Love him - Sarah Saxx - E-Book

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Sarah Saxx

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Beschreibung

Meredith hat mit privatem und beruflichem Chaos zu kämpfen. Um den Kopf frei zu kriegen, beobachtet sie in ihrer Freizeit Dennis, einen attraktiven jungen Mann, der auf seiner Website täglich für seine Abonnenten strippt. Es dauert nicht lange und die beiden beginnen eine heiße Affäre, die auch seine familiären Probleme in den Hintergrund rücken lässt. Für Meredith und Dennis ist die gemeinsame Zeit wie Balsam für die Seele, weshalb sie vereinbaren, nicht über Themen zu sprechen, die ihre Stimmung trüben könnten. Doch das stellt sich schon bald als fataler Fehler heraus. Denn als Meredith ihren neuen Job als Dozentin am Greenwater Hill-College antritt, müssen die beiden feststellen, dass sie mehr verbindet, als ihnen lieb ist …

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Love him

Verbotene Liebe

Sarah Saxx

www.sarahsaxx.com

Inhalt

Content Note

1. Meredith

2. Dennis

3. Meredith

4. Dennis

5. Meredith

6. Dennis

7. Meredith

8. Dennis

9. Meredith

10. Dennis

11. Meredith

12. Dennis

13. Meredith

14. Dennis

15. Meredith

16. Dennis

17. Meredith

18. Dennis

19. Meredith

20. Dennis

21. Meredith

22. Dennis

23. Meredith

24. Dennis

Kennst du schon …

Kennst du schon …

Kennst du schon …

Freu dich auf …

Mehr Sarah Saxx

Über Sarah Saxx

1. Auflage, Februar 2023

Copyright © 2017, Sarah Saxx

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Kopie oder anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung von Seiten des Autors gestattet.

Lektorat: Kornelia Schwaben-Beicht, www.abc-lektorat.de

Korrektorat: Sybille Weingrill, www.swkorrekturen.eu

Verwendete Fotos: © coka – bigstockphoto.com, © JiSign – fotolia.com

Taschenbuch ISBN: 978-3-7347-4311-5

www.sarahsaxx.com

Über das Buch

Meredith hat mit privatem und beruflichem Chaos zu kämpfen. Um den Kopf frei zu kriegen, beobachtet sie in ihrer Freizeit Dennis, einen attraktiven jungen Mann, der auf seiner Website täglich für seine Abonnenten strippt. Es dauert nicht lange und die beiden beginnen eine heiße Affäre, die auch seine familiären Probleme in den Hintergrund rücken lässt. Für Meredith und Dennis ist die gemeinsame Zeit wie Balsam für die Seele, weshalb sie vereinbaren, nicht über Themen zu sprechen, die ihre Stimmung trüben könnten.

Doch das stellt sich schon bald als fataler Fehler heraus. Denn als Meredith ihren neuen Job als Dozentin am Greenwater Hill-College antritt, müssen die beiden feststellen, dass sie mehr verbindet, als ihnen lieb ist …

Content Note

Dieses Buch behandelt unter anderem folgendes Thema:

Drogenkonsum, Drogenmissbrauch, Belästigung, Tod, Verlust

Für Steffi

Weil ich ohne dich nie auf die Idee gekommen wäre, diese Geschichte zu schreiben.

Du warst meine Inspiration, meine Meredith.

Und Dennis ist nur für dich.

1

Meredith

Galt man als erbärmlich, wenn man sich mit fast dreißig Jahren zu Hause einschloss, die Fenster verdunkelt hatte und es sich mit dem Laptop im Bett gemütlich machte, um gleich einem Mann, der vielleicht gerade mal Anfang zwanzig war, dabei zuzusehen, wie er vor der Webcam strippte?

Vermutlich.

Andererseits war ich bestimmt nicht die Einzige, die diesem Kanal folgte. Die ein Abo abgeschlossen hatte, um den echt heißen Kerl dabei zu beobachten, wie er sich wahnsinnig sexy aus seinen Klamotten schälte.

