Linoleum und Bohnerwachs - Chris Larsen - E-Book

Linoleum und Bohnerwachs E-Book

Chris Larsen

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Beschreibung

Durch ein traumatisches Ereignis gerät er in eine hilflose, aussichtslose Situation und erlebt sein Leben in einem wahnwitzigen Kopfkino durch ständig auftauchende Gedankenblitze "Flashes" an sich vorbeirasen - bis er das grelle Licht am Ende des Tunnels erkennt und sein Ende vermeintlich unvermeidlich nahe ist …. Ein packender Roman, der es an Liebesglück, Verzweiflung und bittersüßem Humor nicht fehlen lässt

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Seitenzahl: 293

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Linoleum und Bohnerwachs

Die Phantasie ist es,

die den Menschen so

phantastisch werden lässt!

Dieses Buch widme ich

TOBIAS

Du bist viel zu früh gegangen!

Chris Larsen

im Juni 2017

Linoleum und Bohnerwachs

CHRIS LARSEN

Die Phantasie ist es, die den Menschen so phantastisch werden lässt!

Durch ein traumatisches Ereignis gerät er in eine hilflose, aussichtslose Situation und erlebt sein Leben in einem wahnwitzigen Kopfkino mit ständig auftauchenden Gedankenblitze - „Flashes“ - an sich vorbeirasen; Erinnerungen und Phantasie, Träume und Erlebnisse kann er nicht mehr trennen – bis er das grelle Licht am Ende des Tunnels erkennt und sein Ende vermeintlich unvermeidlich nahe ist ….

Ein packender Roman, der es an Liebesglück, Verzweiflung und bittersüßen Humor nicht fehlen lässt

© 2018 Chris Larsen

Umschlag, Illustration:    Peter Laaß

Lektorat, Korrektorat:    Monika Bremer

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44,

22359 Hamburg

ISBN

Paperback

978-3-7469-1213-4

Hardcover

978-3-7469-1214-1

e-Book

978-3-7469-1215-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kopfkino Flash 1 - Folgenschwer

Kopfkino Flash 2 - vom Leben und Leben lassen

Kopfkino Flash 3 - Die Reise in die Ewigkeit

Kopfkino Flash 4 - Alte Liebe rostet nicht -das Duell

Kopfkino Flash 5 - ein Unheil kommt selten allein

Kopfkino Flash 6 - So lange Du Deine Füße

Kopfkino Flash 7 - Drum prüfe, wer sich ewig bindet Teil 1

Kopfkino Flash 8 - Vom Kochen und Verkuppeln

Kopfkino Flash 9 - drum prüfe, wer sich ewig bindet Teil 2

Kopfkino Flash 10 - wer schreibt, der bleibt

Kopfkino Flash 11 - vom Fordern und Fördern

Kopfkino Flash 12 - der Anfang vom Ende

Kopfkino Flash 13 - immer weiter auf der Karriereleiter

Kopfkino Flash 14 - die Bretter, die die Welt bedeuten

Kopfkino Flash 15 - von Adlern und Falken

Kopfkino Flash 16 - Übermut tut selten gut

Kopfkino Flash 17 - viel zu schön, um zu sterben

Kopfkino Flash 18 - Strafe muss sein

Kopfkino Flash 19 - mach’s gut Großer

Kopfkino Flash 20 - Ehrlich währt am längsten

Kopfkino Flash 21 - mit dem Kopf durch die Wand

Kopfkino Flash 22 - Jetzt bin ich frei

Kopfkino Flash 23 - wenn sich die eine Tür schließt, öffnet sich eine Neue

Kopfkino - Flash 24 - arbeiten, wo andere Urlaub machen

Kopfkino Flash 25 - Eine dunkle Zeit oder am Abgrund

Kopfkino Flash 26 - Musik geht ins Herz

Kopfkino Flash 27 - Irren ist menschlich

Kopfkino Flash 28 - das hässliche Entlein

Kopfkino Flash 29 - Viva Espania

Kopfkino Flash 30 - WIEN ein Abenteuer im Walzerschritt

Kopfkino Flash 31 - Von Hochsitzen und Jagdfieber

Kopfkino Flash 32 - Düsseldorf - ein geplantes Wiedersehen

Kopfkino Flash 33 - Nürnberg, Versuchung und unter Verdacht

Kopfkino Flash 34 - Berliner Luft

Kopfkino Flash 35 - Die Herausforderung des Rohdiamanten

Kopfkino Flash 36 - Bella Italia, Enio und Venezia

Kopfkino Flash 37 - am Neckarstrand im Inselhotel

Kopfkino Flash 38 – Unter der Linde

Kopfkino Flash 39 – Die Lebenslüge und verkehrte Ziele

Kopfkino Flash 40 - Flucht vor dem Eisbären

Kopfkino Flash 41 - Eifersucht und Misstrauen

Kopfkino Flash 42 – Viva Espania – Costa Dorada

Kopfkino Flash 43 - Die Eiskönigin

Kopfkino Flash 44 – falsches Selbstbewusstsein

Kopfkino Flash 45 – im Naturschutzgebiet

Kopfkino Flash 46 - Das Refugium im Harz

Kopfkino Flash 47 – Der Freund

Kopfkino Flash 48 – Hoffnung stirbt langsam aber gründlich

Kopfkino Flash 49 – Tobias

Kopfkino Flash 50 – Api

Kopfkino Flash 51 – Das Erwachen

Epilog:

Über den Autor

Nachts

Der Zitronenfalter

Trauer

Prolog

Er hatte einen stechenden Schmerz irgendwo in Richtung linke Rippen. War es noch ein Traum? Seine Gedanken fingen an Karussell zu fahren; stets im Kreis, gleichsam dieser alten Spielzeuge, die man in grauer Vorzeit einmal "Kreisel" nannte, beständig schneller, zentriert, ja magisch. Komisch, er spürte sein linkes Bein gar nicht, war nicht in der Lage zu zappeln oder sich zu rühren.

