Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! - Tanya Stewner - E-Book

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! E-Book

Tanya Stewner

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Beschreibung

Der erste Band der Bestsellerserie – jetzt neu mit farbenprächtigen Illustrationen! Das Mädchen, das mit den Tieren spricht: In diesem Abenteuer muss Liliane Susewind viel Mut beweisen. Gleich an Lillis erstem Tag in der neuen Schule geht alles schief: Sie zieht den Hass der fiesesten Mädchenclique auf sich, und dann wird sie auch noch direkt neben einen Hamsterkäfig gesetzt! Dabei wollte Lilli ihr Geheimnis dieses Mal besonders gut hüten. Dass sie mit Tieren sprechen kann, hat ihr bisher nämlich nur Ärger eingebracht! Doch dann braucht die Elefantin Marta dringend Lillis Hilfe ... Ein lebenskluges, warmherziges und humorvolles Buch, das einfach glücklich macht Fürs Kino verfilmt! Jeder Band ein abgeschlossenes Abenteuer Bilder farbig neu interpretiert von Eva Schöffmann-Davidov Serie bei Antolin gelistet Alle Bände der Serie: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen Liliane Susewind – Delphine in Seenot Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen Liliane Susewind – So springt man nicht mit Pferden um Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus Liliane Susewind – Eine Eule steckt den Kopf nicht in den Sand Liliane Susewind – Ein Eisbär kriegt keine kalten Füße Liliane Susewind – Giraffen übersieht man nicht Liliane Susewind – Mit Freunden ist man nie allein (Sonderband mit farbigen Bildern) Weitere Bände sind in Vorbereitung.

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Seitenzahl: 118

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Tanya Stewner

Liliane Susewind

Mit Elefanten spricht man nicht!

Mit farbigen Bildern von Eva Schöffmann-Davidov

FISCHER E-Books

Inhalt

WidmungDie neue SchuleJesahjaFamilienratDer zweite SchultagDer GeheimnistauschHerr von Bonsai und Frau von SchmidtIm ZooChaos im ElefantenhausZivilcourageMartaDas SchulfestDie RettungLeseprobe zu ›Tiger küssen keine Löwen‹Der verstopfte Elefant

Für meinen Opa Ernst, Charis und meine Mutter

Die neue Schule

Es war schon zwanzig vor acht, doch Lilli stand noch immer vor dem Spiegel und versuchte, ihre widerspenstigen roten Locken glattzukämmen. Ihr Vater rief schon zum dritten Mal und hörte sich an, als würde er jeden Moment die Treppe hochkommen, um sie zu holen. Lilli seufzte und schimpfte kurz mit ihrer Frisur: »Blöder Wischmopp!« Da erschien ihr Vater in der Tür. »Mit wem redest du da?«

»Mit meinen Haaren.«

»Lilli, du bist spät dran! Willst du gleich am ersten Tag zu spät kommen?«

Schnell suchte Lilli zwischen den Umzugskartons nach ihrer Schultasche und folgte ihrem Vater in die Küche, wo ihre Mutter, versteckt hinter der Tageszeitung, am Frühstückstisch saß und »Guten Morgen« grummelte.

»Wo ist Oma?«, fragte Lilli und blickte sich suchend um, während ihr Vater ein Pausenbrot in ihre Tasche stopfte.

»Sie ist mit dem Hund draußen«, erwiderte er und schob Lilli sanft in Richtung Tür.

»Papa?«, fragte Lilli und blieb schlagartig stehen. »Was ist, wenn …«

»Denk nicht darüber nach«, antwortete er. »Es wird schon alles gutgehen.« Er ging vor ihr in die Hocke, zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und sagte aufmunternd: »Eine Susewind lässt sich nicht unterkriegen, oder?«

Tapfer schüttelte Lilli den Kopf, fühlte sich aber alles andere als zuversichtlich. Ihr Vater hatte ja keine Ahnung, wie schlimm es in letzter Zeit geworden war!