Er hätte einer meiner Studenten sein können, so jung war er, aber das war mir egal. Ich stand auf jüngere Männer, besonders nachdem ich es die letzten Monate mit einem Mann Mitte dreißig probiert hatte: Marcus.

Er war ein Kollege an dem College in Yakima, an dem ich noch unterrichtete. Er sah gut aus, war aber ungefähr so unterhaltsam und temperamentvoll wie eine Schildkröte. Ich weiß nicht, welcher Teil in mir einige Zeit davon überzeugt gewesen war, dass ich diesen Mann aus der Reserve locken könnte – jedenfalls war ich kläglich gescheitert.

Genauer gesagt war ich geflüchtet. Noch genauer: Ich hatte ihm den Laufpass gegeben, was sich – gemessen an der Tatsache, dass wir Kollegen waren – als äußerst peinlich herauskristallisiert hatte. Ich war immer schon schlecht darin, jemandem das Herz zu brechen. Und so waren meine Bettgeschichten in den letzten Jahren eher oberflächlicher Natur gewesen. Zumeist waren es Geschäftsmänner, die ein Abenteuer gesucht hatten, sich aber nicht binden wollten. Wer konnte da schon ahnen, dass Marcus sich in mich verlieben würde?

Gebannt starrte ich auf das Display meines MacBooks.

Da es nicht gerade ein kostengünstiges Vergnügen war, dem Kerl beim Strippen zuzusehen, schob ich die unerfreulichen Gedanken an meinen Ex beiseite. Sie konnten warten. Außerdem war es für mein Gemüt viel besser, einen jungen Adonis anzuschmachten, als über schlechten Sex und todlangweilige Gespräche nachzudenken.

Dennis, so hieß dieses leckere Sahneschnittchen im Internet (oder zumindest nannte er sich so), hatte die Kamera so eingerichtet, dass ich ihn, je nachdem, wie weit er sich von ihr entfernte, vom Kopf bis zur Mitte seiner Oberschenkel sehen konnte. Noch hatte er nicht angefangen. Er machte daraus immer ein kleines Event, und das gefiel mir sehr. Es wirkte jedes Mal so, als hätte er wahnsinnig viel Spaß daran, sich auszuziehen. Dabei konnte er nichts von den Reaktionen der Frauen (und womöglich auch Männer) wissen, die ihm zusahen und weiß Gott was machten, während sie darauf warteten, dass er seine Hüllen fallen ließ.

Heute trug er ein weißes Hemd und eine ausgewaschene hellblaue Jeans. Seine glatten mittelblonden Haare hingen ihm frech in die Stirn. Er leckte sich über seine vollen Lippen, wischte sich über den Dreitagebart und grinste frech. Gerade kam er näher, so nah, als würde er einen küssen wollen. (Okay, die Fantasie ging langsam mit mir durch.) Seine stechend blauen Augen waren der Wahnsinn! Schon seit ein paar Tagen wollte ich einen Screenshot davon machen, aber jedes Mal war ich in diesem Moment so gefangen, dass ich immer erst dann wieder daran dachte, wenn er sich bereits entfernt hatte.

Gott, manchmal wünschte ich, ich wäre noch einmal Anfang zwanzig. Dass die dreißig quasi vor der Tür stand, löste schon ein äußerst unbehagliches Gefühl in mir aus …

Zwar hatte ich seit damals nicht wirklich zugenommen, aber ich hatte das Gefühl, dass sich mein Körper trotzdem in den letzten Jahren zum Negativen hin verändert hatte. Die Haut an den Oberarmen und Oberschenkeln hatte etwas an Spannkraft verloren. Erste Fältchen hatten es sich in meinem Gesicht bequem gemacht und wollten offensichtlich trotz teurer Hautcreme nicht wieder verschwinden. Und meine Haare musste ich jetzt färben, um die ersten grauen Strähnchen zu verbergen.

