Lotus House - Lustvolles Erwachen - Audrey Carlan - E-Book

Lotus House - Lustvolles Erwachen E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Die prickelnde Lotus House-Serie: Liebe, Leidenschaft und Yoga unter der Sonne Kaliforniens! Die Yoga-Lehrerin Genevieve Harper findet nach dem tragischen Unfall ihrer Eltern Halt und Kraft im Lotus House. Als der attraktive Baseballspieler Trent Fox auftaucht und Privatstunden bucht, ist ihr zunächst alles andere als nach einem heißen Abenteuer. Doch sie ahnt nicht, dass Trent ihr zeigen wird, wie sinnlich die Kunst des Yogas sein kann … "Lustvolles Erwachen" ist erst der Auftakt der prickelnden Lotus-House-Serie; jeder einzelne Band verbindet den großen Trend Yoga mit heißer Erotik. Millionen deutscher Audrey-Carlan-Fans werden begeistert sein!

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Lotus House

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »Calendar Girl«, »Trinity« und »Dream Maker« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Das Buch

Tritt ein ins Zentrum der Liebe und Leidenschaft, sei willkommen im LOTUS HOUSE!Genevieve Harper ist blond, attraktiv und Yogalehrerin. Nach einem schweren Schicksalsschlag muss sie ihre beiden Geschwister allein erziehen. Zeit für einen Mann hat sie nicht, vor allem nicht für den unfassbar gut aussehenden Baseballspieler Trent Fox. Trent ist der erfolgreichste Spieler der Liga, doch eine Knieverletzung führt ihn ins Lotus House. Er bucht Genevieve für Privatstunden …

Audrey Carlan

Lotus House

Lustvolles Erwachen

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Peters-Kania

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage Mai 2019Copyright © für die deutsche AusgabeUllstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Copyright © by Waterhouse Press 2018Published by Arrangement with Waterhouse PressTitel der amerikanischen Originalausgabe: Resisting Roots. 
A Lotus House novel, erschienen bei Waterhouse PressÜbersetzung: Ulrike Peters-KaniaUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, MünchenAutorenfoto: © Melissa McKinley PhotographyE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comAlle Rechte vorbehalten. ISBN 978‑3-8437-2065-6

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Brief der Autorin

1. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

2. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

3. KAPITEL

GENEVIEVE

4. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

5. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

6. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

7. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

8. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

9. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

10. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

11. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

12. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

13. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

4. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

15. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

GENEVIEVE

16. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

TRENT

17. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

TRENT

GENEVIEVE

18. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

TRENT

19. KAPITEL

GENEVIEVE

TRENT

GENEVIEVE

20. KAPITEL

TRENT

GENEVIEVE

EPILOG

TRENT

DANKE

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Brief der Autorin

Widmung

Debbie Wolski

Dir widme ich diesen Roman, du Engel unter uns Normalsterblichen. Alles, was ich über Yoga und Chakren weiß, hast du mir beigebracht. Und vor allem hast du mir geholfen, meine Balance zu finden.

Keine Ahnung, wo ich heute ohne deine Unterstützung und deine spirituelle Begleitung wäre.

Ich liebe dich von ganzem Herzen.

Danke, dass du mir und der übrigen Welt ein solches Geschenk bist.

Für immer deine Schülerin.

Namaste

1. KAPITEL

Der Lotus oder »Die vollkommene Stellung«(Sanskrit: Siddhasana)

Damit du dich im Lotussitz auch entspannen kannst, setzt du dich am besten auf deine Yogamatte, überkreuzt die Beine und verankerst beide Sitzbeinhöcker gut im Boden. Den Rücken hältst du gerade, den Kopf auch. Und die Hände legst du auf die Knie, sodass sich Daumen und Zeigefinger berühren. Dies ist eine besonders beruhigend wirkende Yoga-Grundstellung, die es dir erlaubt, dich ganz auf deinen Körper, deinen Geist, die Umgebung zu konzentrieren.

TRENT

»Wach auf, du elender Mistkerl!«

Ein Knurrlaut, gefolgt von einem scharfen Schmerz in meinem Bein, ließ mich ins viel zu grelle Licht blinzeln. Mein Mund fühlte sich an, als wäre ein Häufchen Wollmäuse hineingekrochen und hätte Wurzeln geschlagen. Durstig schmatzte ich mit den Lippen, blinzelte ein paarmal und griff mir oben an mein gesundes Bein, um mich irgendwie per Hebelwirkung in eine aufrechte Position zu stemmen. Ein Stressknoten, der sich in meinem Nacken eingenistet hatte, protestierte sofort, als ich mich sitzend lagerte.

»Ross?« Kopfschüttelnd betrachtete ich die grauhaarige, tickende Zeitbombe vor mir, die aussah wie mein Agent. Seine große Silhouette verdeckte einen Teil des Tageslichts, das durch die Fenster hinter ihm hereinströmte – Fenster, die ich fest verschlossen hatte aus Angst vor diesem Moment, in dem ich sie öffnen musste, um zu einem weiteren Schmerzenstag voller Physiotherapie und noch mehr verdammter Physiotherapie aufzuwachen. »Was machst du hier?«, fragte ich durch die pelzigen Freunde in meinem Mund hindurch. Ich schnappte mir die erstbeste Flasche, die ich in die Finger kriegen konnte, eine Gatorade Orange, setzte sie an, kippte gierig etwas davon in mich hinein – und spuckte es fast in derselben Sekunde in hohem Bogen wieder aus, in der das Gebräu meine Zunge berührte und ich den Geschmack widerlich fand. Ich spähte ins Flascheninnere und würgte. Beim Anblick der darin umherschwimmenden schwarzen Flöckchen drehte sich mir unangenehm der Magen um, samt den darin verbliebenen Unmengen Alk der letzten Nacht.

Essen. Ja, so was brauchte ich jetzt. Irgend so ein vor Fett triefendes Zeug sollte ich mir reinhauen, um mein nächtliches Gelage aufzusaugen. Suchend tastete ich auf dem Couchtisch nach dem Stapel Speisekarten vom Lieferservice.

Ross fegte meine Hand beiseite, so wie alles andere auf dem Tisch, einschließlich des Orangendrinks, den ich anscheinend letzte Nacht dazu benutzt hatte, meine Zigarrenasche hineinzuschnipsen. Tja, daran hätte ich mich besser erinnern sollen, bevor ich mir den kräftigen Schluck reingezischt hatte.

»So läuft das also, hm? Sechs Wochen Reha, und was ist dabei rausgekommen?« Er schlug sich auf die Schenkel und schaute sich um. »Du lebst im Dreck. Du trinkst? Du rauchst?«

»Nur Zigarren, Ross.«

Er nahm sein Basecap ab, strich sich das Haar glatt nach hinten und setzte das Cap wieder auf. Kein gutes Zeichen. Er war mehr als frustriert und kurz davor auszurasten. Nach fünf Jahren bei den Stockton Ports wusste ich, wann mein Agent durchdrehte.

»Fox, du bist der beste Schlagmann im Team. Menschenskind, du gehörst zu den drei besten Battern in der American und in der National Baseball League. Du wurdest verletzt, ja. Schöne Scheiße! Aber hey, jetzt krieg dich wieder ein, und konzentrier dich aufs Spiel.« Ross marschierte auf und ab.

