die ersten Eindrücke überwältigten sie schon von hier oben aus. Sie wollte so schnell wie möglich weiter nach Süden. Hammamet war eines ihrer Ziele, weil es dort besonders farbenprächtige Basare geben sollte.

Der Jumbo setzte mit einem sanften Ruck auf der Landebahn auf und kam dann zum Ausrollen. Als er stand, griff Jessica nach ihrem Handgepäck und ging zum Ausgang. Peter Whitney beachtete sie gar nicht mehr.

***

Drückende Hitze schlug ihr entgegen, als sie die Gangway betrat. Es war zwar noch Frühling, aber trotzdem schon sehr heiß. Wie mochte es dann erst im Sommer hier sein?

Jessica stieg die Gangway hinunter und ging zu einem wartenden Bus, der die Passagiere zur Ankunftshalle beförderte. Dort holte sie zunächst ihr Gepäck ab und ließ dann die übliche Pass- und Zollkontrolle über sich ergehen. Anschließend ging sie zu einer Wechselstube und wechselte dreihundert Dollar in Dinar um. Der Tunesier hinter dem Schalter musterte sie kurz und zahlte dann den Wechselbetrag aus.

Der Informationsschalter in der Ankunftshalle war Jessicas nächstes Ziel. Eine freundlich lächelnde Angestellte kam auf sie zu.

»Wie komme ich am schnellsten und bequemsten nach Hammamet?«, erkundigte sich Jessica und stellte den Koffer ab.

Die Angestellte stutzte einen Moment und redete dann in französischer Sprache auf sie ein. Damit fingen die ersten Probleme an. Jessica konnte nicht genügend Französisch, um eine richtige Unterhaltung zu führen. Das hatte sie ihrem Chef auch gesagt. Der aber hatte nur abgewinkt.

»Englisch ist eine Weltsprache, Jessica. Sie kommen damit überall durch.«

Dummerweise sah die Realität nun aber ganz anders aus. Jessica verstand noch nicht einmal die Hälfte von dem, was die freundliche Angestellte ihr erklärte. Irgendwie glaubte sie aber herauszuhören, dass man nach Hammamet am besten mit dem Bus oder mit dem Zug fuhr.

Jessica bedankte sich und verließ den Informationsschalter. Wie an jedem Flughafen musste es auch hier ein Busterminal geben, und das war jetzt ihr Ziel. Sie schnappte sich ihren Koffer und ging ins Freie hinaus.

Suchend blickte sie sich um, bis sie ungefähr hundert Meter entfernt auf der linken Straßenseite einige Busse stehen sah.

Na, wer sagt’s denn, dachte Jessica. Es geht auch ohne Dolmetscher. Gutgelaunt marschierte sie zu den Bussen hinüber. Die Blicke einiger Taxifahrer, die ihre Autos direkt vor der Ankunftshalle abgestellt hatten, folgten ihr. Kein Wunder, denn mit ihrer langen braunen Mähne war die vierundzwanzigjährige Jessica eine Attraktion. Und ihre schlanke sportliche Figur tat ein Übriges. In der engen Jeans und dem T-Shirt fiel sie eben auf.

Aber Jessica kümmerte sich nicht um die Blicke der Männer. Sie hatte ein bestimmtes Ziel, und das hieß Hammamet.

***

Der Busfahrer zuckte bedauernd mit den Schultern, als Jessica ihn fragte, ob er Englisch spreche. Stattdessen erwiderte er etwas in gutturalem Arabisch und zeigte auf das Schild an seinem Bus. Die arabischen Schriftzeichen konnte Jessica natürlich auch nicht lesen. Es war zum Verzweifeln.

»Hammamet?«, fragte sie dann.

»Sousse«, erwiderte der Mann kopfschüttelnd. Er deutete auf einige seiner Kollegen, die vor ihren Bussen standen und in ein lebhaftes Gespräch vertieft waren. Jessica schloss aus seinem Wortschwall, dass einer von ihnen nach Hammamet fuhr. Aber wie sollte sie nur herausfinden, welcher, wenn keiner ein Wort Englisch verstand?

Jessica wollte gerade zu den Tunesiern gehen, als ihr Blick zufällig auf die andere Straßenseite fiel. Dort stand ein Mann, der ihre Aufmerksamkeit erregte. Er war groß, schlank, sportlich und trug jämmerlich ausgefranste Jeans. Das verwaschene Hemd stand bis zum Bauchnabel offen und zeigte einen sonnengebräunten Oberkörper.

Zufällig schaute der Mann gerade in diesem Moment in Jessicas Richtung. Ein kleiner, angenehmer Schauer erfasste sie, als sie in seine Augen blickte, und auf einmal fühlte sie, wie ihr trotz der Wärme eine leichte Gänsehaut über den Rücken strich.

Merkwürdig, dachte Jessica, und dann kam ihr eine Idee. Vielleicht konnte ihr dieser Mann helfen. Er sah jedenfalls ganz so aus, als wenn er sich schon einige Zeit in diesem Land aufhielte. Wie ein Weltenbummler wirkte er, ein wenig heruntergekommen, aber gleichzeitig weitgereist und interessant. Das Wort Tramp schoss ihr durch den Kopf.

Gerade als Jessica dem Fremden zuwinken wollte, war dieser schon im Begriff, die Straße zu überqueren. Das war nicht leicht, denn von den Autofahrern schien hier keiner sein Tempo drosseln zu wollen. Aber dann schaffte es der Mann doch.

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte er mit einer so dunklen, warmen Stimme, dass Jessicas Augen unwillkürlich aufleuchteten. »Sie sehen nämlich ganz so aus, als wenn Sie kein Französisch sprechen.«

Er grinste dazu geradezu unverschämt, und das machte Jessica ein wenig wütend. Dieser Tramp wollte sich wohl lustig über sie machen?

»So, das sehen Sie mir also an«, bemerkte sie mit schnippischer Stimme und sah, wie er ihre Figur betrachtete. Das, was er sah, schien ihm offensichtlich zu gefallen, denn sein Lächeln wurde noch eine Spur intensiver.

»Sollten Sie mit Ihrer Musterung endlich fertig sein, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir wirklich helfen«, fügte Jessica nach einigen Sekunden hinzu. »Es sieht so aus, als wenn ich auf die Hilfe eines Dolmetschers angewiesen bin. Sprechen Sie zufällig Französisch oder Arabisch?«

Der Mann nickte, und Jessica atmete auf. »Dann reden Sie doch bitte mit den Busfahrern, und fragen Sie, wer von ihnen nach Hammamet fährt. Da möchte ich nämlich hin, und zwar schnell, wenn das möglich ist.«

»Kein Problem«, erwiderte der Tramp. »Ich werde die Sache für Sie regeln. Sie werden feststellen, dass alles viel schneller geht, als man glaubt.«

Bevor sie ihn fragen konnte, was er damit meinte, ging er auf die Gruppe der Tunesier zu und begrüßte sie lautstark. Er verhandelte in Arabisch mit den Männern; Jessica vermutete, dass dieser wie ein Tramp wirkende Mann schon einige Zeit in Tunesien lebte, denn er konnte sich ausgezeichnet auf die arabische Mentalität einstellen.

Mit vielen Gesten trug er sein Anliegen vor und wies dann auf Jessica. Die Busfahrer sahen einen Augenblick lang zu ihr hin, dann hatte der Tramp das allgemeine Interesse wieder auf sich gelenkt.

Das Gespräch dauerte ungefähr zehn Minuten, wie Jessica ungeduldig feststellte. Dann kam der gutaussehende Tramp wieder zurück.

»Geht alles klar«, sagte er und grinste dabei geradezu unverschämt. »Ich habe mit einem der Fahrer abgesprochen, dass er Sie bis nach Hammamet fährt. Normalerweise müssten erst genügend Fahrgäste vorhanden sein, aber bei Ihnen macht er eine Ausnahme. Geben Sie ihm ein ordentliches Bakschisch – das regelt vieles von selbst.«

»Bitte, was soll ich ihm geben?«, fragte Jessica.