In meinem Kopf malte ich mir aus, dass ich immer noch so jung und knackig war wie damals. Vielleicht war ich das sogar noch, und ich ging einfach viel zu kritisch mit mir um. Aber Gott, vor zehn Jahren waren die Männer verrückt nach mir gewesen (gut, das waren sie auch heute noch, aber genau wie ich waren sie jetzt älter und mindestens kurz vor dreißig).

Mit all meiner Vorstellungskraft versuchte ich, mich heute auch noch so jung und attraktiv zu sehen – und es schien langsam zu funktionieren.

Dennis zwinkerte in die Kamera und begann, die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Vor Aufregung biss ich mir auf die Unterlippe. Mein Herzschlag stieg an, und ich atmete schneller. Ich stellte mir vor, er würde hier in meinem Schlafzimmer stehen und diese Show nur für mich abziehen.

Seufzend lehnte ich mich an das Kopfteil meines Bettes und stellte den Ton lauter. »Sexual Healing« von Marvin Gaye lief im Hintergrund. Unter anderen Umständen hätte das Ganze billig wirken können, aber für mich war es das nicht. Ich schob es auf das gedämpfte Licht und den Gedanken, dieser gut aussehende Kerl würde tatsächlich nur für mich strippen. Als wäre das alles nicht einfach eine gestellte, gefakte Situation, mit der er Geld verdiente.

Meine Hände würde ich gerne einmal über seinen durchtrainierten Oberkörper gleiten lassen …

Gott, wieso ließ er sich heute so Zeit?

Ich warf einen Blick auf den Timer links unten auf dem Bildschirm. Jeden Tag hatte ich fünfzehn Minuten, in denen ich ihm zusehen konnte. Fünfzehn Minuten, in denen er alles bis auf seine Shorts auszog. Würde ich von meinem »Silber«-Abo auf »Gold« erhöhen, würde ich auch noch miterleben, wie er das letzte Kleidungsstück fallen ließ. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich den Aufpreis von dreihundert Dollar im Monat bezahlen wollte. Noch dazu, da ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Ich meine, ich hatte keine Phobie oder so (ganz im Gegenteil), aber ich war mir nicht sicher, ob ich so erpicht darauf war, mir den Schwanz eines mir völlig fremden Mannes anzusehen. Eines Mannes, dem ich nie im Leben begegnen würde.

Außerdem: So erbärmlich war meine Situation nun doch nicht.

Andererseits waren es genau genommen nur zehn Dollar pro Tag, wenn man es umrechnete. Und was waren schon zehn Dollar für das besondere Vergnügen, ihm zuzuschauen?

Dennis hatte das Ende seiner Knopfleiste erreicht. Ein klein wenig war ich enttäuscht, da ich darunter ein Tanktop erkennen musste und noch nicht freie Sicht auf seinen perfekten Oberkörper hatte. Er griff nach einem Glas mit dunkelgoldener Flüssigkeit, prostete mir zu, grinste und trank einen Schluck. Dann stellte er das Glas wieder beiseite, drehte sich um und schob langsam, Stück für Stück, das Hemd über seine durchtrainierten, tätowierten Schultern.

Schultern, die beschützten, die zum Anlehnen waren. Und in die ich meine Fingernägel hineinkrallen könnte, wenn er über mir wäre und mich fest und tief …

Hach, ja, schon gut. Ich war erbärmlich. Aber nicht umsonst hatte ich die Vorhänge zugezogen. Okay, es war nur ein nackter Mann, aber er war eindeutig zu jung für mich, und ich war mir sicher, dass es einen Aufschrei am College gäbe, würde mein Geheimnis dort die Runde machen …

Das Abo bezahlte ich aber mit meiner Kreditkarte, und die Kreditkartenabrechnung ließ keinerlei Rückschlüsse zu, falls sie mal jemandem in die Finger fallen sollte.

Das war gut.

Sein Hemd fiel zu Boden, und ich seufzte frustriert auf, weil ich noch warten musste, bis er sein Tanktop ausgezogen hatte. Er drehte sich um, grinste frech, als ob er wüsste, wie verzweifelt ich war, weil ich noch nicht mehr Haut sehen durfte.

