Love Breaker – Liebe bricht alle Regeln - Kate Meader - E-Book
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Love Breaker – Liebe bricht alle Regeln E-Book

Kate Meader

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Beschreibung

Dieser Anwalt bricht keine Gesetze – aber Herzen … Scheidungsanwalt Max Henderson hat genug schmutzige Scheidungskriege miterlebt, um zu wissen, dass die wahre Liebe nicht existiert. Daher kann er kaum fassen, dass sein Bruder völlig überstürzt heiraten will und dafür sogar eine Wedding-Planerin engagiert hat. Um ihn davor zu bewahren, zu viel Geld in die vorschnelle Hochzeit zu stecken, nimmt er die Sache selbst in die Hand. Doch als er die Hochzeitsplanerin Charlie Love kennenlernt, für die der schönste Tag im Leben ihrer Klienten immer wieder aufs Neue der Beweis ist, dass die große Liebe jeden findet, geraten all seine Prinzipien ins Wanken …

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Heidi Lichtblau

© Kate Meader 2018

Published by Arrangement with Linda C. O’Dwyer

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Down with Love«, Loveswept, New York 2018

© der deutschsprachigen Ausgabe:

Piper Verlag GmbH, München 2021

Redaktion: Antje Steinhäuser

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Coverabbildung: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Inhalt

Cover & Impressum

1. Kapitel

Max

2. Kapitel

Max

3. Kapitel

Charlie

4. Kapitel

Max

5. Kapitel

Charlie

6. Kapitel

Charlie

7. Kapitel

Max

8. Kapitel

Max

9. Kapitel

Charlie

10. Kapitel

Max

Charlie

11. Kapitel

Charlie

Max

12. Kapitel

Charlie

13. Kapitel

Max

Charlie

14. Kapitel

Max

Charlie

15. Kapitel

Max

Charlie

16. Kapitel

Charlie

Max

17. Kapitel

Charlie

Max

18. Kapitel

Max

19. Kapitel

Max

20. Kapitel

Charlie

21. Kapitel

Max

Charlie

22. Kapitel

Charlie

23. Kapitel

Max

24. Kapitel

Charlie

Epilog

Max

Charlie

Danksagung

1. Kapitel

Max

»Ramen. Läppische. Instantnudeln!«

Ich lege meine ganze Verachtung in die Worte, damit unmissverständlich klar wird, was ich davon halte. Die Mundwinkel meines jüngeren Bruders James zucken bereits.

»Warte mal, Max. Dafür brauche ich was von den teureren Tropfen.« Er winkt eine Bedienung in der Gilt Bar des Kinzie-Hotels herbei, in der wir uns seit sechs Jahren jeden Donnerstag treffen, selbst bei Schneestürmen oder während einer Hitzewelle.

Diese blonde Kellnerin kenne ich noch gar nicht. Verzückt betrachtet sie James mit seinem schwarzen Haar und den stahlblauen Augen, beides Merkmale, die wir von unserem Dad geerbt haben. Mein kleiner Bro, der alte Strahlemann, kriegt mit seinem Lächeln grundsätzlich jede herum. Was ihn aber nicht interessiert, da er derzeit vergeben ist.

Doch auch mir fliegen genügend Frauenherzen zu, und – ihr habt es schon erraten – ich nutze das weidlich aus. Ich bin eine handfestere, rauere Version von James (darüber streiten wir, aber da ich der Ältere bin und Anwalt dazu, gilt, was ich sage). Ich weiß, ich kann den Fokus unserer Bedienung problemlos auf mich umlenken, und, jepp, schon ist es so weit. Die Kellnerin blinzelt, da ich meine schärfste Waffe hervorgeholt habe – ein größeres, strahlenderes und aufgrund seiner Seltenheit besseres Lächeln –, und der Bedienung geht auf, dass sie fünfzehn Sekunden ihrer Lebenszeit für einen blassen Abklatsch verschwendet hat.

Da ich mit dem Bezahlen dran bin, bestellt sich James einen Glenlivet 18 Years Of Age, obwohl er von Scotch keinen Schimmer hat. Ich schon, weshalb meine Wahl auf einen Laphroaig Quarter Cask fällt.

»Okay«, sagt unsere Bedienung, klingt allerdings alles andere als okay. Aber ich verstehe schon. Ich trage einen Anzug von Ted Baker, und alles an mir schreit nach Reichtum, Selbstvertrauen und dem Versprechen nach einer guten Zeit. Benommen stolpert sie davon.

»Fucker«, murmelt James in meine Richtung, und ich muss lachen. »Wie war das mit den Nudeln?«

»Instantnudeln«, stelle ich klar, denn das ist der springende Punkt. »Drei Monate lang habe ich mich mit diesem Paar im Kreis gedreht, und dann kommt er endlich mit der Vermögensaufstellung daher.«

»Vermögensaufstellung?«

»Ja, wenn sich die Ehegatten nicht im Großen und Ganzen oder, na, auf überhaupt etwas einigen können, dann lassen wir sie eine Bestandsaufnahme ihrer Vermögensgegenstände machen. Wer was möchte, so was in der Art. Und dieser Drecksack« – nicht mein Mandant, vielen Dank auch – »listet Instantnudeln mit auf. Und weißt du, was noch?«

James kann sich nur noch mit Mühe zusammenreißen, und zwar nicht wegen der Nudeln, sondern wegen meiner Darstellung. Als Scheidungsanwalt habe ich schon sämtliche miesen Tricks und Kniffe erlebt, wenn ich also den ersten Teil unseres wöchentlichen Treffens einer Kanzleigeschichte widme, weiß er, dass sie gut sein wird.

»Ja, was noch?«

»Daneben, in die Schätzwert-Spalte also, setzt er neunzehn Cent ein. Neunzehn verdammte Cent! Auf der Liste findet sich nur diese eine Packung Instantnudeln, die jemand vom Personal zum Spaß in der Vorratskammer liegen gelassen haben muss, denn diese Leute essen so was gar nicht.« Es geht um zwei der vermögendsten Philanthropen Chicagos, mehr darf ich nicht verraten. Vor zwei Jahren haben sie sich bei einer schillernden Glamourhochzeit, die so viel gekostet hat, dass man davon zehn schlagkräftige Hilfsorganisationen hätte gründen können, das Jawort gegeben. Es heißt ja, Nächstenliebe beginnt zu Hause, aber sag das mal dem Mistkerl, der eine Packung Instantnudeln als Wertgegenstand auflistet.

»Mann, wie kommst du mit so was nur klar?«, prustet James.

Diese Frage stellt er mir nicht zum ersten Mal, und trotz seines Gelächters höre ich sie sehr deutlich heraus. Die Sorge, es könnte mich verändern, immer wieder das Ende einer Liebe zu erleben. Dem ist aber nicht so. Ich habe schon immer zu denen gehört, die das Glas weder halb leer oder halb voll sehen. Stattdessen frage ich mich, ob genügend drin ist, um meinen Durst zu stillen. Ich bin der Realist von uns beiden.

