Maddrax 497 - Ben Calvin Hary - E-Book

Maddrax 497 E-Book

Ben Calvin Hary

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Beschreibung

Der Scheinplanet
von Ben Calvin Hary

Das Verhältnis der Kasynari zu dem Erdmenschen Matthew Drax war schon immer von Feindseligkeit und Misstrauen geprägt. Nun aber treten zwei von ihnen vor den Tiefen Rat, die in Matts Gedächtnisprotokollen Unglaubliches entdeckt haben: Der Mensch hatte offenbar vor vielen Jahren Kontakt mit einem Wesen, über das die Kasynari dank einer genetischen Sperre nicht mit Fremden reden können. Wenn seine Erinnerungen der Wahrheit entsprechen, ändert das alles!
Sie holen Maddrax auf den Ringmond, um ihn einem Gehirnscan zu unterziehen - ein riskanter Eingriff. Aber wohl die einzige Chance, Feindseligkeit und Misstrauen für immer aufzugeben ...

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Seitenzahl: 137

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Der Scheinplanet

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: orin, adike, Albert Russ/shutterstock

Autor: Ben Calvin Hary

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7616-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die verschiedene Spezies durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren. Matt und der Initiator Hordelab reisen zur Erde, um hochstehende Enklaven zu evakuieren, begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson. In Agartha wurde nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden Ort der Erde versetzen kann. Dann jedoch zerstören fanatische Rev’rends die Plattform. Dabei gerät das Wurmloch außer Kontrolle; Hordelab wird ohne Erinnerung von den anderen getrennt. Die durchqueren das Wurmloch mit einem Gleiter und erfahren auf Novis, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle ist. Sie suchen Hilfe bei den Kontras und bauen gleichzeitig den Widerstand gegen Aran Kormak auf, einem machtgierigen Colonel von der Erde.

Matt erfährt die Geschichte der Initiatoren: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen mit Gehirnen betriebenen Mentalschild. Aber es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss Matt Kontakt mit den Pancinowa aufnehmen. Auf deren Planeten Cancriss trägt er seine Bitte vor – der unter der Bedingung entsprochen wird, vor Ort Aruulas Lauschsinn zu erforschen. Sie willigt ein, wird aber später durch die Telepathin Eileen ersetzt.

Matt kehrt auf die Erde zurück, wo Xij die geniale Idee hatte, mit der Klontechnik der Erd-Hydriten genügend Gehirne zu züchten! Da greift Colonel Kormak die Siedler und Rebellen an, scheitert aber. Die Initiatoren nehmen Xijs Idee dankbar an und eine Expedition startet, um die Rettung der Erde vorzubereiten. Dazu müssen sie ein Radioteleskop finden, dessen Schüssel ein Wurmloch von ausreichender Größe erzeugen kann. Sie finden es in New Mexico und beginnen mit den Arbeiten, während das nahe Sub’Sisco von Lavadrachen angegriffen wird. Mit Mühe gelingt es ihnen, einen Durchbruch in der San-Andreas-Spalte zu schließen.

Kormak plant seine Flucht von Novis. Um Verwirrung zu schaffen, sabotiert er die gerade errichtete Klonfabrik der Hydriten und will mit dem Transferturm auf einen der anderen Monde wechseln – wird aber in einer Wartungskammer eingesperrt.

Der Scheinplanet

von Ben Calvin Hary

„Dies ist kein Platz für Verräter!“, rief Justipluu und richtete die Waffe auf die Eindringlinge. Grimmige Wut klang aus seiner Stimme.

Rankiir hob die Arme und zeigte ihm die leeren Handflächen. „Wir sind unbewaffnet. Lass uns ziehen“, sagte er.

„Wir haben wichtige Informationen über Maddrax“, pflichtete Wozguzz ihm bei. „Wissen, das alles verändern kann. Der Tiefe Rat hat ein Recht, es zu erfahren.“

„Das Gremial wird sich freuen, diese Informationen zu erhalten“, sagte Justipluu kalt. „Aber aus dem richtigen Mund – nämlich aus meinem! Ihr werdet mir euer Geheimnis doch nicht etwa vorenthalten?“ Er gab seinen Wachen einen Wink und ließ die Kontras ins Verhörzimmer abführen.

