Mami 1755 – Familienroman - Annette Mansdorf - E-Book

Mami 1755 – Familienroman E-Book

Annette Mansdorf

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese einzigartige Romanreihe ist der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. "Kannst du dir nicht endlich eine eigene Wohnung suchen? Du machst mich noch mal wahnsinnig!" Florentine Sandmann frühstückte unbeeindruckt weiter. Sie kannte das schon, der Sonntagmorgen war nicht gerade Evelinas beste Zeit. Sie hatte sich mit ihrem langweiligen Freund die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und ihn wahrscheinlich wieder nicht soweit bekommen, daß er ihr endlich den ersehnten Heiratsantrag machte. Dabei bot Evelina alles, was einen Steuerberater entzücken mußte. Sie hatte den gleichen Beruf, war sparsam, nicht zu selbstbewußt und sah gut aus. Was wollte der Kerl mehr? Flo fand ihn so dröge wie das Brötchen, das sie gerade aß. Es war vom Vortag übriggeblieben - wie Karsten von Brückner. Sie kicherte bei dem Gedanken. "Sag mal, machst du dich noch über mich lustig?" Evelina stand wie eine Rachegöttin vor ihr, die Hände in die Hüften gestemmt. Die blauen Augen blitzten vor Wut. "Reg dich wieder ab. Ich habe nicht über dich gelacht." "Und worüber dann, wenn man fragen darf?" Das wollte Flo ihr lieber nicht sagen, denn besser wäre es dann auch nicht. "An etwas, was ich gestern abend erlebt habe. Wie war es eigentlich bei dir?" "Hör auf, du weißt es doch genau." Als hätte man ihr die Fäden gekappt, sank Evelina wie eine Marionette auf den Küchenstuhl und sah jetzt eher traurig und frustriert aus. Sofort tat Florentine ihr Spott leid. Sie liebte ihre ältere Schwester. Früher war sie ihr ständig nachgelaufen, sehr zu deren Ärger.

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Mami -1755-

Die Bühne und das wahre Leben

Roman von Annette Mansdorf 

»Kannst du dir nicht endlich eine eigene Wohnung suchen? Du machst mich noch mal wahnsinnig!«

Florentine Sandmann frühstückte unbeeindruckt weiter. Sie kannte das schon, der Sonntagmorgen war nicht gerade Evelinas beste Zeit. Sie hatte sich mit ihrem langweiligen Freund die halbe Nacht um die Ohren geschlagen und ihn wahrscheinlich wieder nicht soweit bekommen, daß er ihr endlich den ersehnten Heiratsantrag machte. Dabei bot Evelina alles, was einen Steuerberater entzücken mußte. Sie hatte den gleichen Beruf, war sparsam, nicht zu selbstbewußt und sah gut aus. Was wollte der Kerl mehr? Flo fand ihn so dröge wie das Brötchen, das sie gerade aß. Es war vom Vortag übriggeblieben – wie Karsten von Brückner. Sie kicherte bei dem Gedanken.

»Sag mal, machst du dich noch über mich lustig?«

Evelina stand wie eine Rachegöttin vor ihr, die Hände in die Hüften gestemmt. Die blauen Augen blitzten vor Wut.

»Reg dich wieder ab. Ich habe nicht über dich gelacht.«

»Und worüber dann, wenn man fragen darf?«

Das wollte Flo ihr lieber nicht sagen, denn besser wäre es dann auch nicht.

»An etwas, was ich gestern abend erlebt habe. Wie war es eigentlich bei dir?«

»Hör auf, du weißt es doch genau.«

Als hätte man ihr die Fäden gekappt, sank Evelina wie eine Marionette auf den Küchenstuhl und sah jetzt eher traurig und frustriert aus.

Sofort tat Florentine ihr Spott leid. Sie liebte ihre ältere Schwester. Früher war sie ihr ständig nachgelaufen, sehr zu deren Ärger. Daß sie zusammen wohnten, hatten sie ihren Eltern zu verdanken, die ihnen gemeinsam – aus irgendwelchen steuertechnischen Gründen – eine Eigentumswohnung gekauft hatten. Dabei hätten Schwestern nicht unterschiedlicher sein können als sie beide. Nur die etwas extravaganten Namen verbanden sie vielleicht. Ihre Mutter hatte offenbar eine romantische Phase gehabt, als sie geboren worden waren. Florentine war in Florenz gezeugt worden, ein Versuch, die Ehe zu retten, was dann wohl auch geklappt hatte, denn die Eltern waren noch immer verheiratet. Warum Evelina so hieß, wie sie hieß, wußte ihre Mutter auch nicht mehr, jedenfalls behauptete sie das.

