Lovers & Liars - Drucie Anne Taylor - E-Book

Lovers & Liars E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Fast fünf Jahre sind vergangen, seit sich Adrian von Helena getrennt hat. Inzwischen lebt die junge Frau mit dem gemeinsamen Sohn, von dem Adrian nichts weiß, in Palm Beach und führt eine Beziehung, die sie weder glücklich macht noch ihr Herz erwärmt. Eines Tages steht Adrian Whiteman wieder vor Helena und sie weiß nicht, wie sie reagieren soll. Doch Helena muss feststellen, dass ihr Herz immer nur für diesen Mann geschlagen hat. Können die beiden den Schatten der Vergangenheit trotzen oder werden sie Adrian und Helena erneut einholen? Wird ihre Liebe diesmal eine Chance haben?

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WHITEMAN INC.

LOVERS & LIARS

WHITEMAN INC.

BUCH 3

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2019 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Modern Fairy Tale Design

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Auflage: 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

DIESES BUCH

Fast fünf Jahre sind vergangen, seit sich Adrian von Helena getrennt hat. Inzwischen lebt die junge Frau mit dem gemeinsamen Sohn, von dem Adrian nichts weiß, in Palm Beach und führt eine Beziehung, die sie weder glücklich macht noch ihr Herz erwärmt.

Eines Tages steht Adrian Whiteman wieder vor Helena und sie weiß nicht, wie sie reagieren soll. Doch muss sie feststellen, dass ihr Herz immer nur für diesen Mann geschlagen hat.

Können die beiden den Schatten der Vergangenheit trotzen oder werden sie Adrian und Helena erneut einholen?

Wird ihre Liebe diesmal eine Chance haben?

1

HELENA

Seit Stunden stehe ich vor dem Spiegel und betrachte meinen Bauch. Es ist ein eigenartiges Gefühl, zu wissen, dass ein kleiner Mensch in mir heranwächst. Mein Bauch sieht genauso aus wie vorher und zeigt keine Anzeichen einer Schwangerschaft, aber ich habe mich seit Tagen ein wenig aufgebläht gefühlt. Allerdings hatte ich das auf das viele Weihnachtsessen geschoben, da mich meine Mutter regelrecht gemästet hatte.

Ich bin so was von dumm, ich hätte nicht mit Adrian schlafen dürfen, ohne zu verhüten, aber in der Lust habe ich nicht daran gedacht. Zugegeben ich habe panische Angst davor, Mutter zu werden, insbesondere, weil Adrian nichts mehr mit mir zu tun haben will. Ich bin mir nicht sicher, ob ich zurück nach New York gehen soll. Andererseits habe ich dort meine Freunde, die mich sicher unterstützen, wenn ich mich für das Baby entscheide. Nein, ich werde mich definitiv für den kleinen Menschen entscheiden, denn es ist nicht die Schuld des Babys, dass sich sein Vater von mir getrennt hat. Es hat ein Recht auf das Leben, das ihm bevorsteht, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich es als alleinerziehende Mutter schaffen soll. Ich will definitiv kein Geld von Adrian annehmen. Wahrscheinlich werde ich ihm nicht einmal sagen, dass er Vater wird, sonst mischt er sich viel zu sehr ein. Fakt ist, ich muss die Wohnung kündigen und mir eine neue suchen, die etwas größer ist, auch wenn es schwer wird, für meinen Lebensunterhalt aufzukommen.

* * *

Ich bin vor drei Tagen nach New York zurückgekehrt und sitze in meinem Büro. Adrian meidet mich und alles, was ich erledigen soll, erhalte ich per Memo von ihm oder Mrs. Burkley teilt es mir mit. Ich habe eine vierwöchige Kündigungsfrist und eine Mutter, die mir den Rücken gestärkt hat, nach Miami zu kommen. Sie will mich und ihr Enkelkind bei sich haben. Am vorletzten Tag, den ich bei meiner Familie verbracht habe, bin ich gemeinsam mit Mom und Liz zum Arzt gefahren. Ich bin tatsächlich schwanger, aber erst in der vierten Woche. Es sind also noch acht Wochen, die ich abwarten muss, bis die Schwangerschaft halbwegs sicher ist. Laut Ärztin kann mein Körper das Baby bis zur zwölften Woche abstoßen. Erst, wenn es so weit ist, will ich vor meinen Freunden die Bombe platzen lassen. Mir fiel die Entscheidung, das Kind zu bekommen, zwischendurch schwer, weil ich wirklich nicht weiß, wie ich für ein Baby sorgen soll, aber Mom meinte, dass sie mich finanziell unterstützen wird. Ich bin froh, dass die lange Funkstille nicht zwischen uns steht, und auch mit meinen Geschwistern komme ich, seit meinem Besuch in Miami, viel besser zurecht als vorher. Nun frage ich mich, ob ich wirklich nach Hause gehen soll.

