Überall wo Liebe ist … - Yvonne Bolten - E-Book

Überall wo Liebe ist … E-Book

Yvonne Bolten

5,0

Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. Krikri tobte mit ihren Freunden Fritz, Peter, Heiner und Michael durch den Garten der Walden-Villa. Das kleine Mädchen spielte eine Räuberbraut. Die Jungen waren Gendarmen und mußten sie fangen. Hellauf lachend lief Krikri um eine Schaukel herum, die vom Ast eines mächtigen Kirschbaumes hing. Danach sprang sie über eine Blumenrabatte. Ihre blonden gelockten Haare und ihr blauer Rock flogen im Wind. Die blauen Augen strahlten wie Sterne, die Wangen glühten. »Fangt mich doch, fangt mich doch!« rief sie. Die Jungen gaben sich die größte Mühe. Es traf sie in ihrer Ehre, daß ein Mädchen schneller laufen konnte als sie. »Das ist nur, weil Krikri barfuß ist. Ohne Schuhe kann man viel schneller rennen«, rief Fritz. Er streifte sich in aller Eile die Sandalen von den Füßen und stürmte weiter hinter Krikri her. »Jetzt kriege ich dich!« rief er. Die Tannenzapfen auf dem Rasen piekten ihn zwar ein bißchen, aber das nahm er in Kauf. Schon war er Krikri auf den Fersen. »Halt sie fest, Fritz, halt sie!«

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Leseprobe: Elternlos – und doch geliebt

»Morgen früh beginnt für mich wieder der Alltag«, seufzte Peter Schellmann. »Da heißt es, am Zeichentisch zu stehen und die Pläne meines Chefs auszuarbeiten.« »Ist dein Chef ein Ekel?«, erkundigte sich Peters siebenjähriger Bruder Ulrich neugierig. »Nein, Herr Zinner ist kein Ekel. Im Gegenteil, er ist ausgesprochen freundlich. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich in Oswald Zinners Bauun¬ternehmen untergekommen bin, obwohl …« »Obwohl – was?«, fragte Ulrich, als Peter stockte und nicht gesonnen schien weiterzusprechen. »Nichts«, entgegnete der junge Architekt einsilbig. Er fand, es hatte keinen Sinn, dem kleinen Bruder etwas vorzujammern. Während seines Studiums hatte er teils von kühnen Brückenkonstruktionen, die reißende Urwaldflüsse überspannten, geträumt, teils von atemberaubenden Prachtbauten, die weltweite Bewunderung und Anerkennung gefunden hatten. Natürlich hatte er schon damals gewusst, dass seine Chance, diese Träume zu verwirklichen, gering war, und war durchaus bereit gewesen, sich mit weniger anspruchsvollen Aufgaben zufriedenzugeben. Nur hätte er gern irgendeinen greifbaren Erfolg seiner Arbeiten gesehen. Oswald Zinners Bauvorhaben schienen jedoch über das Planungsstadium nicht hinauszukommen. Was will ich eigentlich?, fragte sich Peter. Die Firma war neu, erst vor kurzem gegründet.

Mami Classic – 23 –

Überall wo Liebe ist …

Yvonne Bolten

Krikri tobte mit ihren Freunden Fritz, Peter, Heiner und Michael durch den Garten der Walden-Villa. Das kleine Mädchen spielte eine Räuberbraut. Die Jungen waren Gendarmen und mußten sie fangen.

Hellauf lachend lief Krikri um eine Schaukel herum, die vom Ast eines mächtigen Kirschbaumes hing. Danach sprang sie über eine Blumenrabatte. Ihre blonden gelockten Haare und ihr blauer Rock flogen im Wind. Die blauen Augen strahlten wie Sterne, die Wangen glühten.

»Fangt mich doch, fangt mich doch!« rief sie.

Die Jungen gaben sich die größte Mühe. Es traf sie in ihrer Ehre, daß ein Mädchen schneller laufen konnte als sie.