»Gott, zieh dich aus! Komm schon!«, feuerte ich ihn an.

Er legte eine Hand an den Saum des Tanktops und sah mich fragend an. Ich meine … Er sah natürlich fragend in die Kamera!

»Ja! Weg damit!«, rief ich und spürte das prickelnde Ziehen in meinem Unterleib, das sich immer einstellte, wenn ich Dennis zusah.

Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er sich das Teil über den Kopf und warf es auf sein Bett. Ich folgte der Bewegung mit den Augen und sah mich gedanklich auf dieses weiße Laken sinken. Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf die nackten Tatsachen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Dennis griff nach einem Männermagazin und begann, darin zu blättern. Dabei stand er so, dass ich die Breite seiner Oberarme im Detail bewundern durfte.

Er legte es aber gleich wieder weg und kam erneut auf die Kamera zu. Was er in der Schublade der Kommode suchte, die er direkt darunter aufgezogen hatte, konnte ich nicht erkennen, aber das war mir im Moment auch so was von egal. Denn auf diese Art bekam ich seinen Oberkörper voll in den Fokus. Mein Blick glitt über seine Brust, über die sich ein detailgetreues Piratenschiff zog, dessen Bug bis über seinen Oberarm reichte. Auch sein zweiter Arm war tätowiert mit Tierköpfen, Fratzen und einer Sanduhr, verpackt in einem großen Gesamtkunstwerk, hier jedoch fast bis zum Handgelenk.

Das Highlight war aber ein Piercing, das sich durch seine linke Brustwarze schob. Es war ein kleiner Ring, der mit einer Kugel verschlossen war. Ein Piercing an dieser Stelle fand ich schon immer besonders faszinierend. Zu gern würde ich einmal über eine gepiercte Brustwarze lecken und mit meinen Lippen damit spielen …

Ich unterdrückte ein Seufzen, als er wie beiläufig über seinen festen Bauch strich, weiter nach unten, wo diese Muskeln das verdammte V zeichneten, als würden sie auf das hinweisen wollen, was sich in seiner Jeans versteckte.

Dennis entfernte sich wieder von der Kamera und gab den Blick auf seinen sexy Rücken frei. Dort trafen sich die Tätowierungen der Oberarme, bildeten eine kunstvolle Verbindung in Form von Tannenwipfeln, wie die eines Waldes, die sich quer über seine Schultern zogen. Bestimmt war dieses Rückenkunstwerk noch nicht fertig, denn nach unten hin war ausreichend Platz für weitere Tattoos.

Die Jeans saßen tief auf seinen Hüften. Gedanklich schob ich sie ihm schon nach unten, während er seine Hände vorn an den Bund führte. Als er sich endlich wieder umdrehte, lagen seine Finger auf den Knöpfen. Ruckartig zog er daran und ließ Knopf für Knopf aufspringen. Sein Blick dabei war Feuer pur.

Ich atmete tief durch, da ich vor Anspannung den Atem angehalten hatte, und fächerte mir Luft zu, obwohl es gar nicht so heiß im Raum war. Aber Dennis sorgte jeden Tag dafür, dass ich das Gefühl hatte, in Flammen zu stehen, und das bereits seit etwas über vier Monaten. Damals war ich durch Zufall auf seine Seite gestoßen und hatte spontan entschlossen, mein privates wie berufliches Chaos für zumindest ein paar Minuten pro Tag völlig auszublenden, indem ich den Anblick dieses heißen Mannes genoss. Das funktionierte so gut, dass ich bis heute dabeigeblieben war.

Als er alle Knöpfe offen hatte und die schwarzen Shorts schon etwas hervorblitzten, nahm er die Hände von seiner Jeans und widmete sich wieder der Zeitschrift. Er schlug sie so auf, dass er sie mit einer Hand halten konnte, griff mit der zweiten nach seinem Getränk und las konzentriert.

