Liebe lernen für Paare und Singles - Markus Klepper - E-Book

Liebe lernen für Paare und Singles E-Book

Markus Klepper

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Die Wege der Liebe sind oft verschlungen, geheimnisvoll und manchmal verwirrend. Auch die Art und Weise, wie wir sie in Partnerschaft und Ehe leben, löst oft mehr Leid als Freude aus. Nahezu jede zweite Ehe wird heutzutage geschieden. An dieser Stelle setzt der "Liebe lernen für Paare und Singles - Ein Reiseführer durch das Land von Liebe und Partnerschaft" an. Dipl. Psychologe Markus Klepper vermittelt darin mit dem Blick eines erfahrenen Paarberaters, Therapeuten und Seminarleiters psychologische Hintergründe und wichtige Zusammenhänge sowie praktisches Wissen um "Liebe lernen" zu können. Mit einem geschulten Blick für Zusammenhänge benennt er in seinem Buch alle wichtigen Grundlagen zum Verständnis der eigenen Liebes-Landkarte. Dabei lädt er den Leser immer wieder ein, auch über den Tellerrand zu blicken und sich mit neuen, horizonterweiternden Blickwinkeln auseinanderzusetzen. Im Praxisteil jedes Kapitels bietet er konkrete Schritte zur Umsetzung und Anwendung der Inhalte an.   Sein Anliegen beschreibt er so: "Wenn es mir gelingt, Ihnen neben einer gefühlten Kompetenz auch noch eine Portion Lust auf das "Abenteuer Liebe" zu machen, habe ich mein Ziel erreicht."

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Seitenzahl: 331

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MARKUS KLEPPER

LIEBE LERNEN

FÜR PAARE UND SINGLES

„Ihr könnt eure gesellschaftliche Konstruktion namens Ehe so umändern, dass sie nicht fordert, was Liebe nie erbitten würde, sondern statt dessen erklärt, was nur Liebe verkünden kann.“

Neale Donald Walsch

ZUM AUTOR

Markus Klepper, geb. 1956, Diplom-Psychologe, Klinischer Psychologe (BDP), Heilpraktiker für Psychotherapie, begleitet seit fast 30 Jahren als Therapeut, Paar-Berater und Seminarleiter Menschen auf ihrem Lebensweg.

Er hat eine akademische Ausbildung in Psychologie und in klassischen Formen der Psychotherapie. Daneben gilt sein Interesse der Erforschung und Umsetzung mutiger und neuer Wege, seelische Verletzungen zu heilen und das Potenzial eigener Kraft auszuschöpfen.

Er entwickelte das ONE Next Step-Trainingsprogramm, ein 9-tägiges Seminar in emotionaler Intelligenz und Lebenskompetenz, sowie ein ergänzendes Seminarangebot.

In seiner Arbeit mit Menschen begreift er sich als nahbarer Begleiter, Berater und Freund. Er bezieht Stellung und scheut sich nicht, auch kontroverse Positionen zu benennen.

Er lebt und arbeitet in Freiburg und ist in zweiter Ehe verheiratet.

„Liebe lernen für Paare und Singles“ ist sein erstes Buch.

MARKUS KLEPPER

LIEBE LERNEN

FÜR PAARE UND SINGLES

EIN REISEFÜHRER DURCH DAS LAND VON LIEBE UND PARTNERSCHAFT

VORWORT VON

RUTH MARQUARDT

© 2015 Markus Klepper, Freiburg

2. Auflage 2016

www.liebe-lernen.eu

„Von der Liebe“, aus: Khalil Gibran, Der Prophet.

Aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf

© Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011

www.verlagsgruppe-patmos.de

Umschlag, Layout und Satz:

Herr und Frau Müller. Büro für Gestaltung, Essen,

www.herrundfraumueller.de

Illustration: Helge Jepsen

Foto: SIMOarts, Nürnberg, www.simoarts.com

Fotostudio Mengede, Mülheim

Lektorat: Tanja Klepper, Kerstin Burau, Caroline Keller

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung der

Rechteinhaber urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN Paperback: 978-3-7323-4368-3

ISBN Hardcover: 978-3-7323-4369-0

ISBN E-Book: 978-3-7323-4370-6

FÜR UND DANK TANJA

ohne dich hätte ich viele Erfahrungen,

die diesem Buch zugrunde liegen,

nicht gemacht und ohne deine Unterstützung

wäre dieses Buch nicht entstanden

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

kapitel 1Einleitung

Wozu Liebe lernen …!?

Was diesem Buch zugrunde liegt

Verliebt zu sein, ist keine Kunst

Liebeskunst

Für wen ich dieses Buch schreibe

Gebrauchs - und Leseanleitung

Hinweise, die mir am Herzen liegen

kapitel 2Herausforderungen der Liebe

Muss Liebe denn sein?

Komm her – Geh weg. Liebe tut oft weh

Vorbilder der Liebe – Das Modell unserer Eltern

Eigene Liebes-Versuche – Die Herausforderung Pubertät

Hoffnung und Zuversicht

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 3Landkarten für Leben und Liebe

Landkarten als Kompass für die Seele

Die Landkarte von Halt und Geborgenheit

ICH, die erste Ressource

WIR, die zweite Ressource

DAS GROSSE GANZE, die dritte Ressource

Die Landkarte der Liebe

Soll das Liebe sein?

Die romantische Illusion

Bedingungslose – kindliche – Liebe

Abhängige – konditionierte – Liebe

Bewusste – reife – Liebe

Über den Tellerrand

Die Landkarte einer lebendigen Beziehung

Die Lebens-Landkarte von Lernen und Entwicklung

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 4Kompetenzen der Liebe

Eine komplexe Angelegenheit

Kommunikation – Verstehen und verstanden werden

Konflikte kooperativ lösen

Verzeihen lernen

Vertrauen lernen

Nähe zulassen können

Grenzen setzen können

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 5Irrtümer und Fallen der Liebe

