Medienberufe - Rahmenbedingungen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und deren Untersuchung - Mathias Bellinghausen - E-Book

Medienberufe - Rahmenbedingungen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und deren Untersuchung E-Book

Mathias Bellinghausen

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Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Didaktik - BWL, Wirtschaftspädagogik, Note: gut, Universität zu Köln (Wirtschafts-, Berufs- und Sozialpädagogische Fakultät), Veranstaltung: Wirtschaftspädagogik, Medienwissenschaft und Medienökonomie, Sprache: Deutsch, Abstract: Fragt man zehn Personen über die Medienbranche, deren Charakteristika oder deren typische Berufe, bekommt man sehr wahrscheinlich zehn verschiedene Antworten. Die Bandbreite ist enorm: vom kreativ-gestalterischen bis hin zur hochtechnischen IT-Anwendung, von unbefristeter Festeinstellung bis zur Selbständigkeit und immer wiederkehrender phasenweiser Arbeitslosigkeit, von "Glamour und Stars" bis zum "Garagentüftler". Dieses Buch versucht sowohl Brancheninsidern als auch interessierten Externen einen strukturierten Überblick über eine vorher definierte Medienbranche mit ihrer gesamten Bandbreite und ihrer folgenreichen Eigenarten aus einem ökonomischen und bildungspolitischen Blickwinkel zu verschaffen. Dies wird anhand einer Befragung von Experten aus Verbänden sowie dem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerlager praxisrelevant untermauert. Insbesondere Berufs- oder Quereinsteigern, Branchenwechslern oder deren Berater soll hiermit mehr Transparenz über Chancen und Risiken dieser Branche geschaffen werden. Recherchen zu nahezu sämtlichen Medienberufen mit zahlreichen Definitionen und differenzierten Strukturanalysen.

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Inhaltsverzeichnis
A Theoretischer Teil
2 Definitionen und Abgrenzungen
2.1 Medien
2.2 Medienbranche
2.3 Mediale Tätigkeitsfelder und Medienberufe
2.3.1 Multimedia- und IT-Berufe
3.2 Spannungsfeld zwischen Berufsbildern und Ausbildungsangeboten
3.3 Berufswahl und Probleme für Berufseinsteiger in die Medienbranche
3.4 Ausbildungsangebote
3.5 Studienangebote und Volontariate
3.6 Fort- und Weiterbildung
4 Zur Markt- und Arbeitsmarktstruktur der Medienbranche
4.1 Die Marktstruktur und Wettbewerbslage der Medienbranche
4.1.1 Mediennutzung
4.1.2 Wirtschaftliche Kennziffern von Medienunternehmen
4.2 Der Arbeitsmarkt in der Medienbranche
4.2.1 Struktur des Arbeitsmarktes
4.2.2 Zur Arbeitslosigkeit

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Mathias Bellinghausen

„Medienberufe - Eine Analyse von Rahmenbedingungen, Aus-und Fortbildungsmöglichkeiten sowie Untersuchung von

Einschätzungen anhand einer qualitativen Befragung“

Diplomarbeit im Fach Wirtschaftspädagogik

Vorgelegt in der Diplomprüfung

im Studiengang Wirtschafts-, Berufs - und Sozialpädagogik

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln

Köln, 2005

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4.3 Zusammenfassung und Konsequenzen für Arbeitnehmer 44

4.3.1 Außerfachliche Kompetenzen und Qualifikationen der Medienbranche 45

4.3.2 Ökonomisierung der Medien 48

4.3.3 Notwendigkeit medienspezifischer Berufspraxis 52

B Empirischer Teil

5 Begründung und Ziel der qualitativen Methode 53

6 Zur Methode 54

6.1 Das Auswertungsverfahren 56

6.1.1 Erste Stufe: Festlegung des Materials 56

6.1.2 Zweite Stufe: Analyse der Entstehungssituation 57

6.1.3 Dritte Stufe: Formale Charakteristika des Materials 58

6.1.4 Vierte Stufe: Richtung der Analyse 58

6.1.5 Fünfte Stufe: Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung 59

6.1.6 Sechste Stufe: Bestimmung der Analysetechnik 60

6.1.7 Siebte Stufe: Defi nition der Analyseeinheit 60

6.1.8 Achte Stufe: Analyse des Materials 61

6.1.9 Neunte Stufe: Interpretation 61

6.2 Darstellung des Fragebogens 62

6.3 Vorstellung der Experten 63

6.3.1 Experte A - Arbeitgebervertreter I 64

6.3.2 Experte B - Arbeitgebervertreter II 64

6.3.3 Expertin C - Verbandsvertreterin 65

6.3.4 Expertin D - Arbeitnehmervertreterin I 65

6.3.5 Expertin E - Arbeitnehmervertreterin II 66

7 Auswertung der qualitativen Befragung 67

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7.2 Querschnittsanalyse 69

7.2.1 Die Medienbranche als Arbeitsmarkt (u.a. Wettbewerb, Arbeitslosigkeit) 69

7.2.2 Der Weg zu fachlichen Kompetenzen und Qualifikationen 85

7.2.3 Notwendige außerberufliche Kompetenzen und Qualifikationen 87

7.2.4 Duale Ausbildung vs. Fort- und Weiterbildung vs. Studium; sowie Notwendigkeit der Erstausbildung und Weiterbildung 89

7.2.5 Gestalterische oder Content-Produktion vs. Ökonomische Rahmenbedingungen 100

7.2.6 Entwicklungsprognosen der Medienbranche 107

7.2.7 Expertenseitige Ergänzungen und Anmerkungen 110 7.3 Zusammenfassung 110

Anhang A

A1: Tabelle 1: Übersicht über medienspezifische Berufe A2: Tabelle 2: Übersicht über medienspezifische Duale Ausbildungen A3: Tabelle 3: Übersicht über medienspezifische Fort- und Weiterbildungen A4: Auszug aus dem Rahmenlehrplan des Mediengestalter Digital- und Printmedien

Anhang B

B1: Der Fragebogen B2: Interview Experte A B3: Interview Experte B B4: Interview Expertin C B5: Interview Expertin D B6: Interview Expertin E

