Luna und Sunny - Wenn der Zauber der Sonne erstrahlt (Band 2) - Corinna Wieja - E-Book

Luna und Sunny - Wenn der Zauber der Sonne erstrahlt (Band 2) E-Book

Corinna Wieja

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Beschreibung

Ein spannender Kinderroman! Fortsetzung von Luna und Sunny - Wenn die Magie des Mondes erwacht

Mit vereinten Kräften haben Mondmagierin Luna und Sonnenmagierin Sunny sich der dunklen Bedrohung entgegengestellt - aber die Gefahr ist noch nicht gebannt. Lunas Mondstein ist zerbrochen, und eine Hälfte davon ist ihrem Feind in die Hände gefallen. Damit kann er sich die Macht des dreizehnten Sternbildes zunutze machen. Nun müssen Luna, Sunny und ihre Sternenschutztiere schnell handeln. Doch wenn sie ihrem Feind endgültig das Handwerk legen wollen, müssen sie riskieren, ihre Magie für immer zu verlieren. Und in der Sonnenwendnacht, als die Menschen- und die Himmelswelt sich ganz nah sind, entscheidet sich nicht nur Sunnys und Lunas Schicksal, sondern das der ganzen Welt ...

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Seitenzahl: 212

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchTitelImpressumProlog: Im Zauber der Sonne1: Luna – Magie ist wie Schokolade – zu viel davon verursacht Bauchweh2: Sunny – Tanz mit den Hummel-Elfen oder Ärger in Tüten3: Sunny – Angriff von oben oder hinten kackt die Taube4: Sunny – Teestunde oder ein Gespenst lässt grüßen5: Luna – Einbruch mit Hindernissen6: Luna – Eine höllische Entdeckung7: Sunny – Tagebuch der Sterne oder der Himmel ist eine Scheibe8: Luna – Ist der Boden zu hart, hilft auch kein Sternenglitzer, höchstens ein Kissen9: Luna – Ein Planet kommt selten allein10: Luna – Eine Begegnung der unheimlichen Art oder wenn Panther den Mond anheulen11: Luna – Ach, du schwarzer Kater12: Luna – Raupen im Kokon oder Glühwürmchen-Gespräche13: Sunny – Echt zum Heulen oder Zwiebel schneiden für Anfänger14: Luna – Sternenrettung oder ein Licht am Horizont15: Sunny – Magische Leckerlis oder wie man einen Drachen anlockt16: Sunny – Da ist was im Busch17: Luna – Nachts sind alle grauen Katzen hungrig18: Luna – Karten auf den Tisch oder Schatten der Vergangenheit19: Luna – Gespräch mit einem Busch20: Mercury – Chroniken einer Agentenkatze oder ich hab es ja gleich gesagt21: Sunny – Wer latscht denn da oder Problem mit drei Sternen22: Luna – Wenn Plan A nicht funktioniert, probiere es mit Plan B bis Z23: Luna – Sternbildsuche oder sei kein Hase, sei ein Mondkaninchen24: Sunny – Im Bann von Sonne und Mond25: Sunny – Schnick-Schnack-Schnuck oder oha, mein Sternbild pfeift26: Luna – Wünsch dir was oder meine Schnuppe, deine Schnuppe27: Luna – Ein feuriger Auftritt oder Picknick unterm SternenzeltExtras – Sunnys bunte SlushysAidens schnelle magische Himbeer-MarmeladeLunas und Liems Sonne-, Mond- und Sterne-HimmelÜber die Autorin

Über dieses Buch

Mit vereinten Kräften haben Mondmagierin Luna und Sonnenmagierin Sunny sich der dunklen Bedrohung entgegengestellt – aber die Gefahr ist noch nicht gebannt. Lunas Mondstein ist zerbrochen, und eine Hälfte davon ist ihrem Feind in die Hände gefallen. Damit kann er sich die Macht des dreizehnten Sternbildes zunutze machen. Nun müssen Luna, Sunny und ihre Sternenschutztiere schnell handeln. Doch wenn sie ihrem Feind endgültig das Handwerk legen wollen, müssen sie riskieren, ihre Magie für immer zu verlieren. Und in der Sonnenwendnacht, als die Menschen- und die Himmelswelt sich ganz nah sind, entscheidet sich nicht nur Sunnys und Lunas Schicksal, sondern das der ganzen Welt …

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Corinna Wieja wird vertreten von der Agentur Brauer

Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Kristin Overmeyer

Umschlaggestaltung und Vignetten:

Alexandra Helm, Offenbach am Main

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-5557-3

baumhaus-verlag.de

Die Isis schlängelte sich fröhlich plätschernd durch Oxford und strömte weiter, auf das Dorf Cavebury zu, das für seinen Steinkreis bekannt war.