»Ja, wissen Sie denn noch nicht einmal, was ein Bakschisch ist?« Der Tramp schüttelte den Kopf. »Sie sind vielleicht eine! Kommt nach Tunesien und kennt sich überhaupt nicht mit Land und Leuten aus. Lady, Sie werden es sehr schwer haben, wenn Sie hier nicht Bescheid wissen.«

»Aber zum Glück habe ich ja Sie, Mister Tramp«, fiel Jessica ihm ironisch ins Wort. Sie mochte es gar nicht, dass dieser Typ, von dem sie noch nicht einmal den Namen wusste, so von sich überzeugt war.

»Sie lesen meine Gedanken, junge Frau«, grinste er. »Und rein zufällig haben Sie großes Glück, dass ich ebenfalls nach Hammamet muss. Ich habe natürlich Ihr Einverständnis vorausgesetzt, als ich dem Busfahrer sagte, er solle uns beide dorthin bringen. Und nun kommen Sie endlich, sonst glaubt der gute Mann noch, dass Sie es sich anders überlegt haben.«

Damit schnappte er sich Jessicas Koffer und schleppte ihn zu einem Omnibus, der schon zu französischen Kolonialzeiten im Einsatz gewesen zu sein schien. Er wirkte staubig und heruntergekommen, aber Jessica war jetzt alles recht. Hauptsache, sie kam so schnell wie möglich ans Ziel, damit sie mit ihrer Arbeit beginnen konnte.

Der Busfahrer, ein kleiner rundlicher Typ, lächelte verschmitzt, als er Jessica die Tür öffnete und sie mit einem kehligen Wortschwall begrüßte. Jessica verstand ihn natürlich nicht, nickte ihm aber freundlich zu. Erst dann stieg sie ein.

Von ihrem Fensterplatz aus überzeugte sie sich, dass ihr Koffer ordnungsgemäß im Laderaum verstaut wurde. Dann stieg auch der Tramp ein. Ohne Jessica um Erlaubnis zu fragen, setzte er sich einfach neben sie, während der Tunesier den Bus startete. Der Motor brauchte eine Zeitlang, bis er die Phase des Stotterns hinter sich gebracht hatte, aber dann lief er wie am Schnürchen.

»Verzeihen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, sagte der Tramp. »Ich heiße David Taylor. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

»Von Vergnügen ist bis jetzt noch nicht die Rede, Mr. Taylor«, sagte Jessica prompt und nannte ihm dann erst ihren Namen. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie sich in David Taylors Gegenwart irgendwie unsicher fühlte. Wahrscheinlich reagierte sie deswegen so gereizt. »Ich bin keine Touristin, die hier Urlaub macht, sondern ich arbeite hier!«

David Taylor machte Augen, als wolle er sie fragen, was das Wort Arbeit denn überhaupt bedeutete. Wahrscheinlich gehörte er zu den zahlreichen Weltenbummlern, die sich einfach treiben ließen und das Abenteuer suchten.

»Was für eine Art Arbeit ist es denn?«, erkundigte er sich dann. »Oder bin ich zu neugierig?«

Das Lächeln, das er jetzt aufsetzte, ließ Jessicas Gereiztheit schwinden. Natürlich war er nicht zu neugierig. Im Gegenteil, sie war im Stillen sogar froh, dass er ein Gespräch mit ihr begann. Dieser David Taylor interessierte sie immer mehr, sie wollte es sich nur nicht eingestehen.

»Ich soll Material für einen Bildband über Tunesien zusammenstellen, Mr. Taylor«, erwiderte sie dann. »Sie kennen vielleicht unser Magazin Culture Life in New York. Für dieses Magazin arbeite ich, und deswegen fahre ich auch nach Hammamet. Die nächsten drei Wochen werde ich dort und anderswo fotografieren.«

»Das klingt gut«, bemerkte David. »Ist doch ein abwechslungsreicher Job, den Sie da haben, und er scheint Ihnen auch Spaß zu machen. Warten Sie nur, bis wir in Hammamet sind. Ich kenne mich da recht gut aus, und vielleicht kann ich Ihnen einige Tipps geben, wo Sie gute Fotos schießen können.«

Das hörte sich annehmbar an, fand Jessica. Jemand wie David Taylor kam sicher weit herum und kannte sich demzufolge bestimmt gut aus. Vielleicht konnte er ihr wirklich einiges zeigen.

Und vielleicht hält er sich auf diese Weise noch ein wenig länger in meiner Nähe auf, dachte Jessica …

***

Aus dem Radio klangen schwermütige arabische Klänge, als der Bus Tunis verließ und auf die Schnellstraße in Richtung Süden zuhielt. Ein großes Hinweisschild zeigte Jessica, dass Hammamet noch fünfzig Kilometer entfernt war.

David Taylor hatte unterdessen in seinem Rucksack herumgewühlt und zwei Büchsen Bier herausgeholt. Eine drückte er Jessica wortlos in die Hand, die andere trank er in einem Zug fast leer.

»Genießen Sie die Aussicht«, riet er ihr dann, während er sich genüsslich einige Feigen in den Mund stopfte. »So lernen Sie am besten Land und Leute kennen. Da drüben sehen Sie schon die ersten Orangenhaine.«

Jessica blickte aus dem Fenster. An der rechten Straßenseite befanden sich einige Hügel, an deren Fuß sich Baumgruppen ausbreiteten. Direkt an der Straße hatte ein fliegender Händler einen Stand aufgebaut und bot Orangen feil. Der Tunesier war in ein weites, weißes Gewand gehüllt und winkte Jessica von der Straße aus zu, als der Bus an ihm vorbeifuhr.

Die Straße war gut ausgebaut, und so ging es zügig voran. Während der Busfahrer versuchte, einen anderen Sender im Radio zu finden, betrachtete Jessica die Landschaft. Wohin sie auch blickte, überall war das Land öde und ziemlich karg. Die Häuser am Fuße der Hügel, die sie vereinzelt sah, erschienen ihr wie abbruchreife Hütten. Und doch lebten dort Menschen.

»Sie müssen erst einmal das Landesinnere sehen«, meinte David, der Jessicas Gedanken offenbar lesen konnte. »Dagegen ist das hier die reinste grüne Oase. Tunesien ist ein Land, in dem große Armut herrscht. Ohne den Tourismus könnten diese Menschen kaum existieren. Am besten vergessen Sie das nicht in Ihrem Bericht.«

»Mr. Taylor, ich schreibe keine Artikel, sondern mache nur die Fotos«, warf Jessica ein. »Und die werden für sich selbst sprechen – darauf können Sie sich verlassen.«

David zuckte mit den Schultern und knabberte weiterhin genüsslich an seinem Feigenvorrat herum. Dabei blickte er ab und zu zu Jessica hinüber und betrachtete ihre schlanke, an den richtigen Stellen verführerisch gerundete Figur.

Er zieht mich mit den Augen fast aus, dachte Jessica und erschauerte bei der plötzlichen Vorstellung, wie es wohl sein mochte, wenn sie seine Hände auf ihrer Haut spürte.

Trotzdem beschloss sie, seine herausfordernden Blicke einfach zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte sie sich mehr auf die Landschaft, die sich vor ihr erstreckte. Am östlichen Horizont erkannte Jessica die Ausläufer eines Gebirgszuges, dessen Formen ziemlich bizarr wirkten.

Ein weiteres blaues Schild wies darauf hin, dass die Stadt Hammamet jetzt nur noch zwölf Kilometer entfernt war. Jessica atmete auf. Sie sehnte sich nach einer kalten Dusche und ein paar Stunden Schlaf. Die lange Flugzeit forderte langsam ihren Tribut.

Am Horizont tauchten die ersten Häuser von Hammamet auf, und als der Bus den Stadtrand passierte, war Jessica fast ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatte sie sich Hammamet viel größer vorgestellt. In Wahrheit wirkte es wie ein verschlafenes Provinznest.

Jessica hörte, wie sich der Tramp mit dem Busfahrer unterhielt. Der Tunesier nickte.

»Ich habe ihm gesagt, dass er Sie zum Sheraton Hotel fahren soll«, erklärte ihr David und grinste wieder. »Das dürfte das Richtige für Sie sein. Ich nehme doch an, dass Ihr Magazin die Spesen übernimmt, hab ich recht?«

Jessica nickte.