Meine Leute (sprich: meine Anwaltskollegen, nicht meine britisch-deutsch-schwedischen Vorfahren) haben da einen Spruch: In strafrechtlicher Hinsicht zeigen die Menschen ihr bestes Benehmen, in familienrechtlicher ihr schlechtestes. Ich hatte Mandanten, die sich einst für unsterblich verliebt gehalten hatten und sich am Besprechungstisch am liebsten die Augen ausgekratzt hätten. Ich hatte einen Fall, da händigte ein Typ seiner krebskranken Frau die Scheidungspapiere aus, obwohl sie im Krankenhaus auf dem Totenbett lag. Ein anderer wollte den Richter dazu bringen, die Einäscherung des Hundes der Frau zu veranlassen, damit man sich die Asche aufteilen könnte. Ich erklärte ihm, Euer Ehren sei ein Tierliebhaber, weshalb er sich eine andere Möglichkeit ausdenken müsse, seiner Ex eins auszuwischen.

Allem Anschein nach waren das alles einmal ganz normale, nützliche, zurechnungsfähige Mitglieder der Gesellschaft. Insofern ist die Behauptung, man würde sich nach der Heirat verändern, noch eine Untertreibung.

»Jeder verdient eine faire Behandlung«, sage ich, meine Standardantwort. Doch in Wahrheit genieße ich es. Genieße es, zu gewinnen, vor allem, wenn es sich um eine Ehefrau handelt, die von ihrem Ex betrogen wurde. Ich vertrete zu achtzig Prozent Frauen und darunter vor allem solche, deren Kinder inzwischen aus dem Haus sind. Frauen also, die ihre Kids gerade aufs College geschickt haben und zum Lohn Scheidungspapiere in die Hand gedrückt bekommen. Diese treuen Frauen haben stinkende Windeln gewechselt, glamouröse Dinnerpartys geschmissen und ihren Göttergatten immer den Rücken freigehalten, nur um dann herauszufinden, dass er schon seit dem Pubertätseintritt des ersten Kindes seinen Ausstieg plante. Der eine zweiundzwanzigjährige Personal Trainerin und ein Bankkonto auf den Kaimaninseln mit einschließt.

Als Erstes sage ich diesen Frauen immer, dass sie das Ganze nicht als das Ende, sondern einen Neuanfang betrachten sollen. Und dann sorge ich dafür, dass ihre Ex-Männer ordentlich bluten müssen.

Die Bedienung kehrt mit unseren Drinks zurück. »Sagt Bescheid, wenn ihr Jungs noch irgendetwas braucht«, haucht sie verführerisch, wobei man das »brauchen« so oder so verstehen kann.

Als sie weggeht, sehe ich ihr nach, denn ich will ja nicht unhöflich sein. Sie hat sich bemüht, insofern obliegt es mir, diese Gefälligkeit zu erwidern. Die Bedienungen hier kleiden sich schwarz, und sie trägt einen engen Rock, in dem ihr Po zwei Cantaloupe-Melonen gleicht, die um Vorherrschaft ringen. Netter Hüftschwung, gute Beine, die sich zu den High Heels verschlanken, die ihr höllische Schmerzen bereiten müssen, wenn sie den ganzen Abend damit herumrennen muss. Nur zu gern würde ich ihr später dabei helfen, die Füße hochzulegen – vorzugsweise über meine Schultern.

Gerade will ich den Blick von ihr losreißen, als ihre schlanke Gestalt auf dem Weg zur Bar plötzlich vor einem kräftigen pinkfarbenen Kontrast im Hintergrund zu einem schwarzen Schattenriss mutiert. So, als hätte jemand mit einem Messer ein Ölgemälde aufgeschlitzt. Einen Augenblick bin ich geblendet, nicht von dem Pink, auch wenn sich meine Augen erst daran gewöhnen müssen, sondern davon, wer es trägt: eine Frau.

Erstaunliche Schlussfolgerung, Henderson. Aber … diese Frau ist schlicht sensationell!

Sie sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen an der Bar, einen ihrer schwarzen High Heels an der Fußstütze des Barhockers eingehängt. Durchschnittliche Größe, würde ich sagen, doch da endet der Durchschnitt auch schon. Honiggoldene Haut schimmert in dem Halbdunkel der Bar, in das kein Tageslicht dringt. Es ist später April, die Baseballsaison hat begonnen, Chicago ist in guter Form, und die weiblichen Fans sind es auch. Ladys holen ihre Sommergarderoben hervor und zeigen ihre sexy Arme und Killerbeine der männlichen Bevölkerung, die seit Monaten nicht mehr so viel Haut gesehen hat. Das Kleid dieser Frau ist am Saum kokett gerüscht und, wenn sie steht, vermutlich knielang, zeigt nun aber, da sie sitzt, anständig Schenkel.

Unanständig eigentlich.

Gerade arbeite ich mich aufwärts, als ich ein Hüsteln vernehme. Seufzend drehe ich mich zum Idiotus interruptus um – meinem Bruder. »Ja?«

»Himmel, Max, besorge dir die Nummer der Bedienung, und dann schenk mir wieder deine ungeteilte Aufmerksamkeit.«

Nachdem ich mich innerhalb von zehn Sekunden von ihr abgewandt habe, wäre das vermutlich reichlich schwach. Ich brenne ja förmlich darauf, mich wieder zur Bar und der Frau in Pink umzudrehen!

»Na, und wie geht’s Gina denn so?«, frage ich stattdessen. James ist alle zwei Monate frisch verliebt, doch mit Gina Torres ist er jetzt schon seit drei zusammen. Ich mag sie, weil sie ein Kumpeltyp ist. Sie begleitet uns zu den Eishockeyspielen der Blackhawks, und so, wie sie ihr Bierchen kippt, käme man nie darauf, dass sie in einer schicken Schule in Lincoln Park als Lehrerin arbeitet. Wobei, vielleicht ist das ja der Grund, warum sie abends trinkt.

Was ich noch an Gina mag? Sie hat es nicht eilig, meinen Bruder an sich zu fesseln. Inzwischen würden die meisten Frauen schon einen Schlüssel für seine Wohnung verlangen, demnächst ganz einziehen wollen und auf die gefürchtete Frage »Wohin führt das Ganze?« zu sprechen kommen. Dabei ist mein Bruder erst achtundzwanzig, zwei Jahre jünger als ich, und bevor er sich über so etwas Gedanken macht, möchte ich, dass er sein Leben erst mal gründlich genießt.

Besser, er macht sich darüber überhaupt keine Gedanken, schaltet sich mein Anwaltshirn ein.

James verzieht das Gesicht zu einem verträumten Lächeln, was daran liegen könnte, dass ihm nun der Scotch den Magen wärmt, eher aber auf die Erwähnung seines Girls zurückzuführen ist. Sollte ich je so dreinschauen, wenn der Name einer Frau in einer Unterhaltung genannt wird, gebt mir die Kugel.

»Sie ist der Wahnsinn.« Mit zuckenden Lippen greift er nach seinem Drink. Ich möchte ihn gerade auf dieses seltsame Zucken ansprechen, als eine Bewegung an der Bar meine Neugierde weckt.

