Mädchen auf WhatsApp 2 - Immer online - Bärbel Körzdörfer - E-Book

Mädchen auf WhatsApp 2 - Immer online E-Book

Bärbel Körzdörfer

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Beschreibung

Wenn ihr wissen wollt, wie Mädchen heute ticken, dann lest dieses Buch!

Matthias Schweighöfer über Mädchen auf WhatsApp

Marie-Lin und Manou sind die besten Freundinnen - und texten sich Tag und Nacht. Manou ist schon seit ein paar Monaten mit Jens zusammen, aber auch wenn die beiden total verliebt sind, gibt es immer wieder kleine und auch große Dramen. Und dann kann nur Marie-Lin helfen. Die ist überzeugter Single, denn sie hat ihr Herz bereits verschenkt: die eine Hälfte gehört Mozart, die andere Ed Sheeran. Da kann kein Typ der Welt mithalten. Außerdem hat sie Manou, mit der sie über alles reden kann: über ihre Zweifel und Ängste, über ihre Eltern und andere Katastrophen. Dafür sind beste Freundinnen schließlich da!

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Seitenzahl: 164

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Über dieses Buch

»Wenn ihr wissen wollt, wie Mädchen heute ticken, dann lest dieses Buch!« Matthias Schweighöfer über Mädchen auf WhatsApp

Marie-Lin und Manou sind die besten Freundinnen – und texten sich Tag und Nacht. Manou ist schon seit ein paar Monaten mit Jens zusammen, aber auch wenn die beiden total verliebt sind, gibt es immer wieder kleine und auch große Dramen. Und dann kann nur Marie-Lin helfen. Die ist überzeugter Single, denn sie hat ihr Herz bereits verschenkt: die eine Hälfte gehört Mozart, die andere Ed Sheeran. Da kann kein Typ der Welt mithalten. Außerdem hat sie Manou, mit der sie über alles reden kann: über ihre Zweifel und Ängste, über ihre Eltern und andere Katastrophen. Dafür sind beste Freundinnen schließlich da!

Über die Autorin

Bärbel Körzdörfer ist Hanseatin aus Bremen, Reporterin, Autorin, Springreiterin a. D. und heute vor allem Mutter zweier Jungs und eines Mädchens mit einem Ehemann und einem Hund. Journalistische Abenteuer (u.a. Axel-Springer-Preis) erlebte sie in Moskau, Sibirien, Indien, Hamburg, Bonn, Berlin und in der deutschen Provinz.

Bärbel Körzdörfer

Mädchen auf WhatsApp2

Immer online

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Originalausgabe

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München unter Verwendung von Motiven von

© Kaponia Aliaksei/Shutterstock.com, LOVEgraphic/Shutterstock.com

Innengestaltung, Emoticons und Satz: Ortrud Müller – Die Buchmacher, Köln

eBook-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-7325-6152-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für David, Dina & Dean

Wann? Immer!

Die Protagonistinnen

Marie-Lin

Manou

Marie-Lin Steinkraus (17)

Ich hab’s geschafft, ich habe das letzte Jahr wider Erwarten halbwegs gut überstanden. Die Geschichte mit Patrick – dem Referendar an unserer Schule – klebt immer noch ein bisschen zwischen meinen Synapsen. Aber es tut nicht mehr weh. Ich würde mal sagen: abgebucht unter Selbstschutz! Er war irre süß, aber nix für meine verplante Seele.

In Sachen Klavier ist alles noch beim Alten: zwei Stunden am Tag. An vielen Wochenenden Konzerte. Schleswig-Holstein-Musikfestival und so. In dem alten Arbeitszimmer meiner Mutter steht jetzt ein kleiner gesponserter Steinway M-Flügel. Aber nur weil ich Mozart spiele, heißt es noch lange nicht, dass ich nicht auch Ed Sheeran liebe.