Soll ich die Wohnung kündigen?

Vielleicht wäre es das Beste, denn auf diese Weise kann ich Adrian aus dem Weg gehen.

Andererseits wäre es falsch, vor ihm wegzulaufen, aber was soll's?

Ich rufe das Office Programm auf und fange an zu tippen.

* * *

Die Verbindungstür fliegt auf, weshalb ich zusammenzucke.

»Willst du mich ärgern?«, fragt Adrian aufgebracht.

Ich schaue eingeschüchtert zu ihm. »Warum?«

Er hebt einen Ausdruck hoch. »Du kündigst?«

»Du versetzt mich nicht zurück in die Buchhaltung und ich will nicht direkt nebenan sitzen, wenn du wieder weiblichen Besuch empfängst«, entgegne ich und bemühe mich, genauso kühl wie er zu klingen.

Schnaubend kommt er näher und stellt sich vor meinen Schreibtisch. Mit flachen Händen stützt er sich auf die Tischplatte. »Du küsst meinen Bruder und hältst mir vor, dass ich vor unserer Zeit weiblichen Besuch empfangen habe. Was stimmt nicht mit dir?«

Ich schaue auf die Unterlagen vor mir. »Würdest du bitte gehen? Ich habe zu arbeiten.«

»Du wirst mit mir darüber sprechen!«, schreit er mich an.

Entschieden schüttle ich den Kopf.

»Warum kündigst du?«

»Weil ich ein besseres Angebot bekommen habe.«

Adrian schnaubt amüsiert. »Das ist doch ein Scherz!«

»Nein, ist es nicht.« Doch, ist es, aber das werde ich nicht zugeben, schießt mir durch den Kopf.

»Helena, ich kenne die Branche und weiß, dass dich niemand einstellen wird, nachdem du auf dem Anwesen meiner Mutter als unaufrichtig enttarnt wurdest.«

Meine Augenbraue flippt in die Höhe. »Wenn du der Meinung bist, lasse ich sie dir. Nun geh, Adrian.«

Er stößt sich vom Tisch ab, richtet sich wieder auf. »In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«

Ich schnaube. Es nervt mich, dass er denkt, Entscheidungen für mich treffen zu können, obwohl uns nichts mehr miteinander verbindet. Nicht einmal in einer Beziehung würde ich es ihm zugestehen, aber er ist wohl der Überzeugung, dass er über mich und mein Leben entscheiden kann. »Doch, das ist es.«

»Du wirst nach Feierabend in mein Büro kommen, dann sprechen wir darüber.« Er zerreißt den Ausdruck vor meinen Augen in zwei Teile, die er auf den Schreibtisch fallen lässt, dann geht er.

Die Tür knallt er hinter sich zu, doch diesmal erschreckt es mich nicht.

* * *

Am Abend habe ich die Firma verlassen. Ich habe die Gelegenheit genutzt, als er gerade nicht in seinem Büro war. Das Handy klingelt, das er mir gegeben hat, allerdings ignoriere ich es, weil Adrian der Anrufer ist. Voicemail über Voicemail geht ein, doch die lösche ich ungehört. Genauso lese ich keine WhatsApp-Nachrichten oder SMS, die er mir schickt. Morgen werde ich zu meinem Arzt gehen, ihm von meiner Schwangerschaft und dem stressigen Job erzählen, dann sollte ich Ruhe haben, denn jeder Mediziner würde mich krankschreiben, wenn er erfährt, für welchen fordernden Boss ich arbeite.

Adrian hat hoffentlich Besseres zu tun, als plötzlich vor meiner Tür zu stehen.

* * *

2

ADRIAN

Helena scherzt.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum sie kündigt.

In ihrem Kündigungsschreiben stand bloß, dass sie wegen unüberbrückbarer Differenzen am Arbeitsplatz und eines Jobangebots aufhören will, aber wer könnte sie eingestellt haben?

