Maddrax 525 - Oliver Müller - E-Book

Maddrax 525 E-Book

Oliver Müller

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Beschreibung

In der Nähe von Independence, Missouri wurde eine Westernstadt aus einer Parallelwelt herüberversetzt. Matt, Aruula und Rulfan geraten nach ihrer Landung mit einer Banditenbande aneinander, die ihnen weit mehr zu schaffen macht als vermutet. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht, und es braucht mehr als eine Laserpistole und eine Handvoll Coiins, um das Rätsel zu lösen!

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Glorreichen Drei

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Oliver Müller

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9316-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde …

Matt und Aruula ahnen nichts vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System und dass Colonel Aran Kormak mit seiner Flucht zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat. Sie entdecken fünfzig Kilometer durchmessende Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind und in deren Zentrum es eine Verbindung beider Universen zu geben scheint. Um die Areale aufzuspüren, nutzen sie ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk. Mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo überwinden sie den Pflanzenwall, begleitet vom Sauroiden Ydiel, der mit einer Stadt intelligenter Saurier-Nachfahren in Yucatán, Mexiko auftauchte.

Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem zeitreisenden Archivar namens Patrem regiert wird, der in Agartha ein neues Machtzentrum errichten will. Doch auch das Königreich im Himalaja wurde in eine Parallelwelt versetzt. Patrem kommt ums Leben; zurück bleibt seine BagBox mit gefährlichen Artefakten. Matt will sie im Hort des Wissens deponieren.

Da taucht Kormak auf und stellt die Gefährten bei Nürnberg zum Kampf. Dabei wird Ydiel von einer Artefaktwaffe auf Insektengröße verkleinert. Kormak kann entkommen, die Suche nach ihm muss abgebrochen werden, als ein weiteres Areal erscheint: die Stadt Coellen (Köln) – und mit ihr Rulfan und der irre Professor Dr. Smythe! Die Freude über das Wiedersehen mit dem in ihrer Welt verstorbenen Freund währt nur kurz, denn Smythe kommt frei, kann aber gestoppt werden. Rulfan schließt sich den Freunden an. Kormak nimmt derweil Kontakt zu den Reenschas in Glasgow auf, wird deren Chefexekutor und greift den Hort des Wissens an, scheitert aber und wird von seinen neuen Verbündeten in den Kerker geworfen.

Inzwischen wächst Ydiel unter der Obhut einer alten Drakullin – eine ebenfalls reptiloide Spezies – langsam wieder zu seiner ursprünglichen Größe heran. Als sie stirbt, will Ydiel ihr Dorf am Kratersee aufsuchen. Matt und Aruula fliegen ihn mit dem Gleiter hin – und geraten selbst in eine Anomalie, die sie ins Jahr 1971 zurückversetzt und auf Perry Rhodan treffen lässt. Dank eines Archivars gelangen sie zwar zurück in ihre Zeit, verlieren aber die Erinnerung an dieses Abenteuer.

Stattdessen müssen sie erleben, wie Aran Kormak mit einem Ballon aus der Festung der Reenschas flieht – und mit dem Miniaturisierer verkleinert wird! Fast zeitgleich gelingt auch Smythe die Flucht aus Coellen, mit der Hilfe von Rulfans Frau Maleen. Oder stirbt er im Dornenwall?

Die Glorreichen Drei

von Oliver Müller

Independence, Missouri

„Lasst mich endlich hier raus! He, hört ihr nicht, ihr Schweinehunde?“

Sheriff Robert Morrison gähnte herzhaft und schob den Stetson zurück, mit dem er sich die Augen bedeckt hatte. Der Hut half ihm leider nur bedingt gegen die Belästigung, die der momentan einzige Gefangene in der Zelle verursachte – aber er verbarg zumindest Jason Mortons hässliche Verbrechervisage vor ihm.

Einen Augenblick überlegt Morrison ernsthaft, diesem Schreihals den Stetson ins Maul zu stopfen, verwarf den Gedanken aber wieder. Die Kopfbedeckung gehörte zu ihm wie der Sheriffstern. Ohne sie war er nicht vollständig bekleidet. Und außerdem würde es eh bald mit Morton vorbei sein.

„Lasst mich raus!“, brüllte Morton so laut, dass man es wahrscheinlich bis Oklahoma hören konnte.

