Locke - Harper Sloan - E-Book

Locke E-Book

Harper Sloan

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Beschreibung

Seit Jahren kämpft Maddox Locke gegen seine inneren Dämonen, die Dunkelheit in ihm und die Versuchung, die Emmy, sein Engel, für ihn darstellt. Denn er ist davon überzeugt, dass alles, was er berührt zerfällt und jeder, der ihm nahe steht verletzt wird. Wäre er nicht so lange mit sich selbst beschäftigt gewesen, dann hätte er früher bemerkt, wie dieser eine Engel es geschafft hat, ihm unter die Haut zu gehen. Emmy. Sie weckt eine Sehnsucht nach etwas in ihm, das er nicht verdient hat, und er hat sie so lange von sich gewiesen, bis sie gegangen ist. Doch das kann und wird er nicht akzeptieren.

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Seitenzahl: 362

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LOCKE

Corps Security 5

Harper Sloan

© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt© Übersetzung Sylvia Pranga© Covergestaltung Andrea Gunschera© Originalausgabe E.S. Harper 2014

ISBN Taschenbuch: 978-3-96782-081-2ISBN eBook-mobi: 978-3-96782-082-9ISBN eBook-epub: 978-3-96782-083-6

www.sieben-verlag.de

Für meinen Mann.Irgendwie mag ich dich.Sehr.Sogar, wenn du schnarchst.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Emmy

Maddox

Über fünfzehn Jahre später

Danksagungen

Prolog

Maddox

Sechs Wochen. Es ist über einen verdammten Monat her, dass Emmy vor mir davongelaufen ist.

Einfach weg.

Ich brauchte drei Tage, um sie zu finden – dank des Peilsenders, den ich an ihrem Auto angebracht hatte. Sie war in einer kleinen Stadt am Arsch der Welt in Südflorida. Wenn sie versucht hatte, sich zu verstecken, hatte sie ihre Sache wirklich schlecht gemacht. Die Suche nach ihren Eltern hätte mich direkt zu ihr geführt.

Ich brauchte länger, um sie tatsächlich zu sehen, als die Suche nach ihr gedauert hatte. Sie hatte sich drei Wochen lang in einem billigen Hotel eingeigelt. Dort ließ sie sich ihre Mahlzeiten bringen und verließ nie das Zimmer. Und leider musste ich weg und schnell nach Hause, als etwas, über das ich keine Kontrolle hatte, meine Aufmerksamkeit erforderte. Ich musste nämlich mal wieder Ashers Arsch retten. Jetzt bin ich zurück und gehe nicht wieder, bis ich sie zu fassen bekommen habe.

Sie will nicht gefunden werden. Das weiß ich, aber ich will verflucht sein, wenn ich sie weglaufen und für immer entkommen lasse. Ich habe sie immer wieder weggeschoben. Jede Faser meines Körpers schreit seit Jahren danach, zu nehmen, was sie anbietet.

Ich habe sie gesehen, ich weiß, was sie will, aber ich lasse nicht zu, dass meine Dämonen ihr wehtun. Nicht meiner Emmy.

Vom ersten Tag an ist sie meine größte Versuchung gewesen, aber ich habe mich geweigert, alles Unschuldige, das Emmy ausmacht, zu nehmen und durch meine Dunkelheit zu ersetzen. Denn genau das würde passieren. Meine Schwärze würde sich um ihre Seele legen und langsam jegliches Leben in ihr ersticken. Genau wie bei jedem anderen Menschen, den ich an mich herangelassen habe.

Es wird sie beschmutzen. Sie ruinieren. Und am Ende wird es sie zerstören.

Ein Lächeln von ihr – und ich war ihr verfallen. Also schob ich sie von mir weg. Ich sagte ihr, dass sie nie das sein würde, was ich brauche – dass ich sie niemals wollen würde. Gott, wenn sie nur wüsste. Ich sehne mich nach ihr und allem, was sie mir immer wieder zu geben versucht. Ich sehne mich nach ihr und allem, was sie mir geben könnte. Meine Seele ruft nach ihr, und ich muss täglich daran arbeiten, sie mir zu verweigern.

Also schob ich sie von mir.

Bis sie davonlief.

Aber das hört jetzt auf.

Ich sehe zu den knallbunten Neonlichtern auf diesem Höllenloch hoch. Ich weiß, dass das mein erster Fehler war.

SYN.

Ein verfluchter Stripclub.

Das ist kein Ort, an den mein Engel gehört. Nur der Gedanke daran, dass sie sich in diesem Club befindet, lässt mich erschaudern. Ich spüre, wie meine Wut zu einer selbstständigen Kraft wird, während die Schwärze meiner Seele auszubrechen droht. Sie brennt in meinen Adern und verlangt nach Blut. Meine Nasenflügel blähen sich, und mein Atem wird zu einem lauten Keuchen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und verlangen etwas, in das sie hineinschlagen, das sie zerstören können. Meine Haut fühlt sich zu eng an. Jede Ader in meinem Körper pulsiert mit meinem hämmernden Herzschlag. Ich werde noch explodieren.

Der Türsteher verschwendet keinen zweiten Gedanken an mich. Er wirft mir einen kurzen Blick zu, als ich zwanzig Dollar bezahle, um Zugang zu dem Höllenloch zu bekommen. Ich reiße sofort meine Sonnenbrille herunter und mustere ganz genau jeden Zentimeter des Raums. Schwarze Wände mit gedämpftem Licht, der übliche rote Teppich und Nischen mit lederbezogenen Bänken an den Seiten. Der Name passt zu dem Geruch dieses Schuppens – Sex und Sünde, mit einem Anflug von Rauch und Schweiß. Im Raum sind drei Bühnen verteilt, in der Mitte befindet sich die größte, rechts und links davon etwas kleinere. Außerdem gibt es eine Bar an der hinteren Wand und in der oberen Etage.

Der gesamte obere Barbereich befindet sich auf einem Glasboden, sodass die Blödmänner im unteren Raum einen perfekten Blick zwischen die Beine der kaum bekleideten Kellnerinnen haben. Ich wende den Blick von der oberen Etage ab, wo die Barkeeperinnen den Glasboden ganz klar zu ihrem Vorteil nutzen, und sehe mich erneut im Raum um. Ich verenge die Augen, um in dem dämmrigen Licht und dem Rauch etwas sehen zu können. Und dann entdecke ich sie.

„Was zur Hölle“, knurre ich leise.

Die Wut, die ich vorhin in mir brodeln gespürt habe, beginnt zu kochen. Es fühlt sich fast an, als würde mein Körper zu einer selbstständigen Kraft. Die Monster in mir wollen heraus.