Ich weiß, dass sie professionell genug ist, sich nicht von unseren privaten Problemen beeinflussen zu lassen. Vor wenigen Wochen war sie diejenige, die mich abgesägt hat, obwohl wir in Paris eine leidenschaftliche Affäre unterhalten haben. Nun, nachdem es ernst wurde und sie meinen Bruder geküsst hat, will sie ihren Job hinwerfen. Fakt ist, sie gehört zu meinen besten Mitarbeitern und ist die fähigste Assistentin, die ich je beschäftigt habe.

Seufzend verlasse ich den Aufzug und gehe in ihr Büro.

Es ist verlassen.

Ich schnaube und balle die Faust. »Diese Frau«, stoße ich wütend aus, zücke mein Handy und versuche, sie anzurufen.

Nichts.

Egal, wie oft ich es auch versuche, sie zu erreichen, sie meldet sich nicht. Zu ihr zu fahren, schaffe ich heute nicht, da ich gleich noch einen wichtigen Termin habe. Aber morgen früh werde ich sie zu mir zitieren und dann kann sie etwas erleben. Ich werde ihre Kündigung nicht hinnehmen. Auch wenn ich die Sache mit ihr beendet habe, kann ich den Gedanken nicht ertragen, sie nicht mehr zu sehen.

* * *

Eine Krankmeldung.

Helena hat sich krankschreiben lassen und ich bin nicht sicher, was ich denken oder wie ich reagieren soll. Das Attest kommt von ihrem Arzt und ich weiß genau, dass es ihr schlecht geht, wenn sie so weit geht, aber sie wirkte gestern nicht krank.

Ich bin fest davon überzeugt, dass sie mir aus dem Weg gehen will, aber das sollte sie nicht tun.

Sie war diejenige, die mich hintergangen hat, sie sollte sich mir stellen!

Kopfschüttelnd lege ich das Attest in die Akte, die Mr. Miller, der Personalleiter meiner Firma, später abholen kommt. Ihre Kündigung werde ich weiterhin nicht akzeptieren. Sie soll hierbleiben, damit ich sie sehen kann, auch wenn es mir wehtut.

* * *

»Die Post quillt schon aus ihrem Briefkasten?«, hake ich überrascht nach.

Jo hat mich angerufen, weil sie Helena auch schon seit einigen Tagen nicht erreichen kann. »Hast du einen Schlüssel für die Wohnung? Als Eigentümer müsstest du doch einen haben, oder nicht?«

»Nein, ich habe keinen, weil sie es nicht wollte, aber da sie seit einer Woche nicht in der Firma war, mache ich mir langsam Sorgen, dass ihr etwas passiert sein könnte«, gebe ich zu.

»Warst du nicht bei ihr?«

»Zweimal, aber sie hat die Tür nicht geöffnet. Ich habe zwar Licht gesehen, aber offensichtlich wollte sie niemanden sehen.«

Jo seufzt schwer. »Könntest du vielleicht mit einem Schlüsseldienst zu ihrer Wohnung kommen?«

»Sicher, ich werde mich darum kümmern, damit das Apartment geöffnet wird.«

»Ich spreche von jetzt, Adrian«, entgegnet sie entschieden. »Ich mache mir wirklich Sorgen und je früher wir wissen, was los ist, desto besser.«

Ich reibe meine Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger, dabei schließe ich die Augen. Wo steckt sie nur? »Alles klar. Ich kümmere mich sofort um den Schlüsseldienst und komme zu Helenas Wohnung.«

»Danke. Wann bist du hier?«

»Ich schätze, in einer halben Stunde kann ich dort sein«, erwidere ich.

»Ich warte in dem Café an der Ecke auf dich.«

»Bis gleich, Jo.« Ich beende das Gespräch und greife zum Hörer des Bürotelefons.

* * *

Nachdem ich einen Schlosser zu Helenas Wohnung zitiert habe, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Jo und ich haben uns vor der Tür getroffen. Ins Treppenhaus zu kommen, war nicht das Problem.

»Und die Wohnung gehört Ihnen?«, hakt der Kerl im Blaumann noch mal nach.

Ich ziehe den Mietvertrag aus der Kladde, aus dem deutlich hervorgeht, dass ich Helenas Vermieter bin, außerdem den Kaufvertrag. »Sehen Sie nach.«

»Ihren Führerschein brauche ich auch, damit ich sichergehen kann, dass Sie wirklich Adrian Whiteman sind.«

Genervt zücke ich mein Portemonnaie, hole den Führerschein heraus und zeige ihm diesen. Mein Gesicht geht seit Jahren durch die Presse, jeder, wirklich jeder, sollte meinen Namen und mein Gesicht kennen. »Sind Sie nun zufrieden?«

Er nickt knapp. »Seit wann ist die Dame nicht mehr zu erreichen?«

»Seit einer Woche«, mischt sich Jo ein. »Wir machen uns wirklich Sorgen, da sie keine Familie in der Stadt hat, aber die Polizei will keine Vermisstenanzeige annehmen.« Eine freche Lüge, die uns hoffentlich weiter bringt.

