Männer fotografieren - Jeff Rojas - E-Book

Männer fotografieren E-Book

Jeff Rojas

4,1

Beschreibung

Männer wollen anders fotografiert werden als Frauen. In anderen Posen, in anderem Styling, in anderem Licht. Dies ist das erste Buch, das Ihnen zeigt, wie – für private oder Business-Porträts, für Werbe- oder Fashion-Fotografie. Der New Yorker Mode-Fotograf Jeff Rojas gibt Ihnen systematische und einfache Lösungen für Styling und Posing sowie für die Nachbearbeitung an die Hand, mit denen Sie die Erscheinung und Persönlichkeit Ihrer männlichen Models optimal zum Tragen bringen. Rojas macht Sie zunächst mit den fotografischen Anforderungen der verschiedenen Gesichts- und Körpertypen vertraut. Er erläutert, wie Sie durch die richtige Wahl von Haltung, Licht und Objektiv die gewünschte Bildwirkung erreichen, indem Sie bestimmte Züge betonen und mögliche Problemzonen wie hohe Stirn, Hautunregelmäßigkeiten, Bauch oder Doppelkinn zurücknehmen. Rojas zeigt, wie Sie Ihr Model im Stehen, Sitzen und Liegen posen und seine Kleidung so arrangieren, dass sie perfekt sitzt. Schließlich lernen Sie ausführlich und am Beispiel konkreter Setups, wie Sie Ihr Model ins richtige Licht rücken – angefangen bei der benötigten Hardware über verschiedene Arten von Porträts bis hin zum professionellen Lichtsetzen für Mode- und Werbefotos.

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Jeff Rojas arbeitet als Porträt- und Fashionfotograf in New York City, u. a. für die Magazine Elle und Esquire. Er gibt sein Wissen auch als Trainer auf Plattformen wie Creative Live, WPPI und APA weiter.

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:www.dpunkt.de/plus

Männer fotografieren

Der Shooting-Ratgeber für Posing, Licht und Aufnahmetechniken

Jeff Rojas

Jeff Rojas

Lektorat: Boris Karnikowski

Übersetzung: Isolde Kommer, Großerlach und Christoph Kommer, Dresden

Copy-Editing: Friederike Daenecke, Zülpich

Herstellung: Susanne Bröckelmann

Satz: Isolde Kommer

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung eines Fotos des Autors

Druck und Bindung: Stürtz GmbH, Würzburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Buch   978-3-86490-405-9

PDF   978-3-96088-039-4

ePub   978-3-96088-040-0

mobi   978-3-96088-041-7

1. Auflage 2016

Copyright der deutschen Übersetzung © 2016 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

Copyright der amerikanischen Originalausgabe: © 2016 by Peachpit Press

Titel der Originalausgabe: Photographing Men • Posing, Lighting, and Shooting Techniques for Portrait and Fashion Photography

Published by Peachpit Press

ISBN 978-0-134-43305-9

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

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Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

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Für die Träumer. Gebt niemals auf.

Danksagung

Dieses Buch zu schreiben hat unheimlich viel Spaß gemacht – ich möchte Valerie, Elisabeth und allen anderen bei Pearson meine tiefste Wertschätzung ausdrücken. Ohne jeden Einzelnen von euch wäre nichts hiervon möglich gewesen. Das mag vielleicht klischeehaft klingen, aber ich empfinde es wirklich aus tiefstem Herzen so.

Meiner Familie danke ich für ihre unendliche Unterstützung. Ohne euch alle hätte ich in den letzten paar Jahren nicht einmal die Hälfte dessen schaffen können, was ich geschafft habe. Großvater, danke, dass du auf Jack aufpasst, wenn ich nicht zu Hause bin. Du bist der beste Hundestiefvater aller Zeiten!

Lindsay, danke, dass du meine Augen für die wundervolle Welt der Fotografie geöffnet hast. Die letzten paar Jahre waren wie ein Wirbelwind, und du warst die beste Mentorin und Freundin, die ich mir je wünschen könnte. Du warst in so vielfacher Hinsicht meine größte Unterstützerin, und ich kann dir das niemals zurückzahlen. Vielen Dank.

Schließlich möchte ich jedem Einzelnen von euch danken, die ihr an mich geglaubt und mich auf der Achterbahnfahrt des Lebens begleitet habt. Ihr seid wirklich unglaublich.

Ich danke euch von ganzem Herzen.

