Luzifer junior (Band 12) - Zombie-Alarm - Jochen Till - E-Book + Hörbuch

Luzifer junior (Band 12) - Zombie-Alarm Hörbuch

Jochen Till

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Beschreibung

Weil er für einen Teufel viel zu lieb ist, wird Luzifer junior von seinem Vater auf die Erde geschickt. Ob er bei uns hier oben lernt, wie man richtig böse wird? Zombie-Apokalypse in Sankt Fidibus. Direktor Hasenfuß ist über die Ferien zum Untoten mutiert. Schlimm genug! Denn Zombies sind wahnsinnig ansteckend. Schon bald sehen sich Luzie und seine Freunde einer Horde wilder Zombielehrer gegenüber. Aber wie macht man daraus wieder ordentliche Pädagogen? Denn die hätten sie schon gerne zurück! Ein Teufel in der Schule – der Comic-Roman von Jochen Till um den Höllensohn Luzifer bietet Lesespaß und viel Grund zum lauthals Lachen für Kinder ab 10 Jahren. Zahlreiche humorvolle Bilder von Raimund Frey illustrieren Luzifers Abenteuer in der Hölle und im strengen Jungeninternat. Wer Gregs Tagebuch mag, wird Luzifer junior lieben!

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Zeit:3 Std. 10 min

Sprecher:Jochen Till

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Inhalt

Ein Problem zu viel

Erde essen

Keine Pflanze

Eine Verschnaufpause

Surfbrett vergessen

Toxischer Sondermüll

Keine Telefonzelle

Sehr sensibel

Eine Hand weniger

Nicht die Lösung

Eine Motorsäge

Ziemlich zerzaust

Kurz drücken

»STEVEN! STEEEEEEVEN! KOMM SOFORT HIERHER!«

Ein Problem zu viel

»GERN, CHEF! ABER WO SIND SIE DENN?«

»ICH BIN IN DIESEM KOMISCHEN RAUM MIT DEN GANZEN LÄMPCHEN!«

»AH, SIE SIND IM KONTROLLZENTRUM! MOMENT, BIN GLEICH DA!«

»BEEIL DICH! DAS MACHT MICH GANZ VERRÜCKT HIER!«

»Hier bin ich schon, Chef. Was gibt’s denn?«

»Da, dieses blinkende rote Licht, das nervt. Mach das weg.«

»Äh … Aber das hat schon einen Grund, dass das rot blinkt, Chef. Genau deshalb habe ich das hier doch alles installiert. Ein rot blinkendes Lämpchen zeigt uns an, dass es irgendwo ein Problem gibt.«

»Ein Problem? Ich will aber gar nicht wissen, dass es ein Problem gibt. Ich hasse Probleme. Und jetzt gerade habe ich bereits ein Problem, und zwar, dass mich dieses Lämpchen aufregt. Das ist schon ein Problem zu viel. Mehr brauche ich nicht.«

»Das Lämpchen hört aber erst auf zu blinken, wenn das Problem beseitigt ist.«

»Oder wenn ich einmal kräftig dagegen trete.«

»Aber das löst doch nicht das Problem, Chef.«

»Meins schon. Mach mal Platz, ich will Anlauf nehmen.«

»Jetzt lassen Sie mich doch erst mal nachgucken, um was für eine Art von Problem es sich handelt, bevor Sie hier alles zertrümmern. Bitte, Chef!«

»Haha, der war gut! Bitte, Chef! Weißt du, wie oft schon jemand versucht hat, mit einem Bitte etwas bei mir zu erreichen?«

»Vermutlich sehr viele Leute, Chef.«

»Exakt. Es waren Milliarden. Und weißt du auch, wie viele von denen das bekommen haben, worum sie mich so freundlich gebeten haben?«

»Äh … nicht viele, befürchte ich?«

»Es waren genau null Komma 666 Nullen Prozent. Die Chance, dass ich deine Bitte erfülle, kannst du dir somit sicher selbst ausrechnen. Jetzt geh aus dem Weg. UND ZWAR OHNE BITTE!«

»Aber jetzt warten Sie doch mal kurz, Chef! Ich will nur nachgucken, was für ein Problem es ist. Es könnte ja etwas Wichtiges sein. Dauert auch nicht lang, ich muss nur eben schnell an das Terminal. Vielleicht ist es ja auch nur ein Wackelkontakt.«

