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Ein soziopathischer Serienmörder, ein psychopathischer Ex-Agent und ein recht normaler Insasse treffen sich in einer Psychiatrie, was passiert... Sie scheinen Schach zu spielen, jedoch dies nur als Tarnung. Ihr Feind, der Psychiater, der ihnen sicherlich nicht helfen will, Ihr Verbündeter, ein zu kluger normaler Junge. Ihr Problem, sie haben keine Ahnung ob sie einander trauen können. Ob sie alle schaffen zu fliehen, ob sie es überhaupt versuchen, ob sie an sich nur Marionetten in einem viel größeren Spiel sind, oder ob es sich hierbei nur um die Fantasie eines Verrückten handelt? Einer hat vielleicht Verfolgungsängste, einer sucht einfach nur sein nächstes Opfer und ein weiterer vielleicht sein erstes.
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Seitenzahl: 387
Veröffentlichungsjahr: 2023
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PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
Epilog
Ich stand vor der stählernen Tür eines Raums. Es war recht spät am Abend, doch als ich die Tür öffnete, wurde schon auf mich gewartet.
Tyron stand von seinem Bett auf und fragte genervt „Warum hat das so lange gedauert, es ist langweilig ohne dich?“
Ich erwiderte noch gelassen „Dann such dir doch ein Hobby.“
Er ließ sich mit den Armen über den Kopf wieder aufs Bett zurückfallen.
„Mein Hobby ist mir ja verboten worden.“
Talian mischte sich ein „Dein Hobby war schon immer verboten und das ist auch nur richtig so.“
Tyron ließ den Kopf vom Bett hängen und schaute zu Aiden „Was meinst du dazu? Ach vergiss es, ich kenn die Antwort.“ Er verstellte die Stimme, um der von Aiden zu ähneln „Ist mir egal.“
Der wahre Aiden antwortete mit seiner fast mechanischen und emotionslosen tiefen Stimme „Du brauchst nicht fragen, wenn du die Antwort weißt.“
Tyron legte seine Hände auf die Brust und drehte Däumchen „Vielleicht hättest du mal eine andere Antwort auf Lager, Hoffen kann man ja immer.“ Er richtete seinen Oberkörper auf und grinste mich an, sein Haar verdeckte sein rechtes Auge „Siehst du jetzt womit ich mich rumschlage, die beiden sind so verdammt langweilig.“
Ich setzte mich auf den einen Stuhl im sonst nur weißen Raum „Ich hasse auch dein Hobby.“
Sein Grinsen wurde breiter „Doch dir hat es auch mal Spaß gemacht.“
Ich ballte meine Faust zusammen „Du weißt genau, dass ich es schon immer hasste.“
Er zuckte nur mit den Schultern „Dafür hast du das aber ziemlich oft gemacht.“
Talian meldete sich wieder zu Wort „Du weißt nicht wie es damals war.“ Mit seiner kindlichen Stimme konnte man ihn nicht wirklich ernst nehmen und sicherlich konnte es kein Psychopath wie Tyron, wenn es selbst mir schwerfiel
„Er hat ja nur dir seine Vergangenheit gestanden, ich weiß nur, dass was jeder weiß.“
Eins fragte ich mich schon immer „Woher weißt.“ Unser Gespräch wurde unterbrochen als einer der Kanten von Pfleger hereinkam und vier kleine Becher mit Tabletten auf einem Schiebetisch mitbrachte.
Er sagte nur mit der liebreizenden Stimme eines Engels „Die Tabletten schlucken.“ Und schloss die Tür hinter sich.
Tyron hatte mal wieder eine abfällige Bemerkung zu machen „Wow, ich liebe seine Gastfreundschaft.“ Das erste Mal, dass ich ihn zustimmte.
Aiden wendete sich mit Logik an Tyron „Er wird nicht für seine Nettigkeit bezahlt, er soll uns nur unsere Medikamente bringen.“
Ich schaute mir die Tabletten genauer an, Tyron fielen meine Blicke auf „Sagst du das was du schon gestern gesagt hast?“
Talian unterstützte mich „Er hat ja damit auch recht, wir alle bekommen dieselben Tabletten.“
Tyron widersprach mir nur um mir zu widersprechen „Von außen sehen sie zwar alle gleich aus, doch die Bestandteile, kannst selbst du nicht erkennen, Überflieger.“
Tyron stieß sich von der Matratze ab und landete auf seinen zwei Beinen „Wir sind hier damit wir geheilt werden, das drückt dieses Wort aus, Nervenheilanstalt. Also seit nicht so paranoid.“
Er nahm seine Medizin. Wir alle waren wirklich aus den unterschiedlichsten Gründen hier, doch wurden alle an sich genau gleichbehandelt.
Tyron war wegen seiner Dissozialen Persönlichkeitsstörung und seiner Sucht nach seinem Hobby hier eingewiesen worden.
Aiden sprach nie über seine Vergangenheit und verhielt sich nie wie ein Mensch, sondern eher wie eine gefühllose kalte Maschine, nach dem Arzt hatte er eine Schizoide Persönlichkeitsstörung.
Talian, der jüngste von uns mit 19 Jahren, übersprang die meisten Klassen, weil er viel klüger als die anderen Schüler war, doch er war auch etwas zu naiv für meinen Geschmack. Für mich war es klar, dass Talian nicht wie wir hier hingehörte. Doch den exakten Grund für seine Behandlung kannte ich auch nicht und ich hatte auch nicht vor ihn danach zu fragen, er sprach wahrscheinlich genauso ungern wie Aiden und ich darüber. Talian war zwar aufgeschlossen, doch er hatte sicherlich auch seine Last zu tragen, trotzdem wünschte ich, ich wäre ihm ähnlicher, er könnte ein normales Leben führen, mir war so ein Schicksal nicht vergönnt. Ich würde alles zerstören, was ich anfasse, so war es und wird es immer sein.
Als wüsste Tyron was ich denke, schaute er mich hämisch an „F60.30 nimm jetzt deine Medikamente.“
Ich packte ihn am Hals „Du solltest mich besser nicht so nennen.“
Je stärker mein Griff wurde, desto mehr lächelte er „Was, willst du, mich etwa schlagen?“ Gerade als ich meine Faust ballte und zum Schlag ausholte, sprang Talian vom Bett auf und griff mein Handgelenk
„Du wirst es bereuen.“ Seine Sanfte Stimme stoppte nicht meine Wut.
Ich schaute mir Tyrons überhebliches Grinsen an „Ich glaube nicht.“ Aber ein Blick auf Talians Gesicht beruhigte mich wieder und meine Hand ließ ihn los.