Jeff

Inhalt

Einführung

Teil I      Körpermerkmale analysieren

Kapitel 1Gesichtsformen

Gesichtsformen analysieren

Gesichtsformen als Entscheidungsgrundlage

Kapitel 2Figurtypen

Ektomorph (schmächtig)

Mesomorph (athletisch)

Endomorph (korpulent/stämmig)

Kapitel 3Persönliche Problemzonen

Kahlköpfigkeit oder hohe Stirn

Akne, Narben und Falten

Rötungen oder Rosacea

Doppelkinn

Weißes oder ergrauendes Haar

Brillengläser

Teil II      Posing und Styling

Kapitel 4Körpersprache verstehen

Die Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der Fotografie

Körpersprache leicht gemacht

Dreiecke und negativen Raum nutzen

Ihr Model und seine Umgebung analysieren

Posen ansagen oder Regie führen?

Kapitel 5Stehende Posen

Hände in den Taschen, Füße schulterbreit auseinander

Eine Hand auf der Schulter, die andere in der Tasche, Beine schulterbreit auseinander

Hände in den Taschen und Beine auseinander

Arme und Beine verschränkt

Hand berührt das Gesicht, Arme und Beine verschränkt

Jacke über der Schulter, Hand in der Tasche, Beine verschränkt

Jacke über Schulter, Arm entspannt, Gang in Richtung Kamera

Hand in der Tasche, andere Hand am Trizeps, Gang in Richtung Kamera

Lassen Sie sich inspirieren

Kapitel 6Sitzende Posen

Hände auf den Beinen, nach vorne gelehnt, Blick in die Kamera

Beine aufgestellt, Hand auf dem Bein, Hand am Gesicht

Beine auseinander, eine Hand in der Tasche, andere Hand am Knie

Arme überkreuzt, Beine übergeschlagen, in die Kamera blickend

Arme überkreuzt, Beine übergeschlagen, seitwärts blickend

Aufs Knie gestützt, Arme auf den Beinen, Beine ausgestellt

Auf einem Hocker sitzend

Auf einem Hocker sitzend, der Kamera zugewandt

Kapitel 7Liegende Posen

Bein gestreckt, hinteres Bein angewinkelt, Hand auf Knie, Körper auf Ellenbogen gestützt

Bein gestreckt, der Kamera zugewandt, Bein angewinkelt, Ellenbogen auf Knie, Körper auf rechte Hand gestützt

Beide Ellenbogen am Boden, hinteres Bein angewinkelt

Auf der Seite liegend, Kopf auf die Hand gestützt, Arm über dem Bauch

Auf der Seite liegend, Kopf auf die Hand gestützt, anderer Arm über den Kopf gelegt

Lassen Sie sich inspirieren

Kapitel 8Styling

Warum die Passform wichtiger ist als der Stil

Wie der Anzug sitzen sollte

Styling-Hilfsmittel für Ihr Studio

Kapitel 9Styling für »Problemfälle«

Stämmige, korpulente Männer

Große, dünne Männer

Kleine Männer

Doppelkinn und kurze oder dicke Hälse

Lange oder dünne Hälse

Teil III      Beleuchtung für Männerfotos

Kapitel 10Einführung in die Beleuchtung von Männerporträts

Künstliches und natürliches Licht

Hartes und weiches Licht

Beleuchtungsausrüstung

Kapitel 11Porträtfotografie

Klassisches Porträt

Weißer Hintergrund

Schnörkelloses Porträt

Dramatisches Porträt

Raffiniertes Porträt

Malerisches Porträt

Geschliffenes Porträt

Einen Stil kopieren

Kapitel 12Werbefotografie

Herrenduft-Kampagne: Fensterlicht

Männerduft-Werbekampagne: Speedlights

Sportausrüstung I

Männermodekatalog

Sportausrüstung II

Bodybuilding-Magazine

Schneid

Kapitel 13Modefotografie

Fensterlicht

Schnappschuss

Brillenkampagne I

Brillenkampagne II

Luxuskampagne

Einfache Struktur

Natürliches Licht

Brillenkampagne III

Index

Einführung

Der Minimalist

Wenn Sie sich meine Profile in den sozialen Medien ansehen, werden Ihnen zwei Dinge auffallen:

Ich versuche, in allem das Positive zu sehen – nur wenig kann meine optimistische Einstellung zur Welt erschüttern.

Ich bin fest davon überzeugt, dass das Einfache stark unterschätzt wird.

Diese beiden Eigenschaften haben mich durch mein ganzes Leben und meine Laufbahn als Fotograf begleitet.

