Maddrax 475 - Ben Calvin Hary - E-Book

Maddrax 475 E-Book

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Auf dem Mond Novis haben sich die Erdbewohner an ihre neue Umwelt gewöhnt und die Bezugsstädte in Besitz genommen. Bislang wurden etwa achttausend Menschen evakuiert, doch dann blieben weitere "Lieferungen" aus. Durch Matthew Drax wissen die Initiatoren von der Zerstörung der Transportplattform auf der Erde, was sie vor ernste Probleme stellt. Denn die Zeit wird knapp und sie brauchen dringend Gehirne für den Mentalschild, da die zunehmend inkompatiblen Messisaner-Hirne rasant ausfallen. Ob ihnen der neue Sicherheitschef auf Novis - Colonel Aran Kormak - helfen kann...?

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Seitenzahl: 141

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die neue Heimat

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Algol/Vodolazhskyi/shutterstock

Autor: Ben Calvin Hary

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5952-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich deren Notlage zu Nutze. Die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später geortet und evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg und trifft dabei auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender. Darum überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

Aus Agartha stoßen die Daa’muren Grao und Ira zu den Gefährten. Als sie von einem Dorf mit überlebenden Artgenossen in Indien erfahren, wollen sie es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO und springt mit Hordelab und den anderen via Sprungfeldgenerator nach Meeraka. In Agartha wird derweil nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform fertiggestellt, mit der Hordelab das Wurmloch bändigen und an jeden beliebigen Ort der Erde versetzen soll, um die Enklaven „einzusammeln“.

Die Evakuierung beginnt und alles läuft – aus Sicht der Initiatoren – gut. Dann jedoch erfahren die Rev’rends davon und sind überzeugt, dass Satan seine Hand im Spiel hat. Sie zerstören die Transportplattform und verursachen eine Entladung, die die vier Gefährten – Matt, Xij, Tom und Hordelab – ohne Erinnerung an verschiedene Ort versetzt. Die ersten drei finden den Weg zurück nach San Antonio, nur Hordelab erlangt sein Gedächtnis nicht zurück und strandet ausgerechnet in Roswell, der Hochburg der UFO-Gläubigen.

Das Wurmloch ist außer Kontrolle, weitere Passagen scheinen unmöglich. Die drei Gefährten suchen Miki Takeo auf, um mit dessen letztem Gleiter die Todeszone und das Wurmloch lotrecht zu durchfliegen. Sie landen auf Novis, wo sie von Aruulas Visionen erfahren: dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte, um an menschliche Gehirne zu gelangen …

Die neue Heimat

von Ben Calvin Hary

Bangen Herzens führte Kilian die beiden Frauen und seine Tochter an den dunklen Fassaden entlang. Schreie hallten durch die nächtlichen Straßen von Novis Prime, verfolgten sie auf ihrem Weg.

„Vorwärts, schnell!“, drängte Kilian und eilte voran. Sie mussten raus aus dieser Stadt! Dorthin, wo keine Unsichtbaren umgingen und Menschen entführten.

„Nein!“, kreischte Eileen plötzlich los. „Ihre Gedanken … sie kommen!“

Kilian fuhr herum. „Leise, verdammt! Willst du –“

Sein Ruf erstarb. Er sah die Barbarenfrau nicht mehr. Aber auch Onya nicht, oder Pliya, die eben noch mit großen Augen auf dem Arm ihrer Mutter gekauert hatte.

Die Gasse hinter ihm war leer!

Wochen später

Ein bewölkter Himmel spannte sich über Novis Prime. Menschen durchstreiften die Hauptstadt des Mondes auf der Suche nach freien Wohnungen oder Möglichkeiten, in der neuen Heimat ein Leben aufzubauen. Unruhig wie ein Getriebener schlich Kilian an ihnen vorüber. Das triste Grau der Häuserwände passte zu seiner Stimmung.

Erschöpft schlurfte er mit abgewetzten Sohlen über den nassen Straßenbelag. Nieselregen ging auf ihn nieder und tränkte seine dünne Jacke, die er an einem der Ausgabeplätze der Initiatoren erhalten hatte. Sein eigenes Hemd trug eine Fremde, der er vorige Woche das Leben gerettet hatte, als er sie aus einem Klärbecken zog.