»Geh jetzt, Kleines«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

Schweren Herzens zog Lilli die Haustür hinter sich zu, stapfte durch den Vorgarten und dann die Straße entlang. Ein paar Minuten später stand sie vor ihrer neuen Schule. Es war kurz vor acht, und alle schienen schon in ihren Klassen zu sein. Sie huschte schnell hinein und machte sich auf die Suche nach dem Büro des Rektors, wo sie sich melden sollte. Um fünf nach acht wurde Lilli von einem steif voranschreitenden Herrn mit grauen Haaren in ihre Klasse, die 4 b, gebracht. Als der Rektor das Klassenzimmer betrat, folgte sie ihm dicht auf den Fersen. Sobald die anderen Schüler Lilli entdeckten, wurde es still im Raum, und alle starrten sie interessiert an. Der Rektor sprach kurz mit dem Klassenlehrer und verließ dann den Raum. Der Lehrer streckte Lilli freundlich seine Hand entgegen und sagte: »Hi! Ich bin Herr Gümnich.«

Sie drückte zaghaft seine Hand und lächelte schief.

»Alle mal herhören!«, rief Herr Gümnich und wandte sich der Klasse zu. »Das ist eure neue Mitschülerin, Liliane Susewind.«

Einige ihrer Klassenkameraden kicherten über den ungewöhnlichen Nachnamen. Lilli wurde feuerrot und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Herr Gümnich sagte kopfschüttelnd zu den Schülern: »Sehr witzig! Stellt euch mal vor, ihr kämt selbst in eine neue Klasse. Wie würdet ihr euch da fühlen?«

»Warum kommt sie mitten im Schuljahr?«, fragte eine der Schülerinnen.

»Das kann uns Liliane vielleicht selbst erzählen«, erwiderte der Lehrer und sah Lilli aufmunternd an. Es wurde noch stiller im Raum, und alle warteten gespannt. Lilli holte ruckartig Luft und würgte einen kleinen Satz hervor. »Wir sind umgezogen.«

»Ja, und wie ich gehört habe, nicht zum ersten Mal, nicht wahr?«, hakte Herr Gümnich nach und schien nicht zu merken, wie unangenehm Lilli seine Frage war.

»Nein, äh …«, stotterte sie. »Wir sind schon öfter …«

»Das hier ist schon deine vierte Schule – habe ich gelesen.«

»Ähm, ja.« Lilli warf ihm einen überraschten Seitenblick zu. Wieso hatte er etwas über sie gelesen? Wusste er etwa Bescheid? Wurde in den alten Schulen vielleicht doch ein Vermerk in ihre Unterlagen geschrieben? Lilli schüttelte erschrocken ihren tomatenroten Kopf – obwohl sie die Frage des Lehrers gerade bejaht hatte. Die Klasse brach daraufhin in Gelächter aus.

»Na ja, vielleicht setzt du dich erst mal«, sagte der Lehrer und schien nun doch einzusehen, dass es keine gute Idee war, Lilli vor der ganzen Klasse zu interviewen. »Möchtest du dich dorthin setzen?«, fragte er und wies ihr einen Platz am Fenster zu, neben einem Mädchen mit einer Stupsnase und Segelohren. Das Mädchen wirkte ganz nett, aber Lilli blieb trotzdem unschlüssig stehen und sagte leise: »Kann ich nicht lieber woanders sitzen?«

Herrn Gümnichs Augenbrauen fuhren überrascht in die Höhe, und das Mädchen am Fenster zog beleidigt einen Schmollmund. Lilli hätte ihnen am liebsten erklärt, warum sie nicht dort sitzen wollte, aber das ging natürlich nicht.

Der Lehrer fragte: »Wo würdest du denn gern sitzen?«

Lilli sah sich um und entdeckte einen freien Tisch auf der anderen Seite des Raums, weit weg vom Fenster. »Da«, sagte sie leise und wies auf den Tisch.