Die Ponys, die als Wächter des Flusses galten, grasten friedlich in der Morgendämmerung auf der Weide von Port Meadow.

Plötzlich hoben sie alarmiert die Köpfe. Ein Sonnenstrahl fiel auf das Wasser der Isis, malte einen Kreis und entriegelte damit eine unsichtbare Tür. Unter dem Schutz der herabhängenden Äste einer Trauerweide formte sich das Wasser zu einem Strudel. Schneller und schneller drehte es sich, öffnete sich tief zu einem gierigen Schlund. Ein Schatten schoss daraus hervor. Der Höllenhund sehnte sich nach dem Licht der Sonne, ebenso wie seine Gefährten. Rote Flammen züngelten um seinen Kopf.

Ein braunes Pony wieherte ungehalten, andere fielen ein und der große Hund zog schnell den Kopf zurück. Langsam, ganz langsam schloss sich die Strudeltür. Der Sonnenstrahl verwandelte sich in leuchtende Flecken, die über die Isis trieben.

Der Beobachter, der ein paar Meter von dem Schauspiel entfernt stand, stieß ein unwirsches Brummen aus. »Die Magie ist immer noch nicht stark genug.« Der Schattenpanther an seiner Seite fauchte leise und zustimmend.

»Bald, meine Kleine! In der Perseidennacht schlägt unsere große Stunde«, sagte der Mann. Nachdenklich betrachtete er die Hundefigur in seiner rechten Hand und die Hälfte des Astrolabiums in der anderen. »Ich habe mir schon einen neuen Gehilfen ausgewählt, der leichter zu befehligen ist.« Der Panther stieß ein Fauchen aus.

»Ja, ich weiß, das ist ein Risiko. Aber du kannst die Aufgabe des Spions nicht übernehmen. Ob es dir nun gefällt oder nicht, du bist zu auffällig. Aber keine Sorge: Das Dorf wird sein magisches Wunder erleben. Vorher muss ich nur noch etwas erledigen.« Sein Blick schweifte in die Ferne, wo man die drei steinernen Reihen des Kreises erkennen konnte. Stumme Riesen, die – wie er – auf ein Spektakel warteten, das nur einmal im Jahrhundert zu erleben war, wenn die Perseidennacht mit der Hochzeit der roten Nova zusammenfiel und der Blutmond zu Gast war. Dann würde ein neues Sternenzeitalter anbrechen.

Noch aber war es nicht so weit. Noch ließ der Schlangenträger auf sich warten. Doch die Geheimnisse der Sonne und des Mondes standen bereit, ihren Zauber zu entfesseln und die Geschöpfe des Himmels und des Wassers zu enthüllen.

Hinter Wolken versteckt beobachtete ein Stern das Schauspiel. Einen Wimpernschlag funkelte er heller und schien ein wenig näher an einen anderen heranzurücken. Kurz darauf erlosch das Funkeln jedoch, und der Stern kehrte in seinen Schlaf zurück.

Er wartete. Auf den richtigen Augenblick.

Darauf, dass der Zauber der Sonne erstrahlte und sich mit der Magie des Mondes verband.

Mit der Magie war das so eine Sache: Entweder man glaubte dran, dass es sie gab, oder eben nicht. Vor knapp zwei Wochen hätte ich niemals für möglich gehalten, dass irgendwann mal ein Tier anfängt, mit mir zu sprechen. In richtigen Worten. Die aus echten Buchstaben bestehen. Und schon gar nicht hätte ich geglaubt, dass es Sternbilder gibt, die vom Himmel fallen, ganz zu schweigen von Zauberei. Ja, ich glaubte nicht mal an Horoskope!