»Na gut. Du hast exakt zehn Sekunden. Sonst hat dein Kopf gleich einen Wackelkontakt.«

»Alles klar, Chef. Bin schon drin. So, mal gucken. Ah ja. Das Problem ist in Sektor 270566181182131277 aufgetreten.«

»Aha. Wo ist das?«

»Das weiß ich gerade nicht auswendig, Chef. Auf jeden Fall oben irgendwo.«

»Oben? Dieses rote Licht geht mir hier unten auf die Nerven, weil es oben irgendwo ein Problem gibt? Was ist denn das für ein Blödsinn? Da oben gibt es jede Menge Probleme. Und die können sie auch gerne behalten. Wieso stellst du denn diese Höllenmaschine so ein, dass sie Probleme von oben anzeigt? Falls es dir hier unten zu wenig Probleme gibt, kann ich dir gerne sofort welche verschaffen.«

»Das ist wirklich nicht nötig, Chef. Mein Kontrollsystem zeigt tatsächlich nur Probleme an, die uns hier unten auch betreffen. In diesem Fall ist es ein … Moment, ich bin gleich so weit … Ah ja … Wir haben in diesem Sektor offenbar einen Irrläufer, Chef.«

»Einen Irrläufer? Nie gehört. Was soll das denn sein?«

»Das ist jemand, der weder tot noch lebendig ist, Chef. Weil er nicht ordnungsgemäß oder zu früh bearbeitet wurde.«

»Ah, ein Zombie, okay, verstehe. Hatten wir ewig nicht mehr, aber so was kommt vor. Und wer hat ihn nicht ordnungsgemäß oder zu früh bearbeitet? Einer von uns oder die von ganz oben?«

»Äh … das ist hier nicht ersichtlich, Chef. Aber falls es jemand von uns war, wäre die Abteilung Transport zuständig.«

»Unwahrscheinlich. Der alte Mortimer erledigt seine Arbeit seit Jahrhunderten einwandfrei. Ich musste ihm nicht ein Mal den Kopf abreißen. Es geht um einen einzigen Zombie? Oder sind da noch mehr?«

»Mir wird nur eine betroffene Person angezeigt, Chef. Männlich. Mehr Informationen habe ich nicht.«

»Okay, dann bleibt eigentlich nur noch eine Frage.«

»Ich höre, Chef.«

»WIESO, ZUM HENKER, MUSS ICH MICH WEGEN EINES EINZELNEN ZOMBIES, DEN MIT GRÖSSTER WAHRSCHEINLICHKEIT DIESE TROTTEL DA GANZ OBEN VERBOCKT HABEN, VON EINEM BLINKENDEN ROTEN LICHT NERVEN LASSEN?«

»Das tut mir sehr leid, Chef. Aber es hört erst auf zu blinken, wenn die Sache mit dem Irrläufer erledigt ist. Das ist eine Sicherheitsvorkehrung, die … ich … eingebaut habe.«

»DAS IST MIR SCHON KLAR, DASS DU DAS EINGEBAUT HAST! DU BAUST NÄMLICH STÄNDIG IRGENDWELCHE BESCHEUERTEN SACHEN HIER UNTEN EIN, DIE MIR DEN LETZTEN NERV RAUBEN!«

»Ich werde mich sofort darum kümmern, Chef! Ich kläre das mit dem Irrläufer höchstpersönlich, Chef! Heute noch!«

»DAS WILL ICH DIR AUCH GERATEN HABEN! WENN ICH NÄMLICH MORGEN HIER REINKOMME UND ES BLINKT WIEDER IRGENDWAS, STOPFE ICH DIR SÄMTLICHE LICHTER IN DEN HALS! ABER VON UNTEN!«

»Alles klar, Chef! Kein Problem, Chef! Ich kümmere mich! Hier wird nichts mehr blinken! Versprochen, Chef! Aber eine Frage hätte ich auch noch: Was wollten Sie eigentlich hier im Kontrollzentrum? Ich meine, außer mir hält sich nie jemand hier auf. Und Sie schon gar nicht, weil Sie die ganze Technik ja hassen. Wollten Sie etwas Bestimmtes hier?«

