Logan - Drucie Anne Taylor - E-Book

Logan E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Charlie Hawking ist auf dem besten Weg, sich ihren großen Traum zu erfüllen und Tierärztin zu werden. Vor Studienbeginn will sie den Sommer über auf einer Ranch in Texas praktische Erfahrungen sammeln. Dort angekommen lernt sie Logan McBannon und dessen drei Brüder, die gutaussehenden Söhne ihres neuen Arbeitgebers, kennen. Die Männer sind wenig erfreut darüber, dass sie nun neben der Arbeit auch noch eine junge Frau betreuen müssen und behandeln Charlie wie einen Eindringling. Charlie selbst hat ein ganz anderes Problem: Der attraktive Logan hat ihr mit seiner rauen Art, die sie an einen echten Cowboy erinnert, gehörig den Kopf verdreht. Schließlich kommen Charlie und Logan sich näher. Doch schon bald merkt Charlie, dass die Brüder etwas verbergen … Von Drucie Anne Taylor sind bei Forever by Ullstein erschienen: Nights within Stardust Logan - Ein Sommer auf der McBannon Ranch (McBannon Brothers 1) Liev - Ein Herbst auf der McBannon Ranch (McBannon Brothers 2)

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Die AutorinDrucie Anne Taylor, geboren 1987 in Köln, absolvierte eine Ausbildung im Einzelhandel, dem sie später wegen der Geburt ihres ersten Kindes den Rücken kehrte. Gemeinsam mit ihrer Familie, zu der auch eine Katze und ein Zwergkaninchen gehören, lebt sie immer noch in der Stadt am Rhein. Schon in ihrer Jugend entdeckte sie die Liebe zum Schreiben, weshalb sich noch viele Manuskripte in dunklen, seither nie wieder geöffneten Schubladen verbergen. Wenn sie nicht gerade schreibt, besucht sie gerne Musicals oder schaut sich solche Verfilmungen an, deren Soundtracks sie zum Leidwesen ihrer Familie noch tagelang anhört oder auch mitsingt. Zum Schreiben braucht sie nur wenige Dinge: Latte Macchiato und Musik, oder Lärm, da sie sich bei absoluter Ruhe nicht konzentrieren kann.

Das Buch

Charlie Hawking ist auf dem besten Weg, sich ihren großen Traum zu erfüllen und Tierärztin zu werden. Vor Studienbeginn will sie den Sommer über auf einer Ranch in Texas praktische Erfahrungen sammeln. Dort angekommen lernt sie Logan McBannon und dessen drei Brüder, die gutaussehenden Söhne ihres neuen Arbeitgebers, kennen. Die Männer sind wenig erfreut darüber, dass sie nun neben der Arbeit auch noch eine junge Frau betreuen müssen und behandeln Charlie wie einen Eindringling. Charlie selbst hat ein ganz anderes Problem: Der attraktive Logan hat ihr mit seiner rauen Art, die sie an einen echten Cowboy erinnert, gehörig den Kopf verdreht. Schließlich kommen Charlie und Logan sich näher. Doch schon bald merkt Charlie, dass die Brüder etwas verbergen …

Drucie Anne Taylor

Logan

Ein Sommer auf der McBannon Ranch

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Mai 2017 (1)  © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017 Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat  ISBN 978-3-95818-184-7  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Kapitel 1

Seufzend stoße ich das Tor zur McBannon Ranch auf. Sie ist groß, es erstrecken sich vor mir weite Wiesen, doch sehe ich nirgends Tiere. Möglicherweise sind sie hinter dem Haus oder auf von hier aus nicht sichtbaren Weiden. In nicht allzu weiter Ferne entdecke ich das Farmhaus und unweit davon einen kleinen Brunnen. Genau so hatte ich mir eine echte Ranch vorgestellt.

