Luzifer junior (Band 8) - Ein Geschenk der Hölle - Jochen Till - E-Book + Hörbuch

Luzifer junior (Band 8) - Ein Geschenk der Hölle Hörbuch

Jochen Till

0,0

Beschreibung

+ Bücher, die Kinder gerne lesen wollen + Beliebte Themen: Internat und Teufel + Mit vielen Illustrationen + Bereits über 130.000 verkaufte Bücher der Reihe + Ausgewogenes Text-Bild-Verhältnis + Große Schrift + Kurze Kapitel +   Die Zwillinge Luzie und Lilly haben Geburtstag und in St. Fidibus ist alles bereit für die große Feier. Doch plötzlich gibt es äußerst beunruhigende Nachrichten – und die Geburtstagsgesellschaft findet sich in der Hölle wieder! Dort ist schnell Schluss mit lustig, denn Luzie, Lilly und ihre Freunde geraten in ein lebensbedrohliches Abenteuer. So hatte sich Luzie seine allererste Party ganz sicher nicht vorgestellt!   Luzifer junior lebt als Sohn des Teufels in der Hölle und soll den "Laden" einmal übernehmen. Da sein Vater der Meinung ist, dass Junior für den Job noch viel zu lieb ist, schickt er ihn auf die Erde. Denn wo kann man das Bösesein besser lernen als bei den Menschen?   Ein Teufel in der Schule – der Comic-Roman von Jochen Till um den Höllensohn Luzifer bietet Lesespaß und viel Grund zum lauthals lachen für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Zahlreiche humorvolle Bilder von Raimund Frey illustrieren Luzifers Abenteuer in der Hölle und im strengen Jungeninternat. Wer Gregs Tagebuch mag, wird Luzifer junior lieben!   Mehr Infos zum Buch unter luzifer-junior.de   Der Titel ist bei Antolin gelistet.

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:3 Std. 24 min

Sprecher:Jochen Till

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Bart kraulen

Blöde Fragen

Kopf abgefackelt

Miefvergiftung

Bauchwolke

Bettlaken ausschütteln

Ein Angebot

Nicht ausgebildet

Erfolgreiche Jagd

Eine Brücke

Keine Waschmaschinen

Runterkommen

Endgültig auslöschen

Schreckliche Stümper

Aufmachen!

»ICH DREH NOCH MAL DURCH HIER! DAS IST EINFACH UNMÖGLICH! STEVEN! STEEEEEEEVEN!«

Bart kraulen

»Ja, Chef?«

»WER HAT DIESEN MIST EIGENTLICH ERFUNDEN? ICH HOFFE, ER SITZT HIER UNTEN UND MUSS DAS ZUR STRAFE JEDEN TAG SELBST MACHEN!«

»Was meinen Sie, Chef? Wer soll was zur Strafe selbst machen?«

»NA, DER TYP, DER GESCHENKPAPIER ERFUNDEN HAT! JEDE WETTE, DER HAT DAS NIE SELBST AUSPROBIERT!«

»Ach, so schwer ist das gar nicht, Chef. Ich zeig’s Ihnen. Was möchten Sie denn einpacken?«

»Hier, diesen Dreizack. Den kriegt Luzie zum Geburtstag.«

»Ein Dreizack? Für einen Zwölfjährigen, der hauptsächlich oben lebt? Was soll er denn damit?«

»Was weiß ich? Äpfel pflücken. Sich damit in der Nase bohren. Seine Lehrer aufspießen. Mir doch egal. Schlimm genug, dass ich ihm überhaupt etwas zum Geburtstag schenken muss. Hier unten macht man so einen Firlefanz zum Glück nicht.«

»Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, Chef. Geburtstag ist doch nur einmal im Jahr. Und Luzie wird sich sicher sehr darüber freuen, dass ihm sein Vater etwas schenkt – auch wenn es nur ein Dreizack ist. Was kriegt denn Lilly?«

»Lilly? Wieso denn Lilly? Muss ich ihr etwa auch was schenken?«

»Schon vergessen, Chef? Lilly ist Luzies Zwillingsschwester. Die beiden haben am selben Tag Geburtstag.«

»Ja, aber das weiß ich doch noch gar nicht lange. Bis vor ein paar Monaten wusste ich ja noch nicht einmal, dass Lilly überhaupt existiert. Gibt es da nicht so eine Art Schonfrist? Luzie kriegt sein erstes Geburtstagsgeschenk ja auch erst nach zwölf Jahren.«