Tyron setze sich jetzt auf den nun leerstehenden Stuhl „Das bezweifle ich auch.“
Ich habe ihn wirklich schon von der ersten Sekunde an gehasst. Als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich schon, dass er ein krankes Monster war. Wenn Talian mich nicht des Öfteren beruhigt hätte, wäre er sicherlich nur noch ein Fleck an der Wand. Und wer würde mir so etwas verübeln, immer wenn er den Mund aufmachte, schrie er ja schon fast danach.
Aiden ging, als wäre nichts passiert, zu den Medikamenten und nahm sie schweigend ein.
Der nervige Psychopath schreckte seine Arme weit hoch, als würde er versuchen die drei Meter hohe Decke zu greifen, mit seiner Größe war das ziemlich unvorstellbar
„Genau das mein ich doch, so solltet ihr euch auch verhalten.“ Er fing an zu flüstern „Wie die braven Schafe die sich zum Schlachter vordrängeln.“
Mir war es gleichgültig, was er wieder für Gedanken hatte oder ob er an sich dasselbe dachte wie ich. Ich schwieg lieber und gab ihm keine Aufmerksamkeit.
Talian nahm seine Medikamente ein also nahm ich sie ebenfalls. Die eine Hand hob den Becher Wasser und die andere die Tablette. Ich warf die Tablette in meinen Mund und schüttete das Wasser hinter her. Tyron hätte mich noch stunden nerven können, deswegen legte ich mich ins Bett und ruhte mich aus, um nicht wieder auf falsche Gedanken zu kommen.
Seine Bemerkungen machten es mir jedoch nicht einfach „Dafür das du so dagegen warst, hast du die“ Er machte mit seinen Fingern Anführungszeichen „Medizin“ Zudem legte er eine Pause ein „Ganz schön gierig geschluckt.“
Er war meine Aufmerksamkeit wirklich nicht wert, also ignorierte ich ihn und mir gelang es letztendlich einzuschlafen.
Ich lag wieder einmal auf der Couch des Psychiaters und er war wie immer mit Klemmbrett und Stift bewaffnet. Ihm über den Streit von mir und den Psychopathen zu erzählen war eine normale Reaktion für mich, doch das genaue Thema verschwieg ich natürlich.
„Du hast gesagt, es gab wieder eine Auseinandersetzung mit Tyron. Worum ging es diesmal?“
Ich war die meiste Zeit ehrlich zu ihm, doch er musste für meine Therapie wirklich nicht alles wissen „Um sein früheres Hobby.“ Meine Antwort war auch nicht ganz gelogen.
Er schrieb sich schon so früh eine Notiz auf „Deine Abscheu auf die Leidenschaft von Tyron kenne ich schon, doch ich schätze es ging um etwas anderes. Wenn du nicht darüber reden willst, ist es in Ordnung, aber dann habe ich noch eine letzte Frage zu diesem Thema an dich, wieso denkst du ist Tyron hier und nicht in einem Gefängnis.“
Ich hätte ihn sicher nicht in eine Psychiatrie gesteckt, sondern mindestens in Guantanamo „Ich weiß es nicht.“ Er notierte sich wieder etwas.
„Die Antwort ist, da er krank ist und deswegen nichts für das kann, was er getan hat.“ Das war nur absurd für mich, er hat Spaß daran, es ist wie jeder andere dreckige Fetisch.
Krank war doch nur ein anderes Wort für eine nicht normale Vorliebe „Er ist so wie er ist und wird sich niemals ändern. Also warum versuchen?“
Der Psychiater lächelte „Du verstehst nicht warum ich genau ihn anspreche.“ Ich kannte keinen anderen Psychiater, doch er war sicher gut in seinem Job, er wusste genauso viel über mich wie ich selbst, wenn nicht sogar mehr „Er ist deine größte Angst.“
Ich wusste wie er es meinte, doch Ignoranz war schon immer ein Segen „Ich habe keine Angst vor ihm, er könnte mich nicht verletzen.“
Er schüttelte seinen Kopf „Das ist nicht was ich meinte und du weißt das.“
Es machte kein Sinn ihn anzulügen „Ich weiß und ja es ist meine größte Angst.“
Er beugte sich etwas vor „Du hast ebenfalls Angst, Talian zu verletzen.“ Das musste er nicht selbst herausfinden, das sagte ich ihn schon in einer der zahlreichen vergangenen Stunden „Wieso willst du ihn beschützen?“ Er ist wie ein kleiner Bruder den ich nie hatte. Er war der Einzige von uns der noch ein rechtes Herz trug.
Meine Antwort war jedoch viel simpler „Er kann sich nicht selbst verteidigen, deswegen übernehme ich das für ihn.“
Er lehnte sich wieder zurück „Wir wollten nicht mehr über den Vorfall reden, doch hat das vielleicht auch etwas damit zu tun, wie der Junge dich damals angesehen hat?“
Ich hasste an dieses Bild erinnert zu werden „Es hat nichts mit ihm zu tun.“
Er ließ nicht locker und stach weiter in die offene Wunde „Er hat dich damals entsetzt und verängstigt, ja fast schon panisch angesehen, obwohl du ihm nur helfen wolltest.“ Er versuchte mich zu provozieren, doch obwohl ich das wusste, schaffte er es.
Ich hielt meine Stimme noch leise, doch schrie fast schon „Sein sie ruhig.“
Er legte sein verdammtes Klemmbrett weg „In Ordnung, lassen wir die Vergangenheit für heute ruhen. Reden wir vielleicht mal über Aiden, deine Beziehung zu ihm hatten wir schon lange nicht mehr besprochen.“
Ich atmete tief ein und beruhigte mich „Was gibt es über ihn zu reden, er schweigt die meiste Zeit nur.“ Er stand auf und ging zu dem grünen Aktenschrank. Der Psychiater öffnete das erste Regal und nahm eine Akte heraus.
Als er sich wieder setzte, legte er die Akte auf den Tisch der uns voneinander trennte „Das ist die Akte von Aiden, ich will, dass du sie liest.“
Ich nahm vorsichtig die Akte in die Hand und fragte unsicher „Ist das nicht verboten?“
Er lächelte wieder „Nein, keine Angst. In diesen Fall nicht.“
Etwas widerwillig öffnete ich die Akte. In ihr befand sich weder ein Foto von ihm noch sein vollständiger Name. Seine Vorgeschichte war fast komplett geschwärzt. Ich konnte nur die Worte „fehlgeschlagen, entlassen und eingewiesen“ lesen.