"Wie ein Käfer auf dem Rücken" klang es von der inneren Stimme; nur ohne Zucken der Beine .Das Gedankenkarussell hatte zwischenzeitlich Zentrifugalgeschwindigkeit aufgenommen, jetzt kam dieser eigenartige Duft dazu, wie ... ja irgendwie nach Linoleum und Bohnerwachs.

Dieser Geruch wurde mit zunehmender Kreiselgeschwindigkeit intensiver, das Gedankenkino lieferte nun dazugehörende Blitzbilder : der Flur zu seinem Büro - irgendwo im Nirgendwo; ein Klassenzimmer mit Kinderpulten, zerkratzten Schreibflächen und Löcher für das Tintenfass; da war ein Standesamtzimmer mit Polsterstühlen und vielen bekannten Gesichtern und Dokumentenfetzen.

Immer atemberaubender wurde der Gedankenflug, bald war es ein Gerichtssaal, ein italienischer Krankenhausflur, ein Hinweisschild zum Leichenschauraum, eine Friedhofskapelle, ein Treppenaufgang mit unsagbar vielen Stufen die oben im Nichts endeten.

Nun konnte er das Rauschen in seinen Ohren deutlich hören, mehr ein Pulsieren unregelmäßig und nun auch lauter und deutlicher.

Das Kopfkino lieferte immer neue Flashbilder, die ihn blendeten, die Szenen rasten weiter in ihm und er konnte bereits dieses weiße, grelle Licht am Ende eines langen tunnelartigen Ganges erkennen.

Urplötzlich schoss ihm ein lauter Gedanke durch sein heiß gelaufenes Hirn: "Das ist doch dieser häufig beschriebene Weg in die Ewigkeit!" peitschte seine innere Stimme.

Es ist wohl grundsätzlich erledigt, dieses gegenwärtig sein, das Zusammensein, das Lachen und Weinen, Freude und Leiden, Hoffnung und, ja und schließlich Liebe.

Was wohl bleibt, fragte er sich, was lässt Du zurück, Du hast jetzt keine Zeit mehr; von wegen "Alle Zeit der Welt" Hier war alles vorüber, vorbei, erledigt AUS. "Das ist Dein Ende! Dein absolutes Ende keifte seine innere Stimme noch hämisch.

Stille, absolute Stille, kein Rauschen, kein Pulsieren, kein Atmen, nur diese verdammte Stille, die nach Ewigkeit und Auflösung klang.

NEIN, NEIN, NEIN dröhnte es vertraut in seinem Inneren, und währen er diesen seltsamen Geruch, dieses unbeschreibliche Gefühl nach Linoleum und Bohnerwachs in sich hinein saugte, fuhr diese GOTTVERTRAUTE Stimme fort:

"NEIN, DIES IST DER ANFANG! DEIN ANFANG!"

Kopfkino Flash 1 - Folgenschwer

„Leider, leider wieder nur eine Fünf; wenn das so weitergeht, bist Du bald wieder zurück in der Volksschule!" Sein Klassenlehrer verzog hämisch sein Gesicht zu einem grässlich-komischen Grinsen - der wollte immer lustig sein - und baute sich vor Ihm auf.

Er wollte nicht wieder heulen - keine einzige Träne hatte sich der 10-jährige geschworen - er atmete tief, ganz tief ein und es roch beinahe beißend nach Linoleum und Bohnerwachs.

Seine Mundwinkel zog es automatisch nach Unten in seinen Augen standen die Tränen, er klammerte sich an seinen Schwur:"Keine einzige Träne mehr wegen dieses Suppenkaspers!"

Während der Suppenkasper nun komisch tat und über einen Stuhl auf seinen Tisch klettern wollte - das tat er immer, um lustig zu erscheinen, bewegte sich sein linkes Bein in Richtung des bereitstehenden Stuhles und völlig automatisch folgte ein kräftiger Tritt gegen besagten Stuhl.

Es schmerzte etwas aber dann kam auch schon der ohrenbetäubende laute Krachknall, der Suhl wankte, kippte, der Pausenklon von Klassenlehrer, der sich anschickte vom Stuhl auf den Tisch zu klettern, riss seine bebrillten Augen panikartig auf, sein hässliches Grinsen verwandelte sich in eine angstverzerrte Fratze, die Brille - mit dicken, sehr dicken Gläsern - flog aus dem Gesicht, er verlor jeglichen Halt wippte noch mehrfach hin und her und krachte dann mit deutlich vernehmbaren Angstschrei über Tisch und Stuhl auf den Boden, der roch nun erfrischend nach Linoleum und Bohnerwachs.

Dann kam konsequenter weise die Folge: "das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch und einen gepfefferten Tadel mit einem blauen Brief nach Hause. Deine Eltern werden sich freuen du Chaot. Dumm wie Bohnenstroh! Du Bauerntrampel hast hier nichts zu suchen!"

Er schluckte, seine Augen wurden erst Handteller groß, dann zu "Sehschlitzen". Ruhig, aber innerlich vor Wut schäumend packte er die wenigen Utensilien auf seinem Pult in seinen Tornister, schloss die Lederriemen, warf ihn sich über die Schultern und ging schnurstracks aus dem Klassenraum.

