Maddrax 481 - Lucy Guth - E-Book

Maddrax 481 E-Book

Lucy Guth

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Beschreibung

Wieder geht die Reise ins Ungewisse, für Matt Drax, Aruula und die Initiatorin Scyprana. Ihre Mission ist klar - das Ziel leider nicht. Denn die Pancinowa schützen ihren Planeten gegen Besucher und Invasoren, die durch die Wurmlöcher kommen. Die beiden Transportkapseln werden umgeleitet, an einen Ort, der so gewaltig wie bizarr ist, dass er ein ganz eigenes Universum beherbergt. Eine in sich geschlossene Welt, in der die Neuankömmlinge ganz allein auf sich gestellt sind...

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Seitenzahl: 139

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Sphäre

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Arndt Drechsler

Autor: Lucy Guth

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6648-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson besucht Matt auch die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und verweigert ihm den Peilsender. So überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

In Agartha wird derweil nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden beliebigen Ort der Erde versetzen soll, um die Enklaven „einzusammeln“. Die Evakuierung beginnt und alles läuft gut. Dann jedoch zerstören die fanatischen Rev’rends die Transportplattform. Dabei werden die vier Gefährten – Matt, Xij, Tom und Hordelab – ohne Erinnerung an verschiedene Ort versetzt. Drei finden den Weg zurück nach San Antonio, nur Hordelab strandet ausgerechnet in Roswell.

Das Wurmloch ist außer Kontrolle. Die drei Gefährten durchqueren es mit einem Gleiter und landen auf Novis, wo sie von Aruulas Visionen erfahren: dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte. Können die Kontras weiterhelfen? One befreit drei von ihnen vom Ringplaneten und bringt sie nach Novis, wo Matt & Co. einen Widerstand gegen Colonel Kormak aufbauen.

Von den Kontras werden Matts schlimmste Befürchtungen bestätigt. Auf Terminus erfährt er die Geschichte der Initiatoren: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen Mentalschild, der mit lebenden Gehirnen betrieben wird – nach denen der Messisaner nun die Hirne der Menschen! Doch gleichzeitig erfährt Matt von einer vagen Möglichkeit, die Erde vor dem abstürzenden Mond zu retten! Dazu aber muss er Kontakt zu den Pancinowa auf Cancriss aufnehmen – jenseits des Wurmlochs. Zusammen mit einer Kontra wagen er und Aruula die Reise …

Die Sphäre

von Lucy Guth

Nib ließ ihren Tränen freien Lauf. Dabei musste sie doch stark sein für die Familie – jetzt, da Mutter tot war. Doch hier oben auf dem Dach des Raumschiffwracks würde niemand sie sehen. Nib schluchzte. Wie sollten sie ohne eine Dadra nur überleben?

Ein Zischen unterbrach ihre Verzweiflung. Ihr Kopf ruckte hoch. Sofort kniff sie geblendet die Augen zusammen. Eine silberne Kapsel, die direkt aus der Sonne zu kommen schien, schoss vom Himmel herab und landete in einiger Entfernung.

Neugierig kletterte Nib vom Dach des Wracks und näherte sich vorsichtig dem schmalen, dampfenden Objekt. Es strahlte keine Hitze, sondern Kälte aus! Zaghaft berührte Nib das beschlagene Metall. Da fuhr zischend eine Klappe auf und gab den Blick auf eine reglose Gestalt frei. Nibs Lippen verzogen sich zu einem freudigen Lächeln: „Dadra?“

Kaum dass sie das Wurmloch passiert hatten, ging ein Unheil verkündendes Rütteln durch die Transportkapsel. Im ersten Moment dachte Matthew Drax, ihr Gefährt würde in seine Einzelteile zerbrechen, doch ganz so schlimm war es nicht. Die Erschütterung endete nach wenigen Augenblicken. Matt hätte gern einen Blick nach draußen geworfen, aber die Kapsel, mit der sie das Wurmloch durchflogen, war fensterlos.

