9,99 €
Einordnen würde ich "Mein Smartphone & Ich" in den Großbereich Belletristik irgendwo zwischen gesellschaftskritischer Persiflage bis zur soziokulturellen, satirischen Klageschrift. Ich fordere gern den Geist und manchmal auch den Intellekt meines Lesers oder gar dessen Scharfsinn, oft aber auch nicht. Manchmal gebe ich auch einfach vor, was man glauben soll und was nicht, das macht es dann leichter zu folgen. Wie der Zufall kann das manchmal schwer auszurechnen sein. Doch lesen Sie selbst. Wie der Titel meiner Denkschrift dem aufmerksamen Leser schon erahnen lässt, geht es hier um zwei Dinge. Erstens um mein neues Smartphone und zweitens um mich selbst. Ich nenne mich selbst hier nicht aus Höflichkeit erst an zweiter Stelle, man kennt das ja: "Der Esel nennt sich stets zuerst!", nur habe ich gemerkt, dass seit ich mein Smartphone besitze, es einen größeren Stellenwert, als mein bisheriges Handy und momentan auch als ich selbst einnimmt. Und genau das habe ich immer befürchtet, aber dazu später mehr. Thematisch dreht sich der Kern stets um das Handy an sich, wobei ich bisweilen in der Zeit springe, nicht um den Leser zu verwirren, sondern um ihm immer wieder neue Anreize und Denkimpulse zu schenken. Einzelheiten aus meinem Erfahrungsschatz bündele ich, schere sie über einen Kamm, ohne sie größtenteils wissenschaftlich zu belegen und reite folglich gerne auf Vorurteilen herum.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 225
Veröffentlichungsjahr: 2013
Mein Smartphone & Ich
Autor Tobias Feith macht den realen, multimedialen Selbstversuch, gibt auf satirische Weise unverholen Einblicke in unsere Abhängigkeit im Umgang mit dem Handy und nimmt uns mit auf eine fiktive Reise durch die Entwicklungsgeschichte des Menschen.
An dieser Stelle steht in jedem guten Bestseller gewöhnlich eine Widmung, ein Motto oder aber die Seite bleibt leer. Letzteres wäre mir aber zu schnöde.
Daher widme ich mein Werk mit den Worten
„Das Leben ist wie eine Schachtel voller Pralinen – hauptsache es schmeckt!“
meinem guten, alten Freund Forrest Gump, der uns allen ein positives Vorbild sein sollte. Denn er zeigt uns wie kein Zweiter, dass auch Männer mit langen Bärten Marathon laufen können, ohne dabei über ihren eigenen Schatten zu stolpern, wenn man es nur will! Daran sollten sich so manche in unserer heutigen Gesellschaft noch ein Beispiel nehmen.
Tobias Feith
Mein Smartphone & Ich
Eine Satire – Im Bann einer multimedialen Welt
© 2013 Tobias Feith
Umschlaggestaltung, Illustration: Tobias Feith
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-6769-9
Inhaltsverzeichnis:
Prolog
Kapitel 1: Ich brauch dich!
Kapitel 2: Tag 1 oder besser gesagt, Stunde 0
Exkurs: Kleine Ladys und Prollkings
Exkurs: Haftbefehl, Massiv und Bushido
Kapitel 3: Der Kampf mit der Bedienung
Exkurs: trial and error
Exkurs: Der DHL-Fritze
Exkurs: iKom
Kapitel 4: Tückische Technik
Kapitel 5: Zeit zur technischen und sozialen Individualisierung
Exkurs: McFit
Exkurs: Der Homo Sapiens Sapiens Handycitus
Exkurs: Mr. Oizo und Eric Flat
Kapitel 6: Willkommen im social life
Kapitel 7: MMS stinkt
Exkurs: Rainer Langhans
Exkurs: Metamorphose
Kapitel 8: App-App-App
Kapitel 9: Das Fauli
Exkurs: Gruppenzwang und Cybermobbing
Exkurs: Survival of the Fittest & Fight-and-Flight - Syndrom
Kapitel 10: Likes und Dislikes
Kapitel 11: The Future
Kapitel 12: In einer Ära viele Jahre zuvor
Exkurs: Geschichte der Telekommunikation
Exkurs: McDoof vs. Esskultur
Kapitel 13: Mit dem Handy nach Polen …
Exkurs: Addi Hitler
Kapitel 14: Das Smartphone trägt Früchte
Kapitel 15: Der Phallus
Lyrik 1: Ein Poem: Ode an das Handy
Lyrik 2: Krasser Reim übers Phone!
