Magische Märchenwelt - Linda Marie Haupt - E-Book

Magische Märchenwelt E-Book

Linda Marie Haupt

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Beschreibung

Auch im 3. Band von 'Magische Märchenwelt' bleibt es magisch. Dieses Mal erzählt uns Linda Marie Haupt spannende Geschichten von Drachen, Feen, Engeln, aber auch von Tieren und Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Sie alle haben etwas gemeinsam: Ein Ziel, das sie nicht aus den Augen verlieren und für das sie bereit sind, alles was möglich ist, zu tun. Außer der großen Schrift zur besseren Lesbarkeit gibt es noch eine Besonderheit in diesem Märchenbuch. Bianka Mertes hat nämlich zu allen Märchen bezaubernde Bilder gezeichnet, die ausgemalt werden dürfen, oder gar sollen. Vor allem die jüngeren Leser/innen werden daran megagroße Freude haben.

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Seitenzahl: 103

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Inhalt

Vorwort

Die Suche nach dem magischen Rubin

Der Glückskätzchenbaum

Elin und das Geheimnis der Drachen

Nimbas Regenkinder

Sylva, das Bucheckernnymphchen

Leopoldine Zimperlich

Die Tränen der Engel

Himmelsglück

Gonzo und der Zirkus

Karter, der Klapperstorch

Über die Autorin

Über die Illustratorin

Vorwort

Es ist nunmehr das dritte Märchenbuch, welches Linda Marie Haupt veröffentlicht. In ihren ersten beiden Büchern entführt sie die Leser in andere Sphären.

Begleitet Linda Marie auf ihre dritte Reise in die Magische Märchenwelt und lasst euch von den Bildern faszinieren, die von Bianka Mertes speziell für jedes einzelne Märchen entworfen wurden.

Eine Besonderheit gibt es in diesem Märchenbuch, die gerade den kleineren Lesern eine megagroße-supertolle Freude bereiten wird. IHR dürft jede einzelne Reise in euren Farben schmücken. Habt viel Spaß beim Lesen, Zuhören und Malen.

Eure Bibi Rend

(Autorin)

Die Suche nach dem magischen Rubin

Es ist heiß. Die Luft flimmert, der Himmel leuchtet intensiv in Orange und aus der Ferne kommt eine dunkle Wolke schnell näher. Nein, es ist keine Regenwolke! Feine Staubkörnchen fliegen mit dem Wind umher. Kaila kennt das schon. Er zieht seine Kopfbedeckung etwas tiefer, wickelt das eine Ende seines Turbans über Mund und Nase und steckt es hinter dem anderen Ohr wieder fest. Er befeuchtet das Tuch mit ein paar Tropfen Wasser aus seinem Behälter und lässt nur einen kleinen Schlitz für die Augen frei.

›Mist‹, denkt Kaila, ›schon wieder!‹ Sandstürme gibt es oft hier in der Westsahara. Er ist so in Gedanken versunken gewesen, dass er die Anzeichen nicht bemerkt hat. Der Wind nimmt rasend schnell an Stärke zu und die Sandkörner prasseln auf ihn nieder. »Autsch.« Wie feine Nadelstiche fühlt sich der Sand auf seinem Körper an. So schnell er kann, rennt er zur nächstliegenden hohen Sanddüne. Der starke Wind macht es ihm schwer, die Anhöhe zu erklettern. Erschöpft setzt er sich in den heißen Sand. Ja, er hat alles richtig gemacht! Allen Kindern seines Stammes wurde von klein auf erklärt, was sie bei einem Sandsturm zu tun haben.

»Die dichteste Sand- oder Staubkonzentration befindet sich in Bodennähe. Deshalb sollt ihr eine erhöhte Stelle suchen, wo der Sturm weniger stark auf euch trifft. Sucht also nach einem Ort, der sicher, fest und erhöht ist.« Diese Düne ist die einzige Erhebung in seiner Nähe. Kaila hockt oben auf der Düne, den Kopf schützt er mit seinen Armen. Er fühlt den Wind an seiner Kleidung zupfen. Aber er atmet erleichtert auf, denn er ist längst nicht so stark wie unterhalb der Düne. Leise beginnt Kaila vor sich hinzusingen.