»Das ist nur, weil Krikri barfuß ist. Ohne Schuhe kann man viel schneller rennen«, rief Fritz. Er streifte sich in aller Eile die Sandalen von den Füßen und stürmte weiter hinter Krikri her.

»Jetzt kriege ich dich!« rief er. Die Tannenzapfen auf dem Rasen piekten ihn zwar ein bißchen, aber das nahm er in Kauf. Schon war er Krikri auf den Fersen.

»Halt sie fest, Fritz, halt sie!« schrie Peter.

Krikri entkam. Sie lief um eine Rosenhecke herum, kam in den Vordergarten und sah sich um. »Ich bin doch schneller als ihr!« rief sie Fritz triumphierend zu.

Aber dann passierte es. Sie stolperte über einen Maulwurfshügel und fiel zu Boden.

Fritz ergriff sofort die Gelegenheit und hielt Krikri fest. Es nutzte ihr gar nichts, daß sie mit Beinen und Armen zappelte.

»Ich hab sie, ich habe Krikri!« verkündete Fritz den Freunden.

Michael, Peter und Heiner kamen mit lautem Geschrei angelaufen. Sie erklärten die Räuberbraut Krikri für gefangen.

»Wenn der Maulwurfshügel nicht dagewesen wäre, hättet ihr mich nie gekriegt«, erklärte Krikri, als sie sich abführen ließ.

In diesem Augenblick kam Irene auf die Terrasse. Sie war um die vierzig, Französin, schwarzhaarig und sprach so gut wie kein Wort Deutsch. Da Krikri durch eine ehemalige Erzieherin Französisch wie ihre Muttersprache beherrschte, hatte sie keine Probleme, sich mit Irene zu verständigen.

»Krikri, sei so lieb, meine Kleine«, bat Irene ohne zu bemerken, daß Krikri gerade als Räuberbraut abgeführt wurde, »steck den

Knoblauch in die Maulwurfshügel. Sag deinen Freunden, daß sie dir helfen sollen.«

Während Irene sprach, hielt sie den Kindern eine ganze Schüssel voll frischer ausgepellter Knoblauchzehen hin.

»Was ist denn das?« fragte Fritz erstaunt.

»Knoblauch. Kennst du keinen Knoblauch?« fragte Krikri.

Fritz zuckte die Achseln.

»Irene sagt, daß wir die Knoblauchzehen in die Maulwurfshügel stecken sollen«, fuhr Krikri fort.

»Wieso denn das?« fragte Peter.

»Wieso denn das?« erkundigte sich Krikri bei Irene.

»Maulwürfe mögen keinen Knoblauch. Wenn sie Knoblauch riechen, ekeln sie sich so sehr, daß sie verschwinden«, antwortete Irene.

Krikri übersetzte.

»Glaubst du, daß das stimmt?« meinte Fritz.

»Wir können es ja mal versuchen«, meinte Michael bereitwillig.

Krikri sah zu Irene auf. »Und was ist, wenn die armen Maulwürfe von dem Knoblauch sterben?«

Maulwurfshügel waren nicht schön auf dem gepflegten Rasen, aber sterben sollten die kleinen Tierchen denn doch nicht.

Irene schüttelte den Kopf. »Sie sterben nicht, sondern gehen nur weg«, versicherte sie.

»Dann ist es gut«, antwortete Krikri und lächelte Irene zu. Sie hatte ein paar Tage vorher einen vorderen Milchzahn verloren, so daß dabei eine Lücke sichtbar wurde. Ein neuer Zahn wuchs schon wieder nach. Die weiße Kante zeigte sich bereits.

Die Kinder machten sich an die Arbeit. In jeden Maulwurfshügel schoben sie vier oder fünf Knoblauchzehen. Danach setzten sie sich auf eine Steinstufe, die zur Terrasse führte und paßten auf, was passierte.

»Ich glaub nicht, daß der Knoblauch was nützt«, meinte Peter.

»Klar nützt er was. Den Maulwürfen wird von dem Knoblauch so schlecht, daß sie nur noch weg wollen. Das würde ich auch machen, wenn man mir Knoblauchzehen vor die Nase setzen würde«, antwortete Michael.