Der Arzt nahm sein Klemmbrett wieder und schrieb sich etwas auf und fragte als könnte er es selbst nicht lesen „Steht da sonst noch etwas?“
Ich kannte den Sinn der Frage zwar nicht, da er sie sicher selbst gelesen hat, doch ich beantwortete sie wahrheitsgemäß „Nein, alles andere ist geschwärzt. Warum steht hier sonst nichts?“
Er nahm mir die Akte ab und klappte sie wieder zu „Ich weiß es nicht, ich schätze er arbeitete für die Regierung.“
Er hatte kein Gewissen, also war er dann wahrscheinlich einer der die Drecksarbeit verrichtete „Das ist also der Grund, warum er so schweigsam ist.“
Er stand auf und legte die Akte wieder in den Schrank „Ja, wahrscheinlich hat er in seiner Vergangenheit Schreckliches erlebt.“ Er drehte sich wieder zu mir „Ich möchte etwas von dir. Frag Aiden nach seiner Vergangenheit.“
Diese Bitte hatte ich nicht erwartet „Haben sie ihn schon gefragt?“
Mit seinem Gesicht auf den Boden gerichtet, setzte er sich mir wieder gegenüber „Natürlich, doch er hat mir nichts verraten, ich hoffe bei einem anderen Patienten wird er offener sein.“
Ich wusste nicht, ob Aiden mir überhaupt etwas sagen würde, das letzte Mal als ich ihn etwas gefragt hatte, war unser Gespräch direkt vorbei „Ich glaube bei mir wird er genauso gesprächig sein, doch ich werde es probieren.“
Nach seinem Gesicht war er zufrieden „Gut, dann wäre es das auch für heute, sag bitte Talian, dass er mich aufsuchen soll.“
Ich nickte nur, stand auf und griff den Türknauf, als es mir plötzlich wieder einfiel „Warum Talian?“ Ich hatte die Tür schon ein Spalt geöffnet, doch ich schloss sie wieder als die Wörter meinen Mund verließen „Sie fragten mich, warum Tyron hier ist, nun frage ich sie warum ist Talian hier?“
Er schaute überrascht, er erwartete wohl diese Frage nicht „Das ist ein Fall der ärztlichen Schweigepflicht. Doch ich mach dir ein Angebot, wenn du Aiden zum Sprechen bringst, sage ich dir alles was ich über Talian weiß.“ Er war sehr zuvorkommend für einen Arzt einer Psychiatrie. Ich öffnete die Tür.
Mein Ziel wartete schon vor der Tür „Talian, was machst du denn hier, ich habe dir noch nicht gesagt, dass du kommen sollst?“
Mit einem freundlichen Lächeln, gab ich Michael eine Antwort „Ich habe mir schon gedacht, dass ich der Nächste bin, ich bin doch immer nach dir dran.“
Er strich sich über seine Haare „Es gibt schon einen Grund, warum du der klügste von uns vier bist.“ Ich war zwar klüger als er, doch das machte nicht einen guten Menschen aus mir, auch wenn er es dachte.
Aus diesem Grund konnte ich sein Kompliment nicht annehmen, auch wenn er es so oft aussprach „Bitte, sag nicht dauernd, dass ich klüger bin, du hast mich schon des Öfteren beim Schach geschlagen.“
Er lachte auch mal, es war immer schön ihn Lächeln zu sehen, er tat das so selten „Das hat nichts mit der Intelligenz zu tun, das ist einfach nur Taktik.“
Der Arzt mischte sich in unsere Unterhaltung ein „Michael du hast noch etwas zu tun.“
Er antwortete schnell und ohne zu zögern „Ja.“ Er schritt an mir vorbei und lief den Gang entlang.
Der Arzt schaute mich an „Setzt dich doch bitte.“ Ich trat durch die Türschwelle und schloss die Tür hinter mir. Dort wo gerade noch Michael saß, nahm ich nun Platz.
In meinen Kopf stellte sich eine Frage auf „Was soll Michael für sie machen?“
Er versuchte nicht drauf einzugehen „Nichts Wichtiges, es ist nur ein Teil seiner Therapie.“ Ich glaubte ihm nicht, doch ich bevorzugte Michael selbst zu fragen. Das hieß ich musste meine Neugier vorerst beiseitelegen.
Der Arzt nahm einen kleinen Taschenspiegel von dem Tisch vor ihm und reichte ihn mir „Ich will das du dich selbst beschreibst, dein Aussehen meine ich.“
Ich erkannte nicht den Sinn darin „Können sie mich etwa nicht sehen?“
Er lachte leicht „Nein, ich sehe dich klar vor mir, es ist nur, dass deine eigene Einschätzung über dein Erscheinungsbild, mir ermöglicht ein besseres Zeugnis über dich zu erstellen.“
Er sprach als wäre er vorbereitet auf diese Frage gewesen, vielleicht hatte er diese Methode schon öfters angewandt. Ich nahm den Spiegel aus seiner Hand und hielt ihn vor mein Gesicht „Ich habe grüne Augen.“
Er notierte es sich „Du fängst mit deinen Augen an, aus irgendeinem bestimmten Grund?“
„Die Augen sind das wichtigste Sinnesorgan, ihnen wird ebenfalls nachgesagt, dass sich die Seele eines Menschen in ihnen widerspiegelt.“, Ich wusste keine andere Antwort als diese.
Der Arzt beugte sich vor und schaute mich an „Und, was spiegelt sich in deinen grünen Augen?“
Ich achtete genauer auf die Spiegelung meiner Augen und erkannte nichts „Wie gesagt es wird ihnen nachgesagt, es gab nie eine Bestätigung.“
Der Arzt beugte sich enttäuscht zurück „Schade.“
Den Spiegel ließ ich etwas herunter und schaute den Arzt an „Hatten sie etwas Spezielles erwartet?“
Seine Antwort war ein Kopfschütteln „Fahre bitte einfach fort.“
Ich hob den Spiegel wieder auf Gesichtshöhe und beschrieb mich weiter „Meine Haare sind Weiß und zerstreut. Meine Haut ist ziemlich blass. Meine Augenbrauen sind ziemlich dünn, schätze ich.“
Der Arzt notierte sich alles. „Du sagtest, du würdest es schätzen, also bist du dir nicht sicher?“
Egal was man bei ihm sagte, er interpretierte etwas daraus „Ich weiß es nicht, ich kann so etwas einfach nur schlecht beurteilen. Was meinen sie denn?“
Er zögerte kurz, doch das lag wahrscheinlich daran, weil er sich wieder etwas aufschrieb „Definitiv dünn und schmal.“
Ich durchschritt die Tür zu meinem Raum, Tyron und Aiden lagen noch auf ihrer faulen Haut „Aiden, können wir reden?“
Er richtete sich auf „Ich wüsste nichts was dagegensprechen sollte.“
Tyron wurde hellhörig legte sich auf den Bauch und schwang die Beine in der Luft umher „Worum geht es denn?“
Ihn konnte ich wirklich nicht gebrauchen „Tyron willst du uns nicht mal alleine lassen?“
Er stieß sich mit seinen Händen vom Bett ab und landete auf seinen Füßen „In Ordnung, ich bin wohl hier nicht erwünscht.“ Er stellte sich in den Türrahmen „Du solltest wissen, dass du mich damit sehr verletzt, für so gemein habe ich dich wirklich nicht gehalten.“ Er lief mit gesenktem Haupt aus den Raum. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass er so einfach verschwindet.