»Was zur Hölle …? Zieh dich endlich aus, die Zeit ist gleich um!«, flehte ich den Bildschirm an, doch Dennis drehte sich nur um und warf das Magazin auf das Bett. Dann legte er den Kopf in den Nacken und trank das Glas leer. Wieder grinste er frech, als er näher kam, um es auf der Kommode abzustellen. Dabei streckte er kurz seine Zunge hervor – und ich hätte beinahe aufgeschrien, als ich darauf eine silberne Kugel bemerkte. Schon ein paarmal hatte ich gedacht, ich hätte ein Zungenpiercing aufblitzen sehen, doch jetzt bestand eindeutig kein Zweifel mehr.

»Zeig es mir noch einmal«, beschwor ich meinen Computer, aber nichts dergleichen geschah.

Dafür drehte mir Dennis den Rücken zu und schob seine Hose nach unten. Das bescherte mir einen herrlichen Blick auf seinen Hintern in CK-Shorts. Die Jeans landete auf einem Stuhl, und noch während Dennis sich wieder umdrehte, wurde der Bildschirm weiß.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, jammerte ich verzweifelt. Genau jetzt war die Zeit um! Ich wusste, er war heute zu langsam gewesen. Ich hatte ihn nicht einmal mehr von vorn anschmachten dürfen …

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Klicke auf »Gold abonnieren«, und erhalte sofort täglich zehn Minuten mehr Zeit mit mir.

Mein Finger schwebte über dem Touchpad. Ich wusste, wenn ich auf den Button klicken würde, würde die Kamera sofort wieder freigeschaltet werden. Schließlich war das auch schon so, als ich von Bronze auf Silber aufgestockt hatte, weil ich nicht nur sehen wollte, wie er das Oberteil auszog und durch die Kamera mit mir flirtete.

Fest kniff ich die Augen zusammen und spürte nur kurz den Schmerz des Geldverschwendens, während ich auf Gold abonnieren klickte. Als ich durch ein Auge wieder auf den Monitor blinzelte, hakte Dennis gerade seitlich die Daumen in seine Shorts ein und schob sie so weit nach unten, dass ich einen Teil seines knackigen Hinterns sehen konnte.

Rrraw! Gimme more!

Das laute Klingeln meines Smartphones erschreckte mich so sehr, dass mein Mac fast auf dem Boden landete.

Clara Fontaine stand auf dem Display.

Was zur Hölle wollte denn Clara jetzt von mir?

»Was machst du denn schon wieder?«, hörte ich meine beste Freundin, die Bürgermeisterin von Greenwater Hill war, fragen.

Ertappt und mit hochroten Wangen klappte ich das MacBook zu. Woher zur Hölle wusste sie, was ich gerade tat?

»Äh … Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Ich versuchte es mit der Unschuldsnummer.

»Ich hab das von deiner Kündigung gehört«, meinte sie empört. »Und trotzdem hast du mir noch nicht zugesagt.«

Seufzend schob ich den Laptop von meinen Beinen und stand auf. »Das Ganze ist kompliziert.« Und das war eine Untertreibung.

Die letzten Monate am College in Yakima hatten einer Tortur geglichen. Angefangen hatte es Anfang des Jahres mit Kandace, einer heroinsüchtigen jungen Frau, die an einer Überdosis gestorben war. Sie war seit Beginn ihrer Studienzeit meine Studentin. Kandace war bekannt dafür, eine Chaotin zu sein. Sie war unpünktlich und tollpatschig, aber dafür umso liebenswerter gewesen. Bis heute hatte ich keine Ahnung, wo sie die falschen Leute kennengelernt hatte, aber sie kam wohl noch in ihrem ersten Jahr auf dem College mit Drogen in Kontakt.

Natürlich bemerkte ich ihre Veränderung. Als ihre Dozentin fühlte ich mich dazu verpflichtet, mit ihr darüber zu sprechen. Ich bot ihr Hilfe an, gab ihr die Visitenkarte der örtlichen Sucht- und Drogenberatungszentrale, doch sie wich mir aus und spielte das Ganze herunter mit der Ausrede, sie würde nur kiffen und koksen, was ja nichts Besonderes wäre. Schließlich wäre das Studium anstrengend, und sie würde ein bisschen Ablenkung und Spaß brauchen.