Exkurs: Bunga-Bunga
Kapitel 16: Am Puls der Jugend
Exkurs: Chuck Norris
Kapitel 17: Keine Actio ohne Reactio
Kapitel 18: Der Schatz des Alterns
Epilog
Dialog
Monolog
Danksagung
Mein Smartphone & Ich
Prolog
Bevor es losgeht und Sie, verehrter Leser, sich in den geistigen Ergüssen meiner selbst suhlen können, möchte ich erst einmal Grundlegendes klären.
Einordnen würde ich kommende Zeilen in den Großbereich Belletristik irgendwo zwischen gesellschaftskritischer Persiflage bis zur soziokulturellen, satirischen Klageschrift. Ich fordere gern den Geist und manchmal auch den Intellekt meines Lesers oder gar dessen Scharfsinn, oft aber auch nicht. Manchmal gebe ich auch einfach vor, was man glauben soll und was nicht, das macht es dann leichter zu folgen. Wie der Zufall kann das manchmal schwer auszurechnen sein. Doch lesen Sie selbst.
Wie der Titel meiner Denkschrift dem aufmerksamen Leser schon erahnen lässt, geht es hier um zwei Dinge. Erstens um mein neues Smartphone und zweitens um mich selbst. Ich nenne mich selbst hier nicht aus Höflichkeit erst an zweiter Stelle, man kennt das ja: „Der Esel nennt sich stets zuerst!“, nur habe ich gemerkt, dass seit ich mein Smartphone besitze, es einen größeren Stellenwert, als mein bisheriges Handy und momentan auch als ich selbst einnimmt. Und genau das habe ich immer befürchtet, aber dazu später mehr. Nur so viel kann ich schon vorweg sagen: Als ich gerade den Entschluss gefasst habe, über mein Smartphone ein Buch zu schreiben, war es gerade Donnerstagnacht, 4 Uhr nachts und resultierend aus dem steten Gedanken an es. Das sagt schon Einiges. Es entstand in einer Zeit, in der ich aufgrund einer Krankheit und dem daraus resultierenden Medikamenteneinfluss geistig nicht ganz auf der Höhe war und sich das im Folgenden etwas abstrus hier wiederfindet. Das erklärt wohl Einiges, was gleich kommt.
Thematisch dreht sich der Kern stets um das Handy an sich, wobei ich bisweilen in der Zeit springe, nicht um den Leser zu verwirren, sondern um ihm immer wieder neue Anreize und Denkimpulse zu schenken. Einzelheiten aus meinem Erfahrungsschatz bündele ich, schere sie über einen Kamm, ohne sie größtenteils wissenschaftlich zu belegen und reite folglich gerne auf Vorurteilen herum. Hierbei möchte ich jedoch niemanden persönlich angreifen, weshalb alle aufgeführten Namen frei erfunden oder geändert wurden. Zudem verwende ich einen Mix aus gestochener Hochsprache, technischen Fachbegriffen aus dem IT-Bereich, Gossenslang und Jugendsprache und was mir am meisten Freude bereitet: Zoten, Sprüche und Redewendungen. Wer weiß, vielleicht baue ich auch noch die ein oder andere Passage in meinem Dialekt, der pfälzischen Mundart, dem Hääschdnerischen, ein. Auch wenn ich mich bemühe Anglizismen auszusparen, kann es vorkommen, dass mir doch eine unterbewusst entweicht. You know? Es kann auch vorkommen, dass ich Sie ganz unvermittelt direkt anrede. Nehmen Sie diesen Impuls an und gehen Sie in sich, um Ihre Fantasie und Ihr Bewusstsein zu erweitern. Gestatten Sie mir auch den ein oder anderen thematischen Ausflug, den ich als Exkurs kenntlich mache. Syntaktisch arbeite ich gerne mit äußerst verschachtelten Sätzen, sodass der Leser angehalten ist, besonders auch auf die Kommasetzung, ein Thema in der deutschen Rechtschreibung, das heutzutage zu sehr vernachlässigt wird, zu achten. Man lese sich nur mal Textnachrichten und Emails oder Chat-Verläufe der Jugend durch! Ob Ausdruck, Satzbau, Kasus oder Zeichensetzung, da ist es mit Subjekt - Prädikat - Objekt so weit hergeholt, dass man meist nur Bahnhof oder Stuttgart 21 versteht! Momentan verändert sich die gewohnte Satzstruktur zur Konstellation: Subjekt – Prädikat – Alter, ich schwör! Somit transferiere ich durch mein Machwerk auch einen Bildungsauftrag, der nicht hoch genug geschätzt werden kann. Selbstverständlich gibt es im Buch auch was zu gucken. Mit enormer Anstrengung und viel Mühe habe ich über Google themenbezogene Bilder gefunden, kopiert und eingefügt. Doch leider ist das in unserem schönen Staate nicht ganz legal, sodern ein Verstoß gegen das Urheberrecht. Kurzum habe ich mich aus Trotz selbst kreativ, nicht unbedigt künstlerisch, betätigt und die Feder geschwungen.