Aiden stand auf und stellte sich vor mich „Worüber willst du mit mir sprechen?“
Ich kam direkt zum Punkt „Ich wollte dich über deine Vergangenheit fragen.“
Er antwortete schnell und entschlossen „Nein.“
Ich bluffte „Ich weiß, dass du für die Regierung gearbeitet hast.“
Er zuckte kurz mit den Schultern „Wenn du das weißt, warum fragst du dann noch?“ Ich war mir nicht sicher, ob er das ernst meinte oder sarkastisch. Seine Gelassenheit verunsicherte mich so sehr, dass ich ihn weiterfragen musste.
„Ich wollte nur wissen, wieso du hier bist.“, meine Stimme versuchte hart zu bleiben.
Er lief wie ein immer größer werdender Schatten auf mich zu. Ich war auf einen Kampf gefasst, als er an mir vorbei ging und die Tür schloss „In Ordnung, ich erzähle dir meine Geschichte, doch dann erzählst du mir auch deine.“
Erstmal sollte ich mich glücklich schätzen nicht auf seiner Abschussliste zu stehen, dann erst durfte ich mich über den Haken beschweren.
„Da lasst sich wohl nichts machen. Ich hasse es darüber zu sprechen, deswegen fasse ich mich kurz. Ein schwächlicher Junge wurde von Vier viel stärkeren Männer in einer Seitengasse verprügelt. Mir war nicht bekannt, was sie von den Jungen wollten, aber der war mir auch egal. Was für mich zählte waren die Schläge, die den Jungen bluten ließen. Bei jedem Schlag hörte ich mein Herz immer lauter und lauter pochen, es war wie ein Blutrausch der mich übernahm und mich in eine wütende Bestie verwandelte. Wenn ich wieder an dieses Bild zurückdenken, spüre ich immer noch dieselbe Wut und das Verlangen zu bestrafen. Ich hatte noch nicht einmal die Konsequenzen bedacht, noch über irgendeine andere Lösung nachgedacht, da packte schon meine Hand die Faust, welche eine Sekunde später den Jungen getroffen hätte. Ich verdrehte ihm sein Handgelenk und trat ihm mit dem Knie in den Bauch. Er ging zu Boden und die restlichen drei Idioten stellten sich um mich auf. Wären sie geflohen, wäre wohl alles anders gelaufen, doch sie rannten auf mich zu. Zwei von ihnen griffen gleichzeitig an, dem einen packte ich an der geballten Faust, den anderen traf ich an seiner Kehle mit einem Tritt. Er fing schon an nach Luft zu schnappen, doch trotzdem warf ich die beiden gegeneinander. Der ohne Luft fiel zu Boden, doch der andere taumelte nur. Der Dritte entschied sich dann auch mal mich anzugreifen. Er schlug nach mir, seinen Schlag wehrte ich mit links ab und trat ihn in die Ferse. Als er in die Knie ging, rannte der Andere wieder wie ein Berserker auf mich zu. Ich drehte mich zur Seite, packte mit meiner rechten Hand seinen Nacken, mit meiner linken seinen Rücken und lenkte ihn in die umgekehrte Richtung, sodass er gegen die Betonwand prallte. Sein Gesicht machte das Geräusch einer Fliege die auf eine Windschutzscheibe trifft. Er glitt langsam die nun blutverschmierte Wand herunter. Der dritte war zwar noch auf den Knien, doch das reichte mir nicht. Ich nahm seinen Schädel und rammte mein Knie gegen ihn. Es hörte sich so an als wäre sein Kinn aus Glas und mein Knie ein Hammer. Ich drehte mich zum Jungen und sah nur Entsetzen in seinem Gesicht. Ich hatte ihn zwar beschützt, doch er sah mich nur als Monster an und fing an um sein Leben zu rennen.“ Ich musste schrecklich ausgesehen haben, wie eine Bestie, wer hätte sich sonst mit ihnen angelegt und gewonnen „Die Geschichte endete mit einem Toten mehr auf der Welt. Einer von ihnen war wohl der Sohn irgendeines hohen Tieres, deswegen hatte ich auch bei meiner Verhandlung keine Chance. Die Richterin gab mir die zwei Alternativen in den Knast oder in die Psychiatrie.“
Er schaute mich an, er sah aus als würde er überlegen, ob ich ihn die Wahrheit gesagt hatte, doch das tat ich so gut ich konnte. Erst nach einer großen Pause fing er an zu sprechen.