An der Bushaltestelle, die 2 Kilometer vom Kranichgymnasium entfernt war, setzte er sich mit nun zitternden Knien unter der kurzen "Bleylehose" auf die Wartebank und wollte auf den nächsten Bus warten. Sein Mund war ausgetrocknet, das Schlucken fiel ihm immer schwerer und die Tränen füllten schon wieder seine Augen:" Niemals mehr weinen, keine einzige Träne wegen dieses Suppenkaspers von Klassenlehrer!" flüsterte fast unhörbar zu sich selbst.

"Soll ich Dich mit nach Hause nehmen?" raunte eine ruhige tiefe Stimme neben ihm.

"Komm, steig ein, Du hast wohl Kummer?" Sein Onkel kniete vor Ihm und streichelte über seine gelockten Haare.

Dann brach es aus dem Kleinen heraus, die Tränen kullerten, flossen später in Strömen und während sein Onkel Heinrich ihn in die Arme nahm, stellte sich ein kindliches Schluchzen ein: er konnte nur bruchstückhaft reden und schließlich schwieg er ganz.

"Deine Eltern sind noch nicht zu Hause, aber ich lasse Dich schon mal ins Haus, mach aber keine Dummheiten und schmier Dir ein Brot. Ich gebe Deinen Eltern Bescheid, dass Du hier bist."

Allein im Wohnzimmer kam die Angst: was passiert, wenn sie das erfahren, wenn herauskommt, was Du gemacht hast, wenn sie mit dem Suppenkasper reden, wenn Du wieder zurück in die Volksschule musst, wenn, wenn, wenn .....

Ihm fiel dieses Tablettenröhrchen im Schrankbuffett auf; wie ferngesteuert schlich er zur Schranktür, Öffnen, Röhrchen nehmen, er zapfte sich einen Becher Leitungswasser ab, schüttelte den Inhalt des Röhrchens - so um die 30 Tabletten in das Glas. Nachdem alle Tabletten durch vorsichtiges Rühren aufgelöst waren und eine milchige Brühe im Becher sprudelte trank er ein, zwei, drei, vier fünf große Schuck.

Er setzte sich in Vaters Sessel und wollte nur noch schlafen vielleicht einfach sterben. Während er immer müder wurde fielen ihm die Augen zu und es roch sehr beruhigend nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 2 - vom Leben und Leben lassen

Der alte Mann schlurfte aus seinem Zimmer, eine Kombination aus Wohn- und Schlafzimmer. Das hatten sie ihm gelassen als "Altenteil", so war das üblich bei den Bauern: "Friss Vogel oder (besser) stirb (bald).

Dabei war es vollkommen unerheblich, dass er es war, der alles aufgebaut hatte, sein ganzes langes Leben lang. Da tobten 2 Weltkriege, die er miterlebt hatte - mehr oder weniger "erlebt". Im Ersten verlor er das Gehör beinahe total - damals in den Vogesen gegen die Franzosen. Mit diesen furchtbaren Gasangriffen dem Granatenexplosionen und den vielen, unendlich vielen toten Soldaten in den Schützengräben, auf dem freien Feld, im Wald und kaum als Restmensch erkennbar. Er hatte überlebt und kam heim, um zu arbeiten, es war viel liegen geblieben während dieses Mörderkrieges.

Die Felder mussten bestellt und geerntet werden. Das Vieh musste versorgt werden und dabei hatte er seine Frau ganz alleine lassen müssen.

Später kamen die Nazis, jeder weiß, was diese Verbrecher anzettelten und was die ganze Welt in einem weiteren blutigen Krieg erlitten hat.

Darüber war er alt geworden und hatte seinen Hof abgegeben; ihm und seiner Frau blieb das "Altenteil" und dieses bisschen Lebensraum, in dem er die Tage verbrachte und die Zeit langsam abtropfen ließ. Er fühlte sich müde und schlaff, niemand nahm diesen alten Mann ernst, schwerhörig und ausgelaugt seine Zeit abwartend in diesem Zimmer verbrachte.

Niemals war er bettlägerig oder krank gewesen, jetzt aber war er nur noch müde und legte sich erschöpft vom Leben in sein Bett.

Der junge Enkel stieg die hölzerne steile Treppe zu ihm hinauf, ein schnarrendes Atmen und leises Stöhnen hatte er deutlich gehört, er öffnete vorsichtig und fast unhörbar die schwere Tür, die sich mit einem leisen Knarren öffnete, während er im Bett seines Großvaters nur den Kopf mit der deutlich markanten Nase sah, die einen wächsernen, gelblich schimmernden Eindruck machte, spürte er deutlich diesen Geruch nach Linoleum und Bohnerwachs und er spürte den kalten Atem des anwesenden Todes.

Kopfkino Flash 3 - Die Reise in die Ewigkeit

Der weiße Wagen setzte zurück, wendete kurz und fuhr darauf ruhig die kleine Dorfstraße hinunter, rechts winkten noch freundlich Mutterhände und sehr bald waren seine Eltern hinter der Kurve verschwunden. Noch ein kurzer Blick, dann gab es vermeintlich wichtige Dinge zu erledigen, mit der hektischen Selbstverständlichkeit des Alltags.

Er hatte vor wenigen Wochen ein kleines Reihenhaus gemietet, gerade richtig für ein junges Paar mit kleinem Baby. Es gab unendlich viel zu tun für Ihn und er war mit Feuereifer dabei, die Dinge zu richten und zu erledigen.

Einige Tage später, am späten Nachmittag war er mit seiner kleinen Familie im neuen Heim angekommen, parkte den neuen Wagen, einen italienischen Renner, in der Garage und schlenderte nahezu selbstzufrieden an den anderen, ebenfalls brandneuen Reihenhäusern vorbei,, bis er seine Haustür öffnete um endlich in aller Ruhe seine Tasse Kaffee zu genießen.