Vor knapp zwei Wochen war ich mit Liem in den Schüleraustausch nach England geflogen und prompt in einem Abenteuer gelandet. Wie sich herausgestellt hat, war meine verstorbene Großtante Tara eine Mondmagierin. Ihre Zauberkräfte hat sie in einem magischen Amulett gebündelt, das mir ihr glitzernder Sternenkauz Flum überbracht hat. Sie war der Ansicht, dass ich eine geeignete Nachfolgerin für sie sein würde. Sehr zum Ärger von Jeldrik McDuff, einem fiesen Mondmagier, der mir das Amulett wieder abknöpfen wollte und deshalb einen epischen und todesgefährlichen Kampf mit mir und meinen Freunden angezettelt hatte. Außerdem hatte er ein Stück eines wertvollen alten Astrolabiums gestohlen, das wir unbedingt zurückbekommen mussten.

Das alles war für mich immer noch unfassbar. Ich konnte nicht glauben, dass ich magische Kräfte hatte. Die Kräfte offenbar auch nicht, denn sie gehorchten mir nicht immer.

Meine Gastschwester Sunny war da völlig anders gestrickt. Sie war praktisch mit Magie aufgewachsen und hatte schon seit Jahren ein Schutztier, eine Sonnenfüchsin. Sie hatte mir auch erklärt, dass ich eine MOMA bin, also eine Mondmagierin, sie hingegen beherrschte die Sonnenmagie.

Liem fand das alles natürlich genial toll! Aber für ihn war ja auch jedes Samenkorn schon magisch, selbst das von Brokkoli. Ich war mir noch nicht so sicher, was ich von der Sache halten sollte, denn dank der magischen Vibes, die ich neuerdings ausstrahlte, hatte ich es vor ein paar Tagen sowohl mit einem Wasserdrachen als auch mit einem fiesen Nebelpanther aufnehmen müssen. Dabei hatte ich mich ganz gut geschlagen, fand ich.

Flum sah das allerdings anders! Er glaubte, meine kaum bis nicht vorhandenen Zauberkünste seien schuld daran, dass er als winziger Sperlingskauz leben musste und nicht als stattlicher Phönix.

»Mit Schwung!«, rief er jetzt und flatterte dabei hektisch. Goldener Glitzer sprühte auf. »Du musst die Flügel mit Schwung schütteln. Wer hätte gedacht, dass ihr Menschen so langsam lernt wie Wegschnecken. Oder hast du vielleicht aus Versehen Vergissmeinnicht-Marmelade gegessen? Probier es gleich noch mal.« Beifall heischend schaute er zu Sunny, die neben mir auf der Dachgartenterrasse saß und mit dem Stuhl kippelte. Auf ihrem Schoß kauerte der spatzengroße Mini-Pegasus Peggy und schlief leise schnarchend. In der Sonne schimmerte sein Fell golden. Mr Mercury, Sunnys großer blau-schwarzer Kater, lag neben den beiden auf der Mauer und blinzelte träge.

Ich seufzte abgrundtief. »Ich hab keine Flügel, die ich schütteln kann, und vom vielen Handgelenkschwenken tun mir schon die Arme weh.« Wir übten gerade einen Schattenzauber. Das war meine besondere Fähigkeit: Lichtmotten und Schattenfiguren zu erschaffen, die lebendig wurden. Es gelang mir allerdings bisher eher durch Zufall als mit Absicht. Sunny hatte gemeint, dass es mir auf der Dachterrasse bei Orangensaft und Keksen leichter fallen würde. Tja, wie es aussah, hatte sie sich getäuscht.

Mein Blick schwenkte von der kleinen Rasenfläche zu Sunny. Sie zuckte grinsend mit den Schultern. »Ich würde dir ja helfen, aber ich fürchte, ich habe von Mondmagie nicht viel Ahnung. Vielleicht geht’s ja besser, wenn du summst. Das hat doch schon mal geholfen.«

»Also gut!« Ich holte tief Luft, konzentrierte mich und drehte die Finger so, dass sie einen Schattenvogel auf dem Boden bildeten. Ein Lichtfleck schimmerte auf seiner Brust, wodurch er mich ein wenig an eine Elster erinnerte. Mit Schwung schob ich die Hände vor und summte leise Alle Vögel sind schon da. Der Vogel schoss nach vorn, riss das Glas Orangensaft auf dem Tisch um und flatterte weiter zu Sunny. Peggy schreckte hoch, sprang von Sunnys Schoß und setzte sich auf ihre Schulter. Mit kleinen Sprüngen jagte Mr Mercury dem Schattenvogel hinterher.