Doch zuvor muss ich erst einmal auf meine Person zu sprechen kommen. Nicht, weil ich mich selbst am besten finde, sondern um zu erklären, wie es denn überhaupt dazu kam, dass ich mir als Befürworter der alltäglichen Entschleunigung1 ein Smartphone angeschafft habe, was eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Ich werde mich für meine Leser, Sie, also gänzlich entblättern, mein tiefstes Inneres preisgeben, mich quasi komplett nackig machen. So wie Gott mich schuf. Keine Angst, so schlecht sehe ich gar nicht aus … hoffe ich.
1 Es ist bezeichnet, dass das Wort Entschleunigung heute in aller Munde ist, aber nicht einmal vom Rechtschreibprogramm anerkannt wird, geschweige denn Korrekturvorschläge oder Synonyme bietet.
Kapitel 1: Ich brauch dich!
Wenn ich von „ich“ spreche, so ist das Lyrische-Ich dieses Buches tatsächlich stets autobiografisch zu sehen. Hier ist auch kein Ghostwriter am Werke, den kann ich mir nämlich gar nicht leisten. Nun denn: Ich, Tobias Feith, 31 Jahre, im Sternzeichen Schütze, Aszendent unbekannt, momentan wohnhaft in Wiesbaden und Single bin meines Zeichens von Beruf aus Lehrer an einer Realschule in Mainz. Mittlerweile unterrichte ich im achten Jahr die Fächer: Deutsch und Geschichte, denn die habe ich auch in Landau studiert und des Weiteren Ethik, da ich ein unverbesserlicher Idealist bin, Bildende Kunst, denn ich fertige die besten Kritzeleien während des Telefonierens an, sowie Familien- und Hauswesen und Haushalt und Soziales, denn ich koche täglich, damit ich nicht vom Fleisch falle. Wer mich kennt, könnte meinen, dass ich etwas verfressen bin, weil Futterneid zu meinen absoluten Lastern zählt. Um nicht aufzugehen wie Otti Fischer, treibe ich daher ziemlich viel Sport und achte wenigstens darauf, dass ich mich gesund ernähre. Nun begab es sich aber, dass ich, und das ist eine weitere Schwäche von mir, es mal wieder übertreiben musste. Monate lang bin ich mit meinem neuen City-Trekking-Bike frühmorgens von meiner Wiesbadener Wohnung aus zur Arbeit nach Mainz gefahren. Das sind knappe zehn Kilometer, für die ich anfangs fast vierzig Minuten, später dann fast die Hälfte brauchte und die Zeit brauche ich annähernd auch mit dem Auto. Also war es klar, das Fahrrad entwickelte sich zum Fortbewegungsmittel Nummer eins. Benzinsparen müssen in diesen Krisenzeiten auch die Lehrer! Jeden Morgen war ich der erste in der Schule, konnte dort duschen, frühstücken, noch schnell, wenn nötig, kopieren gehen und saß fit, heiter und entspannt, weil in einer absoluten Hochstimmung, aufgrund der sportlichen Betätigung, auf meinem Platz, während meine Kollegen das Lehrerzimmer betreten und gleich schon zuerst wieder stöhnen: „Ich bin so kaputt!“ oder das alltägliche „Ich hab‘ überhaupt keine Lust!“ von sich leiern. Kein Wunder, dachte ich mir, so wenig Bewegung, wie die an den Tag legen, da wird der Hintern und die Birne halt mal breiter. Sport mache ich seit jeher. Er spielt eine zentrale Rolle in meinem Leben und verschafft mir, neben dem Kochen, den nötigen Ausgleich zum stressigen Schulalltag. Sport und Völlerei: Das hört sich vielleicht etwas kontraproduktiv an. Erst futtert er tonnenweise in sich hinein und dann muss er das Ganze wieder abtrainieren, um kein schlechtes Gewissen zu haben. So ist es auch bei mir. Mag man es mir äußerlich nicht immer ansehen, aber ich habe noch nie einen Waschbrettbauch gehabt, sondern meist immer ein kleines bis mal weniger kleineres Wohlstandsbäuchen besessen. Und besessen davon, fing ich an zu Joggen, im Park Fußball zu spielen, Rad zu fahren und zur Krönung des ganzen meldete ich mich im Spätherbst 2012 im Fitnessstudio an. Mein Tagesablauf war somit meist vorprogrammiert: Arbeit – Essen – Sport. Nach nicht allzu langer Zeit spürte ich, dass ich absolut belastbarer, fitter und