Ich setzte mich gerade hin. Uh. Gerades Sitzen war keine gute Idee. Mein Kopf dröhnte und fühlte sich an wie ein Schlagholz, das beim Aufprall des Baseballs in zwei Teile zerbarst. Ich fasste mir an die Schläfen und massierte sie, während ich, mit schmerzendem Oberschenkel, mein Bein neu ausrichtete, um es auf den Tisch hochlagern zu können.

»Warst du überhaupt schon mal bei der Physio?«

Hinterlistiger Mistkerl. Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. »Klar war ich da, Ross. Dreimal die Woche. Und die anderen drei Tage war ich im Gym und hab mit Clay Gewichte gestemmt.«

Er riss die Augen weit auf. »Sollst du denn Gewichtheben machen?«

Achselzuckend starrte ich aus dem Fenster. »Ich nutze auch das Laufband.« Sogar mir fiel auf, wie kindisch und bockig ich klang. Ross schaffte es, dass ich mich wieder genau wie der kleine Anfänger von damals fühlte, der nur darauf hinfieberte, endlich zu den Großen zu gehören.

Spöttisch fragte er: »Und was ist mit Krafttraining, Beweglichkeit und Dehnen? Mit wem arbeitest du daran? Im letzten Befund, den ich von deinem Sportarzt erhalten habe, wurde dir empfohlen, täglich eine Yogastunde zu nehmen.« Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber von der Couch, auf der ich mir ein Bett gebaut hatte.

Wieder nahm Ross sein Cap ab. Diesmal hielt er es locker zwischen den Knien. Als er ruhiger wurde, fiel eine solche Last von mir ab, dass ich die ganze Anspannung förmlich aus allen Poren ausschwitzte. Nicht mal mein Vater besaß die Macht, mich emotional so zu kontrollieren, wie Ross es tat. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass er beim Militär gedient hatte. Allein wie er alle seine Athleten immer wieder auf die Reihe bekam, bewies doch, wie sehr er da hinterher war. Spieleragenten mussten keine Hausbesuche machen, um ihre Schützlinge zu checken, selbst wenn hinter dem polternden und rauen Auftreten ein richtig weicher Kern steckte. Nur ich war nicht wieder auf die Reihe gekommen, war seit sechs Wochen nicht mehr einsatzbereit für meine Mannschaft – seit dem Tag, an dem ich in diese Höllenscheiße geraten war.

Die Menge johlte. Auf der Home Plate zu stehen, auf den Wurf des Pitchers zu warten war wie eine Offenbarung. Jedes. Verdammte. Mal. Schauer liefen mir über den Rücken, und meine Nackenhaare stellten sich auf, als würde mir der Allmächtige selbst über die Schulter schauen und aufs Spiel warten. Der Pitcher holte mit dem Arm nach hinten aus, und alles wurde totenstill. Die Menge, der Stadionsprecher, meine Mannschaft, alle blieben stehen. Es gab nur noch mich und den Ball. Ich schwöre, ich konnte sehen, wie der Pitcher die Finger so fest um den Ball schloss, dass die Knöchel weiß hervortraten … und dann ging es ab nach vorn, im Schnellzugtempo. Der Ball schoss durch die Luft wie eine Rakete, flatterte nur ganz leicht, als er auf einmal kurz vor der Landung etwas aus der Flugbahn driftete und sich im Bogen senkte. Direkt Richtung Zentrum der Schlagzone. Damit hatte ich nicht gerechnet. Normalerweise vermied es ein Werfer tunlichst, seinen Pitch für mich im Zentrum zu platzieren. Aus gutem Grund. Dort traf ich ihn optimal. Sozusagen mit meiner Schokoladenseite.

Ich nahm beide Hände zurück, und ein leichtes Zwicken zwischen den Schulterblättern sagte mir, dass ich perfekt positioniert war. Der Ball kam näher und erreichte allmählich die Strike-Zone. Die Füße fest am Boden, drehte ich den Oberkörper nach hinten, mobilisierte alle Kräfte, die ich besaß, und drosch den Ball weg. Der krachende Aufprall des Balls auf das massive eichene Schlagholz hallte weithin. Sofort bekam der Ball eine andere Richtung und flog hoch in die Luft. Für eine halbe Sekunde sah ich ihm hinterher, wie er davonflog, und Stolz durchflutete mich, gab mir ganz viel Power und Energie. Dann ließ ich den Schläger sinken, drehte mich auf dem hinteren Fuß um die eigene Achse und stürmte ruckartig vorwärts.

Und da begann die ganze Höllenscheiße. Plötzlich spürte ich einen scharfen Schmerz in der Kniesehne, als würde jemand mit einem Messer hineinstechen. Ich fasste mir an den lädierten Muskel, lief ein paar Schritte Richtung First Base und sackte dann zu Boden. Sackte. Zu -Boden. Ich fiel auf die rote Lehmerde, und meine Spielermontur war so dreckig wie bei einem besiegten Krieger, der aufs Schlachtfeld gefallen war.

Das einzig Positive daran war, dass ich einen Home Run erzielt hatte. Auch wenn mir der Oberschenkel über dem Knie weggesackt war, als wäre ein kaputtes Gummiband drin: Dank dieses einen Schlags konnten die Jungs auf der zweiten und dritten Base die Home Plate erreichen, und die San Francisco Stingers fuhren als Verlierer nach Hause. Ich wurde im Krankenwagen abtransportiert und landete mit einer Kniesehnenruptur im OP.

»Komm zu dir, Junge!« Ross packte mich an den Schultern und schüttelte mich kräftig. Er stand auf und durchforstete den Haufen Pillen und die Schnapsflaschen auf dem Beistelltisch neben der Couch. »Das machst du also die ganze Zeit.« Angewidert verzog er den Mund. »Wundert mich, dass dir jetzt nicht auch noch ein Groupie das Bett hier wärmt.«

Im Sitzen, wobei ich effektiv eigentlich nur die Couch am Schwanken hinderte, dachte ich noch mal über den letzten Abend nach. Und ich überlegte: Hey, da war doch eine Braut? Wo war die überhaupt? Tiffany, Kristy, Stephanie … Wie hieß sie noch gleich? Die hatte mir eine ganze Weile den Schwanz geritten, aber von dem Danach wusste ich nichts mehr. Da hatte ich einen Blackout. Ich schnaubte. Vielleicht war sie gegangen, als ich nicht mehr in der Lage gewesen war, sie von mir runterzubekommen. Normalerweise war ich stolz darauf, ein großer Lover zu sein, aber gestern Abend hatte ich kaum einen zusammenhängenden Satz herausbringen können, geschweige denn ein Groupie dazu bringen, ein Loblied auf mich zu singen.

