Lore-Roman 5 - Wera Orloff - E-Book

Lore-Roman 5 E-Book

Wera Orloff

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Beschreibung

Arndt Gundlach sieht blendend aus und ist reich. Alle Väter, die heiratsfähige Töchter besitzen, sehen in dem begehrten Junggesellen den perfekten Schwiegersohn und lassen keine Gelegenheit aus, um ihn mit den Heiratskandidatinnen bekannt zu machen. Dabei hat es schon Situationen gegeben, aus denen Arndt sich nur mit äußerstem Geschick befreien konnte.
Der junge Mann grübelt darüber nach, wie er diesem unerquicklichen Umstand ein Ende bereiten könnte. Und dann hat er eines Tages die rettende Idee - so glaubt er wenigstens ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die gemietete Ehefrau

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Alter-ego

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5095-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die gemietete Ehefrau

Ein ungewöhnlicher Plan und seine Folgen

Von Wera Orloff

Arndt Gundlach sieht blendend aus und ist reich. Alle Väter, die heiratsfähige Töchter besitzen, sehen in dem begehrten Junggesellen den perfekten Schwiegersohn und lassen keine Gelegenheit aus, um ihn mit den Heiratskandidatinnen bekannt zu machen. Dabei hat es schon Situationen gegeben, aus denen Arndt sich nur mit äußerstem Geschick befreien konnte.

Der junge Mann grübelt darüber nach, wie er diesem unerquicklichen Umstand ein Ende bereiten könnte. Und dann hat er eines Tages die rettende Idee – so glaubt er wenigstens …

 

„Herr Gehrken“, meldete Fräulein Taube den Besucher an.

Sie schaute fragend auf den Chef, der hinter seinem riesigen Schreibtisch saß und bei ihrem Eintritt unmutig den Kopf gehoben hatte.

Arndt Gundlach warf einen Blick auf die Uhr und runzelte die Stirn. Er liebte Pünktlichkeit, und Gehrken war eine Viertelstunde zu früh gekommen.

„Ich lasse bitten“, brummte er Fräulein Taube an.

Aber als sein Geschäftsfreund dann hereinkam, lächelte er ihm freundlich entgegen. Gehrken war ein guter Kunde, von dem er sich jetzt wieder einen neuen Auftrag erhoffte.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte er mit gut gespielter Herzlichkeit, als sie sich in den bequemen Clubsesseln gegenübersaßen. „Sie sehen blendend aus“, fuhr er fort.

„Danke, ich fühle mich aus so, seitdem ich nicht mehr Tag und Nacht arbeite. Ich genieße mein Leben jetzt. Sollten Sie auch tun, Gundlach. Es gibt genug, die sich darum reißen, uns zu vertreten, und es sind nicht immer die schlechtesten Leute.“

„Später einmal vielleicht. Man sieht Ihnen an, dass Sie viel an der frischen Luft sind.“

„Ja. Einen Teil der Woche verbringe ich auf unserem Landsitz. Im Sommer gibt es nichts Schöneres, im Winter ist es dort allerdings langweilig, da leben wir dann in unserem Stadthäuschen.“

Sein Stadthäuschen war eine riesige Villa, und er wusste, dass Arndt das wusste. Sein Lächeln wirkte entschieden selbstgefällig. Überhaupt machte er einen recht selbstgefälligen Eindruck, dieser Mann, der sich durch Tüchtigkeit, Zähigkeit und Skrupellosigkeit hochgearbeitet hatte.

„Mein schriftliches Angebot haben Sie inzwischen ja erhalten“, kam Arndt auf den Zweck dieses Besuches zu sprechen.

„Ja. Ihres und das von anderen … Waren ganz interessante Angebote dabei, Herr Gundlach. Spielen Sie eigentlich Tennis?“

Der Chef der Maschinenfabrik stutzte. „Wenn es meine Zeit erlaubt, schon …“

„Hab nämlich draußen einen Tennisplatz anlegen lassen. Sie müssten am Wochenende mal kommen und ihn mit einweihen. Meine Töchter sind ganz verrückt aufs Tennisspielen, und bei der Gelegenheit können wir uns ganz zwanglos über Ihr Angebot unterhalten, lieber Gundlach.“

Arndt krauste leicht die Stirn.

„Sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten schon etwas vor“, äußerste Rudolf Gehrken. „Ich habe Patricia und Ursula versprochen, Sie einzuladen. Also abgemacht? Auch, wenn Sie Ihre kleine Freundin deshalb vielleicht versetzen müssen. Sie haben doch bestimmt eine kleine Freundin, Sie beneidenswerter Junggeselle. Aber irgendwann werden auch Sie in den sauren Apfel beißen und heiraten müssen. Allerdings, so sauer braucht der Apfel gar nicht zu sein, wenn man die richtige Frau erwischt. Wenn ich da an meine Henriette denke … War sozusagen das große Los für einen Mann. Und die Mädchen kommen ganz nach ihr, sind ganz die Mutter. Hübsche Dingelchen, erinnern Sie sich?“

„Selbstverständlich, Herr Gehrken. Was mein Angebot betrifft …“

„Lassen Sie uns jetzt nicht über Geschäfte reden, dafür haben wir am Wochenende Zeit genug. Kommen Sie doch schon Freitagabend. Wir laden noch ein paar Gäste ein, alles ganz zwanglos natürlich … Sie sehen aus, als würde Ihnen ein geruhsames Wochenende gut tun. Die Mädchen werden Sie schon unterhalten. Also die freuen sich schon wie verrückt.“

Kann ich mir denken, dachte Arndt. Du willst mir eine deiner Töchter anhängen.

„Wie ist es nun?“, drängte Gehrken. „Ich warte noch auf Ihre Antwort. Sie werden mich doch nicht enttäuschen wollen? Hübner hat ein interessantes Angebot gemacht … Also wirklich interessant …“

Das war eine unverhüllte Drohung, und genau so fasste Arndt sie auch auf. Entweder nimmst du die Einladung an, oder ich kaufe bei der Konkurrenz, bedeutete dieser Satz im Klartext.

„Ich danke Ihnen und … ich werde versuchen, es einzurichten. Allerdings noch nicht am Freitagabend. Ich komme Sonntagmorgen.“

„Abgelehnt. Sonnabendmorgen. Wir wollen schließlich etwas von Ihnen haben. Und in privater Umgebung spricht es sich angenehmer über Geschäfte. Ist schließlich ein großer Auftrag, und solch eine Entscheidung muss gut überlegt werden. Also was der Hübner bietet … Ich will ja nicht Geheimnisse der Konkurrenz verraten, aber na ja …“

Alter Erpresser, dachte Arndt erbittert. Es kam gelegentlich vor, dass Väter heiratsfähiger Töchter versuchten, ihn unter Druck zu setzen. Er war ein begehrter Junggeselle, reich, tüchtig, sah nicht schlecht aus …

Und die Väter waren alle ganz wild darauf, ihn für ihre Töchter einzufangen. Und wenn sie merkten, dass er nicht anbiss. Drei Aufträge waren ihm auf diese Art und Weise durch die Lappen gegangen, weil die enttäuschten Väter bei der Konkurrenz gekauft hatten.

„Reiten Sie?“, erkundigte sich Gehrken. „Hab mir nämlich ein paar hervorragende Pferde zugelegt. Versteh selbst ja nichts davon, aber dem Preis nach zu urteilen, müssen es reine Wunderpferde sein. Bringen Sie Ihren Reitanzug mit.“

„Ja … und vielen Dank für die Einladung.“

„Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Also Sonnabendvormittag: Kommen Sie nicht zu spät. Ich freue mich, dass Sie meine Einladung angenommen haben, Gundlach. Und die Mädchen werden sich erst freuen … Die Mädchen sind alle verrückt nach Ihnen.“

Er lachte wieder, aber diesmal brachte Arndt es nicht fertig, in sein Lachen einzustimmen. Er kannte Gehrkens Ruf in Bezug auf Frauen. Auf seinen Geschäftsreisen pflegte er sich jede Menge Abenteuer zu suchen, vorwiegend in Bars und bei Frauen, die Geld dafür nahmen. Freiwillig würde sich auch keine mit ihm einlassen, schoss es Arndt durch den Kopf.

Gehrken war ziemlich klein, korpulent, hatte sehr gelichtetes Haar und unsympathisch wulstige Lippen, dazu richtige Schweinsaugen. Und seine Töchter …? Im Moment konnte Arndt sich an die beiden nicht erinnern, aber wenn sie dem Vater ähnelten, konnte man sie nur bedauern.

Wie alt sind sie?, fragte er sich. Auf jeden Fall schon eine ganze Weile im heiratsfähigen Alter, reiche Mädchen, die noch keinen Mann gefunden hatten … Und jetzt stehe ich bei Ihnen ganz oben auf der Liste.

