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Es sind Geschichten aus längst vergangener Zeit mit viel Fantasie und Witz geschrieben, auch zum mitlesen. Dazu kommen einige Sagen aus Nürnberg. Damit Ihr Kind malen kann, sind Bilder zum Ausmalen gestaltet worden. Zwei Rätsel animieren zum Mitspielen.
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2020
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1. Maria, Paul und der Wunschring
2. Das Huhn und der Pinguin
3. Wie ein Engel vom Himmel
4. Die kleine Fee
5. Elisa und die Tochter des Kaisers
6. Struppi, der Streuner
7. Eine Begegnung auf dem kleinen See
8. Wie leben Engel?
9. Osterzeit – Ein kleiner Hase
10. Weihnachten – Das Christkindle gibt es doch!
Rätsel
Vor langer Zeit sind Zwillingskinder, Maria und Paul, einer armen Wäscherin zu Nürnberg geboren. Sie nannte ihre Kinder so, weil sie sehr gläubig ist und aus der Bibel die Namen der Heiligen Maria und des heiligen Paulus kennt. Jedoch wird Paulus nur kurz „Paul“ gerufen.
„Mama,“ fragen sie, „wieso haben wir keinen Papa, wie die meisten Kinder?“ Sie antwortet: „Euer Vater war Steinmetz und wurde Opfer eines Unfalls. Ihr beiden wart noch ganz klein. In seinem Tagwerk stürzten einige Steine auf ihn herunter. Gott hab ihn selig.“ Dabei bekreuzigt sie sich.
Sie sind sehr arm, aber rechtschaffen, und leben in einer kleinen Hütte am Rande der Stadt, die eine große, schöne Kaiserburg und eine große Kirche, die sich „Frauenkirche“ nennt, hat.
Es fehlt ihnen an allem, was sie benötigen. So sehr ihre Mutter sich auch anstrengt und so viel sie auch schafft, es reicht immer nur für alle von der Hand in den Mund.
Des Öfteren gibt es nicht genug Nahrung für alle drei, so verzichtet ihre Mutter oft auf ein Stück Brot mit Käse. Der Käse auf dem Brot war auch oft schon etwas Besonderes. Das können ihre Kinder nicht verstehen und fragen sie: „Mama, warum isst du nichts?“ Sie antwortet ihnen: „Weil wir wenig Taler für das Waschen der Wäsche bekommen. Es ist für mich in Ordnung. Ich habe wenig Hunger. Esst ihr beiden ruhig. Daran erfreue ich mich sehr.“
Sie gehen jeden Sonntag in die Kirche. Maria und Paul besuchen die Kinderschule, dort wird ihnen die Bibel erklärt. Zwischenzeitlich ist ihre Mutter in der Kirche und lauscht ehrfürchtig den Worten des Pastors von der Kanzel.
Als beide fünf Jahre alt sind, sollen sie ihrer Mutter bei der Arbeit zur Hand gehen. Maria hilft beim Waschen der Wäsche fremder Leute, die einige Taler dafür geben, oder wenn sie selber arm sind, geben sie ein Huhn, Brot oder gar Käse dafür. Paul hilft beim Tragen und Ausliefern der Wäsche. Es kommt schon einmal vor, dass sie Glück haben, auch einmal Schuhe erhalten oder eine Bahn Stoff. Aus diesem Stoff näht die Mutter dann in den Abendstunden nach dem Tagwerk beim Kerzenschein ein neues Gewand und Beinkleider für sich und die Kinder. Ab und zu kann sie aus Stoffresten eine kleine Puppe für Maria machen und für Paul einen kleinen Bären zum Spielen. Ab und zu verabreden sich Maria und Paul mit ihren Freunden. „Mama, dürfen wir zum Spielen mit den anderen Kindern nach draußen gehen?“
„Ja“ sagt sie und sie dürfen für eine kurze Zeit raus. Dann sammeln sie Steine und werfen sie in die Pfützen, die sich nach dem Regen auf der Straße bilden. Das macht sehr viel Spaß.
