Lobo - Der Einzelgänger 02: Caleb Murphys Gesetz - Alfred Wallon - E-Book

Lobo - Der Einzelgänger 02: Caleb Murphys Gesetz E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Sie warten auf die Postkutsche nach Dry Creek. Caleb Murphy und seine Bande haben einen Tipp bekommen und wollen die Lohngelder für die Rocking B Ranch rauben. Allerdings haben sie nicht damit gerechnet, dass Lobo in der Nähe ist. Die Printausgabe des Buches umfasst 282 Seiten Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch nur bei www.blitz-verlag_de erhältlich!!!

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LOBODer Einzelgänger

In dieser Reihe bisher erschienen

4201 Dietmar Kuegler Ausgestoßen

4202 Alfred Wallon Caleb Murphys Gesetz

Alfred Wallon

Caleb Murphys Gesetz

Diese Reihe erscheint als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2021 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-392-6Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1

Wind kam auf und trieb dichte Schneeflocken vor sich her. Der Himmel war dicht bewölkt und die Temperatur gefühlsmäßig noch weiter gesunken. Bei diesem winterlichen Wetter war es keine leichte Aufgabe, den regelmäßigen Postkutschenverkehr in diesem Teil des Landes aufrechtzuerhalten. Erst recht nicht, wenn einige der kleinen Städte ziemlich abseits lagen und die Strecke deshalb nur einmal pro Woche zurückgelegt wurde.

Die Postkutschenfahrer der Wells Fargo hatten bei ­diesem elenden Wetter keinen leichten Job. Aber niemand beklagte sich darüber, denn sie hatten wenigstens noch ein Auskommen. Die Cowboys einiger umliegender Ranches, die während der Wintermonate ihren Job verloren und zusehen mussten, wie sie sich bis zum Frühjahr durchschlagen konnten, hatten jedoch nicht so viel Glück. Sie wurden während der Wintermonate zu unfreiwilligen Grubline-Reitern, zu Männern, die oft hungerten oder Überfälle begingen, um auf diese Weise an Geld zu kommen. Die Kehrseite der Medaille war jedoch, dass sie dadurch Ärger mit dem Gesetz bekamen und das kommende Frühjahr unter Umständen gar nicht mehr erlebten.

An all das musste Dan Colter jetzt denken, als er das Pferdegespann sicher über die verschneite Straße lenkte. Er trug einen dicken Mantel und hatte sich noch einen Schal um den Hals gebunden, um sich auf diese Weise vor dem kalten Wind zu schützen. Aber er fror trotzdem noch. Das galt auch für den schnauzbärtigen Warren Edwards, der neben ihm auf dem Kutschbock saß und eine Winchester in den Händen hielt. Edwards war derjenige, der dafür sorgen sollte, dass die Abbot-&-Downing-Postkutsche sicher ihr Ziel erreichte. Denn man musste immer mit unliebsamen Überraschungen rechnen, erst recht auf dieser abgelegenen Wegstrecke.

Dan Colter musste grinsen, als er die fluchende Stimme des Mannes aus der Kutsche hörte. Die Straße nach Dry Creek war nicht die beste, denn die Postkutsche war schon zum wiederholten Mal durch einige Schlaglöcher gefahren und hatte die drei Passagiere immer wieder unsanft hin und her gestoßen.

„Pass auf! Der Kerl wird sich noch beschweren“, meinte Warren Edwards, der neben Colter auf dem Kutschbock saß. Seine Stimme klang verächtlich, denn im Gegensatz zu ihm und Colter hatten es die Passagiere in der Kutsche noch halbwegs bequem. Sie waren nicht permanent dem eisigen Wind ausgesetzt.

„Das ist mir scheißegal!“, brummte Colter, während er das Pferdegespann noch etwas schneller antrieb. „Der soll ja den Mund halten und lieber froh sein, dass bei diesem Sauwetter überhaupt eine Kutsche nach Dry Creek fährt.“

Während er das sagte, ging wieder ein kurzer, aber heftiger Ruck durch die Postkutsche, weil selbst ein erfahrener Mann wie Colter nicht jedem Schlagloch ausweichen konnte. Nicht bei diesem elenden Winter und erst recht nicht bei diesem Tempo. Manche Dinge ließen sich eben einfach nicht vermeiden.