Ja, vielleicht war es zum Teil mein Fehler gewesen, dass sie heute tot war. Vielleicht hätte ich mit Nachdruck mit ihr reden sollen, aber ich merkte auch, dass sie sich weiter verschloss, je öfter ich Kontakt zu ihr suchte.

Und sie veränderte sich immer mehr. Im Unterricht war sie unaufmerksam – vorausgesetzt, sie nahm überhaupt noch daran teil –, und sie rasselte durch jede Prüfung bei mir. Ich realisierte einfach nicht, dass die Drogen sie schon so im Griff hatten. Bis zu jenem Tag, als ihr jemand in der Cafeteria Fruchtsaft über ihre Weste gekippt hatte. In der Toilette zog sie die Jacke aus und trocknete sie unter dem Föhn. Erst da fielen mir die Einstichwunden an ihren Armen auf, als ich zufällig neben ihr stand, um mir die Hände zu waschen. Danach suchte ich noch einmal das Gespräch mit Kandace, aber sie machte mir nur klar, dass ich mich um meinen eigenen Dreck kümmern solle.

Bei ihrem Begräbnis wollten mir dann ihre Eltern die Verantwortung für ihren viel zu frühen Tod in die Schuhe schieben. Für die Presse war das ein gefundenes Fressen, und so stürzten sich die Aasgeier auf mich und machten eine Story daraus, die nicht nur das College, sondern die ganze Stadt in zwei Hälften teilte.

Und dann kam noch die unschöne Trennung von Marcus dazu. Kurz gesagt: Er hatte sich in mich verliebt, ich mich aber nicht in ihn. Und als er trotz der Trennung mehr und mehr klammerte und mir die Luft zum Atmen nahm, mir ständig überall auflauerte und mich mit Nachrichten und Anrufen überflutete, wurde mir alles zu viel. In einer Kurzschlussreaktion hatte ich dem Dekan letzte Woche meine Kündigung unterbreitet – ohne Aussicht auf eine neue Anstellung, aber mit dem Wunsch im Hinterkopf, Yakima und das schlechte Karma, das mich dort in den letzten Monaten wie eine düstere Regenwolke verfolgt hatte, hinter mir zu lassen.

»Das ist es immer«, hörte ich Clara sagen und erinnerte mich daran, dass ich mit ihr telefonierte. »Noch komplizierter wird es, wenn du keinen Job hast. Wie willst du dir dann noch Schuhe leisten?« Ich konnte hören, wie sie dabei grinste.

»An dem Argument ist was dran.« Schließlich waren Schuhe meine heimliche Droge. Abgesehen davon hatte ich gerade ein Abo abgeschlossen, das mich ab heute monatlich dreihundert Dollar mehr kosten würde.

Gott, ich war echt bescheuert, oder?

»Gut, dann komm doch zu mir ins Büro und bleib am besten gleich für ein paar Tage. Ein Mädelswochenende ist schließlich längst überfällig. Seit unserer Hochzeit im Mai warst du genau ein Mal hier.«

»Ja, weil du jetzt verheiratet bist und ich mich da nicht zwischen euch Turteltäubchen drängen will«, erklärte ich.

»So ein Unsinn, Meredith. Du hast vor der Hochzeit nicht gestört und tust es jetzt genauso wenig. Also komm vorbei. Dann kannst du mir ja auch die Hintergründe für deine Entscheidung erklären.«

Ich brummte zustimmend und schielte auf das zugeklappte MacBook.

»Vielleicht sollte ich Aiden mal fragen, ob er Singlefreunde hat, mit denen ich dich verkuppeln kann?«, schlug sie dann vor, und ihr rasanter Themenwechsel verursachte mir fast ein Schleudertrauma.