»Jambo Bwana … Hakuna Matata …« … was so viel bedeutet, es gibt keine Probleme, es ist alles in Ordnung. Damit beruhigt er sich selbst, denn so ein Sandsturm ist ganz schön beängstigend. Dann seufzt er tief. Er hat sich aber auch einen blöden Tag ausgesucht für seine Suche. Ja, Kaila ist auf der Suche nach etwas. So, wie vor Monaten fast sein ganzer Stamm die Umgebung abgesucht hat.

Warum? Das ist eine lange Geschichte.

Vor vielen, vielen Jahren gab es in seinem Stamm einen weisen Mann, einen Zauberpriester. Er war schon sehr alt und kurz bevor er starb, machte er dem Häuptling ein Geschenk.

Ein Diadem aus Gold, mit einem kostbaren großen Rubin in seiner Mitte. Mit letzter Kraft überreichte der Alte diese Kostbarkeit.

»Hör gut zu, großer Häuptling, dieses ist nicht irgendein Schmuckstück. Nein, es besitzt Zauberkräfte! Ich selbst bekam es von meinem Vater geschenkt, dieser von seinem, und immer so weiter. Es ist uralt und voller Magie.«

»Was …«, wollte ihn der Häuptling unterbrechen. Doch der Zauberpriester hob Ruhegebietend seine Hand.

»Nein, nicht jetzt, ich habe nicht mehr viel Zeit. Dieses Diadem kann Wünsche erfüllen, aber immer nur dem rechtmäßigen Besitzer. Und, was ganz wichtig ist, es müssen Wünsche sein, die dem ganzen Stamm dienen. Ich weiß, du bist ein guter, besonnener Mann und führst deinen Stamm mit Bedacht und Klugheit. Das Diadem wird bei dir in guten Händen sein. Verlier nur nicht …« Das waren die letzten Worte des Zauberpriesters gewesen.

Häuptling Umaha hatte das Schmuckstück in seiner Hütte versteckt und lange überlegt, mit welchem Wunsch er der Allgemeinheit Gutes tun konnte. Dann, eines Tages, kam ihm die Idee. Er nahm das Diadem vorsichtig aus seinem Versteck, setzte es sich auf seine schwarzen, krausen Haare und berührte instinktiv mit seiner linken Hand den großen Rubin. Er schloss die Augen und fast andächtig flüsterte er: »Ich wünsche mir, dass mein Land immer fruchtbar ist, es genug Wasser gibt für Mensch und Tier und alle glücklich und zufrieden leben können.« Kaum hatte er diesen Wunsch ausgesprochen, begann der Rubin zu glühen und zu funkeln. Umaha zog erschrocken seine Hand zurück, denn der Edelstein wurde immer heißer. Plötzlich schossen Strahlen aus allen Farben des Regenbogens aus ihm heraus und ergossen sich über das gesamte Land. Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett, jede Farbe suchte sich ihren Platz. Das Blau bezog seine Position am Himmel und färbte ihn wunderschön. Auch Rot und Orange zog es nach oben, sie bildeten zusammen die strahlende Sonne. Desgleichen suchte sich auch das Gelb den Himmel aus. Es gab dem Mond und den Sternen ihre Farbe. Nur drei Farben blieben auf der Erde. Das Grün färbte die Wiesen und Felder und machte das Land fruchtbar. Das helle Indigo war zuständig für viele Wasserstellen in verschiedenen Tönen. Violett ließ sich bei den Menschen nieder und sorgte für Harmonie und Gesundheit. So zog das Glück ein, für alle Menschen, die auf dem Land des Häuptlings lebten. Und es war ein großes, weites Land. Der Häuptling war glücklich über die Erfüllung seines Wunsches. Alle waren glücklich, sie lebten glücklich und zufrieden. Scheinbar! Denn offenbar hatte das Violett nicht alle Menschen erreicht und so gab es einen, der gerne mehr hätte. Der es als ungerecht empfand, dass nur der Häuptling als Besitzer Wünsche äußern durfte. Karim!