Ein neuer Akteur ist auf der Bildfläche erschienen, ein Typ in einem Brook-Brothers-Anzug, der sich nun daranmacht, die Göttin in Pink zu küssen. Auf die Wange, aber trotzdem. Ich weiß, es ist unhöflich – sowohl meinen Bruder zu ignorieren, dessen zuckenden Mundwinkeln man auf den Grund gehen müsste, wie auch diese Frau anzustarren –, aber ich muss die zuvor begonnene Bestandsaufnahme unbedingt abschließen! Sie ist eine Blondine in Hitchcock-Manier, so ganz die kühle Tippi Hedren mit Hochfrisur und makellosem Profil. Perfekt geschwungene Nase, perfekte Wangenknochen, perfekte Kinnpartie. Ihre Augen kann ich nicht sehen, aber vom Rest her tippe ich mal, dass sie blau sind.

Ich sollte wegschauen, denn sobald sie sich herdreht, wird sie real, dabei wäre es mir lieber, sie würde weiterhin ausschließlich in meiner Fantasie residieren. Anderen Männern funke ich nicht gern dazwischen, insofern will ich lieber nicht wissen, was mir entgeht. Daher reiße ich meine Augen von ihr los und richte den Blick, eigenartig aufgewühlt, auf den Mann, seltsamerweise fast wie auf einen Konkurrenten! Mir reicht ihr makelloses Profil, doch todsicher will ich nicht, dass er den Rest von ihr hat. Er sieht mir nach einem Investmentbanker oder Handelsmakler aus oder aber wie der Blödmann mit der Frau-mit-dem-perfekten-Profil.

Ich verdränge diese verrückten Gedanken und wende mich wieder James zu, der mich neugierig ansieht.

»Da drüben ist ja ganz schön was los, Max.«

Ein wenig beschämt über meine auf Abwege geratenen Gedanken, die sich wie ein Kinofilm auf meinem Gesicht widerspiegeln müssen, schüttele ich den Kopf. »Wurde nur kurz abgelenkt.«

»Von unserer Bedienung?« Er wendet sich im selben Moment um, als ich »Von der Frau in Pink« sage. Ich kann es genauso gut zugeben. Es ist ja nicht so, dass irgendetwas laufen könnte, da sie eindeutig ein Date hat.

James zieht die Augenbrauen nach oben, und so etwas wie Belustigung huscht über sein Gesicht. »Oha!«

»Oha?«

Er schwenkt eine Hand vor meinem Gesicht. »Hör mal, die ist nichts für dich.«

Ich stutze. Versucht er wirklich, mir den Wind aus den Segeln zu nehmen? Dafür kann es nur einen Grund geben.

»Du kennst sie?«

»Allerdings.« Wieder dieses schadenfrohe Funkeln in den Augen. »Und sie ist nichts für dich.«

Meine Neugierde ist schlagartig geweckt. Dem Aussehen nach ist sie genau was für mich!

»Ist sie eine Freundin von Gina?«

Er schüttelt den Kopf.

»Verheiratet?« Dass sie ein Date haben könnte, scheint kein Hindernis mehr zu sein.

Er wirft einen Blick über seine Schulter und betrachtet die Szene hinter sich. Brooks Brothers lehnt sich ganz nah zu ihr, was sie aber kaltlässt. Sie schreckt zwar nicht direkt zurück, mit ihm nach Hause gehen will sie aber wohl kaum. Stellt sich nicht vor, wie er diesen Rock über diese tollen goldenen Schenkel hebt, um einen Finger in ihren Tanga zu schieben. In einen schwarzen Seidentanga, der feucht wäre, bis ich dorthin gelänge.

Mit einem noch immer albernen Grinsen sieht James wieder zu mir. »Nope.«

»Fan der Chicago White Sox?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

Allmählich reicht es mir. Mit einer Raffiniertheit, mit der er seinen Jahren weit voraus ist, hat James schon immer gewusst, auf welche Knöpfe er bei mir drücken muss. Als er acht war und ich zehn, hat er seine verdiente Prügel mit erstaunlichem Gleichmut hingenommen. Außerdem hält er gern mit Informationen zurück, was dem Anwalt in mir mächtig stinkt.

Und die ganze Zeit über bemühe ich mich, Pink und BB keine Beachtung zu schenken, auch wenn ich eine gewisse Genugtuung verspüre, dass James ihren Single-Status bestätigt hat. Doch dann begehe ich den Fehler, wieder hinzuschauen, und erwische BB dabei, wie er ihr die Hand auf den Schenkel legt, denselben Schenkel, den ich vor einem Moment in meiner Fantasie erforscht habe. Mein Herz setzt kurz aus, und als würde Pink es beruhigen wollen, entfernt sie die übergriffige Pfote und legt sie auf die Bar.

Hände dahin, wo ich sie sehen kann, du Idiot!

Ich müsste über mich selbst lachen – das kommt manchmal vor –, wenn ich mich nicht immer noch so darüber ärgern würde, dass man James alles so aus der Nase ziehen muss.

»Woher kennst du diese Frau?« Es kommt scharf heraus, anwaltsmäßig.

»Sie ist eine Geschäftspartnerin.«

James arbeitet im IT-Bereich bei Chase in The Loop, weil er (a) ein Nerd und (b) ein Nerd ist, der durch seine Kenntnisse über Computerserver ordentlich Kohle macht. Oder so was in der Art. Ich weiß genug, um meinen drahtlosen Router zu installieren, doch das bringt mir nicht hundertfünfzigtausend Dollar im Jahr ein.

Wie ein Nerd sieht Pink nicht aus, aber Chase ist eine große Organisation, insofern könnte sie alles tun. Ist mir auch egal, denn ich denke nicht, dass wir uns darüber unterhalten werden, wie unser Tag war.

»Und wieso ist sie noch mal nichts für mich?«

»Na, du bist Zyniker.«

Ah, sie ist eine von denen. Die an die große Liebe glauben. Mir recht. Solange sie versteht, was erwartet wird – Spaß, während die Geschichte läuft, aber bloß nichts Verbindliches. An so etwas glaube ich gern. So wie ich auch an meine Fähigkeit glaube, es mit dieser Frau treiben zu können, bis sie vergessen hat, warum ich nicht ihr Typ bin.

»Auch Zyniker brauchen Blowjobs«, erkläre ich mit meiner pathetischsten Stimme.

Lachend schüttelt James den Kopf. Da ist wieder dieses Zucken der Mundwinkel, und diesmal spreche ich ihn, guter Anwalt, der ich bin, gezielt darauf an.

»Was ist eigentlich los, Jim-Jam?«

Er atmet aus, dann noch einmal. Eindeutig steht irgendeine große Enthüllung an. Shit, jetzt mache ich mir Sorgen. Ist er krank? Stimmt was mit Mom und Dad nicht?

»Nachdem du ja so dagegen eingestellt bist und das alles, wollte ich es eigentlich nicht erwähnen, aber du findest es ja sowieso heraus, da ich es heute Abend unseren alten Herrschaften verkünden möchte.«

In meinem Schädel schrillen Alarmglocken, und ich weiß schon, was er gleich sagen wird, bevor es ihm über die Lippen kommt.

