Lieber Daniel - Sergio Bambaren - E-Book

Lieber Daniel E-Book

Sergio Bambaren

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Beschreibung

Nach vielen intensiven Reisen und erfolgreichen Büchern wird Sergio Bambaren Vater. Die ersten Monate mit seinem Sohn Daniel erlebt er wie ein Wunder. Und auch als Sergio und seine Frau sich trennen, steht für die beiden fest: Daniel wollen sie gemeinsam aufziehen. In Liebe, Fürsorge und mit dem Mut zur Selbstständigkeit. Sergio Bambaren fängt an, zärtliche Briefe an seinen Sohn zu schreiben. Voller Poesie gibt er ihm auf den Weg, was die Jahre ihn gelehrt haben: immer an sich zu glauben und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Als liebender Mensch Spuren auf dieser Erde zu hinterlassen. Andere nicht zu verletzen. Sich seinen Ängsten zu stellen, anstatt vor ihnen zu fliehen. Seiner Bestimmung zu folgen. Und stets für seine Träume zu leben.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Übersetzung aus dem Englischen von Gaby Wurster

Mit 11 farbigen Fotografien

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2011

ISBN 978-3-492-95318-4

© Sergio Bambaren, 2010

© deutschsprachige Ausgabe: Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München 2011

Umschlaggestaltung: Birgit Kohlhaas, Egling, mit Bildern von Sergio Bambaren (Kind) und B. Kohlhaas (Möwe)

Für Daniel

Mit Liebe und Licht

Von Deinem Vater Sergio

Das Leben ist kurz.Breche die Regeln,Vergebe schnell,Küsse lang,Liebe ehrlich,Lache unkontrolliert …Und bedaure nie etwas,Was Dich zum Lächeln gebracht hatOder zum Weinen.

Vorwort

Drei Jahre verbrachte ich fast ausschließlich mit der Verwirklichung eines Traums: der Verfilmung meines ersten Buches Der träumende Delphin.

Doch während dieser computeranimierte Film entstand, geschah etwas weitaus Wichtigeres – das Leben machte mir das wundervollste Geschenk, von dem ein Mann nur träumen kann: einen Sohn.

Ich sage ja immer: Die Wege des Lebens sind unergründlich, aber wunderbar!

Alles begann mit einem Anruf von meinen deutschen Freunden Lillian, Thomas und Joachim, alle drei Profis in der Filmbranche. Über meine Literaturagentin erwarben sie die Filmrechte für das Buch, das ich über zehn Jahre zuvor geschrieben hatte. Natürlich willigte ich ein! Sollte mein Traum, das Buch verfilmt zu sehen, womöglich wahr werden?

Damals spielte ich bereits mit dem Gedanken, wieder in mein Geburtsland Peru und zu meinen Wurzeln zurückzukehren, in ein Land, in dem die Animationstechnik gerade zu boomen begann. So mietete ich eine Wohnung mit einer phantastischen Aussicht aufs Meer – nur zehn Häuserblocks von dort entfernt, wo ich vor langer Zeit geboren wurde … Fast täglich konnte ich von meinem Balkon aus Delfine beobachten, und nachts schlief ich mit der Melodie der Brandung ein – der ideale Ort, wo ich zu Papier bringen konnte, was meine Seele meinem Herzen zuflüsterte. Außerdem verliebte ich mich zu der Zeit in eine wunderschöne Frau: Deborah.

Nachdem ich mich mit Deborah an meinem Geburtsort eingerichtet hatte, begann ich die Animationsstudios zu erkunden. Ich war wirklich begeistert von der Kreativität meiner Landsleute. Nur eines fehlte: Diese Künstler besaßen nicht das nötige Handwerkszeug, denn Software und Hardware waren hier nicht auf dem Stand der Technik, den man in entwickelten Industrienationen vorfindet.

Eines Tages rief mich ein Studioleiter an, den ich bereits kennengelernt hatte, und wir beratschlagten mehrere Stunden lang. Ich kalkulierte und fand Investoren, die an dem Projekt interessiert waren. Wir kontaktierten die besten Leute, die wir finden konnten – nicht nur Künstler, auch andere wunderbare Menschen –, und beschlossen, ausgehend von dem Material, das meine Freunde aus Deutschland bereits ausgearbeitet hatten, das Projekt voranzutreiben. Lillian, Thomas und Joachim wurden Mitgesellschafter, und wir machten uns mit fünfzig hochmodernen Rechnern an die Arbeit – normalerweise stehen in großen Studios drei- oder viertausend Computer zur Verfügung …

David gegen Goliath.