Meine Mom und Richard McBannon sind seit ihrer Kindheit befreundet, haben sich allerdings aus den Augen verloren. Erst als ich verkündet habe, dass ich Tierärztin werden will, um mich um Rinder, Pferde und Ziegen kümmern zu können, hat sie mir vorgeschlagen, dass sie ihn kontaktiert, damit ich einen Einblick in die Farmarbeit bekomme. Besonders scharf bin ich nicht darauf, denn ich kenne Mr. McBannon überhaupt nicht. Ich weiß nichts über ihn, bloß dass die Farm seit Generationen in Familienbesitz ist. Meine Mom hat früher immer während der Ferien hier gearbeitet, bis sie Dad kennengelernt hat und in die Großstadt gezogen ist. Ich habe fast vierzehn Stunden Fahrt von Colorado Springs bis Austin hinter mir. Okay, ich bin nicht mitten in Austin, Texas, aber irgendwo im Umkreis.

»Hey! Vorsicht!«, brüllt mir jemand entgegen. Ich springe zur Seite, wobei ich mein Basecap, unter dem ich meine braunen Haare versteckt hatte, verliere. Dann prescht schon ein großer junger Mann auf einem Pferd an mir vorbei. Ich sehe ihn mir genauer an. Er wirkt wie ein Cowboy aus diesen zahlreichen Büchern, die derzeit so beliebt sind. Er ist stattlich, groß – wenn ich das richtig erkenne – und muskulös. Er wird von zwei anderen Männern, ebenfalls auf Pferden, verfolgt. Verdutzt sehe ich ihnen hinterher.

»Oh, fuck«, stoße ich aus. Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen, und diese Leute wirken so, als ob sie das jeden Tag tun würden. Ich hoffe, das wird nicht auch von mir erwartet, denn dafür habe ich zu großen Respekt vor diesen Tieren. Okay, ich gebe es zu, ich habe etwas Angst, mich auf den Rücken eines Pferdes zu setzen. Wobei es für die Farmarbeit sicher hilfreich wäre, reiten zu können. Ich verbringe hier die gesamten Ferien, bis ich mein Studium der Veterinärmedizin anfangen kann. Ich wurde nach dem College glücklicherweise für weitere Jahre an der Universität von Texas zugelassen. Dabei hatte ich zwischendurch schon Angst, alles umsonst gelernt zu haben, denn es ist wirklich schwer, einen Studienplatz für Veterinärmedizin zu bekommen. Die zwei Jahre Biologie, die man vorab studiert haben muss, habe ich bereits hinter mich gebracht, weshalb ich mich hier nun auf das eigentliche Studium vorbereiten kann.

Kopfschüttelnd denke ich daran, was hätte passieren können, wenn diese Männer mich mit ihren Pferden umgenietet hätten. Aber zum Glück ist ja nichts schiefgegangen.

Das Tor ist offen, also kann ich mit meinem schrottreifen alten Pick-up aufs Gelände fahren. Ich muss einige Schritte zurücklaufen, ehe ich mich wieder hinters Steuer setzen kann. Als ich ein paar Meter gerollt bin, steige ich noch einmal aus, um das Tor hinter mir zu schließen. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenn irgendein Tier türmt, obwohl ich nicht sicher bin, ob hier welche frei herumlaufen.

Schließlich fahre ich bis zum Farmhaus vor. Nachdem ich die Bremse gezogen habe, atme ich tief durch. Ich habe wirklich Schiss, dass der Hausherr oder irgendjemand, der hier arbeitet, mich nicht leiden kann. Aufgeregt fasse ich mir ein Herz, steige aus und betrachte das Haus. Von außen sieht es nicht schlecht aus, ist sogar sehr gepflegt, und die große Veranda ist ein Traum – insbesondere die Hollywoodschaukel. So eine wollte ich immer haben, aber meine Eltern waren dagegen.

»Wer zum Teufel sind Sie?«, ruft mir jemand von hinten zu.

Ich drehe mich um. »Mein Name ist Charlie, eigentlich Charlotte Hawking, ist Mr. McBannon zu sprechen?«

Der Mann, dessen Pferd ich vorhin ausgewichen bin, reitet auf mich zu. Als sein majestätisches Tier vor mir steht, steigt er ab. »Mein Vater ist in die Stadt gefahren.«

»Ah«, stoße ich hervor. »Dann warte ich wohl, hm?«

Er legt den Kopf schief, was mit dem Hut, den er trägt, ein wenig lächerlich aussieht. »Sie sind Miranda Hawkings Tochter, oder?«

»Ja, die bin ich.«

»Okay, er hat schon angekündigt, dass Sie kommen. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«

»Danke, Mr. McBannon.«

»Logan, mein Name ist Logan.«

»Dann danke, Logan«, korrigiere ich mich.