„Verdammter Mist!“, beschwerte sich erwartungsgemäß Homer B. Jenkins, der es riskierte, kurz aus der Kutsche zu schauen und wütend die rechte Faust zu schütteln. „Fahren Sie gefälligst langsamer. Mein Musterkoffer mit den Whiskeyflaschen wird sonst ...“

Er sprach diesen Satz nicht zu Ende, denn erneut ging ein Ruck durch die Kutsche, der den Vertreter wieder zurück in die Kutsche stieß, wo er schnaufend und wütend zugleich auf der Sitzbank hocken blieb. Aber das bemerkten weder Colter noch Jenkins, und selbst wenn: Es interessierte die beiden Männer nicht im Geringsten. Sie mussten den Zeitplan erfüllen, der von der Wells Fargo vorgegeben war. Erst recht an diesem Tag, denn sie hatten wertvolle Fracht bei sich. In einer der Kisten, die auf dem Dach verstaut worden waren, befanden sich die Lohngelder für die Rocking-B-Ranch. Zwar handelte es sich nur um eine Summe von 5.000 Dollar, aber es war immer noch genug, um Wegelagerer auf dumme Gedanken kommen zu lassen.

„Hoffentlich sind wir bald da“, meinte Edwards. „Ich habe ein ganz komisches Gefühl, Dan ...“

„Warum?“, fragte Colter, sah ihn aber nicht dabei an, weil er sich auf das Lenken des Pferdegespanns konzentrieren musste.

„Hast du vergessen, was dieser Idiot Fitch gesagt hat?“, brummte Edwards. „Für so eine Dummheit hätte man ihn eigentlich feuern müssen. Ruft der uns doch tatsächlich bei der Abfahrt ganz laut zu, dass wir ja gut auf das Geld aufpassen sollen. Jeder hat das gehört, Dan. Jeder. Auch diese Kerle, die vor dem Depot herumlungerten.“

„Ich weiß, wen du meinst“, antwortete Colter. „Diese Visagen haben mir auch nicht gefallen. Einer von denen kam mir sogar bekannt vor. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, wo ich ihn schon mal gesehen habe.“

„Wahrscheinlich auf einem der Steckbriefe“, seufzte Edwards. „Marshal Baker müsste die mal alle in Ruhe durchschauen. Ich bin sicher, dass er fündig wird.“

„Das ist sein Job“, meinte Colter. „Er muss sich darum kümmern. Wir beide haben andere Dinge zu erledigen. Und jetzt zerbrich dir nicht weiter den Kopf darüber. Wir sind bald in Dry Creek, und das Einzige, an was ich jetzt noch denke, ist der warme Ofen im Gebäude der Wells-Fargo-Station. Die Stunde Aufenthalt werde ich nutzen, Warren. Verlass dich drauf!“

„Das gilt auch für mich“, fügte Edwards hinzu. „Und wenn noch mehr Zeit bliebe, dann würde ich ganz sicher noch ...“

Er kam nicht mehr dazu, diesen Satz zu vollenden, denn auf einmal ging ein plötzlicher Ruck durch seine Gestalt und seine Gesichtszüge erstarrten. Dann packte ihn eine unsichtbare Faust und stieß ihn seitlich vom Kutschbock. Erst dann hörte Dan Colter das rollende Echo eines Schusses, das das stetige Pfeifen des Windes überlagerte!

*

Homer B. Jenkins hockte mit hochrotem Kopf auf seinem Platz in der Postkutsche und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Er war so wütend, dass er in diesem Augenblick gar nicht sah, wie ihn die beiden anderen Passagiere teils erschrocken und teils verachtend anschauten. Die Gedanken des Handelsvertreters drehten sich jedoch ausschließlich um seinen Musterkoffer, dessen Inhalt zerbrechlich war und auf Dauer einer solchen Belastungsprobe nicht standhielt. Hätte ihm das jemand vorhergesagt, dann wäre er gewiss von dem Gedanken abgekommen, ausgerechnet bei diesem Wetter Creston Falls zu verlassen und in die Kutsche nach Dry Creek zu steigen. Der Name der kleinen Stadt Dry Creek1 hatte ihn vermutlich dazu veranlasst, die Fahrt bei diesem Hundewetter auf sich zu nehmen. Weil er auf geschäftstüchtige Laden- und Saloonbesitzer hoffte, denen er größere Mengen von dem Whiskey verkaufen konnte, den seine Firma herstellte. Zumindest ließ das Etikett auf den Flaschen darauf schließen, dass es sich um hochwertige Produkte handelte, die in einem sorgsam überwachten Verfahren produziert wurden. Allerdings wusste es Jenkins besser, aber er hütete sich davor, das irgendjemandem zu sagen. Denn gepanschter Alkohol, der von einer Gruppe Moonshiners in Kentucky an einem abgelegenen Ort auf höchst bedenkliche Weise hergestellt wurde, würde die Whiskeyliebhaber nur beunruhigen.