»Hey, hallo! Da sind wir«, schallte es zu uns herüber. Die Tür ging auf und Liem trat auf die Dachgartenterrasse. Wieder mal hatte er seine Vorliebe für witzige Shirts ausgelebt. Auf seiner Brust prangte ein Lama und darunter der Spruch: Wer braucht Einhörner, wenn man Alpakaglitzer haben kann. Hinter ihm entdeckte ich Aiden, seinen Gastbruder. Auch er war ein Sonnenmagier. Seine Haare waren kunstvoll verwuschelt, und in seinem Gesicht stand ein freches Grinsen, das die Brackets auf seinen Zähnen offenbarte. Kurz war ich abgelenkt und fuhr mit der Zunge über meine Spange …

»Woah, in Deckung!«, rief Sunny. Der Schattenvogel steuerte im Turbotempo schnurgerade auf die beiden zu.

Liem duckte sich gerade noch rechtzeitig, doch Aiden erwischte es mit voller Wucht. Die Flügel des Schattenvogels strichen über sein Gesicht, dann krallte er sich in Aidens Haaren fest, bevor er in der Luft zerbröselte und sich auflöste. Aiden glitt der Leuchtflummi aus der Hand, den er immer bei sich trug. Der kleine Ball hopste auf den Pegasus zu. Peggy breitete die Schwingen aus, flatterte wild herum und wirbelte dabei eine Wolke Sternenstaub auf. Der Flummi prallte an ihren Flügeln ab, und sie ließ vor Schreck einen Pferdeapfel fallen. Direkt auf Liems Füße.

»Tut mir leid!«, rief ich. »Alles in Ordnung?«

»Ja, kein Ding.« Aiden bückte sich, um den Flummi aufzuheben. »Der Vogel hat mir nur ein paar Haare ausgerupft.«

»Ja, mich hat’s eindeutig viel schlimmer getroffen.« Mit gerümpfter Nase hob Liem den linken Sneaker, von dem gelber Matsch tropfte. »Mensch, was hat Peggy denn gefressen – ranzige Käsesuppe?«

»Keine Sorge, Pegasuskacke bringt Glück.« Sunny lachte, als er sich den Schuh im Gras abwischte. »Gibt’s was Neues von Jeldrik?«

Nachdem wir den rachsüchtigen Magier am Steinkreis nur mit viel Glück besiegt hatten, war er verschwunden. Was ziemlich ungünstig war, denn so fehlte auch von der Hälfte des magischen Astrolabiums jede Spur. Sunny befürchtete, dass er in der bevorstehenden Perseidennacht – der Nacht der Wünsche – irgendwas Fieses damit vorhatte. Umso wichtiger war es, dass ich meine Kräfte zu beherrschen lernte.

»Nein, die Villa ist immer noch verriegelt. Dotty konnte auch nichts finden.« Aiden ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und streichelte über das blaue Eidechsen-Medaillon an seinem Hals. Darin verbarg sich sein Sternenschutztier. Zaghaft streckte die kleine Eidechse den Kopf heraus und zog ihn gleich wieder ein. »Keine Ahnung, wo der Typ abgeblieben ist.«

»Wir werden ihn schon finden«, sagte Sunny zuversichtlich. »Wir müssen ihn einfach aufspüren. Ich hab Enja losgeschickt. Als Füchsin hat sie eine gute Spürnase.«

»Uns bleibt ja noch eine Woche Zeit bis zum Fest.« Aiden ließ den Leuchtball über seine Finger wandern. Kleine Flammen züngelten daraus hervor. »Wie geht’s Ben?«

Sunnys kleiner Bruder hatte sich einen fiesen Magen-Darm-Virus eingefangen und musste das Bett hüten.

»Besser! Er zockt uns schon wieder beim Mensch-ärgere-dich-nicht ab.« Sunny grinste.

»Hast du schon Neuigkeiten wegen deiner Mutter?« Liem setzte sich neben Aiden und goss sich Orangensaft ein.