Ein wenig ärgerlich schreckte er auf, als das Telefon sich rasselnd meldete; "Keinen Moment Ruhe ..." brummte er in sich hinein, als er abhob.

Es war die vertraute Stimme seines Schwiegervaters, die am anderen Ende der Leitung hörbar nach Luft rang.

"Hat der schon wieder getrunken?" - Nach einigen tiefen Atemzügen jedoch hörte er ihn sagen "Hör zu, etwas schlimmes ist geschehen" Pause - Schweigen- dann abgehackt weiter: "Deine Mutter ist in Italien gestorben!"

"NEIN" hörte er sich schreien, "Nein, das ist nicht wahr, ein Irrtum, das kann nicht sein!"

Immer und immer wieder wiederholte er diese Worte, bis er den Hörer auflegte und einfach nur da stand in seinem neuen Reihenhaus, mitten im neuen Wohnzimmer; als er tief nach Luft rang und durchatmete, da fiel ihm dieser Geruch auf, es war der Duft nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 4 - Alte Liebe rostet nicht -das Duell

Er hatte sich eigentlich ganz passabel im Sport entwickelt. Das Internat hatte gefühlt über 100 Möglichkeiten, sich sportlich und anderweitig zu beschäftigen und zu entwickeln.

Seine Leistungen waren gut und er hatte sich für die Landesschulmeisterschaften auf Anhieb qualifiziert. Darauf war er gewaltig stolz, immerhin nahmen nur die 5 Besten aus seiner Schule im Mittelgebirge daran teil. Die Anderen mussten Wandern - ein Schulwandertag war angesagt. Das galt auch für seinen besten Freund Peter und seiner aktuellen Flamme - Susi. "Pass auf Susi auf, damit der Axel sie nicht wieder anbaggert", bat er seinen Freund noch beim gemeinsamen Schulfrühstück; "Ist gebongt, kannst Dich auf mich verlassen, den lasse ich nicht mal in Blickweite!" war die trockene und selbstverständliche Antwort des besten Freundes.

Es war klassisches Sportfestwetter, strahlende Sonne, nicht zu warm, nicht zu kalt. Die Wettkämpfe zogen sich bis zum späten Nachmittag hin und er hatte ein paar Preise und Urkunden sammeln können. Sein Sportlehrer und gleichzeitig Internatsleiter war hochzufrieden und,

ja man glaubt es heutzutage nicht, es gab das eine oder auch andere Preisbierchen, das alle stolz genossen. Die Rückfahrt war ausgelassen und erinnert ein Stück an den legendären "Hogwords Express".

Beim Abendessen im großen Speisesaal trafen sich alle wieder, natürlich auch die Wandervögel. Die beiden Freunde begrüßten sich und sofort wurden die Erlebnisse ausgetauscht. "Hat sich gelohnt für mich", berichtete er stolz seinem Freund“, hab einige Preise und Trophäen mitgebracht, Du wirst Dich wundern, Alter, war richtig, richtig geil!"

"Tja mein Bester", entgegnete der andere, "ich hab auch einen Supertag gehabt - und eine Trophäe hab ich auch!"

"Wie jetzt Trophäe? Was gab’s denn zu gewinnen beim Wandern?" wunderte er sich. "Ich hab jetzt Susi, wir gehen miteinander, tut mir leid aber es ist einfach so passiert, erst Händchenhalten, dann Umarmung, dann ..." weiter kam er nicht mehr.

"Das nennst DU Freundschaft? Hast Du ja klasse hingedeichselt, wir treffen uns nachher auf dem Sportplatz, dann wollen wir doch mal sehen ...".

Auf dem Sportplatz standen sie sich im Dunkeln gegenüber, bereit zum Duell. "Hör mal, wir haben gar keine Sekundanten, die braucht man doch zum Duell" rief der beste Freund. Beide sahen sich an, lange, sehr lange, dann musste er laut lachen und der Freund genauso.

"Hör mal, Susi hat doch eine beste Freundin" entgegnete er ruhig. "Ja die beiden sind so!" mit überkreuzten Fingern deutete der Freund an, wie er es meinte. "Ich fand sie in Wahrheit immer ein Stück hübscher, sie hat so tolle, leuchtende Augen und hat mich schon häufig so unterm Berg angeschaut." "Wir kriegen das hin Du und ich und die beiden Mädels", Arm in Arm schlenderten die zwei Freunde zurück ins Haupthaus und als sie die steile Treppe zu den Zimmern bestiegen, da fiel ihm dieser süße Duft auf, so anheimelnd nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 5 - ein Unheil kommt selten allein

Der Mann mag so Mitte - Ende 50 sein, sitzt auf dem Balkon des hübschen, romantischen Berghotels und blättert in einer Illustrierten.

"Endlich Urlaub!" sann der Mann in sich hinein. "Wer weiß, wie oft das noch geht" flogen die Gedanken.

Es ist sein Vater, einst ein baumstarker, kräftiger Mann, dessen Haare so langsam ergrauten und der spürte, das alles endlich war. Seit dem er diese Diagnose kannte: Lymphdrüsenkrebs - seitdem war alles anders geworden! Mutlos und ohne Perspektive hatte sich sein Vater aber so Einiges vorgenommen, das noch vor dem endgültigen Schluss erledigt werden sollte; so erledigt, dass es gerecht zuging.

Sein Vater hatte eine eigene Vorstellung von "Gerechtigkeit", denn er selbst besaß fast nichts, alles was vorhanden war, der Hof, die Ländereien, alles kam von seiner Mutter, die hatte es von seinem Großvater, der inzwischen gestorben war übernommen.