„Darf ich Ihnen etwas anbieten, Herr Gehrken? Ich habe da einen guten alten Kognak.“

„Bevor ich mich schlagen lasse … Bei mir werden Sie schon auf Ihre Kosten kommen, mein lieber Gundlach. Ich glaube, ich könnte eine Spirituosengroßhandlung aufmachen, ohne mich vorher mit Ware eindecken zu müssen. Habe alles, was gut schmeckt. Na ja, werden Sie dann sehen. Wirklich ein guter Schluck“, lobte er, als er den Kognak gekostet hatte. „Und dass Sie noch nicht verheiratet sind … In gewisser Weise kann ich das ja verstehen. Welcher Mann begibt sich schon gern freiwillig ins Joch? Aber andererseits, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, muss man auch an die Zukunft denken. Die Kinder sollen ja keinen zu alten Vater haben, nicht?“

„Ich fühle mich eigentlich noch recht rüstig“, erwiderte Arndt ironisch.

„Trotzdem … Sie müssen an die Nachfolge denken. Womöglich kriegen Sie ein paar Töchter, bevor der Sohn kommt. Kann man das wissen? Ich habe ja auch vergeblich auf einen Erben gehofft. Bei Ursulas Geburt hat es Schwierigkeiten gegeben, und seitdem … Na ja, Schwamm drüber.“

„Möchten Sie noch etwas Kognak?“

„Sie haben es hier gemütlich, Gundlach, muss ich schon sagen. Vornehm, gediegen, und doch nicht protzig … Solide, würde ich das nennen. Solide wie die ganze Firma. Schönen Dank.“ Er nahm das gefüllte Glas entgegen. „Ihr Laden hat ja einen hervorragenden Ruf. Um Ihre Konstruktionsabteilung beneidet man Sie allenthalben.“

„Sie sind das Rückgrat unseres Betriebes. Würden sie nicht ständig neue Maschinen entwickeln und alte verbessern, wären wir nicht lange konkurrenzfähig.“

„Jaja, man muss mit der Zeit gehen … Also dann, und ich möchte noch mal sagen, wie sehr wir uns alle freuen, Sie bei uns zu sehen.“ Er schüttelte jovial Arndts Hand.

„Ich bitte um herzliche Grüße an Ihre Gattin und die Fräulein Töchter.“

„Wie Sie das ausgedrückt haben, die Fräulein Töchter …“ Wieder lachte Gehrken. „Werde ich alles ausrichten, und diesmal vergesse ich es bestimmt nicht. Könnte ich auch gar nicht, denn meine Weiber fragen bestimmt danach. Also bis dann …“

Als Arndt wieder an seinem Schreibtisch saß, lagen tiefe Falten auf seiner Stirn. Hatte Gehrken etwa die Absicht, die Vergabe seines Auftrags davon abhängig zu machen, dass ich eine seiner Töchter heirate?, dachte Arndt. Nein, das kann er doch nun wirklich nicht erwarten. Wenn der Auftrag nur nicht so wichtig gewesen wäre … Es ging immerhin um einige Millionen Mark.

„Verdammtes Weibervolk“, schimpfte er, bevor er sich wieder seiner unterbrochenen Arbeit zuwandte. Dass die Frauen ihn nicht in Ruhe lassen konnten!

***

Arndts finstere Miene hellte sich auch nicht auf, als er abends von der ruhigen Villenstraße auf sein Grundstück abbog. Dabei hätte er allen Grund gehabt, zu lächeln, denn es war das schönste Grundstück in dieser Gegend, sehr groß, wunderschön angelegt.

Die breite Zufahrt machte eine Kurve, und erst dann konnte er sein Haus sehen, eine große Villa, viel zu groß für einen Junggesellen.

Arndt hatte das Haus geerbt und hing an ihm, und dass so viele Zimmer leer standen, störte ihn nicht. Lieber zehn Zimmer zu viel als eins zu wenig, pflegte er zu sagen, wenn Frau Schmiedeck, seine Haushälterin ihn darauf hinwies.

Der Swimmingpool links vom Haus hatte klares Wasser. Bevor ich esse, werde ich ein paar Runden schwimmen, beschloss Arndt. Der Tennisplatz befand sich hinter dem Haus, von hier aus nicht zu sehen.