Meine Mami ist zurückgegangen nach New York, wo sie studiert hat. Ich wollte nicht mit, lebe mit meinem Vater alleine in unserer Altbauwohnung im 3. Stock in Hamburg-Eimsbüttel. Läuft – so einigermaßen, würde ich mal sagen. Er ist viel unterwegs für seine Immobilienfirma. Oft auch mal ein paar Tage – das finde ich eher semi-gut. Aber lässt sich nicht ändern. Noch nerviger ist es, wenn er sich mit irgendwelchen Tanten verabredet und glaubt, ich merke es nicht. Sein letztes Date war gerade mal 12 Jahre älter als ich – geht’s noch? Falls die hier einziehen will, ziehen mein Steinway und ich aus.

In der Schule bin ich ok – letztes Jahr 2,3 Durchschnitt. Noch zwei Jahre, und dann verbrenne ich meine Schulbücher.

Würde ich meinem Leben eine Note geben müssen, wäre der Schnitt wesentlich schlechter. Ich weiß nicht, ob mein Leben versetzt werden würde … Zumindest Versetzung gefährdet! würde unter meinem Leben stehen. Das 16. Lebensjahr bitte wiederholen! Zu schlecht abgeschnitten!

Ich bin der Typ „maybe“! Ich kann mich nie entscheiden, und das macht mich echt fertig. Ich habe das Gefühl, wie ein Hamster im Rad zu laufen. Ich renne und renne, aber komme nicht an. Ich bin erst 17, aber fühle mich manchmal wie 70. Meine Gedanken, Sorgen und Ängste bremsen mich dauernd aus. Ich will immer alles perfekt machen, und ich kann euch sagen: Das ist echt kein Spaß! Unter all meinen 687 Facebookfreunden heule ich garantiert (!) am meisten. Und das oft allein.

Ich frage mich manchmal: Wird man als nerviger Zweifler geboren oder wachsen diese Deprigedanken gemeinsam mit Brüsten und Achselhaaren – nach dem Motto: Comes with it?

Ich hab sogar schon überlegt, meine Sorgen wegzusaufen, aber ich hasse Alkohol. Also auch keine Option!

Einen Freund? Seit Patrick (siehe oben) Fehlanzeige. Von mir aus könnte es passieren – aber wer verliebt sich schon in eine Verrückte? Die einzigen Männer, die ich zurzeit liebe, sind Mozart und Ed Sheeran. Ziemlich kompliziert, ich weiß. Der eine ist seit über 200 Jahren tot, und den anderen lieben noch etwa 100 Millionen andere Mädchen mit mir.

Ich weiß gar nicht, wie ich überleben sollte ohne meine beste Freundin Manou. Sie ist quasi mein Seelenladegerät. Ihr Herz ist mein Akku. Ohne sie wäre ich gnadenlos empty! Nicht einmal mehr rechargeable! Sie ist die Einzige, die die Dunkelheit in mir ausknipsen kann …!

Manou Elisabeth von Berghain (16)

Leute, was soll ich euch sagen: ICH BIN IMMER NOCH MIT JENS ZUSAMMEN!!!!!! Seit über zwei Jahren!

Also, ich meine, wir sind noch immer ein Paar. ACHTUNG! Das heißt aber nicht automatisch, dass wir auch noch immer bedingungslos ineinander verknallt sind.

Klingt kompliziert – ist es auch! Vor und zurück. Stress und Liebe. Kuscheln und Anschreien. Wir sind wie Kletten ineinander verhakt. Unsere Hauptbeschäftigung ist es zu diskutieren: über uns: über unsere Liebe. Unsere (oder besser seine) Eifersucht. Er will zu Hause bleiben, ich will ausgehen. Alles mit uns ist inzwischen irgendwie kompliziert. Echt, ich glaube, ich liebe ihn, aber es fühlt sich anders an als früher. Ich bin nicht mehr nervös, wenn ich ihn sehe. Genau genommen weiß ich auch nicht, was ich will. Vielleicht kann man aber ja auch nur begrenzt lieben. Ich meine zeitlich und so von der Stärke.

