Lore-Roman 103 - Lore von Holten - E-Book

Lore-Roman 103 E-Book

Lore von Holten

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Beschreibung

Auf Wunsch seines strengen Vaters heiratet Martin Prinz von Windenburg die schöne Sandra von Ruthen. Er schließt die Ehe, ohne seine junge Frau zu lieben. Wahre Liebe hat Prinz Martin nur einmal erfahren, doch dem vermeintlichen Glück war ein bitteres Erwachen gefolgt. Seither glaubt sich der junge Mann gefeit gegen tiefere Gefühle, die sein Herz erreichen könnten - bis ihm eines Tages ein ungeheuerlicher Anschlag auf sein Leben deutlich macht, dass er endlich sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen muss. Zu seinem Schrecken erkennt er schon bald darauf, dass er eine Teufelin geheiratet hat ...


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Inhalt

Cover

Geheimnis um Schloss Windenburg

Vorschau

Impressum

Geheimnis um Schloss Windenburg

Was verbirgt die grausame Prinzessin?

Von Lore von Holten

Auf Wunsch seines strengen Vaters heiratet Martin Prinz von Windenburg die schöne Sandra von Ruthen. Er schließt die Ehe, ohne seine junge Frau zu lieben. Wahre Liebe hat Prinz Martin nur einmal erfahren, doch dem vermeintlichen Glück war ein bitteres Erwachen gefolgt. Seither glaubt sich der junge Mann gefeit gegen tiefere Gefühle, die sein Herz erreichen könnten – bis ihm eines Tages ein ungeheuerlicher Anschlag auf sein Leben deutlich macht, dass er endlich sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen muss. Zu seinem Schrecken erkennt er schon bald darauf, dass er eine Teufelin geheiratet hat ...

Über dem vornehmen Jachthafen von Vouliagmeni, etwas mehr als zwanzig Kilometer südlich von Athen gelegen, schien die Sonne, aber das war an diesem herrlichen griechischen Platz die Regel.

In kurzen Zeitabständen schwebte ein zur Landung auf dem nahen Flughafen ansetzendes Düsenflugzeug ein. Hoch über dem Hafen, auf einer schmalen Landzunge gelegen, erhob sich das Astir Palace Hotel, umgeben von einem riesigen Park, eines jener Prachthotels, in dem es stets mehr Personal als Gäste gab und in dem die Preise dementsprechend waren.

Es wehte eine leichte Brise, die Meeresoberfläche war schwach gekräuselt. Im Innern des Hafens war das Wasser jedoch unbewegt, die weißen Jachten lagen still Seite an Seite.

Vor einer dieser Jachten, die an dem Hafenkai lagen, stand ein schwerer, weißer Sportwagen.

Der Fahrer, der ein weißes Hemd und eine schwarze Hose trug, war damit beschäftigt, eine Reihe von Koffern aus dem Wagen zu heben und sie an Bord der Jacht zu bringen.

Das Schiff war weiß, etwa mittelgroß, und nagelneu. Der Bug war scharf, die Kabinenfenster groß, und über der Heckplattform war ein Sonnensegel gespannt, damit man dort im Schatten im Freien sitzen konnte.

Ein älterer Mann, der einen verschlissenen blauen Overall und weiße, aber nicht saubere Segeltuchschuhe trug, half dem Fahrer des Wagens, die Koffer an Bord zu bringen.

Der Mann war unrasiert, hatte graues Haar und ein wettergegerbtes Gesicht – ganz offensichtlich ein Mensch, der die meiste Zeit seines Lebens auf Schiffen zugebracht hatte.

Jetzt waren alle Koffer an Bord.

»Wann kommt die Durchlaucht?«, fragte der Alte den Fahrer.

Der Fahrer wies zum Palasthotel hinauf, das man vom Hafen aus sehr gut sehen konnte. Stolz und majestätisch thronte der Prachtbau auf dem Hügelrücken.

»Der Prinz ist noch im Hotel«, entgegnete der Fahrer. »Ich habe erst die Koffer gebracht, jetzt fahre ich zurück und hole ihn. Er kommt gleich an Bord.«

Der alte Seebär nickte. Er deutete auf den Fahrer.