»Was? … Öh … Äh … Ich … DAS GEHT DICH ÜBERHAUPT NIX AN, WAS ICH HIER WOLLTE! SO WEIT KOMMT’S NOCH, DASS DER TEUFEL IN DER EIGENEN HÖLLE ERKLÄREN MUSS, WO ER REINGEHT! WENN ICH IN DEINEN KOMISCHEN KONTROLLRAUM WILL, DANN GEHE ICH AUCH IN DEN KONTROLLRAUM! GENAUSO WIE ICH DIR DEN KOPF ABREISSE, WANN IMMER ICH LUST DAZU HABE! UND WENN DU NOCH SO EINE BLÖDE FRAGE STELLST, KRIEGE ICH GANZ SICHER LUST DAZU! KAPIERT?«

»Ja, Chef. Alles klar, Chef. Keine weiteren Fragen, Chef. Dann kümmere ich mich mal um den Irrläufer.«

Erde essen

»D-D-Das ist ein Z-Z-Z-Zombie«, sagt Gustav zitternd.

»Ein was?«, frage ich, weil ich das Wort noch nie gehört habe.

»Ein Zombie«, sagt Aaron. »Man nennt diese Figuren auch Untote. Es heißt, sie sind weder tot noch lebendig. Sie tauchen immer wieder in Filmen oder Serien auf. Dort wird ihr Zustand oftmals durch neuartige Viren erklärt. In der Realität gibt es keine Zombies, ich hielt sie immer für eine Erfindung der Filmindustrie. Aber das dachte ich von der Hölle und eurem Vater auch. Von daher wäre ich nur mittelmäßig überrascht, wenn es sich hierbei tatsächlich um einen Zombie handelt. Zombie handelt.«

Aha, okay, ein Zombie, also. Nie gehört. Bei uns unten sind ja aber auch alle definitiv tot.

»GROGL! … BRGL! … MRKS!«, krächzt unser Direktor vor sich hin.

»Ich verstehe immer noch kein Wort«, sage ich. »Reden alle Zombies so undeutlich?«

»Ja«, sagt Gustav schlotternd. »Und du d-d-darfst ihm nicht zu n-n-nah k-k-kommen! Wenn dich ein Z-Z-Z-Zombie b-b-b-beißt, wirst du selbst zum Z-Z-Z-Zombie!«

In diesem Moment bewegt sich der Direktor plötzlich auf mich zu, kippt aber beim zweiten Schritt der Länge nach mit dem Gesicht zuerst nach vorne in den Dreck.

»Also, wenn man sich nicht gerade direkt vor ihm auf den Boden legt, ist die Gefahr, von ihm gebissen zu werden, offenbar nicht besonders hoch. Besonders hoch«, stellt Aaron fest.

»Auf mich macht er auch keinen gefährlichen Eindruck«, sage ich. »Bleibt nur die Frage: Was machen wir denn jetzt mit unserem Zombie?«

»M-m-man m-m-uss Z-Z-Zombies unbedingt t-t-töten«, sagt Gustav bibbernd. »S-s-s-sonst sind wir b-b-bald alle Z-Z-Zombies.«

»Aha«, sage ich. »Und wie tötet man einen Zombie? Ich meine, er ist doch quasi schon tot. Zumindest riecht er so. Aber dann auch wieder nicht? Ich kapier das nicht.«

»Wenn man der gängigen Zombie-Mythologie Glauben schenkt, kann man einen Zombie nur töten, indem man sein Gehirn zerstört. Gehirn zerstört«, erklärt Aaron.

»Alles klar«, sagt Lilly entschlossen. »Ich hole meine Streitaxt.«

»Was? Nein!«, erwidere ich. »Auf gar keinen Fall. Das ist immer noch unser Direktor, der kriegt keine Axt in den Kopf gerammt. Da fällt uns bestimmt noch eine andere Lösung ein.«

»Onkel Wolfram hat eine Motorsäge«, sagt Lilly. »Damit müsste es auch gehen.«

»Nein, sein Kopf wird auch nicht abgesägt«, sage ich bestimmt. »Ihr habt doch gesagt, er ist weder tot noch lebendig. Wenn wir ihn endgültig töten können, können wir ihn doch auch wieder lebendig machen, oder?«

»Ich habe noch nie von einem Z-Z-Zombie gehört, der wieder lebendig geworden ist«, sagt Gustav.