„Ich halte mein Versprechen, also werde ich dir jetzt auch meine Geschichte erzählen. Ich arbeitete für die Regierung als Attentäter, doch ich war nicht derjenige, der die tötete die unser Land von außen bedrohen wie irgendwelche Terroristen. Ich wurde angeheuert, die zu töten, die selbst in der Regierung arbeiteten. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass es keine Aufzeichnung einer solchen Regierungen gib, doch es gab eine Rangordnung. Ich stand der obersten Regierungsebene direkt unterstellt, die Aufträge wurden von Jack einen meiner Partner empfangen. Ich tötete die, dessen Namen er mir sagte, ohne ihr Verbrechen zu kennen. Sei der Grund Korruption oder aus irgendwelchen anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das interessierte mich nie. Mir war an sich auch immer das Geld egal, welches ich zuhauf bekam. Ich machte den Job nur weil ich gut in ihm war, bis zu dem Zeitpunkt, als mein vertrauenswürdiger anderer Partner Nathan den Dienst quittierte, er riet mir es ihm gleich zu tun, also wurde ich hellhörig, doch nicht alleine wegen seinem Wunsch, traute ich niemanden mehr in der Regierung. Mein nächster Auftrag verhärtete meinen Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Die Zielperson war Catherine Hendriks. Ihr wurde von der Führungsebene Spionage und Kooperation mit einer anderen Geheimorganisation vorgeworfen. Doch das war nur eine Finte, sie war rein, dass haben meine eigenen Nachforschungen ergeben.“
Ich nutzte die Pause die er machte um eine Frage loszuwerden „Warum hast du genau bei ihr Nachforschungen angestellt?“
Er schaute mich an, mir lief ein kalter Schauer über den Rücken bei seinem leeren Blick „Weil ich wusste, dass sie ebenfalls Nachforschungen über meinen Auftraggeber angestellt hatte. Mir wurden die von ihr gesammelten Informationen zugespielt. Nach Catherines Aufzeichnungen hatte Jack belastende Materialien von den obersten Regierungsmitgliedern gesammelt und ließ sie nach seiner Pfeife tanzen. Ich war mit den Informationen nicht wirklich intelligent vorgegangen und habe ihn auf meinem hohen Ross direkt zur Rede gestellt. Er hatte natürlich meinen Schritt vorhergesehen und war vorbereitet als ich ihn stellen wollte. Ich konnte noch einige wichtige Daten von Jack mitgehen lassen und an einen sicheren Ort verstecken, bevor ich als irrer Mörder bloßgestellt wurde und den Beinamen Snake Eye bekam.“
Ich hatte den Namen Snake Eye schon einmal gehört, doch ich hätte niemals erwarten können, dass er hinter diesen steckte. Der Psychopath persönlich hatte mir damals von ihm erzählt, Snake Eye war ein Killer, der Spaß am Foltern hatte und seine Opfer mit Schlangengift tötete, sei es durch ein getränktes Messer oder durch eine direkte Injektion. Seine Opfer starben Qualvoll und langsam. Aiden war auch wenn er zugab getötet zu haben, nicht in der Lage so zu sein, der Einzige der genau so etwas Grausames tun könnte, wäre Tyron. Tyron liebte es zu töten und redete die ganze Zeit über nichts anderes, wenn er nicht gerade mit seinen Gedankenspielchen beschäftig war. Die Art wie er von Snake Eye geschwärmt hatte, war mir auch verdächtig „Danke Aiden für deine Ehrlichkeit, doch einst ist noch seltsam an der Geschichte. Nach Tyron wurden auch Leichen gefunden, die von Snake Eye umgebracht wurden, hat Jack also die Morde begangen und dir untergejubelt?“
Ich war noch nicht von der ganzen Geschichte überzeugt, dass klang mir alles wie ein schlechter Film und nicht nach einer wahren Begebenheit, vielleicht waren das auch nur die Gedanken eines Paranoiden oder möglicherweise einem verrückten Serienkillers, doch so habe ich Aiden an sich nie gesehen.
Aiden hatte nur seinen immergleichen leeren und emotionslosen Blick „Ich weiß es nicht, doch nachdem was meine Informationen sagen, hat Jack keine Probleme Menschen zu töten, damit sein Plan nicht an die Öffentlichkeit kommt oder scheitert.“
Ich wusste nicht ob ich eine Antwort erwarten sollte, oder sie hören wollte, doch ich musste Fragen „Was ist sein Plan?“
Der Psychiater erhob seine Stimme und fragte mich „Noch da?“
Ich war wie in Trance gewesen, ich hatte fast vollkommen vergessen, dass ich gerade eine Sitzung hatte „Ja, natürlich. Ich schätze ich bin nur etwas Müde.“
Der Arzt stellte gleich noch eine Frage „Warum bist du Müde? Sag nicht du hast nicht genügend geschlafen, sondern warum du wenig geschlafen hast.“
Ich log ihn nicht direkt an „Ich habe nur über meine momentane Situation nachgedacht.“
Er schaute überrascht „Meinst du nicht eher den Grund, warum du hier bist?“
Ich senkte meinen Kopf „Nein, den Grund weiß ich. Ich dachte einfach nach, ich will nicht darüber reden.“
Sein Interesse stieg sichtlich „Das worüber wir nicht reden wollen, ist meistens sehr wichtig loszuwerden und dieses meistens wird bei der Therapie zu immer. Also bitte.“
Ich musste irgendetwas sagen, sonst hätte er mich niemals in Frieden gelassen, doch dieses etwas sollte Alles außer die Wahrheit sein „Erinnern sie sich noch an die letzte Stunde? Sie fragten mich, wer ich sei. Ich wusste damals keine Antwort und dachte die ganze Nacht darüber nach.“
Seine Frage war hervorsehbar „Und was ist die Antwort?“ Mir war es immer noch nicht möglich seine Frage zu beantworten, doch nur das ich darüber nachgedacht hatte, heißt noch lange nicht, dass ich eine Antwort parat hätte.
„Ich habe die Antwort noch nicht, ich habe noch nicht einmal einen Anfang.“, antwortete ich ihm ehrlich.
Er wendete einen Punkt ein, den ich nur in meinem Hinterkopf hatte, einen Pakt mit dem Teufel, den ich unbedacht geschlossen hatte „Ich habe dir versprochen, wenn du die richtige Antwort findest, werde ich seine Entlassungspapiere unterschreiben und bezeugen, dass er kuriert sei.“
Es wäre an sich eine ziemlich einfache Aufgabe, doch egal wie lange ich darüber nachdachte, ich konnte aus irgendeinem Grund einfach keine Antwort finden, ich konnte noch nicht einmal irgendetwas was sich in der Nähe einer Antwort befindet sagen. Es war fast so, als würde mein Verstand eine Blockade errichtet haben.
Der Arzt schaute auf seine Uhr „Unsere Zeit ist für heute vorbei, bitte sag jetzt Aiden, dass er kommen soll.“
Ich stand auf und ging zur Tür „Wird gemacht.“
Ich griff den Türknauf und öffnete langsam die Tür. Es wäre schön gewesen, wenn ich dasselbe Glück wie Michael gehabt hätte und Aiden nicht suchen müsste, doch dem war leider nicht so. Ich hatte erwartet, dass Aiden in unserem Zimmer wäre, und meine Erwartung wurde bestätigt, als ich ihm dort mit Michael reden sah.
„Aiden, der Psychiater möchte dich sehen.“, wie ein Soldat tat ich wie er mir befahl. Die Maschine blieb ruhig und ging schweigend aus dem Zimmer. Ich sah Michael nicht oft mit ihm reden, deswegen interessierte mich auch das Gesprächs Thema „Und, worüber habt ihr gesprochen?“
Er antwortete während ich mich auf das Bett fielen ließ „Über meine Vergangenheit, ich wollte seine Meinung wissen. Er ist jawohl der Objektivste von uns.“ Ich konnte nie erkennen, ob er lügt oder die Wahrheit sagt, das ging mir auch bei Tyron so. Auch wenn ich der Meinung war, dass Tyron öfters eine Lüge aussprach als Michael.