»Da sitzt du dann aber ganz allein«, stellte Herr Gümnich fest, und Lilli wurde klar, dass das unklug war. Aber das Risiko, am Fenster zu sitzen, konnte sie nicht eingehen. Sie nahm an dem freien Tisch Platz und ertrug die Blicke der anderen Schüler. Nachdem sie sich gesetzt hatte, bemerkte sie jedoch, dass ihr Tisch direkt neben einem Hamsterkäfig stand. »O nein!«, entfuhr es ihr. Sofort fragte der Lehrer, ob alles in Ordnung sei. Lilli nickte stumm. Jetzt war es zu spät. Sie konnte sich nicht mehr anders entscheiden und sich neben das Mädchen setzen.

Der Unterricht wurde fortgesetzt, und Lilli stand nicht länger im Mittelpunkt des Interesses. Langsam sah sie sich im Raum um, und schließlich blieb ihr Blick wieder an dem Hamsterkäfig hängen. Sie hatte schon öfter Aquarien mit Fischen in Klassenzimmern gesehen – und es war jedes Mal die Hölle für sie gewesen, solch einen Raum betreten zu müssen! –, aber ein Hamster?

Das kleine Tier schlief offensichtlich. Lilli erinnerte sich daran, dass Hamster nachtaktive Tiere waren und tagsüber nur selten aus ihrer Schlafecke herauskamen. Sie hatte noch einmal Glück gehabt. Der kleine Kerl durfte nur nicht aufwachen. Vorsichtig spähte Lilli zum Fenster. Insgesamt drei Topfpflanzen standen auf der Fensterbank. Zwei sahen gut gepflegt und gesund aus. Eine war etwas verkümmert und ließ die Blätter hängen. Aber zwischen Lilli und den Pflanzen lag der ganze Klassenraum. Vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden. Da fiel Lillis Blick auf das Mädchen, neben das sie sich nicht hatte setzen wollen. Sie starrte mit finsterer Miene zu Lilli herüber und schien ihr die ganze Sache äußerst übelzunehmen. Unsicher versuchte Lilli ein Lächeln, aber der böse Gesichtsausdruck des Mädchens verdunkelte sich nur noch. Lilli blieb nichts anderes übrig, als wegzusehen und dem Unterricht zu folgen.

In der Frühstückspause blieb Lilli allein an ihrem Tisch sitzen und bemühte sich, ihr Pausenbrot herunterzubekommen. Währenddessen beobachtete sie ihre Klassenkameraden aus den Augenwinkeln. Das Mädchen mit der Stupsnase und den Segelohren gehörte offenbar zu einer Clique, die sich jetzt um einen Tisch zusammengerottet hatte und augenscheinlich etwas Wichtiges besprach. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten ausgiebig. Hin und wieder warf eins der Mädchen Lilli einen abschätzigen Blick zu, der klarmachte, dass es bei der Besprechung um sie ging.

Dann gingen alle auf den Schulhof hinaus. Lilli setzte sich auf eine abseitsstehende Bank und sah ihren neuen Schulkameraden aus der Ferne zu. Niemand sprach mit ihr. Wahrscheinlich wollte sich niemand mit der Mädchenclique anlegen, die Lilli auf die Liste der uncoolen Leute gesetzt hatte. Na toll, dachte Lilli, ich bin schon nach zwei Stunden bei allen unbeliebt, das ist wirklich Rekord!

Zuerst bemerkte sie den kleinen Vogel gar nicht, der sich auf der Rücklehne ihrer Bank niedergelassen hatte. Aber dann hüpfte er mit einem Satz auf ihre Schulter. Lilli fuhr zusammen. Rasch verscheuchte sie die Meise und sah sich ängstlich um. Hatte jemand sie beobachtet? Nein, niemand schien es gesehen zu haben. Da kam die Meise schon wieder zurück und setzte sich abwartend auf die Lehne der Bank. Im nächsten Augenblick landete eine zweite Meise neben ihr und sah Lilli mit schief gelegtem Kopf neugierig an.

