Mami 1752 – Familienroman - Yvonne Bolten - E-Book

Mami 1752 – Familienroman E-Book

Yvonne Bolten

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese einzigartige Romanreihe ist der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Es war sieben Uhr morgens. Heidelinde betrat das Zimmer, in dem ihre beiden "Großen" noch tief und fest schliefen. Der zehnjährige Peter hatte die rechte Hand unter die Wange geschoben. Er lächelte im Traum. Die hellbraunen Haare waren verwuschelt. Unter der blauen Bettdecke mit den weißen Wolken guckten die Füße hervor. Sein Bruder Reinhard, der zwei Jahre jünger war, hielt einen abgegriffenen Teddy im Arm. Um sein schmales Kindergesicht mit fast engelsgleichen Zügen ringelten sich hellblonde Locken. Um Reinhard machte Heidelinde sich manchmal Sorgen. Peter würde sich überall durchsetzen können. Sven, ihr Jüngster, der gerade erst achtzehn Monate war, zeigte einen ähnlichen Tatendrang wie Peter. Beide Kinder strotzten vor Gesundheit. Reinhard jedoch war ein überaus empfindsamer und zarter Junge. Ein Nichts genügte manchmal schon, um ihn in Aufregung zu versetzen. Auch um seine Gesundheit stand es nicht zum Besten. Ständig mußte Heidelinde aufpassen, damit er sich nicht erkältete. Heidelinde neigte sich jetzt zu Reinhard hinunter und küßte ihn zärtlich auf die Wange. "Aufwachen, mein Liebling", sagte sie mit leiser Stimme. Der Junge schlug die klarblauen Augen auf. Über sein feines Gesicht glitt ein Lächeln. Er griff nach der Hand der Mutter und schmiegte die Wange hinein. "Guten Morgen, Mami", sagte er.

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Mami -1752-

Peter kann's nicht fassen

Roman von Yvonne Bolten

Es war sieben Uhr morgens. Heidelinde betrat das Zimmer, in dem ihre beiden »Großen« noch tief und fest schliefen.

Der zehnjährige Peter hatte die rechte Hand unter die Wange geschoben. Er lächelte im Traum. Die hellbraunen Haare waren verwuschelt. Unter der blauen Bettdecke mit den weißen Wolken guckten die Füße hervor.

Sein Bruder Reinhard, der zwei Jahre jünger war, hielt einen abgegriffenen Teddy im Arm. Um sein schmales Kindergesicht mit fast engelsgleichen Zügen ringelten sich hellblonde Locken.

Um Reinhard machte Heidelinde sich manchmal Sorgen. Peter würde sich überall durchsetzen können.

Sven, ihr Jüngster, der gerade erst achtzehn Monate war, zeigte einen ähnlichen Tatendrang wie Peter. Beide Kinder strotzten vor Gesundheit.

Reinhard jedoch war ein überaus empfindsamer und zarter Junge. Ein Nichts genügte manchmal schon, um ihn in Aufregung zu versetzen. Auch um seine Gesundheit stand es nicht zum Besten. Ständig mußte Heidelinde aufpassen, damit er sich nicht erkältete.

Heidelinde neigte sich jetzt zu Reinhard hinunter und küßte ihn zärtlich auf die Wange. »Aufwachen, mein Liebling«, sagte sie mit leiser Stimme.

Der Junge schlug die klarblauen Augen auf. Über sein feines Gesicht glitt ein Lächeln. Er griff nach der Hand der Mutter und schmiegte die Wange hinein. »Guten Morgen, Mami«, sagte er.

»Schau nur, mein Schatz, wie hell die Sonne scheint. Es wird bestimmt ein sehr schöner Tag«, antwortete Heidelinde.

Reinhard setzte sich aufrecht hin. Er guckte zu Peter hinüber. Als er sah, daß der Bruder noch schlief, küßte er den Teddy aufs Herz.