„Sie sollten sich besser beruhigen“, meinte der hagere Mann, der ihm gegenübersaß und einen sehr ruhigen ­Eindruck machte. Sein Name war Theodore Shelby, und ihm gehörte ein Hardware Store in Dry Creek. „Wir sind doch bald am Ziel.“

Die blonde Frau, die neben ihm saß, nickte bestätigend, sagte aber nichts. Sie wirkte sehr unnahbar. Insbesondere Jenkins hatte das schon sehr deutlich zu spüren bekommen, als er einen seiner Vertretersprüche hatte anbringen wollen. Damit war er allerdings bei der Frau auf Granit gestoßen, und so was vertrug ein Mann wie Jenkins nun ganz und gar nicht. Denn er hielt sich für einen erfolgreichen und vor allen Dingen unwiderstehlichen Geschäftsmann. Was allerdings nun ganz und gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung passte. Seine Größe lag deutlich unter sechs Fuß, und wenn er geradestand, konnte er seine Füße nicht sehen. Der umfangreiche Bauch stellte mittlerweile ein fast unüberwindliches Hindernis für Jenkins dar, aber er versuchte, diesen körperlichen Makel so gut wie möglich zu überspielen.

„Herrgott, ja!“, schnaufte der Whiskeyvertreter dennoch. „Natürlich weiß ich das. Aber hätte ich gewusst, dass dieser gottverdammte Fahrer an einem Wettrennen teilnimmt, dann ...“

Er brach ab, als er plötzlich das Aufbellen eines Schusses hörte. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er bemerkte, wie der Beifahrer vom Bock stürzte und genau vor seinen Augen in den Schnee fiel, während die Kutsche selbst einfach weiterfuhr.

Er war nicht der Einzige, der das gesehen hatte. Auch Shelby hatte es bemerkt, und sein Blick wurde sehr ernst. Vor allem, als er und die anderen Insassen der Kutsche weitere Schüsse hörten. Gefolgt von einem schmerzhaften Schrei, der oben vom Kutschbock kam. Bruchteile von Sekunden später geriet die Kutsche erneut ins Wanken, und die Passagiere mussten sich festhalten, um nicht wieder heftig durchgeschüttelt zu werden. Der Musterkoffer von Homer B. Jenkins, den er sicherheitshalber bei sich in der Kutsche behalten hatte (obwohl man ihm dazu geraten hatte, ihn lieber zusammen mit dem anderen Gepäck auf dem Kutschendach sicher zu verstauen), machte sich auf einmal selbstständig und schlug mit einem besorgniserregenden Geräusch auf dem Boden der Kutsche auf.

Aber Jenkins konnte sich seiner Tasche nicht widmen, weil er nun selbst zusehen musste, sich irgendwo festzuhalten. Dutzende von Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er sich vorstellte, was das jetzt für ihn bedeuten konnte. Ein Überfall!, dachte er voller Entsetzen. Das ist ein Überfall, und ich stecke mittendrin!

Das Rattern der Räder verlor an Intensität. Jenkins hatte den Eindruck, dass das Tempo ebenfalls nachließ. Sein Verdacht bestätigte sich nur wenige Augenblicke später, als das Pferdegespann schließlich zum Stehen kam. Jenkins hörte das Stöhnen des Kutschers, und dann vernahm er gar nichts mehr. Sehen konnte er auch nichts, denn er hatte sich geduckt und konnte aus seiner Position gar nicht mehr erkennen, ob sich jetzt jemand der Kutsche näherte, die zum Stillstand gekommen war. Das Einzige, was er sehen konnte, waren die im Wind tanzenden Schneeflocken.

„Hören Sie zu, Mister Jenkins“, redete Theodore Shelby auf den verängstigten Whiskeyvertreter ein. „Wir müssen jetzt was tun, wenn wir mit dem Leben davonkommen wollen. Das gilt auch für Sie. Reißen Sie sich verdammt noch mal zusammen und halten Sie Ihre Waffe bereit. Falls Sie überhaupt eine besitzen!“

Er bemerkte, wie die blonde Frau neben ihm ganz bleich im Gesicht war und am ganzen Körper zitterte.

„Legen Sie sich auf den Boden, Miss Torrance“, forderte er sie in einem eindringlichen Tonfall auf. „Jetzt gleich!“

Susan Torrance befolgte den Ratschlag des Storebesitzers sofort. Sie duckte sich am Boden der Kutsche, während sich in ihren Augenwinkeln Tränen abzuzeichnen begannen. Die Angst wurde immer größer, und sie war nicht mehr weit von einer Panik entfernt. Was dies bedeutete, konnte sich Shelby gut vorstellen. Deshalb legte er ihr die linke Hand beruhigend auf die Schulter, während er mit der Rechten seinen Colt aus dem Holster zog und einen Blick aus dem Fenster der Kutsche riskierte.