Morrison nahm die Füße vom Schreibtisch und setzte sich gerade hin. Die Sporen an den Stiefeln klirrten, als er sie auf den Boden brachte. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war also eh schon etwas spät für ein Mittagsschläfchen. Und das Verbrechen schlief ja auch nie.

Leider. Dann wäre es wenigstens mal still.

„Ihr könnt mich nicht in dieser Zelle verrotten lassen!“, beschwerte sich Morton erneut lautstark.

„Halt endlich dein Maul!“, antwortete ihm eine andere Stimme, um keinen Deut leiser. Seinem Hilfssheriff Will Kane ging der Lärm also ebenso auf den Zeiger. Alles andere hätte Morrison auch gewundert.

Apropos Zeiger – Morrison zog seine Taschenuhr hervor. Kurz vor fünf am Nachmittag. Zeit für einen Rundgang durch die Stadt. Seine Ohren würden es ihm danken.

Er stand auf und verließ das Büro. Als er durch die nur angelehnte Tür kam, nickte Kane ihm zu. „Ich mache meine Runde, Will. Schätze, bin in etwa einer Stunde zurück.“

„Alles klar.“

Morrison trat dicht an die Zelle heran, achtete jedoch auf ausreichend Abstand, damit ihn der Gefangene nicht mit einem schnellen Griff durch die Stäbe erwischen konnte. Ein schmerzhafter Vorfall in jungen Jahren hatte ihn diese Lektion gelehrt.

Jason Morton umklammerte die Eisenstäbe und sah den Sheriff wütend an. „Du Bastard!“, spie er aus. „Lass mich hier raus. Oder du wirst es bereuen.“

Morrison lachte auf. „Besser wäre es, wenn du bereust, Jason. Würdest du nicht solchen Krach machen, könntest du hören, dass sie draußen schon an deinem Galgen zimmern.“ Mortons Gesicht gefror zu einer erschreckten Grimasse, was Morrison erneut auflachen ließ. „Viel Zeit bleibt dir also nicht mehr, deine Sünden zu beichten“, fuhr er fort. „Soll ich dem Reverend Bescheid sagen?“

Der Gefangene stieß eine ganze Reihe wilder Flüche los, wobei die Angabe des Orts, in den der Sheriff sich den Pfaffen stecken solle, noch zu den harmloseren gehörte. Dem Gesetzeshüter war’s egal. Er nickte Will Kane noch einmal zu, tippte sich an die Krempe seines Stetsons und trat auf den Stepwalk vor dem Office.

Er ließ den Blick über die Straße schweifen. Alles war so ruhig, wie er es in seiner Stadt mochte. Solange das Auge des Gesetzes über sie wachte, würden die braven Bürger von Independence in Frieden leben können.

Morrison ging, sich in der Mitte der staubigen Straße haltend, an den Holzhäusern vorbei. Hin und wieder grüßten ihn entgegenkommende Menschen, was er mit einem knappen Nicken oder einem angedeuteten Gruß erwiderte.

„Na, sind Sie auf Ihrem Rundgang, Sheriff?“, stellte ihm der alte Franklin vor seinem Geschäft die immer gleichlautende Frage.

„Wie jeden Tag“, antwortete Morrison wie stets.

„Dann können wir uns ja sicher fühlen“, beendete Verkäufer das Gespräch auf die ebenfalls gleichbleibende Art.

Tatsächlich war es heute sehr ruhig auf den Straßen. Aber es war ja auch noch früh. Wenn die Trunkenbolde erst mal aus dem Saloon kamen oder sich jemand dort beim Pokern betrogen fühlte, dann konnte es schnell anders aussehen.

Außerdem war da noch die Morton-Bande. Nur weil jetzt einer von ihr im Jail saß, hieß das noch lange nicht, dass sie kein Unwesen mehr treiben würde. Eher im Gegenteil. Da war man in den eigenen vier Wänden besser aufgehoben als draußen auf der Straße. Nur den Saloonbetrieb würde das vermutlich nicht beeinträchtigen.

Morrison blickte auf. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie er am Stadtrand angekommen war. In dieser Richtung lag nichts mehr außer den ausgedehnten Weiden der Rancher.

Er warf einen Blick in die Ferne, als ihm auf einmal schwarz vor Augen wurde. Seine Knie gaben nach und er taumelte. Was war denn los mit ihm? Ein Schwächeanfall? Alles drehte sich um ihn, und er stürzte zu Boden.