Da steht sie, nicht einmal zehn Meter entfernt. Sie sieht erschöpft aus und trägt fast nichts. Ihr Rock – wenn man ihn so nennen kann – ist eher eine Serviette, die in zwei Hälften geschnitten wurde. So wie sie steht, leicht zur Seite geneigt, kann ich gerade so eben die perfekte Rundung ihres Hinterns erkennen, der unter dem Saum hervorlugt. Ihre festen Titten werden in einem engen Bikinioberteil zusammengedrückt. Der Stoff ist so dünn, dass ich den Umriss ihrer Nippel ganz deutlich sehen kann.

Mein Blick nimmt jeden Zentimeter ihrer entblößten Haut auf, und ich würde am liebsten vor Wut brüllen.

Niemand sollte sie so sehen. Niemand außer mir. Und obwohl ich nicht das Recht dazu habe, empfinde ich ihr gegenüber so. Nichts auf der Welt kann mich jetzt aufhalten.

Sie hat mich noch nicht gesehen, also gehe ich zu ihr hinüber. Sie dreht sich in dem Moment zu mir um, als ich nach ihr greifen will. Ihre Augen weiten sich, Schock und Schrecken sind deutlich in den honigbraunen Tiefen zu erkennen.

„Was …“

„Was zur Hölle machst du hier, Em?“, presse ich hervor.

Sie weicht bei meinem Ton zurück, fasst sich dann und versteift sich. Ich weiß sofort, dass mir nicht gefallen wird, was sie mir gleich sagt.

„Wie bitte?“

„Du hast mich gehört, Emmy. Was zum Teufel machst du an einem Ort wie diesem?“

Sie neigt leicht den Kopf und sieht mich an. Sie wendet den Blick von mir ab, lässt ihn durch den Raum gleiten und nickt dann kurz. Als sie sich wieder mir zuwendet, erstarre ich bei ihren Worten.

„Ich bin genau da, wo ich sein sollte, Maddox. Zu Hause.“ Ihr Ton ist unterwürfig, und die Wut in mir verwandelt sich von einem lodernden Feuer in Eiseskälte.

Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht langsam zur Bar. Und ich sehe, dass nicht nur ihr Hintern hervorlugt, sondern auch ihre pinkfarbene Boy Shorts.

„Mann, die hat aber einen tollen Arsch, was?“, sagt der Mann, mit dem sie gerade geredet hat, ehrfürchtig.

„Halt dein verfluchtes Maul“, knurre ich und spüre, wie die Wut zurückkommt, als hätte man einen Schalter umgelegt.

„Ah, du bist neu hier. Lehn dich einfach zurück, mein Freund, und genieße die Show.“ Er lacht, trinkt einen großen Schluck von seinem Bier und wendet die Aufmerksamkeit wieder der Hauptbühne zu, wo die aktuelle Stripperin ihr Bestes gibt, die verfluchte Stange mit ihrer Pussy zu schlucken. Sie müht sich so ab, dass sie ebenso gut mit dem verdammten Ding ficken könnte.

Stripclubs sind mir nicht fremd. Früher, als die Jungs noch alle Singles waren, gingen wir in ein paar Stripclubs in Kalifornien. Es gibt keine bessere Art, Dampf abzulassen, wenn mir dauernd so viel Scheiß im Kopf herumschwirrt wie jetzt, als in einem Raum voller nackter Frauen zu sitzen. Die Musik dröhnt durch den Körper, die Drinks reißen nie ab, und es gibt Pussys in Hülle und Fülle.

Eins ist jedenfalls sicher: Das ist kein Ort für Emmy. Zur Hölle, nein.

Ohne den Blick von Emmy abzuwenden, setze ich mich in die nächstbeste Nische. Sie führt eine hitzige Diskussion mit dem Barkeeper und einem älteren Mann, der genauso heruntergekommen aussieht wie diese ganze verfluchte Stadt. Sie wirft die Arme in die Luft, schüttelt wie wild den Kopf, und wenn ich raten sollte, leuchten ihre wunderbaren Augen ganz hell. Sie zeigt ein paar Mal zu mir herüber, doch der ältere Mann schüttelt nur den Kopf und will ihr offensichtlich nicht geben, was sie will. Ich werfe ihnen aus der Nische böse Blicke zu und warte darauf, dass sie ihren Hintern wieder hierher schwingt, damit ich ihr sagen kann, dass es Zeit ist zu gehen.

„Hallo, mein Hübscher“, sagt eine heisere Stimme zu meiner Rechten. „Willst du heute Abend etwas Spaß haben? Ich wette, ein so starker Mann wie du mag es richtig wild.“

„Nein.“ Ich sehe sie nicht einmal an. Mein Blick weicht nicht eine Sekunde von Emmy – die mich jetzt ansieht. Eine Mischung aus Zorn und Verletzung steht in ihrem Gesicht geschrieben. Selbst bei der beschissenen Beleuchtung in diesem Laden kann ich es sehen … und ich hasse es.

Sie ist verdammt noch mal verletzt? Meint sie das jetzt wirklich ernst? Dass sie sauer ist, kann ich verstehen. Sie wollte nicht gefunden werden, und ich habe sie gefunden.

„Ich beiße nicht, Baby. Außer, du willst es.“ Ihre Hand schlingt sich um meinen Nacken, wandert meine Brust hinunter.

Ich wende meine Aufmerksamkeit von Emmy ab und betrachte das wasserstoffblonde Haar, die wettergegerbte Haut und die falsche Bräune des Miststücks vor mir. Eins muss man ihr lassen, sie versucht es mit mehr als genug Make-up für zehn Frauen zu verstecken, aber dieses Kunstwerk vor mir muss um die fünfzig sein.

„Ich habe Nein gesagt, Weib. Welchen Teil davon hast du nicht verstanden? Und zum letzten Mal, fass mich nicht an.“ Ich fasse nach ihrer Hand und schiebe sie von meinem Bauch, bevor sie weiter nach unten wandern kann.

Ich wende den Blick wieder der Stelle zu, wo ich Emmy eben noch gesehen habe, aber sie ist nicht mehr da. Was zur Hölle? Ich suche den ganzen Raum ab, kann sie aber nirgendwo finden.

„Ach, mein Süßer. Ich weiß, was du willst. Viel Glück mit der. Rose macht nicht mit den Kerlen rum, und Darling, was willst du mit ihr, wenn du mich haben kannst? Schließlich habe ich ihr alles beigebracht, was sie weiß.“ Sie beugt sich vor, und bevor ich ihre Absicht durchschaue, leckt sie über meinen Hals und nutzt ganz klar aus, dass sie mich mit ihren Worten zu ihrem Vorteil abgelenkt hat.