»Du fahren mit auf Schiff?«, fragte er in seinem gebrochenen Deutsch.

»Nein, ich fahre nicht mit, ich bringe den Wagen nach Hause«, erklärte der Fahrer.

»Ich also mit Durchlaucht allein auf Meer?«, wollte der Seemann wissen.

»Ja, Sie allein. Das klappt doch, wie?«

»Ich alles können«, grinste der Seemann und zeigte eine Zahnlücke. »Durchlaucht sicher auf Schiff wie in Bett in Hotel.«

»Dann ist es ja gut«, entgegnete der Fahrer.

Er half dem Alten noch, die Koffer in die luxuriöse Kabine zu bringen, die für den Jachteigner zur Verfügung stand. Aber nicht nur die Schlafkabine war üppig eingerichtet, auch die übrigen Räume des weißen Schiffes ließen an Luxus nichts zu wünschen übrig.

Neben dem Salon und einem kleinen Speiseraum waren insgesamt vier Schlafkabinen an Bord, daneben natürlich auch die Kombüse und andere Wirtschaftsräume.

Jetzt waren die beiden Männer mit ihrer Arbeit fertig. Der Fahrer wandte sich dem Alten zu.

»Der Prinz kommt gleich«, sagte er ihm, »warten Sie, bis er an Bord gekommen ist. Er möchte mit Ihnen noch einige Einzelheiten besprechen.«

»Ich warten«, bestätigte der Alte und sah zu, wie der Fahrer das Schiff verließ, sich in den Wagen setzte und davonfuhr.

Er fuhr vom Jachtgelände zur schmalen, vielfach gewundenen Küstenstraße hinauf, wandte sich nach rechts und hatte nach wenigen Hundert Metern die pompöse Einfahrt zum Palasthotel erreicht. Der weiße Wagen passierte das Torhäuschen und fuhr zum Hotel hinauf.

Vor dem Hotelportal brachte der Fahrer den Wagen zum Stehen, stieg aus und betrat die riesige Hotelhalle. Der Mann schaute sich um, aber er konnte den Prinzen nicht sehen.

Daher trat der Mann an die Rezeption.

»Haben Sie den Prinzen von Windenburg schon gesehen?«, fragte er den schwarz gekleideten Empfangschef, der hinter der Theke stand.

»Der Prinz ist in die Bar gegangen«, lautete die Auskunft.

Der Fahrer nickte und machte sich auf den Weg. Die Bar lag am hinteren Ende der Halle.

An einem der Tische saß Martin Prinz von Windenburg.

Er mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein, hatte dichtes dunkles Haar, ein markant geschnittenes, von der Sonne tief gebräuntes Gesicht, dunkle, scharfe Augen und ein energisches Kinn. Die Nase besaß einen feinen Schwung, und dem sehr männlich wirkenden Mund sah man an, dass er gern lachte.

»Ah, da sind Sie ja, Kodermann«, sagte der Prinz, als der Fahrer an ihn herantrat.

Der Fahrer deutete eine Verbeugung an.

»Die Koffer sind an Bord, Durchlaucht. Es ist alles bereit. Ich habe dem Alten gesagt, dass er auf Sie warten soll«, berichtete er.

»In Ordnung. Sie können mich gleich zum Hafen hinunterbringen. Ich brauche Sie dann nicht mehr. Wann wollen Sie heimfahren?«

»Morgen, Durchlaucht. Es ist schon Nachmittag, heute komme ich sowieso nicht mehr weit. Auf diesen Straßen hier möchte ich nicht in der Dunkelheit unterwegs sein.«

»Kann ich verstehen«, erwiderte Prinz Martin lächelnd. »Sie haben ja Zeit. Bis ich am Ziel bin, vergehen etliche Tage.« Er griff in die Tasche und holte ein paar Geldscheine heraus. Ohne sie abzuzählen, gab er sie dem Fahrer. »Hier, damit Sie sich unterwegs mal ein Glas Wein leisten können.«

Kodermann nahm die Scheine entgegen, und aus einem unerklärlichen Grunde wurde er rot.