»Na ja«, sagt Lilly. »Du hast ja auch noch nie einen echten Zombie gesehen, oder?«

»Natürlich nicht«, antwortet Gustav. »Nur in Filmen oder Serien. Aber die haben mir schon verdammt viel Angst gemacht.«

»Und warum schaust du dir dann solche Filme an?«, frage ich.

»Meine Eltern lieben Zombies, das läuft bei uns ganz oft«, sagt Gustav. »Manchmal schleiche ich mich ins Wohnzimmer hinter die Couch und schaue heimlich mit. Und dann kann ich hinterher immer nicht einschlafen.«

»Ja, aber warum guckst du das denn, wenn du genau weißt, dass es dir so viel Angst macht?«, hake ich verwundert nach.

»Äh … gute Frage, eigentlich«, sagt Gustav. »Weil das die Erwachsenen machen?«

»Die spinnen doch, die Erwachsenen«, sage ich. »Das ist ja so, als würden sie freiwillig in die Hölle gehen. Kapier ich nicht.«

»Meiner Erfahrung nach muss man nicht alles verstehen, was Erwachsene machen«, sagt Aaron. »Und gut finden schon gar nicht. Gar nicht.«

»Das sehe ich auch so«, stimme ich ihm zu. »Nicht umsonst gibt es bei uns unten keine Kinder.«

»Aber bald vielleicht einen Schuldirektor mehr«, sagt Lilly und zeigt auf den Hasenfuß. »Haben die eigentlich eine eigene Abteilung?«

»Nein«, antworte ich. »Die kommen entweder zu den Katastrophalen Lehrern in Abteilung 15 oder zu den Miesen Machtmissbrauchern in die 95. Da ist es immer sehr lustig, weil jeder gesagt bekommt, er sei der König und alle anderen müssten seine Befehle befolgen. Die verkloppen sich die ganze Zeit gegenseitig, da müssen wir gar nichts mehr machen. Onkel Gabriel liebt solche Abteilungen, weil sie keine Kosten verursachen.«

»Hihi«, kichert Lilly. »Das klingt echt lustig. Muss ich mir unbedingt mal angucken, wenn wir wieder unten sind.«

»Das machen wir«, sage ich. »Aber unser Direktor gehört da definitiv nicht rein. Ich finde, er erledigt seinen Job ganz ordentlich, soweit ich das beurteilen kann.«

»Also, im Moment futtert er nur ganz ordentlich Erde«, sagt Lilly.

Das stimmt. Direktor Hasenfuß liegt immer noch auf seinem Gesicht flach vor uns auf dem Boden. Sein Mund klappt ständig auf und zu, es sieht tatsächlich so aus, als würde er Erde essen.

»Der Arme«, sage ich. »Wir müssen ihm irgendwie helfen. Und damit meine ich ausdrücklich nicht die Zerstörung seines Kopfs.«

Ich gucke Lilly scharf an, sie verdreht genervt die Augen.

»Vielleicht gibt es ja einen passenden Spruch in deinem Dämonenhandbuch«, sagt Aaron. »Irgendwas, mit dem man Tote erwecken kann, oder etwas Ähnliches. Etwas Ähnliches.«

»Sehr gute Idee«, sage ich. »Kann gut sein, dass da was drinsteht, das uns hilft. Das Buch ist oben in meinem Zimmer.«

»Ich denke, es wäre sowieso besser, wenn wir hier verschwinden«, sagt Aaron. »Es wäre sicher nicht gut, wenn jemand den Herrn Direktor hier so sehen würde. Sehen würde.«

»Alles klar, dann bringen wir ihn hoch zu mir«, sage ich. »Kommt, helft mir mal.«

»Also, ich fasse ganz bestimmt keinen Zombie an«, sagt Gustav abwehrend.

»Musst du auch nicht«, sage ich. »Dann gehst du vor und guckst, ob die Luft rein ist.«

Lilly und ich hieven den Direktor mühsam hoch, bis er schwankend auf beiden Beinen stehen bleibt.

»GRMBL! … GRGL! … GRGL!«, krächzt er.

»Ja, Herr Direktor«, rede ich beruhigend auf ihn ein. »Keine Sorge, wir kriegen Sie schon wieder hin.«

»GRGL! … BRGL! … MRKS!«, gurgelt er seufzend.

