Liebesbrief an die Erde - Thich Nhat Hanh - E-Book

Liebesbrief an die Erde E-Book

Thich Nhat Hanh

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Beschreibung

Das Lebensglück der Menschen hängt untrennbar mit dem Wohlergehen der Erde zusammen: Nur auf einem gesunden Planeten können wir gesund leben. Thich Nhat Hanh zeigt, wie eng Denken und Handeln der Menschen mit dem Zustand der Erde verbunden sind. Er entwickelt einen Leitfaden der Achtsamkeit, nach dem wir sinnhaft leben und zugleich die Natur wertschätzen und schützen können. Die Vorstellung, dass Mensch und Umwelt getrennt sind, wird aufgegeben und ein Gefühl der Liebe und Verbundenheit mit dem großen Ganzen gefördert.

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Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Cover for EPUB

Thich Nhat Hanh

Liebesbrief an die Erde

Aus dem Englischen von Ursula Richard

Aus dem Englischen übersetzt von Ursula Richard.

© 2013 by Unified Buddhist Church

Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Loveletter to the Earth«

in den USA. Die vorliegende Übersetzung erscheint gemäß Vereinbarung

mit Parallax Press, P. O. Box 7355, Berkeley, CA 94707.

Die Erstausgabe des deutschsprachigen Buches erschien 2014

bei der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.

Impressum

Umschlaggestaltung von Gramisci Editorial Design/Claudia Geffert unter Verwendung einer Illustration von istock/embra.

Die Illustration zeigt ein florales Motiv.

Alle Angaben in diesem E-Book erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Der Verlag und der Autor übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien, Methoden oder Informationen entstehen könnten.

Unser gesamtes Programm finden Sie unter kosmos.de/nymphenburger

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Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2025, nymphenburger in der

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

kosmos.de/servicecenter

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-96860-575-3

Projektleitung und Redaktion: Laila Prota

Produktion: Nina Renz

E-Book-Konvertierung: Le-tex publishing services GmbH

1.

Wir sind die Erde

IN DIESEM AUGENBLICK ist die Erde über Ihnen, unter Ihnen, um Sie herum und sogar in Ihnen. Die Erde ist überall. Vielleicht denken Sie, die Erde wäre nur der Boden unter Ihren Füßen. Doch das Wasser, das Meer, der Himmel und alles um uns herum stammen von der Erde. Oft vergessen wir, dass uns der Planet, auf dem wir leben, alle Bestandteile gegeben hat, aus denen unser Körper besteht. Das Wasser in unserem Fleisch, unsere Knochen und all die mikroskopisch kleinen Zellen in unserem Körper kommen alle von der Erde und sind Teil von ihr. Die Erde ist nicht bloß unsere Lebensumgebung. Wir sind die Erde und wir tragen sie stets in uns.

Wenn wir uns das bewusst machen, sehen wir, dass die Erde in der Tat lebendig ist. Wir sind eine lebende und atmende Erscheinungsform dieses schönen und freigebigen Planeten. Darum wissend, können wir unsere Beziehung zur Erde grundlegend verändern. Wir können einen anderen Weg einschlagen und anders als bisher für sie sorgen. Wir werden uns mit Haut und Haar in die Erde verlieben. Wenn wir in jemanden oder etwas verliebt sind, sind wir nicht von der Person oder Sache, die wir lieben, getrennt. Wir tun für sie, was wir können, und das erfreut und nährt uns sehr. Diese Art der Beziehung können wir auch zur Erde leben. Und es ist diese Art der Beziehung, die wir mit der Erde leben müssen, wenn sie überleben soll und wir mit ihr.

Die Erde enthält den gesamten Kosmos

Wenn wir die Erde nur als unsere natürliche Umgebung verstehen, erleben wir sie und uns als getrennte Einheiten. Vielleicht betrachten wir den Planeten dann lediglich in Hinsicht darauf, wie er uns nützen kann. Wir müssen erkennen, dass er und die Menschen auf ihm letztlich ein und dasselbe sind. Wenn wir die Erde in tiefgreifender Weise betrachten, sehen wir, dass sie ein Gebilde ist, das aus Nicht-Erde-Elementen besteht: der Sonne, den Sternen und dem gesamten Universum. Einige Bestandteile, wie Kohlenstoff, Silizium und Eisen, sind vor langer Zeit in weit entfernten Supernovas entstanden. Ferne Sterne haben ihr Licht dazugegeben.