»Kein Ding, Charlie.« Er schenkt mir ein Lächeln, dabei entblößt er zwei Reihen schneeweißer Zähne. »Da wir schon unsere Vornamen kennen, können wir uns auch duzen.« Logan zwinkert mir zu.

»Alles klar.« Warum auch nicht? Er ist sicher nicht viel älter als ich.

»Wo ist dein Gepäck?«

»Auf der Ladefläche meines Autos.«

Er wirft einen Blick auf meinen Wagen. »Okay.« Dann hält er zwei Finger vor seine Lippen und stößt einen gellenden Pfiff aus. Es fühlt sich ein wenig so an, als ob mein Trommelfell zerfetzt wird, weshalb ich mir die Ohren zuhalte. Ich habe noch nie jemanden so pfeifen gehört.

Logan nimmt seine Hände runter, und im nächsten Moment sehe ich drei weitere Männer auf Pferden auf uns zureiten.

»Was gibt’s?«, fragt einer von ihnen, als sie uns erreicht haben.

»Lucas, Liam, Liev, das ist Charlie Hawking, die Dame, die Dad erwartet. Charlie, das sind meine Brüder«, stellt Logan mich vor.

Lauter L’s, das klingt sehr verwirrend. Es wird sicher schwierig, die Namen auseinanderzuhalten. »Hi.« Ich hoffe, ich wirke nicht schüchtern. Denn sonst kann ich meinen Ferienjob, der eigentlich ein Praktikum ist – ich werde nicht bezahlt, sondern bekomme nur ein kleines Taschengeld –, direkt begraben, weil sie mich nicht ernstnehmen werden. Das ist mir während meines letzten Jobs passiert, und der hat wahrlich nicht schön geendet.

»Wir nehmen Charlies Gepäck und zeigen ihr ihr Schlafzimmer«, verkündet Logan, der seine Brüder von den Pferden heranwinkt. Sie steigen ab und binden ihre Tiere am Hitch Rack an, wo auch Logans schon festgezurrt ist.

Verdutzt über so gute Manieren, sehe ich ihnen sprachlos dabei zu, wie sie meine Koffer und Taschen von der Ladefläche meines Pick-up holen.

»Kommst du, Charlie?«, fragt Lucas, als sie nacheinander an mir vorbeigehen.

Ich folge ihnen ins Haus. Das Treppenhaus, das sich direkt hinter der Eingangstür verbirgt, ist mit weißem Holz getäfelt. An den Wänden hängen zahlreiche Fotos und Hüte in allen Größen. Während wir die Treppe nach oben steigen, betrachte ich einige der Bilder genauer. Sie zeigen allesamt die Brüder und ihre Familie. Die Menschen auf den Fotos sehen sehr glücklich aus. Ich wünschte, die Fotos bei uns

zuhause würden ebenfalls so fröhlich wirken. Aber auf den meisten schauen meine Geschwister und ich genervt. Das lag meistens an Mom, die uns für die Familienfotos immer mehr oder weniger verkleidet hat. Ich habe sonst nie irgendwelche Rüschenblusen oder Bleistiftröcke getragen, weil ich diese Art Outfit ganz furchtbar finde.

»So, da wären wir … Wo ist denn … Charlie?«, ruft Logan.

Ich schaue nach oben und eile los. »Komme!« Ich komme an mehreren Zimmern vorbei, deren Türen offenstehen und in die ich einen Blick werfe, bis ich die vier McBannon-Brüder gefunden habe. »Sorry, ich habe mir die Fotos angesehen.«

Liev, Liam und Lucas heben ihre Augenbrauen, nur Logan grinst. »Okay. Das ist dein Zimmer.«

»Jungs!«, donnert es plötzlich von unten. »Warum habt ihr die Pferde am Hitch Rack angebunden? Ihr wisst doch, dass ihr sie zurück in den Stall bringen sollt.«

»Dad ist da«, meint Liev und verdreht die Augen.

»Und er ist wie immer großartig gelaunt«, brummt Liam.

»Ihr wisst, dass er es nicht böse meint«, mischt Logan sich ein. Vermutlich ist er der Älteste von ihnen, aber sicher bin ich mir nicht.