Als ganz kleiner Junge hatte Reinhard fest daran geglaubt, daß sein Teddy davon lebendig werden würde. Inzwischen wußte er, daß er dem Teddy auch durch noch so viele Küsse kein Leben einhauchen konnte. Trotzdem ließ er nicht davon ab. Er versuchte es gegen besseres Wissen immer wieder.

Peter hatte ihn deshalb schon oft verpottet. Aus diesem Grund küßte Reinhard den abgegriffenen Teddy nur noch, wenn Peter nicht da war.

»Zieh dich schnell an, mein Schatz«, sagte Heidelinde. Nachdem sie Reinhard noch einmal über die hellblonden Locken gestrichen hatte, ging sie zu Peter und zupfte ihn am großen Zeh.

»Aufstehen, kleine Schlafmütze!« rief sie lachend.

Peter reckte und streckte sich.

Heidelinde zog ihm mit einem Ruck die Bettdecke weg. »Wenn du nicht aufstehst, kommst du zu spät in die Schule«, mahnte sie.

Peter gähnte ausgiebig und rieb sich mit den Händen die Augen. »Ich will aber gar nicht in die Schule«, erklärte er und holte sich die Decke wieder.

In diesem Moment war aus dem Badezimmer lauter Gesang zu hören. »Hörst du, Papa ist auch schon aufgestanden. Er fährt gleich nach Hamburg, und wir wollen doch noch zusammen frühstücken«, erklärte Heidelinde.

Das genügte, um Peter augenblicklich aus dem Bett zu treiben. Sein Vater war Journalist. Er arbeitete für die Illustrierte »Junge Frau«, die ihren Sitz in Hamburg hatte. Jede Woche erschien von ihm unter dem Titel »Neues aus der Gesellschaft – von Michael Hayden« eine Seite in der Illustrierten. Oben links in der Ecke war ein Foto von ihm abgedruckt.

Michaels Beruf als Gesellschafts-Jounalist brachte es mit sich, daß er abends häufig Veranstaltungen besuchen mußte. Darum hatte er sich in Hamburg eine kleine Wohnung gemietet, in der er während der Woche lebte.

Die Zeit vom Freitag abend bis Montag morgen verbrachte er bei der Familie in dem kleinen Ort Haselby in Schlesweig-Holstein, der nicht weit von der Ostseeküste entfernt lag.

So war es immer gewesen. Heidelinde und die Kinder waren daran gewöhnt, daß Michael am Montag morgen nach Hamburg zurückfuhr. Der Abschied fiel ihnen aber jedesmal wieder schwer.

Heidelinde vermißte ihren Mann, den sie über alles liebte, während der Woche oft sehr. Auch die Kinder hätten es am liebsten gehabt, wenn ihr Papa immer bei ihnen geblieben wäre.

Peter stürmte jetzt ins Badezimmer. Sein viel bewunderter Papa rasierte sich und sang dabei aus vollem Hals auf Plattdeutsch ein Seemannslied.

Michael war über ein Meter neunzig groß und kräftig gebaut. Da er Sport trieb und darauf achtete, daß er nicht zunahm, hatte er die Idealfigur eines Mannes. Haare und Augen waren dunkelbraun. Als er jetzt den Seifenschaum wegwischte, trat ein jungenhaft wirkendes Gesicht zutage. Es ging etwas ungemein Optimistisches von ihm aus.

»Hast du denn gut geschlafen, Sohnemann?« fragte er, während er einen kleinen weißen Schaumtupfer auf Peters Nasenspitze setzte.

»Ich schlafe immer gut, Papa.«

»Dann putz dir jetzt mal die Zähne.«

Peter griff nach der Zahnbürste. »Papa, könntest du nicht heute bei uns bleiben? Ich meine, nur ganz ausnahmsweise mal?« schlug er vor.

»Das würde ich sehr gern, aber es geht leider nicht«, antwortete Michael.

Peter tat Zahnpasta auf die grüne Kinderbürste. »Wenn du in Hamburg bist, triffst du dann wieder die andere Frau?« erkundigte er sich.