»Ich werde heiraten.«

2. Kapitel

Max

Als könnte ich dadurch die letzten zehn Sekunden ungeschehen machen und mein Bruder wäre gar nicht drauf und dran, sein Leben unauslöschlich zu verändern, stiere ich einfach vor mich hin. Meinem Umfeld ist meine Meinung zum heiligen Bund der Ehe bestens bekannt. Klar, bei manchen funktioniert er. Bei meinen Eltern zum Beispiel. Jack und Susanne sind seit zweiunddreißig Jahren verheiratet und benehmen sich immer noch wie triebgesteuerte Teenager. Dieser Tage muss ich meine Ankunft bei jedem Besuch entweder lautstark verkünden oder riskieren, meinen Vater beim Hereinkommen mit der Hand in der Bluse meiner Mom zu erwischen. (Eigentlich sollte ich eine Therapie machen.) Im Grunde sind die beiden also ein echtes Vorzeigepaar, das es mit sechzig immer noch tut und bis ans Ende ihrer Tage glücklich sein wird.

Wobei, ich denke ja gern, dass sie auch deshalb noch zusammen sind, weil wir Jungs ihnen einfach so viel Freude bereiten. Zudem haben sie auch in einer einfacheren Zeit geheiratet, als man sein Gelübde noch ernst nahm. Bei all den Ablenkungen und Versuchungen heutzutage will sich doch keiner mehr richtig reinhängen. (Netflix hat mehr Ehen zerstört, als man meinen würde, Freunde.) Ein weiterer Pluspunkt ist das lange Liebeswerben meiner Eltern von drei Jahren. Vermutlich sogar ohne Sex, die zwei müssen sich also wirklich gesucht und gefunden haben.

James kennt Gina hingegen seit drei Monaten.

Es gefällt mir gar nicht, wie er mich gerade ansieht. Als würde er im Geiste alle meine typischen Reaktionen durchgehen. Entschlossen, ihm eins auszuwischen, ändere ich die Taktik.

»Dann hast du sie also geschwängert?«

»Blödmann«, murmelt er, allerdings gutmütig, denn so ist er nun mal.

»Warum denn dann? Ihr wohnt ja nicht mal zusammen.« Meine Güte, wenn ich auflisten müsste, wie man einen Kickstart zu einer erfolgreichen Ehe hinlegt, dann wäre das Regel Nummer eins. Bekommt heraus, wie sehr ihr einander hasst, bevor ihr »Ja« sagt.

»Wenn man’s weiß, weiß man’s einfach«, erwidert er, ganz der Zenmeister.

Mit jedem seiner Worte rammt er mir einen Pflock ins Herz, so bedeutungslos sind sie. Mag philosophisch klingen, ist es aber nicht.

Ist. Es. Aber. Nicht!

Noch bleibt Zeit, das herauszufinden. Die meisten Eheschließungen werden von der Hochzeitsindustrie an sich gerissen und brauchen für die Planung ein Jahr. Nach einer langen Verlobungszeit, in der die beiden zusammenwohnen, wird ihnen die Lust daran schon noch vergehen.

»Habt ihr schon ein festes Datum?«

»Juli.«

»Nächstes Jahr«, sage ich. Voller Hoffnung.

»Nein, dieses!« Wieder diese Mundzucken, das ich allmählich hasse. Ich versuche, mir aus all den Informationen, die mir im Kopf herumschwirren, einen Reim zu machen. Drei Monate des Datens, drei Monate bis zur Hochzeit, noch nichts unterwegs …

Von einer Heirat mit Gina kann ich meinem Bruder nicht in gutem Glauben abraten. In der Hinsicht habe ich keine juristische Berechtigung. Sein Leben ist nicht mein Leben, und auch wenn ich alles daransetzen würde, damit er diesen übereilten Schritt überdenkt, werde ich jetzt nicht versuchen, ihn umzustimmen.

Eine allerletzte Hoffnung bleibt mir allerdings. »Juli«, sinniere ich mit einer Nonchalance, auf die ich, in Anbetracht der Art, wie mein Herz gerade verrücktspielt, mächtig stolz bin. »Standesamt dann also.«

Wenn du jemanden heiraten willst, den du kaum kennst, dann mach es auf die billige Tour. Wenn alles später mal den Bach runtergeht, wird diese Beschränkung des großen Tages auf ein Minimum ein Punkt weniger sein, der den Auflösungsprozess aufhält. Als Scheidungsanwalt staune ich immer wieder, wie oft der Hochzeitstag erwähnt wird. Selbst wenn er schon dreiunddreißig Jahre zurückliegt, blickt doch jeder auf diese goldene Zeit als den Höhepunkt zurück. Auf diesen einen Tag, als der Himmel voller Geigen hing, Lämmchen herumtollten und jeder die beste Version seiner selbst war.

Die Feier fand im Drake statt, Max. Oprah befand sich unter den Gästen.

Der Kuchen war perfekt, Max. Fünfstöckig und so makellos, so repräsentativ für unsere Liebe.

Das Kleid wurde von einem Assistenten Carolina Herreras entworfen, Max. Wir haben einen Preisnachlass von zehn Prozent bekommen.

Wenn man mal überlegt, wie viel Geld dafür ausgegeben wird, diese lächerliche Fantasie zu weben! Es sollte ein Gesetz dagegen geben.

Deswegen frage ich meinen Bruder nach dem Standesamt. Gina ist eine Lehrerin, die Bier trinkt, sich Eishockeyspiele anschaut und eine ungesunde Besessenheit mit den Pittsburgh Penguins an den Tag legt (sie stammt nicht mal von dort, weshalb ich annehme, dass es ihr einer der Spieler angetan haben muss). James ist ein Nerd, der, da bin ich mir ziemlich sicher, null Interesse an einer extravaganten Hochzeit hat, außer sie läuft unter einem Motto, bei dem er sich als Legolas und Gina als Hobbit verkleiden darf. Artübergreifende Ehen sind im Auenland gestattet, richtig?

Wenn sie es so eilig haben, sich das Jawort zu geben, dann sollte das Drumherum keine Rolle spielen.

»Nun, es gibt einem Empfang im …«

Er zögert. Ich stürze mich darauf.

»Im?«

»Im Peninsula in der Michigan Avenue. Jemand hat abgesagt …«

»Seinen Fehler eingesehen, meinst du wohl.«

Das sollte ihm zu denken geben, aber er ist ein Mann, der liebt, und gegenüber meinen Hieben immun, wie ich zähneknirschend feststelle.