Oben auf dem Kutschbock vernahm er ein lautes Stöhnen. Das bedeutete, dass Dan Colter zumindest noch lebte. Aber wie schwer der Postkutschenfahrer verletzt war, wusste er nicht; und er hatte auch keine Zeit, sich darum zu kümmern. Denn in diesem Augenblick bemerkte er, wie sich in den wirbelnden Schneeschleiern einige Reiter der Postkutsche näherten. Männer mit Gewehren in den Händen. Insgesamt acht an der Zahl!

„Jetzt gilt es!“, forderte Shelby den Whiskeyvertreter auf. „Wir müssen uns wehren, Mister Jenkins. Haben Sie mich verstanden?“

„Ja ... ja“, murmelte Jenkins und hielt nun ebenfalls einen Revolver in der Hand. Aber aufgrund seiner fahrigen Bewegungen schloss Shelby, dass Jenkins ihm keine große Hilfe sein würde. Erst recht nicht angesichts der Überzahl der Gegner. Trotzdem war Shelby fest entschlossen, sich seiner Haut zu wehren. Zumal er nicht wusste, welches Schicksal ihm, Jenkins und Susan ­Torrance widerfahren würde, wenn sie darauf verzichteten, sich zu wehren, und sich einfach angesichts der drohenden Gewalt ergaben.

Einfach aufgeben war keine Perspektive für einen Mann wie Theodore Shelby. Er gehörte zu denjenigen Männern und Frauen, die die kleine Stadt Dry Creek vor zehn Jahren mit aufgebaut hatten. Es hatte verdammt viel Mühe und Entbehrung gekostet, seinen Store zu errichten, der mittlerweile so viel einbrachte, dass er und seine Familie auch davon leben konnten. Die Tatsache, dass auch er etwas Geld bei sich trug, spornte ihn noch mehr an, sich zu wehren.

Er hob seinen Revolver, zielte auf eine der sich nähernden Männer und drückte einfach ab. Der Schuss bellte trocken auf und erwischte denjenigen Halunken, der sich in nächster Nähe befand. Shelbys Schuss stieß ihn zur Seite. Der getroffene Halunke schrie wie am Spieß, als er zu Boden fiel, aber sein Schrei brach nur wenige Sekunden später ab. Dann lag er still im Schnee, während ihn die weißen Flocken allmählich einhüllten.

„Draufhalten!“, erklang eine wütende Stimme außerhalb der Kutsche. „Zeigen wir es ihnen!“

Homer B. Jenkins schrie erschrocken auf, als ihn eine Kugel an der rechten Schläfe streifte und dort die Haut aufriss. Nur ein oder zwei Millimeter tiefer, und sein Leben wäre beendet gewesen. Der Schreck und der plötzlich einsetzende Schmerz ließen ihn in den entscheidenden Sekunden zur Salzsäule erstarren, weil er begriff, wie knapp er gerade dem Tod entronnen war.

„Was ist denn?“, fuhr ihn der Storebesitzer an. „Schießen Sie doch, Sie Jammerlappen!“

Aber Jenkins konnte das nicht. Stattdessen murmelte er ein stummes Gebet und ließ seine Waffe fallen, als hätte er sich daran verbrannt. Shelby war wütend angesichts dieses Verhaltens, aber er konnte nichts dagegen tun. Stattdessen gab er einen zweiten und dritten Schuss auf die Gegner ab, aber er traf das anvisierte Ziel nicht, weil die vom Wind aufgewirbelten Schneeflocken ihm die Sicht nahmen.

Dann fielen noch weitere Schüsse. Oben auf dem Kutschbock! Dan Colter war offensichtlich noch in der Lage, einzugreifen, und das konnte entscheidend sein. Shelby nahm all seinen Mut zusammen und versuchte, sich zu wehren, so gut es eben möglich war. Auch wenn ihm immer deutlicher bewusst wurde, dass die Chancen sehr gering waren.

Trotzdem stieß er einen lauten Freudenschrei aus, als er sah, dass einer der Männer, auf die er gezielt hatte, im Sattel zu wanken begann. Er konnte sich nicht mehr am Sattelhorn halten und stürzte seitlich herunter. Er lag im Schnee und tastete verzweifelt nach seinem Gewehr, das er vor Schreck fallen gelassen hatte.

Allerdings kam er nicht mehr dazu, danach zu greifen, denn in diesem Moment fielen weitere Schüsse. Sie kamen aus einer ganz anderen Richtung. Erneut wurde einer der Wegelagerer von einer Kugel getroffen, aber nur leicht verletzt. Er konnte sich noch im Sattel halten und riss sein Pferd herum. Zusammen mit seinen Kumpanen suchte er das Weite, während Shelby, Jenkins, Susan ­Torrance und auch der verletzte Dan Colter begriffen, dass ihnen da jemand zu Hilfe gekommen war, mit dem sie nicht gerechnet hatten.

