Liebe, Schnee und andere Desaster - Nicola Doherty - E-Book

Liebe, Schnee und andere Desaster E-Book

Nicola Doherty

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Beschreibung

Für alle Schnee-Phobiker, Skeptiker und Nicht-Verliebte...

Für Juno ist das Leben ein einziges Risiko: Klimawandel, frei laufende Füchse, Zombies – das nächste Desaster wartet quasi um die Ecke. Als Juno von ihrer frisch zusammengewürfelten Patchwork-Familie zu einem Skiurlaub in den Alpen verdonnert wird, schätzt sie ihre Überlebenschancen gleich null ein. Das ändert sich erst recht nicht, als sie Boy trifft, den jungen Skilehrer: ruppig, waghalsig, abenteuerlustig. Überhaupt nicht ihr Typ. Oder etwa doch? Sich zu verlieben, merkt Juno bald, ist das größte Risiko von allen …

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Seitenzahl: 250

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DIE AUTORIN

Foto: © Andrew Colvin

Nicola Doherty ist in Dublin aufgewachsen, ihre Ausbildung erhielt sie am Trinity College in Dublin und in Oxford. Sie war zehn Jahre lang im Verlagswesen tätig, erst als Assistentin eines Literaturagenten, dann als Lektorin bei Hodder, zuletzt als Werbetexterin. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Norden von London. Liebe, Schnee und andere Desaster ist ihr erster Roman bei cbt.

Mehr zu der Autorin auf nicoladohertybooks.com und auf Twitter @nicoladoherty

Mehr zu cbt auch auf Instagram @hey_reader

Nicola Doherty

Liebe, Schnee

und

andere Desaster

Aus dem Englischen

von Marion Riedel

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt

und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen

unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung

sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung,

Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglich-

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Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter

enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine

Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen,

sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der

Erstveröffentlichung verweisen.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe November 2017

© Nicola Doherty 2016

Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel

»Love and other man-made disasters« bei Indigo,

an imprint of Hachette Children’s Group, London.

© 2017 by cbt Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Aus dem Englischen von Marion Riedel

Lektorat: Christina Neiske

Umschlaggestaltung: *zeichenpool, München

unter Verwendung mehrerer Motive von

Gettyimages (lechatnoir); shutterstock (Olga Gavrilova)

he · Herstellung: eS

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-20924-7V001

www.cbt-buecher.de

1

Hier sind ein paar der Dinge, die mir Angst machen:

1. Der Klimawandel.

2. Ein dritter Weltkrieg.

3. Terroranschläge.

4. Krebs zu bekommen und zu sterben.

5. Krebs zu bekommen und zu sterben, ohne mich je verliebt zu haben. Ich bin ziemlich sicher, dass, sollte ich Krebs bekommen, in meiner Selbsthilfegruppe kein toll aussehender Typ sein wird.

6. Dass meine Haare in einer Bus- oder Autotür hängen bleiben und mich strangulieren.

7. Von einem Serienmörder gekidnappt und umgebracht und bei irgendjemandem im Garten hinterm Haus vergraben zu werden.

8. Durchs Abitur zu fallen. Oder schlecht abzuschneiden und ab da läuft alles schief und ich finde keinen Job und muss für immer zu Hause wohnen – wo auch immer zu Hause ist.

9. Dass die Gesellschaft kollabiert und ich sterbe, weil ich nicht weiß, welche Beeren man essen kann.

10. Zombies. Klar existieren sie nicht, aber trotzdem.

11. Skifahren und andere gefährliche Sportarten.

12. Stadtfüchse. Sie wissen, wie man in Häuser kommt, und in den Nachrichten wurde von einem berichtet, der einen Mann wegen seiner Quiche angefallen hat.

13. Dass meine Eltern sich scheiden lassen und meine Mutter wieder heiratet.

14. Dass meine Mutter einen Mann heiratet, der von uns erwartet, dass wir mit seinen Zwillingen Ski fahren gehen.

Bisher sind nur Punkt 13 und 14 eingetreten.

2

Am liebsten wäre ich buchstäblich überall, nur nicht hier.

Okay, das nehme ich zurück. Das Wort buchstäblich ist hier falsch. Ich würde nicht in einem postapokalyptischen Ödland leben wollen. Wobei ich dort immerhin gezwungen wäre, schnell groß zu werden, und ich wäre ein freier Mensch, statt auf einer österreichischen Autobahn auf der Rücksitzbank eines geliehenen Mercedes festgeschnallt zwischen zwei 8-jährigen Jungs zu sitzen.

»Geht’s euch gut da hinten?«, fragt Mum und dreht sich strahlend zu uns um. Das ist typisch für meine Mutter: Erst trifft sie unpopuläre Entscheidungen, und dann möchte sie bestätigt bekommen, dass sie gut sind. Wie zum Beispiel, als sie mich bat, auf ihrer Hochzeit mit Ed Blumenmädchen zu sein. Wer hat jemals von einem 17-jährigen Blumenmädchen gehört?