Ich frage mich, ob es verschiedene Liebeslevel gibt – so wie bei Computerspielen –, in die man sich rüberspielen muss. Vielleicht sind Jens und ich einfach nur in einer Zwischenphase. Ich will ihn nicht verlieren. Ich will nur ins nächste Level! Wir haben zu viel zusammen erlebt. Seine Gehirn-OP vor zwei Jahren hat den Tumor entfernt und uns gefühlt für immer verbunden. Ich traue mich nicht, Jens zu fragen, ob er mich noch liebt. Vielleicht habe ich zu viel Angst vor einer ehrlichen Antwort!

Sonst läuft alles! Hockey ist ok, nur der neue strenge Trainer nervt. Berti will, dass ich mindestens zweimal die Woche ins Fitnessstudio gehe. Mein Bauchspeck und ich sind aber total dagegen! Das wird nichts. Der spinnt.

Meine Eltern sind immer noch zusammen. Mami lässt sich weiter von diesem Goldschmied ausnehmen und arbeitet für einen Hungerlohn in seinem Atelier. Ich verstehe nicht, warum sie sich nicht längst selbstständig gemacht hat.

Papis Firma schwächelt. Irgendeiner seiner Firmenpartner ist mit der ganzen Kohle ins Ausland abgehauen. Sein schickes Büro in der Hafencity ist weg. Seine Sekretärin und er haben ihr Büro jetzt in unserer Villa – voll bescheuert. Und echtes Stress-Potential!

Sprechen ist bei uns zu Hause schwierig – ich habe zurzeit den Eindruck, man kann zu viel falsch machen beim Sprechen. Also reduziere ich es auf das Nötigste! Ich lebe wie in einer Art „Funkloch“. Ich diskutiere nicht mehr mit meinen Eltern. Nicken oder Kopfschütteln kann ich echt jedem empfehlen. Ich habe einfach kein Talent zur Unterwerfung. Ich kann dieses bossige Gehabe meines Vaters nicht mehr ertragen. „Mach dies, mach das!“ NEEEEEE!!!!! SCHLUSS!!!!!!

Ich muss es nur einigermaßen schaffen, die Laune meines Vaters und mein Taschengeld in Einklang zu bekommen!

Das Wichtigste ist immer noch Marie-Lin für mich. Vieles ist ohne sie nichts und mit ihr alles. Wir kennen unsere gegenseitigen Zweifel, unser Zögern und vor allem unsere Ängste. Ich weiß, wenn es Marie-Lin richtig schlecht gehen würde, dann würde sie mich um Rat fragen. Und ist das nicht das beste Gefühl, das man haben kann? Noch viel stärker als die Gewissheit, dass ich in Not immer (immer!!!) zu ihr gehen würde. Freunde zu finden, glaube ich, ist echt leicht, aber welche fürs Leben zu haben ist schwer: Ich weiß, Marie-Lin und ich sind forever together!!!!!!

» Manou:

Ich würde es gerne tun …! Ich meine: vielleicht!

» Marie-Lin:

Was? Was würdest du gerne tun?

» Manou:

Na, du weißt schon!

» Manou:

» Manou:

Ich würde gerne wissen, wie es ist …!?!?

» Manou:

Ich meine, du wüsstest doch auch gerne, wie es sich anfühlt. Klar würdest du das.

» Marie-Lin:

Sorry! Reden wir hier gerade über Sex …? Über richtigen Sex?

» Manou:

Ich meine, bist du nicht neugierig, wie es ist?

» Marie-Lin:

Nein! Bin ich nicht.

» Manou:

Glaub ich dir nicht.

» Marie-Lin:

Kannst du mal damit aufhören! Was ist los mit dir? Oder ist es Jens …?