Fehler und Fallen

Die Verliebtheitsfalle

Die Ausschließlichkeitsfalle

Die Erwartungsfalle

Die Selbstverständlichkeitsfalle

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 6Geschenke der Liebe

Über die Liebe

Beziehung als Bühne für Altes

Beziehung als Ort der Heilung

Beziehung als Hafen des Lebens

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 7Formen der Liebe

Alles fließt – Formen im Wandel der Zeit

Die traditionelle Form – symbiotisch-konservativ

Die unverbindliche Form – Zeitgeist und laissez faire

Individuell und unkonventionell

Schlüsselbereiche einer individuellen Form der Liebe

Ich und Wir

Vertrauen statt Angst

Sicherheit in Freiheit

Über den Tellerrand

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

kapitel 8Liebe und Lust

Sexualität ist die erwachsene Form des Spielens

Was Sexualität sein könnte: Himmel auf Erden – Das Paradies

Was Sexualität oft ist: Ernüchterung und Enttäuschung

Regeln, Vorschriften und Verbote

Vorbilder und individuelle Erfahrungen

Kirche und Religion

Wissenschaft und Kultur

Zurück ins Paradies: Stationen einer erfüllten Sexualität

Würdevolle Sexualität als Quell von Lust und Erfüllung

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen

Stationen auf dem Weg zu sexueller Erfüllung

Über den Tellerrand

Auf einen Blick

„Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“

Epilog: Ein Wort an die Mutigen und Ausdauernden

Dank

Literaturhinweise

vorwort

von Ruth Marquardt

„Eine lebendige Beziehung ist ein sicherer Raum, in dem Menschen aufblühen.“

Als Markus Klepper mich im Jahr 2014 fragte, ob ich ein Vorwort zu seinem Buch über das Thema Liebe & Partnerschaft schreiben wolle, habe ich keinen Moment gezögert und zugesagt, weil mich eines besonders begeistert: Markus Kleppers freiheitliche Haltung zum Leben. Er selbst lebt vor, wie es gelingen kann, wenn wir uns freimachen von überholten oder nicht zu uns passenden Konzepten, um zu unserer ganz persönlichen Form der Liebes- und Beziehungsgestaltung zu finden. Vor allen Dingen kann ich über Markus Klepper eines sagen: „He walks his talk“. Was er lehrt, lebt er auch. Damit ist er messbar für andere, vertrauenswürdig und hilfreich als Vorbild.

Ich kenne und schätze Markus Klepper seit vielen Jahren als offenen und aufrechten Menschen und habe großen Respekt vor seiner mutigen und Mut-machenden Arbeit. Kennengelernt habe ich ihn vor Jahren über meine Teilnahme an einem seiner Trainings: „ONE Next Step“. Was er dort seit 20 Jahren erfolgreich vermittelt, ist vor allen Dingen eins: Die Freiheit, das eigene Leben so zu gestalten, dass Menschen es wagen, in ihr selbstbestimmtes und erfüllendes Leben hineinzuwachsen – respektvoll, selbstbewusst und eigenverantwortlich, in Lebens- und Liebesfragen.

Ich selbst bin als TV-Expertin für die Themen Liebe & Beziehung sowie als Expertin für Beziehungsfragen im Bereich Unternehmenskommunikation seit vielen Jahren einer größeren Öffentlichkeit bekannt und erlebe immer wieder, wie Menschen aufblühen, wenn es ihnen gelingt, so zu leben, wie sie tatsächlich gemeint sind.

„Liebe lernen für Paare und Singles“ zeigt anhand konkreter Beispiele, wie es gelingen kann, die eigene Freiheit zu leben und dabei eine nährende Liebesbeziehung zu erleben. Markus Klepper erläutert die Grundpfeiler der Liebe, er beleuchtet die Voraussetzungen für eine gesund wachsende Partnerschaft, er zeigt unterschiedliche Formen von Liebe auf und wagt es, traditionelle Beziehungskonzepte in Frage zu stellen.

„Liebe lernen für Paare und Singles“ ist ein hilfreicher und gelungener Reiseführer durch das weite Feld der Liebe und Beziehungen. Es richtet sich an alle, die dieses Feld für sich besser verstehen oder neu erkunden und vor allen Dingen in einem Geist von Freiheit selbst gestalten wollen.

„Liebe lernen für Paare und Singles“ ist ein Praxis-Buch zum Mitgestalten; es präsentiert dem Leser immer wieder Beispiele aus der langjährigen Beratungsarbeit des Autors, es enthält leicht umzusetzende Übungen für den persönlichen Veränderungsweg, kurze Fragebögen dienen als Leitfaden zum besseren Verständnis der eigenen Beziehungs-Landkarte.

Einige Fragen rund um die Beziehungsgestaltung einer respektvollen und nährenden Partnerschaft finden Sie gleich hier:

Warum dient Liebe unserer körperlichen und psychischen Gesundheit?

Kann Liebe ein Raum für Heilung sein?

Wie lassen sich Eigenständigkeit und Liebe verbinden?

Wie hängen bewusste Formen der Kommunikation und Intimität in der Partnerschaft zusammen?

Was hat es mit dem „roten Buch“ auf sich?

Wie lebe ich meine ganz persönliche Vorstellung von der Liebe?

Wie können wir Lust und Leidenschaft in unserer Beziehung neu beleben?

„Liebe lernen für Paare und Singles“ ist ein mutiger Ratgeber: Einfach zu lesen, klar und praxistauglich, und im Herzen der Liebe zu den Menschen verbunden.

Ruth Marquardt,

April 2015

wozu liebe lernen …!?

„Wozu etwas lernen, was doch selbstverständlich ist?“, werden Sie sich womöglich fragen. Und doch wäre dieser Buchtitel wahrscheinlich spurlos an Ihnen vorübergegangen, wenn es für Sie ganz selbstverständlich wäre, in Liebesdingen rundherum kompetent zu sein.

Nichts ist selbstverständlich, was mit der Liebe zwischen Menschen zu tun hat. Diese Erkenntnis durfte oder musste ich in meinem Beruf als Seminarleiter und Therapeut und als Mann Ende 50 immer wieder machen. Nirgendwo gibt es so viel an Erfüllung, Freude und Glücksempfinden abzuholen wie „in Liebesdingen“. Zugleich gibt es wenige zwischenmenschliche Erfahrungen, die uns so sehr zusetzen wie Enttäuschungen, die mit „der Liebe“ zu tun haben. Kein Thema treibt uns Menschen so um.

Fragen Sie sich gerne einmal selbst:

Wann fühlten Sie sich besonders beschwingt, erfüllt und glücklich?

Wann waren Sie besonders unglücklich, deprimiert oder gar verzweifelt?