»Ja.« Sunnys Miene wurde ernst. »Sie muss vor dem Ratstribunal eine Aussage machen. Sie geben ihr die Schuld an den Vorkommnissen bei Jeldriks Feier und im Dorf. Als Bezirksvorsitzende hätte sie eher Bescheid geben müssen. Mum befürchtet, dass sie ihren Job verliert.«

»Das ist so ungerecht«, sagte ich. »Die müssten doch wissen, dass sie keine Schuld trifft.«

»Die behaupten, sie hätte ihre Aufsichts- und Fürsorgepflicht als Zirkelvorsteherin verletzt. Und wir haben leider keine Beweise, dass Jeldrik diesen Plan ausgebrütet hat.« Sunny schob sich eine Locke aus der Stirn. »Was macht der Panther?«

»Ist immer noch in mir«, sagte Aiden düster. Durch einen Fluch war Aiden zum Gestaltwandler geworden. »Ich habe mich schon fast dran gewöhnt, dass ich nachts ein Panther bin. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich das meiner Mutter erklären soll.« Er grinste schief. »Aber eine Sache macht mir echt zu schaffen …« Dotty kletterte aus dem Medaillon und schmiegte sich an seinen Hals. Aiden schaute uns nacheinander an. »Die Sternentiere haben Angst vor mir. Sie trauen mir nicht mehr, weil ich zum Wandler geworden bin. Erst heute Nacht, als die Hunde mal wieder ausgebrochen sind …« Die Hunde waren Himmelshunde aus dem Sternbild Canes Venatici. Sie büxten ziemlich regelmäßig aus. »Sie wollten nicht mal die Marmelade von mir nehmen. Liem musste sie füttern, damit wir sie zurückschicken konnten.«

»Das war echt cool«, sagte Liem begeistert. »Oh, natürlich nicht, dass die Hunde Angst vor dir hatten …« Er biss sich auf die Lippe. »Aber sie zu füttern. Ich glaub, ich wäre ein guter Sternentierpfleger.«

»Ganz bestimmt, Kumpel!«, sagte Aiden. Er klopfte ihm auf die Schulter. »Deshalb hab ich dir ja auch den Hütestein verliehen.«

Stolz zeigte uns Liem den Anhänger an seiner Kette. Ein durchsichtiger kleiner Stein baumelte daran.

»Ah, Bergkristall. Ein Erdstein. Der schützt dich vor schlechten Einflüssen«, sagte Sunny.

»Wie meiner Panthermagie«, ergänzte Aiden.

»Ey, du hast höchstens den schlechten Einfluss auf mich, dass ich zu viel Marmelade nasche, seit wir uns kennen, Kumpel«, erwiderte Liem und boxte ihn gegen die Schulter.

»Magische Marmelade?«, schaltete ich mich ein. Meine Großtante Tara hatte mir nach Besuchen bei ihr auch magische Marmelade gegeben, damit ich mich nicht an die Magie erinnerte.

»Nur Sorten, die gute Eigenschaften verstärken.« Aiden hob zwei Finger zum Schwur. »Ich will den Leuten helfen! Und Liem hilft mir beim Marmeladekochen. Er weiß genau, was drin ist.«

»Ja, natürlich.« Ich lief feuerrot an.

»Also, ich hab keine Angst vor dir«, behauptete Flum großspurig. »Im Gegensatz zu dem albernen geflügelten Pony da drüben.« Er deutete auf Peggy, die sich unter meinem Pulli verkrochen hatte. »Aber das ist ja auch kein Wunder! In mir steckt ein großer mutiger Phönix. Ich habe sogar die schwarze Feder im Flügelkarate. Hier, bitte!« Er spreizte sein Gefieder und zeigte uns eine schwarze Schwanzfeder.

»Ja, du bist ein wahrer Held«, sagte ich schmunzelnd.

»Und ein ziemlich hungriger«, antwortete Flum. »Hast du einen Keks für mich? Mein Bäuchlein ist ganz leer von der vielen Überei.«

»Natürlich!« Ich griff in meine Tasche und zog einen von den knallig gelben Sternenkeksen hervor, die ich am Morgen mit Sunny gebacken hatte. Der Duft lockte auch Peggy unter meinem Pulli hervor. Zwischen Flum und ihr brach ein kleines Gerangel um den Leckerbissen aus. Der Keks gab zuerst nach und zerbrach in zwei Hälften.

»Ist der auch mit Maus-Geschmack?«, fragte Flum und beäugte seine Hälfte skeptisch, während Peggy ihre mit einem Happs verschlang. Mr Mercury verschmähte sein Leckerli und schleckte sich elegant die Pfote.