Rankiir setzte sich kaum zur Wehr, als die Sicherheitsleute ihn und seinen Kollegen Wozguzz ergriffen. Die Wut lähmte nicht nur seine Zunge. Es war ein Skandal. So konnten die Linientreuen doch nicht mit ihnen umspringen! Die Zukunft dieses Sonnensystems stand auf dem Spiel. Der Tiefe Rat und Inchorla mussten erfahren, was er und Wozguzz herausgefunden hatten.

Rankiirs Blick eilte durch die prunkvolle Eingangshalle, suchte nach Unterstützern oder Zivilisten, die sie um Hilfe anflehen konnten. Doch es war sonst niemand hier.

Die Linientreuen trugen die silbergraue Kluft der Sicherheitsabteilung. Sie waren zu dritt: zwei Wachmänner der unteren Rangstufe und ihr Anführer.

Als Rankiir sich zaghaft aufbäumte, versetzte ihm einer der Sicherheitsmänner einen Faustschlag gegen den Hals und drehte ihm mit einem geübten Griff den Arm auf dem Rücken. Schmerz explodierte in Rankiirs Kehle und Schulter, doch kein Schrei drang aus seinem Mund. Er röchelte nur noch.

Anders Wozguzz. Der trat weiter um sich. „Sie verstehen nicht!“, brüllte er. „Wir haben das Recht, hier zu sein!“

Der zweite Wachmann überwältigte ihn mit einem lässigen Handkantenschlag und zwang ihn ebenfalls in den Sicherheitsgriff. Und er brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm den Unterarm auf den Mund presste.

„Bleiben Sie ruhig“, verlangte Justipluu, der Anführer des Trupps und ein alter Bekannter. Der Ex-Mediator des Gremials war der „Mann fürs Grobe“ im Dienst des Gremiators Niavko.

Seine Anwesenheit hatte Rankiir verblüfft. Was bei allen Mondenmachte Justipluu hier, noch dazu in dieser Kleidung? Welchem Zweck diente diese Maskerade? Wenn die Uniform auf Justipluus derzeitige Position hinwies, hatte er einen bemerkenswerten Rangabstieg hingelegt.

Der Ex-Mediator verschränkte die Arme. Feindselig verkündete er: „Ihr seid Kontras. Abtrünnige. Was ließ euch glauben, dass ihr unbehelligt durch das Eingangsportal des Regierungspalastes spazieren könnt?“

Er stellte sich vor Wozguzz und tastete ihn von Kopf bis Fuß ab, offenbar auf der Suche nach Waffen. Danach tat er dasselbe bei Rankiir.

Als er über die Brusttasche von dessen Overall strich, hielt er inne. „Was haben wir denn hier?“, fragte er und griff ihm in die Tasche. Als er die Hand herauszog, umfasste sie einen Datenkristall. Er streckte ihn ins Kunstlicht und betrachtete ihn.

Rankiir schluckte. Die Informationen, die Justipluu mit diesem Datenträger an sich nahm, waren sensibel und hatten in den falschen Händen nichts verloren. Außer dem Gremialsleiter Inchorla traute er keinem zu, sie sinnvoll einzusetzen.

Was tun?, überlegte er fieberhaft. Ob sie Justipluu in ihre Erkenntnisse einweihen sollten? Wenn es gelang, ihn von der Wichtigkeit ihres Hierseins zu überzeugen, würde er von einer Festnahme vielleicht absehen und das Richtige tun.

Gespannt musterte Rankiir das Gesicht seines Gegenübers, studierte dessen verkniffene Mundwinkel und versuchte ihn einzuschätzen.

Nein!, entschied er spontan. Justipluus Loyalität galt Niavko, das wusste jeder. Und der war ein Hardliner. Das Risiko, dass er das erhaltene Wissen missbrauchen würde, um seinem Freund politisch den Rücken zu stärken, war zu groß.