Wenn Ihre Antworten auf Zeiten und Erfahrungen in Partnerschaften oder Liebesbeziehungen verweisen, dann geht es Ihnen so wie fast allen! Fällt Ihr Liebes-Resümee eher unglücklich aus, so haben Sie sich vielleicht damit abgefunden, dass es „mit der Liebe“ eben schwierig ist. Vielleicht glauben Sie dann wie viele daran, dass „man in Liebesdingen eben Kompromisse machen muss“ und „zufrieden sein muss mit dem, was man hat“. Vielleicht haben Sie sich sogar gänzlich von diesem Thema zurückgezogen – womöglich glauben Sie „dass Sie Liebe nicht verdienen“ oder „Beziehung nicht können“. Auch damit wären Sie in guter Gesellschaft. Denn vielen Menschen geht es so.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen gerne versichern: Liebe lässt sich lernen. Ein wenig zumindest.

Genauer gesagt: Sie können lernen, was es braucht, um der Liebe in Ihrem Leben eine Chance zu geben und ihr in Ihrem Kopf, Bauch und Herzen einen sicheren Platz einzuräumen. Auch können Sie lernen, wie es gelingen kann, Ihre Liebe mit anderen Menschen auf beglückende Art zu teilen.

Und wenn Ihnen dies bislang noch nicht so wirklich gelungen ist, dann womöglich deshalb, weil Sie sich ihr noch nicht wirklich gewidmet haben. Vielleicht hatten Sie lausige Vorbilder – wie viele von uns – und wollten alles besser machen als sie. Dabei haben Sie vermutlich Fehler gemacht und sich „blaue Flecken“ geholt, denn Sie wussten nicht so recht, wie Sie es am besten anstellen sollten.

Die Chancen sind gut, dass Sie daraus Schlussfolgerungen gezogen haben, die Ihnen seitdem im Weg stehen. Etwa die, dass Sie nicht liebenswert sind oder dass Sie Liebesglück oder eine nährende Partnerschaft eben nicht verdienen. Vielleicht haben Sie auch irgendwann einfach beschlossen, dass das mit der Liebe eben nichts für Sie ist.

Deshalb will ich Sie mit diesem Reiseführer durch das Land der Liebe ein wenig begleiten und Ihnen zeigen, wie die Herausforderung Liebe und Partnerschaft auch für Sie gelingen kann. Sie ist für mich das größte Abenteuer, dem wir uns stellen können – und oft genug eine wunderbare Lektion in Demut. Denn bei allem, was wir über sie lernen können, bleibt sie eines der großen Geheimnisse des Lebens.

Es mag sein, dass Ihnen manches, was ich Ihnen gerne zeigen möchte, vertraut ist. Vielleicht bestärkt es Sie in dem, was Sie bereits wissen oder ahnen. Manches bringt Sie, so hoffe ich, zum Nachdenken. Und an einigen Stellen mute ich Ihnen womöglich mit dem horizonterweiternden Blick über den Tellerrand einiges zu.

Erwarten Sie von mir jedoch bitte keine Rezepte oder allzu simple Antworten. Leider, Sie ahnen es, gibt es diese nicht wirklich. Stattdessen bemühe ich mich, Ihnen psychologisch fundierte Zusammenhänge und Hintergründe zu vermitteln und Sie auf wichtige Kompetenzen aufmerksam zu machen.

Denn ich bin überzeugt davon, dass nichts Ihre Neugier auf die Liebe so sehr entfachen kann wie das Gefühl, zu begreifen, worum es dabei wirklich geht und eine Ahnung zu gewinnen, was Sie beim nächsten Mal ein wenig anders oder gar besser machen könnten …

Und wenn es mir gelingt, Ihnen neben einer gefühlten Kompetenz auch noch eine große Portion Lust auf das „Abenteuer Liebe“ zu machen, habe ich mein Ziel erreicht. Dann bin ich sehr gerne eine Zeit lang an Ihrer Seite – mit diesem Buch, mit meinen Seminarangeboten oder auch als Ihr persönlicher Berater. Wenn Sie mir bis hierhin gefolgt sind und mir ein wenig weiter folgen wollen, freue ich mich darauf, Ihr Reiseführer zu sein.

was diesem buch zugrunde liegt

In meinem Beruf als Therapeut begegnet mir das Thema Liebe täglich auf Schritt und Tritt. So war es naheliegend, über dieses herausfordernde Thema ein eigenes Buch zu schreiben – auch wenn sich schon viele vor mir dazu geäußert haben. Auch in meinem eigenen Suchen und Lernen stand und steht die Liebe ganz weit oben auf meiner Agenda. Meine Motivation zu diesem Buch ist somit neben der rein fachlichen auch eine ganz persönliche. Deshalb skizziere ich sie zunächst:

MEINE EIGENE REISE IN DAS LAND DER LIEBE

Sie begann als junger, 13-jähriger Kerl. Ich war ganz stolz, zum ersten Mal verliebt zu sein, wenn auch noch platonisch.

In die kleine, enge und konservative Welt meines 6000-Seelen-Heimatdorfes am Rhein drangen verlockende Botschaften von Love and Peace. Es war das Jahr von Woodstock, auch wenn Woodstock weit weg war. Frankfurt, die heimliche Hauptstadt der „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO), war nur 60 km entfernt, aber auch sie war für mich unerreichbar – wie auf einem anderen Stern. Doch die Botschaften drangen bis zu mir und sie faszinierten mich. „If you can‘t be with the one you love, love the one you‘re with“ klang es aus Woodstock, aus San Francisco tönte „Make love, not war“ und in Frankfurt hieß es „Wer dreimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.“ Es war die Zeit der Go-ins, Teach-ins, Sleep-ins oder Love-ins.

In dieser von Rebellion und Utopien geprägten Umbruchszeit machte ich meine ersten Erfahrungen und Gehversuche mit der Liebe: erste Freundin, Kribbeln nicht nur im Bauch, Wünsche, Sehnsüchte, Träume – Aufbruchsstimmung.

Genau 30 Jahre später, 1999, schien der Traum unwiderruflich ausgeträumt: Etliche kämpfend, suchend und leidend durchlebte Beziehungen und eine Scheidung später stand ich vor dem Scherbenhaufen meiner unerfüllten Sehnsüchte. Ich verzweifelte an mir und an meiner Fähigkeit zu lieben und Beziehungen so zu erleben, dass sie für beide dauerhaft erfüllend und nährend sind.

Dabei hatte ich mich redlich bemüht: Als Psychologiestudent hatte ich viele Theorien erlernt und unzählige Bücher verschlungen. Als Schüler von Bhagwan Shree Rajneesh (Osho) hatte ich die intensive Suche nach dem „Selbst“ mit Hingabe zu meinem Thema gemacht. Als Herausgeber und Übersetzer des Buches „Lebendige Beziehungen – die 20 Qualitäten der Liebe“ von Frank Natale hatte ich die Materie intensiv studiert, als Seminarleiter und Trainer die Theorie „Lebendiger Beziehungen“ Hunderten von Menschen nahegebracht, als Berater und Therapeut zahllose Menschen und Paare beraten – allein mir selbst wollte es nicht gelingen.

