Magische Märchen vom Bodensee Band 2 - Martina Meier - E-Book

Magische Märchen vom Bodensee Band 2 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Vor langer, langer Zeit lebte im Konstanzer Trichter ein ganz besonderer Fisch, denn er hatte Schuppen aus purem Gold. Wenn er sich bei Sonnenschein an der Wasseroberfläche zeigte, konnte sich kaum ein menschliches Auge von ihm lösen. Im ganzen Land erzählte man sich, dass der Fisch Mädchen und Jungen, die ihn erblickten, so in seinen Bann ziehen könne, dass sie ihm freiwillig in den See folgen und niemals wieder auftauchen würden. Eines Tages kam ein Jüngling nach Konstanz, der aus einem weit entfernten Land stammte und dort von dem wunderlichen goldenen Fisch im Bodensee gehört hatte. …

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Magische Märchen vom Bodensee

Band 2

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2022 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2014.

Titelbild: Heike Georgi

ISBN: 978-3-86196-322-6 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-093-3 - E-Book

*

Inhalt

Erinnerungen

Das Bodensee-Pferd

Der Kobold und der Fisch

Die unheimlichen Seealgen

Die Rettung des Königs

Gerdas Angriff

Der kleine Wassermann

Der geheimnisvolle Fisch

Drei Schwestern

Liebe im Atlantik

Der goldene Fisch des Bodensees

Das Abenteuer beim Schlittschuhlaufen

Der goldene Fisch

Die goldenen Zwillingsfische

Wie viel kostet eine Freundin?

Der verzauberte Prinz

Abenteuer im Bodensee

Die Elfe der Prinzessin

Ungeheuer Schaumel vom Bodensee

Felix und der wunderliche Fisch

Der Riesenwels

Der verfluchte Bodensee

Die kleine Meerjungfrau Anna

Die Bodenseehexe

Die verzauberte Forelle

Auf Schatzsuche

Der Wunsch

Die verschollene Prinzessin

Der böse goldene Fisch

Eine neue Welt

Wie der Drache eine Freundin fand

Weihnachten am Bodensee

Das Wrack

Elfen auf der Insel Mainau

Salit im Konstanzer Trichter

Das Geheimnis des goldenen Fisches

Das Märchen vom Bodensee

Wie ein Mädchen im Bodensee verschwand

Die Abenteuer von Dakka

Ein gewagter Rettungseinsatz

Badesee Bodensee

Der unglaubliche Jüngling Leopold

Meerjungfrauen am Bodensee

Das Turnier

Der Tauchgang im Bodensee

Die Verwandlung

Der Traum vom Bodensee

Die Legende vom goldenen Fisch

Außergewöhnliche Begegnung

Die versunkene Stadt im Bodensee

Die Insel der Verschleppten

Leon, Laura und der Fisch

Die geheime Insel

Der besondere Stein

Das Unterwasserschloss

Der mächtige Zauber

Die drei Wünsche

Die unbekannte Hübsche

Leon und die Kobolde

Anton, der Hai

Die Unterwasserwelt

Das Bodensee-Abenteuer

Ein abenteuerlicher Urlaub

Allein im Bodensee

Der Bodensee und das große Geheimnis

Goldstein erlebt ein Abenteuer

Drei Wünsche

Von Gesang und Liebe

Das magische Abenteuer

Der Fischer Markus

Marie und die Menschen von Rodenbärg

Die Heldentat

Das Unterwasserrestaurant

Der Spion vom Bodensee

Wer zuletzt lacht, lacht am besten

Die Lunes und der Kristall der Meere

Ausflug in eine andere Welt

Die Meerjungfrauen

Gestalten

Seiner Macht beraubt

Der Glitzerfisch

Zara und Pablo

Die Legende des Bodensees

Die Burg und der furchtbare Zauber

Liebe in anderen Welten

Das traurige magische Volk

Der Tauchwettbewerb

*

Erinnerungen

Wenn in den frühen Morgenstunden der Nebel über dem Bodensee zusammenzieht und der Sonne gespenstische Schwaden entgegenzeichnet, bildet sich meist ein Tropfen Tau an den zarten Blättern der Iris, welche ihre Blüten in den blassen bis kräftigen Farben von Blau zu Violett dem Osten zuwendet. Meist unbeachtet steht das kleine Wunder am Uferrand und niemand blickt auf seine Ansiedlungsgeschichte zurück, welche sowohl Schmerz als auch Liebe birgt.

Es war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich der Sohn einer Gräfin und eines Kaufmanns im Morgengrauen von Paris aufmachte, um wohl einem ähnlichen Wunder wie dem am Bodensee beizuwohnen. Doch sein eigentliches Ziel war Bern, um dort das neue Wundermittel gegen Bronchitis vorzustellen: die Wurzel der Iris.

Nach einer dreitägigen Reise kehrte er in das kleine Örtchen Konstanz ein, um Rast zu machen. Er besichtigte das Dorf um den Marktplatz herum. Wenn er gewollt hätte, hätte er Handel betreiben können, da seine Sprachkenntnisse in Deutsch hervorragend waren. So kam es, dass er an einem kleinen Blumenständchen in ein Gespräch mit einer Apothekerin verfiel. Diese hatte wunderschöne grüne Augen, wallendes rotes Haar, welches liederlich mit einem Band zurückgebunden war, und eine engelsgleiche, ruhige, aber auch impulsive Stimme. Wenig später stellte sich heraus, dass sie den Namen Elis trug. Sie zweifelte an der hustenlösenden Wirkung der Iriswurzel. Daher wollte sie den Beweis oder den Samen. Der Reisende namens Cielle gab nach und überreichte ihr den Samen, da die möglichen Nebenwirkungen noch nicht nachgewiesen waren und er niemandem schaden wollte. Die Zeit verstrich und er blieb in Konstanz bei Elis, um seine Liebende nicht allein zu lassen. Sie wussten, dass ihre gemeinsame Zeit wertvoll war, und verbrachten zahlreiche schöne Stunden miteinander. Doch irgendwann musste er gehen, und so kam es, dass er seine Elis am Morgen des 28. März 1868 ohne ein Abschiedswort zurückließ. Was er in diesem Moment allerdings nicht wusste, war, dass sie ihm bald ein Kind schenken würde.

In Bern vertrieb er dann nicht die Iris, sondern den Eisenhut als in kleinen Dosen angewendetes Husten- und Fiebermittel und es war ein Erfolg. Doch der Gedanke an Elis bereitete ihm großen Schmerz. Erst recht, als er ein Briefchen von ihr erhielt, in dem sie ihm die Geburt seines Sohnes mitteilte.

Da Cielle wusste, dass er Elis und seinen Sohn niemals wiedersehen würde, brachte er sich mit der Einnahme einer Überdosis Eisenhut im Zweifel um seine Geliebten selbst um.

Jedoch hatte er zwischenzeitlich große Berühmtheit erlangt und die Nachricht seines Todes verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Der Bote brachte die Nachricht auch in die nun vergrößerte Stadt Konstanz. Elis erfuhr natürlich ebenfalls davon. Trauer um ihre große Liebe und den Vater ihres Sohnes brach in ihr aus.

Die Samen der Iris hatte sie noch aufbewahrt, um eine Erinnerung an ihn zu behalten. Elis beschloss, die Samen bei einem langen Spaziergang an der Bodensee-Westseite zu verstreuen. Als sie dann an einem kleinen Ufer angekommen war, setzte sie sich an den Rand des Wassers und weinte bitterlich. Keiner weiß, was in jener Nacht genau geschehen ist. Dennoch ward sie nie mehr gesehen.

Dies ist die traurige Geschichte zur Ausbreitung einer anmutigen, wunderbaren Blume, welche doch eine gewisse Melancholie versprüht. Eben eine Erinnerung an ein Ende, welches aus Verzweiflung resultiert …

Celin Wisbereit (15) aus Schkeuditz / Deutschland

*

Das Bodensee-Pferd

„Und Ramia soll wirklich ein Springpferd werden?“ Fragend ließ Frau Adler ihren Blick über die Papiere schweifen.

„Ja, ihr Vater war ein berühmtes Springpferd und ich denke, Ramia hat diese Gabe auch!“, antwortete Herr Gabler.

Es war ein Dienstag in den Ferien und auf die Insel Mainau im Bodensee wurde ein neues Pferd gebracht. Es kam in ein Gestüt, in dem man Pferde ausbildete. Dieses neue Pferd namens Ramia sollte einmal ein Springpferd werden, obwohl es richtig wild und gefährlich war.

„Na dann … also … ich hole schnell Finn, den Stallburschen! Ähm, er bringt Ramia dann in den Stall!“, stotterte Frau Adler verblüfft.

Kurze Zeit später führte Finn den wilden, aber eleganten Rappen in den Stall. Ramia tänzelte und riss immer wieder den Kopf hoch. Es war ihr anzusehen, dass die Ausbildung kompliziert werden würde.

Kaum war sie in ihrer Box, fing sie auch schon an zu steigen. Ramia verdrehte die Augen und wieherte aus Leibeskräften.