»Juno? Ist alles okay?«

Ich muss mich räuspern, weil ich schon so lange nichts mehr gesagt habe. Ich möchte gerade »Alles okay« antworten, als Ed anfängt: »Simon? Simon? Okay, ja, ich kann dich hören. Was hat Boots denn gesagt?«

Mum sieht noch immer zu mir: Als Antwort schaue ich sie groß an, deute mit dem Kinn auf Ed, drücke mich in den Rücksitz und halte mich an meinem Gurt fest. Mum schaut mich ebenso groß an und dreht sich wieder um. Ich muss nichts sagen; sie weiß, was ich von Leuten halte, die während des Fahrens telefonieren. Auch wenn es über die Freisprecheinrichtung ist.

Ich bin nicht paranoid – ich bin sicherheitsbewusst. Im Kino versuche ich immer, in der Nähe von Notausgängen zu sitzen, und schaue nach dem besten Fluchtweg, falls es zu einer Art Geiselnahme kommen sollte. Im Flugzeug trage ich nur Naturfasern, da synthetische Kleidung bei einem Absturz die schlimmsten Verbrennungen verursacht. Ich konzentriere mich während des Fluges, so gut ich kann, um das Flugzeug dabei zu unterstützen, in der Luft zu bleiben, und wenn ich es mir leisten kann, kaufe ich vor dem Boarding eine Flasche Parfüm, denn offenbar sinkt das Absturzrisiko, wenn man gerade 25 Pfund für Parfüm ausgegeben hat. In Heathrow hab ich mal eins gekauft, das Zufall hieß – was mir im Nachhinein etwas unheilvoll vorkommt. Zufall gehört nicht zu meinen Topfavoriten im Leben. Gäbe es ein Parfüm, das Sicherheit oder Gewissheit hieße, würde ich es definitiv tragen. Ich würde mich von Kopf bis Fuß damit einsprühen.

Gott sei Dank beendet Ed das Telefonat, ohne einen Unfall zu bauen. Zumindest diesmal.

»Alles okay da hinten, Jungs?«, fragt er über die Schulter.

Henry und Josh antworten nicht; sie sind an ihre iPads angestöpselt und töten Dinge auf ihren Bildschirmen. Obwohl sie gerade mal acht Jahre alt sind, haben sie beide ein iPad. Das ist absurd. Wenn der Akku meines Telefons mich nicht bereits im Flugzeug im Stich gelassen hätte, würde ich jetzt eines meiner Hörbücher anhören, anstatt auf diese endlose Kette von Skihütten, Hotels und verschneiten, immer dunkler werdenden Feldern hinauszustarren. Wir kommen immer wieder an roten LED-Anzeigetafeln mit mysteriösen Plänen und Zahlen vorbei. Ich würde gerne wissen, was das ist, aber ich kann Ed nicht fragen, denn obwohl er offiziell mein Stiefvater ist, ist er für mich immer noch wie ein Fremder.

»Was bedeuten all diese Zahlen, Ed?«, fragt meine Mutter. Es ist unheimlich, wie wir mit unseren Gedanken manchmal genau auf einer Wellenlänge liegen. Aber dann wiederum fühlt es sich zeitweise so an, als käme sie von einer weit, weit entfernten Galaxie.

»Sie zeigen, welche Abfahrten offen sind, und die Schneehöhe auf dem Berg. Diese Abfahrt hier, bei St. Anton, hat einhundertfünfzig Zentimeter Schnee am Berg.«

»Fantastisch!«, sagt meine Mutter in einem Ton, der so erfahren klingt, als wäre sie ihr Leben lang jeden Winter Ski fahren gewesen.

Ed lacht. »Nicht wirklich, Siobhan. Das ist ziemlich durchschnittlich. Aber schön, dass du dich so freust.«

Das gehört zu den Dingen, die ich an ihm nicht mag. Jedes Mal, wenn meine Mutter etwas Blödes von sich gibt, lacht er, als ob er das süß findet – als ob es ihm gefällt, dass sie dümmer ist als er. Was sie nicht ist. Ihr einziges Problem besteht darin, dass sie zu anpassungsfähig ist. Sie ist wie ein Chamäleon. Sobald sie zum Beispiel mit anderen Iren zusammen ist, klingt sie gleich viel irischer und ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Und nun, da sie mit Ed verheiratet ist, möchte sie uns zu einer dieser sportlichen Familien machen, die zu Ostern gemeinsam Ski fahren gehen.

Aber ich möchte mich nicht über Mum ärgern. Immerhin ist sie die einzige Person im Auto, die mich auf dieser Reise wirklich dabeihaben möchte.

