Manchmal kann Geld auch glücklich machen - Karl Pollmann - E-Book

Manchmal kann Geld auch glücklich machen E-Book

Karl Pollmann

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Beschreibung

Zwei Ruheständler werden aus ihrer Langeweile gerissen, als sie plötzlich auf viel Geld stoßen. Jetzt müssen sie sich sowohl gegen die Polizei , die sie der Mithilfe bei einem brutalen Rubüberfall verdächtigt, als auch gegen Schwerverbrecher, die hinter ihrem Geld her sind, durchsetzen. Das Ultraleichtfliegen hilft ihnen dabei.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Karl Pollmann

Manchmal kann Geld auch glücklich machen

© 2022 Karl Pollmann

Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition

Designer ISBN Softcover: 978-3-347-48361-3

ISBN Hardcover: 978-3-347-48362-0

ISBN E-Book: 978-3-347-48367-5

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

I

Die Ampel springt auf Rot und der alte Volvo 745 setzt sich behäbig in Bewegung. Im nächsten Jahr stünde ihm ein H-Kennzeichen zu. Es ist ein Kreuz mit den alten Volvos, jedes Mal gehen sie wieder durch den TÜV, und so hört man nicht auf, immer weiter in so eine Kiste zu investieren, obwohl sie längst auf den Autofriedhof gehört. Heute stottert die Karre sogar, als wollte sie Thorstens letzte Fahrt von seiner Arbeitsstelle im Finanzamt Münster nach Hause ins Reihenhaus in Albachten boykottieren.

Über 45 Jahre hat Thorsten in dem Backsteingebäude in der Münzstraße verbracht, von der Ausbildung bis heute zur Verabschiedung.

Auf dem Rücksitz liegen zwischen leeren Flaschen, dreckigem Geschirr und Besteck zwei Modellautos eines VW T2 Westfalia Campingwagens, mehrere Bücher, darunter auch eins mit dem Titel „Als die Frauen den Himmel eroberten“ und eins aus dem Antiquariat „Jetzt helfe ich mir selbst- Volkswagen T2 Transporter“. Sicher lohnt die Ausbeute nicht, um damit wie, damals nach seiner Hochzeit mit Anne, zum An- und Verkauf zu fahren, um die Sachen wieder loszuwerden. Thorsten war als Kind ein kleines Rechengenie, bevor er in die Schule kam, konnte er schon Prozente ausrechnen. Außerdem hatte er ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Eine Narbe am Oberarm seiner Schwester zeugt noch heute davon. Hatte sie doch bei einer ungeraden Zahl von Gummibärchen das letzte nicht geteilt, sondern einfach für sich behalten. Vater hatte gemeint, dass ein Junge mit diesen Eigenschaften besonders fürs Finanzamt geeignet wäre. Da sich die Lehrer in der Schule damals häufig über Thorsten beschwerten, weil er mit dem Schellen immer sofort aufhörte zu arbeiten und seine Tasche packte, unterstützte auch die Mutter eine Laufbahn als Beamter.

Steil wurde die Karriere nicht, Thorsten beendet sie heute als Finanzamtsinspektor. Aber immerhin steht ihm nach Ablauf der Altersteilzeit eine Pension in Höhe von fast Zweieinhalbtausend Euro monatlich zu, mehr als doppelt so viel wie die Rente seiner Frau Anne, die auch ihr Leben lang als Sekretärin, zuletzt in einem Autohaus, gearbeitet hat.

So steht den beiden also eine glückliche Restzeit bevor. Da ihr Reihenhäuschen abbezahlt ist und die Tochter das Studium schon lange beendet hat, bleibt bestimmt auch noch genügend Geld für Hobbys. Anne fliegt im Luftsportverein Ultraleichtflugzeuge und Thorsten hat sich die Restauration eines Bulli-Campingwagens aus dem Jahre 1973 vorgenommen.

Mit Thorsten sind heute noch zwei Mitarbeiterinnen in den Ruhestand verabschiedet worden. Das ist erfreulich, so sind die Kosten der Verabschiedung gedrittelt worden und überschreiten nicht die Grenze, über die sie nicht mehr steuerlich absetzbar sind.

Der Amtsleiter hat bei der Verabschiedung in seiner Rede Thorstens Engagement bei der Durchführung der Weihnachtsfeiern hervorgehoben. Auch sein offenes Ohr für die Probleme der Kolleginnen und Kollegen und die Tatsache, dass er nie einen Geburtstag in der Abteilung vergaß, sind positiv erwähnt worden.

Thorsten ist in seiner Abschiedsrede nicht so zimperlich gewesen, er hat akribisch alle Ungeschicklichkeiten des Chefs im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen aufgezählt.