Michael war gerade im Begriff gewesen, sich die Haare zu kämmen. Mitten in der Bewegung hielt er inne. »Welche Frau meinst du, Peter?« stieß er hervor.

»Ich weiß nicht mehr, wie sie heißt. Sie hat irgendwie solch einen komischen Namen. Ein bißchen affig. Arina oder so ähnlich, glaube ich.«

»Du meinst Ariane von Kampen.«

»Triffst du dich wieder mit ihr?«

»Wie kommst du denn darauf, Peter?« Michael drehte sich um. Er fuhr sich mit dem Kamm durch die dichten braunen Haare.

»Weil du immer so oft über sie schreibst«, fuhr Peter fort.

»So? Was schreibe ich denn über sie?« fragte Michael ohne ihn anzusehen.

»Ihr Leben gleicht einer Berg- und Talbahn aus großen Hoffnungen und zerstörten Träumen«, antwortete Peter. Er sah mit großen Augen zum Vater auf.

Michael hörte nicht auf, sich zu kämmen. »Das habe ich wirklich geschrieben?« fragte er.

»Es stand in der Illustrierten. Bei den Gesellschafts-Sachen. Du weißt schon.«

»Dann wird es wohl auch stimmen.«

»Was meinst du eigentlich damit, daß ihr Leben einer Berg- und Talbahn gleicht?« wollte Peter wissen.

»Das sagt man so.«

»Aber warum Berg- und Talbahn? Und wieso zerstörten Träumen?« wollte Peter wissen.

»Damit ist gemeint, daß Arianes Träume nicht immer in Erfüllung gegangen sind«, erwiderte Michael.

»Meine auch nicht. Zu meinem letzten Geburtstag habe ich mir ein Mountain Bike gewünscht und keines bekommen«, erinnerte sich Peter.

»Weil Mami und ich fürchten, daß du dir damit Arme und Beine brichst.«

»Jetzt weiß ich aber noch immer nicht, was Ariane mit einer Berg- und Talbahn zu tun hat«, meinte Peter.

Michael seufzte auf. Er stellte fest, daß sein ältester Sohn manchmal sehr hartnäckig sein konnte.

In diesem Moment kam Reinhard ins Badezimmer. Er ließ die Tür hinter sich offen. »Was ist mit der Berg- und Talbahn?« fragte er.

Michael strich ihm über die hellen Haare. Er lachte. Peter fand, daß sein Vater sonst anders lachte. Nicht so gekünstelt.

»Du weißt doch, was eine Berg- und Talbahn ist, Reinhard. Wir sind doch auf dem großen Frühjahrsfest damit gefahren«, erwiderte Michael.

»Michael, Peter, Reinhard, seid ihr jetzt endlich fertig? Das Frühstück steht schon auf dem Tisch«, rief Heidelinde vom Flur aus.

»Kinder, beeilt euch«, spornte Michael seine beiden Großen an und verließ das Bad.

*

Zehn Minuten später saß die Familie am Frühstückstisch auf der Terrasse des Einfamilienhauses. Im Garten blühten unzählige bunte Blumen. Am blauen Nachthimmel waren die Kondensstreifen eines Flugzeuges zu sehen. 

Der kleine Sven thronte auf einem Kinderstuhl. Er hatte rote Pausbacken und die gleichen braunen Haare und Augen wie Michael und Peter.

Während Peter mit Genuß in sein Honigbrötchen biß und Sven den Milchbrei aß, mit dem Heidelinde ihren Jüngsten fütterte, träumte Reinhard vor sich hin.

»Reinhard, was ist, mein Liebling? Warum ißt du nicht?« fragte Heidelinde.

Reinhard sah sie mit leuchtenden Kinderaugen an. »Guck doch mal, Mami. Das Spinnennetz zwischen den Osterglocken. Es ist voll von Trautropfen. Sie sehen aus wie kleine Diamanten«, antwortete Reinhard. Er sah in allem das Schöne und Wunderbare.