»Ja, und Löwenzahn und Sternenglitzer«, antwortete ich, worauf Flum vorsichtig wie ein Feinschmecker mit gespreiztem Flügel sein Leckerchen knabberte. Selig schloss er die Augen und war gleich darauf weggeschlummert, was sein leises Schnorcheln verriet. In einem Wirbel löste er sich auf und verschwand in meinem Medaillon, das nun warm auf meiner Haut lag.

»Womöglich liegt es nicht an dir, Aiden«, griff Sunny den Faden auf. »Die Sternentiere im Sternenzimmer sind auch ganz durcheinander, und ihr Leuchten ist blasser geworden. Da braut sich was zusammen.«

Hinter ihr entdeckte ich eine Lichtkugel, die auf uns zuschoss. Wenige Sekunden später schälte sich Enja aus dem Licht und landete mit einem eleganten Sprung neben uns.

»Hallo, meine Süße!«, grüßte Sunny. »Wo bist du gewesen? Hast du was entdeckt?«

Die Sonnenfüchsin stieß eine Reihe keckernder Laute aus. Sunny nickte mit ernster Miene und steckte Enja schließlich einen Keks zu. Die Füchsin verspeiste ihn hungrig.

»Was ist los?«, fragte ich. »Irgendeine Spur von Jeldrik?«

»Nein, sieht nicht so aus. Enja konnte absolut nichts erschnüffeln. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«

»Und was machen wir nun?«

»Wir sollten uns auf einen Angriff vorbereiten, schließlich braucht er auch die andere Hälfte des Astrolabiums.«

»Vielleicht weiß Orelia mehr.« Aiden kratzte sich an dem schwarzen Mal, das halb unter dem kurzen T-Shirt-Ärmel hervorlugte. Es wirkte fast wie ein Tattoo – ein Panther im Sprung, aber noch verwischt und nicht klar zu erkennen.

»Wir sollten sie morgen in der Schule unbedingt befragen.«

Pling. Das Piepen eines Handys verkündete eine eingehende Nachricht.

»Das ist meins«, sagte Aiden. Er fischte sein Telefon aus der Hosentasche und runzelte die Stirn. »Oh, Granny Thelma lädt uns zu Kakao und Kuchen ein. Sie will uns etwas Wichtiges sagen.« Er drehte den Bildschirm zu uns.

»Wir kommen mit«, sagte ich. Vorsichtig pulte ich Peggy aus meinem Pulli hervor und trug den kleinen schnarchenden Pegasus nach unten in sein Bettchen.

Im Haus von Sunnys Eltern gab es im vordersten Raum den Laden Bee wonderful, in dem Sunnys Vater Bienen-Produkte wie Kerzen, Seifen und Honig verkaufte. Hohe Regale reihten sich aneinander. Auf der anderen Seite standen etliche bauchige Gefäße, in denen sich bunte Honigbonbons in Tierform zu kleinen regenbogenbunten Bergen häuften. Einige Vasen mit karamellisierten Sonnenblumenkernen standen daneben, und in einer Kühltheke lockten verschiedene bunte Slush-Eis-Variationen. Sunny liebte es hier. Der Duftmix und die bunten Farben weckten in ihr immer sofort gute Laune.

Manchen Produkten mischten Sunny und ihre Mutter noch eine besondere Prise Sternenstaub für Harmonie und Wohlbefinden bei, die sie von den Sternentieren durch Kämmen bekamen. Die genossen diese Fellpflege sehr, denn der sich ansammelnde Glitzerstaub konnte sie ganz schön jucken. Aiden experimentierte auch gern damit, vor allem mit seinen magic jams – Marmeladen mit Kräutern, Blüten, Früchten und Sternenstaub, die Mut machten, die Nervosität nahmen oder auf andere Weise für Wohlbefinden sorgten, denn sie durften den anderen Menschen nur heimlich helfen, damit die Magie niemandem Angst einjagte.

Im Laden lief Sunnys Dad Eric wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Er hielt ein Telefon in der Hand und sprach aufgeregt mit jemandem.