Es gab jedoch noch mehr, was mein Interesse geweckt hatte „Was solltest du für unseren Psychiater machen?“
Er wich der Frage schneller aus als er einen Faustschlag kontern würde „Es war nur ein Teil meiner Therapie, er meinte ich solle eine Meditationstechnik ausprobieren.“
Ich brachte ihn leicht aus seiner Fassung „Und hat sie funktioniert.“
Er log wohl, doch ich konnte mir dabei wirklich nicht sicher sein „Nein natürlich nicht, Meditation ist doch Schwachsinn.“
Ich öffnete die Tür, setzte mich hin und wartete auf die überflüssigen Fragen des Arztes „Aiden wie geht es dir heute?“
Warum fragt er überhaupt, er interessierte sich doch sicherlich nicht für die Antwort „Wie immer.“
Er reichte mir einen Spiegel „Beschriebe dein Äußeres.“
Es gab keinen Grund dafür, also lehnte ich ab „Nein.“
Er fasste sich an die Stirn „Das ist eine einfache Aufgabe, also warum willst du sie nicht ausführen?“
Es war dieselbe Antwort, warum ich keine andere Tätigkeit ausübte, die er mir befahl „Es gibt keinen Grund, es zu machen. Sie können mich sehen, also muss ich mich nicht beschreiben.“
Er lächelte als wüsste er etwas, was ich nicht wüsste „Verstehe, doch stellen wir uns mal vor, ich könnte dich nicht sehen.“
Ich sprach langsam, damit er es verstehen konnte „Nein, sie sehen mich, deswegen ist es unnötig. So wie generell jede dieser Sitzungen.“
Er schrieb sich etwas auf seinen Klemmbrett auf „Du findest die Sitzungen also unnötig, das ist doch schon mal etwas. In den vorherigen Sitzungen hast du immer nur dasselbe gesagt und alle meine Methoden abgelehnt. Diesmal hast du eine Empfindung ausgedrückt, also wieso findest du die Sitzung unnötig.“
Er hatte anscheinend die Bemerkung nicht verstanden „Unnötig ist keine Empfindung, es ist eine einfache Tatsache, ihre Sitzungen haben keinen Nutzen, also sind sie Unnötig.“
Er schaute genauso kalt wie ich, ihm kümmerte meine Meinung nicht im Geringsten „Warum denkst du sind meine Bemühungen umsonst?“
Sobald ich einen Schritt aus dieser Anstalt mache, werde ich von der Regierung als Staatsfeind gebrandmarkt, ich hatte nur Glück, dass ich mich mit einer meiner Tarnidentitäten einweisen lassen konnte, so war ich zumindest für den Moment sicher „Weil ich nicht vor habe diesen Ort zu verlassen.“
Er schaute mich fragend an „Warum hast du dich dann damals hier eingewiesen?“ Es war meine einzige Chance zu fliehen, überall anders hätten sie mich gefunden und selbst wenn sie mich fänden, sie würden annehmen, ich hätte meinen Verstand verloren und mich in Ruhe lassen „Ich dachte ich hätte keine andere Wahl.“
Er beugte sich vor „Also bist du vor deinem Leben geflohen. Du arbeitest für die Regierung, richtig?“
Ich hatte Glück, dass unser Psychiater, keinen Fernseher hatte, weil er dachte, es würde ihn bei seiner Arbeit stören, sonst wüsste er, dass mein Gesicht auf mehreren Fahndungspapieren war und ich wegen mehrfachen Mordes gesucht wurde. Doch er wusste das von der Regierung, dass könnte er höchstens wissen, wenn er selbst für sie arbeitete „Woher wissen sie das?“
Es machte keinen Sinn es zu leugnen, ich musste jetzt so viel wie möglich aus ihm herausbekommen „Es hat mir eine meiner Quellen verraten, doch viel wichtiger ist es, warum du hier bist, also was verschlägt einen ehemaligen Regierungsagenten in eine Irrenanstalt?“
Warum sollte er fragen, wenn er die Antwort kannte, also arbeitete er nicht für die Regierung, vielleicht ist ein bekannter von Catherine „Ich erzähle ihnen, die Geschichte, wenn sie sagen, wie sie heißen.“
Er hatte keinen von uns seinen Namen genannt, er ließ uns ihn nur mit Arzt anreden, also wird er ihn jetzt genauso wenig sagen „Nein, mein Name ist nicht wichtig. Er würde uns nur im Weg stehen.“
Es gab für ihn keinen Grund seinen Namen zu verschweigen, es sei denn, ich würde ihn kennen oder er tat es wirklich, weil es keinen Unterschied machen würde „Dann beende ich die Stunde jetzt, sie sollten morgen offener sein, dann wäre ich es sicher auch.“
Ich ging wieder zur Tür und packte den Knauf „Tu mir noch einen Gefallen Aiden, sag Michael, er soll zu diesem Raum kommen und vor der Tür warten.“
Ich wusste keinen Grund, doch mir war es egal „Kann ich machen“
Ich hätte ihn eh gesehen, wenn ich im Zimmer wäre, also warum nicht. Ich öffnete die Tür und ging den Flur entlang. Dabei dachte ich über eine absurde Idee nach. Ich dachte ebenfalls über die Theorie von Michael gestern Abend nach. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob es hier alles eine Falle ist, oder nur so scheint. Mir passierte, was den meisten in meinen Beruf passiert, ich konnte nicht mehr von Freund oder Feind unterscheiden.
Ich hatte nur erwartet, dass er endlich den Raum verließ. Als er dann weg ging, schlich ich zur Tür und hielt sie gerade noch vom Zufallen ab. Nicht gänzlich unbemerkt schlich ich in den Raum rein, wo unser geheimnisvoller Therapeut gerade sich eine Entspannte Pause gönnte „Haben sie nichts Besseres zu tun, als hier faul auf ihrem Sofa herumzulungern. Ach ich habe eine Idee.“ Bevor er auch nur ein Wort herausbrachte, sprang ich auf das gegenüberliegende Sofa und nahm das Klemmbrett in die Hand, welches er auf den Tisch abgelegt hatte „So, wie geht es ihnen heute? Haben sie gut geschlafen?“
Er spielte sogar überraschender Weise mit, dass machte es nur noch lustiger „Nein, ich hatte einen Albtraum.“
Wenn er spielen will, dann gerne, doch ich spiele um zu gewinnen „Worum ging es in ihrem Traum?“ Ich sprach die ganze Zeit, als würde ich ein Snob aus England sein, welcher schmerzen wegen den Stock in seinem Hintern hatte. Ich hatte nämlich die Theorie, dass unser lieber Therapeut ursprünglich aus England kam, auch wenn er keinerlei Akzent hatte.
