Papi ist ein Abenteurer - Annette Mansdorf - E-Book

Papi ist ein Abenteurer E-Book

Annette Mansdorf

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Beschreibung

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe. »Du sollst aber nicht weggehen, Mama…«, jammerte Julia und hielt ihre Mutter am Rock fest. Katinka Berger setzte sich noch einmal ans Bett ihrer sechsjährigen Tochter. Julia hatte Fieber und Halsschmerzen, nicht schlimm, aber doch so, daß sie ihre Mama um sich haben wollte. Dabei wurde es für Katinka höchste Zeit, in die Versicherung zu fahren, in der sie arbeitete. »Schätzchen, der Opa kommt zu dir und paßt auf. Er wird sicher wieder ein paar schöne Spiele wissen…« »Aber Janosch drängelt sich immer vor…« Janosch war der Zwillingsbruder. Plötzlich fiel Julia ein, daß der ja in der Schule war. Sie würde ihren geliebten Opa ganz für sich allein haben! Sofort klärte sich ihr Gesicht auf, sie lächelte. »Ist gut, Mama, du kannst gehen…« »Ich muß mich schnell ein bißchen schminken. Bis der Opa hier ist, warte ich.« »Na gut. Aber du malst dich doch nicht für deinen Chef an, oder?« Katinka seufzte. Sie kam einfach nicht dahinter, warum Julia Markus Leermann nicht mochte. Er war nett zu den Kindern.

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Mami Classic – 42 –

Papi ist ein Abenteurer

Annette Mansdorf

»Du sollst aber nicht weggehen, Mama…«, jammerte Julia und hielt ihre Mutter am Rock fest.

Katinka Berger setzte sich noch einmal ans Bett ihrer sechsjährigen Tochter. Julia hatte Fieber und Halsschmerzen, nicht schlimm, aber doch so, daß sie ihre Mama um sich haben wollte. Dabei wurde es für Katinka höchste Zeit, in die Versicherung zu fahren, in der sie arbeitete. Ihr Vater, der Julia betreuen sollte, war auch noch nicht da…

»Schätzchen, der Opa kommt zu dir und paßt auf. Er wird sicher wieder ein paar schöne Spiele wissen…«

»Aber Janosch drängelt sich immer vor…«

Janosch war der Zwillingsbruder. Plötzlich fiel Julia ein, daß der ja in der Schule war. Sie würde ihren geliebten Opa ganz für sich allein haben! Sofort klärte sich ihr Gesicht auf, sie lächelte.

»Ist gut, Mama, du kannst gehen…«

»Ich muß mich schnell ein bißchen schminken. Bis der Opa hier ist, warte ich.«

»Na gut. Aber du malst dich doch nicht für deinen Chef an, oder?«

Katinka seufzte. Sie kam einfach nicht dahinter, warum Julia Markus Leermann nicht mochte. Er war nett zu den Kindern. Katinka mochte im Moment nicht auf seine Aufmerksamkeit verzichten, obwohl sie keineswegs sicher war, daß ihre Gefühle über eine oberflächliche Verliebtheit hinausging. Außerdem war er noch nicht geschieden. Er lebte von seiner Frau getrennt, schon seit langem. Katinka war nicht der Grund dafür gewesen. Frau Leermann hatte sich einen Freund zugelegt und die Ehe beendet.

Im Badezimmer dachte sie daran, wie dankbar sie sein konnte, daß ihr Vater jederzeit bereit war, die Kinder zu betreuen. Als ehemaliger Kriminalbeamter war er schon mit achtundfünfzig Jahren in den Ruhestand gegangen, weil eine alte Schußverletzung ihm noch immer leichte Beschwerden machte. Seit dem Tod seiner Frau, Katinkas Mutter, beschäftigter er sich ausgiebig mit Julia und Janosch, die darüber begeistert waren. Er hatte immer sehr ungewöhnliche Ideen, die Katinka manchmal ziemlich suspekt waren. Oft kam es ihr so vor, als bilde der sie zu Mini-Kriminalisten aus.

Katinka kam also gut zurecht. Vor zweieinhalb Jahren, kurz nach dem Tod ihrer Mutter, war Carsten tödlich verunglückt. Sein unglaublicher Leichtsinn hatte ihn das Leben gekostet. Warum mußte er unbedingt als Stuntman arbeiten? Genauer gesagt, als Hobby-Stuntman, denn er hatte das neben seinem Beruf als Polizist gemacht. Sportlich war er gewesen, aber sich mehrmals mit einem Auto zu überschlagen, nur damit so ein dämlicher Film »echt« wirkte, war einfach sträflicher Leichtsinn. Sein Tod hatte sie für einige Zeit gelähmt, doch die Kinder und ihr Vater schafften es, ihr wieder Mut und Lebensfreude zu geben, zumal ihre Ehe nicht mehr sehr harmonisch gewesen war. Wie denn auch, wenn Carsten kaum zu Hause gewesen war?