Statt ins Kloster zu gehen oder in die Resignation zu flüchten, besann ich mich auf etwas, was ich heute manchen Klienten empfehle: Ich verordnete mir ein Sabbatjahr, ein Jahr freiwillig gewählter Auszeit in Liebes- und Frauen-„Dingen“. Nach all den Jahren in Beziehung – manche 6 Monate kurz, eine 12 Jahre lang – war dies eine segensreiche Entscheidung. Ich wollte es noch einmal wissen und wagte es noch einmal …

Heute, 2015, und 46 Jahre später reibe ich mir manchmal die Augen, wundere mich und staune: Das, was mich als junger Kerl inspiriert und begeistert hat, ein Leben von Liebe in Freiheit, das, wonach ich bewusst und unbewusst all die Jahre gesucht habe, das, was ich zwischendurch schon fast verloren glaubte oder als spinnerte Idee abtat, klappt tatsächlich. Es gelingt.

Meine Frau Tanja und ich leben unsere Liebe in Freiheit. Aufrichtig, respektvoll, nährend und beglückend für uns und für all die, die mit uns in Liebe und Freundschaft verbunden sind. Vor 20 Jahren haben wir uns kennengelernt, vor 12 Jahren geheiratet, vor 8 Jahren erweiterten wir unsere Liebe um weitere Lieben. Zeit genug, um Erfahrungen damit zu sammeln, Lektionen zu lernen, Blessuren zu verdauen und unsere Lehren daraus aufzuschreiben und weiterzugeben – für alle, die offen dafür sind.

Doch keine Angst: Dieses Buch ist kein Plädoyer oder Manifest für „freie Liebe“ oder „offene Beziehungen“. Es propagiert keine Ideologie oder ein neues Modell. Stattdessen will es Sie dazu einladen und gerne auch dabei begleiten, Ihren ganz eigenen, passenden Weg zu finden. Es wäre schön, wenn Sie dadurch herausfinden würden, was für Sie und Ihre Liebe(n) passt.

Dabei bilden meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse und die zuweilen stürmische Suche nach Wegmarkierungen und Orientierungspunkten die verlässliche innere Basis. Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Begegnung mit einigen Tausend Menschen, die ich in meiner Arbeit als Berater, Therapeut und Seminarleiter begleiten durfte, ergänzen mein eigenes Bild. All das, was ich lernen durfte aus den Lebensgeschichten und Schicksalen der Menschen, die ihre Last mit der Liebe hatten und um Rat suchten, fließt in diesem Buch mit ein.

Eine wichtige theoretische Quelle, auf die ich mich beziehe, ist die moderne Hirnforschung. Insbesondere das, was Prof. Dr. Gerald Hüther davon vermittelt. Er stellt mit seinem Modell der Potenzialentfaltung wichtige Zusammenhänge und Hintergründe bereit, die für das Gelingen menschlicher Beziehungen segensreich sind. Denn sie sind einfach zu erfassen und bestechend in ihrer Wirkung.

Ich schreibe dieses Buch aus der Perspektive eines Therapeuten und eines beziehungserfahrenen Mannes, der seit 12 Jahren glücklich verheiratet ist. Alltagstaugliche und lebensnahe Zusammenhänge und Einsichten liegen mir dabei besonders am Herzen. Einsichten, die es Ihnen ermöglichen, das „Land der Liebe“ auf Grundlage psychologischer Zusammenhänge zu verstehen.

Quellenverweise und Hinweise auf weiterführende Literatur benenne ich nur an wenigen Stellen, denn sie würden den Charakter dieses Buches sprengen und womöglich den Eindruck eines wissenschaftlichen Werkes vermitteln, was ich vermeiden will.

Wenn es mir gelingt, ein wenig von der Aufbruchsstimmung zu transportieren, die die Liebe jung hält und immer wieder lebendig macht, wäre dies Buch nicht umsonst geschrieben.

verliebt zu sein, ist keine kunst

Verliebt zu sein, ist für die meisten von uns keine große Kunst. Es geschieht oft wie auf Knopfdruck, dann, wenn wir dafür innerlich bereit sind. Dabei werden wir meist getrieben von einer inneren Sehnsucht: Wir fühlen, dass uns etwas fehlt und sehnen uns danach – gerade so, als sei unsere Seele hungrig oder durstig.

Wie wunderbar fühlt es sich an, wenn dieser Hunger oder Durst endlich gestillt wird, weil wir „ihn“ oder „sie“ endlich gefunden haben – oder wieder einmal. Wir sehen die Welt durch eine rosarote Brille, wir fühlen uns beschwingt und voller Lebensenergie und der oder die, in den wir verliebt sind, wird in unserer Fantasie zum Schlüssel für unser Liebesglück. Es ist, als ob unsere Seele jubiliert: Endlich! Oft vergessen wir alles um uns herum und nicht selten vergessen wir auch uns selbst dabei. Wir sind wie auf Droge – im Verliebtheitsrausch. Genießen wir ihn, solange er anhält! Denn er lässt früher oder später wieder nach und hat mit wirklicher Liebe, so wie ich sie hier beschreibe, nichts zu tun.

Der Rausch der Verliebtheit kann so etwas sein wie die faszinierende Hochglanzbroschüre, die uns den Weg zur Liebe weist. Und vermutlich hat die Evolution der Natur uns dieses verlockende Geschenk genau aus diesem Grund gemacht: als Appetit-Macher, Anreiz und Wegweiser, der uns für die Liebe zu und mit einem anderen Menschen öffnet und empfänglich macht.

Nichts spricht dagegen, das Gefühl auszukosten und zu genießen, so lange und so oft es uns widerfährt. Solange wir dabei die schnöde Wahrheit nicht außer Acht lassen, dass die Liebe erst nach der Verliebtheit beginnt.