„Nicht schießen!“, erklang auf einmal eine dunkle Stimme aus der Richtung, wo die überraschenden Schüsse gefallen waren. „Ich komme jetzt!“

„Was bedeutet das?“, murmelte Jenkins, weil er nicht wusste, was jetzt geschehen würde. Er wirkte immer noch sehr angespannt und schien immer noch nicht begriffen zu haben, dass die Wegelagerer erst einmal das Weite gesucht hatten.

„Mister Colter?“, rief Shelby. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“

„Wie man’s nimmt“, erwiderte der Postkutschenfahrer. „Meine Schulter tut höllisch weh ...“ Seine letzten Worte wurden von einem Husten begleitet. Als er dann weitersprach, klang seine Stimme krächzend. „He, Mister, bleiben Sie stehen. Kommen Sie ganz langsam näher. Sonst schieße ich!“

„Ist das der Dank dafür, dass ich mich eingemischt habe?“, lautete die Gegenfrage des Mannes, der jetzt zwischen den Felsen langsam hervorgeritten kam. „Werden Sie nicht nervös. Ich komme gleich zu Ihnen. Zuerst aber muss ich mich erst einmal um diesen Halunken hier kümmern!“

Die drei Passagiere im Inneren der Kutsche und der verletzte Colter beobachteten staunend, wie der unbekannte Reiter sein Pferd an der Stelle zügelte, wo der Mann lag, den eine der Kugeln getroffen und zu Boden geschleudert hatte. Er war gerade dabei, sich zu erheben, aber jetzt richtete sich der Lauf des Gewehrs, das der Fremde vorher in der Armbeuge gehalten hatte, genau auf ihn. Sofort zuckte seine Hand zurück.

„Aufstehen!“, forderte der Reiter ihn auf. „Ein bisschen plötzlich, wenn’s geht. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“

Irgendetwas in der Stimme des Fremden veranlasste den Mann, jeglichen Gedanken an Widerstand aufzugeben. Stattdessen befolgte er die Anweisungen des Reiters und riskierte nicht eine Sekunde lang so etwas wie Gegenwehr.

„Sehr gut“, lobte ihn der Fremde. „Geh weiter bis zu der Kutsche. Sie da drinnen!“, erhob er schließlich seine Stimmen. „Kommt vielleicht mal jemand heraus und hilft mir, diesen Kerl zu fesseln? Oder muss ich mich allein um alles kümmern?“

Theodore Shelby begriff, dass von diesem Mann keine Gefahr ausging. Im Gegenteil! Er hatte sich ­buchstäblich in letzter Sekunde in dieses gefährliche Spiel eingemischt und dafür gesorgt, dass die Wegelagerer das Weite gesucht hatten. Für diese Aktion hatten sie einen hohen Preis bezahlt. Einer von ihnen war von einer Kugel niedergestreckt worden, ein zweiter hatte eine Kugel abbekommen und noch fliehen können. Der dritte Mann hatte dagegen Pech gehabt. Seine Kumpane hatten ihn zurückgelassen!

Shelby ging jetzt zur Tür der Kutsche und öffnete sie, während der Reiter mit vorgehaltenem Gewehr den Banditen zur Kutsche dirigierte. In diesem Moment ließ der Schneefall etwas nach, und auch der stetige Wind hatte zum Glück etwas nachgelassen. Deshalb konnte er einen Blick in das Gesicht des Mannes werfen und blickte jetzt völlig überrascht drein, als er die bronzefarbene Haut sah. Der Mann war ein Halbblut, und seine Züge wirkten markant und vielleicht sogar auf manche Menschen hässlich. Für Theodore Shelby war es aber nur ein Mann, der rechtzeitig eingegriffen und verhindert hatte, dass es weitere Tote gab.

„Mister, halten Sie den Kerl hier kurz in Schach“, sagte der Mann mit den indianerhaften Gesichtszügen. „Alles in Ordnung mit den anderen in der Kutsche?“

„Ja“, erwiderte Shelby. „Nur der Fahrer ist verletzt, aber den Beifahrer hat’s erwischt. Er müsste irgendwo da hinten liegen.“

„Ich weiß“, lautete die knappe Antwort. „Ich habe von weiter oben aus alles beobachtet und nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet, um mich einmischen zu können. Ich schaue mal kurz nach, ob der Mann noch lebt. Ich bin gleich wieder zurück.“

Er wartete nicht darauf, was Shelby und die anderen Passagiere dazu zu sagen hatten, sondern wendete einfach sein Pferd und wollte ein Stück zurück zu der Stelle reiten, wo seiner Meinung nach der Mann liegen musste, der die Kutsche vor plötzlichen Angriffen aus dem Hinterhalt hatte schützen sollen. Sein Job war ihm jetzt zum Verhängnis geworden!