Besonders hat sich Thorsten aber darüber gefreut, dass seine frühere Kollegin Irmgard zu seiner Verabschiedung extra aus Bielefeld gekommen ist. 15 Jahre saßen die beiden zusammen in einem Büro, bis Irmgard die Fachhochschulreife nachholte und in den gehobenen Dienst wechselte. Anschließend folgte sie ihrem Mann nach Bielefeld.

Alle Probleme, vor allen Dingen die privaten, vertrauten sie sich damals an. Egal ob es finanzielle Schwierigkeiten, Probleme mit dem inkonsequenten Erziehungsstil des Partners oder dessen sexuelle Vorlieben waren, die man nicht mochte. Manchmal hatten sie das Gefühl, dass sie voneinander mehr wussten als ihre Ehepartner.

Betriebsfeiern oder -ausflüge, die es damals noch gab, endeten oft auf dem Rücksitz von Thorstens Auto oder ab und zu auch mal in einem Hotelzimmer. Nicht weil man so unglaublich scharf aufeinander gewesen wäre, sondern einfach, um sich des Vertrauens des anderen zu versichern. Am nächsten Tag war das jeweils weder im Büro noch zuhause ein Thema.

Dieses Vertrauen ist auch nach zwanzig Jahren sofort wieder da. Schnell sind an diesem Nachmittag die Eckpunkte der letzten beiden Jahrzehnte Ehelebens erzählt. Der Rücksitz des alten Volvos ist heute als Vertrauensbeweis nicht mehr nötig gewesen. Thorsten fährt bestens zufrieden in Richtung Albachten.

Zuhause ist alles vorbereitet. Die Girlanden wiegen sich im Luftzug der geöffneten Haustür. Die befreundeten Nachbarn Kerstin und Klaus sind von nebenan herüber gekommen. Tochter Maike mit Enkelkind Pit sitzen schon am festlich gedeckten Tisch. Annes Geschenk, ein Besuch des Museums in der Autostadt Wolfsburg, liegt als Gutschein zwischen den dazu gehörigen Prospekten.

„Ich freue mich so für Euch, dass es so toll geklappt hat“, meint Kerstin. „Noch keiner von Euch ist 65 und trotzdem seid Ihr jetzt beide schon im Ruhestand und das, wo Ihr noch so gesund und frisch seid. Da stehen Euch ja rosige Zeiten bevor. Ich bin richtig neidisch. Klaus, der wird doch mindestens bis 80 arbeiten.“ Klaus schüttelt den Kopf: „So lange nicht.“

Maike seufzt und meint, dass es die jetzige Generation ja saugut habe, sie selbst müsse wohl bis 70 arbeiten und Pit sicher bis über 75. Nachdem noch lange über die Möglichkeiten, die es heutzutage im Ruhestand gibt, geredet wird und Anne immer wieder ungeduldig auf ihre nachgemachte Rolex aus dem Türkeiurlaub von vor fünf Jahren sieht, geht endlich die Tür auf und Thorsten kommt mit dem Korb voll dreckigem Geschirr durch die Haustür. Anne läuft ihm entgegen, nimmt ihm den Korb ab und und umarmt ihn.

„Na, Du Pensionär, wie fühlst Du dich? Alles gut gelaufen?“

Thorsten erzählt zufrieden von seiner Verabschiedung und vor allem auch, dass sich seine alte Kollegin Irmgard extra einen halben Tag Urlaub genommen hat und von Bielefeld gekommen ist.

„Da konntet Ihr ja mal wieder richtig über eure Partner ablästern, dann ist es ja eine geglückte Veranstaltung gewesen“, meint Anne. Thorsten nickt ihr zustimmend zu.

Die Suppe schmeckt ausgezeichnet und das Roastbeef ist Anne perfekt gelungen. Selbst Pit meint, dass Oma mal wieder gut gekocht habe. Den leckeren Nachtisch bekommt er aber nicht mehr mit, Maike muss mit ihm nach Hause. Morgen ist wieder ein harter Arbeitstag. Sie verabschiedet sich noch ganz besonders von Thorsten und wünscht den beiden einen aufregenden neuen Lebensabschnitt.

Kerstin und Klaus bleiben noch auf zwei Flaschen Wein. Alle interessanten Möglichkeiten, die Zeit des Ruhestandes tot zuschlagen, werden noch durchdiskutiert, bis die Nachbarn kurz vor Mitternacht gehen.

Als Thorsten sich im Wohnzimmer aufs Sofa setzt, legt Anne sich mit dem Kopf auf seinen Schoß.

„Habe die letzten Tage ordentlich im Internet recherchiert. Es gibt eine Unmenge von Angeboten für Leute wie uns. Wir könnten für zweihundert Euro eine Woche nach Nordzypern oder wir könnten auch den Winter in der Türkei verbringen. Das kostet weniger als zuhause zu bleiben“, schwärmt Anne von ihren Ergebnissen.