Ich bin eigentlich zu beneiden, überlegte Arndt Gundlach, als er die Tür seines Wagens hinter sich zuwarf. Ich habe alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann. Wenn die Frauen mich nur in Ruhe ließen! Er wollte doch nichts von ihnen, warum machten alle so verrückt Jagd auf ihn?

Arndt Gundlach hielt sich für einen durchschnittlichen Mann, nicht besser und nicht schlechter als andere, und dass die Frauen ihn oft geradezu anhimmelten, hatte deshalb dazu geführt, dass er ein vernichtendes Urteil über die Frau im Allgemeinen fällte.

Seine Haushälterin öffnete ihm die Tür. Sie strahlte ihn an, eine ältere, mütterlich wirkende Frau, die ihn ins Herz geschlossen hatte, und nicht nur, weil er gut bezahlte.

„Das Essen ist gleich fertig, Herr Gundlach“, verkündete sie ihm nach der Begrüßung. „Hoffentlich haben sie ordentlich Hunger mitgebracht. Sie sehen müde aus. Sie sollten nicht so viel arbeiten.“

„Warten Sie noch etwas mit dem Essen, Frau Schmiedeck, ich möchte vorher noch ein bisschen schwimmen.“

„Ist gut, Herr Gundlach, schwimmen ist ja sehr gesund. Schade, dass Sie so wenig Zeit haben, Ihren Swimmingpool auszunutzen. Hoffentlich hält sich das Wetter übers Wochenende, vielleicht können Sie sich dann einmal ein paar Stunden in die Sonne legen.“

Arndt seufzte. „Ich wünschte, ich könnte es. Aber am Wochenende bin ich eingeladen.“

„Schon wieder?“

„Ja, schon wieder. Ich konnte einfach nicht absagen. Es ist zum Auswachsen, Frau Schmiedeck.“

„Ach, bevor ich es vergesse, ein Fräulein Babsi hat angerufen. Sie möchten doch, bitte, zurückrufen, die Nummer hätten sie.“

„Babsi?“, wiederholte Arndt nachdenklich. „Ach so, Babsi …“ Ein flüchtiges Lächeln glitt über sein schmales Gesicht. „Dass sie sich noch an mich erinnert … Hat sie gesagt, was sie will?“

„Nein.“

Arndt sprang mit einem Kopfsprung ins Wasser, und schon Minuten später fühlte er sich sehr viel frischer als vorher. Er drehte sich auf den Rücken und schaute zum Himmel empor, auf dem jetzt gegen Abend kein einziges Wölkchen zu sehen war.

Er hörte einen Automotor und stutzte. Besuch für ihn? Das hat mir heute gerade noch gefehlt, dachte er. Er wollte nur seine Ruhe haben. An und für sich war es ungewöhnlich, dass man ihn unangemeldet aufsuchte. Er hatte kaum wirkliche Freunde, weil er von Natur aus zurückhaltend war.

Allerdings hellte sich seine Miene auf, als er sah, wer aus dem Porsche stieg. Harry, ein wirklicher Freund, wenn sie sich auch jetzt nicht mehr allzu oft sahen. Sie hatten beide viel zu tun. Mit langen Schwimmstößen schwamm er zur Treppe.

„Hallo!“, rief er Harry an, der sich schon auf dem Weg zur Tür befand und daraufhin prompt stehen blieb.

Sein Freund winkte ihm zu. Allerdings brachte er es nicht fertig, dabei zu lächeln.

„Hallo“, gab er zurück. „Ich habe mein Badezeug vergessen …“

„Kannst eine Badehose von mir kriegen, wenn du willst. Schön, dass du mal den Weg zu mir gefunden hast, alter Junge. Wie geht es dir?“

„Ich frag mich, ob ich mich aufhängen oder lieber erschießen soll“, gab Harry Lemmer zurück. „Vielleicht kannst du mir raten.“

Arndt blieb das Lachen in der Kehle stecken, als er merkte, dass sein Freund wirklich in einer sehr schlechten Gemütsverfassung war.