Ich drehe mich schnell um, beuge mich dicht zu ihr und sorge dafür, dass sie nichts in den falschen Hals bekommt und glaubt, dass ich sie auf irgendeine Art jemals wollen würde.

„Fass mich nicht an! Hast du das verstanden, Süße?“

Sie sieht mir ein paar Sekunden in die Augen, dann wirft sie den Kopf in den Nacken und lacht. Es klingt für meine Ohren wie Fingernägel auf einer Schultafel.

„Dein Pech.“

Als sie geht, suche ich weiter den Raum ab. Emmy ist nicht zu sehen. Ich streiche mit der Hand über meinen brummenden Schädel, bevor ich mich auf eine Wartezeit einrichte.

Eine halbe Stunde später habe ich sie immer noch nicht gefunden. Die Gäste werden ruhelos. Die Mädchen, die sich bisher auf den Bühnen abgewechselt haben, waren nicht besonders beeindruckend, und sie wollen zweifellos mehr. Die Stange für die Pole-Tänzerinnen ist auf einer der kleineren Bühnen installiert worden. Die letzte Nummer auf der Hauptbühne war ein wenig besser, aber eigentlich hat sie nichts anderes getan, als sich selbst auf der Bühne mit den Fingern zu ficken, bevor sie sich wieder auf ihre lächerlich hohen Absätze aufrappelte.

Gütiger Gott.

Ich warte, denn ich bin fest entschlossen, nur zu gehen, wenn sie bei mir ist. Eine weitere halbe Stunde und zwei weitere Nummern auf den Bühnen später, ist meine Frustration noch viel mehr gestiegen. Wie zur Hölle konnte sie einfach verschwinden? Ich weiß, dass sie nicht gegangen ist. Der Peilsender an ihrem Auto, das direkt neben meinem Truck auf dem Parkplatz steht, hat mir keine Bewegung gemeldet. Ich will verdammt sein, wenn sie mir wieder entwischt.

Nachdem ich eine andere Kellnerin herangewinkt habe, bestelle ich ein Bier und sehe erneut auf mein Handy, um sicherzugehen, dass der Peilsender keine Störung hat. Ich stecke mein Handy gerade zurück in die Tasche, als eine tiefe Stimme die Musik übertönt.

„Meine Herren des Syn. Der Augenblick, auf den Sie gewartet haben, ist gekommen. Der Moment, den Ihre Schwänze den ganzen verdammten Abend herbeigesehnt haben. Die Prinzessin von Syn. Die einzig wahre Rose!“

Die Prinzessin von Syn? Was für ein Idiot. Ich lache vor mich hin und setze das Bier für einen großen Schluck an die Lippen. Die Musik setzt ein, und die ersten Noten von Lollipop von Framing Hanley erfüllen den Raum. Das muss man dem Mädchen lassen, zumindest hat sie sich ein gutes Lied ausgesucht.

Die Beleuchtung wird gedämpft, im Raum breitet sich Dunkelheit aus, und dann wird ein Scheinwerfer auf die Hauptbühne gerichtet. Der Rauch, der die Luft erfüllt, taucht die Bühne in ein unheimliches Glühen. Ich wende den Blick von der Show ab und versuche, in dem dunklen Raum Emmy zu finden. Eine Bewegung in einer der hinteren Ecken erregt meine Aufmerksamkeit. Im selben Augenblick dreht das Publikum durch. Blödmänner werfen ihr Geld durch die Gegend und rufen dieser Prinzessin von Syn zu, dass sie es nehmen soll.

Was für Dummköpfe.

Ich konzentriere mich wieder auf die Ecke und sehe die Blondine von vorhin. Sie lächelt mich hämisch an und zeigt zur Bühne. Ich wende den Blick wieder der Bühne zu und sehe eine Frau, wohl die sogenannte Prinzessin, die sich mühelos um die Poledance-Stange dreht. Ihre Bewegungen lassen ihren Körper vor den Augen der Männer fast verschwimmen, die sich wünschten, sie würde sich so auf ihren Schwänzen bewegen. Es dauert nicht lange, bis mir klar wird, warum das Miststück von vorhin wollte, dass ich hinsehe.

Mit einer schnellen Drehung legt sie ihre Hände um die Mitte der Stange und spreizt die Beine parallel dazu, wobei sie ihren kaum vorhandenen String-Tanga zeigt. Es ist meine Emmy. Ich brauche ein paar Sekunden, um den Schock zu verarbeiten, und in der Zeit beendet sie ihre Drehung und lächelt die Männer zurückhaltend an, die sich um die Bühne drängen. Sie hebt ihre kleinen Hände an, streicht über ihren flachen Bauch und umfasst dann ihre Titten und lässt sie wackeln. Sie wackelt verflucht noch mal mit ihnen.

In dem Augenblick habe ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Ich konzentriere mich nur noch auf eins – wie ich sie am besten von der Bühne und aus diesem Schuppen bekomme.

Sie greift nach oben und streift mit einer offensichtlich geübten Bewegung ihr Top ab, das sie ins Publikum wirft. Dann tanzt sie, wobei sie allen ihren Körper zeigt, und liebkost ihre nackten Titten, bis ihre Nippel hart sind.

Sie dreht dem Raum den Rücken zu, bückt sich und zieht den String langsam ihre langen, gut trainierten Beine hinunter.

In dem Augenblick wird mir die Realität der Situation bewusst. Ich werde alle Dreckskerle in diesem Raum umbringen.

Sie lässt sich auf die Knie sinken, geht auf alle viere und kriecht zum Bühnenrand.

Zur Hölle, nein.

Ich bin blitzschnell auf den Beinen, schiebe mich durch die Menschenmenge und schubse jeden Mann zur Seite, der zwischen meiner Frau und mir steht. Ich hebe dabei nicht einmal die Arme. Ich pflüge einfach durch die Leute und habe nur ein Ziel vor Augen.

Sie sieht mich nicht kommen, denn sie ist wieder auf den Beinen und auf dem Weg zurück zur Stange. Mit einem Sprung, der meinen Leichtathletik-Trainer in der Highschool stolz gemacht hätte, bin ich auf der Bühne, und eine Sekunde später habe ich mir die nackte Emmy über die Schulter geworfen und springe von der Bühne. Der scharfe Schmerz, der mein Bein hochschießt, mindert meine Entschlossenheit nicht im Geringsten.