»Nein, Ed. Sie ist zu jung«, hörte ich sie sagen, als ich eines Abends im Februar nach einem Film mit Emma heimkam.

Ich verharrte im Flur. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber ich wollte hören, wofür genau ich zu jung sei. Für eine arrangierte Heirat? Um in ein Schweizer Mädcheninternat geschickt zu werden? Insgeheim gefällt mir die Idee vom Mädcheninternat. Ich stelle mir das wie in The Sound of Music vor, einer meiner Lieblingsfilme – mit Ausnahme der Nazis.

Mein Ex, Jack, mag The Sound of Music auch, was mir im Nachhinein ein Hinweis darauf hätte sein sollen, dass wir nicht füreinander bestimmt waren. Hinweise gab es viele, aber ich habe nicht wirklich geschaltet, bis er bei mir übernachtet hat, als meine Mutter weg war. Ich hatte mich ganz auf einen romantischen Abend vor dem Kamin eingestellt, aber nach ein paar Küssen verlief alles im Sande. Am nächsten Morgen hörte ich ihn unter der Dusche »Let it go« singen und da machte es irgendwie …klick.

»Ich finde nicht, dass sie zu jung ist«, sagte Ed. Nach einer Pause fuhr er fort: »Aber es ist selbstverständlich deine Entscheidung.«

»Ich kenne Juno halt: Sie sagt, dass es ihr nichts ausmacht, aber sie hätte Angst, eine Woche lang alleine zu Hause zu sein. Und … ich dachte, es ist wichtig, dass wir etwas als Familie unternehmen?« Ihre Stimme hatte einen fragenden Ton, der mir das Herz brach, und ich freute mich beinahe für sie, als er mit »Ja klar« antwortete. Aber er klang nicht gerade überzeugt. Dann sprach sie weiter: »Ist es das Geld? Ich kann etwas beisteuern …«

»Nein, nein. Mach dir darüber keine Gedanken.« Erneute Pause. »Obwohl es ein Haufen Geld ist, wenn es ihr dann nicht gefällt.«

»Das weißt du doch gar nicht«, sagte meine Mutter in verletztem Ton.

»Ich weiß, Schatz. Es tut mir leid. Komm her.« Und dann folgte ein Geräusch, das zehnmal schlimmer als der vorausgehende Wortwechsel war, weshalb ich mich wieder nach draußen schlich und einmal um den Block lief, bevor ich erneut nach Hause kam und mich diesmal ausreichend ankündigte, indem ich die Tür zuschlug und mit den Schlüsseln klimperte.

Eigentlich hätte ich hereinplatzen und sagen sollen, dass ein 17-jähriges Mädchen sehr wohl alt genug sei, um alleine zu Hause zu bleiben, wenn es das sei, was Ed wolle. Ganz ehrlich, was wäre beängstigender: alleine zu Hause zu bleiben und ein bisschen zu lernen oder in einen Urlaub zu fahren, in dem ich mir ernsthaft das Genick brechen könnte, sodass ich den Rest meines Lebens an der Herz-Lungen-Maschine hängen würde? Aber als ich das am nächsten Tag meiner Mutter zu verstehen gab, bekam ich eines ihrer seltenen, aber entschiedenen »Neins« zu hören. Ich werde also Ski fahren gehen. Und ja, ich werde versuchen, es zu genießen, statt Ed einen weiteren Grund zu liefern, mich als undankbare Göre zu sehen.

Ed gehört zu den Gründern eines sehr, sehr bekannten Smoothie-Imperiums. Als er meine Mutter heiratete, sagte meine beste Freundin Emma (die immer positiv denkt): »Jetzt kannst du jeden Tag kostenlos Smoothies haben!« Ich hasse Smoothies. Ed macht jeden Morgen einen und der Lärm ist ohrenbetäubend; als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich, das Haus stürzt ein. Er arbeitet auch zweimal die Woche von zu Hause und lässt den ganzen Tag Sky News im Hintergrund laufen. Ganz ehrlich, diese Endlos-Berichterstattung von Krieg und Terrorismus ist nicht gerade entspannend.

Ich beobachte meine Mutter auf dem Beifahrersitz, wie sie Candy Crush spielt. Immer wenn ich so ein Spiel spiele, seufzt sie und erzählt mir, dass es dadurch zu Neuverdrahtungen in meinem Gehirn kommt, was ADHS verursacht. Vermutlich spielt sie es nur, weil sie im Auto nicht lesen kann. Sie ist ein Büchernarr, wie ich auch.

Deshalb verstehe ich auch nicht, was sie an jemandem wie Ed findet. Mein Vater unterrichtet Philosophie am Birkbeck College, er ist intelligent, geistreich und liebenswürdig. Alle lieben ihn; er hat 600 Freunde auf Facebook. Er trägt eine Brille, Strickjacken und Cordhosen und sieht ein bisschen so aus wie ein stattlicher, kahl werdender Goggelmoggel.