»Jungs!«, donnert es wieder von unten.

»Ich glaube, ich sollte mich ihm vorstellen«, sage ich scheu, mache mich auf den Weg, um Mr. McBannon kennen zu lernen. »Mr. McBannon?«

Er kommt mir entgegen und mustert mich skeptisch. »Wer sind Sie?«

Ich strecke meine Hand aus. »Hi, ich bin Charlie Hawking, Mirandas Tochter. Ihre Söhne waren so nett, mir mein Zimmer zu zeigen, und haben mein Gepäck nach oben gebracht.«

Daraufhin entspannen sich seine Gesichtszüge. »Hallo, Charlie. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen.« Er ergreift meine Hand, die ich kaum noch oben halten kann, und schüttelt sie. Sein Griff ist fest, meiner allerdings auch, da mein Vater immer viel Wert auf eine selbstbewusste Begrüßung gelegt hat. »Wie geht’s deiner Mom?«

»Ihr geht’s gut.« Ich schenke ihm ein Lächeln. »Und sie hat mir auch viel von Ihnen erzählt.«

Er lacht leise. »Nicht so förmlich, ich bin Rick.«

»Danke, Mr. … Rick«, korrigiere ich mich schnell und spüre die Hitze in meinen Wangen.

»Hey, Dad.« Hinter mir vernehme ich Schritte, weshalb ich einen Blick über meine Schulter werfe. Die Brüder sind mir gefolgt.

»Jungs«, brummt Rick daraufhin. »Was ist mit den Rindern?«

»Haben wir in den Stall getrieben, wie du es wolltest«, antwortet Lucas respektvoll.

»Und die Pferde?«, fragt Rick.

»Die bringen wir jetzt in den Stall«, mischt Logan sich ein. »Und die Hühner füttere ich gleich noch.«

»Danach verteilt ihr das Heu, und denkt dran, dass ihr den Rindern die Chips an den Ohren anbringen müsst.«

Lucas räuspert sich. »Dachte, das wären die Schweine gewesen.«

»Sag mir nicht, dass ihr den Schweinen weitere Chips verpasst habt«, antwortet Rick alarmiert.

Als ich ihn ansehe, sind seine Augen vor Schreck aufgerissen. Das lässt ihn älter wirken, als er eigentlich ist, er müsste in einem Alter mit meiner Mutter sein. Er wirkt fit, und von grauen Haaren sehe ich keine Spur, aber das liegt auch an dem Stetson, den er trägt.

»Haben wir nicht«, lacht Lucas. »Ich hab dich nur verarscht.«

»Scheißkerl«, brummt Rick amüsiert. »Jetzt los. Ich zeige Charlie derweil alles, was für sie von Belang ist.«

»Hattest du nicht gesagt, dass sie die gleichen Aufgaben übernehmen muss wie wir?«, erkundigt sich Logan.

Rick nickt ihm zu. »Stimmt, aber sie soll erst mal die Ranch kennen lernen und sich von der langen Fahrt erholen. Ihr vergesst, dass Colorado Springs fast fünfzehn Stunden weg ist.«

»Ich bin nicht müde«, mische ich mich ein. »Ich kann mir die Ranch auch von einem deiner Söhne zeigen lassen.«

Daraufhin seufzt er. »In Ordnung, aber komm später wieder zu mir, ich habe noch eine spezielle Aufgabe für dich, die dir sicher einen Vorteil im Studium verschaffen wird. Logan wird dir alles zeigen.«

»Okay«, erwidere ich und wende mich ab, um mit Logan zu gehen.

»Ach, Charlie?«

Ich drehe mich noch einmal zu Rick um. »Ja?«

»Ich habe auch noch etwas für dich.« Er lässt uns stehen und verschwindet.

»Was meint er?«, erkundige ich mich bei den Brüdern.

»Keine Ahnung, vielleicht ein Bolzenschussgerät oder so?«, schlägt Liev trocken vor.

»Bitte?«, frage ich entsetzt.

»Hör auf, sie zu verarschen«, zischt Logan und stößt seinem Bruder seinen Ellenbogen in die Rippen. Dann sieht er zu mir. »Wahrscheinlich hat er einen Hut für dich, denn Basecaps sieht er nicht gern.«

Die vier sind unheimlich groß, mindestens 1,90 Meter, weshalb ich mir mit meinen 1,68 unheimlich klein vorkomme.