Ross drehte sich um, stöhnte, kämmte sich mit den Fingern durchs Haar und setzte sein Cap wieder auf. »Herrgott. Pillen, Alkohol, Frauen? Was noch?«

»Hör mal, ich bin dir keine Erklärung schuldig. Ich bin auf Krankenurlaub …«

»Verdammt, bist du nicht!« Er kam schnell zu mir rüber, viel schneller, als ein Mann mit zwei kaputten Knien und Herzproblemen das überhaupt können konnte, und bohrte mir den Zeigefinger in die Brust. »Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du reißt dich endlich am Riemen, oder du verlierst deinen Vertrag. Ist dir nicht klar, dass deine Verlängerung zur Debatte steht? Vielleicht hast du ja noch was übrig von den dreißig Mille in den letzten drei Jahren, aber du riskierst damit deinen Fünfjahresvertrag. Da stehen gigantische Summen im Raum, Junge. Dank der Art und Weise, wie du den Schläger geschwungen hast, darfst du dir ein Angebot von mehr als einhundert Mille für fünf Jahre anschauen. Alles …«, seine Augen funkelten wütend, »… aus und vorbei!« Er schnipste mit den Fingern. »Im Handumdrehen.«

Ich schloss die Augen und musste das erst mal schlucken. Mein Agent hatte Andeutungen gemacht, aber noch keine konkreten Zahlen genannt. Wir spekulierten schon lange auf einen Deal über mindestens dreißig Millionen für weitere drei Jahre. Wenn es stimmte, was Ross sagte, war ich zwanzig Millionen pro Jahr wert.

»Alter Falter«, flüsterte ich, während mir mächtig die Pumpe ging. Mein Mund wurde so trocken wie die Weinberge der kalifornischen Sierra Foothills bei Dürre.

Ross legte beide Hände auf die Rückenlehne des Stuhls, beugte die Schultern vor und schüttelte den Kopf. »Du musst wieder zurück aufs Spielfeld. Die Mannschaft braucht dich. Die Jungs haben dieses Jahr schon die Playoffs verloren und den Meistertitel. Der Coach will dich zum Frühjahrstraining. Du hast also bis zur dritten Februarwoche Zeit, um dich auszukurieren und den Anzugträgern zu zeigen, was in dir steckt. In drei Monaten musst du fit fürs Training sein.«

In meinen Ohren klang er leicht unsicher, deshalb fragte ich nach. »Was willst du mir damit sagen? Wenn ich beim Frühjahrstraining nicht meine volle Leistung bringen kann, könnte ich aus der Mannschaft fliegen?«

Ross strich sich ein paarmal übers Kinn. Ich konnte förmlich hören, wie die Stoppeln unter seiner Hand kratzten. »Ich weiß nicht. Hängt davon ab, wie gut alles verheilt bei dir. Und bis dahin, was ist dein Plan?«

Den drohenden Verlust meines Vertrags und des vielen Geldes vor Augen – mehr, als ich im Leben je ausgeben konnte –, atmete ich langsam aus, bis die Lunge leer war und nur noch ein brennendes Gefühl blieb. »Ich lass die Finger vom Alkohol und den langen Nächten.«

»Und du gehst zur Physio und zum Yoga?« Er sah mich zweifelnd an.

Ich schüttelte die Hände aus und ließ den Kopf kreisen, um die Anspannung loszuwerden. Was ich jetzt brauchte, war mein Boxsack. »Yoga? Echt jetzt? Hör mal, ich komm nicht an meine Zehen, zum Verrecken nicht. Und dieses ganze Verbiegen und Verdrehen klingt voll öde. Nee, das Müsli-Knuspern überlass ich lieber den Veganerinnen, die ich date, und überleg mir was anderes.«

Im Nu war Ross neben mir und gab mir eine Kopfnuss wie mein alter Herr. Nur der machte das aus Spaß. Ross wollte mir wirklich den Kopf waschen. Darüber ärgerte ich mich dermaßen, dass es mich richtig zur Weißglut brachte. Grimmig biss ich die Zähne zusammen. Um ein Haar hätte ich ihn geschlagen. Andererseits, wenn ich das tun würde, würde ich die Bande zwischen uns kappen. Er mochte ein Arschloch sein, aber er meinte es gut und kümmerte sich um mich. Irgendwie schon. Okay, wahrscheinlich. Entweder das, oder ihm gefiel der Haufen Kohle, den er -dafür kassierte, dass er einen der besten Spieler in der Baseball Major League vertrat.

»Blas dich hier nicht so auf, Junge. Du gehst zu diesem Kurs, oder ich schwöre, bei allem, was mir heilig ist, ich schleife dich dorthin wie einen Sack Kartoffeln und werfe dich diesen Öko-Bienen einfach vor die Füße und schmiere dich überall mit Honig ein, damit sie ihre Stacheln ausfahren wie die Stingers!«

Verdammt. Jetzt spielte er auch noch auf die San Francisco Stingers an. Der gegnerische Trainer hatte schon mehrmals bei mir auf der Matte gestanden und versucht, mein Interesse zu wecken. Sie waren hinter mir her, denn auch wenn ich gerade nicht in Topform war – irgendwann würde ich wieder fit sein. Eine typische Kniesehnenruptur war sechs Wochen nach der OP ausgeheilt, danach folgten noch ein paar Monate Physiotherapie und Reha. Ich hatte einen Großteil meiner Physio-Termine abgesagt und auch keine zusätzlichen Übungen gemacht, weil ich dachte, ich könnte es mit Walking, Gewichtheben und Joggen auf dem Laufband schaffen. Im Endeffekt hatte das aber leider nur dazu geführt, dass ich nun versuchte, meine Muskelkrämpfe im Whirlpool loszuwerden.

»Na schön, ich geh hin.«

»Wann?«

Tief durchatmend sah ich mich in meinem Zuhause um. Aus einer Ecke des Zimmers wehte mir ein merkwürdig saurer Geruch entgegen. Eine fettige Pizzaschachtel lag da, und drum herum standen noch diverse andere Fast-Food-Kartons. Ich erinnerte mich nicht mal mehr, wann ich das letzte Mal Pizza gegessen hatte. Vielleicht vor ein paar Tagen? Überhaupt, wann kam eigentlich immer die Putzfrau? Kopfschüttelnd rieb ich mir übers Kinn. Ross stand da und wartete auf mich – die Hände in die Hüften gestemmt.

»Morgen!« Ich fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum. »Ich gehe morgen hin.«

»Versprochen?« Er machte ein paar Schritte Richtung Tür.

»Ich stehe zu meinem Wort.«

»Klar, so wie immer.« Er ließ die Schultern hängen und starrte auf den Boden. »Beweis es.« Dann schlug er die Tür derart hinter sich zu, dass der große Trinkbecher, der gefährlich kippelig auf einem Beistelltisch stand, umfiel und sich die kirschfarbene Flüssigkeit über den Boden ergoss.

Ich schloss die Augen und rieb mir die schmerzende Stirn. »Was denn noch alles?«

GENEVIEVE

»Keine Chance, Row. Ich habe Nein gesagt, und ich meinte es ernst.« Meine Stimme hatte ein Timbre, das mich erschreckend an das meiner Mutter erinnerte. Wenn sie hier wäre, würde sie wissen, was zu tun ist.

Rowan trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme über der breiten Brust und guckte mich böse an. »Echt jetzt? Ich bin sechzehn, nicht fünf.« Er schaute zu unserer kleinen Schwester Mary, die glücklich ihre Cornflakes mampfte.