Ich muss vorausschicken, dass ich in den ersten paar Jahren meiner Arbeit als Fotograf vorwiegend Mode- und Porträt-Shootings mit Frauen fotografiert habe. Ich dachte immer, Frauen seien viel einfacher zu fotografieren als Männer – weil es viel mehr Informationen über das Fotografieren weiblicher Models gibt. Es gibt Dutzende von Büchern, Anleitungen und Workshops, aber nur wenige über die Männerfotografie. Meiner Ansicht nach liegt das einfach daran, dass viele Fotografen das Arbeiten mit männlichen Models für eher wenig kreativ halten. Ich möchte Ihnen zeigen, dass das absolut nicht richtig ist. Hinter der Männerfotografie steckt mehr, als den meisten Fotografen klar ist.

Eine neue Sichtweise auf die Männerfotografie

Porträt-Sessions mit Männern sind einfach. Möglicherweise zu einfach. Sie machen mit Ihrem Model oder Kunden einen Termin aus. Er trifft nach seinen Vorstellungen bekleidet ein. Sie überlegen, wie Sie ihn ausleuchten möchten. Sie entscheiden, wie er posieren soll, und wählen dazu eine Handvoll bewährter Posen. Und dann ist das Shooting auch schon vorbei. So gesehen, klingt es langweilig. Wie gesagt, ich glaube an das Einfache, aber so einfach sollte erfolgreiche Männerfotografie auch wieder nicht sein. Es gehört schon ein bisschen mehr dazu als nur ein paar Schnappschüsse.

Was, wenn ich Ihnen sage, dass die Männerfotografie dieselben kreativen Freiheiten bieten kann wie die Frauenfotografie? So ist es nämlich. Der Unterschied liegt lediglich im Detail. Sie glauben mir nicht? Magazine wie GQ und Esquire lassen ihre prominenten Models nicht einfach nach Gusto gekleidet zum Foto-Shooting erscheinen. Vielmehr frisieren und stylen sie sie nach ihren eigenen Vorstellungen.

Ganz ehrlich: Man bucht keinen Fotografen, um schlechte Bilder von sich selbst zu bekommen. Männer wie Frauen wollen sich möglichst gut fühlen und auch möglichst gut ausehen. Sie suchen sich deshalb einen Fotografen, dessen Bilder sie von ihrer besten Seite zeigen.

Wir alle empfinden eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf unser eigenes Aussehen. Ja – das trifft auch auf Männer zu. Überlegen Sie, wie viel Werbung sich mit Haarausfall, Übergewicht usw. beschäftigt und auf ein männliches Publikum zugeschnitten ist. Unternehmen geben jedes Jahr Milliarden von Euro für Marketingmaßnahmen mit der Zielgruppe »Männer« aus. Die Marktforschung haben diese Firmen bereits für Sie erledigt: Auch Männer legen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild.

Zudem gibt es einen neuen Markt junger urbaner Männer mit hohem Einkommen. Mittlerweile investieren Männer mehr denn je in ihre Kleidung, was auch dem bequemen Online-Shopping geschuldet ist. Dieser Trend hält an, und gleichzeitig lassen sich immer mehr Männer bereitwillig für Porträt-Sessions stylen oder sind ganz allgemein an Fotos von sich selbst interessiert. Wenn Sie in einen neuen Markt vorstoßen möchten, könnte die Männerfotografie genau das Richtige für Sie sein.

Männer interessieren sich also für ihr äußeres Erscheinungsbild. Für Sie als Fotograf ergibt sich daraus Folgendes:

Es gibt einen Markt für Männerporträts.

Sie sollten Ihre Kompetenzen für die Männerfotografie weiter ausbauen.

Betrachten Sie dieses Buch als neue Perspektive auf das Fotografieren von Männerporträts. Die hier vorgestellten Konzepte sollen Ihr Fachwissen im Bereich des Männerporträts, der Werbe- und der Modefotografie erweitern.

Ich erkläre, wie Sie die körperlichen Merkmale – etwa Gesichts- und Körperform – jedes Mannes am besten herausarbeiten und wie Sie Schönheitsfehler und Problemzonen kaschieren können. Dann gehe ich ausführlich auf die Kunst des Posings in der Männerfotografie ein, sodass Ihre Kunden natürlich, männlich und selbstbewusst wirken. Ich zeige Ihnen vielfältige Beleuchtungstechniken für Porträt-, Werbe- und Modeaufnahmen. Schließlich beschäftige ich mich mit Bildbearbeitungstechniken, die jedes Männerporträt vervollständigen.