»So funktioniert das nicht, Chef. Das sind beides Ihre Kinder und sie haben beide Geburtstag, also müssen Sie auch beiden etwas schenken. Lilly wäre sonst sehr enttäuscht und würde sich vernachlässigt fühlen. Und das wollen Sie doch ganz sicher nicht, oder?«

»Wieso nicht? Ist doch nicht mein Problem, wenn sich jemand anderes vernachlässigt fühlt. Aber gut, von mir aus, dann kriegt sie eben auch einen Dreizack, ich hab mehr als genug davon.«

»Äh … Ich glaube nicht, dass sich ein zwölfjähriges Mädchen, das in der Oberwelt aufgewachsen ist, über einen Dreizack freuen würde, Chef.«

»Was denn? Freuen muss sie sich auch noch darüber?«

»Das ist der Sinn von Geschenken, Chef. Dass der oder die Beschenkte sich darüber freut.«

»JETZT WIRD’S MIR ABER LANGSAM ZU BUNT MIT DIESEM GANZEN GESCHENKEQUATSCH! ICH BIN DOCH NICHT DAFÜR DA, ANDEREN EINE FREUDE ZU MACHEN! ICH SORGE DAFÜR, DASS ALLEN JEDWEDE FREUDE GRÜNDLICH VERGEHT, WENN SIE NUR AN MICH DENKEN! ICH BIN DER HERRSCHER DER HÖLLE, VERFLUCHT NOCH MAL! NICHT DER BESCHEUERTE WEIHNACHTSMANN!«

»Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht, Chef.«

»Was? Wieso? Hab ich da irgendwas verpasst? Hat mein Vater diesen Schmarotzer endlich gefeuert?«

»Äh … Keine Ahnung. Ich dachte eigentlich immer … Ich wusste nicht, dass …«

»Das war dann aber echt höchste Zeit! Nur einmal im Jahr arbeiten und die restliche Zeit faul am Pool einer Villa auf den Bahamas herumlungern und sich von seinen Wichteln den Bart kraulen lassen! Den Job hatte Papa eigentlich mir versprochen! Und wo bin ich gelandet? In diesem Höllenloch! Und jetzt soll ausgerechnet ich auch noch Geschenke verteilen! Ha! Das sehe ich ja überhaupt nicht ein! Vergiss es! Es gibt keine Geschenke!«

»Aber es sind doch nur zwei, Chef. Und sie sind für Ihre Kinder. Ich packe sie auch ein, das ist gar kein Problem, darum müssen Sie sich nicht kümmern. Glauben Sie mir, Luzie und Lilly werden Ihnen sehr dankbar sein und Sie noch mehr lieben, als sie es sowieso schon tun.«

»Meine Kinder lieben mich?«

»Aber natürlich, Chef. Für Luzie und Lilly sind Sie der Größte.«

»Hm. Das war mir so nicht bewusst. Ich meine, es gibt ja nicht gerade viele Leute, die mich lieben.«

»Das stimmt, Chef. Laut einer aktuellen Umfrage unter Höllenbewohnern werden Sie von 100 Prozent der Befragten gehasst, verabscheut, verachtet und gefürchtet. Nur ein einziger hat angekreuzt, dass er Sie liebt, aber das war einer der Schamlosen Schleimer aus Abteilung 98 und selbst der hat seine Aussage hinterher noch in abgrundtiefen Hass geändert.«

»Perfekt, so muss das sein. Ich bin ja auch nicht hier, um geliebt zu werden. Aber irgendwie ist es doch schön zu wissen, dass es bei meinen Kindern anders ist.«

»Genau, Chef. Und damit das so bleibt, sollten Sie sich das mit den Geschenken vielleicht doch noch einmal überlegen.«

»Ja, ja, schon gut, ich mach’s ja, sie kriegen ihre Geschenke.«

»Eine sehr weise Entscheidung, Chef. Und eins haben Sie ja sogar schon. Jetzt fehlt nur noch eine passende Idee für Lilly.«

»Hm, schwierig. Was kriegen zwölfjährige Mädchen da oben denn normalerweise zum Geburtstag?«

»Also, meine jüngste Tochter hat sich zum Beispiel immer ein Pony gewünscht.«

»Ein Pony? Gute Idee. Die sind sehr lecker. Gegrillt oder als Schmorbraten?«

»Äh … weder noch, Chef. Mädchen haben ihre Ponys am liebsten lebendig, um auf ihnen reiten zu können.«