Ed dagegen trägt Ralph-Lauren- und Penguin-Poloshirts, Diesel-Jeans und Nike-Turnschuhe, er hört coolere Musik als ich und fährt eine Vespa. Was ein weiterer Sorgenpunkt für meine Liste ist: dass Mum auf Eds Roller ums Leben kommt. Ob man es glaubt oder nicht – er hat auch ein Skateboard. Wenn es etwas Befremdlicheres als einen 39-jährigen Mann auf einem Skateboard gibt, möchte ich nicht wissen, was es ist.

»Also morgen«, sagt Ed gerade zu meiner Mutter, »dachte ich, könnten wir beide uns an einer blauen Piste versuchen, während die Kinder in die Skischule gehen?«

»Hm – das hängt davon ab, was Juno möchte«, sagt Mum. »Juno? Möchtest du zur Skischule oder mit uns mitkommen?«

»Hm …« Ich zögere. Ich weiß von meinen Internetrecherchen, dass eine blaue Piste die ungefährlichste ist – oder um genau zu sein, die zweitungefährlichste. Die grüne ist am wenigsten tödlich, gefolgt von der blauen, dann der roten und dann der schwarzen – auch wenn ich mich selbstverständlich keiner von denen nähern werde.

Bevor ich antworten kann, sagt Ed: »Entschuldige, Siobhan – du kannst nicht auf eine blaue Piste, ohne vorher in der Skischule gewesen zu sein, Juno. Das ist zu gefährlich.«

»Ah. Okay.«

Gut. Mir ist ein schönes warmes Klassenzimmer eh viel lieber. Mum hat am Wochenende schon stundenlang wie eine Verrückte auf der künstlichen Piste in Wembley geübt. Sie hatte angeboten, mich mitzunehmen, aber ich hatte Wichtigeres zu tun, wie zum Beispiel zu lernen oder meine Poren im beschlagenen Badspiegel zu untersuchen, und außerdem hatte ich gehofft, dass der Skiurlaub ins Wasser fällt. Ist er aber nicht, und in der Tat wird das Auto langsamer und wir scheinen bei unserer Chaletgruppe anzukommen.

Das ist nun wirklich wie aus The Sound of Music. Zweistöckig, aus gelbem Holz mit Fachwerk und Verzierungen, die Dachtraufen voller Schnee. Es sieht gemütlich, heimelig und einladend aus. Wahrscheinlich genau so, wie das Lebkuchenhaus auf Hänsel und Gretel gewirkt hat, und wir wissen ja, was dann mit ihnen geschehen ist.

Die Jungs haben jetzt aufgehört zu spielen und schlagen sich hinter meinem Kopf.

»Aua! Dad, Henry hat mich gehauen«, sagt Josh.

»Hab ich NICHT! Josh hat mich an den Haaren gezogen und gesagt, dass meine Skylander alle Müll sind!« Henry heult.

Mum wirft einen Blick nach hinten und sagt zaghaft: »Jungs, nicht so laut bitte. Euer Vater parkt gerade ein.«

Beide ziehen eine Schnute. Josh äfft sie nach: »Euer Vater parkt gerade ein.« Henry, der ihn immer nachmachen muss, beginnt nun auch damit und tritt dabei gegen die Rücklehne von Mums Sitz.

»Joshua! Henry!«, donnert Ed los. »Es reicht!«

Die beiden sind auf der Stelle ruhig. Und ich merke, dass ich zwei völlig gegensätzliche, aber gleich starke Gefühle in mir habe:

1. Sie sind Rotzlöffel und ich hasse es, wenn sie fies zu Mum sind.

2. Ich verstehe vollkommen, wie sie sich fühlen.

Wir haben eingeparkt. Ich möchte gar nicht aus dem Auto raus, weil es hier wie in einem kuscheligen Nest ist.

Als wir aussteigen, kommt eine große, lärmende Gruppe von etwa acht Mädels und Jungs von einem der Chalets auf uns zu. Selbst aus dieser Entfernung kann ich erkennen, dass sie zu den coolen, einschüchternden Menschen gehören, vor denen mir graut. Sie sehen aus wie eine Jack-Wills-Model-Truppe oder Made-in-Chelsea-Statisten. Eines der Mädchen erzählt gerade lautstark irgendwas und fuchtelt mit einer Zigarette herum. Die anderen reden dazwischen und lachen. Die Mädchen tragen enge Jeans, Schneestiefel und gefütterte Steppwesten, die Jungs dicke Sportjacken, Schals und Jeans.