„Weiter!“, feuerte er sich an. „Nicht aufgeben!“ Die Suche war alles, was ihm blieb. Zumal Sicherheitschef Kumlarzz und seine Leute wenig unternahmen, um ihm zu helfen.

Gesichter tauchten vor Kilian auf, trieben an ihm vorüber und versanken wieder im Trubel. Gespannt musterte er jedes Einzelne, wie er es seit Tagen tat. Sie gehörten Männern und Frauen, Jungen und Alten. Onya oder Pliya waren nicht darunter. Auch Eileen, die irre Barbarin, der Onya sich aus Mitleid angenommen hatte, war nirgends zu sehen.

Ausdruckslose Mienen erwiderten seinen Blick. Nirgends flackerte Erkennen auf. Die Menschen kümmerten sich nicht um ihn. Jeder hing den eigenen Sorgen nach.

Er lehnte sich gegen eine verschlossene Haustür. „Wo seid ihr?“, flüsterte er erschöpft. Wie lange suchte er bereits nach seiner Familie? Tage? Wochen? Das Zeitgefühl ging ihm verloren. Nacheinander hob er die Beine an und massierte seine schmerzenden Knöchel. Die nassen Schuhe schienen Tonnen zu wiegen.

Zum gefühlt hundertsten Mal rief er sich diesen einen, schrecklichen Moment vor Augen. Sah, wie er mit seiner Familie und der Barbarin durch Novis Prime floh und wie sie von einem Augenblick zum nächsten einfach verschwanden. Seither wuchs mit jeder Minute seine Verzweiflung.

Sein Schädel schmerzte vor Schlafmangel und Müdigkeit, doch Ausruhen brachte ihn nicht weiter. Selbst wenn er jede Straße schon ein Dutzend Mal abgesucht und die Bewohner nach seinen Liebsten befragt hatte – er musste weitermachen!

Rastlos und wie in Trance schlurfte er die Innere der beiden Ringstraßen entlang, die das Stadtzentrum von Novis Prime umschloss, stellte sich Fußgängern in den Weg und belästigte sie mit den stets gleichen Fragen:

„Haben Sie meine Frau gesehen?“ und „Das Kind ist drei Jahre alt. Ein hübsches dunkelhaariges Mädchen.“ und „Eine verwirrte Blonde mit Streifenbemalung ist bei ihnen.“

Eileen war ihm eigentlich egal, doch ihr Äußeres mit den charakteristischen Henna-Linien war so auffällig, dass er hoffte, jemand würde sich an sie erinnern. Die einzige andere Frau mit solch einer Zeichnung, die er kannte, war Aruula, die er aus der Klärgrube gezogen hatte. Aber auch sie war nirgends mehr auffindbar.

Kilian bemerkte kaum, wohin ihn seine Füße trugen. Die Häuser glitten wie aufgereiht an ihm vorüber, bis er sich vor einem hochaufragenden, turmartigen Gebäude wiederfand. Kumlarzz’ und Kormaks Amtssitz, das Hauptquartier der Sicherheitskräfte.

Mutlos kaute Kilian auf seiner Unterlippe herum und blickte an der schmucklosen Fassade empor. Sein letzter Besuch in diesem Gebäude lag zwei oder drei Tage zurück. Kumlarzz, der scheidende Sicherheitschef von Novis Prime, würde sich nicht freuen, ihn wiederzusehen. So oft, wie er ihn genervt hatte, hielt der Initiator ihn wahrscheinlich für eine Plage.

Aber was blieb ihm übrig? Er musste nachhaken, wenn er wollte, dass etwas geschah. Zumal er stets mit Ausreden vertröstet wurde.

„Eine Chance gebe ich dir noch, Kumlarzz“, murmelte Kilian im Selbstgespräch und betrat das Gebäude.

Lärm herrschte im fabrikhallenähnlichen Eingangsbereich. Eine Gruppe dunkelgrau uniformierter Menschen – offenbar Untergebene Kormaks – kam ihm auf dem Weg nach draußen entgegen. Ein bärtiger Alter saß in der Hallenmitte gelangweilt in einem offenen Empfangshäuschen aus Glasbausteinen, nahm die Anfragen von Stadtbewohnern entgegen. Die Menschenschlange reichte bis an den Eingang.