»Und wir konnten den Termin ergattern. Insofern: 15. Juli. Save the date!« Er stößt mit mir an. Der Bursche triezt mich nun und genießt es höllisch. »Du solltest dein Gesicht sehen, Max. Du schaust jetzt genauso drein wie damals, als ich dir deine Spider-Man-Comics zerknüllt habe.«

»Erinnere dich an die Folgen. Ich hab dich verdroschen!«

»Das war’s so wert.«

Ich betrachte ihn. »Sag mal, veräppelst du mich eigentlich?«

Er verzieht den Mund zu einem mitleidigen Lächeln. »Wünschst du dir wirklich so sehr, dass ich nicht heirate?«

»Ich will doch nur …« Ich verstumme und überlege, worauf genau ich hinauswill. Ich bin nicht völlig gegen wahre Liebe eingestellt. Ich habe nicht lauter kaputte Beziehungen hinter mir. Oder nicht direkt. Kurz habe ich Beccas Gesicht vor mir, aber ich verdränge es. Unsere geplatzte Verlobung hat mich nicht nachhaltig beschäftigt.

Was denn dann, könntet ihr fragen? Der ganze Mist, den ich als Anwalt laufend erlebe. Für meinen Bruder wünsche ich mir Besseres. »Das geht alles so schnell. Ich möchte einfach nicht, dass du aufs Kreuz gelegt wirst.«

»Von Gina?«, fragt er und lacht bei dem Bild, das bei »aufs Kreuz legen« heraufbeschworen wird, wie ein Teenager.

»Von überhaupt jemandem. Das Peninsula ist nicht billig. Warum zur Hölle willst du für nur einen Tag so viel Schotter zahlen?«

»Die Hochzeitsplanerin …«

Ich hebe die Hand, als wäre er ein Mandant, der seiner Ex unaufgefordert das Ferien-Cottage im schicken Badeort Saugatuck anbieten will. Ich wusste doch, dass an der Sache etwas faul ist. »Es ist schon eine Hochzeitsplanerin im Spiel? Wann habt ihr euch denn verlobt?«

»Vor sechs Tagen.«

Fuck! Als wir uns letzte Woche trafen, hat er das Ganze bereits geplant und es dennoch mit keiner Silbe erwähnt. Hat es eine Woche verschwiegen, weil er wusste, wie mies ich reagieren würde. Und genauso mies fühle ich mich jetzt auch.

Schuldgefühle verschatten seine gewöhnlich so offenen Gesichtszüge. »Ich wollte dich schon anrufen, es dir dann aber doch lieber persönlich sagen. Ich weiß ja, dass du mit Veränderungen nicht gut klarkommst.« Er sieht auf seinen Scotch hinunter und checkt dann mit einem kurzen Blick meine Reaktion.

Das mag er im Spaß gesagt haben, doch es ist schon was dran. Ich hänge an meinen Gewohnheiten, insofern bringen mich größere Veränderungen in meinem Leben leicht aus dem Tritt. Ich laufe immer die gleiche Strecke im Lincoln Park, esse jeden Sonntagabend im selben Restaurant, trage bei Gericht immer denselben Anzug (einen blaugrauen Zweiteiler von Ermenegildo Zegna aus kariertem Wollstoff, Ton in Ton). Aber ich kann denen, die mir am nächsten stehen, nicht mit dem Argument »Veränderungen sind schlecht!« ihr Leben vorschreiben.

»Herzlichen Glückwunsch?«, biete ich fünf Minuten zu spät an. Dann stoße ich, um meine unbändige Begeisterung zu unterstreichen, mit ihm an und kippe den Scotch runter.

Es brennt.

»Na, das war doch nicht so schwer, oder?« Der Mistkerl hat einen Mordsspaß. »Und ich brauche nun wirklich keinen griesgrämigen Trauzeugen an meiner Seite.«

Ich grinse, denn ich mag zwar so meine Bedenken haben, aber mein Bruder möchte mich als seinen Trauzeugen. Mir wird warm ums Herz.

»Ich bin mir nicht sicher, ob drei Monate reichen, um einen Junggesellenabschied zu planen. Na, und erst recht keine Hochzeitsfeier, die dem Peninsula gerecht wird.« Die Location wurmt mich immer noch ein bisschen. So überzogen, wie sie ist, frage ich mich, ob besagte Hochzeitsplanerin James und Gina nicht hereinlegt. Genau so machen diese Chicks das doch – erschaffen mit nichts als Schall und Rauch und möglichst viel Extrafirlefanz ein Märchen, das mit dem Bankrott flirtet.

James tut so, als würde er meine Gereiztheit gar nicht bemerken. Das kann er gut.

»Ich bin sicher, dir wird was einfallen. Erinnerst du dich an Toby aus dem Patterson?«

Er spielt auf eine unserer Lieblingsgeschichten über Toby an, einen Typen, den wir aus einer Kneipe in der Nachbarschaft kennen und der seinen Junggesellenabschied in einem Sex-Kerker gefeiert hat. Egal, wie oft wir uns und anderen diese Geschichte erzählen, sie wird nie alt, und bis wir an die Stelle kommen, wo ein Roastbeef-Sandwich von Arby’s für eine simulierte Fetisch-Sexszene (ohne Witz!) herhalten musste, ist meine schlechte Laune zwar nicht verflogen, hat sich aber schon etwas gebessert.

James’ Telefon klingelt, und seine Miene verklärt sich. Mit einem »Den muss ich annehmen« will er den Tisch verlassen, doch ich halte ihn fest.

»Ich muss eh mal pinkeln gehen. Und du unterhältst dich mit deiner … Verlobten.« Wie eigenartig das klingt!

In seinen Ohren allerdings nicht. Ich bin bereits vergessen, und mit einem Lächeln, das das ganze Citynetz mit Strom versorgen könnte, nimmt er mit einem »Hey, Honigbärchen« ab.

Ernsthaft?

Ich gehe an der Bar vorbei in Richtung der Toiletten und bemerke vage, dass die Göttin, die nichts für mich ist, dort nicht länger sitzt. Genauso wenig Brooks Brothers, insofern habe ich meine Chance wohl verpasst. Die heiße Bedienung lächelt mich an, und beinahe bleibe ich stehen. Aber nur beinahe.

Denn ich brauche eher Klarheit als eine schnelle Nummer.

Noch immer bin ich wegen James’ Verkündung etwas geladen und denke darüber nach, wie man dafür sorgt, dass er auf sich aufpasst. Ich will ja nicht behaupten, Gina sei eine Goldgräberin, aber mit dem Unterrichten quengeliger Achtklässler verdient man sich keine goldene Nase, da kann die Schule noch so nett sein. Erzieher werden nie nach ihrem Wert bezahlt, wenn Gina allerdings jeden Morgen mit einem Kater erscheint, bekommt vermutlich jeder das, was er verdient.

Wenn ich einen Ehevertrag erwähne, wird James an die Decke gehen, aber ich muss es tun. Nicht, weil er hundertfünfzigtausend Dollar im Jahr damit verdient, den Nerd zu spielen, sondern weil mein Bro ein Eigenkapital von rund zehn Millionen im Rücken hat. Früher saß ich im selben Boot, aber das ist eine andere Geschichte. Ihr könntet den Namen unseres Urgroßvaters väterlicherseits kennen – Hank Henderson, der Schweinebaron, der sein Vermögen Anfang des 20. Jahrhunderts machte. Diese kleinen Quieker haben meiner Familie zu Wohlstand verholfen, und auch wenn wir unser Geld nicht länger mit Blutvergießen verdienen (außer natürlich, ich nehme vor Gericht meine Gegner auseinander), wirft der Fonds über Zins und Zinseszins immer noch ordentlich was ab.