Durchflogen? Wahrscheinlich hatten sie das Wurmloch längst passiert und befanden sich nun im Landeanflug auf Cancriss. Siedend heiß fiel Matt ein, dass er sich nicht danach erkundigt hatte, wie sie in fremdem Terrain landen würden. Automatisch mittels Sensoren? Oder mit einem Crash?

Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gebracht, kollidierten sie mit irgendetwas. Der heftige Aufprall brachte die Kapsel ins Trudeln. Matt fühlte sich wie im Schleudergang einer Waschmaschine.

„Was ist los?“, rief Aruula hinter ihm. „Stürzen wir ab?“

Ehe Matt antworten konnte, sackte die Kapsel fühlbar ab und begann noch schneller zu trudeln. „Festhalten!“, rief er überflüssigerweise.

„Was du nicht sagst!“

Ihr Sturz dauerte nur wenige Sekunden, die Matt allerdings ewig lang vorkamen. Dann ließ der Aufschlag die kleine Kapsel erbeben. Das Metall riss mit hässlichem Kreischen an mehreren Stellen; Licht drang durch die Ritzen. Aber wenigstens schienen sie sich bereits in einer Atmosphäre zu befinden, denn die Luft entwich nicht aus dem Innenraum.

Die Kapsel überschlug sich noch einige Male, bevor sie endlich zum Liegen kam. Matt war sofort klar, dass ihr Gefährt nirgendwo mehr hinfliegen würde. Aber immerhin hatten die Gurte gehalten. Außer ein paar schmerzhaften blauen Flecken und Prellungen war die Bruchlandung glimpflich verlaufen.

„Alles okay mit dir?“, fragte er nach hinten, während er sich abschnallte.

„Geht so“, sagte Aruula. Als er den Kopf zu ihr umwandte, sah er eine blutende Schramme auf ihrer linken Wange.

„Ein Metallsplitter“, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte. Sie wischte sich schulterzuckend mit der Hand das Blut weg. „Ist nicht schlimm. Ich hatte Glück.“

„In der Tat. Das hätte auch ins Auge gehen können“, meinte Matt und drückte gegen die Ausstiegsluke, die sich nicht von selbst öffnete. Vermutlich hatte sie sich im Rahmen verzogen. Er stieß seine Beine dagegen.

Doch erst nachdem sich auch Aruula gegen die Luke stemmte, ließ sie sich nach außen drücken, bis sie schließlich abfiel. Diese Kapsel können wir wirklich abschreiben, dachte Matt. Doch das sollte erst mal nicht ihre Hauptsorge sein. Falls alles funktioniert hatte, befanden sie sich auf einem fremden Planeten.

„Wo bei Wudan sind wir hier gelandet?“, sprach Aruula seine Gedanken aus, als sie hintereinander aus den Überresten ihres Gefährts kletterten.

Auf einem Schrottplatz?, dachte Matt. Sie standen in einer Mulde auf Metallresten und Alteisen. Doch als er den Kopf hob, klappte ihm die Kinnlade nach unten. Der Anblick war so betäubend wie bizarr:

Sie befanden sich auf keinem Planeten.

Sondern darin!

Es dauerte Sekunden, bis Matt davon überzeugt war, dass ihn seine Augen nicht narrten. Denn offensichtlich standen sie auf der Innenseite einer riesigen massiven Hohlkugel, die mit Sicherheit einen Durchmesser von mehreren tausend Kilometern hatte.

Im Zentrum befand sich eine kleine weiße Sonne, die die Kugel mit Wärme und Licht erfüllte. Im Bereich zwischen Hülle und Sonne schwebten zahlreiche Raumschiffe unterschiedlichster Form und Größe. Einige schwebten regungslos in der Luft, während sich kleinere, von hier unten nur als schwarze Punkte und Striche zu erkennen, zwischen diesen „Inseln“ hin und her bewegten.

„Was ist das für ein Ort?“, fragte Aruula. Sie klang fassungslos, obwohl auch sie in den vergangenen Monaten mehr und fremdartigere „Teknikk“ zu sehen bekommen hatte als in ihrem ganzen Leben zuvor. Inzwischen sollten sie sich eigentlich an unglaubliche außerirdische Technikwunder gewöhnt haben, doch hier stieß ihre Vorstellungskraft abermals an ihre Grenzen.