»Ein lebendiges Pony? Wo soll ich denn hier unten ein lebendiges Pony herkriegen? Außerdem habe ich gar nicht so viel Geschenkpapier, das reicht höchstens für einen Ponykopf. Kannst du einen Ponykopf besorgen? Dann kriegt sie den Rest nächstes Jahr.«

»Äh … Vielleicht vergessen wir das mit dem Pony lieber wieder. Haben Sie denn nicht vielleicht etwas Persönliches, das Sie ihr schenken können? Ich meine, Sie haben ja noch nicht wirklich viel Zeit mit ihr verbracht, sie ist ohne Sie aufgewachsen, da würde sie sich vielleicht sehr über etwas Persönliches freuen.«

»Ha! Jetzt hab ich’s! Sie kriegt meine allererste Streitaxt! Die hab ich noch irgendwo! Da hängen ganz viele persönliche Erinnerungen dran! Und noch ein paar Hautfetzen vom ersten Dämonenkrieg! Die kriegt sie! Das ist nicht nur ein persönliches, sondern auch noch ein sehr praktisches Geschenk! Eine Streitaxt kann man immer gebrauchen! Das ist wie …«

»WAS IST DAS DENN? WO KOMMT DAS HER?«

»KEINE AHNUNG, CHEF! ES KLINGT JEDENFALLS NICHT GUT!«

»DAS HÖRT SICH AN WIE … DAS IST SCHLACHTGETÜMMEL! VERDAMMT! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN! ALARM!«

Blöde Fragen

»Unter Karl dem Großen stieg das Frankenreich zu einer neuen Großmacht auf«, sagt der Holzapfel. »Er modernisierte die Verwaltung und leitete eine Bildungsreform ein, die das Frankenreich vor allem kulturell neu belebte.«

Ja, ja, blablabla, wen interessiert das denn bitte schön? Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als diese alten Geschichten von anno dunnemals. Vor allem heute. Ich meine, an jedem anderen Tag wäre dieses Geschwafel schon langweilig genug, aber heute nervt es mich tatsächlich noch mehr als sonst. Ich will nicht hier sitzen und mir dieses öde Gelaber anhören. Ich sollte heute überhaupt nicht zum Unterricht gehen müssen. Das gehört eigentlich verboten. Aber Lilly hat gesagt, das sei normal. Sie musste auch zur Schule, wir haben uns noch gar nicht gesehen heute.

»Ein ganz besonderer Tag im Leben Karls des Großen war der 25. Dezember des Jahres 800. Wer weiß, was an diesem Tag geschah? Vitus? Vielleicht möchtest du versuchen, die Frage zu beantworten, bevor du gleich einschläfst?«

Wie bitte, was? Jetzt werde ich auch noch drangenommen? Heute? Unverschämtheit. Das gehört definitiv verboten.

»Hm, Vitus?«, hakt der Holzapfel nach. »Wieso könnte denn dieser Tag ein ganz besonderer für Karl den Großen gewesen sein? Irgendeine Idee?«

»Ja«, brumme ich. »Er hatte Geburtstag, musste in der Schule trotzdem blöde Fragen beantworten und ist deshalb tragischerweise noch vor seiner Geburtstagsparty gestorben.«

Gelächter breitet sich aus.

»Ah, ich verstehe«, sagt der Holzapfel. »Es gibt demnach ausnahmsweise einmal eine Erklärung für deine stoische Missachtung meines Unterrichts. Du hast also heute Geburtstag?«

»Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher«, antworte ich grummelnd. »Man hat mir gesagt, Geburtstage wären lustig und man hätte den ganzen Tag lang Spaß. Davon merke ich bis jetzt allerdings ziemlich wenig.«