Über ihnen bewegten sich die Zweige einer alten Rotbuche. Vögel sangen. Das weiße Kätzchen Muschi lag zufrieden schnurrend auf der Terrasse und sonnte sich.

»Mir ist das zu langweilig, hier zu sitzen und zu warten«, meinte Michael nach ein paar Minuten.

»Mir auch!« rief Peter.

»Kommt, wir gehen zu mir und spielen mit dem Computer von meinem großen Bruder«, schlug Heiner vor.

Peter und Michael sprangen sofort auf. Fritz machte sich nichts aus Computerspielen. »Ich bleibe hier bei Krikri«, erklärte er.

»Sagt den Maulwürfen einen Gruß von uns!« rief Heiner und rannte mit Peter und Michael weg.

Krikri und Fritz blieben auf der Steintreppe sitzen. Sie schauten auf die Maulwurfshügel hinunter. Fritz umklammerte die Knie mit den Händen. »Sag mal, bleibt Irene für immer in Deutschland?« erkundigte er sich bei Krikri.

Krikri nickte. »Ja, Irene wohnt jetzt bei uns. Sie kümmert sich um den Haushalt«, berichtete sie.

»Und was ist mit Frau Bauer?« wollte Fritz wissen. Mathilde Bauer war über fünfzehn Jahre lang bei den von Waldens Zugehfrau gewesen. Sie hatte Krikri und ihre Freunde immer großzügig mit Süßigkeiten versorgt. Aus dem Grunde hatte Fritz sie in bester Erinnerung.

Auch Krikri tat es leid, daß ihre Tante Bauer, wie sie Mathilde Bauer genannt hatte, nicht mehr da war. »Sie ist zu ihrer Tochter gezogen. In den Schwarzwald«, erklärte sie.

»Ach so«, war alles, was Fritz dazu einfiel.

Bei den frischaufgeworfenen Erdhügeln tat sich gar nichts. Kein Maulwurf steckte seine Nase hervor. Krikri berichtete Fritz von den Sommerferien in Südfrankreich.

»Ist es wahr, daß ihr in einer alten Windmühle gewohnt habt? Wie in einem richtigen Haus? Oder hast du das nur geschwindelt?« wollte Fritz wissen.

»Das ist wirklich wahr. Ich schwindel nicht. Die Mühle war riesig mit riesigen Flügeln. Wenn der Wind kam, drehten die sich. Das knarrte und ächzte, wie du es dir nicht vorstellen kannst. Zuerst waren Papa und ich nur allein da. Aber dann sind meine großen Schwestern auch noch gekommen. Marleen hat ihre Freundin Brigitte mitgebracht und Claudia ihren Udo. Und das Baby.«

»Das Baby von Udo und Claudia? Das ist doch noch gar nicht auf der Welt«, wandte Fritz ein.

»Aber es ist trotzdem schon da. In Claudias Bauch nämlich. Man kann es nur noch nicht sehen. Aber da ist es schon.«

»War die Freundin von deinem Papa auch mit euch in Frankreich?«

Krikri schluckte. »Du meinst Clara?«

»Ja, die Amerikanerin.«

»Das ist Clara.« Krikri grub ihren linken großen Zeh in einen Maulwurfshügel vor der untersten Terrassenstufe. Bei der Erinnerung an Clara empfand sie ein schlechtes Gewissen. Sie gestand sich ein, daß sie gar nicht nett zu Clara gewesen war.

»Diese Sache mit dem Interview hätte ich nicht machen sollen«, sagte Krikri mehr zu sich als zu Fritz.

»Was für ein Interview?«

»Clara war doch mal Sängerin. Ganz früher. So vor zwanzig oder fünfzig Jahren. Deshalb singt sie immer Arien. Am besten gefallen ihr die Arien aus ›Carmen‹«, berichtete Krikri.