Jetzt achtete sie bei den Bekannten, die sie hin und wieder einladen durften, sehr genau darauf, daß sie keine halsbrecherische Hobbys hatten. Einer von Carstens Kollegen, der sich sehr für Katinka interessiert hatte, kletterte in seiner Freizeit in Felswänden herum, nur mit den Fingerspitzen hing er an kaum wahrnehmbaren Vorsprüngen! Sie hatte ihm gleich erklärt, daß sie nichts mehr mit solchen Dingen zu tun haben wollte. Natürlich war er nicht bereit gewesen, auf sein Hobby zu verzichten.

Heiraten wollte Katinka sowieso nicht mehr. Jedenfalls redete sie sich das ein. Ihr Vater lächelte dann immer verschmitzt und bemerkte nur, daß dann der Richtige eben noch nicht gekommen sei.

Markus Leermann und er hatten sich auf Katinkas dreißigstem Geburtstag kennengelernt. Burghard Schöller fand ihn für seine Tochter zu langweilig, was zu einem ziemlich heftigen Wortwechsel zwischen ihr und ihm geführt hatte, bis sich die Wogen wieder geglättet, als ihr einfiel, daß Markus schließlich nicht als Ehemann auf dem Prüfstand gelangt war und sich eine Diskussion deswegen eigentlich von selbst verbot. Wenn es ihr Spaß machte, mit ihm essen oder ins Theater zu gehen, sollte man sie gefälligst lassen!

Es klingelte, dann wurde die Tür aufgeschlossen. Ihr Vater war gekommen. Er war immer sehr rücksichtsvoll, wie er glaubte. Das Klingeln hieß »Ich komme jetzt rein« und würde ihr im Notfall nicht mal die Zeit lassen, sich schnell einen Bademantel anzuziehen und den »Liebhaber« im Schrank zu verstecken, weil er kaum eine Minute verstreichen ließ, bis er die Tür aufschloß. Sie mußte jedesmal darüber lächeln.

»Hallo, niemand zu Hause?« rief er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme.

»Ich komme schon. Guten Morgen, Papa. Oh, eine neue Krawatte?«

Seit er nicht mehr im Dienst war, hatte er sein Faible für bunte, ziemlich abenteuerliche Krawatten entdeckt. Er war sehr stolz darauf, die absonderlichsten Exemplare zu finden. In der Weihnachtszeit trug er solche mit lauter Nikoläusen, zu Ostern tummelten sich Osterhasen oder bunte Eier darauf. Heute waren es vom Wind gepeitschte Palmwedel. Es war Frühsommer.

»Ka, ich habe eine neue Quelle entdeckt. Die Frau bemalt sie alle selbst. Man kann auch Motive bestellen.«

»Das hast du doch nicht etwa vor?« fragte Katinka ahnungsvoll.

»Ich dachte, wenn ich zu unserer jährlichen Zusammenkunft gehe, könnte ich mir eine mit lauter Revolvern machen lassen. Wäre doch lustig. Und wenn ich meinen ehemaligen Bereichsleiter ­ärgern will, schenke ich ihm eine.«

Er grinste von einem Ohr zum anderen und sah keinen Tag älter als fünfzig aus. Katinka fragte sich manchmal , ob sie eines Tages mit einer Stiefmutter rechnen müßte. Eigentlich war er noch zu jung und agil, um immer allein zu bleiben. Aber dazu äußerte er sich nie.

»Wo ist denn mein krankes Hühnchen? Ich habe ihr etwas mitgebracht…«

»Ich bin im Bett, Opa!« rief Julia fröhlich.

»Ich muß los, Papa. Wenn etwas ist, kannst du ja anrufen.«

»Wir kommen schon klar. Geh nur. Viel Spaß, mein Deern.«

Er küßte sie auf die Wange. Katinka freute sich immer wieder darüber, daß er mit Zärtlichkeiten so freimütig umging. Viele Väter waren da gehemmter, wie sie noch von ihren Freundinnen aus der Kinderzeit wußte.

»Tschüß, Julchen!«

»Tschüß, Mama«, rief Julia zurück.

Sie hatte ihre Schmerzen vergessen. Erleichtert verließ Katinka das Haus.

Auf dem Weg zur Versicherung kaufte sie noch schnell ein paar Blumen für ihren Schreibtisch. Sie mochte solche Kleinigkeiten, die die Arbeit versüßten. Noch lieber wäre es ihr, wenn sie ihre neue Kollegin endlich dazu bewegen könnte, nicht immer so ein sauertöpfisches Gesicht zu machen. Aber sie saß ihr erst seit vier Wochen gegenüber, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben.