Hinter mir ist der Dritte Weltkrieg ausgebrochen. Josh schreit wegen etwas, das Henry getan hat, oder umgekehrt – das kann man bei dem vielen Geschrei nur schwer sagen, aber es scheint um David, Henrys Teddy, zu gehen. Henry ist eigentlich zu alt, um mit einem Teddy herumzulaufen, aber er macht es trotzdem. Ich wünschte beinahe, ich hätte Mr Ted, meinen alten Bären, mitgenommen, der in einem Korb in meinem Kleiderschrank lebt und den ich raushole, wenn meine Stimmung ganz unten ist.

Ed hat voll in den Vereinte-Nationen-Modus geschaltet und ermittelt praktisch wie in einem Untersuchungsausschuss, wer was warum getan hat. Mum drückt mir David in die Hand und sagt: »Juno, halt das bitte mal.«

Na toll. Als sie an mir vorbeistiefeln, mustern mich alle in meinem unsportlichen langen, schwarzen Mantel, Chucks und einem Teddy im Arm. Eines der Mädchen schaut mich an und sagt etwas, das alle zum Lachen bringt. Über mich.

Alle, außer einem Jungen, der größer und breiter als die andern ist, dunkle Augenringe und so etwas wie einen Dreitagebart hat. Er lächelt, als er David sieht, schaut dann aber weg, als wäre er in Gedanken woanders. Dann sind sie vorbei und ihre Stimmen und Schritte verlieren sich in der frostigen Luft.

3

Das Innere des Chalets sieht aus wie eine Fotoserie aus einer Zeitschrift. Alles ist aus gemütlichem, karamellfarbenem Holz, wie ein Streichholzschächtelchen, mit Balken an der Decke, dezenter Beleuchtung, niedrigen Sofas und einem weißen Schaffellteppich. Da ist ein großes loderndes Feuer mit … einem Mädchen davor? Sind wir versehentlich in das Chalet von jemand anderem gestolpert?

»Hallo, ich heiße Tara. Schön, dass ihr da seid!«, sagt sie überschwänglich. »Und du musst Henry sein? Oder Josh?« Sie geht in die Hocke, um ihnen die Hand zu geben, ganz wie eine dynamische Moderatorin im Kinderfernsehen. Sie ist klein und ein bisschen mollig, trägt schwarze Shorts und ein ebensolches T-Shirt und ihre welligen blonden Haare hat sie hinter die Ohren gesteckt. Mit ihren Hamsterbäckchen ist sie auf ihre ganz eigene Art und Weise hübsch. Ach, klar – sie muss unsere persönliche Chalet-Gästebetreuerin sein.

»Ich bin Josh. Das ist Henry. Wir sind acht«, sagt Josh und schaut zu ihr hoch.

»Das perfekte Alter, um mit dem Skifahren zu beginnen!«, sagt sie zu Mum und Ed. »Ich habe damals – vor zehn Jahren – begonnen und es nie bereut!«

Als ich erfahren habe, dass beim Chalet eine persönliche Gästebetreuung dabei ist, habe ich mir eine Heidi-ähnliche Person vorgestellt, die ab und zu hereinhuscht, um ein paar Kartoffeln zu schälen. Aber dieses Mädchen ist absolut professionell: Sie gibt den Gedecken den letzten Schliff und schenkt uns Prosecco ein. Es bestätigt meine Theorie, dass man mit achtzehn wirklich erwachsen ist. Ich sehe sie bewundernd an und versuche mir ein bisschen was von ihr abzuschauen.

»Ein Glas Prosecco, Juno?«, fragt Ed und schaut sich nach mir um.

»Oh – nein danke.« Ich mag keinen Schaumwein, und außerdem bin ich gerade damit beschäftigt, mein Telefon anzustecken. Gott sei Dank habe ich an meinen Steckdosenadapter gedacht. Das ist das Gute daran, wenn man sich dauernd Sorgen macht; man wird extrem gut im Packen.

»Haben Sie schon gegessen oder möchten Sie mit uns essen?«, fragt meine Mutter Tara.

»Oh! Das ist sehr nett. Ich habe schon gegessen, aber normalerweise bin ich ja da, um das Essen zu servieren … », sagt Tara.

»Ich denke, wir kommen zurecht«, sagt Mum. »Wollen Sie nicht gehen und sich einfach ausruhen?«

»Sind Sie sicher? Das wäre toll«, sagt Tara und wirkt erfreut. »Die Notfallnummern und das WLAN-Passwort sind in diesem Ordner, falls Sie sie brauchen. Ist Frühstück um acht okay? Englisches?«

»Perfekt«, sagt Mum und scheucht sie quasi zur Tür hinaus.