Man könnte sagen, Frauen eines gewissen Mindsets nehmen uns gern ins Visier, wobei ich nicht glaube, dass Gina so drauf ist. Ich mag sie außergewöhnlich gern, aber …

»Hey, können Sie nicht aufpassen, wohin Sie gehen!«

Ich bleibe stehen, zu spät, um aufzupassen, wohin ich gehe, aber genau rechtzeitig, um zu sehen, wohin ich gegangen bin. Besser gesagt, worauf ich gestiegen bin.

Auf den Fuß meiner Göttin.

Mittlerweile steht sie auf einem Bein und massiert sich besagten Fuß. Ihr Gesicht ist eher genervt als schmerzvoll verzogen, und mir geht auf, dass sie bei unserem Zusammenstoß gerade die Damentoilette verlassen haben muss. Mit den Gedanken mag ich anderswo gewesen sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Vorfahrt hatte.

Darüber könnte ich sie aufklären, doch da sie gerade in gebeugter Haltung dasteht, warte ich noch damit, meinen Fall darzulegen. Besser lässt sich die zuvor begonnene Bestandsaufnahme nämlich gar nicht abschließen.

Das pinke Kleid verfügt über einen etwas tieferen V-Ausschnitt, der einen perfekt proportionierten Vorbau und glatte, goldene Haut enthüllt. Ein verführerischer Anblick! Sommersprossen sprenkeln ihre Schultern wie Sterne einen Nachthimmel und bringen mich auf lüsterne Gedanken. Wer hätte gedacht, dass eine Überproduktion an Melanin so verdammt sexy sein könnte? Meine Reaktion ist uneingeschränkt viszeral. Das überrascht mich, denn auch wenn ich ein gesunder, heißblütiger Mann bin, neige ich beim Anblick heißer Frauen nicht zu Spontanständern.

Schließlich späht sie durch lange, goldene Wimpern zu mir auf, und ihre einzigartige Schönheit haut mich um. Grüne-nicht-blaue Augen, kirschrote Lippen, ein Cindy-Crawford-Schönheitsmal.

Sie ist absolut umwerfend.

Sie ist auch absolut angepisst.

»Haben Sie nichts zu sagen, Sie Riese?«

So riesig bin ich gar nicht. Gerade mal ein Meter dreiundachtzig, wirke wegen meiner breiten Schultern allerdings größer, da ich den ganzen Winter über jeden Morgen im Pool meines Wohngebäudes meine Bahnen ziehe. Das behalte ich aber für mich, denn es klingt so, als fehlte nicht viel, und sie würde flirten.

»Dann schauen wir uns den Schaden doch mal an.« Ich gehe vor der Damentoilette in der Gilt Bar in die Knie.

Das überrascht meine Göttin so sehr, dass sie sich aufrichtet und ihren Fuß ruckartig wegzieht.

»Darf ich?«

Das überrascht sie noch mehr. »Ich …« Sie zwinkert.

»Ich möchte nur sichergehen, dass mit Ihrem Fuß alles okay ist.«

»Ähm, klar.«

Bevor sie diese hervorragende Entscheidung rückgängig machen kann, ergreife ich ihren vermeintlich verletzten Fuß. Schuh aus. Handfläche um die Ferse. Schaue eifrig nach dem Abdruck meiner Toe-Cap-Oxfords von Ferragamo.

Ich fahre mit der Daumenkuppe über ein leicht dunkleres Hautstück an ihrem Zehenknöchel und freue mich, als ich spüre, wie sie erschauert. Ihre Fußnägel hat sie in einem perlmuttartigen Blau lackiert, was angesichts ihrer weiblichen Eleganz, des pinken Kleides und der Qualität ihres Schuhwerks irgendwie überrascht.

»Pocht es immer noch?«, frage ich beim Aufsehen mit frecher Unschuldsmiene.

Beinahe verziehen sich ihre Lippen, doch sie kämpft dagegen an. »Nur ein Schock, mehr nicht. Sie müssen wirklich aufpassen, wohin Sie treten.«

»Sie sind aus der Toilette gerast gekommen, ohne auf die Hauptverkehrsstraße zu achten. Dabei hätten Sie auf den entgegenkommenden Verkehr achten müssen!«

Ich habe keine Ahnung, ob sie herausgerast ist oder was immer, aber ihre Ungläubigkeit genieße ich mal sicher.

»Sie sind in mich reingerannt! Sonst würde sich ja auf Ihrem Fuß ein Abdruck meines Schuhs befinden!« Im Geiste höre ich am Schluss noch das Wort: »Trottel!« Bestimmt wünscht sie sich, der Abdruck ihres High Heels würde sich in einem sensibleren Bereich meiner Anatomie wiederfinden.

An ihren Worten ist was dran, doch anstatt es einzuräumen, greife ich zu einer Verschleierungstaktik. Damit verdiene ich mir schließlich meinen Lebensunterhalt.

»Was kann ich tun, damit es besser wird?« Kein Schuldeingeständnis, sondern ein Angebot, das Ganze zur Zufriedenheit beider Parteien beizulegen. Wieder fahre ich mit dem Daumen sanft über ihren Fuß, von außen nach innen, verweile auf dem Fußgewölbe. Als ich höre, wie sie scharf einatmet, werde ich steinhart. Früher oder später musst du dich wieder aufrichten, Maxie-Boy, warum machst du es dir also so schwer?

Sie weicht zurück und tastet mit dem Fuß nach ihrem Schuh, doch wie ein hellseherischer Prince Charming bin ich schon zur Stelle und lasse ihren Fuß in den Schuh gleiten. Dieser gleitende Akt, einfach schön! Okay, ein schnulziger Gedanke, aber solange er sich nur in meinem Kopf befindet, kann ich so kitschig drauf sein, wie ich will.

»Ich werde es überleben«, murmelt sie.

Ich richte mich auf, und selbst in ihren High Heels ist sie gute fünfzehn Zentimeter kleiner als ich.

»Sollten wir unsere Versicherungsinfos austauschen?«, frage ich.

»Ich denke, wir bekommen das auch ohne die ganze Bürokratie hin.«

»Richtig, wir wollen doch nicht, dass uns der Schadensfreiheitsrabatt flöten geht.«

Wir sehen einander schweigend an, und es ist nicht unangenehm. Eigentlich sogar ziemlich nett. Mit der Versicherungsmetapher sind wir durch, sie war aber ohnehin irgendwie lahm.

Abwartend linst sie zu mir auf, dabei wäre eigentlich sie an der Reihe, etwas zu sagen. Ausnahmsweise einmal möchte ich nicht reden. Möchte einfach nur ihren Anblick genießen. Sie ist so makellos, wie es mein erster Eindruck war, mit Lippen, die frisch nachgezogen wurden, vermutlich gerade eben auf der Damentoilette. Das erinnert mich an Brook Brothers, dabei ist er der Letzte, mit dem ich mir mein Gehirn verpesten will.