„Da gibt es immer unendlich viele Nebenkosten, die nie aufgeführt werden.“

„Auf alle Fälle habe ich unser Vereinsflugzeug für nächste Woche Montag und Dienstag reserviert. Da können wir dann für zwei Tage nach Langeoog fliegen, wenn das Wetter schön bleibt.“

„Montag treffe ich mich aber mit Herbert, wirfahren zum Oldtimermarkt in Hamm. Ich habe eine Liste von Ersatzteilen erstellt, die ich für die ersten Wochen der Restauration benötige. Ich habe für mich schon ermittelt, was ich höchstens zahlen will. Hamm ist ja immer recht preiswert, da kann ich vielleicht schon einige Sachen finden. Schade mein Schatz.“

II

Als Anne die Hallentüren des Hangars in Borkenberge aufschiebt, begegnet ihr Peter, der gerade die Startbahn überprüft hat und jetzt auf dem Weg zum Tower ist, um dort seinen heutigen Dienst zu verrichten.

„Anne, heute nach Langeoog? Habe ich gestern auf unserer Buchungsplattform gesehen. Willst Du gleich noch tanken? Ich schalte dir schon mal die Zapfsäule frei. Wo ist denn Thorsten?“

„Ja danke, komme gleich. Thorsten wollte nicht mit, ist heute Morgen schon früh zum Teilemarkt nach Hamm gefahren. Ersatzteile sind wohl wichtiger. Ich bleibe auch nicht über Nacht, komme heute Abend kurz vor Sunset wieder zurück. Die Buchung habe ich heute morgen schon auf unserer Plattform geändert. Schade, wäre gerne über Nacht geblieben.“

Nach dem Tagescheck zieht Anne die C42 aus der Halle, schließt die Tore und richtet sich im Cockpit ein. Das Navigationsgerät muss installiert, das Rettungssystem entsichert und der Brandhahn überprüft werden. Dann startet sie und rollt zur Tankstelle. Mit einem vollen Tank wird sie hin und zurück kommen. Als sie auf der Startbahn Zwo Fünf zum Abflug bereit steht, hat sie wie immer Herzklopfen. Das geht auch nach 20 Jahren und über 400 Flugstunden nicht weg. Mit nur einer Person besetzt steigt das Flugzeug zügig und die Flughöhe von 2000 Fuß ist schnell erreicht. Anne meldet sich bei Peter ab und steuert in Richtung Norden. Die Sicht ist sehr gut und der Teutoburger Wald ist klar zu sehen. Immer wieder freut sie sich über den Anblick der westfälischen Parklandschaft, auch wenn im Laufe der Zeit die Felder immer größer werden. Jetzt im Mai kommen noch die gelb leuchtenden Rapsfelder hinzu.

Vorbei am Atomkraftwerk in Lingen, über das sie nicht fliegen darf, und dann entlang der Ems. In weiten Teilen ist diese nicht begradigt und zeichnet ein herrliches Bild. Nördlich der Halle der Meyer Werft in Papenburg wird die Landschaft eintöniger und schnell tauchen schon die Inseln am Horizont auf.

Plötzlich stottert der Motor.

Das Flugzeug schüttelt sich und dann wird es still. Der Motor steht. Auch nach mehreren Versuchen springt er nicht mehr an.

Jetzt die richtigen Entscheidungen. Oft trainiert, aber noch nie wirklich benötigt. Anne spult ihr Geübtes ohne Panik ab. Sofort in den Sinkflug übergehen. Benzinhahn schließen.

Die Windräder zeigen Wind aus Nordwest an. Notlandefläche suchen, ohne Zäune und Gräben. Vielleicht das Rapsfeld dort drüben, nein lieber die größere Weide dort, aber die kann sehr uneben sein. Nachdem Anne sich für die Weide entschieden hat, versucht sie wie im Training eine imaginäre Platzrunde zu planen und dann gegen den Wind notzulanden.

Als sie im Gegenanflug zu ihrer Notlandebahn gleitet, erkennt sie einen Wirtschaftsweg fast parallel zu ihrer Weide. Nicht ganz in Gegenwindrichtung und sehr schmal, aber asphaltiert und ohne mögliche Karnickellöcher. Autos sind nicht zu sehen. Also dann.

Etwas zu hoch, erst noch die Kiste quer zum Wind stellen und so Höhe verlieren, dann einschwenken und die Straße treffen. Verdammt schmal der Weg. Der Asphalt kommt immer näher und wird schmaler und schmaler, das Flugzeug breiter und breiter.

Die Räder setzen auf etwas zu weit links auf, dann kommt ein Rad auf den Randstreifen. Anne tritt in die Pedale, der Vogel rollt nach rechts und kommt auf dem Weg zu stehen.

Gerettet. Sie legt den Kopf auf das Armaturenbrett und atmet mit geschlossenen Augen tief durch. Ihre erste echte Notlandung.