Doch genauso schnell, wie sie gekommen war, verging die Schwäche wieder. Auch sein Sehvermögen kehrte zurück. Obwohl …

Morrison stutzte. War es nicht plötzlich viel dunkler als noch vor wenigen Sekunden? Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, doch das Dämmerlicht blieb. War er für Stunden bewusstlos gewesen? Das war doch nicht möglich!

„Verdammt noch eins“, fluchte er. „Was ist hier los?“

Er hatte keine Antwort erwartet und erhielt auch keine. Stattdessen tanzten auf einmal Lichter über den Abendhimmel. Sie erstreckten sich von Horizont zu Horizont und wechselten zwischen Grün, Blau und Violett. Gleichermaßen fasziniert als auch besorgt betrachtete er das Phänomen.

Dann riss er sich von dem Anblick los. Wenn er wirklich länger bewusstlos gewesen war, dann musste er schnell zurück in die Stadt. Er hatte Will gesagt, dass er nicht länger als eine Stunde wegbleiben würde.

Es wird schon nichts passiert sein, versuchte er sich zu beruhigen.

Er meinte bei diesem Gedanken zwar vornehmlich Independence, aber auf gewisse Art und Weise auch sich selbst. Was geschehen war, war mehr als seltsam. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er war doch kerngesund! Zumindest hatte er das bisher angenommen.

„Sheriff! Sheriff!“, riss ihn eine aufgeregte Stimme aus den Grübeleien.

Mehrere Bürger von Independence kamen ihm entgegen. Er kannte sie alle mehr oder weniger, den vorneweg Eilenden aber ganz besonders gut.

„Was ist denn los, Billings?“, fragte er ihn.

„Wir haben Sie schon gesucht, Sheriff!“ Bei diesen Worten deutete Billings zum Himmel. „Haben Sie so was schon gesehen? Die Lichter waren ganz plötzlich da, wie hingezaubert!“

„Gleich nachdem wir wieder zu uns gekommen sind“, ergänzte ein anderer.

Die Worte alarmierten Morrison. „Was sagst du da? Als ihr wieder zu euch gekommen seid?“, hakte er nach.

Der Mann nickte, wie auch das halbe Dutzend, das ihn begleitete. „Wir müssen bewusstlos gewesen sein. Wie sonst ist zu erklären, dass es plötzlich schon Abend ist?“

Morrison nickte nachdenklich. Also war nicht nur er ohnmächtig gewesen, ohne sich wirklich daran zu erinnern, sondern die ganze Stadt! Die Sache wurde immer unheimlicher.

„Sheriff, was ist da passiert?“, verlangte Billings zu wissen. „Was ist los in Independence?“

Morrison sah ihn ratlos an. Was sollte er sagen? Er wusste ja selbst nicht, was geschehen war. „Leute, ich weiß es nicht“, gestand er. „Aber ich werde es herausfinden“, schob er schnell nach, um die Bewohner zu beruhigen.

Er forderte sie auf, nach Hause zu gehen. Zögerlich fügten sie sich. Sein Wort hatte Gewicht. Auch er ging weiter und war froh, als er sein Office erreichte.

Über dem Golf von Mexiko

Matt sog scharf die Luft ein. Als Aruula ihm einen besorgten Blick vom Copilotensitz her zuwarf, deutete er stumm auf die Anzeige des Satellitenradars.

„Was ist los?“, fragte Rulfan aus dem hinteren Bereich.

„Ein weiteres Areal“, erklärte Aruula knapp.

Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Selbst Rulfan, der das Auftreten dieser Phänomene nicht von Beginn an miterlebt hatte, wusste mittlerweile, dass ein neues Parallelwelt-Areal fast immer auf eine Bedrohung hinauslief.

Der neue Rulfan stammte ja selbst aus einem der stets von einem meterhohen Pflanzenwall hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Gebiete.

Der neue Rulfan. Matt ärgerte sich über den Gedanken. Er war ungerecht. Dieser Rulfan war nicht „neu“. Es war derselbe Mensch, auch wenn er aus einer anderen Realität und Zeit kam. Genauso könnte Rulfan ihn und Aruula als „untot“ bezeichnen, denn in seiner Welt waren sie schon vor langer Zeit ums Leben gekommen.

„Wo liegt das Gebiet?“, riss Aruula ihn aus seinen Gedanken.

„In Missouri, nördlich von hier – gar nicht so weit entfernt“, sagte Matt und nahm bereits eine Kurskorrektur vor. Es war klar, dass sie der Sache auf den Grund gehen würden.