Warum nicht?

Die Stimme meines Herzens flüsterte mir etwas zu, das ich in dem grandiosen Film Feld der Träume, in dem Kevin Costner die Hauptrolle spielt, gehört hatte: »Wenn du es baust, wird er kommen.«

Und so sagte ich zu meinen Kollegen in guten wie in schlechten Momenten immer wieder: »Gebt euer Bestes, liebt eure Arbeit, widmet euch mit Leidenschaft euren Aufgaben – alles Übrige kommt dann von selbst.«

Dem »Dreamer’s Club«, wie wir uns nannten, stellte ich lediglich eine Bedingung: Meine Arbeit sollte allenfalls darin bestehen, dafür zu sorgen, dass die Botschaft und die Seele des Buches in dem Film ganz klar zum Ausdruck kommen. Es sollte ein Film werden, der den Menschen hilft, wieder auf ihre Träume zu achten, und der ihnen deutlich macht, dass die wichtigsten Dinge im Leben für das Auge nicht sichtbar sind.

Doch das Leben hatte andere Pläne mit mir. Ohne dass ich es wollte, wurde ich schließlich Produzent des Films …

Und wie ich eingangs erwähnte, kam mein Sohn auf die Welt und bescherte mir eine unvergleichliche neue Erfahrung.

Als Deborah mir damals sagte, dass sie schwanger sei, stand ich erst einmal unter Schock. Auch am nächsten Tag konnte ich noch nicht reden. Doch als ich am Morgen des dritten Tages aufwachte, war ich ein überglücklicher Mann, der seinen inneren Frieden wiedergefunden hatte.

Heute weiß ich, dass ich diese herrliche Welt ohne Reue und ohne Bitterkeit genießen kann. Was dieses wundervolle kleine Geschöpf mit meinem Herzen macht, ist einfach unbeschreiblich! Wenn mein Sohn mich ansieht, meine ich, mich selbst zu sehen. Jeden Tag erwacht er mit einem Lächeln, und hin und wieder drückt er seine kleinen Handflächen und seine Nase an die große Glasscheibe vor dem Balkon und blickt stundenlang aufs Meer hinaus.

Er ist der Grund für diese Geschichte und für dieses Buch: über Episoden meines Lebens – und darüber, wie ich, ein einfacher, bescheidener Mensch, auf meiner Lebensreise so viele wichtige Dinge gelernt habe, indem ich den weniger begangenen Weg eingeschlagen habe.

Meine Mutter hatte die Angewohnheit, ihre Herzensgedanken auf kleine Zettel zu schreiben und sie in mein Bett zu legen; und wenn ich am Morgen die Augen aufschlug, konnte ich sie lesen. Ihre Sicht der Welt und das Gefühl ihres Herzens machten mich mit dem Leben vertraut.

Nun will ich mein Bestes geben, auch Dir, mein geliebter Daniel, so ein Geschenk zu machen.

Versprochen.

ich bin Sergio, der Mann, den man Deinen Vater nennt – zumindest in der Welt, in der wir leben.

Ich sehe das so, Daniel: Ich bin der Mensch, der den Samen des Lebens in den Bauch Deiner schönen Mutter gelegt hat. Nachdem Du das nun weißt, bin ich für Dich ganz einfach Sergio. Aber wenn Du mich Vater nennen willst, ist mir das auch recht.

Daniel, Du sollst wissen, dass ich früher nie daran dachte, Kinder zu haben. Ich glaubte, dass läge nicht in meinen Genen. Doch nach all den Jahren, die verstrichen sind und die mir so vieles geschenkt haben, ohne je eine Gegenleistung von mir zu fordern, sah ich auf einmal all diese kleinen Menschen um mich herumtoben – und komisch, ja, in meinem Herzen änderte sich etwas ganz tief greifend. Seitdem fühle ich mich Kindern auf ganz besondere Weise verbunden. Vielleicht wegen ihrer Unschuld; vielleicht weil ich sie dafür bewundere, dass sie mit den einfachen Dingen des Lebens so glücklich sind. Tag für Tag erleben sie das Leben als ein neues Abenteuer, ohne sich darum zu sorgen, was die Zukunft bringen mag. Sie genießen einfach den Moment, als gäbe es kein Morgen, sie leben im Hier und Jetzt. So wie Du, Daniel.