Rick kommt zurück und reicht mir einen weißen Hut. »Der hat deiner Mom gehört. Ich dachte, du willst ihn vielleicht haben.«

»Du hast das Ding zwanzig Jahre lang aufbewahrt?«, hakt Logan nach.

»Ich habe ihn letzte Woche auf dem Dachboden gefunden. Deine Mutter muss ihn dort hingeräumt haben.«

»Wo ist denn Mrs. McBannon?«, erkundige ich mich.

Rick räuspert sich. »Sie ist in der Stadt, um Besorgungen zu machen.«

»Oh, ich freue mich schon darauf, sie kennen zu lernen«, sage ich lächelnd, dann betrachte ich den Hut. Er ist geflochten, nicht so wie die Hüte der Männer. Um die Krone herum verläuft ein braunes Hutband, das mit blauen Perlen verziert ist. Ja, es sieht meiner Mom ähnlich, dass sie diesen Hut getragen hat. Die Krempe ist nicht so ausgeprägt wie bei den Männern, aber sicher wird sie mich ausreichend vor der Sonne schützen. »Danke für den Hut, Rick.«

»Sie freut sich auch auf dich.« Er schenkt mir ein warmes Lächeln. »Und gern geschehen.« Anschließend widmet er sich seinen Söhnen. »Abmarsch, ihr habt Arbeit.«

»Und was machst du?«, erkundigt sich Liam bei seinem Vater.

»Ich werde mich um Celeste kümmern.«

»Okay, wann ist es eigentlich so weit?«

»Laut Dr. Gordon ist sie schon überfällig, aber geben wir dem Fohlen noch ein wenig Zeit«, antwortet Rick und atmet tief durch. »Und jetzt los, erledigen wir unsere Arbeiten, damit wir nicht zu spät zum Essen kommen. Ich will nicht, dass eure Mutter uns wieder das Abendessen vorenthält, weil irgendwer ein paar Minuten zu spät gekommen ist.«

Ich reiße die Augen auf. »Passiert das wirklich?« Ich hoffe, ich klinge nicht allzu panisch.

»Dir wird es nicht passieren, nur mir und meinen Jungs«, antwortet Rick lachend.

Alle vier Söhne stimmen in sein Lachen ein. Wahrscheinlich werde ich ausgelacht, aber das ist mir egal.

»Charlie, komm«, weist Logan mich an, während seine Brüder das Haus verlassen.

»Was machen wir jetzt?«, erkundige ich mich, während ich an dem Hut in meinen Händen herumnestle.

Er nimmt ihn mir aus der Hand und setzt ihn auf meinen Kopf. »Wir bringen Brody in den Stall. Und dann zeige ich dir erst mal alles. Danach füttern wir die Hühner und kümmern uns um den Misthaufen.«

»Den Misthaufen?«

»Ja, sicher, oder glaubst du, wir lassen das Ding meterhoch werden?«

»Keine Ahnung, aber das ist doch ein Haufen Scheiße, richtig? Was macht ihr damit?«, möchte ich wissen.

»Der wird zum Düngen verwendet.«

»Aber es ist doch Erntezeit.«

»Wir haben geerntet und gleich wieder neues Gemüse angepflanzt, damit wir im Herbst Grünkohl, Lauchzwiebeln und Rosenkohl einholen können«, erklärt er.

»Ach so.«

»Die Felder werden immer bestellt, Charlie.«

»Hm, gut zu wissen«, entgegne ich, während ich ihm zum Pferdestall folge.

»Was hast du bisher studiert?«, fragt er.

»Biologie.«

»Für das Veterinärmedizinstudium?«

»Ja, um zugelassen zu werden, muss man mindestens zwei Jahre ein naturwissenschaftliches Fach studiert haben.«

»Heißt?«

»Ich habe vier Semester Biologie studiert, um hier an der A&M zugelassen zu werden.«

»Was bringt dir das?«

»Mehr Wissen.«

»Und?«

Ich seufze. »Eine Zulassung zum Studium der Veterinärmedizin.«

»Und du kennst dich mit Nutztieren aus?«

»Die werden im Studium nur marginal abgedeckt, weshalb ich jetzt hier bin. Ich möchte Landtierärztin werden.«

»Ah ja«, sagt er sarkastisch und führt seinen Hengst, denn offenbar ist es sein eigenes Tier, in den Stall.