Mit diesem Buch erwerben Sie die nötigen Kompetenzen, um in einem wachsenden Markt männliche Porträtkunden ansprechen und überzeugen zu können.

Übernehmen Sie die Kontrolle: Investieren Sie in das persönliche Image Ihres Kunden

Wir Fotografen lassen uns schnell von der Schönheit eines Bildes einnehmen. Das gilt besonders für diejenigen unter uns, die ausschließlich auf die Komposition im Sucher achten. Wenn Sie sich aber nur auf die Anordnung der Bildelemente konzentrieren, vergessen Sie leicht, dass vor der Kamera auch ein Mensch steht.

Um Menschen erfolgreich zu fotografieren, sollten Sie ihre ansprechendsten Eigenschaften und ausdrucksstärksten Posen einfangen, dabei aber auch daran denken, dass Ihre Bilder das persönliche Image des Porträtierten bestimmen werden. Dieses wird von seiner Außenwahrnehmung definiert. Fremde treffen Annahmen, ohne diesen Menschen notwendigerweise persönlich zu kennen. Das persönliche Image wird durch eine Mixtur aus visueller Kommunikation (dem Auftreten, der Kleidung und Frisur), nonverbaler Kommunikation (der Körpersprache) sowie verbaler Kommunikation bestimmt.

Wir Fotografen konzentrieren uns ausschließlich auf die optische Präsenz eines Menschen. Sie sollten sich also lediglich um die visuelle und die nonverbale Kommunikation kümmern. Sie können Ihrem Kunden nicht dabei helfen, sprachgewandter zu werden – aber Sie können dafür sorgen, dass er so gut wie möglich aussieht.

So gesehen, können gute Porträts für Ihre Kunden sehr wertvoll sein, besonders wenn Sie Geschäftsleute fotografieren – Ihre Bilder können direkt beeinflussen, wie diese von ihren Geschäftspartnern wahrgenommen werden. Ihr fotografisches Auge kann sich also auf das potenzielle Einkommen Ihres Kunden auswirken. Wenn Sie auf diesen Zusammenhang hinweisen, werden Sie sich bei der Kundenakquise leichter tun.

Was ich als Porträt- und Modefotograf gelernt habe

Meine Arbeit teilt sich in zwei fast gleich große Hälften auf: Die eine dreht sich darum, private Porträtkunden zu fotografieren – Computerexperten, Architekten, Rechtsanwälte usw. Die andere Hälfte meiner Arbeit konzentriert sich auf die Modefotografie – Modemagazine, Look-Books, Anzeigen usw. Ich liebe beide Seiten meines Berufs, und jede von ihnen beeinflusst die jeweils andere.

Die Modefotografie beeinflusste meine Arbeit mit privaten Porträtkunden direkt. Der Umbruch kam im Jahr 2014: Ich hatte genug davon, dass die Kunden mein Studio nur halbwegs zurechtgemacht betraten und dann von mir erwarteten, dass ihr Outfit nach meiner Retusche perfekt aussehen würde. Anstatt mich zu beschweren, entwickelte ich eine vernünftige Lösung. Ich wandte bei meinen privaten Kunden dieselben Styling- und Posing-Techniken an, die ich bei Modefotos für Magazine nutzte. Dadurch sahen meine Kunden gepflegter aus – und sie wirkten nicht nur besser, sondern fühlten sich auch besser. Das Styling beeinflusste sowohl ihre visuelle als auch ihre nonverbale Kommunikation. Dadurch erschien ich natürlich selbst als ein besserer Fotograf, auch wenn ich nur das Styling meines Kunden verändert hatte.

Durch die Porträtfotografie lernte ich, meine Kunden besser zu verstehen. Ich nahm mir Zeit, mit ihnen zu arbeiten und zu sprechen, statt sie einfach nur auszuleuchten. Heute führe ich längere Gespräche mit meinen Models, anstatt einfach draufloszuschießen. Mit der Qualität meiner Fotografie hat sich inzwischen auch das Kaliber der Models in meinem Portfolio gesteigert. Ich arbeite nun mit Models, die an Kampagnen mit bekannten Fotografen wie Steve McCurry, Bruce Weber, Mark Seliger, Mario Testino und Terry Richardson mitgewirkt haben. Weil ich mir Zeit für Gespräche mit ihnen nehme, erhalte ich Einblicke in ihre Zusammenarbeit mit diesen hochkarätigen Fotografen. Was trennt uns von den ganz Großen? Die Antwort ist immer dieselbe: Sie haben ein Auge für Energie und Emotion. Seither nehme ich mir mehr Zeit und arbeite daran, Emotionen in meinen Bildern noch besser zu vermitteln.