„Ich hole eben eine Badehose … Komm mit. Möchtest du vorher noch einen Schluck trinken?“

„Eine ganze Flasche, wenn es dir recht ist und du mir erlaubst, die Nacht hier zu verbringen.“

„Selbstverständlich … Was hat es denn gegeben, Harry?“

„Das lang erwartete und ersehnte Scheidungsurteil. Heute hat der Familienrichter das getan, was er Recht sprechen nennt. Ein kompletter Idiot, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Das so etwas Richter ist …“

„Hat er die Scheidung verweigert?“

„Das geht ja heute nicht mehr. Nein, er hat nur den Vermögensausgleich festgesetzt. Gerade, dass ich nicht meinen Hut nehmen und mich an die Ecke stellen muss, um zu betteln. Was diese Leute sich nur so vorstellen! Natürlich ist er auf Nora reingefallen, genau wie ich damals. Sie wirkt ja so zart, so hilfsbedürftig, so lieb … und in Wirklichkeit … Ich darf gar nicht an sie denken, sonst … und die lacht sich jetzt ins Fäustchen.“

„Ist es wirklich so schlimm?“, fragte Arndt betroffen.

„Das Haus gehört jetzt ihr. Und die Hälfte vom Zugewinn der letzten Jahre. Und gerade die letzten Jahre habe ich mich dumm und dämlich verdient. Ich muss ihr drei Millionen bezahlen, und einen monatlichen Unterhalt von fünfzehntausend. Und dem Richter sind fast die Tränen gekommen, weil er ihr nicht mehr zusprechen konnte, diesem armen, bedauernswerten Rehlein. Wie ich das Geld aufbringen soll, interessiert ihn nicht. Wie konnte ich so etwas nur mal heiraten … Ich verstehe mich heute nicht mehr. So etwas Egoistisches und Kaltherziges gibt es kein zweites Mal auf dieser Welt. Und ich Trottel habe das nicht gemerkt. Sie hat mich ruiniert.“

„Du wirst das schon verkraften …“

„Am liebsten würde ich Konkurs anmelden und den Rest meines Geldes in den Fluss schmeißen. Soll sie dann sehen, woher sie ihre Unterhaltszahlungen bekommt. Ich gehe dann stempeln oder lebe von der Sozialfürsorge.“

„Ich glaub, ich gieß dir erst mal einen ein“, meinte Arndt.

„Und so etwas nennt man Recht! Für drei Jahre Ehe bekommt man so viel … Aber das eine sage ich, ein zweites Mal passiert mir so etwas nicht. Wenn ich jetzt eine Frau haben will, dann bezahle ich sie, und anschließend schmeiße ich sie raus, aber heiraten … Dass überhaupt noch vernünftige Männer heiraten!“

„Nora ist eine Ausnahme.“

„Nein, glaub ich nicht. Schau dich doch um. Bei mir ist eben was zu holen, deshalb … Aber wo weniger zu holen ist, da langen sie auch zu, und nicht zu knapp. Der liebe Gott hat einen Fehler gemacht, als er die Frau erschuf. Durch sie gibt es nur Ärger auf dieser Welt.“

„Nun trink schon.“

„Dass ich mal auf sie reinfallen konnte … Wette, dass sie bald wieder einen anderen hat? Gibt ja genug Trottel, die auf so etwas reinfallen. Und man kann sie nicht einmal warnen, weil sie einem nicht glauben würden. Na ja, man muss für alles bezahlen, vor allem für seine Dummheit. Lern aus meiner Erfahrung, Arndt, heirate nicht. Und wenn, dann erst nach dem ersten Schlaganfall, wenn du eine brauchst, die deinen Rollstuhl schiebt. Aber auch dann ist eine Pflegerin besser. Eine Ehefrau denkt doch nicht daran, bei einem Mann zu bleiben, der in Not geraten ist. Oh nein, dann suchen sie sich lieber einen anderen …“

Hat keinen Zweck, ihm jetzt zu widersprechen, dachte Arndt.

„Wann war die Verhandlung?“

„Heute Nachmittag. Um sechzehn Uhr hat er das sogenannte Urteil verkündet. Na ja … ich muss damit leben … irgendwie komme ich ja auch durch, nur der Gedanke, dass dieses Frauenzimmer mich so geschröpft hat, macht mich fast wahnsinnig. Ich hatte immer versucht, ein guter Ehemann zu sein, aber mit Nora kann man einfach nicht zusammenleben. Sie ist die größte Egoistin, die man sich vorstellen kann. Nein, so etwas kann man sich nicht vorstellen, man muss es erlebt haben, um es zu glauben“, knirschte er und holte noch mal Luft. „Du denkst jetzt natürlich, der Harry übertreibt. Bei solch einer Geschichte ist ja nie einer allein schuldig.“

Es war menschlich verständlich, dass Arndt jetzt grinste.

„Lach mich nur aus. Ich weiß selbst, dass ich eine lächerliche Figur bin. Wie ich dich beneide …“