Seufzend schmierte ich mir Erdnussbutter auf zwei Scheiben Brot. »Sorry. Ich kenne die Jungs und Mädels da nicht, und außerdem brauche ich dich Freitagabend, damit du mir Mary zur Tanzstunde bringst und sie wieder abholst. Ich habe zwei Kunden, die kommen zum Haarefärben und ‑schneiden.«

Rowan schrie fast. »Ständig kommen Kunden zu dir. Jedes verdammte Wochenende!«

Ich knallte das Buttermesser auf den Küchentisch. »Ja, und wie, bitte schön, soll ich sonst das ganze Geld für deine Baseball-Ausrüstung auftreiben? Das wächst nämlich nicht auf Bäumen, falls du das denkst. Denn wenn es so wäre, hätte ich schon längst eine ganze Plantage davon im Hinterhof angelegt!« Ich zuckte zusammen. Das klang definitiv nach Mom. »Allein für das Trikot musste ich zwei Monate sparen!«

Rowan zog die Schultern nach vorne und nach unten, atmete langsam aus, schüttelte den Kopf. »Super! Dann bin ich eben die Lachnummer für alle Junioren!«

Bockig schob er den Stuhl zurück und griff sich das Lunchpaket, das ich ihm gemacht hatte. Ich hielt ihn am Handgelenk fest und wartete, bis er mich anblickte.

»Tut mir leid. Wir brauchen das Geld«, flüsterte ich ganz leise, damit Mary glücklich unwissend bleiben konnte.

Mein kleiner Bruder schloss die Augen und holte tief Luft. Als er sie wieder öffnete, war die ganze Wut aus ihm raus. »Nein, mir tut es leid. Es ist sowieso eine blöde Party.«

Ich fand es seltsam, dass er mich überhaupt um Erlaubnis fragte. Normalerweise blieb er am Wochenende immer zu Hause und lud Freunde ein, um irgendwelche Kriegsspiele auf der Xbox zu spielen, für die ich eisern gespart hatte. Ihm diese Xbox und die beiden Spiele schenken zu können, die er sich seit Monaten heiß wünschte, war all die extra Yogakurse wert gewesen, die ich gegeben, und all die Frisuren, die ich zum halben Preis gemacht hatte. Weil ich den Kunden die Haare in meiner Garage schnitt, konnte ich nicht genauso viel dafür berechnen wie ein normaler Friseur, zumal ich keine richtige Ausbildung als Hair & Beauty Artist hatte. Irgendwann vielleicht. Obwohl, so, wie sich die unbezahlten Rechnungen stapelten, würde ich diesen Traum wohl noch länger auf Eis legen müssen als geplant.

»Es ist nicht blöd, mit seinen Freunden rumhängen zu wollen. Vielleicht könnte ich die Termine auf später in der Woche verlegen, sodass uns das Geld nicht verloren geht …«

Er unterbrach mich, indem er mich in eine Ganzkörperumarmung zog. Mein Bruder war richtig gut im Knuddeln, besonders wenn er wusste, dass ich Sorgen hatte oder diese Art Kontakt zu einem anderen Menschen brauchte, der sich in unsere Lage und in mich hineinversetzen konnte. Doch diesmal war es anders.

»Danke, Vivvie, aber nein, danke.«

Solange ich zurückdenken konnte, war ich von meiner Familie immer abgekürzt Viv oder Vivvie, nie Genevieve gerufen worden. Noch immer verfluchte ich Mom, weil sie Mary und mich nach unseren Großmüttern benannt hatte. Als vierundzwanzigjährige Frau trug ich jetzt einen Namen, der zu einer Frau passte, die fünfzig Jahre älter war als ich.

»Mach dir keinen Kopf deswegen«, fügte Rowan hinzu. »Ehrlich gesagt, ist es keine große Sache. Es gibt Besseres. Ach, und übrigens, ich hab mich auch auf ein paar Jobs hier in der Gegend beworben. Du weißt schon, als Aushilfe.«

Ich schüttelte den Kopf und fuchtelte so wild in der Luft herum, als müsste ich einen Haufen unsichtbarer Fliegen verscheuchen. »Nein. Nein, das machst du nicht. Du musst dich ganz aufs Lernen und deinen Baseball konzentrieren. Dein einziger Job ist es, mit einem Einser-Durchschnitt abzuschließen, damit du ein Stipendium für ein gutes College bekommst, denn wie du weißt, werde ich das auf keinen Fall bezahlen können.«

Wenn ich nicht mal die Ausbildung zur Hair & Beauty Artist abschließen konnte, würde ich doch verrückt werden, wenn jetzt noch mein Bruder darauf verzichten müsste, auf eine gute Uni zu kommen. Unsere Eltern hätten es gern gesehen und hatten auch schon was in die Wege geleitet. Ich wurde ein bisschen traurig, und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das würde aber vorbeigehen … irgendwann. Es ging immer vorbei. Wenn Mom und Dad noch da wären, wäre unser Leben völlig anders. Leichter. Friedlicher. Unabhängig davon tat ich mein Bestes, dass die Familie zusammenblieb und weiter unter dem Dach wohnen konnte, unter dem wir bisher unser ganzes Leben verbracht hatten.

»Vivvie, ich muss das tun. Du kannst dich nicht noch länger so abrackern wie jetzt.«

»Mir geht’s gut.« Ich stellte Mary ihr Lunchpaket zusammen und gab ihr einen Keks als Goody für den Tag dazu. »Wir haben das jetzt drei Jahre gut hingekriegt. Warum es ändern?«

»Vielleicht weil du keine Freunde getroffen oder dich zu einem Date verabredet hast, seit …« Er sah zur Küchendecke, während er sich ans Kinn griff. »Ich weiß nicht mal mehr, wann ich dich das letzte Mal mit einem Typen gesehen habe.«

Ich lehnte mich an den gefliesten Küchentresen. »Das geht dich nichts an. Außerdem treffe ich ständig irgendwelche Typen.«

Er schnaubte und prustete. »Klar, in deinem Yogakurs. Und die, denen du die Haare schneidest, zählen auch nicht.«

Ich blickte finster drein. Mit sanfter Gewalt drehte ich ihn um und dirigierte ihn Richtung Eingangstür. Unser Elternhaus lag mitten in Berkeley, Kalifornien. Das Haus war der ganze Stolz meiner Eltern gewesen. Mom war immer Hausfrau gewesen, und Dad hatte als Rechtsanwalt im Stadtzentrum von Oakland gearbeitet. Das Haus war abbezahlt, zum Glück, sonst hätte ich es nicht halten können. Dennoch stapelten sich die Rechnungen für Grundsteuer und Reparaturen am Haus. Ich schüttelte mich, um die Sorgengedanken loszuwerden, die immer kamen, wenn ich mich bang fragte, was wohl als Nächstes kaputtgehen und das bisschen Geld aufbrauchen würde, das ich gespart hatte, und schob Rowan zu seinem Rucksack.

Die Holzböden im gesamten Haus hatten schon bessere Tage gesehen, aber ich hielt sie sauber und bohnerte sie, sooft ich konnte. Die Kids halfen mir natürlich. Wir hatten alle unsere häuslichen Pflichten. Das Haus hatte sich nicht viel verändert in den drei Jahren, seit Mom und Dad nicht mehr da waren. Wir hatten so viel wie möglich von ihnen aufbewahrt, um die Erinnerung an sie in uns wachzuhalten, wie so eine Art persönlichen Schrein. Alle Bilder, die sie aufgehängt hatten, ihre Bücher, sogar die Figürchen, die sie gesammelt hatten, all das stand und hing noch da, wo sie es im Laufe der Jahre liebevoll platziert hatten. Das war etwas, was ich unbedingt beibehalten wollte. Mein Bruder und meine Schwester sollten immer dieses Zuhause haben, in das sie zurückkehren konnten, wenn sie jeden Tag das Haus verließen.