Wenn wir eine Blume anschauen, sehen wir, dass sie aus vielen verschiedenen Elementen besteht, weshalb wir sie auch als Gebilde bezeichnen. Eine Blume besteht aus vielen Nicht-Blumen-Elementen. Wir können das gesamte Universum in einer Blume sehen. Wenn wir eine Blume eingehend und tief betrachten, können wir die Sonne, den Boden, den Regen und die Gärtnerin sehen. In gleicher Weise können wir den gesamten Kosmos sehen, wenn wir die Erde auf diese Weise betrachten. Viel Angst, Hass, Wut sowie Gefühle des Getrenntseins und der Entfremdung rühren von der Auffassung her, wir wären von der Erde getrennt. Wir sehen uns als den Mittelpunkt des Weltalls und sind in erster Linie um unser eigenes Überleben besorgt. Wenn wir uns um die Gesundheit und das Wohlergehen des Planeten kümmern, so tun wir das um unseretwillen. Die Luft soll sauber genug sein, damit wir sie atmen können. Das Wasser soll rein genug sein, damit wir etwas zu trinken haben. Doch wir müssen mehr tun, als Recyclingprodukte zu verwenden oder Umweltgruppen Geld zu spenden. Wir müssen unsere gesamte Beziehung zur Erde verändern. Wir neigen dazu, die Erde für eine unbelebte Sache zu halten, weil wir uns von ihr entfremdet haben. Wir haben uns sogar von unserem Körper entfremdet. Viele Stunden täglich vergessen wir, dass wir überhaupt einen Körper haben. Wir sind so gefangen in unserer Arbeit und unseren Problemen und vergessen so, dass wir mehr sind als unser Verstand. Viele von uns sind krank, weil sie verlernt haben, ihren Körper zu beachten. Wir haben auch die Erde vergessen – dass sie ein Teil von uns ist und wir ein Teil von ihr. Da wir uns nicht um die Erde kümmern, sind wir beide krank geworden.

Wenn wir einen Grashalm oder einen Baum in tiefer Weise betrachten, sehen wir, dass sie nicht bloß Materie sind. Sie haben ihre ganz eigene Intelligenz. Ein Samenkorn weiß beispielsweise, wie es zu einer Pflanze mit Wurzeln, Blättern, Blüten und Früchten wird. Eine Kiefer ist nicht bloß Materie; sie verfügt über eine Art von Wissen. Ein Staubkorn ist nicht bloß Materie; jedes seiner Atome besitzt Intelligenz und ist lebendige Wirklichkeit.

Dieses Verständnis der tieferen, nichtdualistischen Natur der Dinge wird im Sanskrit advaya jñana genannt. Das bedeutet »die Weisheit des Nichtunterscheidens«. Es ist eine Sichtweise, die über Konzepte hinausgeht. Die klassische Naturwissenschaft geht von der Annahme aus, es gebe eine objektive Wirklichkeit, selbst wenn es den Geist nicht gäbe. Doch in der buddhistischen Tradition sagen wir, dass es den Geist sowie die Objekte des Geistes gibt und dass sich beide zur selben Zeit manifestieren. Wir können sie nicht voneinander trennen. Objekte des Geistes werden vom Geist selbst geschaffen. Die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, hängt zur Gänze davon ab, wie wir sie betrachten.

Wenn wir die Erde als lebenden und atmenden Organismus begreifen, können wir uns und auch die Erde heilen. Wenn unser Körper krank ist, sollten wir innehalten, uns ausruhen und ihm Beachtung schenken. Dann müssen wir in unserem Denken innehalten, uns unserem Ein- und Ausatmen zuwenden und zurück nach Hause in unseren Körper kommen. Wenn wir unseren Körper als ein Wunder sehen können, vermögen wir auch die Erde als ein Wunder zu sehen, und dann kann Heilung für den Körper der Erde einsetzen. Wenn wir nach Hause zu uns zurückkehren und uns um uns kümmern, heilen wir nicht nur unseren Körper, sondern helfen auch der Erde.

Die Erde ist ein wunderschöner Planet mit einer Vielzahl von Lebensformen, Klängen und Farben. Am Himmel können wir das Licht der Venus und weit entfernter Sterne sehen. Betrachten wir uns selbst, sehen wir, dass auch wir wunderschön sind. Unser Geist ist das Bewusstsein des Kosmos. Der Kosmos hat die wunderschöne menschliche Gattung hervorgebracht. Dank leistungsstarker Teleskope ist es uns Menschen möglich geworden, das All in seiner ganzen Pracht zu beobachten. Wir können Blicke in ferne Galaxien werfen. Wir sehen Sterne, deren Licht Hunderte Millionen Jahre benötigt, um die Erde zu erreichen. Der strahlende, erhabene Kosmos, den wir beobachten können, ist tatsächlich unser eigenes Bewusstsein und nichts außerhalb von ihm.

Die Erde ist ein Wunder

Wenn Sie die Erde eingehend betrachten, werden Sie bemerken, dass sie viele Tugenden hat. Ihre erste Tugend ist Stabilität. Sie ist standhaft, wenn sie mit Herausforderungen konfrontiert ist, und besitzt angesichts vieler menschengemachter Katastrophen weiterhin Ausdauer, Gelassenheit und Duldsamkeit.