»Guten Morgen!« wünschte sie dann auch möglichst heiter, als sie das Büro betrat.

Die Umgestaltung zum Großraumbüro war Gott sei Dank verhindert worden. Katinka stellte es sich gräßlich vor, in solchen Sälen zu arbeiten, wo einer den anderen störte.

»Morgen«, kam es dumpf zurück.

Birgit Mühlgraf litt unter chronisch verstopfter Nase, wofür sie natürlich nichts konnte. Vielleicht machte sie das so mürrisch.

Katinka stellte die Blumen in eine schöne leuchtendblaue Glasvase. Unter den mißbilligenden Augen ihrer Kollegin plazierte sie sie dann auf dem Schreibtisch.

»Ich bin gegen Narzissen allergisch.«

»Wie? Oh, tut mir leid. Dann stelle ich sie auf die Fensterbank.«

»Die Pollen fliegen trotzdem her.«

»Das glaube ich kaum. Hier ist es ja absolut windstill. Ich hatte letzte Woche doch schon einmal Narzissen. Warum haben Sie denn da nichts gesagt?«

Nur schön ruhig bleiben, Katinka, ermahnte sie sich.

»Ich wollte nicht gleich Ärger machen«, gab die andere mit gequälter Miene zurück, die deutlich ausdrückte, wie schwer ihr diese Zurückhaltung gefallen war.

Wie konnte Markus ihr nur diese Frau ins Zimmer setzen? Er war wohl nur nach dem Äußeren gegangen…, wenn man nämlich von dem verkniffenen Gesichtsausdruck absah, war Birgit Mühlgraf recht hübsch. Sobald ein Mann das Büro betrat, lächelte sie, und alle Beschwerden schienen wunderbarerweise wie weggeblasen.

»Na ja, länger als vier Tage halten sie sich ja nicht. Versuchen wir es.«

Katinka hatte keine Lust, diese Diskussion fortzusetzen. Sie sah die Akten durch, die auf ihrem Schreibtisch lagen, las das Fax eines Kunden und schaltete ihren Computer an. Kurz darauf war sie in ihre Arbeit vertieft, die ihr heute schnell von der Hand gehen mußte, denn sie hatte viel zu

tun.

Um halb zehn erschien Markus im Büro. Er hatte vormittags oft Besprechungen, sonst saß er oft schon um acht an seinem Schreibtisch. Ein Lächeln erblühte auf Birgit Mühlgrafs Gesicht, wäh­rend sie hoffnungsvoll zu ihm aufsah.

»Guten Morgen, die Damen. Ich hoffe, es läuft alles wie es soll?«

Er bevorzugte Katinka weder mit Blicken noch mit Worten. Das war ihr auch ganz recht so.

»Ja, an sich schon…«, begann Birgit Mühlgraf und stieß einen filmreifen Seufzer aus.

»Aber?«

»Ach, ich reagiere ein wenig empfindlich auf Narzissen. Aber ich hoffe, daß ich durchhalte…«

Katinka hätte sie würgen können. Diese falsche Schlange!

Prompt sah Markus sie an.

»Sind die Blumen von Ihnen, Frau Berger? Könnten Sie sie nicht vielleicht in mein Zimmer stellen? Ich kaufe Ihnen mittags Tulpen oder Rosen, wenn Sie wollen. Einverstanden?«

Was blieb ihr anderes übrig, als dem zuzustimmen? Aber das würde sie ihrer Kollegin noch heimzahlen! Glaubte die etwa, sie könne hier böses Blut schaffen?

»Kommen Sie dann gleich mal zu mir herein?« bat Markus und strebte schon seinem Büro zu.

»Sofort.«

Birgit Mühlgraf sah sie triumphierend an, als Katinka die Vase von der Fensterbank nahm. Katinka hätte ihr am liebsten gesagt, daß sie sich sehr unklug verhielt, wenn sie sich mit ihr anlegte. Aber das hätte die andere vielleicht noch als Sieg empfunden. Also schwieg sie und betrat das Büro ihres Vorgesetzten.

*

Markus Leermann betrachtete Katinka wohlgefällig. Sie war wirklich ein richtiger Lichtblick im täglichen Arbeitsalltag. Ihre halblangen dunklen Haare glänzten seidig und waren makellos geschnitten. Das rote Kostüm mit dem schwarzen Leinentop war ein Hingucker, ohne aufdringlich zu wirken. Katinka trug nie kurze Röcke und keine tiefen Ausschnitte und wirkte dadurch fast noch verführerischer. Eine unterkühlte Erotik fand er viel anregender als prall zur Schau gestelltes Fleisch.

Sie setzte sich, nachdem sie ihm die blaue Vase ziemlich unsanft auf den Schreibtisch gestellt hatte.

