Lucie und der Angler von Paris - Friedrich Wolf - E-Book
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Lucie und der Angler von Paris E-Book

Wolf Friedrich

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Beschreibung

Über den Dächern von Paris: eine Amour fou in außergewöhnlichen Zeiten. Paris, um 1938. Die Malerin Lucie und ihr ehemaliger Kommilitone Henri treffen sich am Ufer der Seine. Der junge Mann, als Angler getarnt, hat die Kunst an den Nagel gehängt und kämpft im Untergrund gegen die Rechten. Lucie, eine Tochter aus gutem Hause, lebt ganz für ihre Malerei und Unabhängigkeit. Sie bietet ihm an, eine Nacht in ihrem Atelier Unterschlupf zu finden. Hoch oben über den Dächern von Paris diskutieren sie über Kunst und Politik, fühlen sich voneinander gleichermaßen angezogen wie unverstanden. Als sie sich am nächsten Morgen an der Seine gegenüber von Notre-Dame wieder trennen, sind beide verändert. Die Wiederentdeckung der bekannten Erzählung des großen Dramatikers und Erzählers, basierend auf den Erlebnissen des Autors im Pariser Exil. »Kaum ein Leser wird sich durch die gütige Tapferkeit dieses Buches nicht unwiderstehlich angezogen fühlen.« Der Spiegel .

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Seitenzahl: 82

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Über das Buch

Über den Dächern von Paris: eine Amour fou in außergewöhnlichen Zeiten.

Paris, um 1938. Die Malerin Lucie und ihr ehemaliger Kommilitone Henri treffen sich am Ufer der Seine. Der junge Mann, als Angler getarnt, hat die Kunst an den Nagel gehängt und kämpft im Untergrund gegen die Rechten. Lucie, eine Tochter aus gutem Hause, lebt ganz für ihre Malerei und Unabhängigkeit. Sie bietet ihm an, eine Nacht in ihrem Atelier Unterschlupf zu finden. Hoch oben über den Dächern von Paris diskutieren sie über Kunst und Politik, fühlen sich voneinander gleichermaßen angezogen wie unverstanden. Als sie sich am nächsten Morgen an der Seine gegenüber von Notre-Dame wieder trennen, sind beide verändert.

Die Wiederentdeckung der bekannten Erzählung des großen Dramatikers und Erzählers, basierend auf den Erlebnissen des Autors im Pariser Exil.

»Kaum ein Leser wird sich durch die gütige Tapferkeit dieses Buches nicht unwiderstehlich angezogen fühlen.« Der Spiegel.

Über Friedrich Wolf

Friedrich Wolf wurde 1888 in Neuwied (Rhein) geboren, studierte ab 1908 Medizin in Tübingen, Bonn, Berlin und spezialisierte sich in Psychiatrie. Im Ersten Weltkrieg war er Bataillonsarzt an der Westfront, 1920 Stadtarzt in Remscheid, seit 1927 in Stuttgart. 1933 Emigration zunächst in die Sowjetunion, dann Frankreich, wo er 1939 in ein Internierungslager geriet. 1941 Rückkehr nach Moskau. Dort Mitbegründer des Nationalkomitees »Freies Deutschland«. 1945 Rückkehr nach Berlin. Seit 1950 Mitglied der Akademie der Künste, Vorstandsmitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes. 1950/51 erster Botschafter der DDR in Polen. Lebte ab 1951 in Lehnitz bei Berlin und starb dort 1953. Als bedeutender Dramatiker und als Erzähler, Publizist, Autor von Filmdrehbüchern, Hörspielen und Gedichten hinterließ er ein gewichtiges, vielseitiges Werk. Wichtigste Dramen: Der Arme Konrad (1923); Cyankali (1929); Die Matrosen von Cattaro (1930); Professor Mamlock (1931); Beaumarchais (1941); Thomas Müntzer, der Mann mit der Regenbogenfahne (1953).Prosa u. a.: Der Sprung durch den Tod (1925); Kreatur (Roman, 1925); Die Natur als Arzt und Helfer (medizinisches Hausbuch, 1928); Zwei an der Grenze (Roman, 1938); Heimkehr der Söhne (Roman, 1944); Lucie und der Angler von Paris (Erzählung, 1946); Märchen für große und kleine Kinder (1946); Bummi und andere Tiergeschichten (1951).