»Vielen Dank, Durchlaucht. Sie sind sehr freundlich zu mir«, erklärte er.

»Schon gut. Sonst haben Sie Geld genug bei sich?«

»Mehr als genug.«

»Also wäre alles in Ordnung. Kommen Sie, bringen Sie mich jetzt hinunter. Hier habe ich bereits alles erledigt. Was Sie im Hotel noch benötigen, können Sie auf meine Rechnung setzen lassen. Die Rechnung wird nach Hause geschickt.«

»Wie Sie wünschen, Durchlaucht.«

Der Prinz stand auf. Seine Bewegungen waren kraftvoll und lässig zugleich. Er trug einen schneeweißen Anzug, und man sah es ihm auf den ersten Blick an, dass bei ihm Geld keine Rolle spielte und er es gewohnt war, sich auf jedem Parkett mit absoluter Sicherheit zu bewegen.

Sie verließen die Bar und durchquerten wenig später die Halle. Als der Empfangschef den Prinzen erblickte, kam er eilig heran.

»Darf ich Eurer Durchlaucht eine gute Reise wünschen?«, sagte er unterwürfig.

»Danke, danke. Das Wetter ist gut. Ich glaube, ich werde eine gute Fahrt haben.«

»Wohin gedenken Eure Durchlaucht zuerst zu fahren?«

»Nach Brindisi. Dort werde ich ein oder zwei Tage an Land gehen, und dann fahre ich weiter nach Venedig.«

»Durchlaucht haben eine sehr schöne Route vor sich«, meinte der Empfangschef. Er sprach ein recht ordentliches Deutsch.

»Das hoffe ich.« Prinz Martin nickte dem Mann noch einmal zu, und dann verließ er das Hotel.

Kodermann sprang zum Mragen und riss die Tür zum Beifahrersitz auf. Gleich darauf rollte der Wagen hügelabwärts zur Küstenstraße hinunter, und wenig später hielt das Auto vor der Gangway an, die an Bord der weißen Jacht führte.

Kodermann wollte ins Freie springen, um dem Prinzen die Tür zu öffnen, aber Prinz Martin winkte ab.

»Lassen Sie nur, Kodermann, das schaffe ich schon noch allein«, meinte er leutselig. Er reichte dem anderen die Hand. »Kommen Sie gut nach Hause.«

»Danke, Durchlaucht, ich fahre vorsichtig.«

»Gut, gut. Also dann – bis später.«

»Gute Reise, Durchlaucht!«

Der Prinz stieg aus und warf die Garagentür zu, Kodermann gab Gas, und der weiße Wagen glitt am Jachtklubgebäude vorbei davon.

Der Prinz ging an Bord. Gleich neben dem Aufgang stand der alte Seebär und grinste dem Prinzen entgegen. Der Prinz lächelte und reichte ihm die Hand.

»Na, ist das Schiff seeklar?«, fragte er.

»Schiff fertig, Durchlaucht«, meldete der Alte. »Koffer in Kabine.«

»Sehr schön. Morgen früh um fünf Uhr möchte ich in See stechen, Samos.«

»Werde hier sein.« Der Mann hieß gar nicht Samos. Er führte einen unaussprechlichen griechischen Namen, deswegen hatte der Prinz ihn kurz Samos getauft.

»Sie wollen die Nacht noch an Land bei Ihrer Familie verbringen, Samos?«, erkundigte sich der Prinz.

»Wenn erlauben, Durchlaucht ...«

»Natürlich erlaube ich das. Nur möchte ich pünktlich losfahren, damit wir einen langen Tag vor uns haben.«

»Werde hier sein«, beteuerte der Alte noch einmal, und Prinz Martin wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte.

Er hatte den Alten über eine Agentur in Piräus angeheuert, damit er ihm half, die neu gekaufte Jacht nach Venedig zu überführen. Samos verlangte seinen Preis, aber dafür war er Kapitän, Matrose und Koch in einer Person, und er besaß einen glänzenden Ruf als Seemann.