»Lassen Sie sich überraschen«, fuhr David fort. »Im Sheraton können Sie sich ausruhen und gleichzeitig an Ihrer Fotoserie arbeiten. Ich selbst muss weiter in die Stadt. Ich möchte mich dort mit einigen Freunden treffen. Aber ab morgen könnte ich Ihnen zur Verfügung stehen. Ich weiß da einige schöne Fleckchen, die sich hervorragend zum Fotografieren eignen. Sie sind doch noch an meiner Mitarbeit interessiert?«

Die Art der Frage brachte Jessica zum Lachen. Dieser Mann gab sich ja ganz so, als sei er ein Experte in Sachen Fotografie. Nur seine abgerissene Kleidung sprach dagegen. Wirklich – David Taylor war ein seltsamer Mann, aus dem Jessica nicht ganz schlau wurde. Und solche Männer interessierten sie.

Der Bus bog von der Hauptstraße ab, in Richtung Touristenzentrum. Eine schmale, aber trotzdem geteerte Straße führte in der Nähe des Strands entlang. Dort befand sich ein Hotel neben dem anderen.

Schon bald entdeckte Jessica das Hinweisschild zum Sheraton Hotel. Der Busfahrer bremste ab und bog nach links ein.

»So, da wären wir«, sagte David dann. »Ich trage Ihnen noch den Koffer. Morgen früh komme ich dann bei Ihnen vorbei – einverstanden?«

Jessica nickte, weil sie jetzt auf Davids angebliches Fachwissen neugierig geworden war, und erhob sich. David folgte ihr ins Freie. Als sich beim Aussteigen ihre Hände berührten, durchzuckte es sie wie ein kurzer Stromstoß, und sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden – heiß vor Erregung.

Was ist nur mit mir los?, fragte sich Jessica verwirrt, während sie in Davids Augen blickte.

Sie war fast erleichtert, als er ihr noch einmal zuwinkte, bevor er wieder in den Bus stieg. Dann fuhr er davon.

Jessica griff nach ihrem Koffer und betrat das Sheraton Hotel.

Kapitel 2

All hotels have rooms – the Sheraton has its own Showplace, stand auf einem großen Schild direkt hinter dem Eingang. Jessica fand, dass diese Art von Reklame nicht einmal übertrieben war. Im Gegensatz zu den üblichen Betonklötzen dieser bekannten Hotelkette fand die junge Foto-Reporterin diesmal eine weiträumige Bungalowanlage vor. Alles war im arabischen Stil gehalten, und ringsherum blühten Blumen in verschwenderischer Fülle.

Ein Diener in orientalischen Gewändern eilte sofort auf Jessica zu und bemächtigte sich ihres Gepäcks. Höflicher Service wurde hier also großgeschrieben, das war jedenfalls ihr erster Eindruck.

Ein langer Gang führte zum Verwaltungsgebäude und der Rezeption. Hoffentlich spricht man hier wenigstens Englisch, dachte Jessica.

Ihre Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Der Mann im roten Jackett hinter der Rezeption bemerkte offenbar sofort, dass sie Amerikanerin war. Er redete Jessica in Englisch an und erkundigte sich höflich nach ihren Wünschen.

»Ich hätte gern ein Einzelzimmer«, sagte Jessica und fügte hinzu, dass sie für ungefähr zwei Wochen bleiben wolle.

Der Mann sah in seinen Unterlagen nach und lächelte dann.

»Sie haben außerordentliches Glück, Lady. Wir haben noch ein Zimmer im letzten Häuserblock frei. Von dort aus können Sie den Strand und das Meer sehen.«

Es folgten die üblichen Anmeldungsformalitäten. Dann winkte der Angestellte den Diener herbei, der sich schon vorhin um Jessicas Gepäck gekümmert hatte. Ihm drückte er einen Zimmerschlüssel in die Hand. Der Diener nickte stumm und ging Jessica voran.

Trotz des schweren Koffers lief er schnell, und Jessica hatte Mühe mitzuhalten. Der Weg führte am Haupteingang vorbei, wo sich eine kleine Boutique für die Hotelgäste befand. Dann ging es unter einem Torbogen hindurch zu einem schönen Park. Dort standen die einzelnen Wohneinheiten, jeweils vier Zimmer in einem Haus.

Jessica roch den Duft der zahlreichen Blumen und Büsche am Wegesrand. Hier würde sie sich wohl fühlen, das wusste sie jetzt schon.

Sie stiegen eine geschwungene Treppe hinauf. Der Diener setzte den Koffer ab und schloss eine Tür auf. Er verbeugte sich und deutete Jessica an, einzutreten.

Das Zimmer war groß und geräumig. Die Decke war gewölbt, die Einrichtung geschmackvoll. Es war alles da, vom Fernseher bis zum Telefon.

Bevor der Diener sie verließ, erinnerte Jessica sich an David Taylors Worte und drückte dem Mann ein Trinkgeld in die Hand. Dieser bedankte sich überschwenglich und verbeugte sich sogar mehrmals, bevor er das Zimmer verließ.

Willkommen in Hammamet, sagte Jessica zu sich selbst und beschloss dann, erst einmal ihre Sachen auszupacken.

***

Der Kaffee war heiß und stark und belebte sie sofort. In dem Coffeeshop des Sheraton herrschte eine angenehme Atmosphäre, denn um diese Zeit hielten sich hier nur wenige Gäste auf. Die meisten waren draußen am Strand, und Jessica hatte sich vorgenommen, auch dorthin zu gehen. Am Tag ihrer Ankunft wollte sie noch nicht mit der Arbeit beginnen, sondern erst morgen. Heute wollte sie es noch genießen, sich in die kühlen Fluten zu stürzen. Denn sonst kam sie wahrscheinlich nicht mehr dazu.

Außerdem wurde es Zeit, sich bei Michael Hopkins, ihrem Chef, zu melden. Er wartete wahrscheinlich schon auf ein Lebenszeichen von ihr. Also ging Jessica zum Schreibtisch ihres Zimmers, schloss ihr Laptop an und schickte eine Mail an Culture Life in New York. Sie teilte Hopkins mit, dass sie gut angekommen sei und gleich am nächsten Morgen mit der Arbeit beginnen würde. Das würde ihn wohl zufriedenstellen.

Anschließend kehrte Jessica in ihr Zimmer zurück und kleidete sich um. Sie holte einen gelbgestreiften Bikini aus dem Koffer und zog Jeans und T-Shirt darüber. Dann packte sie noch ein großes Handtuch in die Segeltuchtasche.

Der Weg zum Strand führte durch den schönen Park. Alles grünte und blühte, und in den Bäumen zwitscherten Vögel. Es wirkte alles sehr malerisch, und das Rauschen der Wellen drang bis hierher.

Schon von weitem sah Jessica die zahlreichen Sonnenschirme im Sand, aber nur wenige Touristen hatten sich in ihren Schatten zurückgezogen. Die meisten tummelten sich im Meer, und Jessica hörte ihre lachenden Stimmen.

Sie bückte sich und zog ihre Sandalen aus, als sie den Strand erreichte. Dann schaute sie sich nach einem ruhigen Plätzchen um. Ein Stück weiter links waren nicht so viele Menschen, denn dort ging der Sandstrand in steiniges Gelände über.

Das war Jessica jedoch egal. Hauptsache, sie hatte ihre Ruhe und konnte ungestört in der Sonne liegen und sich von den Strapazen des langen Fluges erholen.

Sie stellte ihre Tasche ab und breitete das Handtuch aus. Dann streifte sie ihre Jeans ab und zog das T-Shirt aus.

Langsam schlenderte sie zum Wasser. Die Wellen umspülten ihre Beine. Das Meer war gar nicht kalt, sondern angenehm warm. Mit einem Sprung stürzte sich Jessica in die Fluten und schwamm mit kräftigen Zügen hinaus.

Als sie nach zehn Minuten aus dem Wasser kam, spürte sie den Wind, der über ihre nasse Haut strich und ihr angenehme Kühlung verschaffte. Langsam lief sie zu ihrem Platz zurück und setzte sich auf das Handtuch. Während sie eine Flasche Sonnencreme aus der Tasche holte und sich damit einrieb, bemerkte sie die neugierigen Blicke einiger männlicher Touristen. Aber Jessica beschloss, sie zu ignorieren. Sie wollte ihre Ruhe haben.