„Ich rannte durch einen Wald, es war sehr dunkel, außer einem kleinen Lichtschimmer am Horizont. Doch obwohl ich immer schneller und schneller auf ihn zu rannte, desto weiter entfernte er sich von mir. Noch bevor ich meine Hand nach dem warmen Licht austrecken konnte, erlosch es und ich war gefangen in der Dunkelheit, umzingelt von Schatten.“
Aus diesem Traum konnte man sehr viel herauslesen, auch wenn bei mir der Traum genau andersherum aussehen würde, Licht ist doch einfach nur hell und blendend „Haben sie Verlustängste?“
Er schaute mich überrascht an, wahrscheinlich hatte er nicht von mir die richtige Frage erwartet. Doch er sollte wissen, dass jeder mit einen Klemmbrett, Stift und Sofa seinen Job machen könnte „Ich habe doch nichts zu verlieren.“
Er spielte wirklich immer noch weiter, oder war es vielleicht gar kein Spiel, vielleicht verfolgte er damit ein mir noch unbekanntes Ziel, wie dass ich mich selbst in ihn erkennen soll, doch dafür spielte er viel zu schlecht „Ihr Leben scheint vielleicht Wertlos, doch dieses können sie immer noch verlieren. Das Licht was in ihren Traum durch die Baumkronen schien, ist das flackern einer Kerze, und als sie dann langsam von den Schatten umhüllt wurde, erlosch sie. Und wir beide, wissen, dass das erlöschen einer Kerze für das durchschneiden eines Fadens steht. Und dieser Faden steht für, ach habe ich vergessen, sicher für etwas wirklich Wertlosen.“
Er müsste sich wirklich verarscht vorkommen, doch er behielt die Fassung „Damit könnten sie recht haben, Matthew.“
Meinen Zweitnamen wagte er erst einmal auszusprechen, doch das war auch besser so „Ich habe natürlich recht, dass bestätigt mir mein Titel, also sei so frei und nenn mich Doktor.“
Er fühlte sich immer so aufgeblasen und setzte uns, seine Patienten, immer herab „Ein Titel sagt nichts über eine Person aus.“ Dass er, das wagte zu sagen, war einfach nur scheinheilig, heuchlerisch und seine darauffolgenden Worte waren nicht besser „Ein Titel ist wie das Äußere, nur Schein.“
Er dachte wohl, dass er mich aufbringen könnte, doch das reichte nicht „Wenn er nur Schein ist, warum haben sie den einen Solchen? Dachten sie, sie würden damit etwas verändern in ihrem wertlosen Leben? Wenn ja, das wäre nur lächerlich, oder vielmehr jämmerlich.“
So langsam machte es keinen Spaß mehr, wenn er nur einfach wie ein Patient antwortete „Nein, so naiv war ich noch nie, nur wurde ich in einer Arztfamilie geboren. Ich lernte schon mit sieben den Unterschied zwischen Mitose und Meiose.“
In meinem hämischen Gehirn bahnte sich eine Idee, wie ich dieses kleine Spiel gewinnen konnte „Ich habe jetzt meinen Abschlussbefund für sie.“ Er richtete sich auf und lauschte gespannt meinen Worten „Es hat leider keinen Sinn für eine weitere Sitzung, ich würde eine schnelle und schmerzlose Lösung empfehlen. Ich weiß nicht sicher ob sie diese Prozedur kennen, doch ich hoffe, da sie ja Arzt sind, dass ihn eine Lobotomie geläufig ist. Es ist eine an sich gängige Methode und vollkommen harmlos, ich verspreche sogar ihnen eine Rückerstattung, falls sie unzufrieden mit dem Ergebnis sind.“
Ich gewann, es war eine Genugtuung als er die Worte aussprach „Beenden wir das Rollenspiel und kehren wir in unsere wirklichen Rollen zurück.“
Ich grinste, nach Michael war es das Lächeln eines Psychopathen, doch ich fand mein Lächeln schon immer himmlisch, wie das der Engel „Sie geben also ihre Niederlage zu, oder sind sie ein schlechter Verlierer?“ Er ließ mich nicht einmal das Klemmbrett auf den Tisch zurücklegen, sondern schnappte es kurz davor aus meiner Hand, wie ein gieriger Geier einen Kadaver. Nicht das auch nur eine Sache auf den Klemmbrett draufstand.
„Dieser Rollentausch, ist das eine Art Spiel, das man gewinnen kann, für dich gewesen?“ Er nahm einen Stift aus der Tasche seines klischeehaften karierten Hemdes. Ich wollte ihn mit meinen Worten schneiden, so scharf war meine Zunge von meinem Blick gar nicht erst gesprochen, der schärfer als die Schneide jedes Messers war „Sie sind also doch ein schlechter Verlierer. Schade, ich dachte sie als scheinheiliger Arzt würden wissen, wie ein anständiger Verlierer handeln sollte. Haben sie denn nie mit ihrer Großmutter Mensch ärgere dich nicht gespielt?“
Er hatte jedoch meinen Schlag geblockt und konterte ihn mit überraschender Weise keiner ruhigen gelassenen, sondern aggressiven und anstachelnden Bemerkung „Du siehst unsere Therapie vielleicht als eines deiner Gedankenspielchen, doch das richtige Leben ist kein Glückspiel wie Mensch ärgere dich nicht. Der Mensch ist seines eigenes Glückes Schmied, also ist nur Können, Disziplin und Ehrgeiz nötig um Erfolgreich zu sein.“
Ich lächelte und zeigte ihn meine weißen scharfen Zähne „Wenn sie kein Mensch ärgere dich nicht spielen wollen, Monopoly ist auch noch da.“
Er schaute zum ersten Mal in der ganzen Sitzung ernst „Was ist der Unterschied zwischen Spiel und wahren Leben, Tyron?“
Er hatte sicher die Antwort, man hat nur ein Leben, erwartet, doch diese hatte ich definitiv nicht vor zu geben „In Ordnung, falls sie wollen, Risiko oder das Spiel des Lebens sind auch noch akzeptabel. Doch auf jeden Fall nicht Halma oder Dame, dann fühle ich mich immer wirklich wie eine alte Oma.“
Er versuchte mein Grinsen nachzumachen, doch es scheiterte an seinen Charme, es war nicht einmal vergleichbar mit meinem „Du willst also spielen, gut, dass kannst du haben. Doch jedes Spiel braucht einen Einsatz. Wenn ich gewinne, wirst du in den nächsten Stunden kooperativ sein.“
Er hätte nicht einen Deal mit dem Teufel machen sollen, das war sein letzter Fehler „Geht klar, doch wenn ich gewinne, sagen sie mir alles was ich über sie wissen will.“
Ich bin vielleicht ein mehrfach verurteilter Mörder und Psychopath, doch ich halte meine Deals, so viel war sicher und ich wusste, dass ich nicht gegen einen Psychiater verlieren würde.