Ja, mein geliebtes Kind, ich staune noch immer, wie viel tolles Spielzeug Du hast, wie viele »modische« Kleider – alles, was sich ein Erwachsener nur wünschen kann. Dennoch ist Dein Lieblingsspielzeug eine leere Flasche Babyshampoo. Du könntest gut ohne all die Sachen leben, die sich in Deinem Zimmer stapeln. Doch wehe, jemand würde versuchen, Dir Deine Shampooflasche wegzunehmen …! Sie ist Dein gehüteter Schatz.

Oskar, unser kleiner Scotchterrier, der mit der Zeit einer Deiner besten Freunde geworden ist, hat auch so einen Schatz. Vor ein paar Jahren saß ich am Strand und sah aufs Meer hinaus. Ich fand einen schönen Kieselstein, nahm ihn mit nach Hause und gab ihn Oskar zum Spielen. Seit diesem Tag ließ er seine Kauknochen und das andere Spielzeug, das wir ihm gegeben hatten, links liegen – nur den Kieselstein nimmt er mit in seine Hundehütte. Er hütet ihn wie einen Schatz. So wie Du Deine leere Plastikflasche.

Vielleicht weißt Du es noch nicht, Daniel – aber so wie Du mich manchmal ansiehst, denke ich, Du spürst bestimmt, dass Du einer der wundervollsten Schätze bist, die das Leben mir geschenkt hat. Nicht weil Du immer mit einem Lächeln erwachst – so wie ich, als ich in Deinem Alter war. Nicht weil Du angefangen hast zu laufen oder weil Du alles in Deiner Umgebung erkunden willst. Du bist so neugierig! So war ich auch, als ich so alt war wie Du jetzt … . Nein, ich denke, Du bist mein Teuerstes und Liebstes, weil Du ganz tief in meinem Herzen das Kind geweckt hast, das ich einmal war und immer bleiben werde, egal, wie alt ich bin. Du hast mich zurück zu meinen Wurzeln geführt, Daniel, zu dem fünfjährigen Jungen, der in seinem Heimatort immer hoch oben auf den Klippen saß und einfach nur das Meer, die Wellen, die Möwen und Delfine beobachtete und sich bei Sonnenuntergang an den Wolken erfreute, wenn sich der Himmel mit einer ganzen Palette wunderschöner Farben überzog. Damals kannte ich das Wort Angst noch nicht.

Meine Briefe an Dich kommen von tiefstem Herzen, Daniel, Briefe eines erwachsenen Kindes an ein anderes Kind, das gerade angefangen hat, mit großen Augen in die Welt zu blicken. Sie sollen ein kleines Geschenk sein, geschrieben mit tiefer Liebe. Mit einer Liebe, wie ich sie nie zuvor gefühlt habe, so rein und einzigartig, dass es ein Sakrileg wäre, würde ich versuchen, sie in Worte zu fassen.

Auf diesen Seiten möchte ich Dir Dinge sagen, die ich noch nie jemandem erzählt habe, denn ich weiß: Du wirst nicht über mich urteilen. Vielleicht wird Dich mein Leben, so wie ich es gelebt habe und noch immer lebe, irgendwie immer daran erinnern, woher Du kommst, und Dir eine Antwort darauf geben, warum Du nun auf dieser Welt bist. Früher oder später wird das Leben und die Gesellschaft, in der wir leben, alles komplizierter machen, und manchmal wirst Du Dich sicherlich verloren darin fühlen. Sollte das eines Tages eintreten, dann hoffe ich, Du kommst zu mir und wir reden darüber – von großem Kind zu kleinem Kind. Vielleicht kann es Dir – und auch mir – helfen, wieder klarer zu sehen. Und wenn irgendwann für mich die Zeit gekommen ist, diese Erde zu verlassen, dann können Dir diese Worte, die ich für alle Zeiten für Dich niedergeschrieben habe, helfen zu begreifen, dass diese Reise, die man Leben nennt, mit all ihren guten und schlechten Erfahrungen ein tolles Abenteuer ist, wenn Du es so lebst, wie ich es getan habe: indem Du auf die Stimme Deines Herzens hörst; indem Du Dir Deinen eigenen Weg bahnst, anstatt anderen zu folgen; indem Du jeden Tag in vollen Zügen genießt. Das Einzige, was Dir wirklich gehört, Daniel, sind Deine Träume und Dein freier Wille, Dein Leben nach Deiner Fasson zu gestalten. Alles andere ist nur geliehen. Wahrscheinlich ist das die wichtigste Lektion, die ich bislang gelernt habe, und eines der wichtigsten Gepäckstücke auf der Reise ins Glück – jedenfalls in meinen Augen. Ich würde mir auch wünschen, dass diese Briefe Dir helfen zu verstehen, wer ich tief in meinem Inneren bin und warum ich mein Leben auf meine Weise gelebt habe.