„Auf diesem Speicher befinden sich der Grund unseres Besuchs sowie unsere Aufenthaltserlaubnis für das Hauptquartier“, antwortete er stattdessen und bemühte sich, gefasst zu klingen. „Wenn Sie ihn Inchorla vorlegen, wird er erkennen, dass wir nicht hier sind, um Schaden anzurichten.“

„Das werde ich entscheiden“, behauptete Justipluu und steckte den Kristall ein. „Nachdem ich überprüft habe, was sich darauf befindet.“

„Hier liegt ein Missverständnis vor!“, rief Wozguzz, als der Linientreue den Unterarm von seinem Mund nahm. „Wir dürfen uns hier aufhalten. Prüfen Sie die Erlaubnis auf Rankiirs Speicherkristall!“

Doch alle Argumente fruchteten nicht. Geschwächt ließen sich Rankiir und Wozguzz aus dem Foyer zerren und durch eine gläserne Tür in einen hellerleuchteten Gang führen.

Justipluu lief gemächlich hinter ihnen her. Er lachte verächtlich, schien sich über sie lustig zu machen. „Das Missverständnis liegt auf Ihrer Seite. Haben Ihre Erzeuger Ihnen nicht beigebracht, dass man sich nicht blindlings in die Fänge seiner größten Gegner begibt?“

Rankiir presste die Lippen aufeinander. Auch wenn er nicht mit einem warmen Empfang im Hauptquartier der Linientreuen gerechnet hatte – warum war Justipluus Trupp nicht über ihr Kommen informiert? Immerhin lag ihre Erlaubnis, bei Inchorla vorzusprechen, schon seit längerem vor. Außerdem war ihnen der Rat nach ihren zurückliegenden Taten, die sich als hilfreich für die Kasynari erwiesen hatten, gnädig gestimmt. Es ergab keinen Sinn.

Unerbittlich trieben die Sicherheitsleute sie vorwärts.

Rankiir stellte allen Widerstand ein. Die anderen waren ihm körperlich überlegen, und er hatte keine Kampfausbildung genossen.

Kräfte sparen!, dachte er und hoffte, dass Wozguzz zum gleichen Schluss gelangte. Womöglich brauchten sie die Energie für einen späteren Fluchtversuch, sollte sich das als notwendig erweisen. Aufmerksam sah er sich um und prägte sich den Weg ein, den sie nahmen.

Die Linientreuen leiteten sie auf einen Gang, unter dessen Decke ein Förderband an einer Schiene entlangführte. Es stand still. Leere Greifer hingen in regelmäßigen Abständen davon herab.

Wie jeder Kasynari wusste Rankiir natürlich, dass die Haken dem Transport der Zerebraleinheiten zum Prozessorraum dienten – ein euphemistischer Begriff für die körperlosen Köpfe von Wesen, die sie auf den Monden Messis und Novis ernteten.

Die Wächter führten ihre Gefangenen eine Rampe hinab und wechselten das Stockwerk. Die unterirdischen Etagen der Gremial-Zentrale unterschieden sich vom Erdgeschoss und den darüberliegenden Sohlen. Hier unten waren die Korridorwände in dunklem Grau gestrichen.

Anstelle der Förderbänder entdeckte Rankiir Kabelkanäle aus perlweißem Kunststoff, in denen wohl Daten- und Energieleitungen zum Prozessorraum verliefen. Gespinstartige Bauten kleiner Raubinsekten klebten in den Winkeln neben Stahlbetonträgern, auf denen die Decke ruhte. Es roch nach Schimmel.

Rankiir schluckte. Zwar kannte er sich im Regierungssitz seines Volkes nicht besonders gut aus. Doch er war in der Hauptstadt aufgewachsen, weshalb ihm der Grundriss vertraut war. Dies musste der Weg zum Gefangenenbereich sein. Ihm schwante Übles.

Nach ungezählten Schritten erreichten sie eine massive Stahltür, die sich selbsttätig vor ihnen öffnete. Rankiir wurde losgelassen und erhielt einen Stoß. Ungalant stolperte er in den Raum. Wozguzz widerfuhr dieselbe Behandlung.

Die Wachen blieben draußen zurück. Nur Justipluu begleitete sie durch die Tür.

Im Inneren sah sich Rankiir von einer gemütlichen Einrichtung überrascht. Tropische Pflanzen wuchsen in hölzernen Kübeln und spendenden Behaglichkeit. An der Stirnwand standen elegante Sitzmöbel mit grau-gelb karierten Sitzpolstern aneinandergereiht.