„Ich kann auch nur raten“, antwortete Matt. „Ich vermute, wir sind in einer Art Dyson-Sphäre.“

„Eine was?“, fragte Aruula verwirrt.

Matt seufzte und kratzte sich am Kopf. „Das ist nicht einfach zu erklären. Zu meiner Zeit waren diese Dinger noch reine Theorie und nur in einigen Science-Fiction-Filmen zu sehen.“ Speziell erinnerte er sich an die Star-Trek-Folge „Relics“1), in der Scotty auf so einer Sphäre gestrandet war. „Es ist eine Kugelschale, die einen Stern umschließt und so einen künstlichen Lebensraum schafft.“

„Eine Kugelschale?“ Aruula runzelte die Stirn und bückte sich, um den Boden zu untersuchen. „Aus was besteht sie?“

Matt ließ den Blick schweifen. Der Schrott entpuppte sich bei näherem Hinsehen als die Wracks ungezählter Raumschiffe. „Kann ich nicht sagen. Die eigentliche Hülle ist nicht zu sehen. Was wir sehen, scheinen die Überreste von Raumschiffen zu sein.“

Unschlüssig sahen sie sich um. Der seltsame Untergrund erstreckte sich in alle Richtungen. Die gegenüberliegende Seite der Kugelschale war zu weit weg, um Details zu erkennen, und nur als schwarzgraue Fläche wahrzunehmen. Hier und da gab es Einsprengsel in anderen Farben – blau, braun, rot, pink oder gelb. Und an einigen Stellen lag ein grünliches Flimmern über bestimmten Abschnitten.

„Wie hier wohl Gravitation erzeugt wird?“, murmelte Matt fasziniert. Die Anziehungskraft war spürbar stärker als auf der Erde, aber nicht so stark, dass sie unangenehm gewesen wäre. Da die großen Raumschiffe weiter oben problemlos schwebten, ohne irgendwelche sichtbaren Triebwerke einzusetzen, schien die Gravitation dort geringer oder gleich Null zu sein. Die Generatoren, die für Schwerkraft sorgten, mochten an der Außenhaut der Sphäre sitzen.

„Wo ist Scyprana?“, sprach Aruula eine Frage aus, die Matt eigentlich dringender beschäftigen sollte als technische Details. Unwillkürlich zog er den Kopf ein, weil er selbst die Abwesenheit der Initiatorin bislang nicht zur Kenntnis genommen hatte. Er sah sich um, konnte jedoch auf Anhieb die Kapsel der Initiatorin nirgends entdecken.

„Ob wir im Wurmloch getrennt worden sind?“, fragte Matt. Er hatte die mysteriöse Transporttechnik immer noch nicht ganz durchschaut. Was, wenn Scyprana wie geplant ins Cancriss-System transferiert worden war und sie beide an diesen seltsamen Ort? Denn dass dies hier Cancriss war, konnte er beim besten Willen nicht glauben.

Ehe Matt diesen verstörenden Gedanken mit Aruula teilen konnte, hob die Kriegerin warnend eine Hand. Matt kannte diesen Gesichtsausdruck: Sie erlauschte etwas. Ihr Blick ging an Matt vorbei und ihre Stirn legte sich in Falten. Matt drehte sich herum.

Hinter einem rostzerfressenen Raumschiff-Chassis, das wie ein Ausstellungsstück in einem morbiden Museum wirkte, traten mehrere Gestalten hervor. Sie waren pechschwarz und so klapperdürr, dass Matt sie zunächst für Skelette hielt.

Doch nur auf den ersten Blick. Da waren viel zu viele Rippen, die sich seltsam verzweigten, und auch der Schädel hatte nichts Vertrautes an sich: Er war kugelrund, ebenfalls schwarz und wies statt Augen und Nase tiefe rubinrote Löcher auf. Er wurde gespalten durch einen lippenlosen, breiten Mund, in dem winzige spitze Zähne blitzten. In den klauenartigen Händen hielten die Gestalten kurze Knüppel und kleine Messer, an deren Schaft ein rotes Licht glühte.