Er hatte seinen Großvater tot im Bett gesehen und kannte die ganze Geschichte.

Seine Mutter war eine zierliche, kleine Frau, mit tiefschwarzen, gelockten Haaren und einer ehrlichen inneren Güte, die er stets so gebraucht hatte. Manchmal hörte er Ihre vertraute Stimme und rief im Traum nach ihr.

Seine Mutter hatte ein leichtes Herzleiden, der Blutdruck zu tief und die Wechseljahre haben ihr zu schaffen gemacht. Die ersten Enkel waren bereits da einen Enkelsohn und eine Enkeltochter. Sie hatten den Urlaub lange geplant, in Südtirol, das liebten Beide, die Berge, die Flüsse, Wiesen und Seen und das milde Klima. Folglich wurde ein romantisches Hotel gebucht mit, und das war wichtig, mit Pool.

Im Ort gab es allerlei Läden, unter Anderem auch Trachtenläden; sie hatte das schon mehrfach beim Spazierengehen gesehen, nun hatte sie endlich das gefunden, was sie suchte: ein Paar klitzekleine Hüttenschuhe für die beiden Enkelkinder. Es wurde natürlich noch hier und da geschaut; warm war es geworden, drückend warm und das nahende Gewitter war spürbar. "Schnell ins Hotel und dann noch flugs ein kühles Bad im Pool". Schon voller Erwartung auf die kommende Erfrischung zog sie sich in aller Eile um und dann ging es ab in das Becken. Sein Vater hatte die Mutter begrüßt und war auf dem Balkon sitzen geblieben, die Illustrierte in der Hand hatte sie noch gewunken, dann vertiefte er sich in die Zeitschrift.

Die Stille war hörbar, verwundert richtete sich der Vater auf, schaute über die Balkonbrüstung und dort unten trieb seine Mutter mit dem Gesicht nach unten im Wasser.

Dann überschlugen sich die Ereignisse: Schließlich kam viel zu spät dieser italienische Krankenwagen und nach kurzer, hektischer Untersuchung wurde die Mutter abtransportiert ins nahegelegene Krankenhaus. Als er einen Tag später im Krankenhaus auf einen Arzt wartete, um zu erfahren was wie wann geschehen war, fiel ihm dieses Schild auf, es bewegte sich leicht im Luftzug, da es an Ketten unter der Decke hing: "Orbitorio" entzifferte er die verwaschenen Buchstaben, dabei fiel Ihm dieser beißende Geruch auf, nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 6 - So lange Du Deine Füße ...

Der Abend war lang, die Party ausgelassen und in seinen Kopf arbeitete ein Dampfhammer.

So ganz klar waren seine Erinnerungen nicht mehr, eher nebulös, wie hinter einem Schleier. Das war zunächst alles gesittet zugegangen, viel diskutiert bei dezenter Musik, das eine und andere Gläschen an soften Getränken, ein paar Häppchen aus der Küche.

Dann kam Wim, ein guter Bekannter, der mit Ihm gemeinsam beim gleichen Automobilbauer sein Praktikum und die anschließende Ausbildung durchlief; es waren diese LKWs die sie begeisterten.

Wim hatte vor ein paar Tagen Geburtstag und kam gerade von einem Kurztrip aus Holland, das ganze Auto, ein italienischer Klein(st)wagen war vollbepackt mit allerlei "Mitbringsel", unter Anderem echten schottischen Whisky -"der ist 25 Jahre alt" hauchte Wim in die Küche. "Was bringst Du denn da noch mit? wunderte er sich, "sag mal das ist doch Gras" -"Türlich" prahlte Wim nun unüberhörbar, "das Zeug ist vom Feinsten".

Der Rest des Abends war immer noch in dieser grauen Wolke und so sehr er sich auch Mühe gab: Es war beim besten Willen keine Erinnerung mehr da! "Filmriss" schloss er daraus logisch, als er versuchte aufzustehen, stellte er fest, er saß, bzw. lag mehr oder weniger in seinem betagten, golfblauen Käfer; heute würde man eher "Schlüpferblau" sagen. "Wo bin ich gelandet?" fragte er ins Nichts, laut und vernehmbar.

"Du stehst in MEINER Scheune, hast MEINEN Mähdrescher demoliert mit DEINER Kiste und hast Dein ganzes Auto vollgekotzt!" "Das war jetzt das letzte Mal; hör gut zu: Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch setzt wird das gemacht, was ich sage! VERSTANDEN?"

"Ist ja gut, be cool, Du "Vater" Du; haste wohl bei der Leibstandarte unter Adolf gelernt? Hör zu ich gehe jetzt los und kauf mir meinen eigen Tisch!"

Während dieser Ansprache war er ausgestiegen, stand mit seinem wutschnaubenden Vater im Hausflur, wollte seine sieben Sachen zusammenpacken und einfach gehen - dann roch er diesen unverwechselbaren Duft nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 7 - Drum prüfe, wer sich ewig bindet Teil 1

„Also gut mein Alter" sagte er zu sich selbst, "die Sache mit den Beziehungen ist wohl für Dich ein Buch mit sieben Siegeln!"

Seitdem er das Internat verlassen hatte gab es gar keine Frau mehr, die ihn interessierte, seine ganz große Liebe hatte mir nichts Dir nichts einen viel älteren reichen Bauern mit Himmelfahrtsnase geheiratet.

Klammheimlich war er in die Stadt gefahren wo das Zeremoniell stattfinden sollte.

In unmittelbarer Nähe des Stadtparks gab es diese Kirche, aus groben, grauen Steinen erbaut.