Ich sehe die Rausschmeißer auf uns zukommen, lege eine Hand auf ihren glatten Hintern, balle die andere zur Faust, schlage sie dem ersten Kerl ins Gesicht und freue mich immens, als er sofort zu Boden geht. Der andere greift mich von der Seite an, aber er kommt nicht weit, denn ich hebe einen Stuhl links von mir mit einer Hand hoch und knalle ihn gegen seinen verdammten Kopf.

Emmy wehrt sich so energisch, dass ich sie absetzen muss. Sie sieht zu mir hoch, bereit, Feuer zu spucken, doch als sie meinen Gesichtsausdruck erfasst, schließt sie den Mund wieder. Ich habe keinen Zweifel, dass ich genauso wild aussehe, wie ich mich fühle.

„Wag es nicht, deinen verdammten, süßen Mund aufzumachen, Emersyn. Ich schwöre bei Gott, dass jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt ist, um mich noch wütender zu machen.“

Ich reiße mein Shirt herunter und ziehe es ihr über den Kopf. Sie windet und wehrt sich, was mich kurz von dem dritten Rausschmeißer ablenkt, der mit Volldampf auf mich zukommt. Sein Faustschlag überrascht mich, aber nicht lange. Ich greife nach Emmys Handgelenk, damit sie nicht verschwinden kann, und wende mich dem Blödmann zu, der dumm genug war, mir in den Weg zu treten.

„Das hättest du nicht tun sollen“, schäume ich.

Er will mich erneut schlagen, aber ich ducke mich und komme wieder hoch, bevor ihm klar wird, dass er mich verfehlt hat. Ich verpasse ihm einen Kopfschlag mitten zwischen die Augen und lächele, als er sofort umfällt.

Ich werde an der Tür von dem Barkeeper aufgehalten, mit dem sie zuletzt gesprochen hat. Er will mich angreifen, überlegt es sich aber anders, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. Ich bin bereit, zu töten, und ich bin sicher, dass man es an meiner Miene deutlich ablesen kann.

„Komm schon. Trau dich.“ Mein Tonfall lässt keinen Raum für Diskussionen. Ich nehme sie mit, und auf der ganzen Welt gibt es niemanden, der mich daran hindern kann.

Kapitel 1

Emmy

Die Vergangenheit

„Nein. Nein, Emersyn. So kannst du dich nicht drehen. Wenn du dein Gleichgewicht nicht im Schwerpunkt hältst, endet es damit, dass du mit dem Gesicht voran auf die Bühne runterstürzt. Du musst so zufassen.“ Ivy schnaubt frustriert.

Wir üben dieses verdammte Kunststück seit über zwei Stunden. Sie ist frustriert, weil ich es offensichtlich nicht begreife. Oh, versteht mich nicht falsch. Ich kann es. Ich will es nur nicht. Aus irgendeinem Grund macht es mir Spaß, ihr den letzten Nerv zu rauben.

Solange ich mich erinnern kann, werde ich dazu ‚herangezogen‘, die Prinzessin von Syn zu sein, dem Stripclub, der meinen Eltern gehört. Tolle Erziehung, was? Wer drängt sein Kind dazu, mit zehn Jahren Pole Dance-Übungen zu machen? Meine Eltern, die tun so etwas. Sie haben mich in jeden normalen Tanzkurs gesteckt, den ich machen konnte, seit ich alt genug war, um mich entsprechend zu bewegen. Dann war es Zeit, das zu lernen, womit man Geld verdienen konnte, wie sie es nannten. Für sie ist das absolut normal. Doch an diesem Wochenende ändert sich alles. Ich bin gerade einundzwanzig geworden, und meine Mutter Ivy ist der Ansicht, dass ich jetzt aufhören sollte, die Gäste zu bedienen und stattdessen meinen Unterhalt verdienen soll.

„Und denk daran, Emersyn, wenn du auf der Bühne bist, musst du ihnen alles zeigen, was sie sehen wollen. Keine scheiß Schüchternheit mehr. Du hast schon The Ram stinksauer gemacht, weil du nicht auf die Bühne gehen willst, wenn er da ist.“

„Ernsthaft? Warum sollte ich mich ausziehen wollen, wenn mein Vater im Raum ist? Ihr beide seid so gestört.“

Ivy sieht mich mit verengten Augen an. Sie hasst es, wenn ich widerspreche. Und sie hasst noch mehr, dass ich mich weigere, bestimmte Dinge zu tun, wenn mein eigener Vater im Raum ist. Es tut mir leid, aber Besitzer hin oder her, ich ziehe mich auf gar keinen Fall aus, wenn The Ram – mein allerliebster Daddy will, dass ich ihn so nenne – anwesend ist. Das ist so unglaublich eklig, dass ich nichts damit zu tun haben will. Es ist schlimm genug, dass meine Mutter mir seit Jahren beibringt, wie man sich auszieht und Männer verführt.

„Sei nicht so ein undankbares Gör, Emersyn. Das alles hier wird eines Tages dir gehören. Diese Mädchen werden dich alle ansehen und sich wünschen, dass sie Eltern hätten, die ihnen auch die Welt zu Füßen legen“, schreit sie mich an. „Mach die Nummer. Und mach sie dieses Mal richtig, sonst hole ich The Ram her, damit er dir den Kopf zurechtrückt.“

„Meinetwegen“, murmele ich leise und verdrehe die Augen.

Ich umfasse die Stange mit beiden Händen und platziere sie sorgfältig so, dass ich meinen kleinen Körper am besten abstützen kann. Zum Glück bin ich mit einem Körper gesegnet, der das Ganze etwas einfacher macht. Ich bin klein, aber was mir an Größe fehlt, mache ich mit meinen Beinen wett. Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich Glück habe, solche tollen Hüftklammerer zu haben. Himmel, es grenzt an ein Wunder, dass ich mit solchen Idioten als Eltern nicht völlig verkorkst bin.

Nachdem ich meinen Körper mittig ausgerichtet habe, federe ich hoch, bringe mich horizontal zur Bühne und nutze den Schwung, um mich zu drehen. Ich hake eins meiner Beine um die Stange und benutze den Absatz meiner zehn Zentimeter hohen Stilettos, um das Gleichgewicht zu halten.

„Komm schon, Emersyn. Benutz deine Bauchmuskeln und schwing dich hoch. Genau so. Jetzt fass mit den Händen nach und dreh aus.“

Ich höre den Stolz in Ivys Stimme, weil ihre Tochter die Nummer gemeistert hat, von der sie glaubt, dass sie sie berühmt gemacht hat. Tatsächlich habe ich gerade nur die Stange mit den Beinen erklommen und meine Vagina daran gerieben. Es ist ekelhaft, und ich hasse es.