„Heiliger Bimbam“, entfuhr es Matt.

Die Skelettartigen kamen langsam näher und kreisten sie mit geschmeidigen Bewegungen und völlig lautlos ein. Matt zählte neun von ihnen. Schließlich blieben die Wesen stehen und eines öffnete den breiten Mund. Heraus kamen quietschende Töne, die wie Nägel auf einer Schiefertafel klangen und Matt eine Gänsehaut verursachten.

„Seid ihr friedlich oder bringt ihr Streit?“

Matt traute seinen Ohren kaum. Er verstand diese seltsamen Wesen! Zuerst dachte er, sein im Nacken implantierter Translator hätte die Worte übersetzt – aber woher sollte das Gerät die merkwürdige Sprache kennen? Auf Terminus hatte er diese Spezies nirgends gesehen.

Beim Stichwort „Terminus“ ging ihm auf, dass er den Effekt bereits kannte: So hatte die Translator-Strahlung in Toxx funktioniert!

In plötzlicher Panik durchforstete Matt sein Gedächtnis: Meine Klassenlehrerin in der ersten Klasse? Mein erster eigener Wagen? Mein erster Kuss? Alles noch da. Der Effekt schien zwar so ähnlich wie in Toxx zu funktionieren, allerdings ohne die Nebenwirkung des Gedächtnisverlustes. Ein Blick zu Aruula zeigte ihm, dass sie ähnliche Gedanken hegte.

Ein Translator-System, wie es die Initiatoren nutzten … Waren vielleicht Initiatoren in der Nähe? War das ein weiterer von ihnen gestalteter Mond, auf den man Matt und Aruula umgeleitet hatte? Weil ihre Mission aufgeflogen und der Plan gescheitert waren?

„Seid ihr friedlich oder bringt ihr Streit?“, wiederholte der Skelettartige ungeduldig. Die Knüppel der Fremden hoben sich, ein paar Zentimeter nur, aber deutlich genug, um als Drohung durchzugehen.

„Wir sind friedlich – wir sind nur zufällig hier gelandet“, sagte Matt hastig. „Wir wollten eigentlich nach Cancriss …“

Die Skelettartigen stießen ein schrilles Kreischen aus, das Matt und Aruula durch Mark und Bein ging. Unwillkürlich rückten sie dichter zusammen. Matt griff ans Holster seiner Waffe. Erst nach einigen Sekunden wurde ihm klar, dass die Skelettartigen lachten.

„Nach Cancriss“, kreischte der, der bereits zuvor gesprochen hatte. „Wollten wir das nicht alle?“

Der Stoff an ihrer Wange war weich, und wohlige Wärme umgab Scyprana. Zunächst dachte sie, dass sie sich in ihrem Quartier befand. Dann schlugen die Erinnerungen über ihr zusammen: das Zerwürfnis mit Keglsurrn, die Flucht vom Ringmond, die Transportkapsel außer Kontrolle, der harte Aufprall …

Scyprana riss die Augen auf und setzte sich ruckartig auf – was sie sofort bereute. Ein stechender Schmerz schoss ihr durch den Schädel und ihr wurde wieder schwarz vor Augen. Aufstöhnend ließ sie sich zurücksinken auf die weichen Kissen, die ihr Trost zu spenden schienen.

Die Mission, fiel ihr ein. Wo sind die beiden Menschen? Doch sie fühlte sich schwach. Sie musste langsam machen, wenn sie vorankommen wollte. Sie atmete langsam und tief ein und aus, bis sich das Wummern in ihrem Kopf etwas beruhigt hatte und ihre Glieder nicht mehr zitterten. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen.

Scyprana starrte an eine hohe, aus Metallplatten zusammengesetzte Decke, an der zahlreiche Kabel verliefen – ein Anblick, der nicht zu dem gemütlichen Lager passte, auf dem sie lag. Sieht aus wie eine Lagerhalle, dachte sie irritiert.