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Mögliche Strukturierung der Medienberufe. Ohne Quelle........................8

Abbildung 2: Zeitaufwand für Mediennutzung 1980 und 2000. Quelle: Fritz/Klingler

2003, Media Perspektiven 1/2003, S. 21................................................................. 28

Abbildung 3: Wachstumsraten der Beschäftigtenzahl und der Betriebszahl in der Medienwirtschaft. Quelle: DIW Berlin Wochenbericht Nr. 30/2004 vom 22. Juli

2004, S. 436. ................................................................................................................ 36

Abbildung 4: Beschäftigungsentwicklung in der Medienwirtschaft von 1998 bis 2003. Quelle: DIW Berlin Wochenbericht Nr. 30/2004 vom 22. Juli 2004, S. 434....... 42

Tabelle 1: Übersicht über medienspezifische Berufe. Quellen: Informationen des BIZ, der Bundesagentur für Arbeit (unter http://berufenet.arbeitsamt.de), www.mediencampusbayern.de (Beide Zugriffe vom 4. Juli 2005, Jenewein/ Lübben 2002, Kühlwetter 1998, Michel 2002, Die Deutsche Bibliothek - CIP -Berufe mit Film, Funk, Fernsehen und Foto 1999, Kügler-Schmidt 1997, Naumann 1999, Kunert 2002, Riedel 2003. ………………….…..…..Anhang A1

Tabelle 2: Übersicht über medienspezifische Duale Ausbildungen. Quellen: Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW: Qualifizierung in Medienberufen 2002. Internetseiten: www.ihk.de, www.aim-mia.de und http://www.bibb.de/de/ausbildungsprofile-start.htm (alle Zugriffe vom 3. Juli 2005) sowie Informationsmaterial des BIZ in Köln. …………..….…..Anhang A2

Tabelle 3: Übersicht über medienspezifische Fort- und Weiterbildungen. Quelle: A.WE.B-Datenbank unter http://www2.bibb.de/tools/aab/aabfort.php (Zugriff am 5. Juli 2005). ……………………………………………..…………..Anhang A3

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A Theoretischer Teil

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Medienberufe“ und stellt deren Rahmenbedingungen in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die Aus- und Fortbildungssituation theoretisch dar. Branchenspezifische Merkmale und Gesetzmäßigkeiten dieser Rahmenbedingungen werden anschließend anhand einer qualitativen Befragung von Experten auf ihre Gültigkeit und Ausgestaltung in der Realität überprüft.

Die Medien und die Medienbranche machen besonders durch zwei Phänomene auf sich aufmerksam: Die Ausweitung und Präsenz der Medien im Alltag der Menschen einerseits und eine Anziehungskraft der Medienbranche für Berufseinsteiger andererseits. Die technischen Medien haben weite Teile des Berufs- und Privatlebens durchdrungen. Viele Arbeitsplätze sind mittlerweile mit einem Personalcomputer mit umfangreicher Software ausgestattet. Im Privatleben werden Medien wie der Fernseher, das Radio oder auch der Personalcomputer wie selbstverständlich benutzt. Die rasche Globalisierung u. a. durch die sekundenschnelle Informationsübertragung in alle Teile der Welt wäre ohne das Internet und seine verschiedenen Anwendungsbereiche nicht denkbar. Doch auch neuere Medien wie die neueste Generation von Mobiltelefonen oder Notebooks besitzen zunehmend integrierte Informationsdienste durch schnellere und bessere Übertragungsmöglichkeiten. Nachrichten, Sportergebnisse oder Börsenkurse können mit dem Mobilte lefon überall empfangen werden. Diese Fortschritte und die Aussichten auf weitere Innovationen schüren die Hoffnungen der Arbeitsmarktpolitik, in dieser Branche sowohl in der Qualität als auch besonders in der Quantität neue Arbeitsplätze zu generieren.

Die Hoffnungen und Zukunftsvisionen der Beschäftigungspolitiker nahm Einfluss auf die Entwicklung eines großen Angebots an medienspezifischen Studiengängen und Seminaren sowohl an den öffentlichen und privaten Hochschulen als auch auf dem Fort- und Weiterbildungsmarkt. Im Bereich der Dualen Ausbildung wurden in den vergangenen Jahren Ausbildungsberufe wie der Kaufmann für AV-Medien oder der Mediengestalter für Digital- und Printmedien neu geschaffen bzw. modifiziert.

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Für Berufseinsteiger stellt die Medienbranche ein interessantes und erstrebenswertes Tätigkeitsfeld dar. Bei der näheren Betrachtung der facettenreichen Medienbranche fällt jedoch auf, dass es viele verschiedene Berufe bzw. Berufsbezeichnungen gibt, bei denen sich Berufseinsteiger oder Branchenexterne kaum ein Bild machen können, welche Tätigkeiten darunter zu verstehen sind. Zudem führen in den meisten Fällen verschiedene Wege in die Berufe der Medienbranche, so dass von einem Spannungsfeld zwischen den Berufen und den Ausbildungswegen gesprochen werden kann.

Aufgrund der raschen technischen Entwicklung besitzt die Medienbranche eine große Dynamik, die sich auf die Rahmenbedingungen in Bezug auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten, den Arbeitsmarkt sowie die Aus- und Fortbildungssituation auswirkt und in der vorliegenden Arbeit zusammenhängend betrachtet werden soll. Diesem Vorhaben soll sich wie folgt angenähert werden: Die Begriffe Medien, Medienberufe und Medienbranche werden in der für diese Arbeit genutzten Literatur mit unterschiedlichen Inhalten belegt bzw. in unterschiedlichen Kontexten benutzt. Diese verschiedenen

Bedeutungszusammenhänge, Definitionen und Abgrenzungen der zentralen Medienbegriffe werden in Kapitel 2 vorgestellt.

In Kapitel 3 wird ein Überblick über die Medienberufe sowie die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten gegeben. Dazu ist für diese Arbeit eine umfangreiche Liste von Berufen und den dazu möglichen Ausbildungswegen angefertigt worden, die im Anhang angefügt ist. Anschließend werden die Dualen Ausbildungen, die Studienmöglichkeiten und die Fort- und Weiterbildungssituation im Einzelnen betrachtet.