Und so überlegte er, wie er an das Diadem herankommen könnte. Eines Nachmittags, die meisten Männer waren auf der Jagd, nur Karim hatte sich krank gestellt, schlich er zur Hütte Umahas. Hektisch durchsuchte er diese, immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden. Und endlich, da war es! Umaha hatte es unter seinem Nachtlager versteckt. Hämisch grinsend dachte Karim: ›Also, DAS Versteck war ja nun leicht zu finden. Du hättest ein Besseres suchen müssen, großer Häuptling!‹ Dann stopfte er das Diadem blitzschnell unter sein Hemd und verschwand so schnell er konnte. Unentdeckt erreichte er, völlig außer Atem, die eigene Hütte. Ungeduldig wartete er, bis es dunkel war. Hastig und mit blitzenden Augen zog er das Diadem unter seinem Hemd hervor. Gierig leckte er sich mit der Zunge über seine Unterlippe und schaute es an. Er hatte es! Endlich! Nun war er der Besitzer und das magische Schmuckstück würde seine Wünsche erfüllen. Karim nahm das Diadem und setzte es auf den Kopf. Sein Herz schlug vor Aufregung schnell gegen seinen Brustkorb. Gleich würde es soweit sein, gleich würde er ein reicher Mann sein! Denn das war sein Wunsch. Karim wollte der reichste, mächtigste Mann werden. Und so stieß er hastig diesen Wunsch hervor. Nervös wartete er auf das, was geschehen würde. Doch es geschah – nichts. Wütend riss er sich das Diadem vom Kopf, drehte und wendete es, setzte es wieder auf.

»Du bist jetzt mein Diadem und du wirst meine Wünsche erfüllen«, rief er lauter werdend. »Ich wünsche mir, der reichste, mächtigste Mann zu sein, also los!« Doch wieder geschah nichts. Karim wiederholte diese Prozedur noch oft an diesem und vielen folgenden Abenden. Doch ohne Erfolg. Schließlich gab er auf, ihm wurde klar, das Diadem würde IHM keine Wünsche erfüllen. Doch was sollte er nun damit tun? Es zur Häuptlingshütte zurückzubringen kam nicht in Frage, denn seit dem Verschwinden ließ der Häuptling alles streng bewachen. Außerdem waren alle auf den Beinen, um nach dem kostbaren Stück zu suchen. Nein, nachher würde man ihn noch verdächtigen. Er musste das Ding einfach loswerden. So tat er am nächsten Tag das, was alle machten: suchen. Na, zumindest tat er so und entfernte sich dabei unauffällig weiter in Richtung Wüste. Vorsichtig, sich nach allen Seiten umschauend, zog er das Diadem ohne hinzuschauen hervor und ließ es fallen. Mit ein paar scharrenden Fußbewegungen bedeckte er es mit reichlich Sand. Dann schaute er sich um: Nichts mehr zu sehen. Erleichtert, fast beschwingt begab er sich wieder zu seinem Stamm. Was er nicht bemerkt hatte: Als das magische Diadem in den Sand fiel, hatte sich der große Rubin daraus gelöst und war ein Stückchen weiter gerollt. Nachdem ein leichter Wind über der Sahara wehte, war auch er bald von Sand bedeckt.