Peter sprang auf. »Wo ist ein Spinnennetz?« rief er.

»Das sage ich dir nicht. Du machst es sonst kaputt«, erklärte Reinhard.

»Peter, setz dich wieder an den Tisch«, forderte Michael seinen Ältesten auf.

Während Heidelinde Peter immer dreimal bitten mußte, bevor er tat, was sie wollte, hörte Peter beim Vater aufs Wort. Er nahm wieder Platz.

Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Michael von der Familie. Während er nach Hamburg fuhr, machten sich Peter und Reinhard auf den Weg zur Schule. Klein-Svenni, wie der Jüngste der Familie genannt wurde, hockte sich neben Mieze, die genüßlich aus einer irdenen Schüssel Milch schleckte.

Das schwarze Kätzchen mit den weißen Pfoten war den Haydens ein paar Monate vorher zugelaufen. Kein Mensch wußte, woher es kam. Alle Nachforschungen waren im Sande verlaufen. Mehr oder weniger sicher war nur, daß Mieze nicht aus Haselby stammte.

Mieze hatte einen genau festgelegten Zeitplan. Sobald es Abend wurde, verschwand sie und ließ sich nicht mehr blicken. Morgens kehrte sie zurück, um sich verwöhnen zu lassen und der Ruhe zu pflegen.

»Mieze, Mieze«, sagte Svenni und strich dem Kätzchen über das weiche dunkle Fell. Ihr Name gehörte zu den ersten Worten, die er sprach.

Mieze warf ihm einen warnenden Blick zu.

Als Svenni nicht aufhörte sie zu streicheln, versetzte sie ihm mit der rechten Vorderpfote einen Klaps auf die Hand. Die Krallen ließ sie dabei eingezogen. Sie wollte Sven nur zeigen, daß sie es nicht leiden konnte, wenn er sie beim Trinken störte.

Sven rückte ein Stück von ihr ab. Er war beleidigt.

Als die Schüssel leer war, legte Mieze sich in der Frühjahrssonne auf die Fußmatte neben die Terrassentür. Sie reckte und streckte sich.

Sven rückte wieder ein Stück näher und zupfte sie ein bißchen am Schwanz. Mieze reagierte nicht.

»Mieze, Mieze«, sagte Sven.

Das Kätzchen schnurrte.

»Mieze, Mieze«, flüsterte Sven. Er neigte sich vor und berührte mit der Wange Miezes Fell.

Mieze gähnte ausgiebig.

»Unsere Mieze ist tatsächlich die geborene Primadonna«, meinte Heidelinde lächelnd, als sie durch die Fenstertür auf die Terrasse trat, um den Frühstückstisch abzuräumen.

Mieze warf ihr aus schmalen Katzenaugen einen langen Blick zu. Es sah aus, als würde sie Heidelindes Lächeln erwidern.

*

Haselby war ein Ort mit zweitausend Einwohnern. Mit zweitausend Seelen, wie der Pfarrer von Haselby sagte. Dessen Sohn Christian war Peters bester Freund.

Die beiden Jungen waren fast ständig zusammen. Im Winter liefen sie auf dem zugefrorenen See hinter der Kirche Schlittschuh. Im Sommer fuhren sie mit den Fahrrädern zum Baden an die gut fünf Kilometer von Haselby entfernt liegende Ostsee. In den Wäldern rund um Haselby bestanden sie Abenteuer.

Morgens gingen sie zusammen zur Schule. Christian wohnte mit seinen Eltern und einer jüngeren Schwester in einem Haus mit ausladendem Dach neben der Kirche. Er stand schon wartend vor der Tür, als Peter an diesem Morgen hinter der Bäckerei Ahrensen auftauchte.

Als Peter den Freund bemerkte, begann er zu rennen.

»Wo ist Reinhard? Muß der heute nicht zur Schule?« fragte Christian, als Peter bei ihm angelangt war.

»Doch, aber erst eine Stunde später. Was ist denn das für ein Stock, den du da hast?« erkundigte sich Peter.