»Bitte«, zischte Lilli den beiden zu. »Ihr bringt mich in mordsmäßige Schwierigkeiten!«

Die Vögel zögerten kurz, schienen zu überlegen, was sie tun sollten, und flogen dann davon.

»Mit wem redest du da, Susewind?«, fragte plötzlich eine laute Stimme neben ihr. Erschrocken drehte Lilli sich um. Vor ihr standen die Mädchen der Clique, die sich jetzt offenbar entschieden hatten, doch mit ihr zu sprechen. Mit verschränkten Armen und abweisenden Gesichtern hatten sie sich im Halbkreis um die Bank aufgebaut und blickten auf Lilli herab. Die Anführerin war eine große Blonde mit Sommersprossen, die aussah, als würde sie jeden verprügeln, der es wagte, ihr zu widersprechen.

»Also, mit wem hast du da eben geredet, Susewind?« Bei der erneuten Erwähnung von Lillis Nachnamen fingen einige der Mädchen wieder an zu kichern. »Führst du Selbstgespräche, weil sonst keiner mit dir redet?« Jetzt lachten alle – außer Lilli. Sie kannte solche Situationen und wusste, dass man auf Sprüche wie diese besser gar nicht reagierte. Also schwieg sie.

»Hältst dich wohl für was Besseres, he?«, höhnte die Blonde daraufhin verächtlich. »Aber wenn du denkst, du könntest dich hier aufspielen, dann vergiss es! Merk dir das, Susewind: Wir haben hier das Sagen!« Die Blonde machte auf dem Absatz kehrt, und die anderen Mädchen folgten ihr wie ein Rudel Wölfe, das seinem Anführer nachläuft. Das Mädchen mit der Stupsnase und den Segelohren drehte sich noch einmal zu Lilli um und rief: »Wirst schon sehen, was du davon hast!«

Nach der Pause trottete Lilli als Letzte wieder in das Klassenzimmer und bemühte sich, den restlichen Tag lang so unauffällig wie möglich dazusitzen. Irgendwann hatte sie die letzte Stunde hinter sich gebracht und machte sich mit hängendem Kopf auf den Heimweg.

Jesahja

Als Lilli nach Hause kam, hockte sie sich auf die Treppe vor der Haustür und stützte den Kopf in die Hände. Sie wollte noch nicht hineingehen. Ihr Vater und ihre Oma würden bestimmt sofort fragen, wie es gewesen war, und sie wollte am liebsten überhaupt nicht darüber reden. Sie würden sich nur Sorgen machen. Lilli saß noch nicht lange so da, als ein kleiner weißer Fellball um die Ecke des Hauses getrabt kam. Der Hund entdeckte Lilli und lief sofort zu ihr. »Bonsai!«, rief Lilli erfreut und ließ ihn auf ihren Schoß springen. Sie legte die Arme um den kleinen Mischling (oder Winzling, wie Lillis Vater gern sagte, wenn er nach Bonsais Rasse gefragt wurde) und vergrub ihr Gesicht in seinem weichen Fell.

»Es war schrecklich!«, begann sie ohne Umschweife. »Schlimmer als beim letzten Mal.«

Bonsai blickte sie aufmerksam an und gab einen kleinen bedauernden Laut von sich.

»Alles ist schiefgegangen!«, sprach Lilli weiter. Dann erzählte sie ihm, was passiert war. Bonsai schaute traurig zu ihr hoch, und als sie die Drohung der großen Blonden in scharfem Ton wortwörtlich wiederholte, fing er an, tröstend Lillis Gesicht abzulecken.