Lilly und ich haken uns links und rechts bei ihm unter, um ihn zu stützen.

»Passt aber bitte auf, dass er euch nicht beißt«, sagt Gustav.

»Ach, er wird uns schon nicht beißen«, sagt Lilly. »Und falls er es doch versucht, reiße ich ihm einfach mit bloßen Händen den Kopf ab. Nicht wahr, Herr Direktor? So machen wir das. Also, immer schön brav bleiben. Und einen Fuß vor den anderen. Ja, genau, so ist’s gut.«

Wir setzen uns langsam in Bewegung. Als wir am Schulhof ankommen, gibt uns Gustav ein Zeichen, dass der Weg frei ist. Wir überqueren den Hof so schnell, wie es mit einem Zombie im Schlepptau eben möglich ist, und schaffen es ungesehen zur großen Eingangstür. Gustav hält uns die Tür auf und wir schlüpfen hinein.

Aus dem Speisesaal sind Stimmen und Geschirrklappern zu hören.

»Das ist die Beerdigungsgesellschaft«, flüstert Lilly.

Wir schleichen weiter. Als wir kurz vor der großen Treppe nach oben sind, öffnet sich plötzlich die Tür des Saals. Frau Schneider-Schnutzel kommt heraus. Wir schieben uns alle vier schnell vor den Zombie-Direktor und bleiben wie erstarrt stehen. Sie zieht ihre Brille ab und wischt sich mit einem Taschentuch Tränen aus den Augen. Dann sieht sie uns.

»Hallo, Kinder«, sagt sie schniefend. »Ihr könnt ruhig reinkommen. Es gibt Kuchen. Ich habe Donauwelle gebacken. Das war Bärch… äh Direktor Hasenfuß’ Lieblingskuchen.«

Sie fängt an zu schluchzen.

»Das … das ist sehr lieb, Frau Schneider-Schnutzel«, sagt Gustav. »Aber wir haben alle keinen Appetit. Wir gehen auf unsere Zimmer.«

»Das kann ich verstehen«, sagt Frau Schneider-Schnutzel wimmernd. »Ich habe auch keinen Bissen runtergekriegt, weil ich es immer noch nicht richtig fassen kann. Er war doch mein süßer, kleiner … Er war doch so ein stattlicher und gesunder Mann in den besten Jahren.«

»Ja, das war er«, sagt Aaron. »Wir werden ihn alle ganz schrecklich vermissen. Vermissen.«

»Ja, das werden wir«, sagt sie mit gebrochener Stimme.

Sie wischt sich noch einmal Tränen aus den Augen, schnäuzt dann trompetend in das Taschentuch und setzt ihre Brille wieder auf.

»Dann geht mal hoch auf eure Zimmer«, sagt sie. »Zum Glück fängt der Unterricht erst in einer Woche an, bis dahin habt ihr euch hoffentlich von dem Schock erholt. Bei mir wird es sicher sehr lange dauern, bis ich das alles …«

Sie hört auf zu sprechen und kneift die Augen zusammen. Jetzt schreitet sie langsam auf uns zu. O-oh. Das ist nicht gut.

»Sagt mal, wo kommt denn der ganze Dreck her?«, fragt sie argwöhnisch. »Hier ist ja alles voll Erde. Und was versteckt ihr da hinter eurem Rücken?«

»Öh … nichts«, sage ich möglichst unschuldig.

»Das mit dem Dreck tut uns leid«, sagt Lilly. »Wir waren doch am Grab, da war überall noch frische Erde. Aber wir machen das gleich sauber, versprochen.«

»SCHNA … SCHNU … GRGL!«, röchelt unser Zombie-Direktor plötzlich los.

»Was war das?«, fragt Frau Schneider-Schnutzel. »Habt ihr … Schleppt ihr hier etwa irgendeinen dreckigen Köter rein? Ihr wisst doch ganz genau, dass Haustiere in St. Fidibus verboten sind.«

Sie kommt noch ein paar Schritte näher. Wir machen uns so groß wie möglich, um den Blick auf den Direktor zu versperren.

»GRGL! … SCHNA … SCHNU … GLRKS!«, röchelt der Hasenfuß weiter.