***

Nachdem Logan Brody in seine Box gebracht hat, überlässt er ihn seinen Brüdern zum Striegeln. Dann machen wir uns zu unserem Rundgang auf der Ranch auf. Wir überqueren den Hof, und die staubige Hitze des texanischen Sommers kriecht mir in die Glieder. Die Sonne steht hoch oben am Himmel, und keine einzige Wolke ist zu sehen. Unsere Schritte wirbeln den trockenen Sand auf, was mich ein wenig an eine Wüste erinnert. Zum Glück bin ich diese Hitze auch von zuhause gewöhnt. Ich hoffe, dass das Gelände nicht allzu riesig ist, denn ich habe jetzt schon Seitenstiche, weil ich ihm so schnell nachlaufen muss. Ich habe eben nicht den Vorteil so langer Beine.

Fünf Minuten später erreichen wir einen kleinen Schuppen, vor dem ein Außenbereich abgezäunt ist.

»Hier leben unsere Hühner«, verkündet er schließlich und greift sich einen Eimer. Er reicht ihn mir. »Fütterst du sie?«

Ich nehme ihn entgegen. »Okay, wo ist das Futter?«

Daraufhin zeigt er zu einem kleinen Silo. »Dort drin.«

»Und wie bekomme ich es raus?«

»Ich zeige es dir.« Er geht mit mir zum Silo und deutet auf einen Hebel. »Den Eimer hältst du unter die Rutsche, dann ziehst du am Hebel. Du schließt ihn, wenn der Eimer halbvoll ist.«

»Okay.«

»Du solltest dir vielleicht dein Shirt vor Mund und Nase halten, der Staub, der mit dem Getreide mitkommt, kratzt in den Atemwegen.«

»Alles klar.« Ich ziehe mein Shirt so weit hoch, dass mein Bauch entblößt wird, und spanne es vor Mund und Nase, anschließend ziehe ich am Hebel. Die Wucht, mit der das Hühnerfutter in den Eimer schießt, reißt mich fast von den Füßen.

»Du musst den Hebel schließen!«, sagt Logan laut.

Ich will ihn nach oben ziehen, doch ich kann ihn nicht bewegen. »Ich kriege es nicht hin.«

»Nimm beide Hände.«

Ich stelle den Eimer, der inzwischen mehr als dreiviertelvoll ist, ab und versuche weiter, den verdammten Hebel zu schließen. »Dieses beschissene Mistding!«, fluche ich verzweifelt.

Logan greift zwischen meinen Händen hindurch und schließt den Hebel ohne viel Mühe. »Was war daran so schwer?«

Ich schnaube. »Ich habe vielleicht nicht ganz so viel Kraft wie du.« Hoffentlich nimmt er mir mein Motzen nicht übel.

Sein leises Lachen macht mich irgendwie wütend. »Das kommt noch.«

»Hm.« Trotzig ziehe ich den überfüllten Eimer aus dem Haufen Hühnerfutter, der sich darum gebildet hat, und stapfe durch den Matsch zum Hühnerstall.

»Das ist zu viel Futter«, meint er, als ich in das Gehege der Hühner gehe. Es ist mit Maschendraht eingezäunt.

Gackernd kommen die Hühner auf mich zu, weshalb ich zu rennen beginne. »Bleibt weg!«, rufe ich verzweifelt, als sie mich umzingeln.

Logan lacht laut. »Hast du wirklich Angst vor ein paar harmlosen Hühnern?«

»Scheiße«, rufe ich aus, als mir eins der Hühner mit dem Schnabel ins Bein pickt.

»Kipp den Eimer, und dreh dich im Kreis, aber verschütte nicht alles. Dann dürftest du Ruhe vor ihnen haben«, weist er mich amüsiert an.

Ich tue, wie mir geheißen, und sofort stürzen sich die Tiere auf ihr Getreide.

»Komm raus, Charlie«, prustet er immer noch.