» Manou:

» Marie-Lin:

Macht er Druck? Du weißt, man sollte locker dabei bleiben!

» Manou:

Sagt die, die angeblich nicht neugierig ist. Außerdem: Jens ist entspannt.

» Marie-Lin:

Und du? Warum machst du dir Stress? Entspann dich auch.

» Manou:

Tue ich. Ich mache mir keinen Stress.

» Manou:

Mann! Sei nicht so zickig. Sei ehrlich.

» Marie-Lin:

Ich bin ehrlich.

» Manou:

Glaubst du, es gibt den richtigen Zeitpunkt – den perfekten Zeitpunkt – fürs erste Mal?

» Marie-Lin:

Ich glaube an Schicksal.

» Manou:

Sex und Schicksal. So was Blödes habe ich ja noch nie gehört.

» Marie-Lin:

Doch. Schicksal. Es wird sich ergeben, meine ich damit. Du kannst es nicht planen.

» Manou:

Bullshit! Du musst es planen.

» Marie-Lin:

Schicksal! Überlasse es dem Schicksal.

» Manou:

Ich glaube nicht an Schicksal. Schicksal ist Aufgeben. Nix anderes.

» Marie-Lin:

Wenn du meinst …

» Manou:

Ich werde nicht aufgeben und es einfach laufen lassen. Ich habe eine Art inneren Spiegel in mir. Ich sehe mich – und zwar nicht nur in der Schule und auf dem Hockeyplatz. Und …!

» Marie-Lin:

Und was?

» Manou:

Mit Jens auf dem Sofa diskutieren!

» Marie-Lin:

Sondern?

» Manou:

Warum gibt es eigentlich kein so richtig schönes Wort für Sex?

» Marie-Lin:

Sex ist doch ein schön kurzes, klares und verständliches Wort.

» Manou:

Genau! Kurz, klar und verständlich! Es klingt kalt!

» Marie-Lin:

Wäre dir „miteinander schlafen“ lieber? Klingt das besser?

» Manou:

Nein! Klingt langweilig. Langsam und doof.

» Marie-Lin:

Soll ich das Biobuch rausholen?

» Manou:

Verarsch mich nicht! Du weißt genau, was ich meine. Ich würde eigentlich gerne viel mehr wissen über Sex. Ich meine, für alles müssen wir eine Prüfung machen, einen Abschluss, einen Test, eine Ausbildung, aber in dieser Sache lässt man uns ziemlich alleine.

» Marie-Lin:

Gott sei Dank. Oder möchtest du mit deinen Eltern darüber diskutieren?!

» Manou:

OOOH! Nein! Bitte nicht! Igitt!

» Marie-Lin:

Glaubst du, sie tun es noch?

» Manou:

Was meinst du? Sex? Das möchte ich mir nicht vorstellen.Nein! Nein!

» Manou:

Hat dein Vater eigentlich inzwischen eine neue Freundin?

» Marie-Lin:

Pubertät ist die totale Scheiße! Uns wachsen Brüste, und wir wissen in Wahrheit nix damit anzufangen! Das macht keinen Sinn! Oh mein Gott, ich bin total psycho! Eine beschissene Psychopathin. Lass mich in Ruhe mit deinem Sexgequatsche.

» Marie-Lin:

Und zu meinem Vater: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob er eine neue Freundin hat. Mom ist jetzt fast zwei Jahre weg aus Deutschland. Wäre doch ok, wenn er eine Neue hätte, oder?

» Manou:

Klar wäre es ok. Aber wie würdest du es finden? Wie wäre es für dich?