Der Schlosser brummt undeutlich. »In Ordnung.« Er holt sein Werkzeug heraus, macht sich am Schloss zu schaffen und nur einen Moment später schwingt die Tür auf.

Ich betrete das Apartment und kann kaum glauben, welcher Anblick sich mir bietet. »Das ist …«

»Sie ist weg!«, stößt Jo erschreckt aus, als sie neben mich tritt. »Helena ist abgehauen.«

Die Wohnung ist leer.

Kein Möbelstück steht mehr an seinem Platz.

Hinter uns klopft jemand ans Türblatt.

Ich drehe mich um. »Wer sind Sie?«

Die Dame sieht mich aufmerksam an. »Sind Sie Mr. Whiteman?«

Ich nicke. »Der bin ich, und Sie sind?«

»Mildred Carter. Ich war Ms. Johnsons Nachbarin und das hier«, sie zeigt mir einen Briefumschlag, »sollte ich Ihnen geben, sobald Sie hier auftauchen.«

Sofort laufe ich zu ihr und ziehe den Umschlag aus ihrer Hand. Ungeduldig reiße ich ihn auf, falte den Brief auf und lese die Zeilen in Helenas Handschrift.

Sehr geehrter Mr. Whiteman,

Ich weiß, normalerweise habe ich eine dreimonatige Kündigungsfrist für dieses Apartment, jedoch haben sich meine Lebensumstände und finanziellen Mittel drastisch verändert. Ich habe meinen Job in Ihrer Firma aufgegeben und kann somit die Miete nicht mehr aufbringen. Deshalb bitte ich Sie, meine Kündigung für die Wohnung als fristlos entgegenzunehmen. Anbei finden Sie auch ein weiteres ärztliches Attest.

Ich werde nicht mehr in Ihrer Firma anzutreffen sein, bis die Kündigung meines Jobs rechtskräftig ist.

Mit freundlichen Grüßen

Helena Johnson

»Was schreibt sie?«, möchte Jo wissen.

»Sie hat die Wohnung gekündigt«, entgegne ich und atme tief durch.

Jos Gesichtszüge entgleisen. »Wie bitte?«

»Sie hat die Wohnung und ihren Job gekündigt. Ich frage mich, wo sie jetzt ist.«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie bei ihrer Mom in Miami.«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber offensichtlich will sie uns nicht mehr sehen, sonst wäre sie nicht sang- und klanglos abgehauen.«

»Willst du ihr nicht folgen?«, hakt Jo nach.

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Ich denke, die Sache zwischen Helena und mir hat sich erledigt.«

»Bist du verrückt geworden? Du leidest wie ein Hund und ihr geht's auch verdammt schlecht, wenn sie in einer Nacht und Nebel Aktion die Stadt verlässt!«, herrscht sie mich an.

»Mr. Whiteman?«

Ich drehe mich um. »Ja, Ms. Carter?«

Sie hält ein Päckchen hoch. »Das ist auch noch von Ms. Johnson.«

Ich nehme es an und werfe einen Blick hinein. »Das sind ihr Handy und ihre Wohnungsschlüssel«

Jo atmet tief durch. »Ich hoffe, ich kann sie in den nächsten Tagen erreichen.«

»Mich hat sie in den letzten Tagen ignoriert.«

Sie nickt. »Ich weiß, mich auch.«

Ich hebe den Blick und sehe Ms. Carter an. »Danke.«

»Gern. Auf Wiedersehen.« Sie schenkt uns ein mitleidiges Lächeln, dann verschwindet sie.

Der Schlosser räuspert sich. »Ich habe die Rechnung geschrieben, Mr. Whiteman.« Er zeigt mir ein Klemmbrett. »Ich habe das Schloss ausgetauscht, die Schlüssel stecken.«

»Danke.« Ich schaue darauf, anschließend drücke ich Jo Helenas Sachen in die Hand. Nachdem ich den Mann bezahlt habe, lässt er uns allein.

Sie ist weg und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie je wiedersehen werde.