»Klappe jetzt!«, zischt Lilly ihn an. »Sie sind uns nicht gerade eine große Hilfe!«

»Ich verstehe«, sagt Frau Schneider-Schnutzel. »So läuft das also. Mein heiß geliebtes Bärch… euer aufopferungsvoller Direktor liegt nicht mal eine Stunde unter der Erde und schon glaubt ihr, ihr könnt hier machen, was ihr wollt. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ihr mich enttäuscht.«

»Aber, so ist das doch gar nicht«, sagt Gustav. »Wirklich nicht. Wir …«

»Papperlapapp!«, unterbricht ihn Frau Schneider-Schnutzel. »Keine faulen Ausreden jetzt. Los, auseinander! Ich will sehen, was ihr da mitgebracht habt!«

Sie stapft auf uns zu und drückt uns mit beiden Händen auseinander, bis sie freie Sicht auf den Zombie-Direktor hat. Ihre Kinnlade klappt ganz weit nach unten.

»Aber … das ist doch …«, stammelt sie. »Wie ist das … Was habt ihr … Du bist doch … mein Bärchen.«

Sie stöhnt laut auf, sackt auf die Knie und kippt ohnmächtig nach hinten um.

»SCHNA … SCHNU … BUMM!«, krächzt der Direktor.

»Na, super«, stöhnt Lilly. »Jetzt haben wir nicht nur einen fußlahmen Zombie, sondern auch noch seine ohnmächtige Sekretärin an der Backe.«

»Was machen wir denn jetzt?«, fragt Gustav.

»Keine Ahnung«, sage ich. »Aber wir sollten hier verschwinden, bevor noch jemand aus dem Saal kommt.«

»Die kriegen wir aber nie im Leben die Treppe hochgeschleppt«, stellt Lilly fest. »Nicht mal zu viert.«

Wir schauen uns alle hektisch um.

»Das Sekretariat«, sagt Aaron. »Es ist bestimmt offen. Wenn wir sie über den Boden ziehen, müsste es funktionieren. Funktionieren.«

»Okay, dann aber schnell!«, sage ich.

Während Lilly den Zombie-Direktor zum Sekretariat bugsiert, schnappen Aaron, Gustav und ich uns Frau Schneider-Schnutzel und ziehen sie an den Beinen über den glatten Boden hinterher.

Als wir drin sind, werfe ich noch einen kurzen Blick zum Saal, niemand zu sehen. Ich schließe die Tür.

»Und jetzt?«, frage ich und zeige auf Frau Schneider-Schnutzel. »Wie kriegen wir sie denn wieder wach?«

»Wollen wir sie denn überhaupt wieder wach kriegen?«, fragt Lilly.

»Wieso?«, erwidere ich. »Willst du ihr etwa auch lieber den Kopf durchsägen?«

»Nein, natürlich nicht«, sagt Lilly. »Ich meine nur, sie hat ihn ja schließlich gesehen. Und ich habe keine Ahnung, wie wir ihr seinen Zustand erklären sollen. Wäre es da nicht besser, sie bleibt so lang wie möglich ohnmächtig?«

»Solche Ohnmachtsanfälle sind meistens von kurzer Dauer«, erklärt Aaron. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie gleich von selbst wieder aufwacht. Wieder aufwacht.«

»Na, und was sagen wir ihr dann?«, fragt Lilly. »Dass ihr heiß geliebtes Bärchen jetzt ein Zombie ist? Dann kippt sie gleich noch mal um.«

»Es gäbe da schon eine Erklärung«, sagt Aaron. »Ob sie die glauben wird, ist eine andere Sache. Andere Sache.«

»Ihr Kopf hat sich bewegt!«, sagt Gustav und zeigt auf sie. »Sie wird gleich wach!«

Er hat recht, Frau Schneider-Schnutzel öffnet langsam blinzelnd ihre Augen.

»Was … Wie … Wo …«, stammelt sie. »Was ist denn passiert? Wo bin ich?«

»Geht es Ihnen gut?«, frage ich. »Sie sind ohnmächtig geworden.«

»Ohnmächtig?«, wiederholt sie verwundert. »Aber das ist doch sonst gar nicht meine Art.«

Sie richtet ihren Oberkörper auf und blickt von einem zum anderen.