» Marie-Lin:

Es fühlt sich beschissen an. Natürlich möchte ich, dass er wieder glücklich ist. Aber ich denke schon oft daran, wie es wäre, wenn Mom nicht gegangen wäre. Wenn sie noch bei uns leben würde. Ich denke oft an sie. Du weißt, wie sehr sie mich mit Klavier gequält hat. Ich habe sie gehasst für ihren Ehrgeiz. Aber ohne sie wäre ich heute nicht so gut. Ich hätte niemals den Steinway-Preis gewonnen. Würde nicht Konzerte spielen beim Musikfestival. Und du weißt, was mir das Klavierspielen bedeutet. Es ist mein Leben. Für mich ändert sich alles, wenn ich spiele. Ohne das Klavier wäre mein Leben ein Irrtum. Verstehst du das?

» Manou:

Ich versuche es. Und ich spüre es, wenn du spielst. Du veränderst dich, wenn du spielst. Es ist, als würdest du deine eigene Wahrheit finden.

» Marie-Lin:

Hör auf, so eine Scheiße von dir zu geben. Du verstehst nichts von Musik. Meine Mom hat uns beide tierisch genervt. Uns alle! Dich, meinen Vater und mich. Ich liebe sie. Aber ich bin megafroh, dass sie die Ex von meinem Vater ist. Sie ist es zu Recht! Nein, es ist gut so. Ehrlich, ich schätze ihre Abwesenheit sehr!

» Manou:

Auch wenn du sie vermisst …

» Marie-Lin:

Wer sagt, dass ich sie vermisse?

» Manou:

Ich!

» Marie-Lin:

Ach ja! Und woher willst du das wissen? Kannst du vielleicht in meinen beschissenen, durchgeplanten Kopf gucken? Hast du einen Screenshot meiner Gefühle und Gedanken?

» Manou:

Komm, sei ehrlich. Ich spüre doch, dass es dir im Moment nicht gut geht. Ich habe dich heute gehört auf der Schultoilette. Du hast geweint.

» Marie-Lin:

Und tschüss! Ich will nicht darüber reden. Ich melde mich später bei dir. Ich muss los.

» Manou:

Ok. Mal wieder typisch. Kaum setz ich mich kurz auf die Bettkante deiner Seele, und schon ist Schluss bei dir. Bloß niemanden zu nahekommen lassen. Die perfekte Marie-Lin weint natürlich nicht. Sie doch nicht! Sie hat immer alles im Griff. Na klar. Aber soll ich dir mal was sagen: Zur Wahrheit gehören immer zwei. Und einer ist der, der sie ausspricht. Und ich weiß, dass etwas mit dir nicht stimmt. Und als deine beste Freundin werde ich nicht einfach zuschauen, wie du unglücklich durch die Gegend rennst.

» Manou:

Soll ich dir noch was sagen? Ich kenne viele perfekte Menschen, und ich mag keinen von ihnen! Also hör auf, perfekt zu sein. Du bist es nicht. Und du sollst es auch nicht sein. Ich liebe dich so, wie du bist. Also lass deine beschissenen Tränen nicht alleine im Schulklo ab, sondern bei mir. Hast du mich verstanden?! Hör auf mit dem Versteckspiel! Ich bin nicht blöd!

» Manou:

» Manou:

Kann ich zu dir kommen?

» Marie-Lin:

Nein. Heute nicht.

» Manou:

Warum nicht?

» Marie-Lin:

Ich kann nicht. Und du musst zum Hockey.

» Manou:

Du bist wichtiger. Du bist das Wichtigste.

» Marie-Lin:

Du bist süß. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen sollte. LIEBE!

» Manou:

LIEBE

» Manou:

Bitte lass uns treffen!

» Marie-Lin:

Nein. Alles ist ok. Ich muss jetzt für Mathe lernen. Und ich habe versprochen, später noch für Ben von oben etwas einzukaufen. Er ist krank. Er kann nicht selber einkaufen. Ich habe es ihm versprochen.

» Manou:

Schon ok. Wenn du es deinem „Freund“ Ben versprochen hast. Wie alt ist er inzwischen?

» Marie-Lin:

Ich glaube, 79. Er ist so irre nett. Keiner kann mir mein nerviges Leben so gut erklären wie er.