Die Limousinen waren bereits vorgefahren und er versuchte sich so unauffällig, wie möglich dem Portal zu nähern; tatsächlich, sie war es, bildhübsch in Ihrem Brautkleid! Neben ihr dieser Bauer - "Man oh man, was findet sie nur an diesem Kerl? Wenn er wenigstens richtig gut ausschauen würde, ja dann, dann wäre es immerhin ein ernstzunehmender Konkurrent! Wart's ab, Du Gnom, Du hässlicher! brummte und grollte er in sich hinein, "ich hole sie mir irgendwann wieder zurück, dann kannst Du irgendein Bauerntrampel nehmen, alter Mann!"

Sie waren natürlich alle da: ihr Vater, der Industrielle, der, nachdem er ihm einst seinen Betrieb gezeigt hatte, ihm auf die Schulter klopfte und in seiner unnachahmlich trockenen Art beinahe väterlich erklärte: "So, mein Junge, jetzt kannst Du Hallen bauen!" - nicht ahnend, dass dieser Junge Selbiges bald für einen großen Konzern tatsächlich tat, große "Hallen", auch aus Stahl und Aluminium, weltweit. Da war der russische Flughafen in Scheremetjewo, die Uni in Bengasi, das Telecommunikationscenter in Singapur, das Bundeskanzleramt in Bonn und, und, und ... - nur einige Jahre später!

Dann erkannte er ihre Mutter, eine bildhübsche, schlanke, sehr dunkelhaarige Wienerin, die für ihre Tochter stets nach "Höherem" strebte; was war er da schon: Ein jugendlicher Nichtsnutz ohne dickes Konto, ohne Immobilien, nur eine lästige Episode während der Schulzeit mit ihrer hübschen - für ihn wohl zu hübschen Tochter. Sie hatte ihn, im Gegensatz zu ihrem Vater stets gesiezt, deutlich und für alle hörbar.

Und dann waren da noch Ihre Geschwister, die er sehr mochte, alles junge Männer, die ihn wohl auch ganz gern hatten.

Sie waren alle Teil dieses Spektakels, das sich "Trauung" nannte.

Er wartete ab, bis sie alle in ihren Limousinen abgefahren waren; als die Kirche sich geleert hatte, standen die überdimensionalen Türen noch sperrangelweit offen.

"Wie das Tor zur Hölle" hörte er sich murmeln.

Er schlenderte scheinbar teilnahmslos in Richtung Portal und stieg die wenigen Stufen hinauf, dann ging er fast lautlos in die Kirche und während seine Augen etwas feucht wurden und er eine tiefe Enttäuschung und Leere in sich aufkommen spürte, erfasste ihn dieser tiefe Schmerz, seine Schritte hallten in dem leeren Gotteshaus deutlich nach und mit gebrochenem Herzen musste er zunächst einmal tief durchatmen und dann spürte er ihn diesen traurigen Duft nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 8 - Vom Kochen und Verkuppeln

Am Telefon hatte er ihn schon einmal gesprochen, dieser Junge hatte eine angenehme junge Stimme, die nach Offenheit und ganz viel Humor klang. "Keine feste Beziehung mehr für mich. Ab jetzt sind Frauen lediglich eine Sache, Mittel zum Zweck! Ich werde denen schon zeigen, wo der Hammer hängt!" hatte er sich geschworen, das war sein Schutzschild geworden gegen Enttäuschung, falscher Hoffnung und diesem ganzen Thema "Herzschmerz". Ihm war jedes Mittel gerade recht, um seine Ziele im Expresstempo zu erreichen: Seine "Männlichkeit" sich selbst unter Beweis zu stellen. Es waren gefühlte Dutzende, die er so schon ins Bett gelockt hatte; auf direktem Wege, gnadenlos und ohne jeden Skrupel.

Auch im aktuellen Fall war das Opfer eine Sekretärin. Das Reizvolle war: Sie war die Vorzimmerdame seines Vorgesetzten.

Das war ein besonderer Antrieb, denn dieser Vogel war halber Schwabe, und empfand sich ganz besonders wichtig. Er hatte mit seinem Kollegen schon bemerkt, wie dieser Chef seiner Sekretärin stetig hinterher stierte.

Nun stand ihr Bruder vor ihm, er trug seine Kochkluft, denn das war sein Lehrberuf.

Dieser Jüngling mag so um die 16 Jahre alt sein, das spätpubertäre, freundliche Gesicht war durch etliche Pickel und Mitesser gekennzeichnet. Seine freundlichen, etwas schelmisch wirkenden Augen verliehen Ihm diesen unnachahmlichen Touch von Jugend und Neugierde.

Er trat aus dem bekannten Lokal dieser mittelgroßen Stadt und nach kurzem Rundumblick, etwas suchend, kam er auf ihn zu, "Hey, ich bin Franz-Georg, wir haben telefoniert," sprudelte es aus ihm heraus. "Ich habe von meiner Schwester schon viel von Dir gehört." fuhr er fort, "Komm, lass uns einen Kaffee trinken, ich muss Dir was erzählen."

Die folgende, angenehme Unterhaltung war zu 99% ein Monolog seines Gegenübers; er erfuhr viele Details über die Schwester, dass sie eine unglückliche Ehe führte, ihr Mann sehr eifersüchtig war und zu Gewalttätigkeiten neige, bei voller Fahrt, während sie am Steuer saß, die Handbremse gezogen und dadurch einen mittelschweren Unfall verursacht hatte, und,und,und...

"Mhm, das ideale Opfer!" schoss es Ihm durch den Kopf. "Das muss gut geplant und zielstrebig umgesetzt werden!" "Ich helfe Dir, wo ich kann!" versprach der Bubi noch - er sprach es und tat das auch.