Aber so weit, so gut erst einmal, ja? Es gibt so vieles, was ich mit Dir teilen möchte – bis zu diesem großen Tag, wenn Du flügge sein und auf Deinen eigenen Schwingen aus dem Nest fliegen wirst.

Nur noch eins, Daniel: Vergiss nie, dass meine Liebe für Dich wie der Wind ist – Du kannst sie nicht sehen, nicht berühren, aber Du wirst sie immer spüren, egal, wo Du bist oder wo ich gerade bin.

I

Geboren wurde ich in der Clínica Americana in Lima, einer Privatklinik, wo mein Vater die psychiatrische Abteilung leitete. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag meiner Geburt – natürlich sagten mir später viele Leute, dass das gar nicht sein könne, dass ich das alles nur erfinden würde oder erzählt bekommen hätte. Doch im Lauf der Jahre wurde mir klar, dass das Wort unmöglich nur in den Köpfen derer existiert, die Begriffen wie unmöglich, Neid, Hass, Groll oder Gier dort eine Heimat geben. Ich kann nur für mich selbst sprechen, und wenn ich die Augen schließe, erkenne ich das Wörterbuch meines Verstandes und meines Herzens und sehe, dass ich mit der Zeit und mit ein wenig Übung diese Wörter, die ein Hindernis auf der Reise zum Glück sind, ausradieren konnte.

Allen, die meinen, es sei unmöglich, sich an seine eigene Geburt zu erinnern, möchte ich Folgendes erzählen: Mein Vater und der Arzt, die bei der Geburt dabei waren, sagten mir einmal, sie hätten sich beide gewundert, wie wach ich sie angeblickt hätte, nachdem sie mich gewaschen, beruhigt und in eine Klinikdecke eingewickelt hatten. Nach dem ersten Schreck, aus der warmen, wogenden, mit Wasser gefüllten Höhle, in der ich mich so sicher gefühlt hatte, herausgespült worden zu sein, hörte ich auf zu weinen und gähnte. Dann schlug ich die Augen wieder auf und sah dieses wunderschöne Gesicht, dessen Augen mich voller unbeschreiblicher Liebe anblickten, und ich lächelte zurück. Es war das Gesicht meiner Mutter. Ich schlief ein, weil ich wusste, dass ich nur von einem schönen Ort an einen anderen schönen Ort gebracht worden war – aus dem Bauch meiner Mutter in ihre zärtlichen Arme. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen, denn ich war sicher, dass alles in Ordnung ist. Daran erinnere ich mich.

Meine Familie gehörte der oberen Mittelschicht Perus an. Wir wohnten in einem großen alten Haus im Limaer Stadtteil Miraflores – auf den fünfzig Meter hohen Klippen mit Blick auf das Meer und den weiten Horizont. Ich hatte ein kleines Zimmer im Obergeschoss mit einem Rundbogenfenster und einer Veranda, wo ich sitzen, den Duft des Meeres einatmen und zusehen konnte, wie sich unten in der Brandung die Wellen brachen. Hin und wieder kam eine Möwe zu mir und sagte mir guten Tag.

So begann meine Beziehung zur Welt und zur Natur, umgeben vom Meer und den Möwen, von einem fürsorglichen Vater, einem älteren Bruder und einer liebenden Mutter. Von ihr habe ich die meisten positiven Veranlagungen geerbt: Sensibilität, ein großes Herz, die Liebe zum Leben und zu den kleinen, einfachen Dingen, die aus unserem Dasein eine so wunderbare Reise machen. Aber bekanntlich ist nichts vollkommen, und später sollte ich herausfinden, dass ich auch ein medizinisches Problem von ihr mit auf den Weg bekommen habe, mit dem ich heute aber dank der Entwicklung neuartiger Medikamente leben kann: Depressionen.

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