»Laß ihn doch endlich sausen, Eva. Das hat doch keinen Sinn.«

»Das verstehst du nicht. Dich hat es noch nicht richtig erwischt. Du verliebst dich nur immer, ohne dich wirklich einzulassen.«

»Wenn ich sehe, was dabei herauskommt, wenn man sich wirklich einläßt, wie du es nennst, verzichte ich auch lieber darauf.«

Finster starrte Evelina ihre Schwester an. Flo sah aus wie das blühende Leben, auch wenn sie erst im Morgengrauen nach Hause gekommen war. Kein Wunder, mit vierundzwanzig hatte sie sich das auch noch leisten können, obwohl sie – wenn sie so darüber nachdachte – davon eigentlich gar keinen Gebrauch gemacht hatte. Heute morgen hatte ihr ein Gesicht aus dem Badezimmerspiegel entgegengestarrt, dem man die Müdigkeit und den Frust deutlich ansah. Dabei war sie doch auch erst achtundzwanzig…

»Ich weiß aber, daß Karsten mich liebt! Er kann das nur nicht so ausdrücken, dafür ist er einfach zu nüchtern…«

»Dann müßte er dich doch erst recht heiraten wollen! Immerhin ist das viel günstiger – steuertechnisch gesehen.«

»Steuertechnisch gesehen« war die Lieblingsfloskel von Karsten von Brückner. Florentine rollte jedesmal die Augen, wenn er sie anbrachte. Er fand immer Gelegenheit, das zu tun. Ob er auch im Bett so redete? Arme Evelina, dann hatte sie wirklich nichts zu lachen.

»Ja, mach dich nur lustig über uns! Du hast übrigens dein Haushaltsgeld noch nicht abgeliefert.«

So war ihre Schwester. Kaum sagte Flo, was sie dachte, wurde Evelina unsachlich.

»Du weißt genau, daß ich mein Geld noch nicht bekommen habe. Tu bloß nicht so, als müßten wir jetzt am Hungertuch nagen.«

»Das nicht, aber ich sehe auch nicht ein, daß ich immer für dich mitbezahle!«

»Schreib es eben auf.«

»Du könntest dir endlich mal einen Job suchen. Ich habe dir angeboten, bei mir in der Praxis zu helfen, aber dazu hast du ja keine Lust! Als ob es nach Lust geht.«

»Ich verhungere lieber, als da zu jobben. Deine Angestellten wirken auf mich wie Schatten aus der Zwischenwelt. Nein, schon gut, du ja nicht, Eva. Ich bekomme bestimmt bald eine Rolle angeboten, ich habe das irgendwie im Gefühl…«

»Das erzählst du, seit du mit der Schauspielschule fertig bist. Bisher ist der große Durchbruch aber nicht in Sicht.«

»Aber ich habe ein paar Werbeaufnahmen gemacht. Sobald das Geld auf dem Konto ist, bekommst du es.«

»Wenn du dir nicht vorher wieder diese unmöglichen Klamotten kaufst, die du immer trägst…«

»Wieso? Was ist gegen meine Kleidung einzuwenden? Ich finde, mir steht das.«

Sie sah an sich hinunter. Der lila Hosenanzug aus den siebziger Jahren saß wie angegossen. Die Hosen hatten den richtigen Schlag, die kurze Jacke umspannte ihren Oberkörper perfekt. Vielleicht war die gelbe Bluse etwas übertrieben, aber die hatte sie nur angezogen, weil die andere, die dazugehörte, nicht gebügelt war.

»Oh, Florentine, ich weiß echt nicht, was aus dir noch mal werden soll!«

»Jetzt redest du wie Papa. Das muß ich mir nicht reinziehen. Aus mir wird nicht, ich bin es bereits! Eine Schauspielerin! Und ich weiß, daß ich Talent habe. Immerhin habe ich die Prüfung mit Glanz bestanden.«

»Aber trotzdem kein Engagement. Weil du…«

»Ich habe keine Lust, auf einer Provinzbühne die jugendliche Liebhaberin zu spielen, wenn hier das Leben stattfindet!«

»Aber so haben alle mal angefangen.«

»Ich nicht.«

Das war Florentines letztes Wort in diesem nimmerermüdenden Dialog zwischen den Schwestern. Florentine verstand überhaupt nicht, warum Evelina sich da immer so aufregte. Sie brauchte das Geld, das Flo monatlich abgeben mußte, schließlich nicht wirklich. Was sie durch ihre kleinen Gelegenheitsjobs verdiente, war genug für sie selbst. Worüber sich also Sorgen machen? Eines Tages würde der große Durchbruch kommen, und dann konnte sie nicht durch irgendeinen langweiligen Job gebunden sein.

Sie stand auf, klopfte sich die Krümel von der Hose und verließ mit staksigen Schritten die Küche. Die Schuhe mit den hohen Plateausohlen ließen keinen anderen Gang zu.