Kapitel 4 „Zur Markt- und Arbeitsmarktstruktur der Medienbranche“ beschäftigt sich mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Medienbranche. Hier werden allgemeine Strukturmerkmale, die einleitend angesprochene Mediennutzung sowie wirtschaftliche Kennziffern von Medienunternehmen in Deutschland dargestellt. Anschließend setzt sich das Kapitel mit dem Arbeitsmarkt der Medienbranche auseinander, wobei die branchenspezifische Arbeitslosigkeit besondere

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Berücksichtigung findet. Darauf erfolgt eine Zusammenfassung der

medienspezifischen Marktbedingungen. Zuletzt beschäftigt sich dieses Kapitel mit den in der Medienbranche aufgezeigten Besonderheiten wie spezielle außerberufliche Qualifikationen und Kompetenzen, die Ökonomisierung der Medien und die Notwendigkeit medienspezifischer Berufspraxis.

Viele medientypische Branchenmerkmale lassen sich durch d ie Literatur zum Thema nur schwer verifizieren bzw. fundiert einschätzen. Daher erfolgt in Teil B dieser Arbeit eine empirische Untersuchung anhand einer qualitativen Befragung von brancheninternen E xperten. Auf die Begründung sowie auf die Ziele der qualitativen Untersuchungsmethode geht Kapitel 5 ein. Im folgenden Kapitel 6 wird zunächst das hier angewendete methodologische Auswertungsverfahren erklärt, ehe der für die Befragung verwandte Fragebogen und die ausgewählten Experten vorgestellt werden.

In Kapitel 7 erfolgt schließlich die Auswertung der qualitativen Befragung. Zunächst werden dabei die Expertenantworten einzeln betrachtet. Darauf folgt eine vergleichende Querschnittsanalyse und deren Zusammenfassung.

Die in dieser Arbeit verwendeten Berufsbezeichnungen werden aus Gründen der Leserlichkeit nur in ihrer maskulinen Form benutzt. Aus diesem Grund werden auch Quellenangaben zu statistischem Material in den Fußnoten angegeben.

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2 Definitionen und Abgrenzungen

Um sich dem komplexen Bereich der Medien bzw. Medienbranche und Medienberufe anzunähern, sollen diese Begriffe zunächst näher erläutert werden. Die Notwendigkeit ergibt sich aus den unterschiedlichen Bedeutungsdimensionen des Wortes Medien und der mit Medien zusammengesetzten Begriffe. So werden Medien in der Literatur nicht einheitlich definiert. Hier bietet sich daher die Differenzierung der Medien im engeren Sinn (i. e. S.) und Medien im weiteren Sinn (i. w. S.) an. Diese Unterteilung soll auch bei den Begriffsbestimmungen der Medienbranche und Medienberufe gelten.

2.1 Medien

Der Begriff Medien lässt sich im weiteren Sinn kaum präzise eingrenzen. Häufig begegnet man im alltagssprachlichen Gebrauch der Phrase „...wie in den Medien berichtet wird…“, wenn die Herkunft einer Meldung bzw. Information zum Fernsehen, Hörfunk oder den darin agierenden Personen zugeordnet werden soll. Für dieses Verständnis führt RIEDEL drei allgemeine Funktionen an: „Sie (Medien) erfüllen drei Funktionen: a ) Fernsehen, Hörfunk, Internet, Zeitungen und Zeitschriften übernehmen Aufgaben der politischen Meinungsbildung, ohne die eine Demokratie nicht auskommt. b) Sie dienen der Unterhaltung, der Fortbildung und der Orientierung im Alltag. c) Als Werbeträger ste hen sie zur Verfügung, um Waren und Dienstleistungen vorzustellen“ (Riedel 2003, S. 13).

Im engeren Sinn kann der Medienbegriff sowohl die personalen Medien (Sprache, Mimik, Gestik etc.) als auch die nicht-personalen Medien (Fernsehen, CD, Radio etc.) umfassen. Ferner kann er sowohl technische Zeichenträger wie Zeitung oder Film als auch nicht-technische Zeichensysteme wie Sprache oder Musik beinhalten (Neubauer/ Tulodziecki 1979, S. 13). DOHMEN fasst dies in seiner Definition von Medien zusammen. Er beschreibt „(…) alle Träger und Vermittler von Informationen, Signalen, Sekundärerfahrungen in direkten (personalen) oder indirekten (durch technische Medien vermittelten) Kommunikationsprozessen“ als Medien (Dohmen 1976, S. 66). Hierzu kann man auch eine weitere Funktion der Medien anführen, die

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darin besteht, Informationen und Kommunikationsprozesse nicht nur zu vermitteln, sondern auch zu speichern (Neubauer/ Tulodziecki 1979, S. 13).

Aus pädagogischer Sicht bettet NEVEN den Begriff Medium in die Lehr-/Lern-Situation ein: „Als Medium wird alles sensuell und emotional Erfahrbare und Wahrnehmbare verstanden, das als Mittel bzw. Mittler zwischen Lernenden und Lernobjekten in didaktischer Intention fungiert“ (Neven 1983, S. 452). Das Medium ist demnach als Austauschkanal zwischen Lerngegenstand und Lernsubjekt zu sehen. Differenzierter betrachtet muss es daher sowohl einen Bezug zum denkendverarbeitenden Menschen (Lernsubjekt) als auch zum Lerngegenstand mit seinen Eigengesetzmäßigkeiten (Lernobjekt) herstellen (Kremer 1997, S. 18).

Weitet man diese Sichtweisen des Begriffs Medien im engeren Sinn insofern aus, dass Medien auch im alltäglichen Gebrauch als Austauschkanal zwischen denkendverarbeitenden Menschen und/oder nicht-personalen Medien als Informationsmittler zu sehen sind, bekommen die Medien sowie die darin im technischen, inhaltlichen und gestalterischen Sinn agierenden Personen eine umfassende Verantwortung bzw. Bedeutung. VOSS bringt dies auf eine kurze Formel : „Alles, was wir wissen, wissen wir durch Medien“ (Voß 1998, S. 86)1.