Instinktiv wollen wir mit dieser Erkenntnis oft nichts zu tun haben. Dafür ist das Gefühl zu schön und vielleicht auch zu selten – und schließlich geht es bei der Liebe doch um das gute Gefühl. Und selbst wenn wir um diese Erkenntnis im Grunde wissen, gerät sie im entscheidenden Moment oft irgendwie in Vergessenheit – vielleicht weil unsere Sehnsucht zu stark ist und heftige Gefühle unseren Blick leicht trüben. Wir sind ja schließlich Menschen …

Wenn wir jedoch in Liebesdingen nicht immer wieder enttäuscht werden und uns verlaufen wollen, führt leider kein Weg daran vorbei, unsere „Liebes-Landkarte“ etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

liebeskunst

Viele der Errungenschaften und Kompetenzen, über die wir später im Leben wie selbstverständlich verfügen, waren am Anfang alles andere als leicht. Manche davon waren sogar richtig schwer. Viele mussten wir mühsam erlernen. Und bei den meisten Aufgaben, die wir später wie selbstverständlich beherrschen – etwa Lesen, Schreiben, Auto fahren – sind wir es gewohnt, zu lernen, zu üben, die Schulbank zu drücken oder gar eine Prüfung abzulegen.

Leider gibt es diese Schulbank für viele der wirklich wichtigen Aufgaben des Lebens nicht. Oft haben wir nicht einmal Vorbilder, von denen wir Gutes lernen oder bei denen wir in die Lehre gehen können. Dann behelfen wir uns damit, von uns zu erwarten, dass wir sie aus uns heraus und „einfach so“ beherrschen.

Diese Erwartungshaltung an uns ist problematisch. Denn viele unserer Lebensaufgaben sind durchaus komplex und diese gründlich zu (er)lernen, wäre wichtiger als so manches, was wir in der Schule lernen:

Wie führe und gestalte ich eine Partnerschaft oder Liebesbeziehung so, dass sie lebendig und erfüllend ist, und mich sicher und frei fühlen lässt?

Wie gelingt es mir, Sexualität so zu leben, dass sie mir und meinem Partner gute Gefühle schenkt, davor, währenddessen und danach?

Wie gelingt es mir, meinen Selbstwert so zu entwickeln, dass er mich von innen her trägt und stark macht, so wie die Wirbelsäule meinen Körper aufrichtet?

Wie gelingt es mir, Kommunikation so zu nutzen, dass ich mich verständlich machen kann und verstanden werde?

Wie gelingt mir die Abnabelung von den Eltern auf gesunde Weise, um wirklich auf eigenen Füßen zu stehen und mein eigenes Leben zu leben?

Und nicht zuletzt, wie gelingt es mir, die Beziehung zu meinen Kindern so zu gestalten, dass sie zu selbstbewussten, eigenständigen und verantwortlichen Menschen heranreifen?

Häufig setzen wir hier voraus, was ohne Erfahrung, Übung und ein profundes Wissen um Zusammenhänge nur schwer gelingen kann. Und wenn wir dann scheitern, werten wir dies als Beleg unseres eigenen Unvermögens und untergraben so unseren Selbstwert. Besonders herausfordernd und schmerzlich erleben wir diesen Zusammenhang häufig in dem Bereich, der uns unter die Haut geht wie kaum etwas anderes: bei der Liebe.

Liebe ist das, was uns am meisten „abverlangt“. Kaum jemand „beherrscht“ oder „kann“ Liebe „einfach so“. Liebe ist belagert und überlagert von vergangenen Erfahrungen und Verletzungen wie kaum ein anderer Teil unseres Lebens. Nirgendwo sonst brauchen wir so viel gute Erfahrung und klugen „Sach“verstand wie dann, wenn‘s um Liebe geht. Selten sind wir von unserer Weisheit so weit entfernt wie hier. Oft ist es fast ein Wunder, wenn sie doch gelingt.

Sie ist die stärkste Energie und Kraft, die uns das Leben schenkt. Sie kann uns Flügel wachsen lassen und Berge versetzen, genauso wie sie uns ins Mark treffen und uns gefühlt zerstören kann. Sie „schmeißt nicht ständig Reis – aber sie macht dich leicht“ – wie Herbert Grönemeyer singt.

Die tiefe Sehnsucht danach tragen wir alle in uns. Sie ist, wie im letzten Abschnitt benannt, der Motor für unsere Suche nach dem Gefühl der Verliebtheit. Manchmal ist diese Sehnsucht aus Angst so tief in unserer Seele vergraben, dass wir sie gar nicht mehr spüren. Wird sie jedoch durch irgendeinen Auslöser – meist ein anderer Mensch – zum Leben erweckt, beginnt unsere Entdeckungsreise in das Land der Liebe – mit ihren wichtigen Landkarten, die entdeckt und Kompetenzen, die gelernt werden wollen.

für wen ich dieses buch schreibe

Ich schreibe dieses Buch für alle, die bereit sind, zu lernen und zu hinterfragen – sich selbst und das, woran sie womöglich unhinterfragt festhalten. Ich schreibe für alle, die wissen wollen, wie die Liebe gelingen kann.

Ich schreibe für die, die neugierig sind – immer noch oder endlich einmal.

Für die, die bereit sind, (neu) nachzudenken und sich weiterzuentwickeln.

Für die, die mit mir einig sind, dass es noch nicht zu spät ist, selbst wenn wir häufig unglücklich sind oder bisher oft waren.

Für die, die keine Rezepte und „Tricks“ erwarten, die „Fast Food“ aus Beziehungsratgebern und auch „Fast-Food-Beziehungen“ genauso wenig mögen wie ich.

Für die, die kompetent werden wollen in Liebesdingen.

In meiner Arbeit als Berater, Therapeut und Trainer begreife ich mich als Mentor und Wegbegleiter. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen ihre eigenen Wege finden, um ihre Ziele zu erreichen, wenn sie begreifen, wie die verschiedenen Bereiche ihres Lebens zusammenhängen. Gerade im „Land der Liebe“ erscheint mir dieses innere Verständnis besonders wichtig. Gerade hier fehlt es nach meiner Erfahrung oft.

So finden Sie in diesem Buch Hinweise, Zusammenhänge und auch Aufgaben. All das kann ein Anfang sein. Ein Anfang, der Sie womöglich motiviert und inspiriert und Sie gerne auch ein wenig „an die Hand nimmt“ und unterstützt, Ihre eigene Landkarte der Liebe neu zu zeichnen.

Denn so wie auch das Navigationssystem im Auto regelmäßig ein Update braucht, um uns nicht in die Irre zu führen, braucht auch das Navigationssystem der Liebe in uns gelegentlich neuen Schliff.

gebrauchs- und leseanleitung

Lesen Sie dieses Buch gerne wie einen Reiseführer.