Eigentlich überhaupt nichts, um genau zu sein. Als ich vorhin aufgewacht bin, hat sich alles wie immer angefühlt. Ich hatte erwartet, dass heute alles anders wäre, irgendwie besser, schöner und aufregender, weil ich eben Geburtstag habe. Aber hätte Lilly mir nicht letzte Woche gesagt, dass heute mein Geburtstag ist, hätte ich es überhaupt nicht gemerkt. Mein Wecker hat wie immer geklingelt. Ich bin wie immer aufgestanden. Cornibus hat wie immer seine Portion Schokolade zum Frühstück gekriegt und kein Wort über meinen Geburtstag verloren. Im Bad bin ich ausgerutscht und habe mir den Ellenbogen gestoßen, das war auch sehr wenig geburtstaglich. Beim Frühstück haben mir dann Aaron und Gustav kurz die Hand geschüttelt und Herzlichen Glückwunsch gesagt, das war aber auch nicht besonders feierlich. Irgendwie hatte ich mehr erwartet, vorher haben immer alle so getan als wäre das ein ganz besonderer Tag, an dem nur tolle Sachen passieren. Bis jetzt ist überhaupt nichts Tolles passiert. Vielleicht beginnt ein Geburtstag ja aber erst so richtig, wenn die Geburtstagsparty anfängt? Ich hoffe es! Aber das ist erst heute Nachmittag und bis dahin muss ich offenbar noch ganz ungeburtstaglich hier rumsitzen und mich langweilen lassen. Bei meinem nächsten Geburtstag mache ich das auf jeden Fall anders. Da stehe ich erst auf, wenn die Party losgeht.

»Soso, da fühlt sich also jemand an seinem Ehrentag zu wenig gewürdigt«, sagt der Holzapfel. »Na, das können wir doch ändern. Wie wäre es mit einem kleinen Geburtstagsständchen für Vitus, Jungs?«

Im nächsten Moment fangen plötzlich alle an zu singen.

»HAPPY BIRTHDAY TO YOU! HAPPY BIRTHDAY TO YOU!«

Was soll das denn jetzt? Klingt ja grauenhaft. Das hört sich an wie der Dämonenchor, der bei uns unten in Abteilung 40 für die Kleinkarierten Kritiker singt. Und ich verstehe kein Wort. Ist das Englisch? Wieso singen die auf Englisch? Wir haben doch gerade Geschichte, nicht Englisch.

»HAPPY BIRTHDAY, LIEBER VITUS! HAPPY BIRTHDAY TO YOUUUUUUU!«

Lieber Vitus habe ich verstanden, offenbar war das wohl nett gemeint, aber ich bin heilfroh, dass dieses Gejaule vorbei ist. Jetzt jubeln und klatschen alle. Okay, das ist jetzt echt sehr nett und fühlt sich gut an. Aber was muss ich denn jetzt machen?

»Äh … danke?«, sage ich vorsichtshalber, während die Jungs aufstehen, um mir die Hand zu schütteln oder mir auf die Schulter zu klopfen.

Als alle durch sind, tritt der Holzapfel auf mich zu und schüttelt ebenfalls meine Hand.

»Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, Vitus«, sagt er. »Du bist jetzt ein Jahr älter. Ein Jahr schlauer wäre mir zwar lieber, aber da hält sich meine Hoffnung in Grenzen.«

Er lacht laut auf und schlägt mir auf die Schulter.

»Nur ein Spaß, Vitus«, sagt er. »Feierst du denn heute noch schön? Gibt es eine Geburtstagsparty? Und falls ja: Wieso habe ich keine Einladung gekriegt?«

Ja, es gibt eine Party. Und ich kann es kaum erwarten, das wird nämlich meine allererste Party überhaupt. Nur leider soll niemand etwas davon erfahren. Weil niemand wissen darf, dass ich in Wirklichkeit nicht Vitus von Turbsnatas, sondern der Sohn des Teufels bin und Lilly meine Zwillingsschwester ist. Deshalb hat sie nämlich auch heute Geburtstag und wir feiern zusammen, das wird sozusagen eine Doppelparty. Eine streng geheime Doppelparty. Sie wird bei Lilly zu Hause stattfinden und als Gäste sind nur Aaron, Gustav und Herr Rosenberg eingeladen. Ich hätte ja gerne viel mehr Leute eingeladen, am liebsten alle, von mir aus sogar den Holzapfel, aber dann hätten wir die ganze Zeit so tun müssen, als wären wir keine Geschwister. Lilly hat zwar gesagt, das wäre ihr egal, weil sie schon oft Geburtstag gefeiert hätte, aber ich fand das dann irgendwie blöd. Wenn ich schon eine Zwillingsschwester habe, möchte ich auch mit ihr zusammen feiern, und zwar richtig, als Geschwister, ohne die ganze Zeit lügen und aufpassen zu müssen, dass man sich nicht verplappert. Außerdem haben mir die anderen versprochen, dass es auch mit wenigen Leuten eine super Party wird, mit Geschenken und Geburtstagskuchen und lustigen Partyspielen und was weiß ich noch alles. Ich kann kaum erwarten, bis es losgeht und ich hoffentlich endlich erfahre, wie toll so ein Geburtstag ist. Solange ich hier herumsitzen muss, wird das jedenfalls nichts. Was mich auf eine Idee bringt – vielleicht funktioniert es ja.