Ihre zweite Tugend ist Kreativität. Die Erde ist eine unerschöpfliche Quelle von Kreativität. Sie hat so viele wunderschöne Lebewesen geboren, den Menschen eingeschlossen. Auch wenn es unter uns viele talentierte Musiker und Komponistinnen gibt, so hat doch die wundervollste Musik die Erde selbst komponiert. Einige von uns sind herausragende Malerinnen und Künstler. Doch die Erde hat die schönsten Landschaften geschaffen. Blicken wir in tiefer Weise, können wir eine Vielzahl der unendlichen Wunder, die es auf der Erde gibt, entdecken. Selbst der beste Wissenschaftler ist nicht in der Lage, etwas so Schönes wie das Blütenblatt einer Kirschblüte oder die Zartheit einer Orchidee herzustellen.

Die dritte Tugend ist Nichtunterscheidung oder Gleichbehandlung. Damit ist gemeint, dass die Erde nicht urteilt. Wir Menschen haben achtlos viele Dinge getan, die die Erde geschädigt haben, und doch straft sie uns nicht. Sie entlässt uns ins Leben und heißt uns willkommen, wenn wir sterbend zu ihr zurückkehren.

Wenn Sie in dieser Weise tief betrachtend die Verbindung zur Erde spüren, werden Sie auch Bewunderung, Liebe und Hochachtung zu empfinden beginnen. Wenn Sie begreifen, dass die Erde so viel mehr als nur die Umwelt ist, wird Sie das dazu bewegen, sie so zu schützen, wie Sie sich selbst schützen würden. Zwischen ihr und Ihnen gibt es keinen Unterschied. In dieser Art Verbundenheit fühlen Sie sich nicht mehr entfremdet.

Unsere lebende, atmende Mutter

In seinem Buch The Lives of a Cell (deutsch: Das Leben überlebt1) beschreibt der Biologe Thomas Lewis unseren Planeten als einen lebenden Organismus. Nach einigen Überlegungen gelangt er zu der Einsicht, dass der gesamte Planet wie eine riesige lebende Zelle ist, deren Teile durch Symbiose alle miteinander verbunden sind. Er beschreibt die wunderbare Leistung der Erdatmosphäre als größter Membran der Welt. Lewis findet es sehr erstaunlich, dass die Erde lebt. Er ist beeindruckt von der unglaublichen Schönheit und dem Überfluss der Erde im Gegensatz zur öden Kraterlandschaft des Mondes und anderer Planeten. Er beschreibt die Erde vergleichend als »ein organisches, in sich geschlossenes Lebewesen, voller Wissen und wunderbar geschickt im Umgang mit der Sonne«.

Auch wir können sehen, dass die Erde ein lebendes Wesen und kein unbelebtes Objekt ist. Sie ist keine träge Materie. Oft nennen wir unseren Planeten »Mutter Erde«. Die Erde als unsere Mutter zu sehen hilft uns, uns ihrer wahren Natur bewusst zu werden. Die Erde ist keine Person, und doch ist sie tatsächlich eine Mutter, die Millionen Lebewesen einschließlich des Menschen geboren hat.

Unsere Mutter Erde hat uns das Leben geschenkt und uns mit allem versorgt, was wir für unser Überleben benötigen. Im Lauf von Äonen hat sie eine Umgebung entwickelt, in der Menschen in Erscheinung treten und gedeihen können. Sie hat eine geschützte Atmosphäre geschaffen mit Luft, die wir atmen können, Nahrung für uns im Überfluss und klares Wasser zum Trinken. Unablässig nährt und schützt sie uns. Wir können sehen, dass sie die Mutter von uns und allen Wesen ist.

Wir sind ein Kind der Erde, und unser Planet ist eine sehr freigebige Mutter, die uns umarmt und uns mit allem, was wir benötigen, versorgt. Und wenn wir eines Tages in dieser Form zu existieren aufhören, kehren wir zur Erde, unserer Mutter, zurück, nur um verwandelt zu werden, sodass wir in einer anderen Form in Erscheinung treten können.

Aber glauben Sie nicht, dass Mutter Erde außerhalb von Ihnen besteht. Wenn Sie in tiefgreifender Weise schauen, können Sie Mutter Erde ebenso in sich finden wie Ihre biologische Mutter, die Sie geboren hat. Sie steckt in jeder Ihrer Zellen.

Die Sonne

Wenn die Erde unsere wahre Mutter ist, so ist auch die Sonne ein wahrer Elternteil von uns. Gemeinsam ermöglichen sie das Leben auf der Erde. Die Energie der Sonne versetzt Lebensformen in die Lage, auf unserem Planeten zu existieren. Die Sonne bietet Pflanzen Licht und Wärme, sodass sie wachsen können. Ohne die Sonne gäbe es kein Leben.