Wenige Wochen später saß die Sekretärin neben ihm im Auto- Er war ganz bewusst dorthin gefahren, wo er sich häufig mit seiner großen Liebe getroffen hatte, in diesem stadtnahe gelegenen Naturschutzgebiet mit romantischen Stellen, zwischen zahlreichen Ententeichen, kleinen Bächen und sehr vielen Bäumen und Büschen.

Nachdem er sein Ziel im Auto erreicht hatte, sie mit ihrem Wagen fortgefahren war, hatte er die Idee, einen guten Kaffee mit ebenso gutem Cognac könnte Spaß machen. Im nahegelegenen Waldkaffee brannte eine einladende Beleuchtung.

Er parkte seinen Wagen, orientierte sich kurz und zündete sich eine Zigarette an, dann betrat er durch den versteckten Eingang den halbdunklen Flur des Kaffees, Durch die Glastür waren nur wenige Gäste zu erkennen und während er die Tür zum Gastraum öffnete erkannte er den bittersüßen Duft nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 9 - drum prüfe, wer sich ewig bindet Teil 2

„Diese kleine Schwester, das wär doch was für Dich." Seine Mutter nahm ihn zur Seite, als sie ihm diesen kurzen Satz wie einen ernst gemeinten Ratschlag zuflüsterte und dabei unendlich mild lächelte. "Ich mache mir Sorgen, dass Du an Deiner Verbitterung und Enttäuschung die schönen Dinge des Lebens vergisst, dass Du Dich Deiner Enttäuschung wegen rächen willst, an Allem was mit Gefühlen und vor allem mit Frauen zu tun hat! Wach auf, mach mit dem Leben Deinen Frieden," Dabei hatte sie ihn leicht umarmt und über die (ungehörig langen) Haaren gestreichelt.

"Nur weil sie die Schwester des Freundes meiner Schwester ist? Die ist doch noch ein Kind, wie stellst Du Dir das überhaupt vor, ich kenne die lediglich vom Sehen und das auch nur von Weiten! Mutter, das wäre eine "Kindfrau" ! " beinahe entrüstet antwortete er seiner Mutter,

"Nun warte es doch erst mal ab! Morgen, am Sonntag wollen Sie zum Reiten fahren und haben keinen Fahrer, fahr Du sie doch."

Am nächsten Morgen fuhr er also gelangweilt zu den beiden Geschwistern, die auf einem Landgut ähnlichen Hof in der Nachbargemeinde wohnten. Natürlich in Begleitung seiner Schwester, die ja eng mit dem männlichen Teil der Geschwister befreundet war; die beiden machten bereits Zukunftspläne und einer festen Beziehung, einschließlich Hochzeit usw. schien nichts mehr im Wege zu stehen, hatte ihm doch sein Vater, während sie an einer Treibjagt zusammen Hasen jagden zugeraunt: " .... und schwanger ist sie wohl auch schon, Deine Schwester: na, mir kann’s nur recht sein - einheiraten in einen so großen Hof, das ist schon was!"

Sie bestiegen die große etwas ältere Limousine des Großbauern; ihm war sofort aufgefallen, dass die Schwester zielstrebig den Beifahrersitz belegte. Die beiden anderen nahmen im Fond des geräumigen Wagens Platz.

Der Vormittag auf dem Reiterhof verlief lustig und in gelöster Atmosphäre, schnell wurden die nächsten Reitstunden vereinbart und während der Rückfahrt hatte diese kleine, forsche Nymphe seine Hand wie zufällig berührt, um sie kurz darauf fest mit der ihren zu umschließen.

"Bring uns doch heute Abend ins Internat und hol uns zum Wochenende wieder ab. Ich habe alles mit meinem Vater besprochen, das würde ihn sehr entlasten und ich würde mich sehr freuen." So verging die Zeit - er chauffierte die Geschwister ständig teils zum Internat, teils zum gemeinsamen Reitunterricht.

Sie waren sich näher gekommen und sein "Jagdinstinkt" hatte ihn gepackt.

"Sie hatte noch gar keinen Freund, ist also vollkommen unerfahren, könnte eine willkommene Abwechslung sein," hatte er sich vorgestellt und so Rendezvous um Rendezvous abgespult. Unweigerlich hatte er sein Ziel erreicht, als Nervenkitzel bei ihr zu Hause, im Wohnzimmer, nachdem alle verschwunden waren.

Nun kam ein Sommerevent immer näher, der jährlich stattfindende Reiterball an dem sich die bäuerliche Prominenz ein Stelldichein gab.

Der Ball hatte beinahe seinen Höhepunkt erreicht, als von der Bühne des Saales ein gläsernes Läuten durch den Saal klang.

Auf der Bühne erkannte er seinen und ihren Vater, sie hatten gerade zusammen schwungvoll einen Walzer aufs Parkett gelegt, er und seine sehr junge Freundin.

Mit lauter Stimme unterbrach ihr Vater die Musik und das Gemurmel der Gäste:

"Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Verwandte, es ist uns eine große Freude, ihnen mitteilen zu dürfen, dass sich unsere beiden Kinder ", er nannte seinen Vornamen und Nachnamen, dann das Selbe für ihren Namen, "dass sie sich heute Abend verlobt haben!

Darum sind ab jetzt alle Getränke frei!"