Als Tara gegangen ist, sagt Ed: »Das war sehr nett von dir, Siobhan, aber sie wird doch dafür bezahlt, das Essen zu servieren. Du musst dich nicht schlecht fühlen. Wir wollen doch nicht, dass sie …«, er schaut zu den Jungs, »ähm … uns ausnutzt.«

»Ach Ed. Das hier ist nicht Downton Abbey«, sagt Mum und rümpft die Nase über ihn. »Und überhaupt, sie sah viel zu erschöpft aus, um irgendjemanden auszunutzen.«

Ed lacht, und ich sehe, dass er Mums Charme erlegen ist, wie zuvor auch schon Tara. Sie ist sehr gut darin; ein Teil ihrer Arbeit ist es, ihren Charme bei reichen Leuten so einzusetzen, dass diese Gelder geben und ihr Theater fördern. So hat sie übrigens auch Ed kennengelernt. Aber Mum ist auch sehr fürsorglich. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass Tara müde aussah.

»Du bist eine Seele von Mensch«, sagt Ed. Er drückt sie an sich und küsst sie, während ich wegschaue. Henry sitzt auf dem Sofa, liest mit offenem Mund sein Henry-der-Schreckliche-Buch und hält David fest umklammert. Josh läuft im Kreis herum und sagt: »Ja! Es gibt WLAN. WLAN! WLAN WLAN WLAN!«

Ich warte darauf, dass meine E-Mails hochladen. Da ist eine von Jack, meinem Ex. Der Betreff lautet: Starbucks-Typ – großer Durchbruch!!! Ich überfliege sie und erfahre, dass der Starbucks-Typ Jack gefragt hat, was er am Wochenende vorhat, was Jack für ein eindeutiges Zeichen hält.

Es ist gut, mit seinem Ex befreundet zu sein, na klar, und ich möchte Jack auch unterstützen, aber manchmal wünschte ich, er würde mich etwas weniger in sein Liebesleben einweihen. Mit ihm hatte ich meine erste richtige Beziehung, und es sind gerade mal zwölf Wochen vergangen, seit wir Schluss gemacht haben. Ich mag nicht hören, wie süß der Starbucks-Typ in seiner grünen Schürze aussieht.

Mum ruft: »Juno, komm zum Essen. Und keine Handys am Tisch.«

Sie sieht glücklich aus, und das ist auch nicht verwunderlich, denn das Feuer lodert, die Gläser funkeln im Kerzenschein und ihre Patchworkfamilien-Fantasie wird ein Stück Wirklichkeit. Selbst die Jungs essen ausnahmsweise einmal ruhig, ohne ein Drama um »Soße« zu machen oder darüber, dass die falschen Dinge auf ihren Tellern nebeneinander liegen.

»Mensch, das ist ein richtiges Kohlenhydrat-Fest!«, sagt Ed. »Pie mit Kartoffeln.«

»Ich weiß, es ist verrückt«, sagt Mum. »Und auch noch Brot!«

Ich schaue sie skeptisch an und denke: Im Ernst? Hast du wirklich vergessen, wie gut dir Dads Shepherd’s Pie mit der Extraportion Käse geschmeckt hat? Früher haben wir normale Sachen wie Lasagne und Chili con Carne gegessen; nun leben wir fast ausschließlich von Superfood und Dingen, die ich nicht aussprechen kann, wie zum Beispiel Quinoa.

»Ist das WLAN in Ordnung, Juno?«, fragt Ed.

»WLAN!«, flüstert Josh glücklich.

»Es ist okay. Ich konnte ziemlich leicht online gehen.«

»Aber denk bitte dran, Juno, keine Lernerei«, sagt Mum schnell.

Ich nicke und werde rot. Ich möchte nicht, dass Ed mitkriegt, was Frau Kelly, die Beratungslehrerin, von wegen »Burn-out« und »Dinge übertreiben« über mich gesagt hat. Dem Schulbibliothekar war aufgefallen, dass ich jeden Tag als Erste kam und als Letzte ging. Meine Mutter und mein Vater wurden daraufhin zu einer kleinen Besprechung eingeladen, und ich habe nun die strikte Auflage, mindestens eine Woche lang gar nicht zu lernen. Es ist lächerlich, aber es fühlt sich für mich so peinlich und streberhaft an, dass ich es bisher nicht einmal Emma erzählt habe. Eds Telefon surrt und er dreht sich zu Mum. »Sorry. Das ist noch mal Simon.«

»Kein Problem!«, sagt sie und lächelt.

Henry singt leise vor sich hin und zieht seine Käsemakkaroni durch einen Ketchup-See. Henry ist ein verträumtes Kind: immer in seiner eigenen Welt, mit einer runden Brille, die seinen Harry-Potter-Look noch verstärkt. Er schwelgt gern in der Erinnerung an Dinge, die schon ein paar Monate zuvor geschehen sind, und spricht oft traurig über sein altes Zuhause – »mein schönes Zuhause«. Aber er redet nie von seiner Mutter, die starb, als die Jungs fünf waren.