Auch wenn dieses Zitat die Bedeutung der Medien als intersubjektives Bindeglied herausstellt, lässt sich ein eindeutiger Bezug der Verwendung des Begriffs Medien hier nicht erkennen. Wie bereits gezeigt, ergibt sich eine Diskrepanz zwischen dem Begriff Medien im engeren und im weiteren Sinn. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Begriff Medien im weiteren Sinn (Medien sowohl als Kommunikationsmittel als auch als die Medienwirtschaft oder Medienbranche) im Gegensatz zu den Medien im engeren Sinn (Medien als Zeichenträger oder Kommunikationsmittel) definitorisch nicht klar abgrenzen lässt.

Es wird bei dem selbstverständlichen Umgang mit dem Begriff Medien in der Literatur oft nicht ersichtlich, in welcher Bedeutungsdimension er verwandt wird. Das heißt, in wie weit der Begriff Medien im weiteren Sinn in die enge Definition des Begriffs Medien im engeren Sinn hineinstößt. Es könnte in den Zwischenformen

1Siehe dazu insbesondere Kapitel 4.3.2.

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auch von einem Medienbegriff im erweiterten Sinn gesprochen werden, je nach dem, in welchem Kontext der Begriff Medien benutzt wird.

Andere Blickwinkel auf den Begriff Medien, beispielsweise aus Sicht des Arbeits-oder Wettbewerbsmarktes oder aus Sicht des Aus - und Fortbildungsmarktes, werden im weiteren Verlauf der Arbeit vertieft.

2.2 Medienbranche

In Anlehnung an die vorausgehenden Definitionen und Abgrenzungen ergeben sich auch für die mit Medien zusammengesetzte n Begriffe Schwierigkeiten bei der genauen Abgrenzung. Zum Verständnis des Begriffs Medienbranche kann man zunächst davon ausgehen, dass dort alles zusammengefasst wird, was sich in Bezug zu Medien setzen lässt, i. S. v. Herstellung und Vertrieb von Medien (Produktion von Fernsehgeräten, Druck von Zeitungen, Verkauf von CDs, Entwicklung von Software etc.) als auch deren inhaltliche und gestalterische Aufbereitung (Layout einer Präsentation, journalistische Aufbereitung von Nachrichten, Unternehmens-PR, Gestaltung und Programmierung einer Website, Schauspielerei etc.).

Inwieweit sich der Begriff Medienbranche in sich differenziert, ergibt sich aus der Unterscheidung der medialen Tätigkeitsfelder und Medienberufe im engeren und im weiteren Sinn. Diese werden im nächsten Abschnitt vorgestellt.

2.3 Mediale Tätigkeitsfelder und Medienberufe

Um sich einer Abgrenzungsmöglichkeit der Begriffe Medienberufe bzw. mediale Tätigkeiten anzunähern, soll zunächst der Berufsbegriff als solcher definiert werden. BECK beschreibt ihn als „kulturspezifische Relation zwischen Mensch und Gesellschaft, die auf Seiten der Gesellschaft als Funktionserfüllung, auf Seiten des einzelnen als Beitrag zum gesamtwirtschaftlich erstellten ,sozialen Werk’ zu beschreiben ist“ (Beck 1999, S. 137). Der Beruf erhält so eine „auf die Bezeichnung

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von Ausbildungsberufen gerichtete institutionelle Bedeutungsdimension“, die sich durch die „Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens bestimmen und von anderen Reproduktionsformen unterscheiden“ lässt (Harney 1999, S. 52).

Die Betrachtung der Berufsbezeichnungen im Bereich Medien macht schnell deutlich, dass die Branche eine Vielfalt an Berufsbildern bietet, von denen viele nicht geschützt sind oder gleiche oder ähnliche Aufgabenfelder unter verschiedenen Namen geführt werden, was zu einem regelrechten „Job-Chaos“ führen kann (Kunert 2002, S. 12).2

Die Problematik der Begriffsabgrenzungen und Definitionen der Medien oder der Medienbranche lässt sich also auch bei der Frage nach den Medienberufen bzw. den medialen Tätigkeitsfelder wieder finden. Insbesondere in der Berufspraxis bzw. bei der Berufswahl werden die Abgrenzungsschwierigkeiten deutlich. Erkundigt man sich bei verschiedenen Institutionen wie dem BIZ nach Medienberufen, erhält der Suchende verschiedene Angaben darüber, welche Tätigkeiten jeweils zu der Medienbranche gezählt werden. Während beispielsweise beim BIZ vergleichsweise wenige Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten aus dem engeren Sinn der Medienbranche aufgeführt werden (Kaufmann für audiovisuelle Medien, Mediengestalter für Digital- und Printmedien etc.), zählen bei anderen Informationsquellen eine Vielzahl von Berufen ebenso zur Medienbranche. So wird der Schreiner beispielsweise als Medienberuf angesehen, wenn die Holzarbeiten für Bühne nbilder angefertigt werden. Der Beruf des Frisörs zählt ebenfalls dazu, wenn er in der Maske eines Fernsehstudios oder eines Fotografen angesiedelt ist.

Hier findet sich die Unterscheidung von Medienberufen im engeren und im weiteren Sinn wider. Denn grundsätzlich muss konstatiert werden, dass sich ein Beruf, im Sinne einer „Reproduktion des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens von einer Generation zur anderen“ (Harney 1999, S. 51), besonders dadurch als Medienberuf im engeren oder im weiteren Sinn charakterisieren lässt, ob er der Medienbranche oder einer verwandten Branche zugeordnet werden kann, oder ob er aufgrund seiner beruflichen Inhalte als Medienberuf bezeichnet werden kann.

2Siehe dazu auch Tabelle 1 in Anhang A1.

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Die folgende Abbildung 1 soll die Strukturierung der Berufsbilder nach Branchen und Inhalten der Tätigkeit beispielhaft darstellen.

Abbildung 1: Mögliche Strukturierung der Medienberufe. Ohne Quelle.