Sie sah den Mann erst, als er schon neben ihr stand. Überrascht fuhr sie hoch und blickte ihn verwirrt an. Es war ein Einheimischer, der einen großen Korb mit Tonwaren bei sich hatte. Er grinste über das ganze Gesicht und redete dann in einer Mischung aus Arabisch und Französisch auf Jessica ein. Dabei deutete er immer wieder auf seinen Korb und machte weit ausholende Handbewegungen. O Gott, der will mir etwas verkaufen, dachte Jessica und grübelte verzweifelt darüber nach, wie sie den Mann davon überzeugen konnte, dass sie nichts haben wollte.

Aber der Tunesier fuhr munter fort, seine Ware anzupreisen. Er holte eine tönerne Vase heraus, schwenkte sie vor Jessicas Augen ein paarmal hin und her und nannte dann seinen Preis. Als er merkte, dass Jessica ihn nicht verstand, hob er beide Hände und zeigte ihr sämtliche Finger.

Also zehn Dinar, dachte Jessica. Aber das war ihr zu viel. Außerdem wollte sie ihren Koffer nicht mit Souvenirs vollpacken. Schließlich hatte ihr Chef sie nicht nach Tunesien geschickt, damit sie dort allerhand unnötiges Zeug einkaufte, sondern weil sie seine beste Fotografin war.

Wie werde ich den Mann nur los, dachte Jessica. Ob es sinnvoll war, ihm die Vase für zehn Dinar abzukaufen? Dann ließ er sie bestimmt in Ruhe, weil er ein gutes Geschäft gemacht hatte.

Also nickte Jessica stumm und griff in die Tasche, um ihr Geld herauszuholen.

»Zehn Dinar?«, fragte sie, und der Tunesier nickte, obwohl er sie bestimmt nicht verstanden hatte.

Gerade als sie dem Mann den Geldschein geben wollte, ertönte hinter ihr eine Stimme, die Jessica unwillkürlich zusammenzucken ließ. Sie kannte diese Stimme.

Sie gehörte David Taylor!

Überrascht blickte sie sich um. David trug wieder seine ausgefranste Jeans, aber diesmal ein T-Shirt dazu, das auch schon bessere Tage gesehen hatte.

David ging sofort auf den Tunesier zu und redete auf ihn ein. Das Lächeln des Einheimischen verschwand, und seine Miene wurde stattdessen ein wenig wütend. Jessica merkte, dass die beiden zu handeln begannen. Es ging hin und her, bis der Tunesier schließlich nachgab und David die Vase aushändigte.

Jessica war sprachlos, als sie sah, wie David dem Mann nur drei Dinar in die Hand drückte. Und das Tollste daran war, dass der Tunesier damit sehr zufrieden zu sein schien.

»Ich bin wohl gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte David dann grinsend. »Sonst hätte der Bursche Ihnen noch Ihr ganzes Geld abgenommen.«

»Zehn Dinar sollte diese Vase kosten, hat er gesagt«, rief Jessica. »Und Ihnen lässt er sie für drei. Wie haben Sie das gemacht?«

»Hier muss man um den Preis handeln, Lady«, verkündete David. »Das gehört zum Geschäft, verstehen Sie? Also manchmal muss ich mich doch wirklich über Sie wundern. Wissen Sie denn gar nichts über die Mentalität der Einheimischen? Wie wollen Sie dann jemals eine gute Fotoreportage machen?«

Im Grunde genommen hatte er ja recht. Aber Jessica wollte sich von ihm nicht maßregeln lassen. Deshalb lenkte sie ab.

»Wie kommen Sie eigentlich hierher?«, fragte sie. »Ich dachte, wir wären erst für morgen verabredet? Oder haben Sie Ihre Freunde nicht angetroffen?«

Sie winkelte das linke Bein dabei ein wenig an und setzte ein hinreißendes Lächeln auf. Jessica wusste, dass sie gut aussah, und sie wusste auch, dass David ihr knapper Bikini nicht entgangen war.

»Nun, meine Freunde haben überraschend Besuch bekommen. Da wollte ich nicht stören und bin gegangen. Also konnte ich genauso gut noch einmal hier vorbeischauen, oder? Und wie es aussieht, haben Sie durch mich sieben Dinar gespart. Das ist doch ein kleines Vermögen …«

Die Art, wie er das sagte, brachte Jessica zum Lachen. Diesem Mann konnte man einfach nicht böse sein. Und plötzlich freute sie sich, dass er gekommen war, denn sie hatte ohnehin viel an ihn gedacht. Mehr als jemals an einen Mann zuvor, obwohl sie ihn erst ein paar Stunden kannte.

Jessicas Lächeln vertiefte sich. »Da Sie nun schon einmal hier sind, kann ich mich gleich dafür revanchieren, dass Sie mir den guten Tipp mit dem Sheraton gegeben haben. Es ist wirklich phantastisch hier. Ich glaube, jetzt bin ich an der Reihe, mal etwas Gutes zu tun. Sie sind zum Essen eingeladen, Mr. Taylor.«

Sie bemerkte, wie seine Augen aufleuchteten. Das lag vermutlich daran, dass David nicht oft Gelegenheit hatte, in solchen Hotels zu essen. Umso erstaunter war Jessica, als sie seine Antwort auf ihre Einladung hörte.

»Schönen Dank, Jessica, aber ich möchte Sie einladen. Nein, sagen Sie bitte nichts. Wissen Sie, ich habe noch ein wenig Geld, und das möchte ich mit der nettesten Lady auf den Kopf hauen, die ich jemals getroffen habe. Diese Bitte können Sie mir einfach nicht abschlagen.«

Jessica schwieg einen Moment. Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. David Taylor wollte sein letztes Geld für sie opfern? Das war doch ein Zeichen dafür, dass ihm einiges an ihr lag. Bei diesem Gedanken überlief es Jessica heiß und kalt.

»Also gut – ich nehme Ihre Einladung an. Aber ich möchte nicht daran schuld sein, wenn Ihnen hinterher das Geld für etwas Wichtigeres fehlt.«

David lächelte geheimnisvoll. »Oh, darüber brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen, Jessica. Einer wie ich – der kann sich überall durchschlagen. Das ist auch nicht das Problem. Ich …«

Er brach ganz plötzlich ab. Jessica blickte ihn fragend an, aber sie spürte, dass David nicht weitersprechen wollte. Er schien etwas vor ihr zu verbergen, etwas, das ihm wohl peinlich war. Nun gut, sie würde ihn nicht drängen, es ihr zu erzählen. Aber sie freute sich, dass David schon heute Abend gekommen war, denn sie hatte sowieso nicht gewusst, was sie unternehmen wollte.

Der Wind, der über ihre bloße Haut strich, wurde allmählich kühler, und Jessica bekam eine leichte Gänsehaut. Automatisch griff sie nach ihrem T-Shirt und streifte es sich über. Dann schlüpfte sie in Windeseile in die Jeans.

»Zum Abend wird es hier manchmal ziemlich kühl«, bemerkte David, der ihre graziösen Bewegungen beobachtete. »Aber zum Essen wäre es jetzt noch zu früh. Was halten Sie von einem kleinen Spaziergang am Strand?«

»Eine gute Idee«, stimmte Jessica sofort zu und machte ein erstauntes Gesicht, als David ihr vorschlug, ihre Kamera mitzunehmen.

»Die ist noch in meinem Zimmer, ich müsste sie erst holen.«

»Dann tun Sie das«, riet er ihr. »Ich werde hier so lange auf Sie warten, okay?«

Sie nickte und eilte davon.

***

Die Wellen brachen sich rauschend am Strand. Die Sonne neigte sich allmählich dem Meeresspiegel zu und würde in der nächsten halben Stunde untergehen. Jessica genoss den Wind, der durch ihre Haare strich. Gemeinsam mit David wanderte sie am Strand entlang, der zu dieser Stunde bereits ziemlich verlassen wirkte. Die meisten Touristen hatten sich schon in ihre Hotelzimmer zurückgezogen, um sich auf den Abend vorzubereiten. Es gab in der Umgebung einige Lokale und Diskotheken, die genügend Möglichkeiten zur Abwechslung boten.