Frau Adler, die sich immer noch mit Herrn Gabler unterhielt, meinte dazu: „Sie können sich drauf verlassen, dass das Pferd noch normal wird!“

Herr Gabler sagte: „Gut! Vielleicht hilft Ihnen ja folgende Geschichte:

Eines Abends, als Sonja, Ramias frühere Besitzerin, mit Ramia am Bodensee spazieren ging, bekam sie plötzlich einen Herzinfarkt und starb. Daraufhin war Ramia so traurig, dass sie versuchte, sich zu ertränken. Sie schmiss sich ins Gewässer des Bodensees und versuchte, sich unter Wasser zu halten, doch sie schaffte es nicht. Eine Träne kullerte aus ihren Augen und Ramia sah ihr Spiegelbild an. Das konnte nicht wahr sein. Sonja, die so lange für sie gesorgt hatte, war tot. Abermals sah der edle Rappe sein Spiegelbild an und erblickte das qualvolle Gesicht. Da bemerkte sie die Augen, sie waren glanzlos und spiegelten alle Erinnerungen mit Sonja wider. Sie nahm sich von nun an vor, Sonja zu vergessen und sich einen neuen Besitzer zu suchen. Doch sobald sie wieder ihr Spiegelbild sah, sah sie auch Sonja, wie sie lachte und tanzte. Nie wieder blickte sie in das Gewässer des Bodensees und nie wieder wollte sie in die Nähe des Wassers kommen.

Erst nach 13 Tagen wurde Ramia gefunden. Es war schrecklich, denn sie war abgemagert und glanzlos. Aber das Schrecklichste war, dass sie wild geworden war. So wild, dass niemand in ihre Nähe kommen konnte. Jetzt wusste jeder, dass Sonja, die alle für verrückt gehalten hatten, Ramias Leib und Seele gewesen war.

„Ich weiß nicht, ob dieses Märchen wirklich stimmt, aber ich glaube schon daran! So, jetzt muss ich aber los!“ Ohne ein weiteres Wort stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.

Frau Adler schüttelte den Kopf und sah ihm hinterher. Was für ein Mann!

„Ramia scheint richtig wild zu sein! Du, Lucia, lässt die Finger von diesem Pferd! Hast du mich verstanden?“, schimpfte Frau Adler beim Abendessen.

Lucia, eines der drei Kinder, nickte. „Ja!“

Lucia war pferdeverrückt und freundete sich mit jedem neuen Pferd an. Schade war nur, dass die allermeisten Pferde den Hof wieder verließen, wenn ihre Ausbildung zu Ende war. Familie Adler besaß selbst nur zwei Pferde: Finja, einen Fuchs, und Pauli, einen Apfelschimmel.

„Gut, Kinder. Ihr geht euch jetzt bitte fertig machen und dann ins Bett!“ Frau Adler fing an, den Tisch abzuräumen. Lucia, Julia und Nico gingen murrend aus der Küche. Frau Adler schaute zu ihrem Mann und meinte: „Lorenz, ich muss mit dir reden!“

In dieser Nacht konnte Lucia nicht schlafen. Was sollte an diesem Pferd so anders sein? Dieser Gedanke ließ sie einfach nicht mehr los! Als es auf ihrem Wecker 23:19 Uhr war, schlug sie ihre Decke zurück und stieg aus ihrem Bett. Danach zog Lucia ihre Jeans und ihre Strickjacke über ihren Schlafanzug und schlich sich aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und durch den Flur. Leise schloss Lucia die Haustür hinter sich und lief auf Zehenspitzen zum Stall hinüber. Als sie den Stall betrat, zog sie die verschlafenen Blicke der Pferde auf sich. „Schlaft weiter“, flüsterte Lucia. Sie ging von Box zu Box und blieb schließlich stehen. Dort stand sie, Ramia. Die Stute, die so wild sein sollte. Na ja, das sah man ihr auch an. Aus bösen Augen schaute sie auf Lucia herab, während sie stieg. Nein, das waren keine bösen Augen … das waren ängstliche Augen!

„Brrr, ist ja gut, du bist fein!“, versuchte Lucia sie zu beruhigen. Und es wirkte!

„Sie ist wie Sonja, sie ist …“, dachte Ramia.

Lucia holte das Halfter und führte Ramia heraus aus der Box. Die beiden drehten eine Runde durch die Nacht.

So ging das jede Nacht weiter. Am Tag tat Lucia so, als hätte sie nichts mit ihr zu tun. Ihre Eltern mühten sich ab und hatten nur kleine Erfolge mit ihr. Doch Lucia brachte Ramia sogar ans Bodenseewasser, ohne dass sie scheute. Sie badeten, ritten, sprangen über Hindernisse …

Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden.

Eines Tages erzählte Frau Adler entsetzt: „Was sollen wir tun? Der feine Herr Gabler will sein Pferd nicht mehr zurück!“

Da sagte Lucia kleinlaut: „Mama, wir können Ramia behalten! Ich bin nachts immer heimlich im Stall gewesen und habe mit Ramia viel gemacht, wir sind ein Herz und eine Seele geworden.“

„Was hast du?“, fragte Frau Adler aufbrausend.

Doch Herr Adler unterbrach sie: „Lass doch Lucia! Du hast gehört, wie gut sich die beiden verstehen! Ich denke, wir werden es schon hinbekommen mit Ramia!“

Lucia behielt Ramia und ließ sie (obwohl sie immer noch ein bisschen wild war) gegen nichts und niemanden eintauschen. Sie gewann sogar viele Turniere mit ihr. Und nun hieß Ramia auch das Bodensee-Pferd!

Lisamarie Sauer (11) aus Lengenwang / Deutschland

*

Der Kobold und der Fisch

Es war einmal ein kleiner Kobold, der wohnte auf einem Hügel direkt neben dem Bodensee. Sein größter Traum war es, einmal auf einem richtigen Boot zu fahren. Ob dieser Traum in Erfüllung gehen würde? Dem Kobold machte es auch riesigen Spaß, Fische zu ärgern. Meistens ärgerte er nur immer denselben Fisch. Der hieß Paul. Der Kobold war eifersüchtig, weil Paul so ein schönes, grünlich glänzendes Schuppenkleid hatte.

Eines Tages stand der Kobold wieder auf seinem Hügel und wartete, bis der Fisch vorbei schwamm. Genau da schaute plötzlich ein kleiner Kopf aus dem Wasser. Es war Pauls Kopf.

„Hallo!“, sagte Paul.

„Zisch ab!“, rief der Kobold.

Paul war beleidigt. „Ich wollte doch nur Hallo sagen ...“

Der Kobold lachte, weil er den Fisch mal wieder so sehr geärgert hatte, dass der fast platzte. Er lachte so arg, dass er das Gleichgewicht verlor und ins Wasser plumpste. Platsch, machte es.

„Hilfe, ich kann doch nicht schwimmen!“, schrie der Kobold und ruderte so wild mit den Armen, dass es spritzte.

„Wieso sollte ich dir helfen?“, meinte Paul.

„Bitte, bitte“, gurgelte es aus dem Wasser.

„Nur unter einer Bedingung“, sagte der Fisch langsam. „Wenn du mich dann in Ruhe lässt!“

Kleine Blasen blubberten aus dem Wasser. „Ja, ich verspreche es, blubb, blubb ...“

Aber was war das? Plötzlich spürte der Kobold, wie sich etwas um seinen Fuß wickelte und ihn nach unten ziehen wollte.

„Was ist los?“, wollte Paul erschrocken wissen. Aber er hörte nur ein Gurgeln und Gluckern. Paul blieb nichts anderes übrig. Schnell tauchte er unter. Und da sah er eine Schlingpflanze, die sich fest um das Bein vom Kobold gewickelt hatte. Vom vorlauten Kobold war nichts mehr zu hören, er war schon fast ganz unter Wasser. Da tauchte der mutige Paul schnell auf den Grund des Sees und biss den dicken grünen Stängel durch, obwohl der ziemlich modrig schmeckte.

Geschafft! Paul half dem erschöpften Kobold ans Ufer.

„Danke!“, japste der kleine Kobold mit letzter Kraft.

„Keine Ursache“, meinte der Fisch und reckte noch einmal freundlich seine Flosse aus dem Wasser. Seitdem waren die beiden die dicksten Freunde und besuchten sich jeden Tag an ihrer Lieblingsstelle am See.

Am nächsten Tag fragte der Kobold seinen neuen Freund: „Du kennst dich doch im Wasser so gut aus. Kannst du mich nicht zu einem Boot bringen?“

Der Fisch legte den Kopf schief und meinte dann: „Das ist kein Problem für mich.“

Gemeinsam machten sie sich auf die Suche und warteten an einem Anlegesteg auf den nächsten Dampfer. Als sie den Rauch eines Schornsteins in der Ferne sahen, nahm der Fisch den Kobold auf seinen glänzenden Schuppenrücken und brachte ihn zum Schiff. Unbemerkt von all den Fahrgästen wuselte der kleine Kobold zwischen den wartenden Männern, Frauen und Kindern hindurch und suchte sich ein gemütliches Plätzchen an Deck. Er war überglücklich. Sein größter Traum hatte sich erfüllt: Er war auf einem richtigen Menschenschiff gelandet und besser noch: Er hatte einen echten Freund gefunden.