Kilian kannte die Geschichten der Hilfesuchenden. Er hatte sie vor dem Empfangsschalter oft genug belauscht. Hauptsächlich waren es Diebstähle und Handgreiflichkeiten, wenn Stadtbewohner aufeinandertrafen, die zuvor unterschiedlichen Stämmen angehört hatten. Und viele, deren Angehörige von Unsichtbaren entführt worden waren. Es waren immer dieselben. Die Initiatoren schienen mit den Ermittlungen nicht weiterzukommen.

Kilian hielt sich nicht mit der Warteschlange auf, sondern lief schnurstracks daran vorbei. Vor einer weiteren Tür, die zu einem Treppenhaus im hinteren Teil des Gebäudes führte, entdeckte er zwei Außerirdische im Gespräch mit einem Initiator; Echsenwesen, die sich in abgehacktem, monotonem Stakkato unterhielten. Ihre dürren Finger zuckten rhythmisch zu jeder gesprochenen Silbe – eine fremdartige Gestik, die sie nur untereinander benutzten. Die Sprache der Reptiloiden klang wirr in Kilians Ohren.

In Anwesenheit von Menschen legten zumindest die Initiatoren Wert darauf, die Sprache des jeweiligen Gegenübers oder zumindest Englisch zu sprechen, sofern sie sie beherrschten. Kilian schätzte das. Er misstraute jedem, den er nicht verstand.

„Kumlarzz!“, rief er dem Initiator entgegen. Der Sicherheitsbeauftragte von Novis Prime war an seinem stets beleidigt wirkenden Gesichtsausdruck zweifelsfrei zu erkennen.

Er wandte den Kopf, als er seinen Namen hörte, und scheuchte die Echsen mit einem Wink davon. „Du schon wieder!“, wandte er sich dann an Kilian. Sein Gesicht blieb maskenhaft. „Wann lernst du, dass unsere Gespräche stets auf die gleiche Art verlaufen? Ich habe keine Zeit mehr für deine unsichtbaren Entführer.“

Kilian schauderte. Kumlarzz sprach und verhielt sich ihm gegenüber wie ein Mensch, doch die Gesten schienen einstudiert und unecht. Hier ein Lächeln, das eine Spur zu breit und zu leblos war. Dort ein Blick, der eine halbe Sekunde zu lange währte. Seine pupillenlosen Riesenaugen machten es nicht besser. Er wirkte unirdisch und abstoßend.

Und er roch seltsam. Nach Teer und abgestandener Luft. Kilian wusste nicht, ob das sein Körpergeruch war oder eine Art Parfum, in das er sich hüllte.

Er schluckte die Abneigung herunter. „Wo sind meine Frau und mein Kind, Kumlarzz?“, rief er, ohne auf die herablassende Begrüßung des Sicherheitschefs einzugehen. „Deine Leute wollten nach ihnen suchen. Du hast es mir versprochen.“

„Siehst du nicht, was hier los ist?“, fragte Kumlarzz im gleichen Tonfall wie zuvor. Ungehalten breitete er die Arme aus.

„Und? Hier ist immer viel los. Du hast trotzdem deine Arbeit zu erledigen!“ Kilian starrte den Initiator verständnislos an. Er war die Ablenkungsmanöver leid.

„Ich bin dabei, das Kommando über die Sicherheitskräfte dieser Stadt auf den neuen Stadtverwalter zu übertragen, diesen Kormak“, erklärte Kumlarzz lakonisch. „Sämtliches Personal wird ausgetauscht und durch deine Artgenossen ersetzt. Da können uns nicht um jeden Vermissten kümmern. Entschuldige mich also …“ Unwirsch wandte Kumlarzz sich ab, um seinem Untergebenen ins Treppenhaus zu folgen.

„Nicht so schnell!“ Herausfordernd drängte sich Kilian zwischen Kumlarzz und die Tür, versperrte ihm den Weg. „Ich will wissen, welche Spuren ihr bislang entdeckt habt!“, verlangte er stur.

„Spuren?“, entfuhr es dem Initiator. Die ausdruckslosen Augen weiteten sich vor Hohn – zumindest empfand Kilian es so. „Es gibt keine Spuren, weil es auch keine Unsichtbaren gibt. Erzähle dein Hirngespinst meinem Nachfolger Kormak. Vielleicht wird er die Suche übernehmen.“

Die Worte waren wie ein Schlag in Kilians Magengrube. Sein Mund fühlte sich mit einem Mal trocken an. Trotz all der Menschen, die jeden Tag von den Unsichtbaren berichteten, wagte es dieser Grauhäutige, von einem Hirngespinst zu sprechen?