Ihnen gegenüber hing ein großformatiger Bildschirm, auf dem sich wechselnde Naturszenen abspielten: Einer Waldkulisse folgte die Impression einer Sandwüste, ersetzt von der Brandung eines Ozeans die Dünen. Die Aufnahmen stammten von sämtlichen Monden des Systems.

Erleichtert ließ Rankiir die Schultern sinken. Hatte er sich in Justipluu getäuscht, seine Motive falsch eingeschätzt?

„Kein Gefängnis? Keine Folterkammer?“, fragte er argwöhnisch.

„Ein Wartezimmer“, antwortete Justipluu.

„Und worauf warten wir?“ Nervös blickte Rankiir auf den Chronographen, der über dem Eingang hing und desinteressiert vor sich hin tickte. Die Kontras hatten keinen festen Termin mit Inchorla vereinbart, dennoch hatte er das Gefühl, dass sie Zeit vergeudeten. Justipluu hielt sie auf.

„Das kommt darauf an, was Sie beide mir zu sagen haben. Setzen Sie sich.“ Er schob Rankiir vor sich her und bugsierte ihn zu einem der Stühle. Grob stieß er ihn hinein.

Als er sich Wozguzz zuwandte, hob dieser abwehrend die Arme, schritt voran und ließ sich freiwillig auf einem leeren Platz neben Rankiir nieder. Demonstrativ verschränkte er die Arme.

Justipluu wirkte zufrieden. „Ich frage Sie erneut: Was haben Sie hier zu suchen?“

Rankiir lehnte sich zurück. Er hatte keine Lust, sich auf ein solches Gespräch einzulassen und von diesem Handlanger aus undurchschaubaren Gründen ausbremsen zu lassen.

„Weiß Teviel, dass wir hier sind?“, forschte er einer Eingebung zufolge nach. „Was wird der Chef der Sicherheit wohl mit Ihnen anstellen, wenn er erfährt, dass Sie uns gegen unseren Willen festhalten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er über Ihr Vorgehen informiert ist.“

Kopfschüttelnd winkte der ehemalige Mediator ab. Die Frage schien ihn zu amüsieren. „Was mein Vorgesetzter weiß oder auch nicht, geht Sie nichts an, Kontra“, antwortete er.

Er beugte sich zu Rankiir hinab, sodass ihre Gesichter nur eine Handbreit voneinander entfernt waren. Sein Atem roch nach kürzlich verzehrten Torfwürmern. Das Essen armer Leute.

„Sie wissen offenbar, wer ich bin?“

Rankiir betrachtete sein Gegenüber abschätzig. Die Uniform wirkte neu und noch nicht eingetragen. Aus einem Holster, das an einem Gurt um seine Schulter baumelte, ragte der Griff eines Elektroschockers. Diese Waffen waren schmerzhaft, aber nicht tödlich. Ihr Einsatz erforderte nur eine geringe Sicherheitsstufe.

„Offenbar ein niederrangiger Offizier, der seine Kompetenzen überschreitet“, sagte Rankiir mit gespielter Gelassenheit. Unbewusst strich er über die Armlehnen des Stuhls und ignorierte den entsetzten Blick, den Wozguzz ihm von der Seite zuwarf.

Justipluus Gesicht verwandelte sich in eine Fratze der Wut. Offenbar hatte Rankiir einen wunden Punkt getroffen.

„Ich verlange, dass man Inchorla von unserer Anwesenheit unterrichtet“, setzte er sofort nach. Es galt, seinem Widersacher keine Zeit zum Nachdenken zu lassen.

Offenbar jedoch hatte er Justipluus Selbstkontrolle unterschätzt. Der beruhigte sich und machte einen Schritt rückwärts.

„Sie verlangen gar nichts“, verkündete er unaufgeregt. „Stattdessen berichten Sie mir, was Sie zu sagen haben. Ich entscheide dann, ob ich den Gremialsleiter damit behellige.“

Rankiir seufzte. Er begriff nicht, was im Kopf seines Gegenübers vorging. Welchen Erfolg versprach sich Justipluu davon, den Mittelsmann zwischen ihnen und dem Tiefen Rat zu spielen? Sein Verhalten war so idiotisch, wie sein Auftreten überheblich war.