»Ich hatte so gehofft, diesmal wäre es anders«, sagte Lilli traurig. »Wir sind jetzt schon zum dritten Mal meinetwegen umgezogen. Und hier hat Mama diesen Superjob bekommen. Alle haben sich total über ihre neue Stelle gefreut. Und ein so großes Haus mit einem dermaßen riesigen Garten hatten wir auch noch nie. Ich darf es nicht wieder vermasseln!«

Bonsai verstärkte seine Anstrengungen, Lilli zu trösten, indem er seine Vorderpfoten auf ihre Brust stellte und hingebungsvoll über ihr ganzes Gesicht schleckte.

»Ist schon gut, Bonsai«, sagte Lilli lächelnd und schob ihn sanft von sich. »Das kitzelt.«

Bonsai ließ von ihr ab und setzte sich abwartend neben sie.

»Was hast du denn den ganzen Tag über so gemacht?«, fragte Lilli ihren Hund. Doch noch bevor Bonsai antworten konnte, bog das Auto von Lillis Vater um die Ecke. »Er war bestimmt einkaufen«, murmelte Lilli.

Ihr Vater hatte sich offensichtlich vorgenommen, rechtzeitig vom Einkaufen zurück zu sein, um sie gleich nach ihrer Rückkehr über die neue Schule auszufragen. Lilli hatte allerdings noch immer keine Lust, mit ihm zu sprechen. Schnell sah sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Die dichten Büsche am Rande des Gartens kamen ihr gerade recht. Sie huschte hinein und entging nur um Haaresbreite ihrem Vater, der in diesem Moment mit Einkaufstüten bepackt aus der Garage kam.

Zwischen den Büschen war es kühl und ruhig. Lilli wollte sich gerade hinsetzen und ein bisschen grübeln, da entdeckte sie den Jungen. Er saß gut versteckt unter einem Busch und las. Das Erste, was Lilli an ihm auffiel, waren seine Haare. Er hatte dichte schwarze Haare, die noch lockiger waren als ihre eigenen.

Der Junge hatte sie noch nicht bemerkt. Er war so sehr in sein Buch vertieft, dass er sie offenbar gar nicht wahrnahm. Als Bonsai Lilli jedoch geräuschvoll in die Büsche folgte, hob der Junge erschrocken den Kopf und starrte sie mit großen braunen Augen an.

»Ähm, hallo«, sagte Lilli, der gerade nichts Besseres einfiel. Aber anstatt zu antworten, ließ der Junge blitzartig das Buch unter seinem Pulli verschwinden. Er sah sie an, als hätte sie ihn bei etwas Verbotenem ertappt.

»Was liest du da?«, fragte sie.

»Nichts.«

»Das sah aber anders aus. Warum versteckst du dich hier in den Büschen?«

»Das geht dich gar nichts an!«

»Und ob! Das hier ist unser Garten.«

»Quatsch! Das ist unser Garten!«

Lilli bückte sich, da ihr einige Zweige im Weg waren, und trat verwundert an den Jungen heran. Staunend musterte sie ihn. »Aber wir haben das Haus doch gekauft, und auch den Garten«, erklärte sie ein klein wenig verwirrt.

»Echt? Ach so. Dann seid ihr wahrscheinlich unsere neuen Nachbarn.«

»Wohnst du da?«, fragte Lilli und wies durch die Blätter auf ein schönes großes Haus auf der anderen Seite der Büsche. Der Junge nickte und erschien nun schon weniger abweisend. Lilli setzte sich ihm gegenüber auf die Erde.

»Ich bin Jesahja«, stellte er sich vor.

»Ich bin Lilli«, antwortete Lilli und lächelte ihn vorsichtig an. Das schien ihm zu gefallen. Er betrachtete sie nun etwas genauer.

»Du gehst auf meine Schule, oder?«, fragte er. »Ich hab dich heute auf dem Schulhof gesehen.«

»Oh«, stieß Lilli hervor und senkte den Blick. Es war ihr peinlich, dass er sie so allein und abseits auf der Bank sitzen gesehen hatte. Jetzt wusste er gleich, dass sie eine Außenseiterin war.