Er nahm den Deal ziemlich schnell an „Gut, einverstanden. Dann können wir gleich beginnen, ich hole nur noch kurz deinen Gegner.“
Er machte keine Späße und stand auf „Ich hatte erwartet, dass ich gegen sie gewinne nicht gegen irgendeinen Unbeteiligten.“
Er ging zur Tür und hielt den Knauf „Er ist sicher nicht unbeteiligt und da du dir deinen Sieg sicher bist, ist es ja ziemlich egal, gegen wen du gewinnst.“
Mit der Betonung seines Satzes wurde mein schöner Hochmut in den Dreck gezogen, doch ich wusste eins „Niemand kann mich schlagen egal in welchem Spiel.“ Er erhob sich jedoch wieder und stieg höher in die Lüfte als Ikarus selbst.
Er konnte mich noch nicht einmal mit seinem Grinsen verunsichern und seine Worte waren leerer als die von einen schon lobotomierten Affen „Gut, das Spiel wird Schach sein und du wirst gegen ihn spielen.“ Er öffnete die Tür.
Mein Lächeln war keines Wegs ein Eingeständnis meines triumphalen Sieges, es war, weil ich erwartet habe, dass er mein Gegenspieler in Schach sein würde. Wer auch sonst?
Die Warterei ging mir schon auf die Nerven, doch ich hatte die Hoffnung nach dem Warten, mehr über die Vergangenheit von Talian, welche er mir immer verheimlichte, zu erfahren. Doch als die Tür sich endlich öffnete zogen sich meine Mundwinkel nach unten, zum einen, weil mir klar wurde, dass es falsch wäre über Aidens Vergangenheit zu reden und es genauso falsch war, auf diese Weise etwas über die Vorgeschichte von Talian zu erfahren. Doch leider waren dies nicht die einzigen Gründe, Tyron saß auch noch mit einem breiten Grinsen auf der Couch
„Was macht er hier?“, fragte ich wütend.
Der Psychiater versuchte mich mit seinen Worten zu beruhigen „Er ist hier wegen deiner Therapie.“ Es sah aus als würde er mit Tyron sprechen, auch wenn seine Worte an mich gerichtet waren.
„Das ist keine genaue Antwort?“, meine Wut war diesmal auf den Psychiater gerichtet.
Er schloss nach meinem Eintreten die Tür und ging zu seinem Schreibtisch „Setzt euch bitte gegenüber.“ Ich tat was der Arzt sagte, auch wenn mich Tyron die ganze Zeit mit seinem Blick verfolgte. Auch als ich mich dann hingesetzt hatte, ließ er sein Blick immer noch nicht abweichen, ich wusste, dass er mich damit provozieren wollte, doch er wusste genauso, dass es funktionierte. Sein Grinsen alleine ließ schon in mir ein gewisses Verlangen aufsteigen.
Er schaute endlich zum Psychiater statt zu mir „Haben sie sich wirklich überlegt, dass sie ihn als ihren Spieler wählen wollen?“
Ich wusste immer noch nicht was hier vorging „Warum bin ich hier?“ Der Arzt öffnete eine der Schubladen an seinen Holzschreibtisch und nahm ein Schachbrett heraus „Ich soll gegen ihn Schach spielen?“
Er legte das Brett zwischen uns auf den Tisch „Ja und du sollst gewinnen.“
Ich hatte des Öfteren Schach gegen Talian gespielt, da es hier nicht viel anderes gibt, und immer gewonnen, doch das hieß nicht, dass ich auch gegen Tyron mit Leichtigkeit gewinnen könnte. Er war ein Psychopath, dass was wir mit Holzfiguren jetzt machen würden, machte er sonst auch mit Menschen. Der Arzt stellte die Figuren auf, Tyron erwiderte meinen Blick und schaute mit seinen roten immer Blut unterlaufenden Augen mir direkt in die Seele.
Jeden anderen Menschen würde es erschrecken, doch für mich war es nur eine Einladung zu einer Herausforderung „Bereit zu verlieren?“
Ich wusste nicht warum ich gegen ihn spielen sollte, doch das war mir egal, mein Motiv war sein schwindendes Lächeln, wenn er seiner Niederlage bewusstwürde.
Tyron drehte das Schachbrett und preiste mit einer Handbewegung die Figuren an „Deine Farbe ist weiß, du hast den ersten Zug.“ Mir war es egal, ob ich anfange oder nicht, doch Tyron konterte anscheinend lieber, als anzugreifen.
Der Psychiater schob seinen Schreibtischstuhl heran und setzte sich gespannt neben das Schachbrett „Michael, du hast des Öfteren mit Talian gespielt und immer gewonnen, also erwarte ich auch hier einen Sieg.“
Tyron erwiderte mit schneller Zunge „Gegen Talian zu gewinnen ist kein Kunststück. Er hat keinen Sinn für Taktik.“ Ein Punkt in den ich ihn zustimmen musste. Er war mit Sicherheit in der Beziehung ganz anders, also durfte ich ihn nicht unterschätzen.
Mir war der Plan gekommen keinen zu haben. Ich hoffte, dass dies gegen meinen Gegner ein Vorteil wäre, denn jeden Plan würde er in Sekunden durschauen. Der erste Zug von mir war recht Standard, ich setzte den Bauern von E2 zwei nach vorne. Er ließ unsere Situation in Match widerspiegeln und stellte seinen Bauern auf E5 direkt vor meinen. Angriff war die beste Verteidigung, also führte ich meinen Springer auf F3. Sein Bauer würde geschlachtet werden, wenn er ihn nicht beschützen würde, doch natürlich deckte er ihn mit seinem eigenen Springer auf C6. Der Läufer bekam ebenfalls eine Chance auf C4. Tyron nahm ebenfalls den Läufer und stellte ihn mir gegenüber auf C5.
Natürlich, musste ich nicht nur seine Taktik durschauen, ich musste auch sein Mundwerk ertragen „Du Michael, denkst du immer noch an dein erstes Mal? Das erste Mal ist doch immer am besten, die Gefühle die man hat, bekommt man nie wieder.“ Er versuchte mich aufzuregen, doch das funktionierte nicht, beim Schach konnte meine Konzentration durch nichts zerstört werden. Mein Glück, dass Tyron das nicht wusste, also setzte ich den Bauern auf B4. Er schlug ihn natürlich mit seinem Läufer „Keine Angst, ich werde ab jetzt wieder ruhig sein, damit du dich auf das Spiel konzentrieren kannst.“
Ich wusste nicht was wir spielen, doch mit Schach hatte diese Partie nicht mehr viel zu tun, er versuchte nur mich zu spielen, doch im Gegensatz zu meiner Faust, konnte ich meinen Verstand kontrollieren. Ich bewegte den Bauern auf C3 und zwang seinen schwarzen Läufer auf A5.
Er provozierte mich wieder „Hörst du es seit deinen ersten Mal auch, die Stimme?“ Mir war es egal, was er sagte, doch damit er dachte es hatte eine Wirkung bewegte ich den Bauern auf D4, natürlich schlug er ihn sofort mit seinen Bauern.