»Wenn Sie morgen früh losfahren, und wenn ich noch nicht wach sein sollte«, sagte der Prinz, »brauchen Sie mich nicht zu wecken. Sie bekommen das Schiff gewiss allein los, nicht wahr?«

»Kann ich. Wird schon einer da sein zum helfen«, erklärte der Alte.

»Also gut. Wie steht es mit unseren Vorräten?«

»Ist an Bord.«

»Auch Wein?«

Der alte Seemann grinste. »Habe ich zuerst gekauft«, erklärte er.

»Na, dann werden wir ja unterwegs keine Not leiden«, meinte der Prinz zufrieden. »Wenn Sie hier nichts mehr zu tun haben, können Sie jetzt heimfahren.«

»Danke, Durchlaucht. Muss Abschied nehmen von Familie.«

»Grüßen Sie die Ihren von mir.«

»Große Ehre für meine Familie, dass ich fahre mit Durchlaucht«, sagte der Alte, und dann ging er von Bord.

Irgendwo lehnte ein Schrotthaufen an einem Pfahl, den man bei näherem Hinsehen als Kleinmotorrad identifizieren konnte. Obwohl das Ding so aussah, als wäre es nicht mehr benutzbar, schwang sich der Alte darauf und knatterte davon.

Lächelnd blickte der Prinz ihm nach. Dann drehte er sich um und betrat die Kabine.

Der Prinz betrachtete die feudale Einrichtung, und er nahm auch die anderen Räume in Augenschein.

Nein, mit diesem Schiff hatte er sich ganz gewiss nicht verkauft. Bei einer Probefahrt hatte er sehr bald gemerkt, wie seetüchtig die Jacht war, und an der Einrichtung gab es nicht das Geringste auszusetzen.

Die Jacht hatte bis vor wenigen Tagen einem reichen Griechen gehört, der dieses Schiff zwar besessen, es aber nie benutzt hatte. Daher hatte der Grieche einen Käufer gesucht, und als Interessent hatte sich Martin Prinz von Windenburg gemeldet. Man war sich rasch handelseinig geworden.

Der junge Mann blickte auch in die Schlafkabinen hinein. Und einen Augenblick lang überlegte er, wen er wohl als Gäste mitnehmen würde, wenn er mal eine Seereise unternahm. Es musste sich dabei um Leute handeln, die nett und sympathisch waren, und mit denen man auch dann auskommen konnte, wenn man tagelang auf einem engen Raum zusammenleben musste. Aber das war wohl ein Problem, über das im Moment nachzudenken sich nicht lohnte.

Der Prinz besichtigte die Kombüse. Alles war blitzsauber. Der Vorratsraum, der hinter der Kombüse lag, war bis an den Rand gefüllt. Auch die Kühlfächer quollen fast über. Samos hatte wahrhaftig ganze Arbeit geleistet.

Jetzt trat der junge Adelige wieder ins Freie hinaus. Er setzte sich unter dem Sonnensegel auf der Heckplattform in einen bequemen Sessel und schaute sich um.

Er sah die beiden Kabel, mit denen das Schiff mit den Hafenanlagen verbunden war.

Eines dieser Kabel lieferte Strom, das andere stellte die telefonische Verbindung her. Sobald das Schiff den Hafen verließ, wurden diese beiden Leitungen natürlich entfernt. Die Stromversorgung übernahmen dann die beiden starken Schiffsmotoren, die Telefonverbindung wurde über Funk hergestellt.

Als der Prinz an das Telefon dachte, stand er in einem plötzlichen Entschluss auf und betrat den Salon ... Dort stand der Apparat. Prinz Martin nahm den Hörer ab und wählte.

***

Das Schloss war nicht sehr groß, aber es wirkte mit seinen verspielten Türmchen und den vielen Erkern sehr malerisch. Es lag in einem großen Park verborgen, war von gepflegten Rasenflächen und Blumenbeeten umgeben, und gleich rechts gab es ein großes Schwimmbecken. Etwas weiter entfernt, halb zwischen die Bäume des Waldgürtels hineingeschoben, befand sieh der Tennisplatz.