Ich eile zum Zauntor und schlüpfe hindurch. »Das gefällt dir, was?«

Er nickt grinsend. »Auf jeden Fall. Warum auch nicht?«

»Weil es nicht witzig ist.«

»Was hätten sie dir denn groß antun können?«

»Sie hätten mir mindestens die Waden zerfleischen können.«

Wieder lacht er schallend. »Gut zu wissen, falls ich mal jemanden loswerden will. Ich schubse ihn dann einfach in den Käfig der blutrünstigen texanischen Kampfhühner.«

»Arsch.«

»Ich weiß, aber die meisten Frauen stehen drauf.«

Ich knurre bloß und sage nichts mehr. Was für ein Mistkerl. Er hätte mir von vornherein helfen müssen, statt mich ins kalte Wasser zu schubsen.

»Lass uns weitergehen, es gibt noch viel zu tun.«

»Okay.«

»Und ich weiß, dass ich dir hätte helfen müssen, aber ich wollte sehen, wie sich ein Mädchen aus der Stadt beim Hühnerfüttern anstellt.«

»Das Mädchen aus der Stadt hat sich blöd angestellt. Bist du nun zufrieden?«, hake ich nach.

»Auf jeden Fall.«

Ich schnaube, doch sage nichts mehr. Stattdessen gehe ich mit ihm weiter, um mir das Gelände anzusehen. Über die Ranch erstrecken sich, neben den Feldern und Tiergehegen, weite grüne Wiesen, was ich bezaubernd schön finde. Ich wette, sie haben auch noch Weiden für die Pferde und Rinder, aber die zeigt Logan mir nicht. Vermutlich, weil ich damit nicht viel zu tun haben werde, oder weil es möglicherweise zu viel für den heutigen Tag wäre.

Es muss etwa zwei Stunden später sein, als ich mich, von Seitenstichen geplagt, Logan widme. »Sind wir durch?«

Wieder legt er den Kopf schief. »Eigentlich nicht, aber du siehst kaputt aus. Du solltest dich vor dem Abendessen ausruhen.«

»Ich bin kaputt, aber ich werde hier genauso arbeiten müssen wie jeder andere, deshalb zeig mir bitte den Rest.«

Logan verneint mit einer Geste. »Du ruhst dich aus. Ich will nicht schuld sein, wenn du morgen früh verschläfst.«

»Wann soll ich überhaupt auf den Beinen sein?«

»Um fünf.«

Meine Gesichtszüge entgleisen. »Um fünf?« Mein Ton klingt genauso ungläubig, wie ich mich fühle.

»Ja, um fünf gibt’s Frühstück, um Viertel vor sechs geht’s mit der Arbeit los. Du solltest also besser gegen halb fünf aufstehen oder früher, wenn du noch duschen willst. Ab halb fünf ist das Bad in der Regel besetzt.«

»Oooookay«, stoße ich langgezogen aus.

»Also schlaf dich jetzt aus, oder entspann dich zumindest ein bisschen, damit du morgen nicht total zerknautscht bist, wenn es losgeht.«

»Okay«, gebe ich mich geschlagen und drehe mich Richtung Haus, das hinter dem Hügel liegt, über den wir gegangen sind.

»Ich bringe dich zum Haus, dann schaue ich nach meinen Brüdern und kümmere mich morgen um den Misthaufen.«

»Alles klar.«

Er reicht mir die Hand, damit ich durch den schwammigen Boden komme. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinen Turnschuhen einsinke, weil der Grund so weich ist, aber ich habe keine Ahnung, woran es liegt. Die Wiesen sind zwar sattgrün, aber sie sehen nicht so aus, als würden sie tagtäglich bewässert werden. »Es hat in den letzten Tagen ordentlich geregnet, was wirklich selten vorkommt, deshalb ist der Boden so weich.«

»Also deshalb.«

»Was?«

»Deshalb sinke ich in die Erde ein.«

»Ja, aber du hast auch beschissenes Schuhwerk für eine Ranch. Du solltest über Stiefel nachdenken.«

»Die sind in meinem Koffer, weil ich lieber bequeme Schuhe zum Fahren tragen wollte«, gebe ich zurück.