Lion Feuchtwanger, 1884-1958, war Romancier und Weltbürger. Seine Romane erreichten Millionenauflagen und sind in über 20 Sprachen erschienen. Als Lion Feuchtwanger mit 74 Jahren starb, galt er als einer der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache. Die Lebensstationen von München über Berlin, seine ausgedehnten Reisen bis nach Afrika, das Exil im französischen Sanary-sur-Mer und im kalifornischen Pacific Palisades haben den Schriftsteller, dessen unermüdliche Schaffenskraft selbst von seinem Nachbarn in Kalifornien, Thomas Mann, bestaunt wurde, zu einem ungewöhnlich breiten Wissen und kulturhistorischen Verständnis geführt. 15 Romane sowie Theaterstücke, Kurzgeschichten, Berichte, Skizzen, Kritiken und Rezensionen hatten den Freund und Mitarbeiter Bertold Brechts zum »Meister des historischen und des Zeitromans« (Wilhelm von Sternburg) reifen lassen. Mit seiner »Wartesaal-Trilogie« erwies sich der aufklärerische Humanist als hellsichtiger Chronist Nazi-Deutschlands.

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Friedrich Wolf

Lucie und der Angler von Paris

Mit Beiträgen von Lion Feuchtwanger und Alfred Kantorowicz

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Anhang

Lion Feuchtwanger: Ein literarischer Nachfahre Friedrich Schillers

Alfred Kantorowicz: Kämpfer, Freund und guter Kamerad

Biographische Notiz

Impressum

Vielleicht ist dies eine ganz private Sache; doch sie gibt mir eine große Lust zu kämpfen, eine wunderbare Freude.

I

Der Angler nimmt unter seinen Mitmenschen eine besondere Stellung ein, insofern die anderen Menschen für ihn nicht vorhanden sind und er selbst nicht existiert für seine Mitmenschen. Er ist der anerkannte Einsame auf dieser Erde, wenn er mit seiner Angelrute an einem Fluss sitzt, unbewegt wie eine Statue, den Blick auf das still dahinfließende Wasser gerichtet und auf den »Schwimmer«, der – aus einem Korken und einer künstlichen Fliege bestehend – in der leisen Strömung treibt. Niemand wird einen Angler ansprechen oder mit Fragen zu belästigen wagen, vor allem nicht in Frankreich. Eher wird man einen Toten um eine Auskunft bitten, als einen der tausend Männer, die um Paris an den Ufern der Seine, die Pfeife im schweigsamen Mund, dem zarten Zittern des »Schwimmers« mit ruhigem Blick folgen.

Mit stiller Aufmerksamkeit schaut Henri der kleinen künstlichen Fliege nach, die an der dünnen Leine in der graugrünen Seine abwärts treibt. Henri ist ein etwa fünfundzwanzigjähriger Mensch, schlank, sehnig und – worauf sein langer Rücken auch im Sitzen schließen lässt – hochgewachsen. Er hat die kurze Pfeife im Mundwinkel, wie es zu einem richtigen Angler gehört. Rucksack und Baskenmütze hängen an dem Fahrrad, das neben ihm an einem Weidenstumpf lehnt. Sein dichtes, dunkelbraunes Haar, sein gebräuntes Gesicht lassen die hellgrauen Augen noch auffallender erscheinen. Sonst aber ist an dem Menschen nichts Besonderes. Er ist einer der tausenden Franzosen, die an einem Sonntagnachmittag mit der Rute an den Flüssen Frankreichs sitzen und die sich weder durch das Autohupen der benachbarten Chaussee noch durch die vielen kleinen Boote mit fröhlichen Menschen stören lassen.

So hat Henri sich placiert, an der Seinekrümmung zwischen Sartrouville und La Frette, gegenüber dem Park von Maisons Laffitte und dem Wald von Saint-Germain.

II

Damals – im August 1939 – gab es in diesem gesegneten Land noch Millionen fröhlicher Menschen, denen das Leben und das »savoir vivre« als das höchste Gut galten. Die Menschen ließen diesen Lebensanspruch allerdings meist nur für das eigene menschliche Dasein gelten. Ob Henri wohl darüber nachdachte, dass er den lustig dahinschwimmenden Fischlein mit der mörderischen Angelspitze das Leben raubte? Über was er wohl nachdachte, während die weißen Sommerwolken über den mattblauen Himmel segelten, die silberne Luft über dem Wasser zitterte und er die kleinen Rauchkringel aus seinem Pfeifchen von sich stieß? Mit einem Ruck reißt er die Angel jetzt hoch und schaut zornig auf das Wasser, wo ein Mensch mit langen Kraulstößen – den Kopf unter der Flut – an das Ufer schwimmt.