Kurz bevor ich die Nummer beende und auf den Füßen lande, spüre ich seinen Blick auf mir. Shawn. Der Sicherheitschef meines Vaters und, wie meine Eltern mir sagten, meine Zukunft. The Ram hat Shawn mit mir zusammen herangezogen, damit er seine Tochter verheiraten, sich zurücklehnen und seine Blödheit genießen kann. Wirklich, die beiden zusammengenommen erreichen ein Niveau von Blödheit, das jeden Dorftrottel vor Neid erblassen lässt.

Ich habe Shawn seit dem ersten Tag gehasst, an dem er mit seinen perversen Blicken praktisch meinen zehnjährigen Körper ausgezogen hat. Er ist fünfzehn Jahre älter als ich und hat nichts, was ihn für eine so junge Frau wie mich anziehend machen würde. Es wurde nur schlimmer, je älter ich wurde. The Ram zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich ihm erzählte, dass Shawn eines Tages versucht hatte, sich mir aufzudrängen. Er lachte mir buchstäblich ins Gesicht und sagte: „Kannst du ihm daraus einen Vorwurf machen, Emersyn?“

Shawn könnte vielleicht ein leidlich attraktiver Mann sein, wenn er nicht wie ein Mafiaboss aussehen würde. Er ist gute dreißig Zentimeter größer als ich mit meinen einsfünfundsechzig. Er hat feste Muskeln und eine so starke Brustbehaarung, dass, wenn er die für ihn typischen Pullover mit V-Ausschnitt trägt, sie wie ein widerlicher Fellteppich aus der Öffnung quillt. Ihm fehlen nur noch die dicken Goldketten. Er sieht ganz gut aus, das muss ich ihm zugestehen. Kantiges Kinn, dickes schwarzes Haar, schön geschwungene Brauen, eine perfekt operierte Nase und volle Lippen. Abgesehen von dem Pelz ist er das Abbild männlicher Perfektion. Trotzdem finde ich ihn abstoßend.

Ich weiß nicht, was mich dazu treibt, es zu tun. Vielleicht die Tatsache, dass Ivy zu glauben scheint, dass ich keine Ahnung von dem habe, was ich mache. Vielleicht die Tatsache, was aus meinem Leben wird, wenn ich auf die Bühne gehe. Oder vielleicht liegt es daran, dass der König der Blödmänner, Shawn, in einer Ecke steht und durch die Hose hindurch seinen Schwanz reibt. Aber ich vollführe auf der Bühne Bewegungen, von denen ich sicher bin, dass Ivy nicht einmal davon geträumt hat. Ich klettere bis zum höchsten Punkt der drei Meter hohen Stange und lasse mich im Todessturz nach unten fallen, der in einem Spagat endet. Dann benutze ich nur meine Hände, um wieder nach oben zu klettern. Ich benutze die ganze Kraft meines Oberkörpers, um an der Stange zu arbeiten. Sie wird zu einer Verlängerung meines Körpers, während ich mühelos tanze. Als ich meine letzte Drehung mache, pulsiert mein Körper vor Kraft.

Ich mag mein Leben hassen, und wie ich gezwungen werde, es zu führen, aber wenn das hier das Einzige ist, was die Zukunft für mich bereithält, dann werde ich dafür mein Bestes geben. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ich einen Ausweg finde. Ich muss eine Möglichkeit finden, aus diesem Wahnsinn zu fliehen, bevor ich die Hoffnung verliere, dass es dort draußen etwas Besseres für mich gibt.

Ich werde mich davon nicht zerbrechen lassen. Ich bin stärker. Ich bin Emersyn Rose Keeze, die Prinzessin von Syn, und eines Tages, wenn ich aus diesem Leben ausbreche, werde ich ein besserer Mensch sein, weil ich so viel überwinden musste. Ich werde mich nicht davon definieren lassen.

„Sieh mal einer an. War das für mich, Emersyn?“ Bei seiner Stimme will ich mich am liebsten übergeben. Laut, tief und voller sexueller Andeutungen. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er ein ungesundes Verlangen nach mir hat.

„Nein, Shawn. Das habe ich gemacht, damit Ivy die Klappe hält und ich von dieser verdammten Bühne hinunter darf. Es war ganz bestimmt nicht für dich.“ Ich verdrehe die Augen und spüre, wie sich sein Blick in meinen nackten Rücken bohrt. „Raus aus der Garderobe. Jetzt.“

Er greift grob nach meinen Unterarmen und zieht mich so heftig zu sich, dass ich gegen seine Brust pralle.

„Lass mich los, du Arschloch. Du weißt, dass es The Ram nicht gefallen würde, wenn du seiner verdammten Prinzessin von Syn blaue Flecke verpasst. Wie willst du das erklären?“

„Du kleines Luder. Glaubst du, dass du hier das Sagen hast? Meinst du, dieser Kleine-Prinzessin-Scheiß bedeutet mir etwas? The Ram wird mir auf die Schulter klopfen, wenn ich dich in deine Schranken weise.“ Sein warmer Atem an meinem Hals verursacht mir Übelkeit. Gott, er ist so widerlich.

„Fick dich“, presse ich hervor.

„Sehr gern, Emersyn. Ficken würde mir Spaß machen.“

Das muss ich ihm lassen, er zeigte mir an dem Tag, dass ich unrecht hatte. Ich setzte mich tapfer zur Wehr, aber alles, was von meiner Unschuld noch übrig war, wurde mir an diesem Tag gestohlen, und obwohl ich wusste, dass ich irgendwann abhauen würde, zerbrach etwas in mir. Ob es nun der Glaube daran war, dass ich dieses Leben überwinden könnte, die Überzeugung, dass ich unbeschadet entkommen könnte, oder die Tatsache, dass jede Sekunde meines Lebens darauf hinauslief, dass ich im hinteren Umkleideraum des Stripclubs meiner Eltern brutal vergewaltigt wurde – es vermittelte mir den Eindruck, nur Dreck zu sein.

Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass ich mehr wert bin als dieses Leben, in das ich unglücklicherweise hineingeboren wurde. Aber etwas von diesem Tag hat für immer einen Fleck auf einem Teil meiner Seele hinterlassen. Ich habe so hart daran gearbeitet, den Schmutz, der mich umgibt, aus meinen Gedanken fernzuhalten. Die Mutter, die mich für eine verkorkste Version von sich selbst hält und ihr Leben durch mich noch einmal leben will. Der Vater, der mich, sein eigen Fleisch und Blut, nur als etwas sieht, das ihm Geld einbringt. Und der Mann, dem sie mich versprochen haben. Dieses Leben, das mir vorherbestimmt war, seit sie herausfanden, dass die Top-Tänzerin und Geliebte meines Vaters mit seiner Tochter schwanger war. Der Name, der mir nach meiner Geburt gegeben wurde – Emersyn, Locus Citys Prinzessin von Syn, dem heißesten und schäbigsten Stripclub in Südflorida. Seit dem schicksalhaften Tag, als The Ram vergaß, seinen Schwanz rechtzeitig aus Ivy zu ziehen, war es mir bestimmt, auf der Bühne aufzutreten. Und ob es mir nun gefällt oder nicht, es ist alles, was ich habe, und es wird meine Fahrkarte aus dieser Hölle sein.