Jessica genoss die Ruhe am Strand, und David erging es wohl genauso. Er schwieg, während er an ihrer Seite ging, und um seine Lippen spielte ein Lächeln.

Sie spazierten am Strand in östlicher Richtung. Das Hotel lag schon weit hinter ihnen. Nur wenige Meter vor ihnen begannen einige Dünen, hinter denen der eigentliche Sandstrand zu Ende war.

Diese Dünen waren Davids Ziel. Wenig später entdeckte Jessica sechs Kamele, die von vier Einheimischen in lang wallenden Gewändern bewacht wurden. Die Männer machten sich schon zur Nachtruhe fertig.

»Gefällt Ihnen das?«, erkundigte sich David. »Ich glaube, das wäre ein oder zwei Fotos wert. Warten Sie, ich will deshalb mit den Kameltreibern sprechen.«

Ohne ihren Kommentar abzuwarten, ging er auf die Tunesier zu, die das Paar schon entdeckt hatten. Jessica hörte, wie er mit den Männern verhandelte. Es dauerte diesmal nicht sehr lange.

»Kommen Sie!«, rief David ihr zu. »Sie können fotografieren. Geben Sie den Leuten ein Bakschisch, und die Sache ist in Ordnung.«

Die ruhende Kamelherde und die farbenprächtig gekleideten Tunesier waren ein hübsches Motiv. Jessica machte ihre Kamera bereit und fotografierte die malerische Szene von verschiedenen Positionen aus.

David schaute ihr die ganze Zeit über zu und fand, dass sie ihre Sache gut machte. Das sagte er ihr zum Schluss auch.

»Und jetzt legen Sie die Kamera mal beiseite«, fuhr er fort. »Nun beginnt der zweite Teil des Unternehmens. Kommen Sie.«

Er fasste sie am Arm und führte sie zu einem der Kamele.

»Steigen Sie auf«, sagte er und musste grinsen, als Jessica große Augen machte. »Keine Angst, Kamele sind lammfromme Tiere, und Sie werden eine Menge Spaß haben. Nun schauen Sie mich doch nicht so ungläubig an. Ich habe mit den Leuten hier schon alles abgemacht. Für die nächste halbe Stunde habe ich zwei Kamele gemietet, und wir unternehmen einen kleinen Ausritt am Strand entlang. Auf geht’s!«

Ehe es sich Jessica versah, hatte David sie plötzlich um die Taille gefasst und hob sie mit spielerischer Leichtigkeit auf den Rücken eines Kameles. Jessica wollte protestieren, doch dafür war es schon zu spät.

Einer der Einheimischen hatte sich in der Zwischenzeit an den Zügeln des Kamels zu schaffen gemacht und stieß einen heiseren Ruf aus.

Das Tier ging plötzlich mit den Hinterbeinen hoch, danach mit den Vorderbeinen. Jessica wurde hin und her geschleudert. Im letzten Augenblick konnte sie noch Halt am Horn des stabilen Sattels finden.

»Na, wie gefällt Ihnen das?«, fragte David, der inzwischen im Sattel eines zweiten Kamels saß. »Das ist doch mal etwas anderes, oder?«

»Es schaukelt ganz gewaltig«, meinte Jessica. Aber dann lachte sie.

Die beiden Einheimischen ergriffen die Zügel der Kamele und führten sie im Laufschritt am Strand entlang. Jessica klammerte sich am Sattelhorn fest, aber schon nach kurzer Zeit hatte sie sich dem Rhythmus des Tieres angepasst.

Nun wurde der Ritt wirklich zu einem Erlebnis. Es ging am weißen, leeren Strand entlang, und die im Meer versinkende rote Sonne bildete dazu einen phantastischen Hintergrund. In der Ferne schimmerten die Lichter des Sheraton Hotels.

Jessica schaute kurz zu David hinüber, der schräg hinter ihr ritt. Er hatte diesen kleinen Ausflug organisiert, und sie war ihm dankbar dafür. Mit seiner Hilfe würde sie wahrscheinlich erstklassiges Bildmaterial bekommen. So blieb er wenigstens noch ein wenig an ihrer Seite – der Tramp, von dem sie immer noch so gut wie gar nichts wusste …

***

Zu Jessicas Erstaunen schien man David im Sheraton Hotel recht gut zu kennen. Sie sah, wie ihm der Angestellte an der Rezeption lächelnd zunickte. Und auch im Restaurant, wo sie an einem Tisch Platz nahmen, begrüßte der Kellner David freundlich. Und das, obwohl er recht schäbige Jeans trug.

Jessica registrierte das, sagte aber nichts dazu. Der Augenblick würde schon noch kommen, wo sie David einige Fragen zu seiner Person stellen wollte. Jetzt genoss sie erst einmal das Zusammensein mit ihm, und es war ihr gleichgültig, dass einige Hotelgäste missbilligende Blicke zu dem Mann in der ausgefransten Jeans hinüberwarfen.

David suchte das Essen aus. Es gab als Vorspeise einen Shrimpscocktail und danach tunesische Fleischspezialitäten. Alles schmeckte Jessica ganz vorzüglich. Dazu tranken sie und David einen ausgezeichneten Rotwein.

»Ich möchte noch tanzen gehen«, sagte Jessica später spontan. »Oder müssen Sie jetzt schon in die Stadt zurück?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Schlüssel zur Wohnung meiner Freunde. Da kann ich kommen und gehen, wie es mir passt. Übrigens, ganz in der Nähe vom Hotel gibt es eine Disco, die gar nicht so schlecht ist. Wollen wir dorthin gehen?«

Jessica nickte, und das war das Zeichen für David, dem Kellner zu winken. Wie er gesagt hatte, bestand er darauf, die Rechnung zu bezahlen. Er griff in seine Hosentasche und holte einige zerknitterte Geldscheine hervor. Zwei davon drückte er dem Kellner in die Hand, den Rest steckte er wieder ein.

Seit Davids überraschendem Auftauchen am Strand war Jessica von einer ganz merkwürdigen Erregung befallen, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Was ist nur los mit mir, fragte sie sich, als sie aufstand und mit David zusammen das Restaurant verließ. Eigentlich wollte ich doch gar nicht mehr tanzen, sondern zeitig schlafen gehen. Stattdessen aber zögere ich die Trennung von David immer weiter hinaus. Du musst vorsichtig sein, Jessica.

»Die Disco ist nicht weit«, hörte sie David sagen, als sie das Hauptportal passierten. »Wir können dorthin auch zu Fuß gehen, einverstanden?«

Natürlich war das Jessica recht. David bot ihr seinen Arm, und sie hängte sich sofort bei ihm ein. Für Außenstehende mussten die beiden ein seltsames Paar sein. Er in seiner verwaschenen Jeans und sie in einem dünnen seidenen Overall, dem man ansah, dass er aus einer erstklassigen Modeboutique stammte.

Ein lauer Abendwind strich Jessica durch die Haare, als sie mit David die Straße entlangschlenderte. Am Horizont sah sie die bunten Lichter von Hammamet. Das Touristenzentrum lag ein wenig außerhalb, deswegen herrschte hier draußen Stille.

»Sehen Sie dort vorn das grüne Licht?«, fragte David. »Das ist die Disco. Ich habe ja gesagt, dass sie nicht weit ist.«

Als sie näher kamen, erkannte Jessica auch die Schrift auf dem grünen Leuchtzeichen – Starlight Club. Das klang recht vielversprechend, fand sie.

Ein Mann im weißen Jackett verbeugte sich vor Jessica und David, als sie die Disco betraten. Im Hintergrund waren schwach die Klänge von Ellie Gouldings »I need your love« zu vernehmen. Zu Jessicas Überraschung waren sie und David bis jetzt die einzigen Gäste.

»Was möchten Sie trinken, Jessica?«, fragte David, nachdem sie in einer der Sitzgruppen aus rotem Plüsch Platz genommen hatten.

Jessica warf einen kurzen Blick auf die Getränkekarte und entschied sich dann für einen Gin Tonic, während David tunesisches Bier wählte.

»Lassen Sie uns tanzen, David!«, sagte sie dann, als die Musik mit einem neuen Stück begann.