Als Maria und Paul alt genug sind, um in die Schule zu gehen, ist das ein langer beschwerlicher Weg bis dahin. Da sie nahezu mittellos sind, müssen sie in eine Schule weiter hinaus hinter der Stadtmauer. Diese Schule wird ausschließlich von freien Frauen geführt, die es sich als Ziel setzen, auch Kindern aus armen Familien Schreiben, Lesen und Rechnen beizubringen, ohne dafür eine Entlohnung zu erhalten. Den einzigen Entlohn, den sie nur akzeptieren würden, ist der, dass sie Kinder lehren. In Gottes Gnaden. Dort erhalten alle Kinder auch ihre Tagesspeise, die sie alle selber zubereiten. Sie bauen ihr eigenes Obst und Gemüse auf den nahegelegenen Feldern an, die der Kirche gehören. Auch eine Geflügelfarm betreiben sie. Von dort erhalten sie Fleisch und Eier.
Maria und Paul wachsen heran. Nach der Schule helfen sie ihrer Mutter beim Tagwerk.
Leider verstirbt ihre Mutter an einer schweren Krankheit und beide müssen ins Waisenhaus. Dort ergeht es ihnen nicht besser. Die dortigen Erzieher sind sehr streng und heuer zu wenig, als dass sie so viele Kinder gut betreuen könnten. Zum Spielen fehlt den Geschwistern fortan die Zeit, weil sie den Garten hinter dem Waisenhaus in Ordnung halten müssen, damit sie wiederum Obst und Gemüse auf dem Teller haben. Das Waisenhaus war ihr einziger Zufluchtsort. Sie hatten keine Verwandten und woandershin konnten sie nicht.
In den wenigen freien Stunden in der Woche liest Maria und Paul geht ab und zu im nahen Wald spazieren. Da stochert er mit einem gefundenen Stock in den Ameisenhaufen herum und sieht belustigt zu, wie die Ameisen durcheinander laufen, um ihr zerstörtes Heim wieder aufzubauen. Er stochert auch im Bienenstock herum, ohne jemals gestochen zu werden. Nach dem Herausziehen leckt er den Honig ab. Die Bienen fliegen aufgeregt herum und reparieren ihren Bienenstock.
Des Öfteren sieht er dann in den Himmel. Wenn der Himmel wolkenfrei ist, sieht er zur Sonne und denkt oft: So etwas Gutes kann nur Gott sein. Dann kniet er einfach nieder, faltet seine kleinen Hände und betet. An einem dieser Tage erscheint ihm ein Engel. Erst ist ein grelles Licht zu sehen, so dass er seine Augen abwenden muss. Dann sieht er wieder hin. Der Engel schwebt in einem gleißenden Licht vor ihm. Er fragt Paul: „Was ist dein Begehr?“
„Wie bitte?“, fragt er den Engel irritiert, weil er mit so einer Erscheinung nicht rechnete.
„Wonach steht dir der Sinn?“, fragt dieser ihn.
Nachdem sich Paul etwas gefasst hat, antwortet er ihm: „Ich wünsche mir Glück im Leben. So spricht mein Herz.“
Der Engel denkt nach und sagt: „Du hast einen Wunsch frei, aber nur für dich alleine. Ohne dem, dass deine Schwester dieselben Vorteile hat von deinem Wunsch. Ich kann dich reich machen und du hast viel Gold und Diamanten.“
Paul sieht ihn noch befremdlicher an als zuvor. Dann sagt er dem Engel: „Was nutzt mir aller Reichtum, wenn Maria nicht bei mir sein kann und ich kein warmes Zuhause mit lichtdurchfluteten Zimmern und Eltern habe, die mich und sie lieben und jeden Tag in den Arm nehmen?“