Der Dampfer tutete zum Abschied, der Kobold beugte sich über die Reling und winkte dem freundlichen Fisch hinterher, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. „Bis bald, mein Freund! Morgen erzähle ich dir, wie meine Reise war!“

Michael Kühnl (9) aus Nördlingen / Deutschland

*

Die unheimlichen Seealgen

Vor 1000 Jahren gab es einen Piraten namens Jack. Jack war erst 25 Jahre alt. Er wollte mit seiner Mannschaft den Bodensee überqueren, aber es herrschte zu dieser Zeit ein Krieg. Jack wusste das, es machte ihm aber nichts aus. Er wollte mit seiner Mannschaft trotzdem über den Bodensee schippern, und er wollte der Einzige sein, dessen Schiff nicht unterging.

Jack zog also mit seinem Schiff in den Krieg. Schon nach zwei Wochen waren über 100 Schiffe untergegangen. Aus seiner Mannschaft war aber noch keiner verloren gegangen.

Es gab ein Geheimnis über den Bodensee, aber niemand kannte es, selbst Jack nicht. Im Bodensee, tief auf dem Grund, gab es riesige und fürchterliche Seealgen. Sie kamen meistens erst hervor, wenn der Krieg mit seinen Seeschlachten die Mitte des Sees erreicht hatte.

Jack und seine Mannschaft waren sehr stark.

In der vierten Woche starben zwei seiner Leute. Der Krieg dauerte nun schon zehn Jahre. Bis dahin war es Jack nicht gelungen, den See zu überqueren.

Nach etwa einem Jahr wurde Jack schwer krank und lag zwei Wochen lang im Bett. Der Krieg war aber noch lange nicht zu Ende. Die ganze Verantwortung hatte nun seine Mannschaft.

Als Jack wieder gesund war, hatte seine Mannschaft inzwischen fünf Leute verloren. Nach weiteren zwei Jahren und sechs Monaten waren über 1.000 Schiffe im Bodensee untergegangen und über 68.000 Leute hatten ihr Leben gelassen. Nach und nach kenterte jedes Schiff.

Nun kamen auch die Seealgen Stück für Stück an die Wasseroberfläche. Als die Piraten sie erblickten, erschraken sie. Die Algen waren bis zu zehn Meter hoch und zwei Meter dick.

Nachdem die Seealgen zwei Wochen an der Oberfläche waren, starben über zehn Leute pro Schiff. Bei Jack passierte es auch. Es wurde immer schwieriger, denn es kamen immer mehr Algen an die Wasseroberfläche.

Nach zwei Monaten waren schon über tausend Seealgen an der Oberfläche. Die Piraten mussten nun aufpassen, dass andere ihr Schiff nicht angriffen, aber sie mussten auch auf die Algen achten.

Es gingen pro Tag sicher zehn Schiffe unter. Jack war sehr erstaunt, dass doch so viele aus seiner Mannschaft starben.

An manchen Tagen waren nicht so viele Seealgen an der Wasseroberfläche, denn sie hatten schon eine große Beute gemacht. An manchen Tagen jedoch kamen viele Seealgen an die Oberfläche. Auf dem Bodensee gab es inzwischen nur noch Jacks Mannschaft: ihn, sein Schiff und zwanzig seiner Leute.

An einem Tag kamen sehr viele Seealgen an die Wasseroberfläche. Eine griff Jack von hinten an und zog ihn ins Wasser. Er ertrank. Jack starb und auch sein Schiff kenterte. Ihm gelang es nicht, den Bodensee zu überqueren. Aber vielleicht liegt sein Schiff noch auf dem Grund. Wer weiß.

Virginia Nawrath (11) aus Wetzlar / Deutschland

*

Die Rettung des Königs

Es war einmal ein Boot am Bodensee. In diesem Boot spielten Lilli und Tom. Sie waren Geschwister.

Plötzlich fing es an zu stürmen und das Wasser stieg immer höher und höher. Dann kam auch noch eine große Welle und das Boot schwamm mit ihnen weg. Als es draußen wieder klarer wurde, versuchten Lilli und Tom eine Lösung zu finden, wie sie wieder nach Hause gelangen konnten.

Da kam auf einmal ein Vogel herangeflogen. Dieser konnte sprechen und sagte: „Ihr müsst drei Missionen schaffen, damit ihr wieder zurück zu eurer Familie gelangen könnt.“

Aber bevor Lilli und Tom mit den Missionen beginnen konnten, versuchten sie erst einmal zu begreifen, wie ein Vogel sprechen konnte, was ihnen nicht gelang. Also fragten sie nach.

Der Vogel fing an zu erzählen: „Ich wurde von einem Zauberer verzaubert und bin in Wahrheit ein Mensch. Vor etwa 25 Jahren wurde auch ich mit meiner Schwester hierher gebracht und leider bezwangen wir die Missionen nicht. Deshalb musste meine Schwester dafür sterben.“

Darum wollte der Vogel Lilli und Tom helfen, damit sie nicht das gleiche unglückliche Schicksal ereilte.

Die erste Mission war, dass sie im Bodensee nach einer roten Schlange suchen mussten. Sie sollten sie töten und in ihrem Inneren nach einem Schlüssel suchen. Durch diesen Schlüssel würden sie die zweite Mission erfüllen können.

Tom beschloss, allein ins Wasser zu springen und die rote Schlange zu suchen. Im Wasser waren lauter farbige Käfer. Tom fand es großartig. Es sah aus, als würden sie einen Weg beschreiben. Insgesamt gab es drei Farben. Die einen waren gelb, die anderen waren blau und der Rest war rot. Er versuchte sich noch einmal daran zu erinnern, was der Vogel zu ihm gesagt hatte. Nach einer roten Schlange sollte er suchen. Also ging er in die Richtung, wo sehr viele rote Käfer waren. Und schon sah er die große rote Schlange. Er schaute sich um und entdeckte ein prachtvolles Schwert. Er nahm dieses und warf es auf die Schlange. Er traf sie tatsächlich. Die Schlange spuckte daraufhin gelbe Flüssigkeit. Diese Spucke tropfte auf Toms Hand und sie fing an zu bluten. Er hatte richtige Schmerzen, doch er wartete tapfer, bis die Schlange starb. Dann ging er zu ihr, holte den Schlüssel und schwamm wieder hoch zum Boot. Lilli freute sich sehr, der Vogel genauso.

Er fing sogleich an, Lilli und Tom die zweite Mission zu erklären. „Dieser Schlüssel macht eine Tür in einer Höhle auf. Damit ihr die Türe öffnen könnt, müsst ihr die gruselige Spinne überwinden.“

Diese Höhle befand sich ebenfalls im Bodensee. Aber diesmal mussten Tom und Lilli zusammen ins Wasser. Wenn sie die Tür öffneten, würden sie einen Zauberstab, mit welchem sie den Vogel zurück in einen Menschen verwandeln konnten, finden. Das war die dritte Mission.

Also sprangen sie ins Wasser hinein und schauten sich nach der Höhle um. Ein wunderschöner Fisch kam zu ihnen geschwommen und führte sie dorthin. Lilli und Tom versuchten so leise wie möglich, die Tür zu finden. Sie entdeckten diese auch, doch kaum befanden sie sich davor, erwachte die Spinne aus ihrem tiefen Schlaf. Tom versuchte, die Tür so schnell wie möglich aufzuschließen. Die Spinne kam immer näher und näher. Tom schaffte es schließlich und schlug die Tür vor dem Gesicht der Spinne zu. Der Zauberstab war kaum zu übersehen. Er leuchtete sehr schön. Sie nahmen den Zauberstab, zauberten sich zu dem Vogel zurück und verwandelten ihn wieder in einen Menschen. Der Vogel war in Wahrheit ein König. Er bedankte sich bei Lilli und Tom und erklärte: „Dadurch, dass ihr mich gerettet habt, habt ihr auch gleichzeitig den bösen Zauberer besiegt.“ Der König bedankte sich herzlich und zauberte sie wieder nach Hause zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Hamza Kesgin (11) aus Wangen im Allgäu / Deutschland

*

Gerdas Angriff

An einem schönen Sommertag lag Elisabeth mitten auf einer duftenden, bunten Blumenwiese am Bodensee und ruhte sich aus. Plötzlich kam wie von Zauberhand eine Fee vorbei. Sie flüsterte Elisabeth ins Ohr: „Hilf mir!“

„Ja, wobei denn?“, fragte Elisabeth erstaunt.

„Die Bodenseehexe Gerda will meine Heimat vernichten.“

„Oh, das ist schlimm! Wie heißt du eigentlich?“, fragte Elisabeth.

„Ich bin Lilli, die Feenkönigin der Liebesinsel.“

„Aha“, sagte Elisabeth, „aber wie kann ich dir helfen?“

„Gemeinsam könnten wir die Hexe Gerda bei ihrer grässlichen Zerstörung des Bodensees aufhalten.“

„Ja, das finde ich gut. Da helfe ich dir gern“, meinte Elisabeth. Dann aber wurde sie traurig, denn ihr fiel ein, dass sie weder schwimmen, tauchen noch unter Wasser atmen konnte.