Als würde ich sie dadurch vom Rest der Bar abschirmen können, stütze ich mich mit einem Arm an die Wand. Entsprechend wölbt sich mein Bizeps gegen meine Anzugjacke, und auch wenn sie nicht hinschaut, weiß ich, dass sie ihn bemerkt. Wieder holt sie scharf Luft und hypnotisiert mich mit diesen smaragdgrünen Augen.

Ich kann nicht fassen, dass ich das gleich sagen werde …

»Wie hast du es nur angestellt, so zu werden, wie du bist?«

Leichtes Brauenhochziehen (sie). Episch angehaltener Atem (ich).

»Guter Spruch.«

»Danke«, sage ich um meine Enttäuschung herum.

Der »gute Spruch« stammt aus meinem liebsten Hitchcock-Film Der unsichtbare Dritte und klingt noch besser, wenn ihn der adrette Leinwandgott Cary Grant mit seinem eigenartigen abgehackten Akzent von sich gibt. Wenn mich eine Frau interessiert, lasse ich ihn raus – okay, da habt ihr mich, es ist eine Art Test. Ich erwarte zwar nicht per se eine Antwort, aber doch eine leise Ahnung, dass man sich seiner Großartigkeit bewusst ist.

Hätte sie gesagt, »Einzig und allein Glück«, wie Eva Marie Saints Antwort in dem Film lautet, wäre ich vermutlich wieder auf die Knie gesunken und hätte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Ich liebe Frauen, die Klassiker zu schätzen wissen.

Moment mal, Henderson! Mit mir gehen gerade die Pferde durch, und nun kommt mein Hirn – völlig verknotet durch diese Frau – quietschend zum Stillstand. Ich möchte ganz bestimmt nicht mit ihr auf dem Sofa kuscheln und dabei zuschauen, wie James Stewart Kim Novak stalkt oder Anthony Perkins seine mamabedingte Identitätskrise durchmacht.

Ich habe Dates, bin aber an nichts Langfristigem interessiert, zumindest zurzeit nicht. Meine Partner bei Wright, Lincoln und Henderson springen in der Hinsicht für mich ein. Lucas ist ähnlich gestrickt wie mein Bruder, ein hochgradiger Romantiker, der zwar eine Beziehung nach der anderen führt, den es früher oder später aber wohl erwischen wird, während Grant sich nach einer schmerzhaften Scheidung von einer meiner besten Freundinnen, Aubrey, gerade erst wieder aufs Dating-Pferd schwingt. Bei der Vorstellung, wie die beiden leiden – und wofür? Im Namen der wahren Liebe! –, zieht sich mein Herz zusammen. Es reicht, um jeden zum Skeptiker werden zu lassen.

Es genügt zu sagen, dass ich nicht auf eine Beziehung aus bin, diese grünäugige Göttin hingegen schon, wenn man meinem Bruder glauben darf. Ergo muss ich optimale Voraussetzungen schaffen.

»Haben Sie Brooks Brothers abserviert?«, frage ich in rauem Ton, tief und sexy, damit sie weiß, die Spielzeit ist vorbei. Kommen wir zur Sache!

Ich rechne damit, dass sie nach meinem Eingeständnis, dass ich sie den ganzen Abend beobachtet habe, große Augen macht. Aber Fehlanzeige, sie scheint es für selbstverständlich zu halten, dass jeder Mann in dieser Bar sie bei einem Cocktail mit Blicken verschlingt.

»Vielleicht ist er ja auf der Toilette?«

»Vielleicht hätte er Sie nicht allein lassen sollen?«

»Vielleicht kommt dieses Mädel ja auch allein klar?«

»Vielleicht sollte es sich ja jemanden suchen, der weiß, was er tut?«

Sie schwankt, ob sie belustigt oder sauer sein soll. »Haben Sie damit Erfolg?«

»Womit?«

»Mit dieser dreisten, auf Schockwirkung ausgelegten Aufreißermethode!«

Das Hirnquietschen von vor einer Sekunde hat sich in die Kollision eines Ashton Martin mit einem Baum verwandelt. Da dachte ich, wir würden munter hin- und herflirten, und nun spüre ich so etwas wie Gegenwind.

Ich beschließe, aufs Ganze zu gehen. »Jedes. Verdammte. Mal.«

Ich strotze vor Selbstvertrauen. Das war nicht immer so, als Kind mangelte es mir eindeutig daran, aber ich habe hart daran gearbeitet, meine frühen Unzulänglichkeiten in den Griff zu kriegen. Nun bin ich der Typ, der weiß, wie man Frauen zufriedenstellt – meine Mandantinnen natürlich, doch insbesondere die Frau in meinem Bett. (Für den Fall, dass ihr euch fragt: Diese beiden Kategorien überschneiden sich nie. Dafür liebe ich meinen Job zu sehr.)

Meine Großspurigkeit mag bestimmte Frauen aus der Bahn werfen. Aber diese? Sie fährt auf mich ab, aber etwas – ihre weise alte Grammy vielleicht oder ein noch immer schmerzendes Herz – sagt ihr, dass sie die Spröde spielen muss.

»Nein danke«, sagt sie.

»Nein danke, was?«

Sie wedelt mit der Hand zwischen uns hin und her. »Sie sind nicht mein Typ.«

»Sicher?«

Ihre üppigen Lippen formen ein O. »Ich habe dafür keine Zeit. Ich bin auf der Suche nach etwas … Unwiderstehlicherem.«

Ich bin versucht zu sagen, sie würde niemals eine unwiderstehlichere Zeit erleben, als wenn sie mir ins Ohr stöhnt, sie härter zu nehmen, als ich hinter mir meinen Bruder »Max!« sagen höre. Widerstrebend lasse ich meinen Arm fallen, wodurch das perfekte Profil der Göttin in James’ Blickfeld gerät.

»Charlie!« James gesellt sich zu uns – stellt sich zwischen uns, sodass ich zurückweichen muss – und umarmt sie. Ein bisschen mehr, als man bei einer Beziehung zwischen Geschäftspartnern erwarten würde. Vielleicht tauschen sie sich beim Trinkwasserbehälter ihrer Firma ja über Computerfreak-Codes aus.

Und Charlie? Abkürzung für Charlotte? Es passt zu ihr. Hitchcock wäre stolz.

Wie hast du es nur angestellt, so zu werden, wie du bist?

Mein Bruder unterhält sich mit ihr und beachtet mich gar nicht. »Ich habe dich vorhin schon gesehen und hatte vor, zu dir zu kommen und Hallo zu sagen, aber …« Er sieht mich an und legt den Kopf schräg, diese Belustigung ist zurück. »Wie ich sehe, hast du Max kennengelernt.«

»Max Henderson.« Ich strecke ihr die Hand entgegen, und sie ergreift sie nach kurzem Zögern.

»Der Bruder.«

Oh-oh. Offensichtlich hat sie mich bereits auf dem Schirm, und ich bin schon unten durch bei ihr. Jetzt bin ich verwirrt, so verwirrt, dass es einen Augenblick dauert, bis mir aufgeht, dass ich immer noch ihre Hand halte.