»Willst du sie wirklich nicht zurück?«, fragt Jo leise, als wir allein sind.

»Ich weiß es nicht. Sie hat so einen Wind darum gemacht, dass ich ihr keine Treue versprechen will, aber dann war sie diejenige, die mich hintergangen hat … Ich denke, wir sollten die Sache ruhen lassen.«

»Dein Bruder hat sie geküsst«, meint sie.

»Und mein Bruder sagt, dass Helena ihn geküsst hat.« Ich räuspere mich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leon einfach so meine Freundin küsst.«

»Helena war sich sicher, dass die Sache von deiner Mutter eingefädelt wurde. Schuldet Leon ihr vielleicht Geld oder hat er sonst irgendwelche Probleme, von denen nur eure Mutter etwas weiß?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«

»Ich hoffe, wir finden sie bald.«

Alec taucht auf. »Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist«, stößt er aus.

Ich sehe Helenas besten Freund an. »Wusstest du etwas davon?«

Er schüttelt den Kopf. »Nein, sie hat seit Heiligabend nicht mehr mit mir gesprochen.«

Ein resigniertes Seufzen entfährt mir. »Sagt mir Bescheid, wenn ihr etwas von ihr hört.« Ich nehme Jo Helenas Päckchen ab und verlasse die Wohnung.

Die beiden folgen mir. »Werden wir, auch wenn du es meiner Meinung nach nicht verdient hast, etwas zu erfahren, so wie deine Familie und du sie behandelt habt«, sagt Alec feindselig.

Als wir auf dem Flur stehen, schließe ich die Tür ab. »Ich habe gehandelt, weil sie mich verletzt hat.«

»Ja, bla, als hätte Helena das wirklich getan. Sie liebt dich, aber du glaubst ihr nicht. Dabei warst du derjenige, der ihr zuerst sagte, dass er sie liebt.«

»Und du glaubst, meine Gefühle haben sich auch nur geringfügig geändert?«, hake ich wütend nach. »Ich liebe diese Frau, aber sie ist weg! Also was soll ich tun?«

»Du hast genug Geld unterm Arsch, Adrian, du könntest sämtliche Privatdetektive der USA auf sie ansetzen!«, hält Alec dagegen.

»Na sicher. Dieses Signal war mehr als deutlich. Helena will ihre Ruhe haben, vor uns allen, nicht nur vor mir. Ich bin nicht derjenige, dem man Vorwürfe machen sollte, sondern Helena«, entgegne ich bemüht ruhig.

Die beiden verdrehen nacheinander die Augen. Jo schnaubt eine lilafarbene Strähne aus ihren Augen. »Adrian, versuch, sie zu finden.«

»Ich werde darüber nachdenken.«

* * *

3

HELENA

9 Monate später

»Ich kann das nicht!«, schreie ich verzweifelt die Ärztin an.

Ich habe unglaubliche Schmerzen, für eine PDA ist es zu spät und mir ist schlecht. Die verdammten Wehen mussten ja unbedingt einsetzen, als ich mit Lucas unterwegs war. Mein Frauenarzt hatte mir geraten, täglich spazieren zu gehen, weil ich ein paar Tage über dem errechneten Entbindungstermin bin. Meine Mutter ist auf dem Weg hierher und ich hoffe, dass sie noch rechtzeitig kommt, denn vor wenigen Minuten ist meine Fruchtblase geplatzt.

Auf dem Flur wartet mein Bruder, der noch mehr Angst hat als ich. Ich glaube, er sieht sich ein wenig als Vaterfigur, denn seine Stimme war die einzig männliche, die das Baby gehört und auf die es reagiert hat. Außerdem hatte er ständig seine Hände an meinem Bauch und hat mit dem Kleinen gesprochen. Lucas hat schon eine richtige Bindung zu meinem Kind aufgebaut.

Es war eine schöne Schwangerschaft. Ich hatte, abgesehen vom Übergeben, kaum Beschwerden – die Rückenschmerzen lasse ich nun außer Acht – und ich kam finanziell besser zurecht, als ich dachte. Meiner Mom sei Dank. Ich lebe in Palm Beach. Hierher bin ich gezogen, nachdem Adrian einmal vor dem Haus meiner Mutter stand. Natürlich hatte sie ihn abgewimmelt, doch ich hatte das Gefühl, dass er wieder auftauchen würde. Deshalb habe ich das Weite gesucht. Nun lebe ich seit fünf Monaten in einem Apartment, das meine Mutter für mich gekauft hat. Lucas wohnt nur drei Straßen weiter, da er das College abgeschlossen und einen Job in Palm Beach gefunden hat. Noch während des Studiums hat er den Mädchennamen unserer Mutter angenommen, um es auf dem Arbeitsmarkt leichter zu haben, da die Schandtaten unseres Dads immer noch dafür sorgen, dass meine Familie einen schlechten Ruf hat. Nun heißt er Lucas Albright. Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, den Mädchennamen meiner Mom anzunehmen, aber mich letztlich dagegen entschieden, weil ich mich nicht umgewöhnen wollte.