»Essen wir jetzt jeden Abend mit den Erwachsenen?«

Ed sagt: »Manchmal. Aber ab und zu werdet ihr auch früher essen oder Tara wird zum Babysitten kommen.«

»Wir sind keine Babys!« Josh legt seine Gabel hin und schaut seinen Vater böse an. Josh ist zehn Minuten älter als sein Bruder, es könnten aber genauso gut zehn Jahre sein. Ich kann ihn mir gut als Erwachsenen vorstellen, wie er Vorstandssitzungen leitet und Zigarren raucht. Seine Haare stehen selbstsicher ab, ganz im Gegensatz zu Henrys Entenflaum.

»Natürlich seid ihr keine Babys! Aber Tara könnte an ein paar Abenden kommen und mit Juno und euch Ben 10 anschauen und euch Gesellschaft leisten, während wir ausgehen.«

»Moment mal«, sage ich. »Du meinst wohl, sie kann die Jungs babysitten, richtig? Nicht mich.«

Zu meinem Entsetzen sagt Mum: »Mal sehen. Du hast noch nie beide gehabt; es ist eine große Verantwortung … Tara könnte euch allen Gesellschaft leisten.«

»Meinst du das jetzt ernst?«, frage ich mit matter Stimme. »Du heuerst eine Achtzehnjährige an, um auf mich aufzupassen?«

»Juno, lass uns das nicht jetzt entscheiden, okay? Wir können später darüber reden.«

Ich würde zu gern eine Szene machen und wutentbrannt davonrauschen, aber wohin? Ich weiß nicht einmal genau, wo ich bin, und besitze nicht einen einzigen Euro. Also versuche ich mich zu beruhigen und sage mir, dass in einer Woche alles vorbei sein wird und ich mit meinem normalen Leben weitermachen kann – beziehungsweise mit dem, was davon übrig ist.

4

»Was meinst du, Juno?«

Meine Mutter steht außerhalb ihres Schlafzimmers und schaut sich im Spiegel an. Sie steckt von oben bis unten in ihren schwarzweißen Skiklamotten und hat Handschuhe mit Schneeflockenmuster an. Normalerweise trägt Mum eher Sachen im Vintage-Stil – halblange Kleider, die über schwere Stiefel hängen, oder Seidenblusen und hautenge Jeans. Sie in Sportkleidung zu sehen, passt nicht, das ist irgendwie so, als würde man am Strand eine Antilope sehen.

»Du siehst wirklich gut aus«, sage ich wahrheitsgetreu.

Mum ist echt hübsch, mit ihren blauen Augen, dem dunklen Haar, ihrer blassen Haut und den hohen Wangenknochen. Sie hat eine Schauspielausbildung gemacht, musste sich aber auch um mich kümmern. Ich wurde geboren, als sie 21 war und sie und mein Vater noch Studenten am Trinity College in Dublin waren. Es gibt ein Foto von meinem Vater und ihr bei ihrer College-Abschlussfeier, sie tragen Hüte und Umhänge und haben ein Bündel im Arm, das bin ich. Sie ist mit Abstand die Jüngste unter den Müttern meiner Freunde. Das heißt aber nicht, dass wir jemals für Schwestern gehalten wurden – ich sehe eher meinem Vater ähnlich: rotblondes, hüftlanges Haar, grüne Augen, Sommersprossen und helle Wimpern, die der Fluch meines Lebens waren, bis ich fünfzehn wurde und meine Mutter sie mir färben ließ.

»Warum hast du deine Skisachen noch nicht an?«, fragt Mum.

»Die brauche ich doch heute Vormittag gar nicht, oder? Ich bin doch in der Skischule.«

Ich weiß nicht viel über Skischulen, aber ich nehme an, es ist so wie Schule: Unterricht, Schulbänke, Whiteboards.

»Juno!«, sagt Mum. »Du machst Witze, oder? Skischule bedeutet Gruppenunterricht auf der Anfängerpiste. Sag bloß, das wusstest du nicht?«

»Was?« Mich trifft der Schlag. »Nein! Ich dachte, es bedeutet Schule! In einem Klassenzimmer!« Ich weiß, dass Mum mir verboten hat zu lernen, aber ich dachte, dies wäre eine Ausnahme.

Ed taucht hinter meiner Mutter auf. »Was ist los?« Als Mum es ihm erklärt, versucht er, ein Lächeln zu unterdrücken.

»Wir würden dich doch nicht bis hierher mitnehmen, um dich in die Schule zu stecken«, sagt Ed. »Davon hast du doch wirklich schon genug, oder?«

Das ist ein weiterer, lästiger Ed-ismus. Warum geht er immer davon aus, dass ich Schule hasse? Ich habe dort meine Freunde, mit den meisten Lehrern komme ich klar und ich möchte gut sein. Das ganze Drumherum ist das Problem.

»Geh und zieh dich an, meine Liebe«, sagt Mum schnell.