»Tut mir leid, aber ich konnte kaum etwas anderes tun.«

»Schon gut, Markus. Worum geht es?« fragte sie recht kühl, weil sie noch immer wütend war.

»Nun sei doch nicht so, Katinka. Sie ist doch neu und wahrscheinlich noch ein bißchen verkrampft.«

»Wenn die erst auftaut, kann es nur schlimmer werden«, schnaubte Katinka und ärgerte sich gleich darauf über ihre Spontanität.

»Sie gibt sich doch alle Mühe. Übrigens ist sie ein Protegé vom Alten. Sei also lieber ein bißchen vorsichtig, bevor du ihr den Kopf abreißt.«

»Auch das noch! Aber deswegen kann sie sich trotzdem nicht alles mit mir erlauben. Sorry, aber das könnte noch Streß geben. Kann sie nicht in einem anderen Büro arbeiten?«

»Bitte, Katinka, diese Entscheidungen mußt du schon der Geschäftsleitung überlassen. Aber nun etwas anderes. Ich habe für Freitag zwei Theaterkarten. Wie wäre es?«

Katinka hatte manchmal durchaus trotzige Züge. Jetzt war so ein Moment. Obwohl sie sich um ein Vergnügen brachte, verneinte sie.

»Da habe ich schon etwas vor. Mein Vater hat uns zum Essen eingeladen.«

Sie wußte genau, daß sie Markus damit am meisten ärgern konnte, daß sie ihren Vater ihm vorzog…

»Oh…, dann also nicht. Gut. Hast du den Vorgang Krause abgeschlossen?«

»Selbstverständlich. Soll ich ihn holen?«

»Später. Ja das war dann schon alles.«

»Gut.«

Sie war schon an der Tür, als Markus sie noch einmal ansprach.

»Katinka, sei nicht so. Ich kann nicht arbeiten, wenn du da draußen sitzt und böse auf mich bist.«

Das fand Katinka nun wieder nett von ihm. Sie lächelte.

»Ich bin nicht böse. Und wegen Freitag schaue ich noch mal, was ich machen kann.«

Schmunzelnd warf er ihr eine Kußhand zu. Katinka spitzte die Lippen und öffnete die Tür.

Frau Mühlgraf stand an Katinkas Schreibtisch und schaute in die oberste Schublade. Als sie Katinka hörte, fuhr sie herum, wurde aber nicht einmal rot.

»Darf ich fragen, was Sie an meinem Schreibtisch zu tun haben?«

»Ich wollte nur nachsehen, ob Sie noch Büroklammern haben. Meine sind alle.«

»Es wäre mir lieb, wenn Sie in Zukunft warten, bis Sie mich selbst fragen können. Es ist hier nicht üblich, in den Schubladen herumzuschnüffeln.«

Das war ein Sieg nach Punkten. Birgit Mühlgraf merkte wohl, daß sie zu weit gegangen war und kniff die Lippen noch ein wenig mehr zusammen. Natürlich würde diese Episode das weitere Arbeitsklima nicht besser machen.

Der Tag verlief mit den üblichen kleinen Unannehmlichkeiten, zum Beispiel dann, wenn Katinka den Kunden die Regulierung eines Schadens ablehnen mußte, weil diese schon seit langem auf der roten Liste standen. War es zu glauben, daß die Familie Bremer schon den fünften Wasserschaden in diesem Jahr hatte, immer wieder durch einen platzenden Waschmaschinenschlauch hervorgerufen? Solche Fälle landeten bei Katinka auf dem Schreibtisch. Manchmal ließ sie sich jedoch überzeugen, zum Beispiel, wenn alte Leute im Spiel waren. Katinka war schon zweimal ermahnt worden, nicht zu großzügig zu sein. Doch die Rentnerin, die mit neunhundert Mark im Monat auskommen mußte, sollte doch davon nicht noch dreihundert Mark zahlen müssen, weil der Fall so oder so ausgelegt werden könnte! Markus stellte sich dann meistens schützend vor sie, was sie ihm auch hoch anrechnete. Oft ging es bei den Kunden nach dem Motto »Frechheit siegt«, und sie hatte die undankbare Aufgabe, herauszufinden, ob die Schadensregulierung berechtigt war oder nicht. Doch inzwischen kannte man seine Pappenheimer.

Frau Mühlgraf hielt sich für den restlichen Tag zurück. Ihr Quantum Gift hatte sie für heute offenbar versprüht. Katinka wußte nicht, wie lange, sie die Kollegin noch ertragen konnte, ob sie nun unter dem Schutz des Chefs stand oder nicht.

Um fünf raffte die andere ihre Siebensachen zusammen und ging ohne Abschiedsgruß. Statt dessen schniefte sie noch einmal vernehmbar. Vielleicht hatte doch noch eine Polle den Weg in ihre Nasennebenhöhlen gefunden…