»Ms. Johnson, ich versichere Ihnen, dass Ihnen nichts passieren wird, aber Sie müssen jetzt pressen, sonst kann es Ihrem Baby schaden. Wollen Sie denn kein gesundes Kind zur Welt bringen?«

Widerwillig gebe ich mich geschlagen. Ich war schon mehrmals kurz davor, aufzustehen und nach Hause zu gehen, weil die Schmerzen unerträglich sind. Ich frage mich, wie meine Mutter es geschafft hat, das gleich dreimal zu ertragen. Persönlich hätte ich nach Liz' Geburt aufgehört und mich mit einem Einzelkind zufriedengegeben.

»Helena, hier bin ich«, stößt Mom aus und kommt an meine Seite.

»Mom«, sage ich erleichtert. »Die sagen, dass ich pressen muss.«

»Das kriegst du hin. Du warst doch in dem Vorbereitungskurs für die Geburt«, beruhigt sie mich.

»Ja, nur ist Luc mit dorthin gekommen, aber der steht jetzt auf dem Flur und hat die Hosen voll!«, kreische ich, als eine weitere Wehe kommt.

»Ms. Johnson, das sind Presswehen, Sie müssen jetzt pressen!«, herrscht mich die Ärztin an.

»Mom, ich habe Angst«, gebe ich mit Tränen in den Augen zu.

»Du musst keine Angst haben. Jetzt versuch, zu pressen«, erwidert sie mit warmer Stimme. »Ich bin die ganze Zeit bei dir.«

* * *

Schwer atmend lasse ich den Kopf ins Kissen fallen.

»Herzlichen Glückwunsch, Ms. Johnson, es ist ein gesunder Junge«, sagt die Ärztin lächelnd.

»Darf ich ihn halten?«

Sie nickt, trägt ihn zu mir und legt ihn mir auf die Brust. Er schreit wie am Spieß, aber für mich ist es nun der schönste Klang, den es gibt.

Ich sehe mir seine Hände an, zähle die kleinen Finger, anschließend ertaste ich seine Füße, um sicherzugehen, dass er an jedem fünf Zehen hat. »Hallo, mein Kleiner«, wispere ich ihm zu. »Endlich lernen wir uns kennen.«

Er wird ruhiger.

Mom steht neben der Liege und betrachtet uns lächelnd. »Wie soll er heißen?«

Ich schaue sie nachdenklich an. »Simon.«

Sie drückt meine Hand. »Ein schöner Name.«

»Finde ich auch.«

Anschließend beugt sie sich zu mir und haucht einen Kuss auf meine Stirn. »Ich sage Liz und Lucas Bescheid, dass er da und gesund ist.«

»Liz ist hier?«, frage ich überrascht.

»Ja, sie hat mich hergebracht. Wir waren doch gemeinsam unterwegs.«

Ich spüre die Hitze in meinen Wangen. »Sorry, ich war anderweitig beschäftigt.«

Meine Mutter lacht leise. »Ich weiß und ich bin stolz auf dich.«

Lächelnd sehe ich sie an. »Danke, Mom.«

Sie streichelt meine Wange, anschließend Simons Rücken. »Ich komme gleich wieder zu dir.«

»Mrs. Johnson, Ihre Tochter wird gleich auf Station gebracht«, mischt sich die Ärztin ein.

»Oh, können Sie mir sagen, wie ich dorthin komme?«

Sie erklärt Mom den Weg.

»Ich warte dann oben mit deinen Geschwistern.«

Ich nicke ihr zu.

Nachdem sie den Raum verlassen hat, widme ich mich wieder Simon.

Er ist wunderschön.

Sicher denkt das jede Mutter von ihrem Baby, aber mein Sohn ist der schönste von allen.