Für das Verständnis des weiteren Verlaufs dieser Arbeit und der dazu genutzte n Basisliteratur bleibt herauszustellen, dass sich die Medienberufe originär aus den in Kapitel 3.2 dargelegten Bereiche n des inhaltlichen und gestalterischen ergeben. So sollen die Berufe aus dem Herstellungs- und Vertriebsprozess ihren originären Berufsabstammungen zugeordne t werden. Ein Verkäufer, Disponent oder Händler von Unterhaltungselektronik bleibt in erster Linie Fachverkäufer b zw. kaufmännischer Gehilfe oder Kaufmann, der, sofern er mit anderen Gütern handeln würde, sicherlich nicht mehr der Medienwirtschaft zuzuordnen ist. Einige Berufe sind jedoch durchaus als Zwischenform zu betrachte n. Der Softwareentwickler beispielsweise p roduziert als IT-Fachkraft, sofern er nicht dem gestalterischen Bereich zugeordnet würde, stets für mediale Endprodukte und Anwendungen. Der

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kaufmännische Leiter einer Firma für Film- und Fernsehproduktionen ist wiederum originär ein Kaufmann, während seine zu steuernden Produktionen reine Medienprodukte sind. Somit sind einzelne Berufe (Berufsgruppen) im Einzelfall zu bewerten. Sie werden, je nach Blickwinkel eines Autors, eines Verbandes oder einer Behörde entsprechend zugeordnet.

Es gibt bestimmte Berufsfelder, die einerseits unter dem Bergriff Medienberufe zusammengefasst, anderseits aber von der Medienbranche differenziert werden. Dies gilt für die Multimedia und IT-Berufe sowie für Berufe der Kommunikations- und Informationswirtschaft. In den folgenden Kapiteln soll darauf näher eingegangen werden.

2.3.1 Multimedia- und IT-Berufe

Betrachtet man das Verhältnis von Multimedia- und IT-Berufen zu Medienberufen allgemein, so werden diese Begriffe i n der Literatur durchaus synonym als auch voneinander abgegrenzt benutzt. GUTHEIM weißt in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass, wenn man „einen Blick in die Ausbildungsverordnungen der neuen IT- und Medienberufe wirft, man schnell feststellt, dass ca. 2/3 der Ausbildungsinhalte beider Berufsbilder identisch sind und nur zu 1/3 berufsspezifisch orientiert sind .“ (Gutheim 2001, S. 15). Für den Bereich Multimedia weiß MICHEL, dass der „Begriff und Wirtschaftszweig Multimedia ständiger Metamorphose unterworfen ist.“ Es gibt daher einen Rückgriff auf den Terminus „neue Medien“ . (Michel 2002, S. 495).

Auch wenn die Abgrenzung der Medienbranche zur Multimedia- bzw. IT-Branche unterschiedlich dargestellt wird, erscheint es sinnvoll, diese Berufe in den Kontext dieser Arbeit über Medienberufe einzubeziehen, da ein u nabdingbarer, berufsbedingter Umgang mit den bereits definierten Medien auch in diesen beiden Branchen vorliegt.

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2.3.2 Berufe der Informations- und Kommunikationswirtschaft

Inhalte von Multimedia oder IT-Berufen, die aufgrund ihrer Tätigkeitsfelder technisch dominiert sind, werden sowohl der Medienbranche als auch der Informationswirtschaft, bzw. Informations- und Kommunikationswirtschaft (IuK-Wirtschaft) zugeordnet, die sich dadurch von der Medienwirtschaft i. S. der Unterhaltungsbranche abgrenzt.

Der Begriff Informationswirtschaft wird dabei stark gesellschaftspolitisch und als umfassender Sammelbegriff für informationserstellende, -verbreitende und -ordnende Produkte und Dienstleistungen verwendet. Mit dem Fokus auf technische Inhalte dieses Tätigkeitsfeldes ist auch der Begriff TIMES-Märkte entstanden, der die Bereiche Telekommunikation, Information, Medien, Elektronik und Sicherheit zusammenfasst (Stein 2001, S. 3-4). An dieser begrifflichen Zusammenfassung der Teilmärkte lässt sich bereits eine Konvergenz der technischen Medien und der darunter subsumierbaren Tätigkeitsfelder und Märkte erkennen. Darauf wird in den Kapiteln 4.1.1 sowie 4.2. vertiefend eingegangen.

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3 Übersicht: Berufe in der Medienbranche, Aus- und Fortbildungsangebote und Studienmöglichkeiten

Die in Kapitel 2 und insbesondere Kapitel 2.3 aufgezeigte Problematik der exakten Erfassung von medienspezifischen Berufen durchdringt auch den Versuch einer klar abgrenzbaren Darstellung bzw. Übersicht der Medienberufe, der dazugehörigen Aus- und Fortbildungsangebote und den Studienmöglichkeiten.

Die Medienbranche im Speziellen sowie die erweiterte Branche „Neue Medien“ im Allgemeinen sorgen für großes Interesse bei Berufseinsteigern oder -umsteigern bzw. üben teilweise eine rege Faszination auf sie aus. Dafür sorgen einerseits die hartnäckig aufrechterhaltenen Hoffnungen aus Politik und Wirtschaft, die die Branche Neue Medien als zukunftsorientiert und aussichtsreich beschreiben3, sowie neue und interessante Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten. Andererseits strahlt die Medienbranche i. e. S. eine Anziehungskraft durch Glamour, Prominenz und Zeitgeschehen aus (Kunert 2002, S. 4 -13). Vor dem Hintergrund einer fundierten individuellen Berufswahlentscheidung wird die Medienbranche deshalb hä ufig durch diese Phänomene konterkariert: „Ich will keinen Job, ich will Karriere machen. (…) Von der Schulbank bei VIVA v or die Kamera. Glück und Talent müssen reichen“ (Stephan 1999, S. 40). Vielfach werden deshalb lieber „Casting-Termine“ angesteuert als Workshops zur Berufsberatung4.