Meine Methode: Vorausschauend denken

Egal, ob Sie sich mit Mode- oder mit Porträtfotografie beschäftigen: Sie müssen Ihren Kunden und/oder Ihre Umgebung analysieren, bevor Sie die Kamera zur Hand nehmen. Warum? Durch die Analyse Ihrer Umgebung können Sie präzise Entscheidungen zu Ihren Models und zur Beleuchtung fällen – lange vor dem Griff zur Kamera. Das beeinflusst nicht nur das Posing Ihres Models, sondern verkürzt auch die Zeit, die Sie zur Bearbeitung der Bilder benötigen. Außerdem demonstrieren Sie damit Kompetenz.

Kaum etwas wirkt laienhafter, als über drei Minuten mit Objektiven und Leuchten herumzufummeln. Ich spreche aus Erfahrung. Und wenn ich sage, dass Männer Anfängern gegenüber häufig strenger und ungeduldiger sind als Frauen, dann stammt das ebenfalls aus meiner eigenen Erfahrung.

Bevor ich eine Kamera zur Hand nehme, stelle ich mir die folgenden Fragen:

In welchem Medium werden meine Bilder betrachtet?

Welchen Hintergrund verwende ich?

Wer ist mein Porträtkunde?

Was für Kleidung trägt mein Kunde?

Welches Licht verwende ich?

Welches Objektiv sollte ich verwenden?

Wenn Sie jedes mögliche Szenario durchdenken, das während des Shootings eintreten kann, sind Sie auf alles vorbereitet. Dieses Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die sich mit all diesen Faktoren beschäftigen und Ihnen zeigen, welch immense Rolle sie für meinen eigenen Fotografiestil spielen.

Bonusvideo

Ergänzend zu den Lektionen in diesem Buch biete ich ein leicht verständliches (englischsprachiges) Video an, das Ihnen die Arbeit mit männlichen Models näherbringt. Sie sehen darin, wie ich mit fünf bewährten und für jeden Porträtkunden geeigneten Posen an das Fotografieren und Posing von Männern herangehe. Wenn Sie die Tipps in diesem Video befolgen, werden Sie zuverlässig vorteilhafte Fotos Ihrer Kunden machen.

Und so gelangen Sie an das Bonusvideo:

Gehen Sie auf die Website des Verlages unter www.dpunkt.de.

Geben Sie im Suchfeld oben entweder meinen Namen (Rojas), den Titel dieses Buches (Männer fotografieren) oder die ISBN (978-3-86490-405-9) ein.

Unter der Beschreibung zum Buch finden Sie einen Absatz Zusatzmaterial, in dem das Video verlinkt ist. Wenn Sie auf den Link klicken, wird das Video geladen und abgespielt (Sie können es über einen Rechtsklick auf den Link und einen Klick auf Speichern unter ... erst herunterladen und später öffnen).

50 mm, f/11, 1/125, ISO 100

Teil I

Körpermerkmale analysieren

Männer gibt es in allen Farben, Formen und Größen. Und auch wenn wir alle gleich sind, ist jeder Mann einzigartig. Als Fotograf können Sie sich meist nicht aussuchen, wer Ihr Model ist. Manche Ihrer Kunden sind groß, andere klein, die nächsten korpulent und wieder andere schlank. Sie fotografieren athletische Models, aber auch weniger durchtrainierte Männer. Manche sind jung, andere alt. Sie sollten lernen, wie Sie mit diesen Unterschieden am besten umgehen, damit Sie jedem Kunden gewachsen sind.

In diesem Teil des Buches lernen Sie, individuelle körperliche Eigenschaften zu erkennen und optimal in Szene zu setzen. Ich kenne Fotografen, denen das Posing stämmiger Models unangenehm ist. Selbst angesehene Fotografen verstecken korpulente Männer mitunter hinter Mauern, Büschen oder Türen, und manche gehen sogar so weit, den Körperbau dieser Menschen hinter anderen Personen zu verbergen. So etwas ist nicht in Ordnung. Als guter Fotograf müssen Sie lernen, Ihre eigene Voreingenommenheit zu überwinden, und sich darauf konzentrieren, jeden Porträtkunden so vorteilhaft wie möglich darzustellen.