Da hatte Lilli eine Idee. „Ich schenke dir eine Blüte der Feuerblume, die du essen musst. Die Feuerblume ist hier am Bodensee sehr selten geworden, weil Gerda fast alle vernichtet hat. Diese Blume wird dir kostbare Kräfte verleihen.“

Elisabeth aß die Blüte. Sie schmeckte köstlich. Dann gingen beide Hand in Hand in den Bodensee und tauchten unter. Elisabeth spürte, dass etwas Seltsames mit ihr geschah. Sie schaute an sich herunter und bemerkte, dass sie sich in eine Nixe verwandelt hatte. Flink wie zwei Fische durchschwammen beide den Bodensee und trafen auf Gerda. Die Hexe war gerade dabei, den Teufelstisch zu zerstören.

„Wir müssen sie aufhalten!“, rief Lilli erschrocken. „Der Teufelstisch ist die Säule des Lebens für die Feen und alle anderen Kreaturen, die im und um den Bodensee leben.“

„Halt, stopp!“, schrien Lilli und Elisabeth gleichzeitig.

Die Hexe lachte nur laut und ließ sich nicht weiter beirren. Sie hatte eine große, hässliche Warze auf der Nase und sah auch sonst sehr gruselig aus. Lilli und Elisabeth hatten Angst vor der Hexe.

Schließlich nahmen sie all ihren Mut zusammen, fassten sich an den Händen, schlossen die Augen und wünschten sich, dass die Hexe und das Böse auf der Stelle verschwinden möchten.

Plötzlich kam ein großer Sturm auf, Regen prasselte hernieder und das Wasser des Bodensees schlug meterhohe Wellen. Ein hellblauer, strahlender Blitz traf die böse Hexe Gerda mitten in die Brust.

Lilli und Elisabeth öffneten vorsichtig ihre Augen. Gerda war verschwunden. Der Bodensee war wieder ruhig, die Sonne strahlte und ein Regenbogen spannte sich in bunten Farben über den See. Lilli und Elisabeth jubelten vor Freude über die Rettung des Bodensees. Sie schwammen noch ein paar Runden, trafen auf viele Bewohner des Sees und feierten bis in den Abend hinein ein fröhliches Fest. Dann schwammen sie zurück ans Ufer.

Elisabeth lag plötzlich wieder allein auf ihrer Blumenwiese. Sie war keine Nixe mehr. Hatte sie etwa alles nur geträumt?

Alexandra Wiechen (11) aus Berlin / Deutschland

*

Der kleine Wassermann

Es war einmal ein kleiner Wassermann, der lebte in einem riesigen See – dem Bodensee. Er war sehr einsam, weil er keine Freunde hatte. Er schwamm immer einer sehr gut aussehenden Meerjungfrau hinterher, obwohl er wusste, dass sie schon einen Freund hatte. Dieser war der Prinz des Sees. Immer, wenn er den Wassermann sah, guckte er deshalb weg.

Der kleine Wassermann weinte sehr oft, weil er keine Freunde hatte. Er versteckte sich immer häufiger in seinem Haus.

Eines Tages klopfte es und er schwamm zur Tür, um sie zu öffnen. Da sah er, dass diese bestimmte Meerjungfrau davor schwamm. Sie fragte ihn, ob er mit ihr ins Seekino, in den Film „Die Menschen erobern die Unterwasserwelt“ gehen wolle. So fanden sie nach und nach heraus, dass sie viel gemeinsam hatten.

Eines Tages wurde der Wassermann sehr krank. Als die Meerjungfrau das hörte, machte sie Schluss mit ihrem Freund, um sich um den Wassermann zu kümmern. Sie schwamm zu seinem Haus. Als sie angekommen war, sah sie, dass der Wassermann sich nicht mehr bewegen konnte. Da küsste sie ihn auf die Stirn. Auf einmal stand der Wassermann auf und küsste sie auf den Mund. Der Wassermann war durch den Kuss wieder geheilt worden.

Da knallte es plötzlich gewaltig und der König des Sees schwamm herein, seinen Sohn an seiner Seite. Beide waren rot vor Zorn, als sie sahen, dass die Meerjungfrau den Wassermann küsste. Sie ließen die Meerjungfrau in einem Verlies des Seepalastes einsperren.

Der Wassermann dachte sich natürlich einen Plan aus, wie er die Meerjungfrau befreien könnte. Er hatte einmal gesehen, wie man durch einen Tunnel in den Palast des Königs kommen konnte. Er schwamm durch diesen Tunnel, welcher ihn wirklich in den Palast führte. Als er da war, sah er, wie der Prinz durch den Palast schwamm. Er war auf dem Weg zum Verlies der Meerjungfrau. Der kleine Wassermann schwamm ihm nach und stellte ihn zur Rede. Dann schlug er ihm mit seiner Schwanzflosse an den Hinterkopf, sodass er zu Boden ging. Der Wassermann befreite die Meerjungfrau und sie flüchteten notgedrungen auf das Land, das den See umgab.

Dort verwandelten sie sich in Menschen, sie bekamen viele Kinder und Kindeskinder.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute dort am Bodensee.

Till Rücker (10) aus Leun / Deutschland

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Der geheimnisvolle Fisch

Vor langer Zeit lebte im Konstanzer Trichter ein ganz besonderer Fisch. Er hatte Schuppen aus purem Gold. Wenn er sich bei Sonnenschein an der Wasseroberfläche zeigte, konnte sich kaum ein menschliches Auge von ihm lösen. Im ganzen Land erzählte man sich, dass der Fisch Mädchen und Jungen, die ihn erblickten, so in seinen Bann ziehen könne, dass sie ihm freiwillig in den See folgen und niemals wieder auftauchen würden.

Eines Tages kam ein Jüngling nach Konstanz, der aus einem weit entfernten Land stammte und dort von dem wunderlichen goldenen Fisch im Bodensee gehört hatte.

Dieser Jüngling war ein Forscher und wollte den Fall übernehmen. Der Forscher hieß Tomas. Er fragte: „Wie viele Kinder sind verschwunden?“

Ein Mann antwortete: „Fünf.“

Tomas erkundigte sich: „An welchem Ort ist denn der Fisch?“

Der Mann erwiderte: „Der Ort ist am Rand der Insel Mainau, dort, wo der Sand am meisten funkelt.“ Dann ging er weg.

Tomas nahm eine Taucherausrüstung und lief zum Strand. Schnell zog er sie an und sprang ins kalte Wasser. Tiefer und tiefer tauchte er, bis er etwas sah. Er traute seinen Augen nicht. Da war eine riesige Luftblase. Darin befand sich eine Stadt! Tomas war neugierig, was in dieser Stadt vor sich ging. Vielleicht entdeckte er ja dort das Geheimnis, das mit dem Fisch zu tun hatte. Er schwamm langsam heran. Am Ende eines Ganges sah er die Kinder gefesselt in einem riesigen Raum. Sie weinten vor lauter Angst.

Plötzlich sah er einen geheimen Eingang. Er ging hindurch. Am Ende erblickte er dort einen Mann und sogar den gesuchten Fisch. Da sah Tomas, dass der geheimnisvolle Fisch Öl verlor.

Auf einmal entdeckte der Mann Tomas. Als Tomas das bemerkte, war es zu spät. Der Fisch fesselte ihn und brachte ihn zum Mann.

Tomas fragte laut: „Wer sind Sie und was haben Sie mit dem Fisch zu tun?“

Der Mann erklärte ihm: „Ich bin ein Professor und ich heiße Hartenstein. Ich will die Kinder verkaufen. Haha, und der Fisch ist eine Fälschung!“

Tomas verstand plötzlich und entgegnete wütend: „Deswegen hat er vorhin Öl verloren!“

Der Mann rief laut: „Wirf ihn in das dunkle Verlies Nummer 13!“

Der Fisch sperrte ihn dort hinein, aber Tomas hatte zu seinem Glück eine Scherbe dabei. Er sägte das Schloss durch und entfloh. Jedoch hatte sich der Professor die Kinder und den Fisch bereits geschnappt und düste weg. Tomas zögerte nicht und schwamm hinterher. Nun sah ihn der Mann hinter sich und hetzte den Fisch auf Tomas. Doch Tomas überwältigte ihn und anschließend auch den Professor. So befreite er die Kinder, die überglücklich waren. Tomas fesselte den bewusstlosen Mann und übergab ihn der Polizei. Die Kinder brachte er zu ihren Eltern zurück und erzählte allen, dass der Fisch eine Fälschung war.

Lara Oscheka (10) aus Maintal-Wachenbuchen / Deutschland

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Drei Schwestern

Auf der Welt gibt es einen See, den man nicht mit Worten beschreiben kann. Eines Sommertages auf der Insel Mainau, die sich auf dem Bodensee befindet, erholten sich drei schöne Mädchen. Sie sahen wie normale Mädchen aus, aber das waren sie nicht. Also, wer waren sie?

Das erste Mädchen hatte lange blonde Haare, das zweite schwarze und das dritte rote. Alle waren sehr schön und schlank. Sie hatten bunte Kleider an. Die Mädchen saßen am Ufer, lachten, plauderten und sammelten Blumen und Kräuter. Als die Sonne langsam hinter den Alpen verschwand und dabei rot schimmerte, sprangen sie in den See. Sie tauchten tief und verschwanden.

All das sah ein Junge, der Peter hieß. Er stand hinter einem Baum. Ihm gefiel das Mädchen mit den schwarzen Haaren. Er sah diese Mädchen im See und wollte sie retten. Als er tauchte, sah er nichts außer Fische. Er wusste nicht, was er machen sollte.