„He Mister!“, hörte er hinter sich den Mann rufen, der sich als Erster aus der Kutsche gewagt hatte. „Wie heißen Sie eigentlich?“

„Gates“, lautete die Antwort des Fremden „Lobo Gates!“

*

Der Mann lag reglos am Boden, und seine Augen waren weit aufgerissen. Wahrscheinlich hatte er gar nicht mehr begriffen, dass sein Leben in der Sekunde endete, als ihn die Kugel aus dem Revolver eines der Wegelagerer getroffen und ihn vom Bock der Postkutsche gerissen hatte. Die Winchester lag nur wenige Schritte von ihm entfernt. Er hatte sie nicht mehr einsetzen können, um sich gegen die Halunken zu verteidigen, weil alles so schnell gegangen war.

Lobo bückte sich und hob den Toten hoch. Anschließend legte er ihn über den Sattel seines Pferdes, das sich im ersten Moment dagegen sträubte. Das Tier roch das Blut, beruhigte sich aber wieder, als Lobo mit sanfter Stimme auf das Tier einredete. Danach nahm er noch die Winchester an sich und führte das Pferd mit dem toten Begleitmann wieder zurück zu der Kutsche und den wartenden Passagieren.

Es war nichts Neues für ihn, misstrauische Blicke von vielen Menschen zu sehen, denen er begegnete. Der Mann, der zuerst aus der Kutsche gestiegen war und jetzt mit vorgehaltener Waffe den Banditen in Schach hielt, schien noch am neutralsten zu sein. Das galt aber nicht für den dicken Mann, der Lobo argwöhnisch von Kopf bis Fuß musterte und ihm offensichtlich nicht zu trauen schien. Sein Blick war eine Mischung aus Ablehnung und Verachtung, aber so etwas war nicht neu für Lobo. Die meisten Menschen behandelten ihn wie jemanden, der nirgendwohin gehörte. Ein Mischling eben, ein Mann zwischen zwei Träumen, wie es die Indianer nannten; und manchmal war die Wirklichkeit sogar noch schlimmer.

Die Frau dagegen musterte ihn mit einer gewissen Neugier. Auch wenn ihre Miene sehr nervös wirkte, verurteilte sie ihn jedoch nicht für das, was er war. Sie schien sogar Interesse an ihm zu haben, aber darüber konnte und wollte sich Lobo keine Gedanken machen. Es standen viel wichtigere Dinge an.

„Helfen Sie mir, den Toten aufs Dach zu schaffen“, sagte er zu dem dicken Mann und hob bei diesen Worten den Toten aus dem Sattel. „Was ist denn?“, fragte er, als er sah, dass der Angesprochene immer noch zögerte. „Oder haben Sie etwa Angst? Der Mann hat sein Leben dafür geopfert, um Sie alle zu beschützen. Auch wenn es nicht geklappt hat, so hat er dennoch ein bisschen Respekt verdient. Meinen Sie nicht auch?“

„Also das ist doch ...“, murmelte der Dicke. „So was muss ich mir doch nicht von einem Bastard wie dem da sagen lassen!“ Er schaute dabei Hilfe suchend zu den beiden anderen Passagieren und dem Postkutschenfahrer, als erwartete er von ihnen Unterstützung. Jedoch wurde er rasch eines Besseren belehrt, denn nun ergriff der verletzte Postkutschenfahrer das Wort.

„Mister Jenkins, halten Sie den Mund, verdammt noch mal!“, fuhr er ihn in strengem Ton an. „Tun Sie endlich mal was Vernünftiges und machen Sie das, was Mister Gates Ihnen gesagt hat. Wird’s bald?“

„Ich werde mich bei Wells Fargo über Sie beschweren, Colter!“, brummte Jenkins, fügte sich dann aber doch in das Unvermeidliche. Lobo bemerkte, dass er all das nur mit großem Widerwillen tat, wozu man ihn aufgefordert hatte. Allein die Tatsache, dass er diese traurige Arbeit zusammen mit Lobo erledigen musste, schien für ihn schon einen Makel darzustellen, der ihm schwer zu schaffen machte.

Schließlich hatten sie es geschafft und den Toten zwischen die Gepäckstücke gelegt. Das musste ausreichen, bis sie am Ziel angekommen waren. Lobo stieg rasch wieder vom Dach der Kutsche und schaute zu dem Banditen, der seine rechte Hand auf den linken Oberarm presste und einen leisen Fluch murmelte.

„Wie heißt du?“, wolle Lobo von ihm wissen.