Wollen Sie sich einen allgemeinen Überblick über das Land verschaffen, in das Sie reisen – hier: Das Land der Liebe – dann lesen Sie ihn gerne vollständig und von vorne nach hinten. So erkennen Sie grundlegende Zusammenhänge und lernen die Entwicklungsgeschichte und die unterschiedlichen Landschaften des Landes der Liebe kennen.

Am sicheren „heimischen Herd“ erwerben Sie sich so ein Verständnis von den zu erwartenden Highlights der Reise, lernen mögliche Gefahren kennen und werden mit Besonderheiten vertraut, die es zu kennen gilt. Wahrscheinlich fallen Ihnen dabei Erkenntnisse in den Schoß, die erläutern, warum vergangene Reisen, so es diese gab, vielleicht enttäuschend endeten. Im Idealfall sollte dies Ihre Reiselust steigern und Ihre Vorfreude auf kommende Reiserfahrungen steigern.

Sie können aber auch bei den Stationen Halt machen, die Sie besonders interessieren, ohne sich an eine bestimmte Reihenfolge zu halten. Ich habe alles für das Verständnis des jeweiligen Kapitels Wichtige an Ort und Stelle erwähnt. Dadurch kann es sein, dass Ihnen manche Aussagen mehr als einmal begegnen.

Wenn Sie gezielt vorgehen und zunächst das lesen wollen, was Sie besonders interessiert, finden Sie am Ende jedes Kapitels – „Auf einen Blick“ – die wichtigsten Aussagen des Kapitels zur schnellen Orientierung für Sie zusammengefasst.

Um ein Verständnis grundlegender Zusammenhänge bei Liebe und Partnerschaft zu erhalten, empfehle ich Ihnen die Kapitel 2 („Herausforderungen der Liebe“) bis Kapitel 3 („Landkarten für Leben und Liebe“). Es könnte sein, dass Sie dabei auch eine Menge über sich erfahren, darüber, was Sie brauchen, um in sich selbst zu ruhen, um Ihren Selbstwert zu entwickeln und um insgesamt mehr Lebenskompetenz zu gewinnen.

Wenn Sie am Beginn einer Partnerschaft sind oder sich auf eine Partnerschaft vorbereiten, empfehle ich Ihnen Kapitel 4 („Kompetenzen der Liebe“) und Kapitel 5(„Irrtümer und Fallen der Liebe“). Vielleicht erkennen Sie dabei sogar, woran frühere Partnerschaften womöglich gescheitert sind und Ihre Augen öffnen sich für das, worauf es ankommt, um sich in „Liebesdingen“ kompetenter zu fühlen.

Wenn Sie bereits in einer Partnerschaft leben und dabei an Grenzen stoßen, empfehle ich Ihnen Kapitel 6 („Geschenke der Liebe“) bis Kapitel 8 („Liebe und Lust“). Womöglich begegnen Ihnen dabei Fragen und Gedanken, mit denen Sie sich zuvor nie beschäftigt haben. Vielleicht erschließen sich Ihnen dadurch Blickwinkel, die Ihr Verständnis der komplexen Dynamik der Liebe beflügeln. Vielleicht kommen Sie auf neue Gedanken, die den Horizont Ihres Liebes-Lebens erweitern.

In den Kapiteln „Über den Tellerrand“ finden Sie Inhalte und Gedanken, die Sie als herausfordernd erleben könnten. Damit will ich Sie einladen, Ihren Blickwinkel etwas weiter werden zu lassen, selbst wenn das, was Sie dort finden, nicht zu Ihrem bisherigen Verständnis von Liebe und Beziehung passt. Bitte betrachten Sie das, was Sie dort finden, als Wegweiser, denen ein wenig nachzugehen sich lohnen kann, selbst dann, wenn Sie diese nicht für sich umsetzen können oder wollen.

Besonders empfehlen möchte ich Ihnen die Abschnitte am Ende jedes Kapitels „Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es!“. Hier finden Sie Fragen, Aufgaben und Anregungen, wie Sie sich die Inhalte des jeweiligen Kapitels persönlich erarbeiten und in Ihrem Leben umsetzen können. Auch wenn diese Aufgaben zur Umsetzung manchmal eilig überlesen werden, sind sie für den Lerngewinn wertvoll! Denn nachhaltiges Lernen und Veränderung geschieht immer durch das Zusammenspiel von Erkenntnis und Erfahrung. Erst durch das Zusammenwirken von Kopf, Herz und Bauch finden nachhaltige Veränderungen statt. Je mehr Sie sich die Inhalte durch die Umsetzung „zu eigen machen“, umso größer ist ihr Wert.

hinweise, die mir am herzen liegen

Wahrheiten gibt es viele. So viele, dass jeder seine eigene hat. Und jede Wahrheit von heute ist womöglich der Irrtum von morgen. Bitte lesen Sie das, was ich Ihnen anbiete, mit diesem Bewusstsein.

Selbstverständlich ist alles, was Sie hier lesen, persönlich getestet und geprüft oder durch psychologisch-wissenschaftliche Grundlagen fundiert und erhärtet. Und wenn es mal um meine ganz persönliche Meinung geht, mache ich dies kenntlich. Wahr ist das alles dadurch noch lange nicht. Denn die Wahrheit liegt stets im Auge und im Herzen dessen, der sie erfährt, oft auch in seinem Bauch. Immer, ohne Ausnahme! Eine sogenannte „objektive Wahrheit“ gibt es nicht.

Seien Sie deshalb aufmerksam und bleiben Sie sich treu. Spüren Sie, was Resonanz hat, weil es Sie irgendwie berührt, vielleicht sogar trifft. Glauben Sie nichts und hinterfragen Sie alles. Bleiben Sie neugierig und stellen Sie Fragen.

SONNE, MOND UND KINDER

Die deutsche Sprache macht es uns manchmal nicht ganz leicht. Die Sonne steht für das männliche Prinzip, der Mond wird meist mit dem weiblichen Prinzip in Verbindung gebracht und das Kind soll eine Sache sein? Die Beschreibung des passenden Geschlechts ist nicht so einfach.

Ich habe überlegt, wie ich mit dieser Herausforderung in meinem Buch umgehen möchte. Ich habe mich entschieden, auf die zusätzliche Benennung der weiblichen Form zu verzichten. Sie, liebe Leserinnen, bitte ich um Nachsicht für diese Unterlassung, die ich dem Lesefluss zuliebe vornehme.