David folgte ihr auf die leereTanzfläche.

Anfangs tanzte er mit ihr, aber dann sah er nur noch zu, wie sich Jessicas Körper im Takt der Musik bewegte. Jessica war plötzlich von einer eigenartigen Spannung ergriffen worden. Sie steigerte sich so sehr in die Musik hinein, dass sie ihren Tanzpartner kaum mehr wahrnahm. Mit halb geschlossenen Augen tanzte sie, und es war perfekt.

Als sie David irgendwann sanft an der Schulter berührte, war es Jessica plötzlich zumute, als ob sie in Flammen stünde. Ein paar Sekunden sahen sie einander an, dann drehte sich Jessica abrupt um und verließ die Tanzfläche.

Ihr Herz pochte wild. Mit jeder Faser ihres Körpers wünschte sie sich, dass David sie in die Arme nahm und küsste. Aber würde das jemals geschehen? Schließlich war David Taylor ein Mann, von dem sie nichts wusste. Vielleicht hatte er schon längst eine Frau, mit der er zusammenlebte. Verrückt, wie weh ihr diese Vorstellung plötzlich tat.

»Stimmt irgendetwas nicht, Jessica?«, fragte David mit leiser Stimme. »Fühlen Sie sich vielleicht nicht wohl?«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur über etwas nachgedacht. Aber ich möchte nicht, dass dieser schöne Abend dadurch zerstört wird. Bitte bringen Sie mich weg von hier, ich möchte lieber noch ein wenig spazieren gehen …«

Diesmal nahm sie gar keinen Anstoß daran, dass David die Rechnung bezahlte. Sie zerbrach sich auch nicht mehr den Kopf darüber, woher er das Geld eigentlich hatte. Es war ihr – schlicht gesagt – vollkommen egal …

Kapitel 3

Der Weg führte an einer schmalen Autostraße vorbei, wo bisweilen die Scheinwerfer einzelner Fahrzeuge die Dunkelheit für wenige Augenblicke erhellten. Dann umgab Jessica und David wieder die Stille der tunesischen Nacht, während sie langsam zum Hotel zurückschlenderten.

Vom Zentrum Hammamets vernahm Jessica eine klagende Stimme, die einen langgezogenen Singsang ausstieß. So viel wusste sie schon von arabischen Ländern – das war die Stimme des Muezzins, der die Gläubigen noch einmal zum Gebet rief.

»Wie lange werden Sie eigentlich in Hammamet bleiben, David?«, erkundigte sich Jessica dann.

»Ich denke, zwei Wochen«, erwiderte der Tramp. »Meine Freunde haben ein großes Haus, und sie haben nichts dagegen, wenn ich ihnen ab und zu einen Besuch abstatte. So habe ich viel Zeit, um Sie wiederzusehen. Schließlich brauchen Sie doch jemanden, der sich hier gut auskennt. Und da bin ich genau der Richtige für Sie. Aber im Grunde genommen möchte ich … möchte ich mit dir zusammen sein, Jessica.«

Jetzt war es heraus. Jetzt sagte er ihr das erste Mal, dass ihm etwas an ihr lag.

Jessica blieb stehen und blickte David lange an. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Genau das hatte sie hören wollen.

»Als ich dich am Flughafen sah, da musste ich einfach zu dir kommen, um dir zu helfen«, fuhr David fort. »Du sahst süß und so hilflos aus – da konnte ich gar nicht anders. Und jetzt bin ich sehr glücklich, dass wir zusammen sind …«

Ihre Blicke trafen sich und versanken ineinander. Jessicas Lippen waren leicht geöffnet, als sie den Kopf hob und zu David hochblickte. Seine Hände berührten ihre Schultern und zogen sie dann sanft an sich. Wie von selbst presste sich Jessica an ihn, und im gleichen Augenblick berührten sich ihre Lippen.

Es war wie ein Stromschlag, der Jessica von oben bis unten durchzuckte. Aus dem anfangs zärtlichen Kuss wurde mehr. Mit geschlossenen Augen schlang Jessica die Arme um Davids Nacken und erwiderte den Kuss, der so voll glühenden Verlangens war.

Nach einer halben Ewigkeit öffnete sie die Augen und blickte David lange an. Ihre Stimme zitterte, als sie sagte: »Ich möchte nicht allein bleiben in dieser Nacht, David.« Und dann spürte sie wieder Davids Hände, die über ihr Gesicht strichen. Wieder küsste er sie, und sie erschauerte.

»Gehen wir«, sagte David und griff nach ihrer Hand.

Der in einen weißen Burnus gekleidete Diener verneigte sich vor Jessica, als sie an ihm vorbeiging. Sie bog nach rechts ab, und David folgte ihr.

»Es ist die letzte Wohneinheit«, sagte sie leise, um die vielleicht schon schlafenden Gäste nicht aufzuwecken. »Direkt mit Blick auf das Meer. Es gefällt mir hier sehr.«

David erwiderte nichts, sondern folgte der Frau, die er begehrte wie nichts sonst auf der Welt. Augenblicke später schloss Jessica die Tür zu ihrem Zimmer auf.

David blieb einen Augenblick stehen und sah sich um.

»Hast du etwas zu trinken hier?«, fragte er dann. »Dort drüben in der Minibar«, erwiderte Jessica. »Bedien dich nur.«

David holte eine Flasche Chivas Regal heraus. Er füllte zwei Gläser und drückte eines davon Jessica in die Hand. Sie stießen miteinander an.

»Darauf, dass ich dir begegnet bin, Jessica«, sagte David. »Es muss eine gute Fügung des Schicksals gewesen sein.«

Jessica sah, wie er sein Glas abstellte. Verlangen stand in seinen Augen. Nimm mich in die Arme, dachte Jessica. Komm zu mir, David.

Und genau das tat er auch. Er nahm sie in die Arme und küsste sie mit einer solchen Wildheit, dass Jessica zunächst ein wenig erschrak. Doch dann erwiderte sie den Kuss und presste sich so fest an David, als wolle sie ihn nie mehr loslassen.

Seine Finger glitten über ihre Schultern nach vorne und suchten den Reißverschluss ihres Overalls. Langsam zog er ihn nach unten. Dann streifte er Jessica das seidige Kleidungsstück vom Körper. Darunter trug sie einen winzigen BH und einen Hauch von einem Seidenslip. Das dunkle Dreieck ihres Schoßes schimmerte schwach hindurch.

Jessica sah seine Blicke und das Aufleuchten in seinen Augen. Er sah, wie schön sie war, und das raubte ihm fast den Verstand.

Ungeduldig machten sich seine Finger am Verschluss ihres BHs zu schaffen. Dann lagen wohlgeformte Brüste frei. Die Spitzen waren hart und vor Erregung steil aufgerichtet. David küsste sie, während er Jessica hastig den Slip abstreifte. Nun war sie vollkommen nackt.

David hob sie hoch und trug sie auf seinen muskulösen Armen zum Bett hinüber. Dort streckte sich Jessica aus und sah zu, wie sich David selbst auszog.

Sein Körper war sportlich durchtrainiert und trotzdem schlank, genauso, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie sah seine Erregung und atmete unwillkürlich schneller. »Komm«, flüsterte sie. »Bitte, David …«

Er legte sich neben sie und streichelte ihren wunderschönen Körper. Seine Finger gingen auf Wanderschaft, während er ihr Gesicht mit tausend Küssen bedeckte. Er streichelte ihre Brüste, und Jessica stöhnte leise.

Dann glitten seine Lippen tiefer und umspielten die dunklen Höfe ihrer Brustwarzen. Jessica bog sich ihm entgegen.

Während sie mit ihren Händen durch sein gewelltes Haar strich, spürte sie, wie sein Mund allmählich zu der feuchten Wärme ihres Schoßes hinunterwanderte. Jessica keuchte.

»O David …«, murmelte sie und krallte die Finger in seinen Rücken, während sie das Spiel seiner Zunge genoss und die Hüften bewegte. Das letzte Zögern, die letzten Bedenken wurden von einer gigantischen Woge des Verlangens weggespült.

Jessica winkelte die Beine an und hob ihr Becken, um David ganz in sich aufzunehmen. Er verstand diese stumme Aufforderung und richtete sich auf.