Verärgert über mich selbst, lasse ich sie los. Normalerweise bin ich viel cooler. Zur Hölle, noch vor zehn Minuten war ich zehnmal cooler drauf!

»Ich habe Max gerade von der Verlobung erzählt«, sagt James, wieder in einem Ton, der nahelegt, dass ich ihre Beziehung total falsch eingeschätzt habe. Das hier ist nicht kollegial. Die beiden sind Freunde.

Was zwei Fragen aufwirft: Warum zur Hölle bin ich ihr noch nie begegnet, und warum zur Doppelhölle meint mein Bruder, sie wäre nichts für mich? Inzwischen platze ich vor Neugierde, und ich schaue ihn an, nur um herauszufinden, dass er grinst. Ich bin nicht gern im Hintertreffen und schon gar nicht bei meinem kleinen Bruder, der heute in jeder Hinsicht die Nase vorn zu haben scheint. Das wird dir noch leidtun, Kleiner!

Mir ist es egal, wenn James denkt, ich sei nichts für Charlie, weniger egal ist mir, dass sie ihm zustimmt. Ich möchte diese honigfarbenen Schenkel um meine Hüfte, diese perfekten Brüste an meiner Wange spüren und alles kosten, was ihre große Klappe zu bieten hat.

»Na, und woher kennt ihr zwei euch?«, frage ich, super beiläufig.

»Charlie hilft bei der Hochzeit.«

Ich nicke und versuche, dahinterzusteigen. Wenn sie mit ihm bei Chase arbeitet, dann ist sie vielleicht … »Sie schießen das Geld für die Hochzeit des Millenniums vor?« Es ist ein Scherz, doch ich möchte einfach, dass mir jemand auf die Sprünge hilft.

»Oh, ich schieße kein Geld vor. Ich gebe es aus!« Sie zwinkert, und das ist wunderschön anzuschauen. »Ich bin Ginas und James’ Hochzeitsplanerin.«

James lacht, denn er weiß, was ich von Hochzeiten halte. Genauso, wie er weiß, was ich von schmarotzerhaften Hochzeitsplanerinnen halte, diesen Schandflecken der Gesellschaft, die das Geld anderer Leute ausgeben!

Oh, das gefällt mir ganz und gar nicht.

3. Kapitel

Charlie

»Na, und wie hat er’s aufgenommen?«

Zunächst gibt sich James auf meine Frage hin bemüht neutral, und ich frage mich, ob ich seine Beziehung zu seinem Bruder falsch eingeschätzt habe. Als ich mich in der vergangenen Woche mit ihm und Gina hinsetzte, habe ich mich über ihre Familien erkundigt. Das mache ich grundsätzlich, da ich gern weiß, ob ich es mit bösen Stiefmüttern zu tun bekomme oder Eltern, die im Streit liegen und daher möglichst weit auseinandergesetzt werden müssen. Der Erste, den sie darauf erwähnten, war Max. Er sei Scheidungsanwalt und, so warnten sie mich, kein Fan von Hochzeiten. Oder der Ehe. Oder der Liebe, wie es aussieht.

Und der mir nun an dem Tisch gegenübersitzt, an den mich James für eine Runde Drinks eingeladen hat. Nach diesem kleinen Flirt im Flur – du hast ihn deinen Fuß liebkosen lassen! – sollte ich das nicht. Doch Max Henderson hat etwas an sich, das mich ganz kirre macht. Er ist bei Weitem zu heiß, zu großspurig, zu alles. Am liebsten würde ich dem ja mal so richtig – äh – den Kopf zurechtrücken!

»Ich sitze direkt vor euch, schon klar, oder?«, sagt er, bevor James mir antworten kann. Er ist sauer, und auch wenn es dafür alle möglichen Gründe geben könnte, tippe ich mal auf die drei Gründe. (Ich liebe Listen.)

Ich habe ihm seinen Auftritt mit dem Zitat von Cary Grant aus

Der unsichtbare Dritte

vermasselt. (Mann, ich war trotzdem so beeindruckt. Echt!)

Ich habe ihm deutlich gemacht, dass ich seine Aufreißermasche durchschaue.

Ich verkörpere alles, was er verachtet, sprich: den Glauben an die dauerhafte Macht wahrer Liebe.

Natürlich wird ein Zyniker wie Max Henderson behaupten, dass ich an die Kosten wahrer Liebe glaube, je teurer, desto besser. Ich weigere mich, mich dafür zu entschuldigen, dass ich damit meinen Lebensunterhalt bestreite, nicht, wenn Menschen bereit sind, für die von mir angebotenen Dienste viel zu zahlen.

Ich bin ausgezeichnet in dem, was ich tue.

»Er hat es ungefähr so gut aufgenommen, wie ich erwartet habe«, erwidert James mit einem Grinsen, das seinen heißen Bruder mit einschließt. Der heiße Bruder grinst nicht zurück, aber der finstere Blick steht ihm wirklich gut.

»Hat er sich die Haare büschelweise ausgerupft?« Ich mustere Max’ dunkles, ziemlich perfekt frisiertes Haar, das mal ordentlich durchgewuschelt gehört. »Hat er seinen maßgeschneiderten Anzug zerknittert, als er auf dem Boden einen Wutanfall bekommen hat?« Der Anzug ist makellos gebügelt und eindeutig knitterfrei. Meine nächste Antwort lasse ich mir erst ein paar Sekunden durch den Kopf gehen. »Oh, ich weiß. Der Anwalt ist eher von der verbalen Sorte. Wahrscheinlich hat er ein paar abfällige Bemerkungen darüber gemacht, dass …«

»… ich Gina wohl geschwängert habe«, ergänzt James fröhlich.

Ich schüttele den Kopf in gespielter Missbilligung, woraufhin sich Max’ Miene noch mehr verfinstert. Er hat eine Intensität an sich, die ihm in einem Gerichtsraum dienlich sein könnte. Oder im Schlafzimmer.

»Das ist aber nicht sehr nett«, rüge ich.

Jetzt lacht James. »Nein, das ist es nicht, aber so ist mein Bruder eben. Er nimmt kein Blatt vor den Mund.«

»Ich war nur überrascht, das ist alles«, murrt Max.

James verdreht liebevoll die Augen und wendet sich wieder mir zu. »Wie läuft die Jagd nach Mr Right so? War das vorhin ein Date von dir?«

Ich bin belustigt und ein bisschen gerührt, dass er sich an unsere Unterhaltung von vor ein paar Tagen erinnert. Gina und ich sind im selben Buchclub, daher der Kontakt, und als ich sie und ihren Verlobten kennenlernte – die übrigens so süß zusammen sind –, verstanden wir uns auf Anhieb. Später kam das Thema Daten auf. Also meines. Vor allem, wie ich mich entschließen konnte, jetzt, wo der Sommer fast da ist, damit Ernst zu machen.

Den Sommer kann in Chicago niemand wirklich ohne gut aussehende Begleitung genießen. Wenn er ein Boot besitzt, umso besser.

Ende der Leseprobe