Rowan nahm seinen Rucksack und hängte sich ihn über die Schulter. Ein paar strubbelige Fransen seines dunkelblonden Haars fielen ihm über die braunen Augen. Ich hob die Hand und strich ihm die widerspenstigen Strähnen aus der Stirn, dann streichelte ich ihm über die Wange. Wir drei hatten alle die braunen Augen unseres Vaters, obwohl die von Row und Mary eher karamellbraun waren und meine so dunkel, dass sie fast schwarz wirkten.

»Pass auf dich auf da draußen, okay? Komm gesund wieder heim«, verabschiedete ich ihn.

»Verlass dich drauf.« Rowan lächelte mich an und tippte sich, wie zu einem Salut, mit der Hand an die Schläfe, bevor er aus der Tür ging.

Mary kam ins Wohnzimmer gestapft, ihr Shirt war mit der Rückseite nach vorn angezogen.

Ich lachte. »Schätzchen, dein Shirt ist verkehrt rum.«

Sie streckte mir die Hand entgegen. »Ich weiß. Heute ist in der Schule Rückwärts-Tag. Alle müssen ihre Sachen so tragen.« Sie nestelte irgendwie an der Vorderseite ihres Rocks herum. »Siehst du, das Schildchen ist vorne.« Sie hatte glänzende Augen, und ihr langes weißblondes Haar fiel ihr wie glattgebügelt den Rücken hinab.

»Was für ein Blödsinn, aber okay. Hast du deine Bürste dabei?«

Mary hielt Moms alte Haarbürste hoch. Rings um den Griff war der Lack schon an vielen Stellen abgeblättert. Ich sagte nichts dazu. Wenn Mary Moms Bürste benutzen wollte, bis diese keine Borsten mehr hatte, dann sollte sie es tun. Es lag mir fern, ihr etwas wegzunehmen, das ihr ein gutes Gefühl gab. Mary und ich, wir hatten unser eigenes kleines Morgenritual. Sie setzte sich auf die Ottomane, und ich setzte mich auf den gemütlichen Sessel, der Dads Lieblingsleseplatz gewesen war. Und jeden Morgen und jeden Abend bürstete ich ihr Haar, genauso wie es Mom bei mir getan hatte.

»Was möchtest du heute – Zopf oder Pferdeschwanz?«, fragte ich.

Sie spitzte die rosigen Lippen. »Zwei Zöpfe, hinten zusammengebunden.«

»Oooh, verstehe, wir wollen schick sein. Hast du wieder in meinen Büchern geblättert?« Die Frisurenbücher hatte ich bei meiner Anmeldung an der Hair & Beauty Artist Academy bekommen, bevor der Unfall mit unseren Eltern passierte. Als sie starben, hätte ich nur noch drei Monate bis zum Abschluss -gehabt. Nur, das Problem war – abgesehen davon, dass ich trauerte –, ich war erst einundzwanzig und plötzlich das Familienoberhaupt. Das Geld von der Versicherung reichte, um das Haus abzubezahlen, und half uns über das erste Jahr hinweg, aber seitdem hatten wir ganz schön zu kämpfen.

Lächelnd nickte sie. »Jep. Du kannst das doch, oder?«

»Natürlich kann ich das. Ich bin doch die Queen of the Hair, schon vergessen?« Ich kitzelte sie an den Rippen.

Mary wand sich und kicherte und lachte über das ganze Gesicht. Mit diesem Lachen und diesen roten Bäckchen fing der Tag immer gut an.

Alles in allem ging es uns eigentlich ganz gut.

Nachdem ich mit ihren Haaren fertig war, lief ich schnell in mein Zimmer und zog eine frische Yogahose an, einen Sport‑BH und ein geripptes schwarzes Tanktop.

Für jeden Tag hatte ich eine andere coole Yogahose. Diesen kleinen Luxus gönnte ich mir alle paar Monate. Die von heute war bis zum Knie pink-schwarz geflammt. Dazu hängte ich noch die Kette aus schwarzem Quarzkristall um, die mir meine Yoga-Meisterin – die treffenderweise auch noch Crystal hieß – gegeben hatte. Nachdem ich sie unter mein Shirt gesteckt hatte, um alles Negative abzuwenden, schlüpfte ich in ein Paar leichte Flip-Flops.

Ich band mein platinblondes, schulterlanges Haar zu einem festen Knoten im Nacken zusammen. Anschließend trug ich leuchtend pinken Lippenstift auf und zog mit einem flüssigen Eyeliner einen dünnen schwarzen Strich um meine Augen, um mir den Cat-Eye-Look zu schminken, der mich besonders ausdrucksstark aussehen ließ. Zum Schluss nur noch ein bisschen Wimperntusche – und fertig: Ich konnte mich auf in den Tag machen und einer Reihe von Schülerinnen und Schülern zeigen, wie sie ihren Frieden auf der Yogamatte finden konnten.

2. KAPITEL

Das Wurzel-Chakra

Ein Chakra wird oft als ein sich drehender Energiewirbel beschrieben, der sich im Schnittpunkt unseres physischen Körpers und unseres Bewusstseins bildet. Miteinander kombiniert, werden die Chakren zur Quelle unserer inneren Lebenskraft, genannt »Prana« (Sanskrit). Sind alle sieben Haupt-Chakren vollständig geöffnet, bist du ganz bei dir und fühlst dich absolut selbstbewusst.

TRENT

Ich parkte meinen Maserati GranTurismo Sport – liebevoll auch die Wunderwaffe genannt – auf der Straße vor dem Lotus House-Yogacenter. Mein Sportarzt hatte mich zum Hatha Yoga angemeldet. Da mir noch zehn Minuten blieben, bis der Kurs anfing, schaute ich mich noch ein bisschen um, nachdem ich die Parkuhr für zwei Stunden gefüttert hatte.

Die Straße war schon irgendwie speziell, wirkte mit ihren Fassadenmalereien in psychedelischen Farben voll Retro-Siebzigerjahre inmitten eines alten, sonst eher langweiligen Viertels. Mit seinen Blumenampeln, bunten Fahnen und malerischen Außensitzen bot diese kleine Oase in der Stadt eine wirklich ein-ladende Atmosphäre.

Ich machte kleine Schritte, fasste mir immer wieder an den hinteren Oberschenkel und wartete darauf, dass der Schmerz verschwand, während ich mir die bizarre Gegend ringsum ansah. Vor mir lag das Café Rainy Day. Die Leute, die sich auf den Bürgersteigen vorbeischoben und sich im Café tummelten, trugen Rastazöpfe, Afros, Batik-Zeugs, Birkenstocks und bequeme Klamotten. Hier herrschte eindeutig eine Hippie-Atmosphäre.

Ich schlenderte weiter zum Buchladen Tattered Pages, der definitiv nicht zu einer der großen Buchhandelsketten gehörte. Nein, der hier sah mit seiner dunklen Holzfassade und der spärlichen Ausstattung eher aus wie ein längst vergessenes Grab. Ich blieb stehen und spähte durch eins der großen Fenster ins Innere. Regale voller gebrauchter Bücher säumten die Wände vom Boden bis zur Decke, daneben stapelten sich übervolle Kisten mit kreuz und quer hineingestopften Büchern. Genau wie im Café war es auch hier gerammelt voll. Leute kamen entspannt hinein oder heraus, die Arme und die Taschen voller Bücher. Auf einem Schild an der Tür stand: Rette einen Baum – Bring deine eigene Tasche mit.