Nachdrücklich erklärte Rankiir: „Inchorla ist auf diese Information angewiesen. Bei allen Monden, unser ganzes Volk benötigt dieses Wissen. Es geht um Matthew Drax, es geht um den Mentalschirm und um den Feind.“

„Und was könnten diese drei Dinge auch nur im Entferntesten miteinander zu tun haben?“

Fassungslos klappte Rankiir den Mund auf und wieder zu.

„Wir haben keine Zeit für solche Spielchen! Rufen Sie Inchorla!“, ergriff Wozguzz das Wort.

„Sie mögen keine Zeit haben“, antwortete Justipluu bedauernd. „Ich dagegen kann warten. In einer Zirko bin ich wieder hier. Bis dahin werden Sie sich überlegen, ob Sie mit mir kooperieren oder nicht.“

Mit diesen Worten wandte er sich von ihnen ab und verließ den Raum. Die Tür schloss sich automatisch hinter ihm. Laut klackend fuhr der schwere Metallbolzen ins Schloss, als er sie verriegelte.

Ratlos und betroffen blieben die beiden Kontras im Wartezimmer zurück. Sie waren eingesperrt, und Rankiir hatte keine Ahnung, was sie erwartete.

Novis Prime

Im Hauptverwaltungsgebäude der novischen Hauptstadt herrschte Aufruhr. Ärmlich gekleidete Menschen standen in langen Schlangen vor Schaltern aus spiegelndem Speckstein und versuchten, sich und ihrem Anliegen mit lautem Geschrei Gehör zu verschaffen.

Kasynarische Beamte huschten zwischen den Leuten hindurch und transportierten Aktenstapel zu ihren Kollegen, die hinter den Tresen Dienst taten.

Palusaanische Söldner flankierten die Flügel des Eingangsportals. Wann immer ein Neuankömmling das Gebäude betrat, begrüßten sie ihn mit übellaunigen Grimassen, bevor sie ihn nach dem Grund seines Hierseins befragten und mit knappen Gesten auf die einzelnen Warteschlangen verteilten. Das Foyer galt seit Kormaks Entmachtung als Anlaufpunkt für alle, die etwas von der Stadtverwaltung wollten.

Matthew Drax stand mit seiner Gefährtin Aruula unbeachtet inmitten des Treibens und kam sich verloren vor. Er presste die Hände auf die Ohren. Der Lärm hallte hart von den polierten Wandverkleidungen wider. Das Foyer hatte eine entsetzliche Akustik.

„Was nun?“, rief Aruula über den Krach hinweg. „Wie finden wir jemanden, der uns den Zutritt in den Transferturm ermöglicht?“

Matt überlegte. Bislang hatte er so weit nicht gedacht. Der eigentliche Grund ihrer Mission nahm ihn ganz in Anspruch und raubte ihm die Aufmerksamkeit für Details.

Er rekapitulierte. Die Klonfabrik auf Novis war nach dem Siragippen-Attentat1), hinter dem Colonel Kormak vermutet wurde, erfolgreich angelaufen und würde die Initiatoren künftig mit Gehirnen für ihren Prozessorraum versorgen. Tom Ericson und Xaana waren vor Ort geblieben, um die Menschen zu betreuen, die sich freiwillig für das Klonen gemeldet hatten.

Matt und Aruula mussten sich derweil um ein anderes, beunruhigendes Problem kümmern. Die Schwarmintelligenz One hatte herausgefunden, dass die Herren des Ringplanetensystems ihr Raumfahrtprogramm nicht eingestellt hatten, wie sie behaupteten. Sie hielten Sie sich die Option für weitere Menschenernten offen – und das auf der Erde! Was einer Invasion gleichkäme.

Matt konnte es kaum fassen. Schon wieder wurden sie von den Kasynari, die sich großspurig „Friedenswahrer“ nannten, betrogen. Schon die Tatsache, dass man ihre Erinnerungen manipuliert hatte, um die Gehirnernte auf Messis zu verschleiern, war der Beziehung beider Völker nicht zuträglich gewesen. Was kam wohl als nächstes? Dass sich auch die Geschichte vom „Juwel im Inneren“ als Lüge herausstellte?

Matthew Drax war rechtschaffen sauer, und er würde den Tiefen Rat zur Rede stellen.