»Danke, das ist wirklich lieb von dir, aber so verzweifelt bin ich dann doch noch nicht, dass ich mich freiwillig in die peinliche Situation einer Verkupplung begebe – in der ich jetzt schon weiß, dass die Männer sich höflich distanziert verhalten werden.« Oder nur an kurzen Affären interessiert sind – und das war wiederum nichts für mich.

Abgesehen davon hatten irritierenderweise ganz viele Herren der Schöpfung Angst vor gebildeten Frauen. Keine Ahnung, wieso das so war, aber kaum dass ich erwähnte, ich sei Geschichtsdozentin, verzogen sie das Gesicht und lehnten sich distanziert zurück.

Vielleicht liegt es auch gar nicht an meiner Intelligenz, fiel mir dann ein. Womöglich bekamen sie einfach die Krise, ich würde sie mit weltgeschichtlichen Ereignissen langweilen.

»So ein Unsinn, und das weißt du auch, oder? Du bist intelligent und eine Sexbombe zugleich. Das schüchtert die Männer ein, aber lass dich von ihren Reaktionen nicht verunsichern. Und falls ich doch Amor spielen soll, lass es mich einfach wissen.«

Ich murmelte zustimmend.

»Hast du nicht schon dieses Wochenende Zeit?«, fragte Clara dann. »Ich vermisse dich so sehr.«

Clara und ich hatten uns während der Highschool gehasst. Erst im College waren wir beste Freundinnen geworden – vielleicht zwangsweise, weil die Verwaltung des Studentenwohnheims uns zwei nebeneinanderliegende Zimmer zugeteilt hatte. Doch seit wir unseren Abschluss in den Taschen hatten, sahen wir uns nur noch selten. Ich hatte den Job in Yakima angenommen, während sie zurück in unsere Heimatstadt Greenwater Hill gezogen war. Unserer Freundschaft hatte das zum Glück keinen Abbruch getan.

»Schon gut, ich komme morgen Nachmittag gleich nach der Arbeit zu euch«, versicherte ich ihr und freute mich auf die positiven Aussichten, die sich eben für mein Wochenende aufgetan hatten. Dann verabschiedeten wir uns und legten auf.

Beim Gedanken an Claras Vorschlag, mich zu verkuppeln, schüttelte es mich. Meine Pleiten der letzten Jahre – egal, ob verkuppelt oder selbst aufgehalst – hatten mir gezeigt, dass ich besser ohne Mann dran war.

Apropos Mann!

Ich griff nach meinem MacBook und klappte es auf.

Dieses Prachtstück war der einzige Genuss, den ich mir im Moment gönnte. Denn ganz ohne ging dann doch nicht.

Erst sah ich ein Standbild von dem Moment, an dem ich vorhin den Laptop zugeklappt hatte, dann wechselte es auf den Offline-Bildschirm, der mir immer angezeigt wurde, wenn Dennis gerade nicht online war.

»Nein!«, stieß ich jammernd aus und lud die Seite neu. Doch leider änderte sich nichts.

Missmutig stellte ich fest, dass ich gerade zehn Dollar beim Fenster rausgeschmissen hatte.

2

Dennis

Nachdem ich mir eine Jogginghose übergezogen hatte, machte ich mich daran, meine E-Mails abzuarbeiten und andere Dinge zu erledigen, die mit dem Führen meiner Website anfielen. Zwar hatte ich auf diese Büroarbeit nur selten Lust, aber es gehörte einfach dazu.

Die E-Mails hielten sich in Grenzen, doch als ich meinen Seitenreport von heute ansah, bemerkte ich, dass jemand das Gold-Abo gebucht und noch in der ersten Minute die Übertragung abgebrochen hatte.

Okay, das war hart.

Aber ich hatte in den letzten Monaten gelernt, so was nicht persönlich zu nehmen. Es konnte schließlich verschiedene Gründe dafür geben – es musste nicht an mir oder an meiner Performance gelegen haben.