„Etwa nach der Übergabe erst?“, entfuhr ihm. „Das kann ja noch Wochen dauern!“

„Bestimmt sogar, wenn du mich weiter aufhältst“, behauptete Kumlarzz. Mühelos stieß er ihn beiseite und langte nach dem Türgriff.

„Warte!“ Unüberlegt ergriff Kilian ihn am Schulterteil der silbergrauen Uniform. Diesmal würde er sich nicht abspeisen lassen!

Da packte ihn jemand von hinten. Vier menschliche Sicherheitsleute – Kilian hatte sie nicht kommen sehen – zerrten ihn von dem Sicherheitschef fort und schleuderten ihn zu Boden. Hart prallte er mit dem Rücken auf die Fliesen. Uniformierte Menschen umringten ihn. Zivilisten starrten in Richtung des Aufruhrs.

Kilian verlor endgültig die Fassung. Die Scham und die Demütigung brannten sich ihm ins Bewusstsein. „Kumlarzz, bleib hier!“, brüllte er. Seine wutverzerrte Stimme klang fremd und hysterisch in seinen eigenen Ohren.

Er stützte sich auf, doch die Stiefelspitze eines der Sicherheitsmänner traf ihn schmerzhaft am Kinn und er sank ein weiteres Mal zurück.

Über die Schulter hinweg gestikulierte Kumlarzz den Sicherheitsleuten. „Entfernt diesen Unruhestifter!“, rief er und verließ das Foyer.

„Zu Befehl!“, bestätigte einer der Sicherheitsmänner, ein gedrungener Kerl mit einem beeindruckenden Schnurrbart. Zusammen mit einem seiner Kollegen packte er Kilian an den Armen und schleifte ihn aus der Halle.

Schreiend trat Kilian um sich. Einige der Hilfesuchenden gingen verlegen auf Abstand. Andere sahen an die Decke oder auf ihre Stiefelspitzen. Niemand kam ihm zu Hilfe. Anscheinend wollte es sich keiner mit den Initiatoren verscherzen.

Vor der Tür warfen ihn die Sicherheitsmänner auf das Pflaster und kehrten ins Innere zurück. Bevor die Tür sich hinter ihnen schloss, drehte sich der mit dem Schnurrbart noch einmal um und musterte Kilian unschlüssig.

„Was willst du noch? Reicht dir einmal verprügeln nicht?“, brüllte Kilian ihn an. Mühsam rappelte er sich auf. Sein Hintern schmerzte vom Aufprall.

Der Mann mit dem Schnurrbart rollte mit den Augen, kehrte dennoch nach draußen zurück und bückte sich zu ihm, sodass ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.

„Hier ist ein Tipp für dich, Bruder“, raunte er ihm zu. „Warte nicht, bis Kumlarzz seinen Arsch bewegt. Sprich den Colonel direkt an.“

Wütend spuckte Kilian auf das Pflaster neben sich. „Kormak? Der arbeitet doch mit Kumlarzz zusammen!“, schimpfte er.

„Noch“, flüsterte der Sicherheitsmann überraschend sanft. „Aber er hat Verständnis für die Sorgen seiner Leute. Anders als diese hartherzigen Initiatoren.“

Er half Kilian auf. Verblüfft ließ dieser es geschehen.

„Der Colonel verlässt das Gebäude nach Dienstschluss über den Hinterausgang“, fuhr der Schnurrbärtige fort. „Versuch dein Glück. Aber komm nicht noch mal zur Fronttür herein.“

„Ich werd’s mir merken“, antwortete Kilian und sah ihm mit großen Augen hinterher, als der Bärtige ins Foyer zurückkehrte.

Die Zelle stank nach mehrfach geatmeter Luft und ungewaschenen Menschen. Schummeriges Licht fiel durch ein winziges Fenster und beleuchtete einen ebenso winzigen Raum: drei Schritte in der Breite, zweieinhalb in der Länge. Das provisorische Gefängnis, in das die Initiatoren sie gesperrt hatten, war zu eng für vier Insassen.