„Dadra“, flüsterte eine zarte Stimme in einiger Entfernung, wurde aber sofort von Tuscheln zum Schweigen gebracht.

Scyprana überkam ein ungutes Gefühl. Sie wurde beobachtet! Langsam – und nun viel vorsichtiger – richtete sie sich auf. Sie befand sich wirklich in einer weitläufigen Halle, doch es schien eher eine Maschinen- als eine Lagerhalle zu sein. Mehrere Container standen herum, deren Inhalt sie nicht erkennen konnte. Sonst war es jedoch aufgeräumt und leidlich sauber.

Wenige Schritte vor ihrem Lager – ein rundes, mit vielen Decken und Kissen ausstaffiertes Bett – stand eine Gruppe von Fremdwesen und starrte sie an. Sie hatten türkisblaue Haut und waren humanoid. Zwei große hellblaue Augen beherrschten die rundlichen Gesichter mit den kugelförmigen schwarzen Nasen und kleinen Mündern mit feinen Lippen. Sie hatten verschiedenfarbige Haare – blond, schwarz und rotbraun entdeckte Scyprana –, die so aussahen, als seien sie bereits seit längerer Zeit nicht gewaschen worden. Alle trugen weite graue, sackartige Kleidung.

Die Wesen schienen sich in unterschiedlichen Altersstadien zu befinden. Ein paar hatten fast die Größe von Scyprana, wenn auch ihre Statur eher stämmig und gedrungen war. Ein paar waren nur halb so groß. Zwei waren so klein, dass sie von Größeren auf den Armen getragen wurden, ein paar andere schon etwas größer, standen aber noch recht unsicher auf den pummeligen Beinen. Eins dieser Wesen machte nun ein paar tapsige Schritte auf Scyprana zu und streckte die Ärmchen nach ihr aus. „Dadra“, flüsterte es, und der Ausdruck in seinen Augen und seiner Stimme war eindeutig sehnsüchtig.

Als hätte es damit ein Signal gegeben, bewegten sich auch zwei andere auf das Bett zu, murmelten „Dadra“ und wollten nach Scyprana fassen.

Eigentlich war Scyprana nicht der ängstliche Typ, doch dieses Szenario hatte etwas Unheimliches an sich. Scyprana zog reflexartig die Beine an den Körper und rutschte nach hinten, weg von den tastenden Fingern.

Eines der größeren Wesen sprang vor und schnappte sich das Kleine, das vorgelaufen war.

„Halt, ihr macht ihr Angst“, sagte es streng. Die Stimme – wohl von einem Translatorprogramm übersetzt – klang hell und jugendlich, und eindeutig weiblich und befehlsgewohnt. „Sie ist noch sehr schwach und muss sich ausruhen. Genron, Shakay, nehmt die Kleinen mit und gebt ihnen etwas zu essen.“ Zwei der Großen traten vor und nahmen die Kinder an die Hand. Das Mädchen gab das Kleine, das sie selbst eingefangen hatte, an ein anderes Wesen weiter und setzte sich vorsichtig zu Scyprana aufs Bett. Während sich die anderen langsam und mit sichtlichem Bedauern zurückzogen, lächelte das Mädchen, das halblange, rotblonde Haare hatte, Scyprana schüchtern an.

„Es tut mir leid, dass die Kleinen etwas stürmisch sind. Unsere Mutter – Dadra – ist vor kurzem gestorben und sie leiden sehr darunter.“ Das Mädchen blinzelte, als sich seine großen blauen Augen mit Tränen füllten – diese Wesen zeigten emotionale Rührung wohl ähnlich wie die Menschen. Es wischte sich mit den Fingern über die Augen. „Wir vermissen unsere Dadra schrecklich“, sagte es entschuldigend.

„Das … tut mir leid“, sagte Scyprana. Sie war unsicher, was außer der Bekundung von Mitgefühl von ihr erwartet wurde, also schwieg sie vorsichtshalber.

„Ich bin Nib“, sagte das Mädchen nach einigen Momenten des Schweigens. Abwartend und gleichzeitig auffordernd sah sie die Graue an.