Evelina sah ihr nach. Sie mußte zugeben, daß ihre Schwester trotz ihrer merkwürdigen Kleidung ein entzückender Anblick war. Sie hatte die gleichen blonden Haare wie sie selbst, aber Florentines waren lang und fielen in üppigen Locken auf die Schultern, während sie sie kurz und praktisch frisiert trug. Vielleicht sollte sie ihre Haare auch wieder wachsen lassen. Männer mochten das ja angeblich lieber…

Männer! Wütend biß sie in ihr Brot. Karsten war wirklich unmöglich. So bar jeder Romantik, dabei war der Abend dafür wie geschaffen gewesen. Sie hatten eine Theatervorstellung besucht, ein sehr schönes, amüsantes Stück, und waren hinterher noch in einem Weinlokal gewesen. Bei Kerzenschein hatte Karsten ihr die Vorteile der neuen Steuergesetzgebung erklärt. Das war doch total überflüssig gewesen, denn schließlich war es auch Evelinas Fach. Sie hätte ihn sogar in einigen Punkten korrigieren können, was sie natürlich wohlweislich unterlassen hatte.

Um sie herum hatten andere Pärchen gesessen und sich in die Augen geschaut…

Evelina schob die Erinnerung beiseite. Sie mußte Geduld haben. Karsten war eben ein nüchterner Mensch, aber so einen hatte sie doch auch gewollt. Ihre Mutter hatte in Evelinas Kindheit und Jugend stets die dramatische Rolle gespielt, dicht gefolgt von Florentine, die das heute übernommen hatte. Sie kam mehr nach dem Vater, der ruhig und besonnen inmitten all des Trubels sein Leben lebte. Gut, heute war ihre Mutter auch gemäßigter, dafür schlug Florentine über alle Stränge. Wie das wohl weitergehen würde mit ihr… Für eine Rolle am Theater war sie nach Evelinas Meinung viel zu undiszipliniert. Sie hatte große Mühe, sich irgendwo einzufügen und auch einmal im Hintergrund zu stehen. Das mußte sie nach Evelinas Meinung aber können, wenn sie zu einem Ensemble gehören wollte. Also konnte sie sich ihre Schauspielkarriere gleich abschminken. Statt dessen bekam Florentine immer mal wieder einen Auftrag aus der Werbebranche.

Es war Evelina sterbenspeinlich gewesen, ständig auf sie angesprochen zu werden, als sie eine unsägliche Bindenwerbung gemacht hatte, die täglich mehrmals über den Fernsehschirm flimmerte. Florentine hatte natürlich nur gelacht und Evelina gefragt, ob sie nicht ein paar Autogrammkarten verteilen sollte.

Vermutlich würde sie nie erwachsen werden!

Evelina beendete ihr Frühstück und räumte den Tisch ab. Flo hörte sie im Badezimmer laut und fröhlich singen. Sie plätscherte in einem Riesenberg von Schaum in der Badewanne herum. Vermutlich würde hinterher wieder alles schwimmen. Wie konnte man sich nur erst anziehen, um sich dann wieder ganz auszuziehen und zu baden? Aber es war müßig, darüber nachzudenken, so war Flo eben. Für Evelina ein Buch mit sieben Siegeln.

Das Telefon klingelte. Ob das Karsten war, der sich für den mißglückten Abend entschuldigen wollte? Evelina ärgerte sich über sich selbst, daß sie sich immer wieder so schnell Hoffnungen machte, die sich dann doch zerschlagen würden.

»War das das Telefon? Gehst du mal?« rief ihre Schwester aus dem Bad.

»Ja, ja…«

»Hier Evelina Sandmann…«

»Hallo, Eva, hier ist Chris. Kann ich Flo sprechen?«

»Sie badet. Ich richte ihr aus, daß du angerufen hast.«

»Hey, hast du schlechte Laune? Tut mir echt leid, dabei ist doch Super-Wetter. Ich will Flo fragen, ob sie auf ein Picknick mitkommt. Hast du auch Lust?«

Evelina wußte nicht zu sagen, welcher Teufel sie ritt. Normalerweise waren Florentine und ihre Freundin Christine zusammen unerträglich. Aber sie sagte ja.

Dem folgte auch gleich ein verblüfftes Schweigen. Offenbar hatte Chris nicht mit ihrer Zustimmung gerechnet. Vielleicht war die Frage auch nur aus Höflichkeit gestellt worden. Evelina wollte schon wieder absagen, als Chris lachte.