»Nein, es gibt keine Party«, antworte ich dem Holzapfel. »Aber Sie dürfen mir natürlich trotzdem gern etwas schenken.«

»Oh, darf ich das?«, erwidert der Holzapfel grinsend. »Das ist aber sehr großzügig von dir. Hast du vielleicht irgendeinen speziellen Wunsch?«

»Na ja«, antworte ich. »Sie würden mir zum Beispiel eine riesige Freude machen, wenn Sie mich für den Rest des Tages vom Unterricht befreien würden.«

»Haha! So was dachte ich mir schon!«, sagt der Holzapfel lachend. »Das ist eine super Geschenkidee. Damit würde ich nämlich nicht nur dir eine riesige Freude machen, sondern vor allem mir. Aber leider geht das nicht, das ist gegen die Schulordnung. Ich kriege jede Menge Ärger mit Direktor Hasenfuß, wenn ich dich einfach so vom Unterricht befreie. Ich könnte dir trotzdem etwas als Geschenk anbieten: Wie wäre es, wenn ich dich nicht mehr drannehme, wenn du dich nicht meldest?«

»Das wäre super!«, sage ich hocherfreut. »Für immer?«

»Netter Versuch«, erwidert der Holzapfel.

»Für den Rest des Schuljahres?«, hake ich nach.

»Sagen wir, für den Rest der Woche«, gibt sich der Holzapfel geschlagen. »Danach darf ich dich wieder wie jeder gute Lehrer mit Überraschungsangriffen auf deine Gehirnzellen quälen. Abgemacht?«

Er streckt mir seine Hand entgegen, ich schüttle sie.

»Okay«, sage ich. »Abgemacht.«

Dass ich mein erstes Geburtstagsgeschenk ausgerechnet von einem Lehrer kriege, hätte ich auch nicht gedacht. Ich bin schon so gespannt darauf, was mir die anderen schenken werden. Aaron und Gustav haben mich die letzten Tage ständig neugierig gemacht, ohne mir etwas Konkretes zu verraten. Mein Geschenk wäre ganz toll. Und spannend. Und aufregend. Und einzigartig. Ich will jetzt endlich wissen, was es ist! Aber ich muss noch so lang warten, bis ich es kriege! Die Party soll um drei Uhr anfangen, das ist noch eine Ewigkeit hin. Ich schaue auf die Uhr. Verdammt, es ist noch nicht mal neun. Ich beuge mich zu Aaron rüber.

»Können wir denn nicht schon um zwei mit der Party anfangen?«, frage ich flüsternd. »Oder um eins? Gleich nach dem Unterricht?«

»Tut mir leid, das geht nicht«, antwortet Aaron. »Nach dem Unterricht müssen wir zum Mittagessen. Und Lilly kommt erst um halb zwei aus der Schule. Und dann müssen wir noch alles für die Party vorbereiten. Du darfst also auf keinen Fall vor drei bei Lilly sein. Aber das haben wir dir doch alles schon siebzehnmal erklärt. Erklärt.«

»Ich weiß«, sage ich seufzend. »Hätte ja sein können, dass sich seit gestern etwas geändert hat. Kann ich euch nicht wenigstens bei den Vorbereitungen helfen?«

»Nein, kannst du nicht«, erwidert Aaron. »Wir wollen dich doch überraschen. Das ist deine erste Geburtstagsparty, sie soll ganz besonders werden. Deshalb darfst du erst alles sehen, wenn wir fertig sind. Fertig sind.«

»Ja, aber was soll ich denn solange noch machen?«, frage ich.