Nach dem Abschied von Ydiel waren sie von Yucatán aus in Richtung Meeraka geflogen. Er hatte Miki Takeo versprochen, den Gleiter für eine Generalüberholung nach Sub’Sisco zu bringen; jetzt war die Gelegenheit dazu – gewesen. Das neue Parallelwelt-Areal ging natürlich vor.

„Es gibt bisher keine Anhaltspunkte, die voraussagen könnten, wann und wo der nächste Weltentausch stattfindet?“, wollte Rulfan wissen.

„Leider nein. Es ist immer noch ein Reagieren und kein Agieren. Hoffen wir, dass Worrex in der Domäne mehr darüber herausfindet. Ich bin mir fast sicher, dass die Archivare irgendwie damit zu tun haben. Dass wir schon drei von ihnen begegnet sind, kann kein Zufall sein.1)“

„Wie lange brauchen wir diesmal?“, fragte Rulfan.

Matt warf einen Blick auf die Distanzanzeige. „Ich würde sagen, nicht mehr als drei Stunden. Wenn nichts dazwischen kommt.“

Eine seltsame Mischung aus Neugierde und Sorge hatte ihn gepackt. Eine Steampunk-Welt, Dinosaurier, eine moderne Inquisition, Römer und wilde Hydriten, Lavadrachen in der Vulkaneifel, intelligente Taratzen, die Titanic … was stand noch alles auf der Liste der unglaublichsten Geschehnisse?

Eine ganze Menge, fürchte ich …

Matt sollte sich nicht geirrt haben. Als sie das fünfzig Kilometer durchmessende Areal erreichten und in großer Höhe überflogen, blickte er fasziniert auf den Bildschirm, der ihnen zeigte, was für ein Szenario inmitten der Dornenhecke entstanden war.

Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert, dann war sich Matthew sicher gewesen, welche Epoche der Weltgeschichte unter ihnen lag. Es war eine typische Westernstadt, wie es sie im neunzehnten Jahrhundert überall in den Vereinigten Staaten gegeben hatte. Zu seiner Zeit, also vor „Christopher-Floyd“, waren davon nur Geisterstädte übrig geblieben.

Danach sah es hier nicht aus. Es war eindeutig zu erkennen, dass die Stadt bewohnt war. Die Gebäude befanden sich in einem guten Zustand. Sie waren fast alle aus Holz, keines davon mehr als zweigeschossig. Er sah die typische Mainstreet, die sich durch die Mitte der Stadt zog, einen Saloon, ein Hotel, eine Bank. Das höchste Bauwerk war ein hölzerner Wasserturm, der etwas außerhalb stand.

Matt flog in einer weiten Kurve um die kleine Stadt herum und betrachtete dabei fasziniert, was die untere Kamera heranzoomte. Dabei ließ er den Gleiter etwas absinken, was ihm einen warnenden Blick von Aruula einbrachte. „Sicherheitsabstand einhalten!“, sagte sie. In dieser Beziehung waren sie vorsichtig, seit sie über Yukatán abgeschossen worden waren.

„Es ist niemand auf den Straßen zu sehen“, erwiderte Matt. „Vielleicht haben die Bewohner sich nach dem Übergang in ihre Häuser verkrochen.“

„Denkst du, sie haben schon mitbekommen, dass sie aus ihrer Welt herausgerissen wurden?“

„Unwahrscheinlich“, sagte Matt. „Der Dornenwall ist fünfundzwanzig Kilometer entfernt, man kann ihn von hier aus nicht einmal sehen. Bis jemand zu Pferde darauf stößt, wird es wohl noch etwas dauern. Aber natürlich haben sie die Nordlichter bemerkt.“

„Vermutlich gab es auch einen Zeitsprung“, ergänzte Rulfan, der den Weltenwechsel aus eigener Erfahrung kannte. „Das müsste die Leute ganz schön verwirrt haben. Vielleicht halten sie es für Hexerei.“

Matt lachte kurz auf. „Wir sind im Wilden Westen gelandet, nicht im Mittelalter. Magie war zu dieser Zeit kein Thema mehr.“

„Apropos ‚gelandet‘“, fuhr Rulfan fort. „Nehmen wir Kontakt auf?“

„Klar“, sagte Matt. „Wir müssen die Leute schließlich darüber aufklären, was mit ihnen passiert ist. Außerdem kommt es nicht oft vor, dass man Historie auf diese Art erleben kann.“ Als Kind war er zwar kein großer Westernfan gewesen, wohl aber sein Vater Simon, und so war er zwangsläufig damit aufgewachsen. Faszinierend war die Situation auf jeden Fall.“

„Welche Gefahr geht von den Dörflern aus?“, fragte Aruula weit nüchterner.