Der Berufsberatung5kommt in der Medienbranche eine besondere Bedeutung zu. Häufig ist die Rede von einer „verwirrenden Jobwelt“ (Stephan 1999, S. 23) mit unterschiedlichen Berufsbildern, die zum Teil weder geschützt noch klar definiert sind (Kunert 2002, S. 12). Dazu erfolgt immer wieder der Hinweis, dass es in der Medienbranche kaum „gesicherte Wege“ oder gar „Traumstraßen“ in die Berufe gibt (Naumann 1999, S. 7). Selbst in einer im Jahr 2000 durchgeführten Befragung bei Mitarbeitern des privaten Hörfunks und Fernsehens sowie bei Mitarbeitern der Film-

3ImJahr 2003 lagen die Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Medienbranche im

Verhältnis zum Anteil an der Gesamtwirtschaft jedoch in den neuen Bundesländern nur bei 1% und den alten

Bundesländern bei 0,5 bis 1% (Frank/Mundelius 2004, S. 9).

4So fiel beispielsweise der dreistündige Workshop „First Steps in die Arbeitsfelder der audiovisuellen Medien“

im BIZ Köln am 7. April 2005 mangels Interessenten aus.

5Die Berufsberatung wird im Sozialgesetzbuch (§§ 29-34 SGB III) geregelt und obliegt den Arbeitsämtern

bzw. wird durch das BIZ durchgeführt, das institutionell der Bundesagentur für Arbeit zugeordnet ist

(Manstetten 1999, S. 50).

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und Fernsehproduktion und anderer technischer AV-Dienstleister gaben 46% an, mit den Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten unzufrieden zu sein. 23% sind mit den Angeboten sogar sehr unzufrieden (Satzer 2001, S. 14). Schulabgänger, die auf der Schwelle zum Einstieg in ihr Berufsleben stehen und die sich für die Medienb ranche interessieren, bekommen Probleme, sich ein strukturiertes Bild von möglichen Aufgaben- und Tätigkeitsfeldern zu machen bzw. einen geeigneten Bildungsweg zu finden. Darauf soll insbesondere in Kapitel 3.3 zur Berufswahl eingegangen werden. Der Spannungsbogen zwischen den Berufsbildern und den dazu führenden Aus - und Fortbildungswegen werden zuvor in den Kapiteln 3.1 und 3.2 angesprochen.

In den Kapiteln 3.4 bis 3.6 soll anschließend eine Übersicht über die jeweils bestehenden Ausbildungs-und Studienangebote sowie Fort-und

Weiterbildungsmöglichkeiten gegeben werden.

3.1 Übersicht über Berufe in der Medienbranche und mögliche Strukturierung

Die Medienbranche sowie die Informations - und Kommunikationsbranche zeichnen sich durch ihre enge Abhängigkeit zu Technologien aus. Die rasante Entwicklung in diesem Sektor führt auch zu einer Schnelllebigkeit in der Entwicklung der Berufsbilder und Berufsbezeichnungen. Die Konvergenz der Medien und das damit verbundene Zusammenfallen von Tätigkeitsbereichen oder die steigenden Ansprüche an die Anwender in technologisch basierten Arbeitsbereichen führen ebenso dazu. Zu den benötigten journalistischen Qualifikationen eines redaktionellen Berufes gehören beispielsweise schon seit langer Zeit Kenntnisse über den Umgang mit Computern und Textverarbeitungsprogrammen. Ein Online-Redakteur muss zudem Kenntnisse im Umgang mit Onlinemedien allgemein, Redaktionssoftware, Internetsoftware oder digitaler Bildbearbeitung haben. In für Journalisten potenziellen Arbeitsmärkten sind also häufig Berufe mit Doppelqualifikationen entstanden (Michel 2002, S. 495-548).

Wegen der zahlreich neu entstandenen Berufsbezeichnungen und der bestehenden Problematik einer möglichen Strukturierung der Berufe wird hier anhand einer tabellarischen Darstellung (Tabelle 1 in Anhang A1) versucht, möglichst alle Berufe

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3.2 Spannungsfeld zwischen Berufsbildern und Ausbildungsangeboten

Bei Betrachtung der Übersicht über die Berufe fällt auf, dass einem große n Teil existierender Berufsbezeichnungen kein klar geregelter Ausbildungsweg gegenübersteht. So tauchen im Bereich Management und Medientechnik, aber besonders in den Bereichen Ausstattung, Inszenierung und Darstellung zahlreiche Berufe auf, deren Ausbildungswege in der Literatur nicht einheitlich beschrieben werden. Im journalistisch und redaktionell geprägte n Bereich der Konzeption und Entwicklung wird schnell deutlich, dass eine frühzeitige Orientierung an das Ressort oder Fach von Vorteil ist.

Im Bereich der technisch-kreativen Gestaltung greifen die Ausbildungswege enger und lassen sich konkreter darstellen. Insbesondere die Duale Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton sowie Mediengestalte r für Digital- und Printmedien deckt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten in der Medienbranche ab. Diese noch relativ jungen Ausbildungen, zählt man die Ausbildung zum Kaufmann für AV-Medien im kaufmännischen Bereich mit dazu, haben aufgrund ihrer Qualifikationsbreite demnach bildungsseitig zu einem besseren Zugang zu den verschiedenen medienspezifische n Berufen geführt.

Ebenfalls ist auffällig, dass bei viele n Berufe n die verschiedenen Ausbildungswege miteinander konkurrieren. So stehen sich duale oder vollschulische Ausbildungen mit möglichen Fort- und Weiterbildungen, Fachhochschulstudiengänge und universitäre Studiengänge jeweils gegenüber. Auch in der Literatur finden sich zahlreiche gegensätzliche Beschreibungen über Berufswege in bestimmte Arbeitsfelder.

So sieht beispielsweise MICHEL für Multimediaberufe eine klare akademische Dominanz, und begründet dies mit der Entwicklungsdynamik der Branche, „in der Lernen gelernt sein will“. Er gibt an, dass nur ca. jeder fünfte Mitarbeiter kein Akademiker i st (Michel 1997a, S. 237-239). STEPHAN beschreibt hingegen das Phänomen des häufigen Quereinstiegs vom „Abbrecher zum unverzichtbaren Mitarbeiter“ (Stephan 1999, S. 14). Hier scheint letztendlich entscheidend zu sein, welches Qualifikationsniveau für eine Einstellung in den betreffenden Beruf von Arbeitgebern vorausgesetzt wird.