35 mm, f/2.2, 1/160, ISO 200

Kapitel 1

Gesichtsformen

Jeder Mann hat ein anderes Gesicht, und Ihre Aufgabe als Fotograf ist es, jedem Kunden sozusagen zu einer bestmöglichen Präsentation seines Gesichts zu verhelfen. Als Erstes benötigen Sie dazu eine Analyse der Gesichtsform. Erst dann können Sie über die Beleuchtung, das Objektiv und die Bearbeitung des Bilds mit Adobe Photoshop nachdenken. In diesem Kapitel zeige ich Ihnen ausführlich, wie Sie die Gesichtsform Ihres Models analysieren. Am Schluss erhalten Sie Tipps, wie Sie das fertige Bild bearbeiten, um die vorteilhaftesten Züge Ihres Models herauszuarbeiten.

Gesichtsformen analysieren

Wenn Sie sich mit der Analyse von Gesichtern befassen, merken Sie schnell, dass sie ganz unterschiedlich geformt sind. Jeder Mensch hat eine andere Kieferpartie. Dasselbe gilt für Haaransatz, Nase, Augen, Lippen und so weiter. Selbst die Länge und Breite von Gesichtern variiert stark. Die Gesichtszüge jedes Einzelnen sind sehr unterschiedlich, auch bei gleicher ethnischer Zugehörigkeit oder innerhalb einer Familie – und das gilt für beide Geschlechter.

Dennoch kann man die Gesichter der meisten Männer in sieben Kategorien einordnen: rechteckig, rund, dreieckig, länglich, oval, rautenförmig und herzförmig. Wenn Sie erkannt haben, wodurch sich diese Grundgesichtsformen auszeichnen, können Sie Beleuchtung, Posen und Objektive leichter auswählen und letztlich die vorteilhaften Merkmale herausarbeiten sowie Problemzonen kaschieren.

Rechteckig

Bei einem Mann mit rechteckigem Gesicht sind Stirn, Wangenknochen und Kiefer etwa gleich breit (siehe Abb. 1–1). Sehr wahrscheinlich hat er auch eine hervorstehende Kieferpartie.

Rechteckige Gesichter (siehe Abb. 1–2 und Abb. 1–3) sind ziemlich symmetrisch und natürlich breit. Nehmen Sie sich vor, das Gesicht des Porträtierten schmaler und länger wirken zu lassen.

Abbildung 1–1

In Abbildung 1–4 erkennen Sie, dass das Gesicht schmaler wirkt, wenn ich die Ecken abdunkle und gleichzeitig Stirn und Kinn aufhelle (siehe Abb. 1–5). Bei dieser Technik konzentriert sich der Blick des Betrachters auf die wichtigsten Gesichtspartien: Augen, Nase, Lippen und Brauen.

TIPP

Wenn Sie große weiche Lichtformer verwenden, platzieren Sie eventuell kleine schwarze Flags links und rechts vom Gesicht. Ich empfehle, diesen Effekt mit schmaleren Lichtformern zu erzielen, die nur die Gesichtsmitte beleuchten.

Vermeiden Sie Weitwinkelobjektive, wenn Sie Männer mit rechteckigem Gesicht fotografieren. Ein Weitwinkelobjektiv lässt Stirn und Kinn breiter wirken. Denken Sie stattdessen über größere Objektivbrennweiten (ab 70 mm) nach. Dadurch wird das Bild komprimiert; die Proportionen des Gesichts bleiben ebenmäßig und schlank.

Abbildung 1–2Bild ohne Reflektor

Abbildung 1–3Bild mit Reflektor

Abbildung 1–4So gehen Sie beim Abwedeln und Nachbelichten vor.

Abbildung 1–5Fertiges Bild150 mm, f/8, 1/125, ISO 200

Wenn Sie das fertige Bild nachbelichten und abwedeln wollen, orientieren Sie sich am Schaubild in Abbildung 1–4. Konzentrieren Sie sich darauf, jede Ecke des Gesichts dezent abzudunkeln und leichte Lichter auf Stirn und Kinn zu setzen, damit das Gesicht nicht so breit wirkt. Sie erkennen einen feinen, aber deutlichen Unterschied bei den natürlichen Gesichtskonturen. Mehr zur Bearbeitungstechnik des Nachbelichtens und Abwedeln finden Sie ab S. 20.

Rund

Runde Gesichter sind fast so breit wie lang, an den Wangen jedoch am breitesten (siehe Abb. 1–6