»Der ist toll, nicht? Da schnitz ich mir eine Angelrute draus«, antwortete Christian. Er war genauso groß wie Peter, hatte rote Haare und ein Gesicht voller Sommersprossen.

Auf dem Weg zur Schule wummerte Christian mit dem Stock gegen die Gartentüren. Frau Ohlsen, die Witwe eines Schreinermeisters, schüttelte nur leicht entrüstet den Kopf, sagte aber nichts.

Jens Bauer dagegen, ein pensionierter Dampfschiffahrtskapitän, erschien mit hochrotem Kopf am offenen Fenster. »Fällt euch nichts Besseres ein, ihr verdammten Bengels? Ich werde mit deinem Vater sprechen, Christian Ahrens. Der Herr Pfarrer wird sich freuen, wenn er hört, was sein Sohn für ein Früchtchen ist«, rief Jens Bauer.

Die Truthähne, die er seit der Pensionierung züchtete, kamen mit lautem Gekreisch und rot geschwollenem Kamm angerannt. Sie wollten auf die Jungen losgehen, aber der Zaun war dazwischen.

Peter und Christian rannten so schnell sie konnten zur Schule. »Glaubst du, daß er das wirklich macht? Ich meine, daß er bei meinem Vater petzt?« sorgte sich Christian.

Peter war fest davon überzeugt. Er hielt Jens Bauer für einen Holzkopf. So bezeichnete sein Vater Leute, die nicht ganz bei Trost waren. Normalerweise waren Männer, die etwas mit der Seefahrt zu tun hatten, die nettesten Menschen überhaupt. Jens Bauer war eine Ausnahme. Dem war alles zuzutrauen.

Um seinen Freund nicht zu beunruhigen, antwortete Peter: »Der wird schon nichts sagen. Denk einfach nicht mehr daran.«

Der Schulhof war voll von Kindern. Ein paar Jungen kickten mit einem Ball herum. Andere spielten Murmeln. Wieder andere standen einfach nur so da.

Joachim Kaiser und Manfred Berger versuchten sich gegenseitig von der Mauer zu stoßen, die den Schulhof umgab. Sie gingen in dieselbe Klasse wie Peter und Christian. Die vier Jungen waren eine Clique.

Joachim hatte keinen Vater mehr. Der war irgendwann weggegangen und nicht wiedergekommen. Niemand hatte ihn mehr gesehen. Manfred hatte zwei Väter. Einen richtigen, der nur manchmal kam und einen, der immer da war.

Als Peter vorgeschlagen hatte, Manfred könnte Joachim doch einen von seinen Vätern abgeben, waren sie beide wütend auf ihn gewesen. Seitdem schnitt Peter das Thema nicht mehr an.

Es läutete. Die Kinder stürmten in die Klassenräume der alten Dorfschule aus roten Backsteinen. Das Gebäude war aus der Zeit, als Haselby ein winziges Dorf gewesen war. Es bestand aus zwei großen ebenerdigen Räumen. In einem Raum saßen die Mädchen und Jungen der ersten und zweiten, im anderen die Kinder der dritten und vierten Schulklasse.

Die jüngeren Kinder hatten eine junge Lehrerin, Frau Annemarie Clausen. Die Schüler der dritten und vierten Klasse wurden von Herrn Adam Brunnenmayer unterrichtet.

Frau Clausen war liebevoll, sanft und immer verständnisvoll. Die Kinder liebten sie abgöttisch. Herr Brunnenmayer war viele Jahre beim Militär gewesen. Er sprach im Kommandoton und ging im Stechschritt. Die Kinder respektierten ihn. Manche fürchteten ihn auch. Von Zuneigung konnte keine Rede sein.

Unter den Schülern, die er unterrichtete, war auch sein eigener Sohn Markus. Markus hatte vor allem Angst, am meisten vor seinem Vater. Er tat nie etwas, was man nicht tun durfte. Trotzdem wurde er ständig von seinem Vater zurechtgewiesen.