»Welche Carmen? Ich kenn keine Carmen.«

»Die Oper heißt so. Mein Papa hat die Oper ›Carmen‹ bei dem Musikfestival in Avignon dirigiert. Avignon ist in Südfrankreich. Und deshalb hat Clara immer die Arien aus Carmen gesungen«, fuhr Krikri fort.

»Aber was hat das mit dem Interview zu tun?«

»Weil mein Papa ein Star-Dirigent ist, kommen oft Reporter zu uns. Das weißt du doch, Fritz. Manchmal kommen die Zeitungsleute auch zu mir und wollen von mir Sachen über meinen Papa und über unsere Familie wissen. Das kommt dann in die Zeitung, was ich sage. Oder in Zeitschriften. Manchmal auch ins Fernsehen. Verstehst du jetzt?«

Fritz schüttelte den Kopf. »Nee.«

Krikri grub ihren großen Zeh tiefer in den Maulwurfshügel. Es wäre ihr wirklich viel lieber gewesen, die Sache mit Clara wäre nicht passiert. Sie wollte gar nicht mehr daran erinnert werden.

Fritz drängte jedoch. »Was war denn nun mit dem Interview und den Reportern?«

»Ich habe ihnen gesagt, daß sich bei unserem Kätzchen Muschi die Haare sträuben, wenn Clara Arien singt. Und daß ich Clara nicht leiden mag und daß sie wieder nach Amerika fliegen soll«, gestand Krikri kleinlaut.

»Deshalb ist Clara jetzt wieder in Amerika«, stellte Fritz fest.

Krikri bohrte den ganzen Fuß in den Maulwurfshügel und biß sich auf die Unterlippe. Sie mußte daran denken, wie ihr Papa mit ihr geschimpft hatte, nachdem das Interview veröffentlicht worden war.

Er habe auch ein Recht auf Glück und Liebe, hatte er ihr gesagt. Er habe Clara lieb und wolle sie heiraten.

So böse wie damals war Papa nie gewesen, mußte Krikri denken. Zur Heirat war es dann aber doch nicht gekommen, denn Clara war ganz plötzlich nach Amerika geflogen.

»Wo ist dein Papa denn jetzt?« erkundigte sich Fritz.

»In Japan. Er dirigiert da eine Oper«, antwortete Krikri.

»Carmen?«

»Nein, irgend etwas mit Butterfliege.«

»Madame Butterfly!« rief Fritz.

Krikri sah ihn erstaunt an. »Woher weißt du denn das?« Fritz war im allgemeinen, was Musik anbelangte, nicht sehr beschlagen.

»Ich weiß nicht, woher ich das weiß«, gestand Fritz. Er drehte sich um. »Hm, da kommt aber ein guter Geruch aus eurer Küche«, meinte er.

»Vielleicht backt Irene einen Kuchen«, sagte Krikri. Sie sprang auf und rannte in die große Küche.

Fritz folgte ihr.

*

Der Star-Dirigent und Komponist Nikolai von Walden war Witwer. Er hatte drei Töchter.

Krikri, die Jüngste, war acht Jahre alt. Ihr Taufname war Isolde. Sie hatte den Namen erhalten, weil Nikolai zur Zeit ihrer Geburt in New York die Wagner-Oper ›Tristan und Isolde‹ dirigiert hatte. Krikri hatte sich als sehr kleines Mädchen selbst so genannt. Unter dem Namen war sie überall bekannt. Nur ihre Klassenlehrerin nannte sie Isolde.

Marleen, mit fast dreiundzwanzig Jahren die älteste der Walden-Töchter, studierte in Frankfurt am Main Deutsch und Geschichte. Sie wollte Lehrerin werden.

Die achtzehnjährige Claudia besuchte die dreizehnte Klasse des Gymnasiums von Kronberg. Sie war mit Udo Schmidt verheiratet, einem Mitschüler, von dem sie ein Baby erwartete. Claudia und Udo hatten während der Sommerferien heimlich in Dänemark geheiratet.