Ich ging weiter diese Straße entlang, die wie aus der Zeit gefallen schien. Neben der Buchhandlung befand sich die Bäckerei Sunflower. Ich verdrehte die Augen wegen des albernen Namens, was aber nicht verhinderte, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief angesichts der Flut süßer Zimtschnecken, deren Duft aus der geöffneten Tür strömte, als ein Lieferfahrer heraustrat. Nach meinem rückenbrecherischen Biege-und-Verrenke-Kurs würde ich diese Bäckerei aufsuchen. Dieser Duft … verdammt, er folgte mir, als ich weiterging.

Die Vorderseite des Yogacenters war weiß gestrichen mit einer blaugrünen Einfassung. Schwere Doppelglastüren standen offen, hoch und einladend. In jede Tür war eine Blume mit einer Person in irgend so einer Yogastellung eingraviert.

Als ich reinging, schwallte mir erst mal eine Duftladung Salbei und Eukalyptus entgegen. Der ungewohnte Geruch kitzelte mir in der Nase. Mehrere Frauen standen an einem langen Tresen, hatten Yogamatten auf den Rücken geschnallt und trugen Kapuzenjacken und lange Hosen. Ich starrte ihnen auf die Ärsche, als mein Name aufgerufen wurde.

»Kann ich dir helfen?«, fragte mich eine feurige Rothaarige mit großen blauen Augen. Das Logo des Yogacenters auf ihrem blaugrünen Tanktop strahlte mit ihrer hellen Haut um die Wette. Und als sie um das Pult herumging, um Stammkunden zu helfen, während sie auf meine Antwort wartete, schaukelten ihre Möpse unter dem engen Stoff bei jeder Bewegung schön frivol mit.

»Ja. Ich bin Trent Fox, und ich glaube, ich bin für einen Kurs angemeldet, der gleich beginnt.«

Die Rothaarige tippte etwas in ihren Computer und nickte. »Jep. Du bist für die dreimonatige Mitgliedschaft mit unbegrenztem Besuch aller Kurse eingetragen.«

Flink holte sie eine Chipkarte in Form einer Blume hervor. Ohne Scheiß. In Form einer Blume. Auf der Rückseite war ein Barcode. Sie zog sie über einen Scanner, der genauso aussah wie der, den andere Besucher, wie ich gesehen hatte, bei einer weiteren Reihe von Türen benutzt hatten, die tiefer in das Gebäude führen mussten.

»Du musst einfach nur die Karte mit dem Barcode vor den Scanner dort halten.« Sie wies zu der anderen Reihe Türen. »So kommst du während der üblichen Öffnungszeiten ins Haus. Da du uneingeschränkten Zugang hast, musst du dich nicht vorher bei mir anmelden. In drei Monaten kannst du verlängern oder deine Mitgliedschaft kündigen.« Sie senkte die Stimme, weshalb ich mich zwangsweise näher zu ihr beugen musste, um sie zu verstehen. Aber ich bekam auch einen tollen Blick auf ihren süßen Vorbau. »Wir drängen dich hier zu nichts, solltest du also feststellen, dass Yoga nicht dein Ding ist, werden wir dich auch nicht weiter belatschern.«

Ich lächelte mein schokoladigstes Schlafzimmer-Lächeln. »Gut zu wissen. Wirst du den Kurs geben?«

Ihre Wangen nahmen einen schönen Rotton an. Die Farbe stand ihr gut. Sie schüttelte den Kopf. »Nee. Es laufen gerade zwei Kurse. Ein Vinyasa Flow bei Mila, die Sitzung hat aber bereits angefangen, und ein Hatha Yoga, der eher auf Anfänger-Yogis und mittlere Fortgeschrittene zugeschnitten ist. Den unterrichtet Genevieve Harper jeden Morgen um neun.«

»Passt mir perfekt. Und wie heißt du, Sweetheart?«

»Ich bin Luna Marigold, einer der Besitzer ist mein Vater.«

Natürlich, wer sonst. »Cool, dann sehen wir uns jetzt öfter. Freut mich.« Ich klopfte auf den Tresen und zwinkerte ihr zu.

Sie errötete wieder in zartem Purpur. »Ja, freut mich auch, Trent. Und danke, dass du dich im Lotus House angemeldet hast. Namaste.«

Ich benutzte meine neue, blumenförmige Chipkarte aus Plastik und wagte mich in die hinteren Bereiche der umgebauten Lagerhalle. Direkt vor mir befand sich ein langer Flur. Rechts gab es zwei Schilder, auf denen stand Yogini-Sanktuarium und Yogi-Sanktuarium. Anhand der Endungen vermutete ich, dass der linke Raum die Männerumkleide und der rechte die Damenumkleide war. Ich ging den Flur hinunter. Die Wände waren durchgängig mit einer Wiese bemalt. Während ich auf das Ende des Flurs zusteuerte, wo eine Tür offen stand, schien das hohe Gras auf dem Wandgemälde mitzuschwingen und sich mit mir zu bewegen. Ich wusste, dass das unmöglich war, aber es sah auf den ersten Blick schon täuschend echt aus. Verdammt gute Malerarbeit, wirklich.

Links war eine Tür, durch die mir Musik von den Beatles entgegendröhnte. Seltsam, wo das hier doch ein Yogastudio war. Neben der Tür befand sich ein Innenfenster, sodass Besucher vom Flur aus dem dahinter laufenden Kurs zusehen konnten. Mindestens dreißig Leute hatten ihre Hände und Füße auf der eigenen Matte, Ärsche in die Höh. Alle zusammen bildeten sie ein ganzes Meer von Dreiecken, und dann hoben auf einmal alle, so als gehorchten sie einer unsichtbaren Choreografie, ein Bein hoch in die Luft. Manche waren etwas wackliger als andere, doch einige schienen richtige Scherenbeine zu haben, die ganz natürlich an der Hüfte auseinandergingen.

Eine kleine Latina mit einer geilen Figur und lockigem Haar, das ihr bei jedem Move auf den Schultern wippte, rief etwas, bei dem ich, ich schwöre, so was verstand wie »Dreh deinen Hund um«. Und alle im Saal ließen ihre in die Luft gereckten Beine sinken, aber nicht bis ganz runter. Nein, sie verdrehten ihren ganzen Körper so, dass ihre Stirn Richtung Decke zeigte, das Bein, welches oben gewesen war, lag auf dem Boden, in die Gegenrichtung gerenkt, und ein Arm war in der Luft.

»Ach, du Scheiße.« Ich vermerkte für mich: niemals was mit Vinyasa Flow machen.

Als die Lehrerin klatschte, drehte sich der ganze Saal wieder um, sodass das eine Bein in die Luft zurückkehrte und jeder wieder in dieser Dreiecksform war. Wenn das Yoga ist, bin ich erledigt.