„Clay Murphy!“, stieß der Wegelagerer hervor. Er mochte vielleicht gerade mal Mitte zwanzig sein, war schlank und hatte blonde, bis in den Nacken fallende Haare. Sein Blick war eine Mischung aus Wut, Trotz und Ablehnung. „Ihr solltet mich besser laufen lassen, sonst werdet ihr das noch büßen!“

„Ist das so?“, fragte Lobo. „Ich glaube, du überschätzt deine Lage ein wenig, mein Junge.“

„Mein Bruder Caleb wird euch alle umbringen!“, keuchte Clay Murphy. „Ihr wisst doch bestimmt, wer er ist, oder? Wartet nur ab, bis ihr ihm in die Hände fallt. Insbesondere die Frau da wird bald zu spüren bekommen, wie es ist, wenn ...“

Lobo trat einen Schritt nach vorn, holte mit der rechten Hand aus und verpasste dem jungen Kerl einen Schlag ins Gesicht, der diesen ins Taumeln brachte. Er konnte sich gerade noch an der Tür der Kutsche festhalten, sonst wäre er zweifellos zu Boden gestürzt. Seine Unterlippe war aufgerissen, und Blut trat hervor.

„Ich habe es noch nie leiden können, wenn sich jemand in Anwesenheit einer Frau nicht benehmen kann!“, sagte Lobo mit einem kurzen Grinsen. „Ich hoffe, das war dir eine Lehre. Du rührst dich nicht von der Stelle, verstanden? Mister, passen Sie kurz auf ihn auf. Ich bin gleich wieder da.“

„Ich heiße Theodore Shelby“, nannte der Mann nun seinen Namen. „Und es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, diesen Hundesohn nicht aus den Augen zu lassen.“

Wieder deutete der Lauf seines Revolvers auf den mittlerweile sehr eingeschüchterten Clay Murphy. Lobo ging zurück zu seinem Pferd und holte sein Lasso. Damit band er dem jungen Banditen die Hände auf den Rücken, und zwar fest genug, dass er jeglichen Gedanken vergessen konnte, sich selbst zu befreien.

„Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden“, sagte Lobo und schaute dabei zu dem Postkutschenfahrer. „Wie weit ist es noch bis zur nächsten Stadt?“

„Nach Dry Creek brauchen wir vielleicht noch eine Stunde“, entgegnete dieser. „Falls nichts dazwischenkommt.“

„Das wird es nicht“, sagte Lobo im Brustton der Überzeugung und blickte dabei auf die Winchester. „Zumindest jetzt nicht. Diese Kerle werden erst mal gründlich überlegen, bevor sie etwas unternehmen. Und bis dahin sollten wir Dry Creek besser erreicht haben.“

Mit diesen Worten ging er zurück zu seinem Pferd und band es hinten an der Kutsche an, während die Frau, deren Namen Lobo noch nicht kannte, als Erste in die Kutsche stieg. Dann folgte Jenkins, dessen verachtender Blick immer noch seine Gedanken widerspiegelte. Shelby forderte schließlich den gefesselten Clay Murphy auf, einzusteigen, und wartete ab, bis dieser Platz genommen hatte. Dann stieg er ebenfalls ein und schlug die Tür hinter sich zu.

„Keine Sorge“, sagte er zu Lobo, als er bemerkte, wie dieser zum Kutschbock ging. „Ich werde gut auf diesen Halunken aufpassen.“

„Das glaube ich auch“, meinte Lobo. „Und wenn der Kerl immer noch nicht spurt, dann zeigen Sie ihm am besten, wie seine Chancen sind. So was versteht er ganz bestimmt. Verbinden Sie den Kerl notdürftig. Nicht, dass er sich noch darüber beschwert, dass wir ihn verbluten lassen!“

Er konnte den grimmigen Blick von Clay Murphy nicht sehen, aber er hörte ihn wieder fluchen. Gefolgt von einer scharfen Zurechtweisung Theodore Shelbys. Das reichte für Lobo aus, um sich zumindest jetzt und hier keine Gedanken mehr zu machen.

„Was dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?“, fragte Lobo, während er zu Dan Colter auf den Kutschbock stieg. „In der Kutsche wird’s allmählich ein bisschen eng.“

„Machen Sie sich’s bequem“, sagte Colter und nahm die Zügel des Pferdegespanns auf. „Könnte jetzt nur etwas holprig werden.“

„Ich habe schon Schlimmeres durchgestanden“, meinte Lobo. „Fahren Sie einfach los. Wir sollten keine unnötige Zeit verlieren.“

„Das hoffe ich auch“, fügte Colter hinzu, während er in Richtung der Hügel blickte, wohin die Wegelagerer geritten waren. „Aber mein Gefühl sagt mir, dass es mit denen noch Ärger geben wird. Wissen Sie eigentlich, wer dieser Clay Murphy überhaupt ist?“

„Sie werden es mir sicher gleich sagen“, antwortete Lobo, während sich die Kutsche langsam in Bewegung setzte.