»Aber wir haben die Zutaten schon besorgt. Die müsste ich Ihnen trotzdem in Rechnung stellen. Das verdirbt ja und … Ja ja, das ist mir schon bewusst, aber das ist eine unverschämte Lüge … Ja, wie Sie meinen. Auf Wiederhören!«

»Oh, oh! Das klingt nicht gut.« Sunny rümpfte die Nase.

»Das war Mrs Miller von der Pension.« Seufzend betrachtete Eric das Telefon. »Sie hat die Bestellung fürs Perseidenfest storniert. Selbst die magischen Marmeladen für ihre Frühstücksgäste will sie nicht mehr. Das war schon die dritte Absage heute. Und alles nur wegen dieser unglückseligen Sache bei Jeldrik McDuffs Fest.«

Bei der Gartenparty hatten sich ziemlich viele Gäste am Slush-Eis den Magen verdorben. Wir waren fest davon überzeugt, dass Jeldrik etwas unter das Eis gemischt hatte, aber wir konnten es natürlich nicht beweisen.

»Noch sind es ja ein paar Tage bis zur Feier. Das kommt schon wieder alles in Ordnung«, sagte Sunny zuversichtlicher, als sie sich fühlte.

»Ich hoffe es.« Eric legte das Telefon auf ein Regal und wuschelte ihr durch die braunen Locken, die sie heute offen trug. »Den Verdienstausfall können wir uns nicht leisten.«

Die Ladenglocke klingelte, und Kunden traten ein. Sie liefen geradewegs zur Slush-Eis-Theke, was sie als Touristen auswies. Das tiefe Brummen der Kühltruhe kam kurz ins Stottern und die Lichter flackerten.

»Schon wieder Stromausfall«, sagte Eric. »Das kommt in letzter Zeit ziemlich häufig vor. Die Leitungen müssen wohl erneuert werden.«

Sunny nickte gedankenverloren. Sie hatte eine andere Theorie. Sie fürchtete, dass die überschießende Sternenmagie dafür verantwortlich war. Oder Jeldrik McDuff. »Wir gehen zu Thelma«, verkündete sie.

»Oh, gut. Aber seid zum Abendessen bitte wieder da.« Eric warf der Familie, die sich gerade die Becher mit buntem Slush-Eis füllte, einen nervösen Blick zu. Dann holte er schnell ein Paket unter der Theke hervor. »Könntet ihr das vielleicht bei Molly im Supermarkt vorbeibringen? Ich bin heute allein und komme hier nicht weg.« Molly bestellte öfter Bonbons bei ihnen, die sie in einer Schale am Empfang auslegte, damit sich ihre Kunden bedienen konnten.

»Alles klar!« Sunny nahm das Päckchen entgegen und folgte den anderen aus dem Laden.

Das Dorf Cavebury lag nur ein paar Meilen entfernt von Oxford und strahlte die typische englische Vorstadt-Idylle aus. Kleine, schmucke Stein-Cottages säumten die gepflasterten Wege. Friedlich schlängelte sich die Isis am Rand der Hauptstraße entlang. Die warme Sommersonne malte glitzernde Flecken auf das Wasser. In der Ferne konnte man auf einem sattgrünen Hügel den Steinkreis erkennen. Sunny liebte den Ort und die friedliche, fast träge Gemütlichkeit, die hier allgegenwärtig zu sein schien. Sie fand Oxford und London viel zu hektisch. Zu viele Menschen, die wie Ameisen herumeilten und keinen Blick füreinander übrig hatten. Zu viel Gedränge. Hier hingegen nahmen sich alle gern Zeit für ein Schwätzchen. Und man roch die Natur, sobald man die Nase in die Luft streckte. Diese Idylle war jedoch in höchster Gefahr. Sunny seufzte tief.

»Alles in Ordnung?« Luna musterte sie forschend.

»Ja, klar!« Sunny fasste sich an ihre Kette mit dem orangen Sonnenstein und lächelte leicht.