Einige Monate dachte der Junge daran, was er gesehen hatte, doch er konnte es nicht verstehen.

Es kam der Winter. Der See fror und Schnee bedeckte die Kräuter. Auf den Bergen lag auch sehr viel davon. Peter liebte das Snowboarden und jeden Tag nach der Schule ging er mit dem Brett auf die Piste. Sehr oft traf er neue Freunde, aber an diesem Tag bemerkte er die drei Mädchen vom See. Sie waren in bunte Jacken gekleidet. Peter wollte ihr Geheimnis aufdecken. Es war jedoch nicht einfach, mit den Mädchen zu sprechen. Immer gab es ein Hindernis.

Nach einiger Zeit hörten die Mädchen auf zu snowboarden. Der Junge wollte wissen, wo sie wohnten, deshalb ging er ihren Spuren nach. „Kein Wunder, dass sie nicht in die Stadt, sondern an den See gehen“, dachte Peter. Er war sicher, er entdeckte jetzt das Geheimnis. Leider tat er das nicht.

Plötzlich sprang ein großer Hund vorbei und bellte sehr laut. Er sah schrecklich aus und erschrak den Jungen. Danach liefen die Mädchen weg. Den ganzen Winter wartete Peter auf der Piste auf drei Schönheiten, aber ohne Erfolg.

Es kam der Frühling, die Sonne schien stark und die Vögel sangen schön. In der Luft roch man den Duft der Blumen. Peter lieh sich von seinem Vater ein Boot und fuhr hinaus, um zu fischen. Das Wasser im See war sauber und klar.

Plötzlich sah er die drei Schönheiten. Peter wollte sie kennenlernen, besonders die Schwarzhaarige. Als die Mädchen den Jungen bemerkten, begannen sie, schnell wegzulaufen. Sie sprangen auf die Wiese, aber seine Liebste packte Peter an der Hand. Er brachte das schwarzhaarige Mädchen auf das Boot. Die anderen verschwanden im Wasser.

Das Mädchen weinte und Peter wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich schuldig. Er entschuldigte sich bei dem Mädchen, erzählte ein bisschen über sich selbst und fragte es, woher es kam. Leider weinte es weiter und wollte nach Hause zurückkehren. Er war einverstanden, aber er wollte etwas über das Mädchen erfahren. Es stelle sich heraus, dass es nicht wie andere Jugendliche war. Es hatte zwei Schwestern und ihr Haus war im Bodensee, aber manchmal lebten sie wie normale Jugendliche. Sie waren Wassernymphen und die Menschen nannten sie „Najady“.

Das Mädchen küsste Peter und sprang schnell ins Wasser hinein. Der Junge konnte nicht glauben, was er sah und hörte. Er kam mehrmals zurück, aber nie wieder traf er eine Nymphe vom Bodensee.

Maja Knychalska (14) aus Łódź / Polen

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Liebe im Atlantik

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, ein wunderschöner Fisch in den Tiefen des Atlantiks. Dieser Fisch hieß Lisa und ging auf die Fischschule, die sich „St. Fischael“ nannte.

Eines Tages verliebte sich Lisa in den süßen Jascha. Aber er beachtete sie nicht. Lisa versuchte alles, damit er sie mochte … aber vergebens. Lisa wurde sehr sauer. Sie wollte es einfach nicht glauben. Sie war der schönste Fisch der ganzen Fischschule und jeder liebte sie, nur der doofe Jascha nicht! Das ließ sich Lisa nicht gefallen.

Sie schwamm zur Bibliothek und lieh sich das Buch „Zaubersprüche für Fische“ aus. Sie wollte Jascha mit einem Liebesspruch verzaubern.

Zu Hause angekommen fand sie in dem dicken Buch einen guten Zauberspruch. Sie nahm ihren magischen Kristall, legte ein Foto von Jascha daneben und sagte den Zauberspruch auf:

„Ich mag den Jascha und will ihn kriegen.

Der Zauber soll ihm helfen, endlich mich zu lieben.“

Sobald sie den Spruch aufgesagt hatte, kam Nebel in ihrem magischen Kristall. Plötzlich stand dort eine rote Schrift: „Zauber fehlgeschlagen!“

„Was soll das denn heißen?“, fragte sich Lisa.

Sie schaute wieder in ihr Zauberbuch. Dort stand etwas, was sie noch nicht gelesen hatte: „Der Zauber funktioniert nur, wenn der Fisch nicht schon in irgendwen verliebt ist.“

„Das bedeutet, Jascha ist verliebt!“, rief Lisa verzweifelt.

Sie wollte unbedingt herausfinden, in wen Jascha verliebt war. Also machte sie sich auf den Weg zurück zur Schule. Doch auf halber Strecke sah sie Jascha, der mit Nona lachend an ihr vorbeischwamm.

„Nona ist also der Fisch, den Jascha liebt“, dachte Lisa und wurde plötzlich ganz traurig. Niedergeschlagen schwamm sie nach Hause und weinte. Sie weinte und weinte und konnte gar nicht aufhören zu weinen, als plötzlich die Muschel klingelte. Das Zeichen, das jemand an der Tür stand. Lisa öffnete sie und ihr Herz blieb beinahe stehen: Jascha stand da!

„Hallo Lisa“, sagte Jascha. „Darf ich kurz hereinkommen? Ich möchte mir dir reden.“

Lisa ließ ihn herein, immer noch zu erschrocken, um etwas zu sagen. Sie setzten sich auf das Seegras-Sofa.

„Was gibt’s?“, fragte Lisa, als Jascha nichts sagte.

„Ich … ähm …“, stotterte Jascha. „Ich wollte dir etwas sagen …“

„Was denn?“

„Ich liebe dich“, sagte Jascha nach endlos langem Zögern und lief rot an.

Lisa starrte ihn mit weiten Augen an. „Du … du liebst mich?“, fragte sie erstaunt.

„Ja, ich glaube schon“, gestand er.

Dann fing Lisa an zu weinen.

„Was ist denn los?“, rief Jascha und umarmte sie fürsorglich.

„Es tut mir leid“, schluchzte Lisa. „Ich dachte, du magst mich nicht und dann wollte ich dich verzaubern. Aber der Zauber hat nicht funktioniert. Ich habe dich mit Nona gesehen und dachte, du liebst Nona.“

„Nein, Lisa. Ich liebe nur dich! Ich habe Nona nur gefragt, ob du mich auch magst“, sagte Jascha.

„Aber ich wollte dich verzaubern. Ich bin so ein schlechter Fisch“, schluchzte Lisa.

„Nein, das bist du nicht“, erwiderte Jascha. Lisa sah zu ihm hoch.

„Du bist der wundervollste Fisch im ganzen Atlantik“, fügte er mit einer weichen, sanften Stimme hinzu.

„Wirklich?“ Sie wischte sich die Tränen weg.

„Wirklich!“, versicherte ihr Jascha und küsste sie.

An diesem Tag hatte Lisa gelernt, dass sie keine bösen Tricks brauchte, um ihr Glück zu finden. Sie musste nur ehrlich und mutig genug sein, ihre Gefühle zuzugeben. Und wenn Lisa und Jascha nicht gestorben sind, dann lernen sie noch viele Jahre lang zusammen an der „St. Fischael“ Fischschule des Atlantiks.

Daniela Sepehri Fard (15) aus Paderborn / Deutschland

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Der goldene Fisch des Bodensees

Vor langer, langer Zeit lebte im Konstanzer Trichter ein ganz besonderer Fisch. Er hatte Schuppen aus purem Gold. Wenn er sich bei Sonnenschein an der Wasseroberfläche zeigte, konnte sich kaum ein menschliches Auge von ihm lösen. Im ganzen Land erzählte man sich, dass der Fisch Mädchen und Jungen, die ihn erblickten, so in seinen Bann ziehen könne, dass sie ihm freiwillig in den See folgen und niemals wieder auftauchen würden.

Eines Tages kam ein Jüngling nach Konstanz, der aus einem weit entfernten Land stammte und dort von dem wunderlichen goldenen Fisch im Bodensee gehört hatte.

Nach zwölf beschwerlichen Tagen Reise kam er in Konstanz an. Deshalb wollte er sich erst einmal ein bisschen im besten Gasthaus der Stadt ausruhen. Doch als er dort von seinen Plänen, den goldenen Fisch zu betrachten, erzählte, riet ihm der Wirt: „An deiner Stelle würde ich zurückreisen. Ich hatte einmal drei wunderbare Töchter, die erste war sehr schlau, die zweite sehr schön und die dritte sehr mitfühlend. Zusammen waren sie das perfekte Team. Sie alle wollten den goldenen Fisch sehen. Doch keine von Ihnen kam jemals zurück.“

Da kam der Jüngling ins Grübeln. Wollte er wirklich sein Leben für den Anblick eines Fisches aufs Spiel setzen?

Als er am nächsten Morgen zum Wirt kam, wusste er, was er wollte. Er wollte es riskieren.