Matt kramte in seiner Erinnerung. „Revolver, einfache Gewehre, Messer“, zählte er auf. „Ich kenne diese Epoche aus etlichen Dokumentationen und Filmen. Zwar gab es auch schon Maschinengewehre und Kanonen, aber nur beim Militär. Die einfachen Bürger besaßen höchstens Handfeuerwaffen und Gewehre und waren friedlicher, als Filme und Computerspiele es darstellten.“ Er klopfte auf seine Waffe an der Hüfte, eine Kombination aus Pistole und Laserwerfer. „Damit sind wir den hiesigen Waffen weit überlegen und werden uns im Bedarfsfall Respekt verschaffen.“

„Wir sollten trotzdem nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern uns erst mal umsehen“, schlug Rulfan vor. „Um herauszufinden, wie die Stimmung der Leute ist, und ob sie die Wahrheit verkraften.“

Matt nickte. „Einverstanden. Ich wollte ohnehin erst mal in diese Vergangenheit hineinschnuppern.“

Sie hielten Ausschau nach einer geeigneten Stelle, um den Gleiter zu landen.

„Wie wäre es dort?“, rief Rulfan wenig später und deutete durch das Cockpitfenster auf eine kleine Schlucht, etwa zwei Kilometer außerhalb der Stadt.

„Guter Platz“, bestätigte Matt und steuerte den Einschnitt an. Dort würde der Gleiter vor neugierigen Blicken verborgen sein.

Sanft setzte er auf. Als sie den Gleiter verließen, bemerkten sie, dass es bereits dunkler wurde. Umso besser; die einbrechende Nacht würde ihnen zusätzlich Deckung geben.

Ein Problem war ihr Aufzug. Denn weder Matts uniformähnlicher Zweiteiler als auch Aruulas spärliches Outfit passten in diese Epoche. Allein Rulfan würde eventuell noch als Trapper durchgehen in seiner Lederkleidung. Matt hoffte dafür noch eine Lösung zu finden, sonst würden sie sich im Verborgenen halten müssen.

Sie waren seit etwa zehn Minuten unterwegs, als Aruula plötzlich stehenblieb und sich hinhockte. Sie winkte die Männer näher zu sich heran. „Seht mal“, sagte sie und deutete auf den Boden. „Was hat das zu bedeuten?“

Matt sah im Dämmerlicht einen weißen Strich, der irgendwie nicht hierhin zu passen schien. Er wirkte zu … Matt suchte das passende Wort, fand es aber nicht wirklich. Zu gerade? Zu sauber?

Er ging neben Aruula in die Hocke und wischte über den Strich, entfernte die Erde, die in einer dünnen Schicht darüber lag. Der Boden fühlte sich hart und rau an. War das Beton?

Diesen Baustoff gab es seines Wissens nach schon seit dem 17. Jahrhundert; aber warum hatte man hier offenbar eine Fläche daraus gegossen und mit Strichen bemalt?

„Ich habe keine Ahnung“, gab er zu.

„Hier sind noch mehr davon!“, rief Rulfan, der sich ein paar Meter von ihnen entfernt hatte.

Matt stand auf und ging zu ihm. Tatsächlich sah er in unregelmäßigen Abständen noch mehr dieser Striche. Sie waren unterschiedlich lang und teilweise nur noch rudimentär erhalten. Was bedeuteten sie? Ihm fiel keine logische Erklärung dafür ein.

Leicht unschlüssig ging Matt ein paar Schritte weit bis zu einem Felsen und kletterte darauf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.

Was er sah, ließ die Verwirrung nur noch größer werden. In gut zehn Metern Entfernung sah er eine weitere lückenhafte Markierung, die im Gegensatz zu den anderen in einem Halbkreis geschwunden war, der dann gerade wurde und an einen waagerechten Strich grenzte. Kein Zweifel, das war eine „2“! Er wies seine Begleiter darauf hin.

„Und was heißt das jetzt?“, fragte Aruula.

„Leider noch immer keine Ahnung.“

„Dann sollten wir unsere Zeit nicht daran verschwenden und weitergehen“, meinte sie daraufhin. „Es wird langsam dunkel.“