Es kam immer wieder einmal vor, dass ich nach Abo-Abschlüssen E-Mails bekam, in denen mich die Leute baten, sie aus Kulanzgründen aus dem Abo austreten zu lassen, da sie unbeabsichtigt auf den Button geklickt hätten – was bei den meisten auch zu stimmen schien, da sie in diesem Fall nie die Zusatzminuten geklickt, sondern das Fenster sofort geschlossen hatten, noch bevor das letzte Kleidungsstück gefallen war.

Ich hatte mir schon überlegt, mir eine doppelte Absicherung programmieren zu lassen. Mit »Bist du dir sicher, dass du dieses Upgrade willst?« gäbe es keine Ausflüchte mehr, und ich würde mich nicht mit den Stornos quälen müssen.

Ich suchte mir also die E-Mail-Adresse heraus und schrieb die Abonnentin direkt an, um mir den ganzen Mist mit den Diskussionen, den Vertragsauflösungen und so weiter ersparen zu können.

Hallo, Meredith,

ich habe gesehen, dass du das Gold-Abo abgeschlossen hast, die Verbindung aber bereits kurz nach Freischaltung unterbrochen wurde. Ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit und es handelt sich nur um ein technisches Problem.

Hoffentlich darf ich dich auch weiterhin zu meinen Abonnenten zählen. Sollte es dennoch was zu beanstanden geben, antworte mir bitte kurz auf diese E-Mail. Ich bin mir sicher, wir werden eine Lösung finden.

Dennis

Nachdem ich die E-Mail abgeschickt hatte, schaute ich mir YouTube-Videos an, verabredete mich für den nächsten Tag mit ein paar Kumpels in der Muckibude und wollte schon den Computer herunterfahren, als noch eine E-Mail einging. Sie kam von der Gold-Abonnentin, und kurz war ich versucht, sie erst morgen zu lesen, aber irgendwas trieb mich doch dazu, sie anzuklicken.

Hey, Dennis,

o Gott, nein! Natürlich will ich weiterhin deine Abonnentin bleiben. Ich wurde durch einen Anruf unterbrochen und habe einfach im Affekt den Laptop zugeklappt. Als das Gespräch vorbei war, hatte ich leider auch die Zusatzminuten verpasst. Echt ärgerlich, da ich mich so darauf gefreut hatte, dich noch länger zu sehen.

Gibt es denn eine Möglichkeit, das Ganze nachzuholen? Oder hab ich mein Glück für heute verspielt?

Meredith

Ich musste schmunzeln.

Die Antwort gefiel mir, klang irgendwie nett. Und da ich gerade gute Laune hatte – was bestimmt an den lustigen Videos mit peinlichen Fitnesspannen lag –, beschloss ich, ihr zu antworten. Außerdem schrie mein Ego danach, dieser einen Abonnentin zu gefallen. Und ich schrieb mein Handeln der besonderen Kundenbindung zu.

Ich hatte schon zuvor ein paarmal mit Abonnenten geschrieben. Hin und wieder waren nette Gespräche daraus entstanden, meist aber konnte ich keinen Draht zu den Personen am anderen Ende finden, was okay für mich war.

So hatte ich bei diesem Job, den ich nur des Geldes wegen machte, nicht das Gefühl, meinen Körper an den Teufel zu verkaufen, sondern an echte, lebendige Menschen, die (meistens) sogar ganz nett waren.

Wenn du dich mir zeigst, darfst du vielleicht auch noch einen Blick auf mich werfen, schrieb ich also zurück.

Für solche Fälle hatte ich ein paar Fotos von mir parat, die mich mit nacktem Oberkörper zeigten. Hin und wieder kam es vor, dass ich sie an Kunden verschickte, wenn ein – meist kurzer – E-Mail-Kontakt entstanden war oder ich für eine fehlgelaufene Zahlung oder sonstigen Aufwand ein kleines Dankeschön für gezeigte Geduld brauchte.

Wie jetzt?

Soll ich meine Webcam starten? Oder genügt dir ein Foto?

Meredith war womöglich über fünfzig, wog über dreihundert Pfund und war männlich. Wäre nicht das erste Mal – und wie immer bat ich um ein Foto.

---ENDE DER LESEPROBE---