Eine ähnliche Herausforderung haben wir im Deutschen mit der Anrede Du oder Sie. Mit all den Menschen, mit denen ich in Seminaren arbeite, bin ich per Du. Meine Klienten frage ich, ob sie mit Sie oder Du angesprochen werden wollen. Da ich Sie nicht fragen kann, entscheide ich mich vorsorglich, Ihnen das respektvollere „Sie“ anzubieten. Auch spreche ich gleichermaßen homosexuelle Paare an, wenn von Mann und Frau die Rede ist.

DAS ONE NEXT STEP-TRAINING ALS REFERENZ

An manchen Stellen verweise ich auf das von mir geleitete ONE Next Step-Training, ein von mir seit mehr als 20 Jahren entwickeltes Selbsterfahrungsseminar zur Förderung der Lebenskompetenz. Viele der Erfahrungen, Erkenntnisse und Beispiele, auf die ich mich beziehe, sind diesem Kontext entnommen, deshalb benenne ich das Training als Quelle. Wenn Sie nach einem Rahmen suchen, in dem Sie die hier benannten Inhalte erfahren und erproben wollen, lade ich Sie herzlich ein, sich das Programm näher anzuschauen – auch wenn ich damit zugleich ein wenig Werbung in eigener Sache mache.

Weiteres dazu finden Sie unter www.one-next-step.de im Internet.

ES GIBT NICHTS GUTES …

Eine der wichtigsten Botschaften aus den wirren Anfangsjahren meiner studentischen Zeit am legendären Klaus Holzkamp-Institut der FU Berlin war das Motto des sogenannten Tunix-Kongresses: „Es gibt nichts Gutes, außer du tust es.“ Ein wichtiges Motto von Erich Kästner. Ich möchte es sehr gerne als Leitmotiv voranstellen.

Wenn es mir gelingt, Sie ein wenig zu inspirieren und neugierig zu machen, dann nehmen Sie, was Ihnen taugt und probieren Sie’s selber aus. Tun Sie etwas damit! Und alles andere dürfen Sie gerne getrost vergessen.

Markus Klepper

Freiburg, im Frühjahr 2015

muss liebe denn sein?

Ja, es muss!

Wir alle haben so unsere Erfahrungen mit der Liebe gemacht. Ein paarmal haben wir es vielleicht schon probiert und sind womöglich dabei schmerzlich gescheitert. Vielleicht haben wir uns blaue Flecken geholt; vielleicht haben wir es vorgezogen, am Spielfeldrand zu stehen und zuzuschauen und von der großen Liebe zu träumen. Womöglich dachten wir, es wäre vielleicht doch einfacher, uns anderweitig zu arrangieren und einfach einzusehen, dass das mit Liebe und Liebes-Beziehungen zu schwierig ist – zumindest für uns. Wenn bloß diese Sehnsucht nicht wäre, die uns manchmal packt oder die leise Ahnung, dass doch noch was fehlt zum Glück, wenn wir uns lediglich um uns selber drehen.

Sogar wir Herren der Schöpfung, die wir oft so sehr Angst davor haben, vereinnahmt zu werden, spüren oft insgeheim, dass irgendwas irgendwie fehlt. Selbst wenn wir Erfolg in beruflichen Dingen erreicht haben, fühlen wir uns innerlich häufig rastlos und leer, gerade so, als wäre ein Teil von uns noch auf der Suche.

Wenn wir nicht gänzlich abgeschnitten sind von unseren Gefühlen, spüren wir früher oder später: Der Mensch ist nicht zum Allein-Sein gemacht.

Wir sind soziale Wesen.

Wir suchen und brauchen die Gemeinschaft, das Gegenüber.

Wir wollen und brauchen es, irgendwo zu Hause zu sein.

Zu Hause mit mindestens einem Menschen, der uns nahe steht, der uns kennt, dem wir vertrauen. Zu Hause bei jemandem, bei dem wir einfach sein können.

Instinktiv spüren wir, was medizinische, psychologische und soziale Studien untermauern: Sowohl unsere psychische als auch unsere körperliche Gesundheit wird entscheidend davon geprägt, wie sehr wir uns in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen erfüllt und aufgehoben fühlen. Einsamkeit lässt nicht nur unsere Seele leiden, sie macht auch unseren Körper krank. Und kaum etwas bestimmt unser gefühltes Glück oder Unglück so sehr, wie die Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen.

Bekannte, mit denen wir abends „um die Dörfer ziehen“ und „die Sau rauslassen“, sind dafür nicht genug. Und manchmal braucht es ein halbes Leben, bis uns die Erkenntnis dämmert, dass wir ganz alleine oft ganz schön aufgeschmissen sind.

In dem berührenden Film „Into the wild“ sucht ein College-Absolvent das wahre Leben. Er traut sich, alles hinter sich zu lassen und erobert die unberührte Natur Alaskas, auf der Suche nach dem wahren Glück. Kurz vor seinem tragischen Tod – er hat die falschen Beeren gegessen – vertraut er seinem Tagebuch seine wichtigste Erkenntnis auf dieser Suche an: „Happiness is only real when shared.“

Nur wenn wir unser Glück teilen, wird es Wirklichkeit.

Wir brauchen niemanden, der uns rettet. Diese Aufgabe obliegt uns als Erwachsene selbst. Wir können und müssen einerseits lernen, auf unseren eigenen Füßen zu stehen. Können wir dies nicht, winkt das Drama der Ko-Abhängigkeit. In einem nächsten Schritt fordert uns die Liebe andererseits auf, unsere Wahrheiten, Weisheiten und Schätze, all das „Gute“, „Wahre“ und „Schöne“, das wir für uns und in uns gefunden und entdeckt haben, mit anderen Menschen zu teilen. Erst im Spiegel der anderen wird es auch für uns wirklich fühlbar und real.

So lädt die Liebe uns ein, zunächst in uns entstehen und reifen zu lassen, was uns nährt und trägt, um es anschließend mit anderen zu teilen. Wir brauchen dazu eigene kraftvolle Lebenserfahrungen und Reife-Zeiten. Sammeln wir diese und erarbeiten uns so unser eigenes Fundament, legen wir damit die Basis für unsere Liebe in uns selbst und in andere. Beides trägt uns und lässt uns glücklich und erfüllt leben – ein Leben lang.

komm her – geh weg. liebe tut oft weh

WIE WIR LERNEN, DASS LIEBE GEFÄHRLICH IST

Unser instinktives Verhältnis zur Liebe wird bestimmt von Erfahrungen, die wir früh im Leben gemacht haben und deren Wirkung uns meist nicht bewusst ist.