* * *

4

VIER JAHRE SPÄTER

Es ist spät geworden, ich bin müde und am liebsten würde ich nie wieder einen Kindergeburtstag feiern, aber ich weiß, dass mir noch einige bevorstehen. Zum Glück habe ich genug Platz, um einige Kinder unterzubringen, da ich mittlerweile in ein kleines Haus umgezogen bin. Mom hat die Wohnung verkauft, nachdem ich ständig Probleme damit hatte, den Kinderwagen in die zweite Etage zu tragen, da ich ihn nicht im Treppenhaus stehen lassen durfte.

Ich liege in Gabriels Arm auf der Couch und sehe auf den Fernseher. Seit ein paar Monaten gehen wir miteinander aus. Er ist Simons Kinderarzt und der Kleine spricht ihn immer mit Doc an, aber das stört mich nicht. Schlimmer finde ich, dass Simon mich mindestens einmal pro Woche – in Bestform sogar einmal täglich – danach fragt, warum er seinen Dad nicht kennt und wer sein Vater ist. Meine Gedanken kreisen ständig um Adrian, eigentlich, wann immer ich unseren Sohn ansehe.

Seit damals haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, uns nicht mehr gesehen und ich weiß nicht, ob wir uns jemals wieder über den Weg laufen werden.

Er fehlt mir.

Jeden Tag vermisse ich ihn und es tut immer noch weh, denn meine Gefühle haben sich nicht verändert.

Ich wusste nicht, dass man jemanden noch jahrelang lieben kann, auch wenn man die Person nicht mehr sieht. Andererseits liebt meine Mom auch immer noch meinen Dad, obwohl er seit fast fünf Jahren tot ist.

»Was geht dir durch den Kopf?«, fragt Gabriel leise.

Ich schaue zu ihm hoch. »Ich bin müde, da geht mir nicht mehr allzu viel durch den Kopf.« Anschließend räuspere ich mich. »Warum fragst du?«

Er grinst, was ihm ein jugendlicheres Aussehen schenkt. Er ist in Adrians Alter, aber ein ganz anderer Typ Mann. Simon ist derjenige, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. »Deine Mom nimmt Simon am Freitag zu sich und ich habe einen Tisch in deinem Lieblingsrestaurant reserviert. Immerhin treffen wir uns am Freitag seit neun Monaten.«

Ich verziehe meine Lippen zu einem überforderten Lächeln. »Du willst ausgehen?«

»Essen gehen, um genau zu sein. Wir waren erst vier- oder fünfmal allein miteinander essen, sonst haben wir uns immer nur bei dir getroffen, weil du den Kleinen vorgeschoben hast.«

»Oh«, bringe ich zustande und nicke. »Tut mir leid, aber ich möchte einfach so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.«

»Das verstehe ich, aber du solltest auch mal an dich denken. Es macht dich zu keiner schlechten Mutter, wenn du gelegentlich ausgehst.«

»Ich weiß.«

»Also was sagst du?«

»Lass uns Freitag essen gehen.« Ich rucke hoch. »Moment, das ist ja schon morgen.«

»Ja, ist das schlimm?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, aber ich habe gar nichts zum Anziehen.«

»Was ist mit dem schwarzen Kleid, das in deinem Schrank hängt?«

Das Cocktailkleid, das ich damals von Adrian bekommen habe, als wir auf Geschäftsreise in Paris waren. Sofort flammen Bilder von jenem Abend vor meinem geistigen Auge auf, an dem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben. Sie lassen mich frösteln, doch zeige ich keine körperliche Reaktion darauf. Ich räuspere mich. »Das trage ich nicht mehr.«

»Warum nicht?«

Daraufhin atme ich tief durch. »Weil ich es von jemandem geschenkt bekam, der nun Teil meiner Vergangenheit ist.«

Gabriel hebt eine Augenbraue. »Aber das Kleid ist noch da. Ich wette, es steht dir großartig und ich würde dich gern darin sehen.«

»Hm.«

»Oder du gehst morgen nach der Arbeit shoppen.«

»Ich habe doch Urlaub«, erwidere ich nachdenklich.

»Dann eben, wenn Simon im Kindergarten ist.«

»Ja, vielleicht«, entgegne ich und stehe auf. »Möchtest du etwas trinken?«

Gabriel deutet auf das Bier, das auf dem Couchtisch steht. »Ich bin noch versorgt.«

»Okay.« Etwas zu schnell gehe ich in die Küche. Dort angekommen stütze ich mich auf der Arbeitsplatte ab und atme tief durch. Es ist heiß, selbst im Haus, obwohl ich die Klimaanlage eingeschaltet habe. Aber ich glaube, in diesem speziellen Fall liegt es nicht an der sommerlichen Hitze, sondern an Gabriels Worten.