Kapitel 2

Maddox

Die Vergangenheit

„Babe“, flüstere ich an ihrer Haut, ziehe das Laken herunter und verteile Küsse auf ihrem nackten Rücken. „Zeit, aufzuwachen.“

Ich küsse weiter ihr Rückgrat hinunter und genieße, dass ihr Körper sogar im Schlaf auf mich reagiert. Die Härchen auf ihrer weichen Haut sträuben sich, und als mein Atem über ihren Körper streicht, erschauert sie.

„Noch nicht. Ich bin noch zu müde“, jammert sie.

Ich lache leise an ihrem Kreuz und beiße dann sanft in ihren Hintern. Sie stöhnt, döst aber weiter.

„Mercy, Baby, wir müssen los, sonst kommen wir zu spät. Es ist mein letztes Wochenende, bevor mein Schiff ausläuft, und so gern ich diese Zeit auch tief in dir verbringen würde, haben wir noch einiges zu erledigen.“ Auch wenn ich nicht gerade versessen darauf bin, sie zu erledigen.

Sie protestiert, aber ich grabe meine Finger in ihre Rippen und lache, als sie wie ein Ferkel zu quieken anfängt und in dem Versuch, mir auszuweichen, fast aus dem Bett fällt. Gott, sie ist morgens so wunderschön. Ihr fast weißblondes Haar ist ein Durcheinander wilder Locken, wahrscheinlich weil ich nachts immer wieder hineingegriffen habe. Ihre Porzellanhaut glüht, und auf Hals, Titten und Schenkeln sieht man die Rötungen, die durch meine Bartstoppeln entstanden sind. Ihre saphirgrünen Augen leuchten vor Fröhlichkeit. Gott, es fühlt sich gut an, sie so zu sehen. Die vergangenen paar Wochen haben bei mir einen tiefen Eindruck bevorstehenden Schreckens hinterlassen, aber sie so zu sehen, gibt mir Hoffnung. Hoffnung, dass wir nicht auseinanderdriften. Dass wir zusammenbleiben, auch wenn ich fort muss. Genug Hoffnung, dass ich die böse Vorahnung, die einfach nicht verschwinden will, nicht ignorieren kann.

Mercedes Hutchens ist seit vier Jahren meine Freundin. Davor waren wir bereits jahrelang befreundet, und als ich beschloss, mein Glück zu versuchen, wurde sie mein Mädchen. Und jetzt ist sie meine Verlobte. Ich bin so ein glücklicher Hurensohn.

Es war allerdings nicht leicht für uns. Ich bin häufiger im Einsatz als zu Hause, und ich muss bald wieder weg. Ich weiß, dass es für sie sogar noch schwieriger ist. Besonders, weil ich ihr nicht sagen darf, wohin ich muss. Also sitzt sie zu Hause und hofft und betet, dass ich zu ihr zurückkehre. Sie weiß so viel, wie ich ihr sagen darf. Mein Team, das aus den sieben härtesten Schweinehunden überall aus den USA besteht, wagt sich in die tiefsten Höllenlöcher. Wir haben nur einige Tage, um uns vorzubereiten, sind oft Monate weg, aber eins ist immer ganz klar: Wir dürfen verdammt noch mal nicht über diesen Scheiß sprechen.

Ich mache diesen Mist, seit ich achtzehn und aus meinem Elternhaus abgehauen war. Im Besonderen floh ich vor Diana Locke. Es gibt nichts an meiner Mutter, was nicht toxisch ist. Sie hasst mich, seit ich eine kleine Rotznase war. Nicht meinen Bruder, Mason, der Perfekte, aber mich, einfach dafür, dass ich am Leben war. Sie erinnerte mich immer daran, dass alles, was ich berührte, mit der Schwärze beschmutzt wurde, die sie in meinen Augen sah.

Mason und ich stehen uns nicht nahe, und das wird vermutlich auch nie so sein. Sie hat den perfekten Stepford-Sohn aus ihm gemacht und ihm alles beigebracht, was sie weiß – einschließlich wie man mich hasst. Da wir die Erben des Ölgeschäfts der Familie meiner Mutter sind, macht das die beiden zu den wahrscheinlich mächtigsten Arschlöchern in Texas.

Mein Samenspender von Vater – Dianas Worte, nicht meine – hat sie zwei Monate nach meiner Geburt verlassen. Den tiefen Hass, den sie seitdem für mich empfindet, habe ich nie verstanden. Zur Hölle, ich war ein Baby. Ich hätte nicht viel dagegen tun können, dass ihr Ehemann sie verließ. Mason war fünf, als ich geboren wurde. Er hat immer noch den Silberlöffel im Mund und außerdem steckt er so tief im Hintern meiner Mutter, dass ich überzeugt bin, dass sie die Nabelschnur nie durchtrennt hat.

Also bin ich vor diesem Leben geflohen. Mit Mercedes’ Einverständnis trat ich den Marines bei, wo ich seit dem schicksalhaften Tag, als ich ging, selbst über mein Leben bestimme.

Natürlich kann ich Mercy kein so glamouröses Leben bieten, weil ich der Familientradition der Lockes nicht treu geblieben bin, keine Elite-Universität besucht habe und nicht für Locke Oil arbeite. Wir wohnen in einer kleinen Wohnung mit nur einem Schlafzimmer, fahren Gebrauchtwagen und der Diamant an ihrem Finger müsste zehn Mal so groß sein, um ihr gerecht zu werden. Es ist vielleicht nicht das Leben, das sie sich vorgestellt hat, also kann ich mich glücklich schätzen, sie an meiner Seite zu haben, und dass sie bereit ist, sich mit weniger zu begnügen.

Wir sind glücklich, und das ist alles, was zählt. Ja, klar, spottet die Stimme meiner Vorahnung. Das glaubst du doch selbst nicht, so verschlossen wie sie in letzter Zeit ist.

„Warum müssen wir da hin, Maddox? Du hasst deine Mutter doch.“ Sie verzieht die Lippen zu einem Schmollen, und ich möchte an ihrer vollen Unterlippe knabbern.