Nachdem die Glückwunschrufe und der laute Beifall verklungen war, sahen die Beiden sich mit großen, etwas erschrockenen Augen an und er musste so laut und ansteckend lachen, dass auch sie anfing Tränen zu lachen und während er sie noch an der Hand hielt, durch seinen Lachanfall nach Luft rang, da konnte er ihn deutlich erkennen, diesen aberwitzigen Geruch nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 10 - wer schreibt, der bleibt

Er war das Vorbild der beiden Freunde und für ihn war er wie ein Bruder: Albert! Albert war ein blasser, blonder, schlanker Jugendlicher, der durch seine überlegene Zurückhaltung und Scheue still und in sich gekehrt wirkte. Seine Eltern waren geschieden - er lebte bei seinem Vater, der ihn auf die Internatsschule schickte, er kam in der Quinta, also der 7. Klasse und war zunächst ein Sonderling. Da ihm seine Stube zugewiesen wurde, war er Teil seiner Internatsfamilie und tatsächlich wie ein Geschwisterteil.

Nach wenigen Tagen fiel auf, dass Albert ein guter Leichtathlet war, Sprint und Weitsprung waren seine besten Disziplinen. In Latein war er der Klasse weit voraus, denn Albert hatte, da er von einem altsprachlichen Gymnasium kam, seit der Sexta Latein.

Auffallend gut war Albert in Deutsch, seine Aufsätze waren mehr Kurzgeschichten, richtige Mininovellen. All das beeindruckte ihn tief und so entwickelte sich zwischen den Beiden eine enge Kameradschaft in der auch sein bester Freund automatisch mit einbezogen war.

"Wie die drei Musketiere" witzelte Albert - "Einer für Alle - Alle für Einen" ergänzte er und Albert war beeindruckt.

"Nur Lyrik und Gedichte ..., das liegt mir nicht." erklärte

Albert eines Tages.

Vom Internatsleiter genannt "Charles" hatte er eine betagte "Dampfschreibmaschine" besorgt und Albert erklärt: "Charles hat sogar neue Farbbänder spendiert, ich habe mit der Zahnbürste die Typen gereinigt, wir können loslegen!"

Albert und er teilten sich diese alte Typenmaschine brüderlich - mal Albert, mal er belegten das Monstrum und dieses metallische Klappern war im ganzen Stockwerk zu hören.

"Hier mal der Anfang meines Gedichtes, der erste Vers sozusagen." sprudelte es aus ihm heraus und Albert setzte sich bequem in seinen Stuhl zurück, blickte unerhört interessiert - "Leg los, lass mal hören, bin gespannt!" forderte Albert ihn auf.

Er las zunächst stockend, dann laut und verständlich:

Der Sand im alten Stundenglas singt rinnend Dir das Lied der Zeit! Die Turmuhr schlägt - ich weiß nicht was, vor mir liegt weite Einsamkeit!

Schweigen, längeres Schweigen . Albert erhob sich, baute sich lässig vor ihm auf, sein Blick erfasste ihn fest. Schließlich: "Mann, Junge, das ist beeindruckend, das ist richtig, richtig gut. Das meinte ich. als ich Dir erklärte, dass ich von Lyrik und Gedichten keine Ahnung habe; aber Du, Du hast Talent,"

Das hatte er nicht erwartet! Eher kritische Bemerkungen, möglicherweise leichter Spott; nichts von Alledem!

Das machte ihn stolz und während sich die zwei Freunde gegenseitig auf die Schulter klopften - sie standen vor dieser Schreibmaschine in ihren Zimmer - ihrer "Bude" wo 6 Betten, 6 Holzschränke ein Tisch und sechs Stühle auf dem braunen Fussboden standen, atmete er erleichtert auf, dabei fiel ihm dieser grandiose Geruch auf nach Linoleum und Bohnerwachs.

Kopfkino Flash 11 - vom Fordern und Fördern

Durch das breite Wohnzimmerfenster konnte er den bevorstehenden Sonnenuntergang erahnen. Der Horizont hatte sich blutrot-violett verfärbt, "Sonne zieht Regen!" orakelte seine Großmutter immer. Sie kannte all diese Wetterregeln, die für einen Bauern ja für die anstehenden Arbeiten wesentlich waren; auch der 100-jährige Kalender wurde gern immer wieder zitiert.

Er fühlte die bleierne Müdigkeit immer intensiver werden, seine Beine und Füße konnte er nicht mehr spüren, die Arme lagen schlaff auf seinem Schoß. Am Mund fühlte er eine taube Feuchtigkeit ihm war höllisch schlecht. Das Szenario um ihn herum wurde zunehmend nebulöser.

Der graue Schleier wurde immer dichter, ihm kam es vor als sei ein Vorhang gefallen.

"Er hat offensichtlich eine Überdosis von diesen Beruhigungstabletten geschluckt!" der Landarzt hielt das Tablettenröhrchen in seiner schmalen, knöchernen Hand den Eltern vor die entsetzten Augen.

Sie hatten ihn im Wohnzimmer gefunden, zusammengesunken, blass, flach atmend.

Aus seinem Mund war eine schaumige Flüssigkeit ausgetreten. Sofort wurde der Landarzt alarmiert.

Dr. Siehr betrieb seine Praxis ganz in der Nähe, schon seit einer gefühlten Ewigkeit.

Er war sehr schlank, hochgewachsen, schütterne, dunkle Haare trug eine dicke Hornbrille, seine Stimme klang wie ein Kontrabass, war also sehr sonor.

"Für einen 10-Järigen bleibt keine Zeit, bis zum Krankenhaus dauert es viel zu lange; ich werde seinen Magen auspumpen ihn zur Übergabe animieren und mit einer Spritze wieder zurückholen,"

Die Prozedur war nach einer halben Stunde erledigt, sein Atem wurde wieder normal, Blutdruck noch tief und der Puls schlug ruhig; er schlief tief und fest 36 Stunden lang - traumlos und wie ein Stein.