Aus Angst, noch mehr zu sehen, atmete ich tief ein, um mich zu beruhigen, wandte den Kopf ab, und mein Blick fiel auf eine offene Tür in etwa zehn Metern Entfernung. Leise klassische Musik drang aus dem Raum. Als ich mich näherte, wurden die Lichter gedimmt. Matten lagen kreuz und quer wie bunte Puzzle-teile auf dem dunklen Teppichboden. Vier Frauen tuschelten zusammen in einer Ecke. Abrupt hörten alle auf zu sprechen, und vier Augenpaare richteten sich auf mich. Ich war an so unverhohlene weibliche Bewunderung gewöhnt und ließ die Blicke an mir abprallen.

Im ganzen Raum hing kein einziges Foto oder Gemälde, denn der Raum war selbst ein einziges Kunstwerk, vom Boden bis zur Decke. Dieser war ein Wald. Jede der massiven Wände zierten Bäume. Im hinteren Teil des Raums waren Berge so naturgetreu aufgemalt, dass ich weiterwandern und dann noch die Spitze erklimmen wollte. Eine andere Wand schmückte ein beruhigend rauschender Wasserfall, der so akribisch gemalt war, dass ich förmlich den feinen Sprühnebel vor mir sah, wenn das Wasser auf die schroffen Felsen herabstürzte.

Da ich in der geöffneten Tür stand und den Durchgang nahezu komplett versperrte, mussten sich ein paar Frauen vorbeiquetschen. Ich ging aus dem Weg, lehnte mich abwartend an die Wand, um herauszufinden, was ich tun sollte. Vielleicht hätte ich eine Yogamatte mitbringen sollen? Alle anwesenden Frauen und die vereinzelten Männer rollten ihre Matten aus. Im vorderen Teil des Raums stand ein Podest. Ein kleines weibliches Wesen hastete herum, ordnete die Dinge und richtete sich den Raum her.

Ihr blondes Haar war hinten zu einem festen Knoten hochgesteckt. Das Licht des Deckenstrahlers fiel darauf und ließ es wie gesponnenes Gold schimmern. Graziös erhob sie sich von den Knien. So, wie sie sich bewegte, schien die Frau sich absolut wohl in ihrem Körper zu fühlen … und Mann, die hatte vielleicht einen Körper. Ich hatte ja schon die Latina-Yogalehrerin und die Kleine am Empfang attraktiv gefunden. Doch die beiden waren nichts im Vergleich zu dieser Frau. Als sie sich umdrehte, raubte es mir, ehrlich gesagt, den Atem, was ein völlig neues Gefühl für mich war. Ganz ungewöhnlich warm wurde mir in der Brust, als ich sie mir von der Seite ansah, während sie mit einem anderen Kursteilnehmer plauderte. Ihre Lippen leuchteten in so einem Flamingo-Rosa und standen in starkem Kontrast zu ihrer Alabasterhaut. Sie legte die Hände auf die Hüften, nickte und lächelte, zeigte dabei ihre schönen, ebenmäßigen Zähne.

Ich lehnte mich an die Wand wie ein Stalker und beobachtete sie, den Blick fest auf die einzige Frau geheftet, die mir jemals mit ihrer Schönheit den Atem geraubt hatte. Sie war klein, reichte mir wohl kaum bis zum Kinn in Höhe von rund eins achtzig. Aber was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie mit ihren knackigen Kurven und ihrer Sanduhr-Figur wieder wett. Weiblich gerundete Hüften gingen in eine Mini-Taille über. Das schwarze Tanktop, das sie trug, lag hauteng an und betonte ihre unglaublichen Titten. Garantiert eine Hand groß waren die, und ich hatte ziemlich große Hände. Ich öffnete und ballte die Fäuste, während ich mir vorstellte, mit beiden Händen an ihre Brüste zu fassen und diese schön fest zu kneten.

»Alter Falter!«, murmelte ich total beeindruckt von der Frau vor mir. Zu dem Tanktop, was keine Wünsche offenließ, trug sie eine pink-schwarz gesprenkelte, knielange Hose, die hauteng anlag, fast wie auf den Leib gemalt. Ich leckte mir über die Lippen und behielt sie mit der stillen Hoffnung im Blick, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Und schließlich passierte es, Blondie blinzelte in das Licht des Deckenstrahlers, und ich schaute in Augen, die so schwarz waren wie die Nacht.

Ich bekam weiche Knie, und mein Schwanz zuckte in der Hose, als ich sie so voll frontal vor mir sah. Sie drehte sich wieder dem Menschen zu, mit dem sie geredet hatte, legte ihm eine Hand auf den Arm und deutete auf einen freien Bodenbereich. Der Mensch griff sich seine Matte und ging rüber zu seinem Platz. Nun wandte sie sich an die Klasse.

»Der Kurs beginnt in ein paar Minuten. Nehmt ruhig schon mal die Kind-Haltung ein und atmet tief in den Bauch.« Nachdem sie das gesagt hatte, kam sie zu mir herüber.

Ich beobachtete ihren sanften Hüftschwung, als wenn es das Letzte wäre, was ich in meinem Leben sehen würde. Sie tappte auf nackten Füßen zu mir hinüber und blieb direkt vor mir stehen. Ihre lackierten Fußnägel passten farblich zu ihrem Lippenstift – in einem leuchtenden Pink, das suggerierte, dass diese Lippen so süß schmeckten, wie sie aussahen.

Sie hob den Blick und musterte mich von Kopf bis Fuß. Sie reichte mir gerade mal bis zur Schulter.

»Ich bin Genevieve, kurz Viv.« Ihre braunen Augen passten perfekt zu ihrem ovalen Gesicht. Jedes Blinzeln schien mich zu hypnotisieren. »Bist du neu hier? Ist es dein erstes Mal?«

Ich schüttelte den Lusttaumel ab und streckte ihr die Hand entgegen. »Trent Fox.«

Ihre Augen weiteten sich, aber nicht dramatisch, nur für einen kurzen Moment, der verriet, dass ihr der Name etwas sagte. Ich schlang meine Hand um ihre kleine, und es war ein schönes Gefühl, sie sicher in meiner großen zu halten.

»Ich bin wegen der rehabilitativen Aspekte der Übungseinheiten hier«, sagte ich lahm.

Genevieve zog die Brauen zusammen, sie neigte den Kopf und zog die Hand weg. Augenblicklich fehlte mir ihre Wärme. So hatte ich noch nie auf Frauen reagiert. Auf keine einzige.

»Du hast dir die Kniesehne gezerrt, oder?«, fragte sie.

Ich zuckte mit dem Kopf nach hinten, als wäre der nicht mit meinem Hals verbunden. »Gerissen. Aber woher weißt du das?«

Sie lachte angenehm, und der Klang erzeugte ein angenehmes Prickeln in meiner Brust. Aus irgendeinem Grund verspürte ich den albernen Wunsch, irgendwas Lustiges zu sagen, damit ich es noch mal hören konnte.