„Na gut, es ist deine Entscheidung. Geh nur, ich kann dich nicht daran hindern. Ich kann dich nur vor dem Fisch warnen, kein Mensch weiß, welche Kräfte er hat. Und ich gebe dir ein wenig Proviant mit, der Weg soll lang sein.“

Der Jüngling bedankte sich und lief los zum Bodensee. Mit einem Brötchen und einem Krug Wasser zum Verzehr. Nach drei Stunden Fußmarsch kam er in einen dunklen Wald. Er zögerte kurz, ging dann aber doch in ihn hinein. Kaum hatte er den Wald betreten, spürte er einen Sog. Der Jüngling wurde vom Bodensee wie ein Magnet angezogen. Mitten im dunklen Wald traf er eine alte Frau. Er wunderte sich noch, was die wohl hier mitten im Wald zu suchen hatte, doch da beantwortete sie seine Frage von selbst, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

„Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, was ich, ich alte Frau, hier mitten in dem dunklen Wald mache. Das ist eine lange Geschichte. Ich kann dir aber auch die Kurzform erzählen, möchtest du sie hören? Ach, ich bin auch ein Dummerchen, kein Jüngling, den ich bis jetzt hier im Wald getroffen habe, hatte genug Zeit für die lange Version, ich brauche schon gar nicht mehr fragen“, sagte die alte Frau.

Doch der Jüngling unterbrach sie: „Ich möchte die lange Version.“

Das freute die alte Frau sehr und sie fing an zu erzählen. „Also, wie fange ich an?

Ich hab’s: Vor vielen, vielen Jahren hatte ich noch eine beste Freundin namens Marleen. Zu mir ist sie immer sehr nett gewesen, aber die Tiere hat sie schlecht behandelt. Aus Rache verwandelten die Tiere Marleen in einen Fisch, einen goldenen Fisch, wenn man es ganz genau nehmen will. Sie verwandelte sich in den Fisch des Bodensees. Der Fluch sollte erst aufgehoben werden, wenn ein Jüngling sie erlöste!“

Diese Informationen reichten dem Jüngling, er machte sich zum Gehen bereit. Doch da hörte er die Alte hinter sich murmeln: „Ich habe es doch gewusst, wieder einmal gehen sie einfach. Die heutige Jugend, typisch! Keine Zeit, meine Geschichte zu Ende zu hören!“

Da wurde der Junge hellhörig. „Wie bitte, die Geschichte ist noch gar nicht zu Ende?“

Die alte Frau aber erwiderte: „Natürlich nicht, schließlich hast du ja die lange Version gewählt. Das, was ich dir bis jetzt erzählt habe, kommt auch in der kurzen Version vor. Komm mit mir nach Hause in meine Hütte. Dort werde ich dir bei einer heißen Tasse Tee die Geschichte zu Ende erzählen.“

Der Jüngling folgte der alten Frau in ihr Haus – insofern man diese windschiefe Hütte überhaupt als Haus bezeichnen konnte. Na ja, von innen war sie eigentlich ganz gemütlich. Das ganze Haus war mit Bauernmöbeln nur so vollgestellt.

Die beiden setzten sich an einen kleinen Tisch und sie fing an zu erzählen. „Also, das war so: Du hast vielleicht schon einmal von der Legende gehört, in der erzählt wird, dass der goldene Fisch Jungen und Mädchen bei seinem Anblick ins Wasser locken könne. Das ist zwar wahr, aber eigentlich macht Marleen das nur, damit sie endlich wieder ein normaler Mensch werden kann. Aber wie du sicher weißt, ist noch kein Kind jemals zurückgekehrt, geschweige denn wurde sie zurückverwandelt. Doch das liegt nur daran, dass kein Kind je genug Zeit gehabt hatte, die lange Version zu hören. Also fangen wir endlich an.

Eigentlich ist es ganz leicht. Du musst auf die Minute genau um Mitternacht in den See steigen. Nur leider ist das nicht alles. Aber der andere Teil ist auch ganz leicht, es sei denn, du kannst nicht Flöte spielen. Ich selber habe meine beste Freundin nicht vom Fluch befreien können, denn ich bin zu alt. Aber du könntest es schaffen. Schon heute Nacht werde ich mit dir zum Bodensee gehen, du wirst in den See steigen, Marleen suchen und ihr auf der goldenen Flöte, die ich dir gleich geben werde, die Melodie vom Wasserlicht vorspielen. Sobald diese Melodie durch den See klingt, ist der Fluch gebrochen und alle Kinder des Sees werden nach Hause gehen. Und Marleen, ja Marleen, was wird die wohl machen? Egal.

Oh je, es ist schon 23:29 Uhr, wir müssen uns auf den Weg machen.“

Der Jüngling geriet in Panik, er konnte doch gar nicht Flöte spielen. Er hatte zwar drei Jahre lang Musikunterricht genommen, aber schon vor einem Jahr damit aufgehört. Doch das tat jetzt nichts zur Sache ... noch nicht.

Die alte Frau war schon vorausgegangen, zum Glück war sie nicht gerade die Schnellste. So konnte er Jüngling sie problemlos einholen. Wortlos gingen die beiden in Richtung Bodensee. Auf einmal blieb die alte Frau stehen und der Jüngling fragte: „Was ist los, warum bleiben wir stehen?“

„Ich muss dir jetzt schon die goldene Flöte geben, sobald du den Fisch gesehen hast, wird es zu spät sein“, antwortete die alte Frau. Sie übergab ihm die Flöte. Diese war wunderschön, sie war aus purem Gold. Plötzlich spürte der Jüngling wieder den Sog. Dieser zog ihn erneut wie einen Magneten an. Er brauchte die Hilfe der Frau gar nicht mehr, um den Weg zu finden. Der Jüngling fing an zu rennen, seine Beine trugen ihn, als wäre er federleicht. Er wurde immer schneller. Dann sah er ihn auch schon vor sich, den Bodensee. Es war wahr, in ihm schwamm der goldene Fisch. Doch schon nach zehn Sekunden Bewunderung verschwand er in den Tiefen des Wassers. Der Jüngling tat alles dafür, nicht in den See gezogen zu werden. Zwar hatte er die Flöte, aber sehr sicher war diese Methode nicht. Und sein Wille war viel zu schwach, er wurde hineingezogen. Komischerweise konnte er unter Wasser atmen, ja, er konnte wirklich unter Wasser atmen. Das Wasser war unheimlich klar und schon von Weitem sah der Jüngling ein Schloss auf dem Grund des Sees.

Da war er wieder, der goldene Fisch. Der Jüngling schwamm ihm hinterher. Der Fisch hielt direkt auf das Schloss zu. Von innen sah es noch viel schöner aus als von außen. Alle Wände waren mit Muscheln, Perlen und Seesternen verziert. Den Fisch schien die prachtvolle Einrichtung nicht zu interessieren. Er schwamm, ohne zu zögern, durch das Schloss.

Endlich hielt er vor einer großen vergoldeten Tür an. Dem Jüngling taten bereits die Beine weh vom ganzen Schwimmen. Gerade als er den Fisch ansprechen wollte, ging die Tür mit einem lauten Knarren auf. Der Fisch schwamm hindurch, der Jüngling langsam hinterher. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, er war in einem Ballsaal gelandet. Der Saal war halb so groß wie ein Fußballfeld, die Wände waren mit Gold verziert und ganz hinten stand ein wunderschöner Thron, auf dem der goldene Fisch Platz nahm. Daneben standen drei Mädchen. Das erste Mädchen sehr schlau, das zweite sehr schön und das dritte sehr mitfühlend. Das konnten nur die drei Töchter des Wirtes sein! Der goldene Fisch hatte sie wohl zu seinen wichtigsten Zofen ernannt.

Plötzlich fühlte sich der Jüngling gezwungen, die Flöte zu nehmen und die Melodie zu spielen. Bevor ihn jemand bemerkte, fing er an. Die ersten Töne klangen noch etwas schräg, doch dann fiel ihm die Melodie vom Wasserlicht wieder ein. Er spielte wunderschön. Alles um ihn herum wurde in blaues Licht getaucht.

Als er die letzten Töne des Liedes spielte, bemerkte er, dass der goldene Fisch verschwunden war. An seiner Stelle saß dort nun eine alte Frau. Er glaubte, es war Marleen. Alles geschah, wie die alte Frau im Wald gesagt hatte. Die Kinder stiegen aus dem See und liefen zurück zu ihren Eltern. Und auch Marleen schien sich auf den Weg zu machen. Sie ging wahrscheinlich zu der alten Frau im Wald, ihrer besten Freundin, zurück.

Niemand dankte dem Jüngling für die Rettung. Deshalb reiste er zurück nach Hause in sein Land. Dort hörte er aus Erzählungen, was nach seiner Rettung am Konstanzer Trichter geschah. Marleen war wieder nett zu allen Tieren und der Wirt betete jede Vollmondnacht, dass nicht noch einmal so ein Unglück passierte. Und die Menschen nahmen sich viel öfter Zeit, einander zuzuhören.

Greta Jung (11) aus Dortmund / Deutschland

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Das Abenteuer beim Schlittschuhlaufen

Es waren einmal zwei Kinder. Die hießen Tommy und Milena. Tommy wollte schon immer Feuerwehrmann werden und Milena wollte schon immer Ärztin werden. „Aber eine von denen, die immer im Krankenwagen fahren“, meinte Milena. Sie war auch in einem Tauchverein und eigentlich sollte an diesem Tag ein Tauchwettbewerb stattfinden, doch da es so kalt war, waren die Heizungsrohre eingefroren. Es war bitterkalt in dem Schwimmbad. Der Tauchwettbewerb fiel daher aus.