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Zudem sind in anderen Bereich in der Praxis durchaus zahlreiche Berufe anzutreffen, die über einen Quereinstieg, meistens mit medienspezifischer Berufserfahrung, erreichbar sind. H ier wären insbesondere Aufnahmeleiter, Regieassistent, Casting-Redakteur oder Kameraassistent zu nennen9. Signifikantes Datenmaterial lässt sich darüber jedoch nicht finden. Eine Annäherung über quantitative Angaben zu diesem Thema l ässt sich nur vage über die Arbeitslosenstatistik ermitteln.10

3.3 Berufswahl und Probleme für Berufseinsteiger in die Medienbranche

Mit der Berufswahl entscheidet ein Individuum ein relativ dauerhaftes Kompetenzprofil zu erwerben, wie e s in den arbeitsteilig organisierten Wirtschaftsstrukturen ausdifferenziert ist. Wenngleich dieser Prozess als einmalige Festlegung eines Individuums auf ein lebenslanges Tätigkeitsfeld gesehen werden kann, werden heute unter dem schnellen technologischen, sozio-ökonomischen und politische n Wandel sowie den Phänomenen Massenarbeitslosigkeit und Globalisierung zivilisatorischer Prozesse vorrangig lebensabschnittspezifische Entscheidungen getroffen, denen durchaus spätere Korrekturen, Modifikationen oder Neuorientierungen folgen können. Die erste B erufswahl auf der Schwelle zwischen Schulbildung und Berufseinstieg bzw. Studienwahl erhält jedoch immer noch eine besondere Bedeutung, da die grundlegende Ausrichtung auf ein Tätigkeitsfeld gelegt wird und diese einen wesentlichen Bestandteil persönlicher Identität bildet (Beck 1999, S. 137-138)11.

Wie in diesem Kapitel einleitend bereits beschrieben, übt die Medienbranche insbesondere auf junge Berufseinsteiger eine Anziehungskraft aus. Es ist jedoch nicht leicht, sich einen schnellen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten in der Medienbranche zu verschaffen. DETERS und WINTER stellen diese Problematik drastisch dar. Kritisch der Bildungspolitik gegenüber äußern sie: Es „werden Ausbildungsangebote, Berufsperspektiven und konkrete Anforderungen in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Medienunternehmen immer unübersichtlicher.

9Siehe Tabelle 1 im Anhang A1

10Siehe dazu Kapitel 4.2.2 zur Arbeitslosigkeit.

11Siehe dazu auch Kapitel 4.2.2 zur Arbeitslosigkeit.

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(…) Dem veränderten Personalbedarf in Unternehmen stehen kaum angemessene Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten gegenüber“ (Deters/ Winter 1997, S. 11). Die Frage, die sich in Bezug auf die Berufswahl anschließt, ist, wie sich ein junger Mensch an der Schwelle ins Berufsleben und mit Interesse an der Medienb ranche zurechtfinden soll.

Die Übersicht der Berufe ( Tabelle 1 im Anhang A1) unterstützt die Aussage von DETERS und WINTER allerdings nur bedingt. Unter Vorbehalt der Abgrenzungsproblematik von Medienberufen stellt eine strukturierte Darstellung der Berufe eine gute Übersicht dar, wenngleich ein erheblicher Teil der Wege zu den Berufen nicht einheitlich definiert ist oder vereinze lt sogar gar nicht ersichtlich wird. Viele Berufe können nur über private Fort- und Weiterbildungen oder private Hochschulen erworben werden (beispielsweise private Hochschulen für Journalismus, diverse Studiengänge des Medienmanagement). Hierauf soll in den folgenden Kapiteln eingegangen werden.

Das BIZ als gesetzlich verantwortliche Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit stellt Interessenten ein Informationsblatt für Berufsfeld 7 „Film, Funk, Fernsehen, Presse, Medientechnik“ zur Verfügung. Dies enthält einen Überblick über verschieden Ausbildungswege zu Medienberufen.

Zwar soll dem Betreffenden damit eine Übersicht über die Medienbranche verschafft werden, dennoch fehlen hier einige medientypische Berufsbilder (beispielsweise die des Producers, des Redakteurs oder des PR-Beraters). Ihm wird damit ein hohes Maß an Engagement in der Informationssuche über mediale Tätigkeiten oder verschiedene Berufsbilder abverlangt.

Durch die Konkurrenz der verschiedenen Bildungswege in eine n Beruf, sowohl zwischen den Bildungswegen (bspw. Studium versus Duale Ausbildung) als auch innerhalb der Bildungswege (bspw. Universität versus private Hochschule), durch die verschiedenen alternativen Einstiegsmöglichkeiten sowie durch das breite Anforderungsprofil an Qualifikatione n oder die häufig verlangte medienspezifische Berufserfahrung erhält die Suche nach dem individuell optimalen Ausbildungsweg eine weitere schwere Entscheidungsfindung. Daher sind spätere Umorientierungen oder Fortbildungsmaßnahmen in der Medienbranche nicht selten.

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3.4 Ausbildungsangebote

Bei der Betrachtung der Ausbildungsangebote der Medienbranche i. e. S. fällt besonders auf, dass Innovationen und veränderte Anforderungen im Medien- sowie Informations- und Kommunikationsmarkt erst spät in die bestehenden oder zumeist neuen Ausbildungsberufe umgesetzt wurden.