»Mein kleiner Bruder ist Fan der Stockton Ports.« Sie schüttelte den Kopf. »Unglaublich, dass du hier bist. Rowan wird ausflippen.«

Der Klang des Namens eines anderen Mannes, der über jene Lippen kam, die ich unbedingt für mich haben wollte – und zwar bald –, brachte mich dazu, gerader zu stehen und verbissen hervorzustoßen: »Wer ist Rowan, Zuckerkirsche?«

Mein schroffer Tonfall ließ sie mit dem Kopf nach hinten zucken. »Hä? Wer? Ach, mein Bruder … der Stockton-Ports-Fan.«

Ich grunzte irgendwas. »Ah, sorry.« Mit einer weit ausholenden Armbewegung deutete ich in den Raum. »Was soll ich hier machen?«

Genevieve blinzelte, als wäre sie gerade aufgewacht. »Ah! Ja. Da drüben ist noch ein Platz für dich frei.«

Zähneknirschend folgte ich ihr, als sie sich umdrehte und mir einen absolut perfekten Po präsentierte. Exakt den Po‑Typ, der Männer dazu trieb, Liebesgedichte zu schreiben – geformt wie ein umgedrehtes Herz und an den Hüften breiter, sodass er einem Mann herrlich griffig in den Händen lag, während er aus allen möglichen Stellungen in ihre geile, feuchte Hitze drang. Sie führte mich auf die rechte Seite des Raums, von wo aus ich das Podest gut sehen konnte, aber auch genug Platz hatte, um meine ein Meter achtzig plus zu bewegen. Flink holte sie eine Matte aus einem Korb in der Nähe. Sie leckte sich noch mal über diese pinken Lippen, woraufhin ich gleich einen Ständer bekam.

Während sie ein paar Dinge um mich herum aufbaute, zog ich meinen Kapuzenpulli aus, meine Schuhe und meine Socken, und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Irgendwann stattete sie mich noch mit einigen Yoga-Requisiten aus, drehte sich um und musterte mich von meinen nackten Zehen über meine Jogginghose bis zu meinem weißen Tanktop, wo ihr Blick etwas länger als nötig ruhte, bevor er zu meinem Gesicht hochschnellte. Grinsend zog ich eine Augenbraue hoch.

Genevieve legte eine leuchtend orange Matte aus, die mindestens zwei Meter zehn lang war. »Ich habe mir die XXL-Größe geschnappt, da du so …«, sie schien noch mal meine Körperform nachzuzeichnen, »… kräftig bist.« Sie biss sich auf die Lippe, und dann fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. »Ich meine groß! Lang.« Sie atmete entnervt aus.

»Das heißt dann wohl, dass dir gefällt, was du siehst.« Ich strich mit einer Hand über mein Sixpack und knotete die Kordel meiner Jogginghose fester, die sehr tief hing.

Sie biss sich erneut auf die Lippe, den Blick wie angenietet dorthin geheftet, wo meine Hände auf meinen Hüften ruhten. Erst das Geräusch der zuschlagenden Tür schreckte sie auf und ließ sie einen prüfenden Blick durch den Raum werfen. Eine verlegene Röte stieg ihr in die Wangen. Was könnte sie denn sonst noch erröten lassen?

»Setz dich … einfach hierhin und mach mit. Ich gebe Hilfestellungen, und falls mal irgendetwas zu sehr auf deinen Oberschenkelmuskel drückt, dann halte dich da zurück. Ich muss jetzt mit der Stunde beginnen, aber wir können ja nach dem Unterricht noch mehr über deine Verletzung und deine Reha sprechen, wenn du möchtest.«

»Sehr gerne, Zuckerkirsche.«

»Zuckerkirsche?« Sie hob eine Augenbraue, die etwas dunkler war als ihr Haar.

Ich drang stärker in ihre Distanzzone ein, um dichter an ihrem Ohr zu sein. Sie zitterte, je näher ich kam. Oh, ich liebte diese Reaktion bei einer Frau. Viel zu sehr. Zaghaft legte sie eine Hand auf meinen Bizeps, und ich beugte ihn. Bei einer Frau wie ihr würde ich es mit fast jedem Trick aus der Trickkiste versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Wahrscheinlich gab es schon Männer, die ihr die Tür eintraten. Verdammt, wahrscheinlich hatte sie auch einen Freund. Allein der Gedanke, dass ein anderer Mann sie berührte, ließ mich mit den Zähnen knirschen.

»Deine Lippen sind so schön und pink und sehen aus wie etwas Süßes. Erinnern mich an eine leuchtend pinke, zuckersüß kandierte Kirsche. Und die nasch ich total gern.«

»Aha.«

Es gab zwei Sorten von Frauen. Die einen liebten es, wenn ich sie mit Spitznamen aller erdenklicher Art, Koseworten und Aufmerksamkeit förmlich überschüttete; die anderen, die krass feministisch drauf waren, flippten schon aus, sobald sie auch nur einen Hauch von Chauvinismus witterten. Genevieves einfaches »Aha« sprach für sich. Ich könnte sie weder in eine Schublade stecken noch ihre Reaktionen vorhersagen. Sie verließ mich so schnell, wie sie gekommen war, und ging ohne weiteren Kommentar zum Podest.

»Okay, danke, dass ihr alle gekommen seid. Bitte setzt euch auf den Po, presst ihn fest auf die Matte, bis beide Sitzknochen Bodenkontakt haben. Danach bringt ihr die Hände vor dem Herzen zusammen.« Sie sah einen nach dem anderen an. »Lasst uns zu Beginn die Augen schließen und uns auf die heutige Übungseinheit einstimmen.«

Ich schloss die Augen, während sie weitersprach.

»Was erwartet ihr euch von den heutigen Yogaübungen? Was würdet ihr wohl in euer Leben integrieren? Vielleicht möchtet ihr euch bei euren Übungen jemandem hingeben, der mehr braucht als nur eure guten Absichten. Macht euren Kopf frei von allen anderen Gedanken, und konzentriert euch nur auf dieses eine Ziel. Stellt es euch bildlich vor. Lasst es um euch herumwirbeln, während ihr atmet.«

Ihre melodisch gesprochenen Worte ließen sofort ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit aufkommen. Ähnlich empfand ich, wenn ich auf dem Spielfeld ganz in meinem Element war. Nichts mehr konnte meine Konzentration stören.

»Und nun sagt euch selbst, was ihr heute vorhabt.«

Ich habe fest vor, diese Frau heute zu erobern. Egal wie. Wer nicht spielt, kann auch nicht gewinnen.

GENEVIEVE

Heilige Scheiße. Trent Fox sitzt auf der Matte bei dir im Kurs. Keine Panik, Viv. Nimm dich zusammen. Du bist Profi. Er ist zur Reha hier, nicht um angegafft zu werden.

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Brief der Autorin

Liebe Leserin, lieber Leser,

alles in der Lotus House-Reihe entspringt jahrelanger persönlicher Praxis und dem Studium des Yoga. Die Yogastellungen und Chakren-Lehren waren Teil meiner offiziellen Unterweisung in die Kunst des Yoga am Village Yoga Center in Nordkalifornien. Sämtliche Beschreibungen der unterschiedlichen Chakren, Posen und Körperstellungen wurden von mir höchstselbst verfasst, aus meiner Sicht als zertifizierte und registrierte Yogalehrerin und gemäß den Leitlinien der Yoga Alliance und der Kunst des Yoga.

Wenn du einige der Stellungen in diesem Buch oder in einem anderen Band der Lotus House-Reihe ausprobieren möchtest, wende dich bitte an eine zertifizierte Yogalehrerin beziehungsweise an einen zertifizierten Yogalehrer.

Ohnehin empfehle ich allen, einmal einen Yogakurs zu besuchen. Denn wie ich als geschulte Lehrende des wundervollen Geschenks Yoga inzwischen weiß, tut Yoga allen und jedem Körper gut. Sei also nett zu deinem: Du bekommst in diesem Leben nur einen.

Liebe und Licht,

Audrey