Dann drang er langsam und behutsam in sie ein. Als sie seine erregte Männlichkeit in sich spürte, schloss Jessica die Augen und küsste ihn voller Verlangen. David fing an, sich in ihr zu bewegen, erst ganz langsam und zärtlich, doch dann immer fordernder.

Jessica passte sich seinem Rhythmus sofort an. Es war, als ob sie sich schon seit einer Ewigkeit kannten und verstanden.

Jessica hörte Davids keuchenden Atem und stieß selbst kleine spitze Schreie aus. Ihre Finger krallten sich so hart in seinen Rücken, dass es David weh tun musste, aber er schien es kaum zu spüren. Unaufhaltsam trieben beide auf den gemeinsamen Höhepunkt zu, aber David zögerte ihn noch immer hinaus, und das machte Jessica halb wahnsinnig.

Ihre Bewegungen wurden heftiger. Sie umschloss David mit beiden Beinen, um ihn so tief wie möglich in sich aufzunehmen. Gleichzeitig mit Jessica erreichte er den Gipfel der Lust. Die Welt versank in einem Meer aus Verlangen, Erlösung und unendlicher rauschhafter Erfüllung.

Sie sah den feinen Schweiß auf ihrer Haut, und sie roch den herben Duft von Davids Körper, der ruhig neben ihr lag. Wieder spürte sie seine Hände, die sie sanft streichelten und das für kurze Zeit erloschene Feuer schon wieder ein wenig anfachten.

»Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll«, sagte Jessica. »Aber ich habe von Anfang an gewusst, dass es einmal zwischen uns geschehen würde. Hältst du mich jetzt für oberflächlich, weil ich gleich am ersten Abend …«

Erleichtert bemerkte sie, wie David den Kopf schüttelte. Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen und drückte sie fest an sich.

»Nein, Jessica. Wenn ich noch nie zuvor an Schicksalsfügungen geglaubt habe, so tue ich es jetzt. Wir mussten uns einfach begegnen und lieben. Schon von Anfang an erschien es mir, als ob ich dich schon eine halbe Ewigkeit kannte. Hast du das nicht auch gespürt?«

Jessica nickte. »Du hast recht, David. Wir haben uns wahrscheinlich schon lange gesucht und jetzt erst gefunden. Weißt du eigentlich, dass du mir wahnsinnig viel bedeutest? Glaubst du es mir?«

»Ich glaube dir alles«, erwiderte er. »Und ich weiß nur eins – dass ich mit dir zusammen sein möchte. Du hast mir meinen Verstand geraubt und, was noch viel wichtiger ist, mein Herz noch mit dazu.«

»O David, ich liebe dich«, murmelte Jessica und presste sich wieder an ihn. Als sie seinen muskulösen Oberkörper spürte, loderte erneut die Glut des Verlangens in ihr empor. Sie gab sich Davids Küssen hin und genoss es, wie er sie streichelte.

Doch dann übernahm Jessica selbst die Initiative. Diesmal war sie es, die Davids Körper mit Küssen bedeckte und ihn zärtlich berührte.

Ihre Finger ertasteten seine Männlichkeit, spürten, wie sein Glied unter ihren Händen hart und erregt wurde. Jessica öffnete ihre Lippen und nahm es in sich auf. Aufstöhnend genoss David diese Zärtlichkeit und schloss die Augen, während Jessicas Bemühungen immer intensiver wurden.

Als sie spürte, dass David sich nicht mehr zurückhalten konnte, ließ sie von ihm ab und kniete sich über ihn. Langsam glitt sie tiefer, bis sie ihn in sich spürte. Mit den Händen stützte sie sich auf seiner Brust ab, während sie den Kopf nach hinten warf und sich dann langsam zu bewegen begann.

Sie war hart und fordernd und verlangte David alles ab. Sie spürte ihn unter sich, wie er ihr entgegenkam, aber sie zögerte ihren eigenen Höhepunkt so lange wie möglich hinaus.

Als es ihr dann kam, war auch David so weit. Gemeinsam versanken sie in einem wilden Strudel der Gefühle …

***

Als das Morgenlicht durch die Gardinen fiel, erwachte Jessica. Mit noch halb geschlossenen Augen dehnte und streckte sie sich und wachte erst dann richtig auf. Ihr Blick glitt zur Seite, und ihre Augen wurden groß vor Erstaunen, als sie entdeckte, dass sie allein im Bett lag.

Wo war David? Hatte er sie etwa heimlich verlassen?

Nein, das konnte und durfte nicht wahr sein! Nicht nach dem, was zwischen ihnen heute Nacht geschehen war. Aber wo war er denn nur? Warum hatte er sie nicht geweckt, als er aufgestanden war?

Unruhe erfasste Jessica, und sie hielt es nicht mehr länger im Bett aus. Sie warf die Decke zurück und sprang auf. Barfuß lief sie zum Fenster und schaute hinaus auf den weißen Strand.

Zu dieser frühen Stunde hielten sich nur wenige Badegäste dort auf. Aber in spätestens zwei, drei Stunden würde es gewiss voll werden.

Jessicas Gedanken waren bei David, und das Herz schlug ihr bis zum Halse bei der Vorstellung, dass er wirklich verschwunden war.

Als sie ein Geräusch an der Zimmertür hörte, drehte sich Jessica hastig um. Im gleichen Augenblick öffnete sich die Tür, und David stand auf der Schwelle. Über sein markantes Gesicht huschte ein Lächeln, als er Jessicas verstörten Gesichtsausdruck bemerkte.

»Guten Morgen, Jessica«, sagte er und nahm sie in die Arme. Sanft strich er ihr durch die Haare. Jessica schloss die Augen und genoss es.

»Wo in aller Welt bist du denn in dieser Herrgottsfrühe schon gewesen?«, fragte sie dann. »Warum hast du mich nicht aufgeweckt? Ich habe mir alle möglichen Gedanken gemacht, wo du vielleicht sein könntest …«

»Du sahst so süß aus, während du schliefst«, sagte David. »Da wollte ich dich nicht wecken. Ich habe mich bemüht, leise zu sein, und das ist mir dann ja auch gelungen.«

»Und wo bist du hingegangen?«, fragte Jessica weiter. »Gibt es denn so früh schon etwas Wichtiges zu erledigen? Hatte das nicht bis später Zeit?«

»Wie man’s nimmt«, erwiderte David lächelnd. »Ich habe nämlich etwas organisiert. Lass dich ruhig überraschen. Wir haben noch ungefähr eineinhalb Stunden Zeit, um zu frühstücken, dann geht es los und …«

»Wohin?«, unterbrach Jessica ihn aufgeregt.

David tupfte ihr einen Kuss auf die Nase. »Wird nicht verraten. Ausfragen ist zwecklos. Du musst schon Geduld haben. Am besten ziehst du dir jetzt etwas an, sonst befürchte ich, dass die Zeit zum Frühstücken doch ein wenig knapp wird.«

»Lüstling«, sagte Jessica lächelnd und verschwand im Bad.

***

Mit Rücksicht auf Davids finanzielle Verhältnisse hatte Jessica darauf bestanden, dass sie außerhalb des Hotels frühstücken gingen. Nicht weit vom Sheraton Hotel entfernt befand sich ein kleines Restaurant, das tunesische Spezialitäten zu einem Spottpreis anbot.

David hatte ihr zwar vorgeschlagen, im Hotel zu bleiben, aber das hatte Jessica entschieden abgelehnt. Sie wollte nicht, dass David ihretwegen sein letztes Geld ausgab. Als sie ihm das sagte, hatte er schließlich nachgegeben.

Sie ließen sich Zeit beim Essen. Jessica spürte Davids zärtliche Blicke, und am liebsten wäre sie ihm gleich hier schon wieder um den Hals gefallen. Mit jeder Minute wurde ihr mehr bewusst, wie sehr sie David Taylor liebte.