»Sie haben wohl keine Augen im Kopf!«, ruft er unwirsch dem Störenfried zu, der das heilige Recht der Angler so grob verletzt. Aber wie der Mensch prustend das Ufer erreicht und ans Land sich emporstemmt, sagt er erstaunt, noch immer die Angelrute in der Hand: »Lucie …«

»Henri?«, erwidert die Schwimmerin nicht weniger überrascht. »Hier muss man dich also suchen! Seit zwei Monaten …«

»Still!«, unterbricht sie der andere. »Nicht mehr: Henri! Meinetwegen Pierre oder Jean …«

»Ach so!«, lächelt das große Mädchen. »Immer noch streng geheim. Kannst du wirklich dein altes Laster nicht lassen?«

Der Mann hat die Angel wieder ausgeworfen und sich auf seinen Stein niedergesetzt; scheinbar ruhig bläst er den Rauch seines Pfeifchens in die Luft.

»Und höflicher bist du auch nicht geworden«, meint Lucie, die sich in ihrem dunkelblauen, weißgestreiften Schwimmtrikot auf den sonnenwarmen Steinen ausgestreckt und die weiße Gummihaube von ihrem aufgebundenen hellen Haar heruntergestreift hat. »Musst du dich immer noch kaschieren?«

»Lass das, bitte!«, sagt er, ohne von dem Wasser wegzublicken.

»Huhu, stets das alte Parteipferd, Henri! Verzeih, also Pierre oder Jean! Aber gestatte, dass ich dich dann schon lieber: mon petit gars nenne! Und dass ich nach wie vor es für einen barbarischen Unsinn halte, wenn ein begabter Maler, der die bunten Wunder dieser Welt auf ein Rechteck von ein mal einem halben Meter zu zaubern vermag, sich von der Politik auf Schwarz und Weiß reduzieren lässt!«

»Es ist zwecklos, mit dir hierüber zu diskutieren.«

»Diskutieren? Nein! Aber du bist viel zu schade hierfür, mon petit!«

Es ist der alte Streit zwischen den beiden Schülern der Kunstakademie. Als die Schlägertrupps der reaktionären »Croix de feu« die Bilder von Picasso, Braque und Matisse in den Salons des Boulevard Raspail und gegenüber dem Café »Les Deux Magots« herunterzureißen suchten, da hatte Henri mit einigen Freunden einen ständigen Wachtdienst dort eingerichtet. Mehrfach war es zu blutigen Schlägereien zwischen den beiden Gruppen gekommen; dabei war Henri zum ersten Mal verhaftet worden und hatte eine bestimmte Abteilung der Préfecture kennengelernt. Hier traf er mit Kameraden der Partei zusammen. Er besuchte später eine antifaschistische Kundgebung in der Mutualité am Boulevard St-Germain, wo man einen neuen Russenfilm zeigte. Auf der Straße wurde ein Referent der Gruppe überfallen. Henri war mit zwei Kameraden hinzugesprungen, durch einen Dolchstich in die Brust verletzt und in einen politischen Prozess verwickelt worden. Das verband ihn noch enger mit den Genossen.

Lucie hatte ihn damals mehrfach im Krankenhaus besucht, ihm Blumen und die neuesten Kunstjournale gebracht, ihn zugleich beschworen, endlich die Hände von der Politik zu lassen und sich seinem eigentlichen Beruf als Maler wieder zuzuwenden. Doch ebenso leidenschaftlich hatte Henri der Freundin klarzumachen versucht, dass heute die Politik – die Umformung des lebendigen Menschen – die höchste und notwendigste Kunst sei und das Menschenhirn die edelste Materie darstelle.

»Überlass das den anderen, die hierzu berufen sind!«, entgegnete Lucie erregt. »Du bist bei deiner Begabung der geborene Maler! Das andere ist nicht deine Sache!«

»Gerade das ist meine Sache! Doch das wirst du nie verstehen!«

»Ja, ich werde und will das nie verstehen!«