»Entschuldige, aber ich bin echt überrascht. Du kommst doch sonst nie mit, wenn wir etwas unternehmen. Aber ich finde das super von dir. Wird dir guttun, bestimmt warst du wieder mit dem Langweil…, oh, entschuldige…«

»Schon gut. Ich weiß ja, was ihr von Karsten haltet. Also, wo treffen wir uns?«

»Um eins am Pavillon im Englischen Garten.«

»Gut, ich sage es Flo. Was sollen wir mitbringen?«

»Was Küche und Keller hergeben. Wir sind mindestens zu fünft. Ich will aber noch ein paar andere anrufen.«

Evelina bereute ihre Zusage zutiefst. Sie würde sich vorkommen wie die Gouvernante einer Horde wildgewordener Halbwüchsiger.

*

»Hallo, schöne Frau, dich habe ich ja hier noch gar nicht gesehen!«

Evelina fühlte sich gar nicht angesprochen. Sie dachte, daß der Mann, der sich hinter ihr aufgebaut hatte, ihre Schwester Flo meinte. Doch Flo schmunzelte nur und sah sie auffordernd an.

»Er redet mit dir, Eva.«

»Eva…, schade, daß ich nicht Adam heiße, sondern nur Stefan.«

Evelina hatte eine abweisende Bemerkung auf der Zunge, weil sie es nicht gewohnt war, daß man sie einfach duzte und dumme Scherze mit ihr machte. Doch dann dachte sie wieder daran, daß sie sich selbst in diese Situation hineinmanövriert hatte und auf keinen Fall zu sehr aus der Rolle fallen durfte, weil sie sich dann vermutlich als Zielscheibe anbot. Ihre Schwester und deren Freunde nahmen selten ein Blatt vor den Mund.

»Ja, das ist wirklich schade. Sicherlich hätten wir dann auch nachweisen können, daß dir keine Rippe fehlt, wie die Männer noch immer hartnäckig behaupten.«

Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich umzudrehen, sondern wuchtete jetzt den schweren Korb aus dem Auto, der ihren Beitrag zum Picknick enthielt. Florentine hatte alles eingepackt, was irgendwie eßbar war, ohne gekocht werden zu müssen. Ausnahmsweise hatte Evelina nicht widersprochen.

»Und wer bist du nun? Warum sehe ich dich heute zum ersten Mal?«

Der war ja vielleicht hartnäckig… Florentine, die ihre Schwester gut kannte und deren Mimik zu deuten wußte, kicherte und ging mit einer Decke und einem Sonnenschirm weg.

»Ich bin Flos Schwester und habe sonst andere Dinge zu tun, als hier herumzuhängen.«

Sie drehte sich um. Und schaute in die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte. Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache.

Ihr Gegenüber lächelte, aber jetzt lag eindeutig Spott in seinem Blick.

»Du hast also das Gefühl, daß wir mehr oder weniger unter deinem Niveau liegen?«

Vorsicht, Glatteis, dachte Evelina. Sie wollte nicht als Spielverderber gelten. Irgendwie würde sie den Nachmittag schon herumbekommen.

»Das habe ich nicht gesagt, oder? Aber normalerweise muß ich auch sonntags arbeiten.«

Heute nur deshalb nicht, weil ich gehofft hatte, mit meinem Freund lange ausschlafen zu können, und dann den ganzen Tag mit ihm zu verbringen, ich dumme Gans, dachte Evelina und spürte wieder die Wut auf Karsten hochkommen, der sie ohne besonderes Bedauern um eins vor ihrer Haustür abgesetzt hatte, weil er heute vormittag zu einem Handballspiel gehen wollte. Als Zuschauer, nicht als Spieler, was sie noch verstehen könnte. Und dafür hatte sie den Freitag bis Mitternacht gearbeitet…

»Oh, du Arme. Das klingt ja richtig nach Ausbeutung.«

»Dann bin ich mein eigener Ausbeuter. Ich bin selbständig.«

Klang das zu stolz? Nein, er sah interessiert aus. Evelina fragte sich, warum ihr das überhaupt wichtig sein konnte. War es nicht egal, was dieser Typ mit den schönen Augen aber viel zu langen Haaren über sie dachte? Überhaupt, seine Jeans mit den modischen Durchgucklöchern und das karierte Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln entsprachen so gar nicht ihrem Anspruch an Männergarderobe.

»Toll. Komm, laß mich den Korb tragen. Mein Gott, was habt ihr denn alles mitgebracht?«

»Flo hat immer Angst, daß jemand verhungern könnte.«

Er hätte sie wenigstens fragen können, was sie beruflich machte…

Den Korb schleppend, ging er neben ihr her. Evelina hielt nach ihrer Schwester Ausschau. Sie, die sonst selbst mit den schwierigsten Mandanten fertig wurde, fühlte sich unsicher.

»Nett, daß du mitgekommen bist. Ich bin übrigens auch Filmemacher. Aber der Sonntag ist mir heilig, es sei denn, ich bin unterwegs.«

»Und was machen Sie für Filme?«

»Sie? Be easy, Eva. Wir duzen uns doch alle. Ich mache Naturfilme. Aber auch anderes, wie es kommt, halt.«