»Jetzt sag aber endlich einmal, was du eigentlich geplant hast«, bat sie ihn, nachdem sie das Restaurant verlassen hatten und auf dem Weg zum Strand waren. »Du tust so geheimnisvoll, dass ich mir alles Mögliche zusammenreime.«

»Es ist etwas, was deiner Arbeit hier zugutekommen wird«, erklärte David. »Schließlich soll man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, nicht wahr? Dein Chef soll sich nicht über dich beklagen. Also habe ich dafür gesorgt, dass du in den nächsten Stunden mit deiner Kamera beschäftigt sein wirst. Und ich bin mit von der Partie …«

Er griff nach Jessicas Hand und zog sie einfach mit sich. Sie gingen ein Stück am Strand entlang, auf die Dünen zu, wo Jessica gestern Abend die Schnappschüsse von den Kamelen gemacht hatte. Eine Vermutung schoss ihr durch den Kopf, als sie feststellte, dass ebendiese Dünen Davids Ziel zu sein schien.

»So, da wären wir«, sagte er da auch schon und wies auf die Kamele und ihre Treiber. »Wir beide werden jetzt einen kleinen Ausritt ins Landesinnere unternehmen, Jessica. Und zwar mit zwei gemieteten Kamelen. Das habe ich schon gestern Abend mit diesen Leuten abgesprochen. Es ist alles vorbereitet. Du musst nur noch aufsteigen.«

»O David, das ist phantastisch!«, stieß Jessica aufgeregt hervor.

»Und du lernst außerdem noch ein paar interessante Dinge über Land und Leute«, fuhr er fort. »Wir werden nämlich abseits der großen Straßen unterwegs sein.« Er wies auf einen jungen Tunesier in einem zerrissenen Hemd und weiten Pluderhosen. »Dieser Junge hier heißt Sadok ben Daoud. Ihm gehören zwei Kamele aus dieser Herde, und er wird auch als Führer mit uns reiten. Es geht hinauf in die Berge dort drüben.«

Jessica folgte Davids Fingerzeig. Am Horizont zeichneten sich bizarre Felsformationen ab, und Jessica fürchtete insgeheim, dass der Weg dorthin steil und beschwerlich sein würde.

David deutete ihren besorgten Blick richtig. »Es ist sicherlich ein wenig anstrengend«, sagte er. »Aber es lohnt sich ganz bestimmt. Sadok kennt da oben in den Bergen eine heiße Quelle, von der man sich wahre Wunderdinge erzählt. Das ist das Ziel unseres Rittes. Na, was hältst du davon?«

»Worauf warten wir noch, David?«, sagte Jessica und ging auf eines der Kamele zu.

Sie brauchte einige Zeit, bis sie sich an die Gangart des Kamels gewöhnt hatte. Sie fühlte sich wie auf einem kleinen Schiff, das im Sturm hin- und herschwankte.

Vor gut einer halben Stunde waren Jessica, David und ihr Führer von den Dünen am Strand aufgebrochen. Sie ritten jetzt am Stadtrand von Hammamet vorbei in westlicher Richtung, genau auf die Bergkette am Horizont zu. Jessica ritt direkt hinter Sadok, und den Schluss bildete David Taylor.

Jessica drehte sich im Sattel um und lächelte ihm zu. Sie fühlte sich glücklich wie seit langem nicht.

Dann passierten sie ein Stadtviertel von Hammamet, in das normalerweise keine Touristen kamen. Jessica gewahrte etliche ärmliche Hütten aus Lehm und Holz, die jeder heftige Wind hätte umpusten können. Hier fristeten die Menschen ein sehr bescheidenes Dasein.

Und die Touristen wohnen in den schönsten Hotels und lassen es sich gutgehen, dachte Jessica, während nur wenige Meilen entfernt Not und Hunger herrschen.

Tunesien war schon ein Land der Gegensätze. Aber durch den Tourismus kam wenigstens Geld in die Staatskasse, nur leider immer noch zu wenig, um dafür zu sorgen, dass es allen besserging.

Sadoks Stimme riss Jessica aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf und blickte in das braungebrannte Gesicht des Tunesiers, der nach Osten zeigte. In der Ferne erblickte Jessica ein kleines Dorf.

»Bir bou Rekbha«, sagte der Tunesier mit stolzer Stimme. »Mein Dorf, wo ich herkomme, Madame.«

Jessica spürte, dass dem jungen Mann sehr viel daran lag, also ließ sie den Blick etwas länger auf den armseligen Lehmhütten verweilen. Sadok spürte ihr Interesse und strahlte.

»Wir gehen auf Rückweg in mein Dorf. Du und dein Freund – ihr kommt mit zu mir. Wir essen Couscous, einverstanden?«

Jessica drehte sich um und warf David einen fragenden Blick zu.

»Du bist hiermit eingeladen«, sagte er. »Und solch eine Bitte schlägt man nicht ab, Jessica. Wenn Sadok uns zum Couscous einlädt, dann gehören wir schon halb zu seiner Familie.«

»Was ist Couscous?«, erkundigte Jessica sich und bemerkte Sadoks erstaunten Blick. Der Tunesier konnte sich vermutlich gar nicht vorstellen, dass es noch jemanden auf der Welt gab, der Couscous nicht kannte.

»Das ist das tunesische Nationalgericht«, erklärte David. »Reis mit Hammel- oder Rindfleisch. Schmeckt sehr gut. Siehst du, um unsere Verpflegung brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern. Heute Nachmittag essen wir bei Sadok im Dorf.«

Kapitel 4

Die bizarre Felsenwildnis umgab sie nun von allen Seiten. Hammamet lag schon weit hinter ihnen. Es erschien Jessica, als befände sie sich auf einem menschenleeren Planeten, von dem sie nicht wusste, was hinter der nächsten Biegung an Gefahren lauern konnte.

Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt noch lange nicht erreicht, und doch herrschte eine drückende Hitze. Jessica floss der Schweiß in Strömen, und der breitkrempige Sonnenhut, den sie auf Davids Anraten hin aufgesetzt hatte, verschaffte ihr nur wenig Linderung.

Automatisch griff sie zur Wasserflasche, die am Sattelhorn hing. Sie trank einen kleinen Schluck und fühlte sich danach ein wenig besser.

Seit gut zwei Stunden war sie jetzt unterwegs, und Jessica fühlte sich schon ziemlich ausgelaugt von dem anstrengenden Ritt. Ihre Schenkel juckten und taten weh. Hoffentlich erreichten sie bald ihr Ziel.

Der Weg bergauf war steil und steinig dazu. Ringsherum gab es nur zerklüftete Felsen und Geröll. Jessica zückte ihre Kamera und fotografierte ein besonders bizarr geformtes Felsmassiv. Schließlich sollte sie auch von der Landschaft Impressionen sammeln, und dazu bot sich jetzt eine gute Gelegenheit.

Als die Kamele die nächste Biegung erreichten, stieß Jessica einen überraschten Laut aus. Vor ihr erhob sich ein tempelähnliches Gebäude, das alt und zerfallen wirkte. Einige der großen Säulen, die das Eingangsportal säumten, waren noch gut erhalten, andere wiederum zerbrochen und zerfallen.

»Alter Göttertempel«, bemerkte Sadok. »War vor vielen Jahren wichtiger Punkt hier in der Gegend. Jetzt aber nicht. Ist alles kaputt …«

»Das muss ich mir ansehen«, sagte Jessica spontan, denn sie vermutete im Inneren des Tempels interessante Motive zum Fotografieren. »Kann man dort hineingehen, Sadok?«

Der Tunesier nickte. »Sicher, Madame.« Dann rief er den Kamelen etwas zu, und die Tiere legten sich auf den Boden. Jessica atmete auf, als sie absteigen und wieder die Beine bewegen konnte.

»Nun warte doch!«, hörte sie David rufen, als sie auf den Tempel zulief. »Ich möchte mir das auch ansehen.«

Jessica blieb sofort stehen. »Entschuldige«, murmelte sie schuldbewusst. »Aber mich hat das Arbeitsfieber gepackt.«

»Das verstehe ich doch«, sagte David und drückte ihren Arm.

***

»Das ist phantastisch!«, rief Jessica, als sie die noch gut erhaltenen Fresken an den Innenwänden des Tempels entdeckte. »Hervorragendes Material für meine Fotos. Würdest du bitte etwas zur Seite gehen, David? Du bist zwar nicht unattraktiv, aber der Bildband von Culture Life soll von Land und Leuten in Tunesien handeln.«