Die Sonne schien, es war warm.

Neben dem Schwimmbecken stand unter einem bunten Sonnenschirm ein Sessel, daneben befand sich ein runder Tisch, in Reichweite war eine fahrbare Kühlbar gerückt.

In dem Sessel, nur mit einem knappen grünen Bikini gekleidet, saß eine blonde junge Frau. Sie war eine Schönheit mit ihren blauen Augen und dem ebenmäßig geschnittenen Gesicht. Sie wirkte ein wenig herrisch, und wenn man sehr genau hinsah, entdeckte man um ihren Mund einen harten Zug.

Die Frau blätterte gelangweilt in einer Illustrierten, und als sie jetzt Schritte vernahm, hob sie den Kopf.

Ein Mädchen in schwarzem Kleid und weißer Schürze kam rasch von der Terrasse des Schlosses zum Schwimmbad herüber.

Die junge Frau hob ungnädig die linke Augenbraue.

»Ist etwas, Marlene?«, fragte sie das Mädchen.

»Telefon für Sie, Durchlaucht«, erwiderte das Mädchen. »Seine Durchlaucht wünschen Sie zu sprechen.«

»Ich komme.«

Sandra Prinzessin von Windenburg erhob sich. Sie griff nach einem weißen Bademantel, schlüpfte in ihn hinein und ging rasch zur Terrasse. Durch eine breite Tür gelangte sie in das Innere des Schlosses, und wenig später nahm sie den Hörer zur Hand.

»Martin, bist du es?«, rief sie.

»Ja, ich bin es«, erwiderte ihr Mann. »Wie geht es dir, meine Liebe?«

»Ich habe wahnsinnig viel zu tun«, erklärte die blonde Frau. »Gerade habe ich die Wirtschaftsbücher kontrolliert. Du weißt ja, dass man sich heute auf niemand mehr verlassen kann.«

»Frau Huber ist eine absolut zuverlässige Person«, hielt der Prinz ihr vor.

Frau Huber war die Haushälterin des prinzlichen Paares. Sie hatte früher, bevor Prinz Martin die schöne Sandra geheiratet hatte, im großen fürstlichen Schloss bei dem Vater des Prinzen als stellvertretende Haushälterin gearbeitet, und der Fürst hatte Frau Huber an seinen Sohn abgetreten, damit dieser eine zuverlässige Kraft in seinem Haus hatte.

»Machst du mir etwa schon wieder Vorwürfe?«, fragte die Prinzessin gereizt.

»Ich denke nicht daran, ich meine nur, dass man sich auf Frau Huber verlassen kann, und das weißt du auch.«

»Trotzdem muss man den Leuten immer auf die Finger sehen, sonst kommen sie noch auf dumme Gedanken. Erzähle mir lieber, was du tust, Martin.«

»Ich bin jetzt an Bord der Jacht«, erzählte er ihr. »Morgen in aller Herrgottsfrühe fahre ich los.«

»Wie ist das Wetter?«

»Ruhig und sonnig. Könnte gar nicht besser sein.«

»Was ist mit Kodermann?«

»Ich habe ihn eben zum Hotel zurückgeschickt. Er wird morgen früh die Heimfahrt antreten. Sobald ich in Venedig eingetroffen bin, rufe ich dich an. Ich komme von dort mit dem Flugzeug heim. Aber das wird noch ein paar Tage dauern.«

»Wie du meinst. Hoffentlich passiert dir unterwegs nichts, Martin«, sagte die Prinzessin.

»Was soll mir schon passieren?« Der Prinz lachte. »Du solltest den Seebären sehen, den ich angeheuert habe. Er sieht aus wie ein Strauchdieb, aber er ist der beste Mann, den man sich nur wünschen kann. Ich bin vollkommen sicher, dass er mich und das Schiff heil und gesund nach Venedig bringt.«

»Das beruhigt mich. Hast du alles, was du brauchst?«

»Natürlich, Sandra. Und wie sieht es bei dir aus, meine Liebe?«

»Wie immer. Vorgestern war ich bei deinem Vater.«

»Und?«

»Er ist nicht sehr begeistert davon, dass du schon seit zwei Wochen unterwegs bist, nur um dir die Jacht zu kaufen. Er meinte, du hättest deine Zeit nutzbringender verwenden können.«

»Diese Reaktion habe ich erwartet. Er war ja auch schon dagegen, als ich nur die Absicht äußerte, eine Jacht kaufen zu wollen. Aber er wird sich schon daran gewöhnen. Was hast du ihm denn geantwortet, Sandra?«

»Dass du wissen musst, was du tust«, erklärte die hübsche Blondine.