Der Stamm, einschließlich Karim, suchte weiter nach dem Diadem, doch ohne Erfolg. Und dann bemerkten die Bewohner täglich Veränderungen in ihrem Land. Die Wiesen wurden braun, die Wasserstellen begannen faulig zu stinken, auf den Feldern hörte es auf zu wachsen, der Himmel verdunkelte sich, keine Sonne, keine Sterne waren mehr zu sehen. Doch was noch schlimmer war, die Menschen wurden ungeduldig, schimpften und fingen an, sich zu prügeln. Vorbei war es mit der Harmonie und dem glücklichen und zufriedenen Zusammenleben. Der Häuptling wollte schon verzweifeln, als ein alter Mann das Schmuckstück durch Zufall fand. Als sich nach einer kurzen Rast sein Kamel wieder erhob, hatte er es auf dem Sandboden blitzen sehen. Ja, das war es. Er trieb sein Kamel an und brachte es seinem Häuptling.

»Hier großer Umaha, hier ist das magische Diadem. Ich fand es in der Wüste. Doch bitte, wünsche dir schnell etwas, damit sich unsere Brüder hier nicht die Köpfe einschlagen.«

Erleichtert nahm der Häuptling das Schmuckstück entgegen, doch plötzlich stutzte er.

»Da fehlt ja etwas«, murmelte er, »wo ist denn der große Rubin?« Fragend schaute er den Alten an. Der schüttelte resigniert den Kopf.

»Umaha, du weißt, ich kann nicht mehr so gut sehen, wenn mich das Gold in der Sonne nicht so geblendet hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen. Es tut mir leid, ich habe es genau so gefunden.« Der Häuptling gab dem alten Mann als Dank einen verzierten Speer und zog sich in seine Hütte zurück. Am Abend nahm er es und wiederholte das, was er schon beim letzten Mal getan hatte. Er schloss die Augen, berührte das Diadem und voller Hoffnung sprach er wie damals: »Ich wünsche mir, dass mein Land immer fruchtbar ist, es genug Wasser gibt für Mensch und Tier und alle glücklich und zufrieden leben können.« Doch es geschah nichts. Voller Verzweiflung versuchte Umaha es wieder und wieder - vergeblich. Plötzlich schoss ihm eine Erinnerung durch den Kopf. Was hatte der Zauberpriester damals gesagt? »Verlier nur nicht …«

»… den Rubin«, ergänzte der Häuptling leise. Das war es, was der Zauberpriester hatte sagen wollen! Seine Freude schwand jedoch so schnell, wie sie gekommen war. Der Zauber des Diadems wirkte nur MIT dem Rubin und bei dem rechtmäßigen Besitzer. Wie sollte er nur einen kleinen Stein in der Wüste finden? Das war, wie eine Nadel im Heuhaufen suchen, nein, viel schlimmer.

In dieser Nacht fand Umaha keinen Schlaf, er grübelte und grübelte. Am nächsten Morgen rief er alle Stammesmitglieder zusammen und befahl ihnen, in die Wüste zu ziehen, und den Rubin zu suchen. Sonst würden bald die Felder verdorrt sein, und sie alle würden verhungern und verdursten. So zogen die Bewohner hinaus mit Sieben und durchsiebten die Wüste auf der Suche nach dem Rubin. Viele resignierten und gaben auf, denn der Wüstensand war unerträglich heiß. So vergingen Tage und Wochen. Und es gab immer weniger zu essen und zu trinken. Die Wochen wurden zu Monaten, immer weniger Menschen suchten nach dem Stein. Die meisten von ihnen waren Kinder, für die das Ganze ein aufregendes Spiel war. Unter ihnen auch Kaila. Fast jeden Tag war er unterwegs, er wollte ihn unbedingt finden, den großen roten Rubin. Und so war er auch heute mit sieben beschäftigt gewesen und hatte den herannahenden Sandsturm erst spät bemerkt.

Kaila weiß nicht, wie lange er schon auf der Düne hockt, doch er bemerkt, dass der Sandsturm langsam an Kraft verliert.

»Welch ein Glück«, murmelt er, »so kann ich mich bald auf den Heimweg machen.« Er wartet noch etwa ein halbes Stündchen, dann erhebt er sich vorsichtig und schüttelt mit kräftigen Bewegungen all den Sand von seinem Körper. Plötzlich fällt ihm etwas direkt auf den rechten Fuß.