Durch eine zunehmende Professionalisierung der Branchensegmente im Bereich Medien, IT und Multimedia wuchsen auch die Bedarfe nach fundierten Grundlagenqualifizierungen in der Erstausbildung , die grundsätzlich das Spektrum der individuellen beruflichen Möglichkeiten über eine solide Basisqualifikation mit anerkanntem Abschluss erweitert (Die Deutsche Bibliothek - CIP 1999, S. 10). Dies spiegelte sich auch in der Bereitschaft der Betriebe wider, Ausbildungsplätze in den neu geschaffenen Ausbildungsberufen für AV-Medien, Print, Publishing, Multimedia, IT und Veranstaltungstechnik sowie Medienmanagement bereitzustellen. Vor allem wurde in den neu für die Medien- und Kommunikationsbranche entwickelten Ausbildungsberufe n weitgehend die Segmentierung und Spezialisierung (Schwerpunktbildung) berücksichtigt. Doch auch in Ausbildungsberufen ohne Schwerpunktbildung erfordern bzw. ermöglichen - in kleineren spezialisierten Betrieben bedingen - die Strukturen der Ausbildungsbetriebe häufig Spezialisierungen. So wird beispielsweise Animation, Bildgestaltung und Tonmischung auf hohem Niveau vermittelt. Dies hat zur Folge, dass die neuen Ausbildungsberufe zum einen breite Grundlagenkenntnisse ermöglichen, zugleich aber auch hochwertige Spezialkenntnisse transportieren ( beispielsweise Design oder IT bei Mediengestaltern Digital + Print oder bei Mediengestaltern Bild und Ton). IT-Kenntnisse oder Kenntnisse aus dem Bereich Multimedia durchdringen zunehmend die technisch und EDV-basierte Medienbranche i. e. S. und zählen somit zu „Querschnittsanforderungen“ für die meisten medienbezogenen Berufe (Vgl. Stein 2001, S. 30).

Wie einleitend in Kapitel 3 beschrieben, ist das Besondere an medienspezifischen Ausbildungen, dass Absolventen der Dualen Ausbildung teilweise in ihrer weiteren beruflichen Laufbahn in Konkurrenz zu Hochschulabsolventen stehen oder die Duale Ausbildung als „Sprungbrett“ in bzw. Vorbereitung auf ein Studium nutzen.12

12Im Jahr 2003 lag beispielsweise beim Kaufmann für AV-Medien der Anteil der Auszubildenden mit Abitur

oder Fachhochschulreife bei 81,4% (http://bibb.skygate.de/Z/B/30/70342010.pdf. Zugriff vom 16. Juli 2005).

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Insofern kann die Duale Ausbildung als Vorbereitung auf das „lebenslange Lernen“ gesehen werden. Durch die Vermittlung sowohl breiter Grundlagenkenntnisse als auch hochwertiger Spezialkenntnisse besteht die Gefahr einer curricularen „Überfrachtung“ der Ausbildungen. Außerdem würde die Ausbildung als praktische Vorbereitung auf ein Studium in individuellen Berufsbiografien die Rentabilität einer Personalbeschaffungsstrategie der Unternehmen in Frage stellen.

In Tabelle 2 (siehe Anhang A2)13werden die derzeit angebotenen Ausbildungen nach ihren Bezeichnungen alphabetisch aufgelistet. In einer Übersicht können die Genealogien der Ausbildungen aufgrund ihrer umfangreichen, meist technisch bedingten Entwicklung nicht einzeln dargestellt werden. Die nächste Spalte der Tabelle „seit/ mod.“ soll daher nur einen Eindruck darüber vermitteln, wann die Ausbildungen eingeführt, bzw. wann Modifikationen an ihnen vorgenommen wurden. Anschließend werden die Zahlen der in 2004 bestehenden und im gleichen Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge a ngezeigt, um eine Vorstellung über die quantitative Erscheinung der Ausbildungsberufe zu erhalten. Zuletzt werden die zu vermittelnden fachlichen Kompetenzen und Qualifikationen stichwortartig aufgelistet. Bei Ausbildungen mit verschiedenen Fachrichtungen oder Schwerpunk ten werden zunächst allgemeine Angaben gemacht und folgend die spezifischen fachlichen Qualifikationen und Kompetenzen aufgezählt.

3.5 Studienangebote und Volontariate

Das Angebot an medienspezifischen Studienangeboten, Aufbaustudiengängen oder berufsbegleitenden Zusatzstudien an Universitäten, Fachhochschulen,

Berufsakademien und zahlreichen privaten Einrichtungen ist umfangreich und vielfältig.14Die stetige Zunahme dieser Angebote forciert ferner eine

13Die Informationen zu den Ausbildungsberufen sind entnommen aus: Ministerium für Schule, Wissenschaft

und Forschung NRW: Qualifizierung in Medienberufen 2002. Den Internetseiten: www.ihk.de, www.aim-

mia.de und http://www.bibb.de/de/ausbildungsprofile-start.htm (Zugriffe vom 3. Juli 2005) sowie dem

Informationsmaterial des BIZ in Köln.

14Siehe dazu insbesondere die Studiendatenbank unter http://www.medienstudienfuehrer.de/de/studienfuehrer/

(Zugriff vom 5. Juli 2005) mit ihren Rubriken: Journalistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaften,

Medienwissenschaft, Medienwirtschaft, PR- und Öffentlichkeitsarbeit, Medientechnik, Multimedia und

Medieninformatik, Medienkultur, Mediendesign und Medienpädagogik, mit insgesamt über 500 Angeboten.

Diese Datenbank wird auch als Grundlage der hier dargestellten Lage der Studienangebote herangezogen.

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Akademisierung des Arbeitsmarktes Medien, wie sie im Bereich Multimedia bereits seit längerem zu beobachten ist. Die „Garagen-Bastler“ von früher haben in diesem Bereich immer schlechtere Berufsaussichten (Michel 2002, S. 497). Dominiert werden die Studienangebote immer noch von den

geisteswissenschaftlichen und zunehmend auch wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten. Unter den Angeboten sind neben gezielten medienspezifischen Studiengängen auch Haupt-, Wahlpflicht- oder Wahlfächer enthalten, die im Rahmen anderer Studiengänge belegt werden können (beispielsweise Rundfunkökonomie oder Medienökonomie im Rahmen eines wirtschaftswissenschaftlichem Studiums an der Universität zu Köln). Immer mehr Angebote finden sich auch an Fachhochschulen wieder, die in kürzerer Regelstudienzeit und praxisorientierter verschiedene medienspezifische