Die Kinder wohnten mit ihren Eltern am Bodensee in der Nähe von Lindau. Es war Winter und die Familie wollte auf dem zugefrorenen Bodensee Schlittschuh laufen gehen. Sie fuhren extra schon früh hin, damit sie länger laufen konnten, denn im Winter, wie man weiß, wird es meistens schon um 17:00 Uhr dunkel. Sie hatten ihre eigenen Schlittschuhe dabei.

Als sie ankamen, rannten Tommy und Milena gleich mit den Schlittschuhen in der Hand auf den zugefrorenen See zu. Sie wären bestimmt direkt auf das Eis gelaufen, wenn ihre Mutter sie nicht aufgehalten hätte. Erst einmal gingen sie alle zusammen los, um sich einen Platz auf einer Bank zu suchen.

Ihr Vater sagte: „Passt auf, dass ihr nicht zu weit in die Mitte fahrt, denn dort ist das Eis vielleicht noch nicht so dick und bricht möglicherweise.“

Die Kinder nickten und versprachen, aufzupassen und nicht zu weit auf den See hinaus zu laufen. Sie hatten einen kleinen Ball dabei und warfen ihn sich beim Laufen zu. Doch auf einmal warf Tommy zu stark und Milena konnte den Ball nicht fangen. Er fiel im hohen Bogen in die Mitte der Eisfläche.

„Oh nein!“, rief Tommy, als er sah, wo der Ball hingeflogen war. „Dahin dürfen wir dem Ball nicht hinterherfahren.“

Milena überlegte eine Weile. Dann sagte sie zu Tommy: „Ich muss ihn aber holen, es war ein Geschenk von Oma!“ Und da rannte sie schon los. Tommy eilte ihr hinterher, aber er konnte sie nicht einholen, sie war zu schnell. Milena war nahe bei dem Ball, da brach auf einmal das Eis ein. Tommy sah, wie seine Schwester ins eiskalte Wasser fiel. Zum Glück konnte sie die Luft lange anhalten. Tommy war noch nicht so weit gekommen, dass das Eis einbrechen konnte und er blieb stehen, zückte sein Handy und tippte die Nummer 112 ein. Er beschrieb die Lage und den Ort, an dem er sich befand, und legte auf, bevor der Mann am Hörer Danke sagen konnte. Danach raste er zwischen den anderen Schlittschuhläufern hindurch und eilte zu den Eltern. Sie kamen sofort mit aufs Eis. In diesem Moment hörte Tommy auch schon das Martinshorn und winkte heftig mit seinem Schal, damit Krankenwagen und Feuerwehr ihn sehen konnten. Sofort rannten zehn Feuerwehrleute aus dem Auto und einer direkt zu Tommy.

Er fragte ihn, was passiert sei und Tommy antwortete: „Milena wollte den Ball holen, der in die Mitte des Sees geflogen ist, und da brach auf einmal das Eis ein.“

„Aha“, kommentierte der Mann. Er rannte zurück zu den anderen. Die Männer zogen Schuhe an, an denen kleine Spitzen waren. Wahrscheinlich, damit sie nicht ausrutschten. Die Männer und Frauen vom Krankenwagen hatten genau die gleichen Schuhe und eilten mit einer komischen Decke auf das Eis. Tommy sollte mitkommen, um ihnen zu zeigen, wo genau Milena eingebrochen war. Die Feuerwehrleute schnitten in das Eis, um zu schauen, wo Milena war. Sie hatten ihre Kreissäge an einem langen Stab befestigt, damit sie nicht selber einbrechen konnten. Ein Feuerwehrmann rief: „Ich habe sie gefunden und sie lebt noch!“

Da fiel Tommy ein Stein vom Herzen. Die Männer nahmen einen anderen langen Stab und zogen damit Milena aus dem eiskalten Wasser heraus. Dann sperrten die Feuerwehrmänner das Loch im Eis ab und übergaben die Arbeit den Ärzten. Die legten gleich diese komische Decke über Milena, und Tommy rannte so schnell er konnte zu ihr und umarmte sie. Er wollte sie nie wieder loslassen. Aber die Ärztin sagte, dass er sie lieber nicht ganz so lange drücken sollte, weil es sein könnte, dass sie unterkühlt wäre. Tommy und seine Eltern mussten wieder zu ihrer Bank zurückgehen und abwarten.

Nach zehn Minuten kam Milena mit einer Ärztin zu ihnen und die Ärztin berichtete: „Milena hat noch einmal Glück gehabt, dass sie nicht an einer Unterkühlung gestorben ist. Das hat auch etwas damit zu tun, dass sie so lange die Luft angehalten hat.“

Dann übergab er Tommy Milena, die etwas schlapp aussah und sie fuhren direkt nach Hause. Auf der Autofahrt sagte Tommy zu Milena: „Na ja, etwas Gutes gibt es schon. Wir haben unsere Traumberufe einmal richtig in Aktion gesehen.“

Nachdem Tommy das gesagt hatte, lachten alle im Auto.

Antonia Rau (10) aus Solms-Oberbiel / Deutschland

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Der goldene Fisch

Vor langer Zeit lebte im Konstanzer Trichter ein ganz besonderer Fisch. Er hatte Schuppen aus purem Gold. Wenn er sich bei Sonnenschein an der Wasseroberfläche zeigte, konnte sich kaum ein menschliches Auge von ihm lösen. Im ganzen Land erzählte man sich, dass der Fisch Mädchen und Jungen, die ihn erblickten, so in seinen Bann ziehen könne, dass sie ihm freiwillig in den See folgen und niemals wieder auftauchen würden.

Eines Tages kam ein Jüngling nach Konstanz, der aus einem weit entfernten Land stammte und dort von dem wunderlichen goldenen Fisch im Bodensee gehört hatte. Der Jüngling ging zu dem Teil des Sees, in dem der Fisch war. Auf einmal sah er ihn, doch es passierte nichts. Er ärgerte den Fisch, bis dieser wütend wurde.

Plötzlich sprang dieser aus dem Wasser und schnappte sich den Jüngling. Zusammen tauchten sie bis zum Grund herab. Als sie unten angekommen waren, ließ der Fisch ihn frei.

Der Jüngling fragte: „Wo sind wir hier?“

Der Fisch antwortete: „Willkommen in meiner Unterwasserwelt.“

„Das ist dein Zuhause?“

„Ja“, sprach der Fisch.

Der Jüngling forschte weiter: „Wie heißt du?“

„Ich heiße Lorena, und du?“

„Ich heiße Fridolin“, erwiderte der Jüngling.

„Das ist ein schöner Name“, lobte der Fisch.

„Danke!“, antwortete Fridolin.

„Lass uns Freunde sein“, bettelte Lorena. Fridolin willigte begeistert ein.

„Soll ich dir dein neues Zuhause zeigen?“, erkundigte sich der Fisch.

„Oh, j...j...ja g...g...gerne, stotterte Fridolin.

Sie gingen zu seinem Haus in der Unterwasserwelt. Es war wunderschön, ein Haus voller Blumen und Glitzer. Lorena fragte: „Wollen wir hineingehen?“

Von innen war das Haus noch viel schöner als von außen. Es gab jede Menge Muscheln, ein Bett aus Algen und ein Kopfkissen aus Blumen.

Nun fragte Lorena: „Willst du nicht hierbleiben?“

Fridolin zögerte: „Hm, gar keine schlechte Idee. Ja, ich bleibe hier.“

Er blieb bis an sein Lebensende dort. So kam es, dass bis heute niemand die Kinder oder Fridolin je wiedergesehen hat.

Paula (10) aus Hanau-Mittelbuchen / Deutschland

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Die goldenen Zwillingsfische

Vor langer, langer Zeit lebte im Konstanzer Trichter ein ganz besonderer Fisch. Er hatte Schuppen aus purem Gold. Wenn er sich bei Sonnenschein an der Wasseroberfläche zeigte, konnte sich kaum ein menschliches Auge von ihm lösen. Im ganzen Land erzählte man sich, dass der Fisch Mädchen und Jungen, die ihn erblickten, so in seinen Bann ziehen könne, dass sie ihm freiwillig in den See folgen und niemals wieder auftauchen würden.

Eines Tages kam ein Jüngling, der aus einem weit entfernten Land stammte und dort von dem wunderlichen goldenen Tier im Bodensee gehört hatte, nach Konstanz. Er war sehr neugierig und wollte ihn natürlich sehen, denn er hatte keine Angst. Der Junge hieß übrigens Oskar und Oskar hatte nie Angst – na ja, fast nie.

Wie dem auch sei, Oskar ging an einem schönen Tag zum See und auf dem Weg hörte er ein Rascheln aus einem Busch. Oskar schaute auf.

„Was war das? War das der goldene Fisch? Nein!“, sagte er sich. „Fische leben im Wasser. Das kann nicht sein! Wer bist du?“

Aus dem Busch ragte eine orangefarbene Haarsträhne. Auf einmal kam ein kleiner Kobold zum Vorschein und begrüßte Oskar. „Hallo, suchst du jemanden?“

„Nein“, sagte Oskar, „obwohl, weißt du, wo ich den goldenen Fisch finde?“

„Ja, klar, nur den Berg hinunter, dann bist du schon da“, beschrieb der Kobold den Weg.