»Hm«, macht er amüsiert. »Tja, dann lernst du es eben auf die harte Weise, denn die Turnschuhe kannst du sicher wegwerfen, wenn wir wieder am Haus sind.«

»Wie meinst du das?«

»Sie werden voller Grasflecken und Matsch sein«, meint er.

»Das kann man wegschrubben.«

»Dann schrubb, wird bestimmt ein Vergnügen.«

Ich verdrehe die Augen. »Weißt du eigentlich, dass du sehr charmant bist?«

Logan nickt gewichtig. »Ja, das wurde mir schon mehrmals gesagt. Besonders oft von meiner Exfreundin.«

»Okay, ich bin nicht deine Ex, sondern ernsthaft stinkig, dass du so überheblich bist. Dein Charme ist der eines Bauerntrampels«, lasse ich ihn wissen.

»Lieber bin ich ein Bauerntrampel als eine zickige und verwöhnte Großstadtgöre.«

Meine Gesichtszüge entgleisen. Das hat er doch nicht gesagt! Ich bin wirklich entsetzt, dass er so von mir denkt, immerhin habe ich mich nicht einmal wie eine verwöhnte Zicke angestellt, aber ich bin eben ein Großstadtkind.

»Spiel, Satz und Sieg, hm?«, hakt er triumphierend nach.

»Wie alt bist du? Fünf?«

»Fünfundzwanzig, du lagst knapp daneben.«

Er klingt so überzeugend und amüsiert, dass ich selbst auch grinsen muss. »Vielleicht fangen wir morgen noch mal auf dem richtigen Fuß an«, schlage ich daher vor.

»Meinetwegen, aber ich glaube, auf dem werden wir auch nicht stehen können.«

»Wir werden sehen.« Mit den Fingerspitzen fahre ich über die hohen Grashalme. »Hast du schon immer auf der Ranch deiner Eltern gearbeitet?«

»Mit knapp eineinhalb Jahren Pause habe ich das.«

»Was hat die Pause verlangt?«

»Meine Exfreundin, mit der ich nach Coral Gables gegangen bin. Als wir entschieden haben, uns zu trennen, bin ich zurückgekommen«, erzählt er.

»Wie hast du sie kennen gelernt?«, möchte ich wissen.

»Sie kommt ursprünglich aus Texas, und ich habe sie im Sommer vor drei Jahren zum ersten Mal getroffen. Da ich ziemlich verliebt war, wollte ich nicht ein ganzes Jahr warten, bis sie wieder nach Texas kommt, sondern bin mit ihr gegangen. Was ich besser nicht getan hätte. Kaum waren wir in Coral Gables, ging alles den Bach runter.«

»Tut mir leid für dich«, sage ich mitfühlend.

»Es ist kein Problem für mich. Hailey und ich sind immer noch befreundet, sie kommt sogar regelmäßig mit ihren Freunden her. Ich denke, diesen Sommer werden sie auch vorbeischauen, wenn sie Mrs. Brooks besuchen.«

»Wer ist denn Mrs. Brooks?«, hake ich irritiert nach.

»Sie ist Camilles Mom, und Camille ist Haileys beste Freundin«, erklärt er.

Skeptisch hebe ich eine Augenbraue, doch ein Lächeln wegen der Frage, die in meinem Kopf herumgeistert, kann ich mir nicht verkneifen. »Muss ich mir das merken?«

Logan lacht leise. »Nein, musst du nicht.«

»Warum erzählst du es mir dann?«, hake ich amüsiert nach.

»Warum fragst du mich danach?«, kontert er.

Grinsend greife ich seine Hand fester. Wir springen von einem Stein, der am Fuß des Hügels, den wir überwunden haben, liegt. »Danke für die Hilfe.«

»Kein Problem.« Logan schaut zum Stall. »Findest du allein zum Farmhaus?«

»Jetzt, da ich es sehe, kriege ich das sicher hin.« Ich ziehe meine Hand zurück und wende mich von Logan ab. Während ich auf das Haus zugehe, streife ich eine Strähne meiner braunen Haare hinter mein Ohr und halte sie fest, als Wind aufkommt. Über meine Schulter hinweg schaue ich noch einmal zu Logan. Er winkt mir zu, und ich erwidere die Geste. Seufzend lasse ich ihn hinter mir und hoffe, dass wir uns morgen nicht wieder so anzicken werden.