Sie folgten der Straße bis zum Marktplatz. Normalerweise begegnete man hier nicht vielen Leuten, doch an diesem Tag ging es ungewohnt turbulent zu. Überall waren schon Vorbereitungen für das Perseidenfest zu erkennen. Auf der Dorfwiese hingen Lampions, und die Laternen waren mit Sonnen, Monden und Sternen geschmückt. Auf einer Leiter standen zwei Männer und befestigten ein riesiges blaues Banner, das die Gäste des Perseidenfests willkommen hieß. Eine große Karte vorm Eissalon Cool Cups wies auf die besonderen Sun-and-Moon-Becher hin – eine Spezialität, die sich der Besitzer Angus extra für das anstehende Fest ausgedacht hatte. Und in der Bäckerei gab es Mond-Cupcakes und Sonnen-Muffins. Die Mitglieder des Traditionsvereins flochten Blumenkränze, mit denen die Whispering Wards, die flüsternden Stein-Wächter des Steinkreises, verziert werden sollten. Dort würde es dann auch ein großes Feuerwerk geben. Schon jetzt bevölkerten zahlreiche Touristen die Hauptstraße, die für das Spektakel angereist waren.

Etwas stimmte jedoch nicht. Aufmerksam ließ Sunny den Blick über die Gäste schweifen, die an den Tischen vor dem Cool Cups saßen und ihre Eisbecher löffelten. Ein Prickeln lief ihr über den Rücken. Sie hatte das Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Hatte sich der Nebelpanther irgendwo versteckt? Die Luft schien wie magisch aufgeladen.

Die Bewohner munkelten, dass der Pantherfluch zurückgekehrt sei. Angeblich hatte vor hundert Jahren ein mächtiger Mondmagier das Dorf verflucht, weil seine Liebe zu einer Sonnenzauberin unerwidert blieb. Der Fluch wiederholte sich gerade, denn auch jetzt wollte ein Mondmagier Chaos stiften, wenn Sunny und ihre Freunde das nicht verhinderten. Die Bewohner schützten sich und ihre Häuser vor dem Fluch mit Kräutern und Edelsteinen, die sie bei sich trugen oder an ihre Haustür hängten.

Auch Sunny hatte zusammen mit Luna dafür gesorgt, dass kein Nebelpanther ins Haus kam. Mit einer Art magischem Frosch-Bewegungsmelder wurde jeder ungebetene Besucher gefasst. Sobald er in eine der Fallen trat, die ums ganze Haus herum aufgestellt waren, löste er Sunnys Dragonfly-Zauber aus, der Blitz-Libellen versprühte, die wiederum Lunas Schattenvögel auf den Eindringling jagten. Ein ausgeklügeltes System, das ziemlich gut funktionierte. Schon mehrmals waren sie nachts vom Gequake der Frösche aufgewacht, aber es waren zum Glück immer Fehlalarme gewesen.

Auch dieses Mal schien alles harmlos. Sunny atmete leise auf, als ihr Blick auf die Blumen in den Kästen fiel, die den Eingang des Cool Cups zierten. Nein, es waren wohl nur die Elfen, die aufgeregt um die Blüten schwirrten. Ihre kleine kugelige Gestalt erinnerte an Hummeln. Als sie vorbeiliefen, wichen die Elfen zurück und ballten sich zu einer dichten Wolke. »Panther, Panther«, surrten sie. »Gefahr!«

Der Kellner, der gerade an einem Tisch einen Milchshake servieren wollte, geriet beim Anblick der Hummelwolke so sehr in Panik, dass er stolperte und den Shake über den Gast kippte.

»Sie Trampel!«, schimpfte der Mann und wischte sich die cremige weiße Flüssigkeit vom Schoß.

Der Kellner beachtete ihn gar nicht. Hektisch wedelnd kämpfte er gegen die Hummel-Elfen an.

»Nicht schlagen!«, rief Sunny. Der Mann hörte sie jedoch nicht. Er verrenkte sich mit Händen und Füßen, als würde er tanzen. Sunny befürchtete schon, dass die Elfen ihn angreifen würden.

»Keine Sorge! Flum eilt zur Rettung!« Lunas kleiner Sperlingskauz wedelte mit den Flügeln. Sternenglitzer flog auf und lockte die Elfen an. Sie wendeten sich von dem Kellner ab und sammelten fleißig den Sternenstaub ein. Alle beruhigten sich wieder und der Kellner flitzte davon, um dem Gast einen neuen Milchshake zu bringen.

»Das ist allein meine Schuld!«, sagte Aiden geknickt. »Hätten sich die Elfen nicht vor mir erschreckt, wäre das alles nicht passiert.«

»Quatsch!« Sunny ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn überhaupt, dann ist das Jeldriks Schuld. Der hat schließlich den Panther auf uns gehetzt, der dich gebissen hat.«