Seit ihrer Verhaftung vor wenigen Stunden1) waren Matt, Xaana, Tom Ericson und Xij Hamlet in einen der Wohncontainer eingepfercht, die einen Großteil der Gebäude des Terraforming-Lagers ausmachten. Ein Teil des Innenraums war mit einem Gitter vom Rest abgetrennt und zur Zelle umfunktioniert. Die „Zellentür“ war ein ebenso engmaschiges Gatter, das mit einer Art Elektro-Vorhängeschloss gesichert war. Zwischen dem Zaun und der eigentlichen Eingangstür des Containers lagen noch einmal vier Schritte.

Missmutig trat Matt an das Gitter und rüttelte zum gefühlt hundertsten Mal daran. Die Maschen federten nach, doch die Befestigungen hielten. Das Gitter war an der Decke und den Wänden festgeschweißt.

„Mit reiner Muskelkraft kommen wir hier nicht raus“, meinte Xaana, die mit untergeschlagenen Beinen neben ihrer Mutter Xij am Boden kauerte und seinem Treiben mäßig interessiert zusah.

„Wenn sie mir wenigstens meine Pistole gelassen hätten!“, knurrte Matt und ließ frustriert das Gitter los. Mit dem Laseraufsatz hätte er die Metallbarriere einfach aufschneiden können. Doch selbstverständlich hatten die Initiatoren sie nach ihrer Festnahme entwaffnet.

„Und mir meinen Kampfstab!“, fügte Xij hinzu und fuhr sich durch das kurze blonde Haar. „Seit Stunden schon sitzen wir hier fest und gehen uns gegenseitig auf die Nerven.“

Sie konnten sich nicht einmal über mögliche Fluchtpläne unterhalten, weil sie nicht wussten, ob sie abgehört wurden. Zwar hatten sie keine Mikrofone oder Kameras entdeckt, aber ein Volk, das Tarnfeld-Generatoren herstellte, war sicher auch imstande, verborgene Lauschanlagen zu installieren.

Ächzend ließ Matt sich neben Xaana und Xij auf den Boden sinken. Sie mussten hier raus, zu Aruula, die sich außerhalb des Camps verbarg und die bei den Initiatoren als tot galt. Und dafür musste er mehr über die Anlage wissen.

„Du hast viel Zeit unter Maltuffs Leuten verbracht, Xaana“, wandte er sich an seine Tochter. „Haben sie dich gut behandelt?“

Xaana nickte, offenbar entspannt. „Maltuff ist ein bürokratischer Jammerlappen, aber kein Ungeheuer. Seine Aufgabe, Novis zur lebenswerten Welt zu machen, geht ihm über alles. Und da er dabei auf meine Hilfe angewiesen ist, ist er um mein Wohlergehen besorgt.“

„Wir werden also von einem freundlichen Kerkermeister festgehalten“, kommentierte Tom sarkastisch und verdrehte die Augen. Er lehnte Matt gegenüber an der Außenwand und steckte die Hände in die Taschen.

Matt ging nicht darauf ein. „Dann kennst du das Lager vermutlich ebenso gut wie mancher Initiator oder Paalusaner“, fuhr er fort.

„Es ist nicht besonders groß“, sagte Xaana. „Schau her.“ Sie benutzte den Finger, um ein langgestrecktes Rechteck auf den staubigen Boden zu zeichnen. „Das ist der ungefähre Grundriss des Lagers“, erklärte sie und tippte auf einen imaginären Punkt in der Mitte des Rechtecks. „Da ist die Steuerungszentrale, dort sind die Wohnräume. Hier, am Rand, ist der Start- und Landeplatz für die Schwebeplattformen. Wir vier sind etwa …“ Ihr Finger wanderte auf die gegenüberliegende Seite des Rechtecks und verharrte dort. „… hier“, schloss sie.

Matt knirschte mit den Zähnen. Das bedeutete, dass sie sich quer durch das komplette Lager kämpfen mussten, um zu den Schwebeplattformen zu gelangen.

Bevor Matt eine weitere Frage stellen konnte, schwang die Außentür auf. Tageslicht flutete den Container und stach ihm in die Augen. Geblendet hob er die Hand vors Gesicht. In Augenblicken wie diesem verwünschte er seine in Agartha verbesserten Augen. Die Orientierung bei Dämmerung bereitete ihm keine Probleme, plötzlich hereinbrechendes Licht hingegen verursachte mitunter Schmerzen.