Ich schlurfe davon und kann nicht glauben, dass ich solch ein Idiot gewesen bin. Ist das alles ein Durcheinander hier.

»Sieht gut aus!«, sagt Mum. »Passt alles?« Sie dreht mich einmal im Kreis, als ich in meinen Skiklamotten zurückkomme, die genauso aussehen wie ihre, nur dass sie blau sind.

Als Totenkleidung passt es sehr gut; nur ist alles derart brandneu, dass ich auch gleich ein A-wie-Anfänger-Schild tragen könnte. Aber das ist meine geringste Sorge. Mir graut dermaßen vor der Vorstellung, tatsächlich Ski zu fahren, dass ich kaum eine Scheibe Toastbrot runterbekomme, geschweige denn etwas von dem warmen Frühstück, das Tara auffährt. Als der markerschütternde Krach von Eds Smoothie beginnt, mache ich fast einen drei Meter hohen Satz in die Luft.

»Möchte noch jemand Kaffee? Juno?«, fragt Tara.

»Oh, nein danke«, sage ich schwach. Kaffee schmeckt nie so gut, wie er duftet. Und ich brauche nicht noch mehr nervöse Energie.

Unser Chalet liegt am Rande eines netten Alpendorfes, dessen alleiniger Daseinsgrund das Skifahren ist. Statt eines Zeitungskiosks findet man hier Sportgeschäfte, statt Starbucks Fondue-Restaurants und Konditoreien. Die Leute stapfen in riesigen Stiefeln umher, schleppen Ski und Stöcke und tragen verspiegelte Sonnenbrillen und Goretex-Klamotten. Ich dachte, wegen des Schnees wäre es kalt, aber es ist warm und sonnig und mir ist jetzt schon zu heiß in meinen Klamotten.

»Ist das nicht traumhaft?«, sagt Mum und setzt ihre Sonnenbrille auf. »Die Luft ist im Vergleich zu London so frisch und sauber … Riech mal den Ozon, Juno!«

Ed lacht herzlich. »Ich glaube nicht, dass man den Ozon riechen kann, Siobhan.«

»Ja, ich weiß, Herr Kleinlich«, sagt sie und stupst ihn neckisch. Er stupst zurück, während ich am liebsten im Erdboden versinken würde. Es ist schon traurig, wenn sich die Mutter mehr wie ein verliebter Teenager verhält als man selbst.

Der Skiverleih ist voller Leute, die Ski abmessen und Stiefel anprobieren. Alle sprechen deutsch und in mir steigt schon wieder Panik auf. Wie sagt man »Bitte rufen Sie einen Rettungswagen« auf Deutsch?

»Mach dir keinen Kopf!«, sagt Tara, als ich sie frage. »Die sprechen alle Englisch, und überhaupt, dafür bin ich ja da.«

Ich komme nicht mal in meine Skistiefel, sodass mir Tara helfen muss. Es sind die unbequemsten Schuhe, die ich je anhatte, es fühlt sich so an, als ob meine Knöchel gleichzeitig nach vorne und nach hinten gedrückt werden. Ich kann darin kaum laufen – wie um alles in der Welt soll ich damit Ski fahren?

Sobald wir unsere Ausrüstung anhaben, stapfen wir woandershin, um uns für unseren Kurs anzumelden.

»Ich habe ganz verdrängt, dass der erste Morgen beim Skifahren hauptsächlich aus Anstehen besteht«, sagt Ed, wippt mit dem Fuß und schaut sehnsüchtig aus dem Fenster.

Ich würde gerne den ganzen Morgen anstehen, wenn ich dafür dann nicht Ski fahren müsste. Mir fällt auf, dass Henry und Josh Helme haben und ich nicht. Ich fühle mich wie eine Vierjährige, als ich Tara danach frage.

»Die Helme sind ausgegangen, sorry. Aber du kommst auch ohne aus, ehrlich. Es ist quasi flach.«

Ich bezweifle das, aber sie ist schon zu Ed rüber geeilt. »Es tut mir schrecklich leid. Es gab eine Verwechslung und für die Jungs ist heute kein Platz in einem Kinderkurs gebucht. Wäre es okay, wenn sie heute ein Mal an einem Erwachsenen-Anfängerkurs teilnehmen?«

»Das ist völlig in Ordnung – es wird ihnen guttun«, sagt Ed, und Taras besorgte Miene hellt sich auf. Er ist nett. Das gebe ich zu. Warum mag ich ihn dann nicht?

Tara bringt uns zu dem Bereich, in dem sich unser Kurs trifft, und verschwindet schnell, während Mum und Ed noch eine Weile dableiben, bis sie Tschüss sagen.

»Pass auf dich auf, Liebes, okay?«, sagt Mum ängstlich. »Geh kein Risiko ein.«