Daraufhin hatte Bankdirektor Hermann Schmidt, Udos Vater, seinem Sohn das Haus verboten. Nikolai war auch nicht sehr begeistert gewesen, hatte sich aber gesagt, daß die Sache nun einmal nicht zu ändern sei und sich damit abgefunden.

Marleen war weit weniger verständnisvoll. Sie fand das alles ganz furchtbar. Nicht daß ihre Schwester Udo geheiratet hatte, den konnte sie gut leiden. Aber daß eine Frau überhaupt heiratete und Kinder bekam, war für sie unvorstellbar.

Sie selbst war fest entschlossen, sich niemals an einen Mann zu binden. Männer seien grundsätzlich unzuverlässig und egoistisch, erklärte sie jedem, der es hören oder auch nicht hören wollte.

Das beste Beispiel sei ihr Vater. Um seine Kinder habe er sich kaum gekümmert. Er habe immer nur seine Karriere im Kopf gehabt und es genossen, daß Frauen ihm in Scharen Avancen machten.

Sie, Marleen, würde niemals einem Mann nachlaufen. Statt dessen würde sie ihr Leben genießen und nur das tun, was ihr gefiel.

An diesem späten Nachmittag besuchte Marleen mit ihrer Freundin Brigitte deren Großmutter. Die alte Dame, die darauf bestand, mit ihrem Künstlernamen Gloria Fontain angesprochen zu werden, war früher einmal eine umjubelte Schauspielerin gewesen.

Sie hatte in über dreißig Stumm-Filmen mitgewirkt. Im Alter von vierzig Jahren hatte sie den bedeutendsten Bürsten-Fabrikanten Deutschlands geheiratet und war Mutter eines Sohnes geworden.

An diesem Tag feierte die ehemalige Diva ihren neunzigsten Geburtstag. Das feine Gesicht voller Falten, aber noch immer schön, mit schlohweißem Haar und in grasfarbenem Seidenkleid, saß die alte Dame auf einem bestickten Sessel und hielt Hof.

Sie strahlte noch immer Charme aus. Nur die beiden kleinen Hunde, die ihr zur Seite saßen und mit grünen Schleifen geschmückt waren, machten griesgrämige Gesichter.

Viele waren gekommen, die in dem Leben der alten Dame eine Rolle gespielt hatten. Aus Hollywood war der Regisseur Woody Brown angereist, ein alter Herr, vor dem die bekanntesten Schauspieler gezittert hatten. Er hatte seine Enkelin mitgebracht. Wenn er sie ansah, strahlten seine Augen.

Gekommen waren auch der Westernheld Martin Brink, die Tragödin Marylin Gibson, die Primaballerina Greta Windsor. Auch Politiker und bekannte Leute aus der Wirtschaft waren unter den Gästen.

Die Gäste waren sorgfältig gekleidet. Die alten Herren trugen durchweg schwarze Anzüge, die Damen zeigten Diamanten und andere kostbare Edelsteine.

Marleen schämte sich zuerst, weil sie in Jeans erschienen war. Da die anderen Gäste aber so taten, als würden sie es nicht bemerken, dachte sie nach einer Weile gar nicht mehr daran, daß sie falsch angezogen sein könnte.

Es gab wunderbare Sachen zu essen. Marleen, die gerade wieder einmal eine Diät machte, die

aus Körnern und Obst bestand, konnte nur mit Mühe widerstehen.

Schließlich fiel Gloria Fontain auf, daß Marleen nur an einem Selleriestengel herumknabberte. Die alte Dame kannte Marleen seit ihrer Kindheit und duzte sie. »Marleenchen, warum ißt du nichts?« fragte sie.

»Laß sie, Großmama. Marleen macht gerade eine Diät«, mischte sich Brigitte ein.

Die alte Dame erhob sich von ihrem bestickten Stuhl. »Weißt du denn nicht, daß das eine Sünde ist?« fragte sie Marleen, während sie auf sie zuging. Die beiden griesgrämigen Hunde folgten ihr auf den Fuß.

Die Blicke aller Anwesenden wandten sich ihnen zu.