„Weil sie sehr deutlich gemacht hat, dass meine Anwesenheit aus irgendeinem Grund dringend erforderlich ist, Baby. Und da mein Treuhandanteil des Unternehmens diesen Monat an mich übergeben wird, will ich sie auf keinen Fall verärgern. Wer weiß, was diese Hexe vorhat? Ich gehe nicht das Risiko ein, dass sie uns unser Geld wegnimmt.“

Mercedes lächelt bei der Erwähnung meines Treuhandanteils. Ich habe gewartet, bis die Aktien des Unternehmens, die mein Großvater unanfechtbar gemacht hat, freigegeben wurden, damit meine Mutter und mein Bruder mich auszahlen können. Ich weiß, dass es Mercy stresste, einen zweiten Job annehmen zu müssen, wenn ich weg war. Ich hasse, dass sie so verdammt hart arbeiten muss, aber im Moment haben wir keine andere Wahl. Sie hat niemand anderen außer mir.

„In Ordnung. Werden … Werden dein Bruder und seine schreckliche Frau da sein?“ Sie weicht meinem Blick aus.

Ich hasse, dass sie Angst vor der Frau meines Bruders haben muss. Ich habe nie verstanden, warum sie Masons Frau nicht ausstehen kann. Soweit ich es sehe, ist Josephine das genaue Gegenteil meiner Mutter und meines Bruders.

„Ich weiß es nicht, Babe. Aber mach dir ihretwegen keine Sorgen, okay?“ Ich hebe ihr Kinn an und küsse sie leidenschaftlich, bevor ich aus dem Bett springe, mir ihren nackten Körper über die Schulter werfe und sie ins Badezimmer trage. Wenn wir in der Locke-Villa unter der Familie leiden müssen, können wir uns vorher ebenso gut vergnügen.

Ja, das Leben ist verdammt perfekt.

Meine Haut fängt an zu prickeln, als sich das Tor vor unserem Familienanwesen öffnet. Ich sehe Masons glänzenden schwarzen Aston Martin vor dem Haus stehen. Jedes Mal, wenn ich sein perfekt poliertes Auto sehe, muss ich den Drang unterdrücken, meine Schlüssel über den Lack zu ziehen. Zum Glück ist der Bastard nirgendwo zu sehen. Gott, ich hasse es, hier zu sein.

Ich parke meinen fünfzehn Jahre alten, klappernden Truck hinter seinem Wagen und fühle mich gedemütigt, weil ich Mercedes so wenig bieten kann. Sie sollte das Beste haben, was man für Geld bekommt, aber jetzt wird sie wieder einmal daran erinnert, was ich ihr alles nicht geben kann.

„Bringen wir es hinter uns, Mercy. Ich will so schnell wie möglich wieder hier weg.“

Sie lächelt mich sanft an, aber ihr Blick sagt mir alles, was ich wissen muss. Eine Mischung aus Sorge und Angst tanzt an seiner Oberfläche, und etwas anderes, das ich nicht benennen kann. Scham überkommt mich, aber ich unterdrücke sie und steige aus dem Truck. Ich gehe sofort zu ihr hinüber und helfe ihr heraus, bevor wir uns dem Obermiststück von Texas stellen.

„Sieh mal einer an, wenn das nicht mein missratener Sohn ist. Maddox“, presst sie statt einer Begrüßung hervor. Ihre Augen sind bereits glasig. Ich vermute, dass sie heute sehr früh mit dem Trinken angefangen hat.

„Mutter.“ Ich muss mich davon abhalten, eine spöttische Verbeugung zu machen.

„Mercedes. Es ist mir ein Vergnügen.“ Sie wirft ihr ein berechnendes, böses Lächeln zu und wendet sich dann wieder an mich. „Dein Bruder wartet im Arbeitszimmer auf uns, also beeil dich. Wir haben schon gewartet.“

„Und wir wollen doch nicht, dass dein kostbarer Mason warten muss, nicht wahr?“

Sie knurrt und schlägt mir ins Gesicht. Ich spüre es schon gar nicht mehr. Jahrelang das Opfer ihres mentalen und körperlichen Missbrauchs gewesen zu sein, reicht aus, um zu erwarten, immer ein paar Mal geschlagen zu werden, wenn ich in ihrer Nähe bin. Mercedes’ Hand zuckt in meiner, aber ich drücke sie, um ihr zu zeigen, dass mit mir alles in Ordnung ist.

„Wag es nicht, so über deinen Bruder zu sprechen, Maddox. Zumindest macht er etwas aus sich. Er spielt nicht GI Joe, um einen Kick zu bekommen. Er ist nicht verdammter Dreck.“ Sie sieht mich mit eiskalt funkelnden Augen an, die so dunkelbraun sind, dass sie fast schwarz wirken. Genau wie meine. „Die Augen des verfluchten Teufels“, hat sie früher immer zu mir gesagt.

„Verzeih mir. Ich will ihn nicht verstimmen, Diana.“

„Du Bastard. Du solltest deinen Platz kennen, wenn du in meinem Haus bist. Du wirst mich mit Respekt behandeln, genauso wie deinen Bruder. Und versuch, nichts zu ruinieren, während du hier bist. Tatsächlich solltest du nichts anfassen. Gott behüte, dass du unser Leben länger beschmutzt als nötig.“

Ich nicke ihr kurz zu, bevor ich ihr durch den weißen Marmor-Irrgarten ihres Hauses folge. Wir erreichen das Arbeitszimmer, sie atmet tief durch und öffnet die Tür.

Und da ist er, der Heilige der Welt meiner Mutter.

„Sieh an, Maddox. Du hast also beschlossen, heute aus den Slums zu kommen, um uns mit deiner Anwesenheit zu beehren.“ Er lacht und hebt ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit an die Lippen.

Der Blick aus seinen haselnussbraunen Augen wandert nach links, und ich sehe, dass er Mercedes ganz genau mustert. Ich würde ihm am liebsten den Schädel einschlagen, weil er sie so ansieht, aber ich knirsche nur mit den Zähnen und zwinge mich, ruhig zu atmen. Je schneller wir hiermit fertig sind, desto besser.

„Sitz, Maddox“, sagt Diana.

„Ich bin kein verdammter Hund“, grolle ich.

„Ja, das hast du mit deinem erbärmlichen Benehmen heute ja schon bewiesen.“

„Ich bin hier. Ich habe nichts anderes getan, als aufzutauchen, und wenn das erbärmlich ist, Mutter, möchte ich mich aufrichtig dafür entschuldigen“, sage ich. Mercedes drückt sanft meine Hand, um mich daran zu erinnern, dass ich cool bleiben muss. „Also gut. Was ist so wichtig, dass ich heute vorbeikommen musste?“

Sie starrt mich eine Weile wütend an, räuspert sich dann und sieht Mason an. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass er jetzt diese Farce leitet.