»Dich freuen«, antwortet Aaron. »Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Schönste Freude.«

»Aber ich freue mich doch jetzt schon seit einer Woche vor«, erwidere ich. »Ich hab mich schon so viel vorgefreut, dass kaum noch Vorfreude übrig ist. Was, wenn ich mich vor lauter aufgebrauchter Vorfreude gar nicht mehr richtig freuen kann, wenn es endlich so weit ist?«

»Keine Sorge«, antwortet Aaron lachend. »Du wirst dich ganz sicher noch freuen, das garantiere ich dir. Bis dahin müsstest du die Vorfreude nur durch ein bisschen Geduld ersetzen. Ersetzen.«

Geduld? Heute? An meinem Geburtstag? Ich habe meine ganze Geduld doch schon gebraucht, bis es so weit war. Ich dachte, am Geburtstag selbst bräuchte man keine Geduld mehr. Mist. Dieses komische Geburtstagskonzept sollte man lieber noch einmal gründlich überdenken, das ist stark verbesserungsbedürftig.

»Muss ich denn noch an irgendwas denken?«, frage ich Aaron. »Ich meine, ich will auf keinen Fall etwas falsch machen, wenn es endlich losgeht.«

»Falsch machen?«, erwidert Aaron. »Was meinst du? Was könntest du denn falsch machen? Machen?«

»Na, was weiß ich?«, sage ich. »Ich mache doch sehr oft etwas falsch, wenn es um die Bräuche hier oben geht. Gerade gestern, zum Beispiel, da hat der Hasenfuß gesagt, ich soll ihm den Buckel runterrutschen. Und als ich genau das versucht habe, hat er mich zu zwei Wochen Küchendienst verdonnert. Also habe ich offensichtlich etwas falsch gemacht. Und ich will auf keinen Fall etwas falsch machen, wenn es um meinen Geburtstag geht.«

»Mach dir keine Gedanken«, sagt Aaron. »Du kannst nichts falsch machen. Du musst nur um drei Uhr pünktlich da sein, das ist alles. Alles.«

»Okay, das kriege ich hin«, sage ich. »Muss ich vielleicht irgendwas Besonderes anziehen? Manchmal muss man doch etwas Besonderes anziehen hier oben.«

»Was willst du denn Besonderes anziehen?«, erwidert Aaron. »Du hast doch sowieso nur ein Outfit. Outfit.«

»Das stimmt natürlich«, sage ich. »Eine neue Unterhose vielleicht? Zieht man an seinem Geburtstag eine neue Unterhose an?«

»Kommt drauf an«, sagt Aaron. »Wie lang hast du denn deine schon an? Schon an?«

»Erst vier Tage«, antworte ich. »Höchstens sechs.«

»Ja, dann solltest du unbedingt eine neue Unterhose anziehen«, sagt Aaron. »Und zwar unabhängig davon, ob du heute Geburtstag hast oder nicht. Nicht.«

»Gut, mach ich«, sage ich. »Sonst noch was? Muss ich vielleicht was zu essen mitbringen?«

»Nein, musst du nicht«, antwortet Aaron. »Es ist für alles gesorgt. Wir haben jede Menge Knabberzeug und du kriegst sogar eine richtige Geburtstagstorte. Auf die müssen wir wahrscheinlich sehr gut aufpassen, damit Cornibus uns nicht alles wegmampft. Wegmampft.«

»Das heißt, ich darf Cornibus mitbringen?«

»Natürlich darfst du Cornibus mitbringen«, antwortet Aaron. »Wir haben auch extra Schokolade für ihn gekauft. Und wir hoffen übrigens, dass er nicht der einzige Gast aus der Hölle sein wird. Lilly hat euren Vater eingeladen. Ob er wirklich kommt, wissen wir aber nicht. Er hat gesagt, er hätte viel zu tun und dass ihm Geburtstage eigentlich egal wären. Egal wären.«

»Das klingt ganz nach meinem Vater«, sage ich. »Was ist denn mit Auribus? Habt ihr ihn auch eingeladen?«

»Ja klar. Aber ich habe ihn jetzt seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Er hat gesagt, er hätte unten noch etwas zu erledigen, wollte aber auf jeden Fall kommen. Kommen.«

»Super, da freu ich mich«, sage ich. »Je mehr Leute, desto …«

»Vitus!«, unterbricht mich der Holzapfel. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dir einen Freischein für störendes Schwätzen zum Geburtstag geschenkt zu haben!«

Jaja, schon gut, ich bin ja schon still. Dann schlaf ich eben für den Rest des Unterrichts. Am liebsten würde ich gleich bis kurz vor drei schlafen, aber hier wird man ja zwischendurch immer wieder von der blöden Schulglocke geweckt. Egal, jede Minute, die ich nicht aktiv warten muss, zählt. Gute Nacht!