Oskar bedankte sich und ging los. Als er am See angekommen war, sah er nichts.

Auf einmal fing die Wasseroberfläche an zu funkeln und zu glitzern. Da war er, der goldene Fisch, es gab ihn wirklich! Das glitzernde Wesen schwamm immer näher und näher, bis es am Ufer angelangt war. Jetzt sah Oskar den Fisch aus der Nähe. Er war wirklich wunderschön.

„Hallo“, sagte eine warme Stimme, „bitte, lauf nicht weg!“

„Nein, mache ich nicht!“, sagte Oskar.

„Hast du denn keine Angst?“, fragte der Fisch.

„Ich habe nie Angst“, flunkerte Oskar.

Der goldene Fisch sah auf einmal sehr traurig aus.

„Wieso bist du denn so traurig?“, fragte Oskar.

Der Fisch erzählte: „Mein Bruder sieht genauso aus wie ich, denn wir sind Zwillingsfische. Mein Bruder ist böse und lockt alle Kinder in die Höhle des Vergessens. Dort werden sie dann auch zu Fischen. Deswegen haben alle vor mir und vor ihm Angst. Seitdem laufen alle Menschen weg, wenn sie mich sehen.“

„Aha“, sagte Oskar, „und wo ist dein Bruder jetzt?“

„Das weiß ich nicht, ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.“

„Nur zu gern würde ich wissen, warum dein Bruder das tut. Komm, wir suchen ihn!“, sagte Oskar.

Gleich darauf sprang er ins Wasser und schwamm dem Fisch hinterher.

Sie schwammen und schwammen, bis sie fast zwei Tage unterwegs waren. Dann machten sie eine Pause und suchten Unterschlupf in einer Unterwasserhöhle. Doch in der Höhle war schon jemand, und zwar der andere goldene Zwillingsfisch.

„Da bist du ja!“, sagte der liebe goldene Fisch.

„Was machst du denn hier?“, fragte der andere.

„Das ist ja eine nette Begrüßung“, sagte der liebe.

„Entschuldigung, aber wieso hast du mich gesucht? Und wer ist das?“, erkundigte sich der Zwillingsfisch.

„Das ist mein Freund Oskar. Oskar und ich haben eine Frage: Wieso hast du die Kinder in deinen Bann gezogen?“

Der Zwillingsfisch seufzte und erzählte seine Geschichte:

„Also, das war so: Es waren einmal Kinder, die mit Steinen nach Fischen warfen. Aus diesem Grund habe ich die Kinder selbst in Fische verwandelt, damit sie einmal wissen, wie das ist. Doch ein Kind konnte fliehen und hat dann den Menschen davon erzählt. Jetzt wissen alle davon. Dann begannen sie, mich zu jagen und zu beobachten, deswegen bin ich weggezogen. Seitdem lassen mich die Menschen in Ruhe.“

Oskar tippte den Fisch an und sagte: „Ich muss zurück. Meine Eltern haben bestimmt schon die Polizei alarmiert.“

„Ja, wir gehen gleich“, versprach der Fisch.

„Kommst du mit, Bruder?“

„Ja, ich komme mit, aber nur, wenn du mich bei dir wohnen lässt und wenn da wirklich niemand mehr nach mir sucht.“

„Keine Sorge“, versicherte der Fisch.

„Dann komme ich mit!“, freute sich der Zwillingsfisch.

Oskar war glücklich, dass die beiden Brüder wieder vereint waren. Er ging mit tollen Erinnerungen an ein tolles Abenteuer nach Hause und alle lebten glücklich und zufrieden weiter.

Lea Pinecker (10) aus Hanau / Deutschland

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Wie viel kostet eine Freundin?

Im tiefen Grund des Schwäbischen Meeres gab es einen Staat mit Meerjungfrauen. Tina und Tana spielten auf dem Hof, als etwas mit einem Schubs auf dem Boden landete. Tina und Tana erschraken. Alles verschwamm. Tom, Tanas bester Freund, kam ans Licht. Er war ein Junge mit einem rot-weißen Irokesen. Sehr süß und richtig männlich. Tom erzählte immer über seine Heimat und den Umzug. Ganz brav setzte er sich jetzt neben Tana. Er wollte etwas zu Tana sagen. Als sie begriff, was er meinte, guckte sie nach hinten. Da sah sie Tina weinend. Sie rannte zu ihr und fragte, was los sei.

„Du bist nur mit dem blöden Bengel beschäftigt! Das ist gemein!“, antwortete Tina mit weinender Stimme.

„Er ist kein Bengel, sondern Tom.“

„Wie du meinst! Sherry kann ja meine beste Freundin sein!“

Sherry war Tinas zweitbeste Freundin. Sie hatte eine runde Brille und eine silberne Zahnspange. Das fand Tina schön. Tana wusste, was sie sich nun eingebrockt hatte. Schon einmal hatte Tana Tina im Stich gelassen und Sherry hatte sie getröstet.

Am nächsten Tag sah Tana die Mädchen schwimmend in der Cafeteria. Sie schämte sich sehr. Sie rannte zu ihnen und fragte Tina, ob sie wieder Freunde sein wollten.

Da kreischte Tina: „Nein! Außerdem habe ich Sherry als Freundin!“

„Toller Witz!“

Sherry und Tina lachten. Tana schwamm von den beiden weg, obwohl Tina noch vor Kurzem ihre Freundin gewesen war. Sherry lachte so sehr, dass sie vom Stuhl fiel.

„Tana ist mir egal. Du bist meine beste Freundin!“, sagte Tina zu Sherry. „Komm! Wir melden uns im Tanz der Sterne an.“

Tage später guckten Tina und Sherry mit einem Fernrohr durch die Unterwasserwelt. Sie sahen, wie komische Gestalten mit komischen Masken und Kostümen herumschwammen. Da meinte Tina: „Feiern sie eine Art Party, oder was?“

„Aber warum hier, im Meer?“, fragte Sherry.

„Wir fragen einfach die klügste Meerjungfrau des ganzen Staates!“ Sie überlegten eine Weile, dann fiel ihnen Tante Marta ein.

Sie schwammen zu ihr. Dort war eine riesige Schlange von Meerjungfrauen, die Tante Marta auch etwas fragen wollten.

Plötzlich ging das Licht aus. Die Mädchen schwammen so schnell wie möglich auseinander. Tina und Sherry wurden von einem Seepferdchen gefangen genommen und in einen Käfig gesperrt, der voller Skelette und mit einer Menge tödlicher, gefährlicher Hindernisse gespickt war. Hinter den ganzen Hindernissen stand das Tor zur Freiheit. Aber mitten in den Fallen lagen viele Skelette. Tina und Sherry hatten keine Ahnung, wie sie herauskommen konnten.

„Durch die Hindernisse zu laufen ist bestimmt besser, als einfach herumzuhocken und zu verschimmeln“, meinte Tina.

Also taten sie es. Sie gingen durch die Stachelwand und die springenden Pfeile. Weil Tina ein bisschen Angst hatte, sagte sie zu sich selbst: „Du schaffst es!“ Da hörte sie eine Stimme. „Komm, du schaffst es, Tina!“ Es war Tana.

„Du hast mir einen Schrecken eingejagt! Pass auf, wenn du mit einer einzigen Beule da herauskommst, bringe ich die Seepferd-Soldaten um!“, sprach Tana freudig.

„Nein, Tana! Dann stecken sie dich für immer ins Gefängnis!“

„Stimmt, dann drücke ich dir die Daumen!“ Tana half den beiden durch die vielen Hindernisse heraus. Sie umarmten sich und wurden zu den besten Freundinnen auf der Welt. Später sagte Tana, sie wüsste, warum die Kinder im Wasser so herumgefuchtelt hatten. Das, was sie angehabt hatten, nannte sich Taucheranzug. Sie konnten im Meer nicht atmen. Deswegen hatten sie auf dem Rücken Flaschen mit Pressluft, an denen ein Schlauch mit Druckregler befestigt war, an dessen anderem Ende ein Mundstück war, durch das sie atmen könnten. Den Tauchanzug brauchten die Menschen außerdem, um nicht zu erfrieren.

So hatten die drei Meerjungfrauen zum ersten Mal Menschen gesehen und schon etwas über sie gelernt.

Jana Kröger (8) aus Nördlingen / Deutschland

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Der verzauberte Prinz

Es war einmal vor langer Zeit, da ging ein Mädchen namens Henriette im Bodensee schwimmen. Der Himmel war blau, die Sonne schien und die Vögel zwitscherten. Auf einmal verdunkelte sich der Himmel jedoch und dunkle Wellen schwappten auf Henriette zu.

Plötzlich kam eine Hand und zog Henriette nach unten. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Ganz langsam ging sie unter. Henriette schrie um Hilfe, aber niemand hörte sie. Sie zappelte wie wild, aber auch das half nichts. Schon befand sie sich auf dem Grund. Was war das nur? Und warum konnte sie atmen? Plötzlich sah sie ein Wesen mit grünen Haaren und einem blauen Fischschwanz.