» Manou:

BITTE? Sorry, aber ich bin hier der Leben-erklär-Superexperte! Die Lass-mal-machen-Manou! Die, die mit den Gefühlen tanzt! Die Her-mit-den-Tränen-Manou.

» Manou:

OK?

» Marie-Lin:

» Marie-Lin:

Bis später!

» Manou:

Scheiße! Ich dachte, ich könnte dich als Hockey-Ausrede nehmen.

» Marie-Lin:

NEIN! Geh los jetzt. Dein strenger Trainer kollabiert sonst …

» Marie-Lin:

Wusstest du, dass eine normale Milchkuh nur ungefähr 5 Jahre alt wird? Und dass sie die meiste Zeit davon schwanger sein muss, damit ihre Brüste immer schön frische Milch für uns produzieren? Kein halbes Jahr nach der Geburt eines Kälbchens wird sie schon wieder gedeckt. Ihre Kälbchen werden ihr weggenommen. Und warum? Weil wir ihre Milch wollen! Weil wir so gerne Wiener Schnitzel essen! Ich hasse die moderne Landwirtschaft. Ich habe deinem Bruder David zugehört. Er hat einen Vortrag in der Aula gehalten. Über Umwelt, Tierhaltung und was es mit uns macht.

» Marie-Lin:

Er hat erzählt, dass in einigen Gegenden Neuguineas die Bauern ihren Schweinen die Rüssel ein Stück abschneiden. Sie haben danach beim Schnüffeln unglaubliche Schmerzen. Und ohne Schnüffeln haben sie keine Orientierung, und so werden sie total abhängig von ihren fiesen Bauern und laufen nicht davon. Das ist widerlich! Voll fies.

» Manou:

Oh mein Gott! Erzähl mir nicht so einen Mist.

» Marie-Lin:

Das ist kein Mist. Das ist die Wahrheit.

» Marie-Lin:

Die verdammte Wahrheit. Der Vortrag deines Bruders war der Hammer. Wir sind solche Lappen, dass wir das alles ignorieren!

» Manou:

Sind wir nicht!

» Marie-Lin:

DOCH!

» Marie-Lin:

Lass uns was tun. Ab heute ernähren wir uns vegan! Kein Fleisch mehr. Keine Milchprodukte! Lass es uns tun.

» Manou:

Du bist verrückt. Du weißt, dass mein Opa Schlachter war. Er dreht sich im Grab um, wenn er erfährt, dass ich keinen Schinken, kein Steak und kein Schnitzel mehr esse.

» Marie-Lin:

Dein Opa ist seit über 5 Jahren tot. Die Zeiten haben sich geändert. Kapier das doch! Es passt mehr in deinen Kopf als Schule, Hockey und Party. Wir sind es uns schuldig.

» Manou:

Oh Mann, warum musst du immer Stress machen? Chill doch mal. Alles ist gut. Uns geht es gut.

» Marie-Lin:

Dir geht es vielleicht gut so, wie es ist. Aber ich will mehr. Ich will nicht immer danebenstehen und zusehen. Ich will etwas verändern. Mich nervt die Gleichgültigkeit unserer Gesellschaft.Lass es uns versuchen. Und wenn es erst nur die Umstellung unserer Ernährung ist. Bitte!

» Manou:

Wie soll ich Hockey spielen, wenn ich nicht anständig essen darf?

» Marie-Lin:

Ok! Ich lade dich in das neue vegane Restaurant im Lehmweg ein. Es ist so cool. Laktosefrei, glutenfrei, zuckerfrei!

» Manou:

Und auch gleich geschmacksfrei!

» Marie-Lin:

Bitte. Probiere es! Ich zahle!

» Manou:

Ok!

» Marie-Lin:

Wann?

» Manou:

Muss man da reservieren?