Wir alle haben früh in unserem Leben Grundlegendes über Liebe, Nähe, Freude und Leid gelernt. Und alles, was wir früh lernen, geht unter die Haut und hinterlässt bleibende Spuren. Vieles davon steht uns später im Weg, besonders dann, wenn wir längst vergessen haben, wie es einmal anfing. Auch wenn wir vergessen haben, wie schwierig, schmerzhaft und verstörend manche unserer bisherigen „Liebes“-Erfahrungen waren, wirken sie auf unbewusster Ebene in uns weiter.

Wir lernen Liebe von denen, deren Liebe uns das Leben geschenkt hat: Mutter und Vater, Mama und Papa. Ihnen verdanken wir unsere Existenz. Dafür lieben wir sie. Und sie lieben uns.

Vielleicht ist am Anfang des Lebens, wenn wir als Säuglinge auf die Welt kommen, alles gut. Womöglich fühlt es sich sogar ein wenig so an, als wären wir im Paradies gelandet, dann, wenn jede Lebensäußerung, jede Geste, jeder Laut uns das bringt, was uns gerade fehlt zum Glück. Wenn sich alles nur um uns dreht, fühlen wir uns bedingungslos geliebt.

Doch die unmittelbare Befriedigung all unserer Bedürfnisse, dieser paradiesische Zustand, in dem wir uns für eine Weile als Mittelpunkt der Welt fühlen, dauert nicht ewig. Früher oder später werden wir konfrontiert mit der rauen Wirklichkeit von Warten, Enttäuschung und Schmerz. Selbst wenn wir das Gleiche tun wie zuvor – plärren, lächeln, strampeln – sind wir irgendwann nicht mehr das Zentrum des Universums, nach dem sich alles richtet. Unser Universalschlüssel zum sofortigen Glück funktioniert nicht mehr. In unserer „kindlichen Weisheit“ erleben wir das als Schock. Es fühlt sich an wie Verrat. Es tut weh und verletzt, es verstört und verwirrt. Und dieser gefühlte Verrat kommt von denen, denen wir vertrauen, von denen, die wir lieben!

Wir sind angekommen in der Welt der frühkindlichen Erziehung und erleben sie als Abfolge von Entbehrungen, Enttäuschungen und Schmerzen, als Lebensschocks. Diese natürlichen Erfahrungen sind Brüche in unserem kindlich-naiven Bild der Welt, indem sich alles nur um uns zu drehen scheint. Gefühlt präsentiert sich uns Erziehung häufig als die Vertreibung aus dem Paradies von Liebe ohne Wenn und Aber. Der kurze Traum der bedingungslosen Liebe geht meist schneller zu Ende, als uns lieb ist.

So lernen wir früh im Leben eine wichtige Lektion: Wo Liebe ist, sind Schmerz und Enttäuschung nicht weit.

Die Lehre daraus vergessen wir so schnell nicht, wir merken sie uns. Und selbst wenn wir diese universelle Lektion des Lebens längst „vergessen“ haben und uns nicht mehr bewusst daran erinnern: Dann, wenn uns später im Leben „die Liebe winkt“, spüren wir instinktiv, dass wir irgendwie auf der Hut sein müssen.

Was jedoch, wenn (schon) diese bis hierher beschriebenen, zugegeben eher idealen Startbedingungen für die Reise in dieses Leben nicht erfüllt sind?

Wenn wir als Kinder nicht gewollt und willkommen sind?

Wenn die Mutter überfordert oder allein mit uns ist?

Wenn der Vater nicht da ist oder aber unberechenbar und bedrohlich?

Wenn die, die wir lieben, selbst leer sind und einsam, wenn sie so viel brauchen für sich und so wenig Gutes haben für uns?

Sind die Lebensumstände, unter denen wir als Kinder aufwachsen, geprägt von Ablehnung, Vernachlässigung, Gewalt oder gar Missbrauch, wird aus dem natürlichen Konflikt von Liebe und Schmerz ein innerer Abgrund von Verzweiflung. Dann ist es so, als trügen wir in uns ein schwarzes Loch: Wir sehnen uns nach Liebe, Nähe und Geborgenheit und haben zugleich panische Angst davor. Was wir brauchen, kriegen wir nicht und wenn doch, dann laufen wir verschreckt davon.

Wie immer unsere Eltern sich uns auch präsentieren, ob liebevoll-fürsorglich oder abweisend-bedrohlich: Wir lieben sie, egal wie oder wer sie sind. Wir können und dürfen nicht anders. Denn als ihr Kind sind wir von ihnen abhängig. Wir haben keine Wahl.

Gleichgültig, ob das Leben uns die eher sanfte Variante erzieherischer Sozialisation beschert hat oder ob wir bereits früh traumatische Erfahrungen erleiden mussten: Die Erfahrung, dass Liebe und Leid zwei Seiten der gleichen Medaille sind, bleibt niemandem erspart.

Deshalb tragen wir alle in der Dynamik des „Komm her – Geh weg“ das grundlegende Dilemma der Liebe in uns: Die Sehnsucht nach Liebe und Nähe – und zugleich die Angst davor bzw. vor dem, was damit einhergehen wird. All die manchmal zermürbenden Spiele, denen wir oft nur schwer entrinnen können, das ewige Hin und Her, alles Hoffen und Harren, kennzeichnen die universelle Ambivalenz menschlichen Erlebens. All das, was wir uns oft zumuten in dem Bestreben, endlich sicher zu sein, all das, was uns oft so müde werden lässt, gehört bis zu einem gewissen Maß zur Liebe dazu. Leider!

Es wäre unfair, würden wir uns dafür schämen, anklagen oder selbst verurteilen, denn wir machen nichts falsch, wenn wir versuchen, uns vor Enttäuschung, Verletzung und Schmerz zu schützen.

Schopenhauers Metapher der Stachelschweine im Winter drückt dieses menschliche Dilemma anschaulich aus:

Wenn es den Stachelschweinen kalt wird, rücken sie zusammen – und zwar so nah wie möglich, damit es warm und gemütlich wird. Doch dann fangen die Stacheln an zu piksen und der Schmerz von zu viel Nähe lässt sie wieder voneinander abrücken. Der Schmerz lässt nach und die Kälte kehrt zurück.

Psychologisch betrachtet haben wir höchst unterschiedliche, zum Teil entgegengesetzte Grundbedürfnisse in uns:

Wir brauchen das Erleben von Ich, ein Gefühl unserer eigenen Individualität. Wir haben das Bedürfnis nach einer eigenen Identität.

Zugleich brauchen wir das Erleben von Wir, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Wir haben das Bedürfnis nach Verbundenheit, Gemeinschaft.