„Dein Bruder und seine schreckliche Frau haben beschlossen, sich scheiden zu lassen. Leider wird ihn das in nächster Zeit ziemlich belasten. Sein Geld und das Geld des Unternehmens werden eingefroren, damit diese verdammte kleine Goldgräberin es nicht in die Hände bekommt. Das betrifft auch deine Firmenaktien. Das heißt, bis wir alles wieder in Ordnung gebracht haben.“

„Was zur Hölle!“, schreie ich. „Das könnt ihr nicht machen. Ihr könnt nicht über meine Treuhandaktien bestimmen.“

Ihre Augen leuchten auf und sie lacht. „Da liegst du falsch, mein lieber Junge. Wir haben eine Klausel hineingeschrieben. Wenn wir das Gefühl haben, dass du labil bist, oder dass dein Leben und die Menschen, mit denen du dich umgibst, unbeständig sind, bekomme ich die Kontrolle über deine Firmenaktien, die du sonst im Alter von fünfundzwanzig Jahren erhalten hättest, bis ich den Eindruck habe, dass du gefestigt genug bist, um sie dir zurückzugeben. Und, ganz ehrlich, Maddox, du gehst bald wieder – wer weiß, wohin und was du dort tust. Und darum denke ich nicht, dass du im Interesse des Unternehmens handelst. Wenn dir das Unternehmen und die Treuhand von fünfundzwanzig Prozent von Locke Oil am Herzen lägen, dann würdest du das Richtige tun und nicht Kriegsspielchen spielen.“ Sie wendet sich wieder an Mason, und nicht zum ersten Mal in meinem Leben will ich sie an ihrem Haar zu mir zerren und ihr eine Lektion darüber erteilen, wer über mein Leben bestimmt. „Aber das spielt jetzt keine Rolle.“ Ihr Lächeln ist das reine Böse.

„Es ist wirklich schade, Bruder, dass du den Dokumenten, die dir der Familienanwalt geschickt hat, nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt hast.“ Er lacht und sein Blick wandert wieder zu Mercedes.

Ich versuche, mich zu erinnern, wovon er redet, aber in meinem Kopf herrscht Leere. Schock und Wut darüber, dass ich wieder einmal buchstäblich von meiner eigenen Familie aufs Kreuz gelegt wurde, erschweren es mir, mich zu konzentrieren.

„Denk scharf nach, kleiner Junge. Erinnerst du dich, dass Jefferson dir diese ganzen Papiere zum Unterschreiben gebracht hat? Ein vorehelicher Vertrag, den deine kostbare Mercedes angesichts eurer anstehenden Verlobung unterschreiben sollte.“

Ich knurre, als Mason Mercedes erwähnt. Mich können sie behandeln, wie sie wollen, aber ich lasse nicht zu, dass sie ihr wehtun.

„Oh, habe ich dich wütend gemacht?“ Er wirft den Kopf in den Nacken und stößt ein hartes Lachen aus. „Jetzt bist du endgültig ein kompletter Marine.“

Meine Sicht verdunkelt sich und ich spüre, wie Energie in Wellen von mir ausgeht. Ich will Blut. Ich will ihnen das selbstzufriedene Grinsen aus den Gesichtern schlagen. Denn damit zeigen sie mir, dass sie wieder einmal gewonnen haben. Ihnen gegenüber bin ich machtlos, und das hasse ich so sehr. Das Letzte, worüber ich mir vor dem Auslaufen Sorgen machen sollte, ist dieser Blödsinn. Ich brauche einen klaren Kopf. Ich muss konzentriert sein. Und mit einem nur fünfminütigen Gespräch haben sie all das zerstört.

„Ich will mit Jefferson sprechen.“ Meine Stimme klingt in meinen eigenen Ohren fremd. Die Wut in mir steht kurz vorm Ausbruch, und ich muss mich sehr zusammenreißen, um nicht auszurasten.

„Und was, glaubst du, kann Jefferson für dich tun, Maddox? Er ist unser Anwalt, und wenn du zu Hause kein Geld in deinen Sperrmüllmöbeln versteckt hast, bezweifle ich, dass du dir auch nur eine telefonische Beratung von ihm leisten kannst.“ Meine Mutter lacht über ihre Stichelei.

Allerdings hat sie recht. Ich habe nichts, womit ich kämpfen könnte. Und da ich in weniger als einer Woche abreise, habe ich keine Zeit, um das Ganze vor meiner Rückkehr zu klären. Ich blicke Mercedes an und sehe, dass sie Mason mit einem Gesichtsausdruck ansieht, den ich nicht deuten kann. Ich räuspere mich, und sie zuckt bei dem Geräusch zusammen. Sie sieht mich an, lächelt leicht und zuckt mit den Schultern. Sie war noch nie der Typ, der sich in Konfrontationen stürzt, was auch ein Grund dafür ist, dass ich mir immer solche Mühe gegeben habe, sie von meiner Mutter und meinem Bruder fernzuhalten.

„Das ist noch nicht vorbei“, sage ich zu ihnen.

„Da liegst du falsch, Bruder“, sagt er mit einem harten Tonfall zu mir, der seine übliche Gleichgültigkeit mir gegenüber ersetzt.

Er macht ein paar Schritte auf mich zu, sodass seine Füße fast meine berühren. Ich sehe in sein Gesicht, das so anders ist als meins. Ich habe einen dunklen Teint, schwarzes Haar und dunkle Augen, er ist das völlige Gegenteil. Hellbraunes Haar, haselnussbraune Augen, helle Haut. Wie konnte mir bisher die bedrohliche Dunkelheit entgehen, die von ihm ausstrahlt?

„Schachmatt“, knurrt er leise.

„Du dreckiger Bastard“, schreie ich und knalle meine Faust in sein Gesicht.

Er taumelt rückwärts, wischt sich das Blut aus dem Mundwinkel und lacht. Er lacht mir ins Gesicht.

„Ich bin vielleicht ein Bastard, Maddox, aber im Moment bin ich ein Bastard, der völlige Kontrolle über dich hat. Und du denkst besser daran, wo dein Platz ist. Viel Spaß auf deiner kleinen Reise. Ich denke, ihr beiden findet allein raus?“

Er dreht mir den Rücken zu und ich beobachte, wie meine Mutter an seine Seite eilt und einen Riesenwirbel um ihr Baby macht. Unbändige Wut rast durch meinen Körper, und die Monster, die meine Familie in meiner Seele erschaffen hat, wachsen noch etwas mehr.