»In Ordnung. Das wäre es dann also. Lass es dir gut gehen, meine Liebe.«

»Ich will es versuchen. Heute Abend fahre ich einmal in die Stadt hinein. Ich bin schon lange nicht mehr irn Theater gewesen.«

»Gute Idee. Fährst du allein?«

»Natürlich. Aber ich treffe mich mit Alice. Wir besuchen die Vorstellung gemeinsam.«

Alice von Kamp war eine alte Freundin der Prinzessin. Sie lebte in der Stadt, wo ihr Mann als Rechtsanwalt tätig war.

»Hoffentlich langweilt das Stück euch nicht«, meinte der Prinz.

»Es soll recht dramatisch sein, mehr kann ich dazu nicht sagen«, antwortete die Prinzessin. »Sonst noch etwas?«

»Ich wüsste nichts mehr. Amüsiere dich gut.«

»Tue du das Gleiche. Bis bald, Martin!«

»Bis bald!«

Sie legte den Hörer auf und seufzte. Einen Moment lang überlegte sie, was sie tun sollte, dann ging sie in einen kleinen Raum, der als Bar eingerichtet war, und schenkte sich einen Cognac ein.

Sie hatte gerade den ersten Schluck genommen, als sie das Telefon erneut klingeln hörte. Sie wartete einen Moment, dass jemand den Hörer abnahm, aber da niemand in der Nähe zu sein schien, ging sie selbst hin.

»Windenburg«, meldete sie sich.

»Sind Sie es selbst, Durchlaucht?«, fragte eine Männerstimme.

Ja, ich bin es.«

»Hier ist Kodermann, Durchlaucht!« Die Stimme klang verhalten. »Sind Sie allein?«

»Ja.« Das Herz der Prinzessin schlug rascher und heftiger.

»Es ist alles in Ordnung«, sagte Kodermann. »Morgen früh läuft er aus.«

»Ich weiß es. Er hat gerade eben mit mir telefoniert. Kann ich mich auf Sie verlassen?«

»Voll und ganz, Durchlaucht. Ich werde morgen früh auf sein und beobachten, was passiert. Um fünf will er in See stechen.«

»Wo werden Sie sein?«

»Hier oben im Hotel. Von hier aus kann man den Hafen und das Meer weit überblicken. Sobald alles erledigt ist, rufe ich Sie an.«

»Aber nicht schon um fünf Uhr. Melden Sie sich um halb neun, vorher bin ich nicht wach.«

»Wie Sie wünschen, Durchlaucht. Wenn es vorbei ist, setzte ich mich in den Wagen und komme heim. Wann ich eintreffe, kann ich natürlich nicht genau sagen.«

»Das ist ja auch nicht so wichtig, Kodermann.«

Der Mann zögerte einen Augenblick.

»Bleibt es bei unseren Abmachungen, Durchlaucht?«, fragte er die junge Prinzessin.

»Selbstverständlich. Oder glauben Sie etwa, dass ich Sie hinters Licht führen will?«

»Nein, das glaube ich nicht.«

»Warum fragen Sie denn überhaupt?«

»Weil ich nicht so recht glauben kann, was Sie mir versprochen haben, Durchlaucht. Sie wollen eine Woche mit mir verreisen, und außerdem wollen Sie ...«

»Ich stehe zu meinem Wort«, unterbrach sie ihn. »Sie sind ein netter Mann, und ich habe Sie schon immer gemocht.«

»Freut mich, dass Sie das sagen, Durchlaucht«, erwiderte er.