»Mom?«, fragt Simon heiser.

Ich richte mich auf und sehe meinen vierjährigen Sohn an. »Ja, Baby?«, frage ich und gehe in die Hocke, damit wir uns auf Augenhöhe begegnen.

Er kommt zu mir. »Darf ich bei dir schlafen?«

»Hast du schlecht geträumt?«

Er nickt, dabei reibt er sich die tiefblauen Augen. Simon sieht wie eine kleine Ausgabe seines Vaters aus. Er ist blond, seine Haare sind etwas zu lang, aber das liegt daran, dass er jeden Frisör in die Flucht schlägt und nur mich an sich ranlässt.

»Hey, Champ, warum bist du wach?«, fragt Gabriel, als er zu uns in die Küche kommt.

»Er hat schlecht geträumt«, antworte ich für meinen Sohn.

»Gehst du mit mir schlafen, Mom?«

Ich nicke Simon zu. »Ja, Baby, mache ich.«

Gabriel sieht mich mit einer gehobenen Augenbraue an. »Legst du dich jetzt schon mit ihm hin?«

»Ja, ich bin fix und fertig und denke, ein oder zwei Stunden mehr Schlaf werden mir guttun«, entgegne ich.

»Okay.« Er lässt es sich nicht nehmen, mir einen unzufriedenen Blick zuzuwerfen, aber mein Kind geht vor.

Simon steht immer an erster Stelle.

»Du kannst doch wach bleiben«, lasse ich ihn wissen.

Gabriel nickt. »Ich komme dann später nach.«

»Alles klar.« Ich richte mich auf und ergreife Simons Hand. »Komm, Schatz, wir gehen ins Bett.«

»Gute Nacht, Doc.«

»Schlaf gut, Champ.«

Gemeinsam mit meinem Sohn gehe ich an Gabriel vorbei. Er gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schenkt mir ein sanftes Lächeln. »Schlaf gut.«

»Bis gleich.« Ich lächle ihn ebenfalls an, dann machen wir uns auf den Weg ins Schlafzimmer.

* * *

Nachdem ich mich umgezogen habe, liege ich mit Simon im Bett. Er hat sich an mich gekuschelt und schon die Augen geschlossen.

Ich betrachte ihn nachdenklich. Seufzend greife ich zu meinem Handy und werfe einen Blick darauf. Seit ich keinen Kontakt mehr zu Jo und Alec habe, beschränkt sich mein Sozialleben auf die anderen Mütter aus dem Kindergarten, Gabriel und meiner Familie. Nur meistens bin ich den Frauen unsympathisch, weil ich nicht wie ein Helikopter über meinem Sohn kreise. Ich möchte, dass Simon eigene Erfahrungen macht, dazu gehört auch, dass er sich mal das Knie aufschlägt, weil er hingefallen ist. So was ist wichtig und mir hat es auch nicht geschadet, gelegentlich auf die Nase zu fallen.

Ich weiß nicht, was das zwischen Gabriel und mir überhaupt ist. Für ihn empfinde ich nicht annähernd dasselbe wie damals für Adrian. Auch der Sex ist irgendwie bedeutungslos. Ich habe gute Gefühle, wenn ich an Gabriel denke, aber ich kann nicht sagen, welcher Natur sie sind.

Ist es Liebe oder Zuneigung?

Es kann doch nicht so schwer sein, Adrian endlich zu vergessen. Simon weiß, dass sein Dad in New York lebt, aber nicht, wer er ist oder wie er aussieht. Fotos habe ich ihm nie gezeigt. Ich weiß nicht, wie Adrian reagieren würde, wenn ich auf einmal mit unserem Sohn vor ihm stehe. Sicher würde er kein Wort von dem glauben, was ich sage, und auf einen Vaterschaftstest bestehen. Das möchte ich Simon nicht antun.

Simon zuckt in meinen Armen.

»Hush Little Baby, don't say a word«, beginne ich zu singen. Es hat ihn immer beruhigt.

Langsam entspannt er sich wieder und ich streichle seinen Rücken. »Schlaf gut, Baby.«

* * *

Es war ein stressiger Tag und ich habe keine Lust, mit Gabriel essen zu gehen, aber ihm ist unser kleines Jubiläum wichtig.

---ENDE DER LESEPROBE---