„Diese Hundesöhne werden steckbrieflich gesucht, Gates“, klärte ihn Colter auf, während der Fahrtwind an der Krempe seines Hutes zerrte. „Clay Murphy ist Caleb Murphys Bruder. Sagt Ihnen das was?“

„Müsste es das?“

„Ich sehe, Sie sind nicht aus dieser Gegend. Zumindest habe ich Sie hier noch nicht gesehen. Aber ich sage es Ihnen besser, damit Sie wissen, auf was Sie sich da überhaupt eingelassen haben. Caleb Murphy und seine Leute sind Strauchdiebe und Wegelagerer. Das ist nicht der erste Überfall, den sie durchgeführt haben. Und es gab auch schon Tote. Die Murphy-Bande ist gefährlich. Und ich mache mir große Sorgen, dass da noch was passiert.“

„Und das wäre?“, fragte Lobo.

„Dry Creek ist eine kleine Stadt, und Marshal Dylan geht in wenigen Monaten in den Ruhestand. Was glauben Sie, was passiert, wenn Caleb Murphy und seine Leute Clay aus dem Gefängnis zu holen versuchen?“

„Ich glaube nicht, dass sie das wagen werden“, entgegnete Lobo.

„Ihr Wort in Gottes Ohr“, murmelte Colter. Aber wirklich überzeugt war er nicht.

*

„Ich bringe diesen gottverdammten Bastard um!“, brummte Caleb Murphy. „Ich hole mir höchstpersönlich seinen Skalp. Darauf könnt ihr alle Gift nehmen!“

Während er das sagte, schaute er seine Männer der Reihe nach an, als erwarte er von ihnen bedingungslose Zustimmung. Aber die schienen nicht ganz seiner Meinung zu sein, und das machte ihn wütend. Aber bei dem Gedanken an seinen Bruder Clay packte ihn erst recht der Zorn. Warum hatte sich dieser Heißsporn nur so weit vorgewagt und einen winzigen Moment nicht darauf geachtet, dass er sich damit in zu große Gefahr brachte?

„Mein Arm!“, ächzte Pike Morris, ein bulliger Revolvermann aus Kansas, der ebenfalls eine Kugel abbekommen hatte und nun schon zum wiederholten Mal zu stöhnen begann. Auch wenn er sich dadurch einen verächtlichen Blick von Caleb Murphy zuzog.

„Du bist ein Schlappschwanz, Pike!“, bekam er dann von Murphy zu hören. „Halte durch, sonst bleibst du zurück. Jetzt ist keine Zeit, auf dich Rücksicht zu nehmen. Wir reiten weiter!“

„Und wohin?“, fragte Arturo Vasquez, ein vierzigjähriger Mexikaner, der schon seit mehr als zwei Jahren zu Murphys Leuten gehörte und auf den sich der Bandenführer bisher immer hatte verlassen können.

„Wohin wohl?“, fuhr ihn Caleb Murphy barsch an. „Wir folgen natürlich der Kutsche. Was denn sonst?“

„Du willst Clay befreien, oder?“, meldete sich nun auch der aschblonde Tate Cummings zu Wort. Seine Fistelstimme klang für manchen unangenehm hoch, aber ein Blick in seine kalten Augen genügte, um jeden davor zu warnen, ihn daraufhin womöglich noch anzusprechen. Es hatte schon einige Männer gegeben, die diesen Leichtsinn mit dem Leben bezahlt hatten.

„Natürlich“, versicherte ihm Caleb Murphy mit absolut überzeugendem Ton. Er selbst war groß und breitschultrig. Sein Haar, das unter dem breitkrempigen Hut hervorlugte, war schon an einigen Stellen grau geworden. Bei seinem dichten Vollbart war das noch ausgeprägter und machte ihn dadurch älter, als er eigentlich war. Er wirkte wie ein zu allem entschlossener Mann, der sich von nichts und niemandem aufhalten lassen würde, das zu tun, was seiner Meinung nach erforderlich war. Wer ihn daran hindern wollte, den würde er aus dem Weg räumen.

„Auch wenn Clay leichtsinnig war, dürfen wir ihn nicht im Stich lassen“, ergriff nun Matt Foster das Wort. Er war der Älteste von ihnen, sehr schlank und hohlwangig, und wer ihn zum ersten Mal sah, konnte glauben, dass Foster an einer unheilbaren Krankheit litt. Was aber nicht der Fall war. Er hatte nur ein Leben voller Höhen und Tiefen hinter sich, und das hatte Spuren in seinen Gesichtszügen hinterlassen.

„Das sehe ich auch so“, stimmte ihm auch Vince Cohen zu, der sein Pferd neben Foster gezügelt hatte. „Wo kämen wir denn hin, wenn wir so was auf uns sitzen ließen?

---ENDE DER LESEPROBE---