» Marie-Lin:

Hör auf, dich lustig zu machen. Ich meine es ernst. Und nein, man muss nicht reservieren. Man geht einfach vorbei.

» Manou:

Ok. Morgen nach der Schule.

» Marie-Lin:

Ich freue mich.

» Manou:

Jens hat mir gestern eine Kette geschenkt! Ein silbernes Herz. Er ist bei uns zu Hause vorbeigekommen. Hat geklingelt. Wir sind in mein Zimmer. „Mach mal deine Augen zu und dreh dich um!“ Und dann hat er sie mir umgemacht. Voll süß! Aber irgendwie weiß ich gar nicht, wie ich damit umgehen soll …

» Marie-Lin:

Bitte?

» Manou:

» Manou:

Ja! Warum hat er das getan?

» Marie-Lin:

… vielleicht weil er dich liebt? Könnte doch sein. Hä? Was stellst du denn für Fragen? Gefühlsdummie!

» Manou:

Es ist keine Frage. Es ist ein Gefühl.

» Marie-Lin:

Ja! Und man nennt das im Volksmund LIEBE!

» Manou:

Hör auf. Du weißt genau, was ich meine.

» Marie-Lin:

Nein! Weiß ich nicht. Verstehe ich nicht. Da kommt der Junge, den du liebst, zu dir nach Hause und schenkt dir ein silbernes Herz. Und du weißt nicht, wie du damit „umgehen“ sollst? Wie wäre es zur Abwechslung mal mit FREUEN!!!!!!

» Manou:

Ja. Du hast recht. Wenn es nur so einfach wäre. Aber ich kann mein Herz nicht anknipsen wie eine Lampe. Den Schalter auf FREUEN umlegen! Auf LIEBE umschalten. Jens und ich sind jetzt seit über zwei Jahren zusammen …

» Marie-Lin:

Ja! Du Glückliche!

» Manou:

Nein, eben nicht. Ich bin nicht glücklich. Als er mir die Kette um den Hals gelegt hat, war es wie eine schwere Last. Ein brennender Schmerz schoss durch meinen Körper. Ein dumpfer Schrei durch meinen Kopf. Ich kann nicht sagen, warum. Ich suche nach dem WARUM, aber ich kann es nicht finden. Ich verachte mich selbst dafür. Jens macht alles richtig. Und trotzdem will ich es nicht. Ich will diese Kette nicht annehmen. Ich will sie vor allem nicht tragen.

» Manou:

Ich kann nicht.

» Marie-Lin:

Liebst du ihn nicht mehr?

» Manou:

Ich weiß es nicht. Alles in mir ist irgendwie kompliziert. Meine Gefühle sind wie ein Puzzle: Alle Teile liegen vor mir, aber ich weiß einfach nicht, wie ich sie zu einem guten Ganzen zusammenlegen soll.

» Marie-Lin:

Mein ganzes Leben ist so – und dabei habe ich nicht mal eine Beziehung. Sei glücklich. Du hast alle Teile auf dem Tisch! Du brauchst nur etwas zu suchen, und alles wird wieder gut. Bei mir fehlen die wichtigsten Teile. Sind einfach nicht da! Weg! Wo soll ich suchen, wenn sie noch nicht einmal da sind? Die LIEBE? Wo ist sie? Wer ist es? Ich bin lost! Du nicht! Freue dich über die Kette!

» Manou:

Ja. Vielleicht hast du recht. Sorry.

» Marie-Lin:

Was hast du Jens gesagt?

» Manou:

Nichts!

» Marie-Lin:

Er schenkt dir ein silbernes Herz, und du sagst nichts?

» Manou:

Versteh mich doch. Ich kann nicht. Ich kann diese Kette nicht tragen. Jedenfalls nicht von Herzen.

» Marie-Lin:

Ach du Scheiße! Na, das wird ja richtig lustig! Wie willst du ihm das bitte erklären? „Sorry, habe sie vergessen umzumachen …“