frischer bin. Auch sah man mir meine körperliche Fitness an und machte mir Komplimente, die natürlich wie Gold in meinen Ohren klangen. Ich fühlte mich unzerstörbar: Version Terminator 20-12. Also kein Grund daran etwas zu ändern. Auch nicht, als es draußen wettertechnisch ungemütlicher wurde. Erst tagelang nass und kalt, dann nässer und kälter, bis es aus Kübeln schüttete und ich die ersten Anzeichen eines leichten Schnupfens verspürte. Ende November kann man dann doch mal wieder mit dem Auto fahren, dachte ich mir dann, während mir die Nase lief. Für die Triefnase und drohende Erkältung war jetzt überhaupt nicht der richtige Zeitpunkt, denn die letzten Noten und vor allem Klassenarbeiten vor den Weihnachtsferien mussten geschrieben werden. Auch wenn man es mir nicht glauben mag, das ist nicht nur stressig für die Schüler. Erst das stundengenaue Planen und daraufhin Arbeiten, die Klausur an sich, die Korrekturen und die zeitgleiche Vorbereitung der neuen Unterrichtsthemen erfordern einem alles ab. Und dann fehlen natürlich wieder ein paar Schüler bei der Überprüfung. Und es sind immer dieselben. Was ein Zufall! „Ahmed krank!“, „Marco krank!“, denke ich mir, während mir leicht schummrig vor Augen wird und die Stirn pocht. Erhöhte Temperatur? Dann stelle ich mich halt ans offene Fenster, um nicht zu verglühen. Nun ja, lange Rede, kurzer Sinn. Ich fasse mal zusammen: sportliche Überbelastung, Erkältung und Fieber, beruflicher Zeitdruck und Stress warfen mich aus der Bahn, aber, so dachte ich, schließlich bin ich noch jung und kann das ohne Probleme ab. Etwas später therapierte ich mich mit Homöopathischem, Salbeibonbons, Hühnerbrühe und Badewannen voll Tee. Die einfachsten Dinge, sind doch immer noch die besten. Ein Trugschluss in diesem Fall. So war es dann kaum verwunderlich, dass sich meine Erkältung als hartnäckiger erwies, als gedacht und mich in meine wohlverdienten Weihnachtsferien begleitete. Ich hoffte, dass sich mein physischer Zustand nun bessern werde, da ich der Erkältung vermehrt die Gelegenheit ordnungsgemäß auszubrechen gab, aber sie wollte wohl nicht so richtig. Was eine Diva! Wäre die Erkältung ein Tier, so wäre sie eine Katze. Die kommt und geht auch nur, wann sie will. Und wenn sie nicht will, schaut sie einen noch so richtig verspottend an, leckt sich die Pfote und ignoriert gekonnt das Katzenklo. Meine Erkältung zierte sich also bis ins neue Jahr hinein und begrüßte mich mit einem herzlichen „Hatschi. Schnief. Hust. Alles Gute zum Neuem.“ Das war zum ersten Mal so ganz anders, als was man sonst zu hören bekommt: „Auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2013. Dass dir all deine Wünsche in Erfüllung gehen und du gesund bleibst!“ Das klang wie Spott in meinen Ohren und ich dachte mir: „Na das geht ja gut los! Meine Altlasten werde ich wohl so schnell nicht los!“ Also habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen erst einmal wieder gesund zu werden. Aber wie es halt mit guten Vorsätzen so ist, sie wären nicht lange. Am Ende der Ferien lag ich mehr denn je flach und entschied mich dann doch noch zum Onkel Doktor zu gehen. Dort stellte man, wer hätte es gedacht, eine chronische Bronchitis, fest. Daher verlängerten sich meine Ferien um eine weitere Woche. Ohne Quatsch, ich wäre lieber arbeiten gegangen. Zuhause habe ich mich bereits wund gelegen und eintönige Langeweile war mein steter Begleiter. Nach der zehnten Wiederholung von „The Big Bang Theory“ denkt man sich auch, dass man seine Zeit sinnvoller nutzen könnte. Zeit nutzen, das war der entscheidende Gedanke. Wie kann ich ökonomischer durch den Tag kommen, um Zeit einzusparen, somit mehr Freizeit zu haben und Belastungen im Alltag entschärfen zu können. Wenn ich schon nicht mehr richtig funktioniere, dann brauche ich ein Hilfsmittel zum Ausgleich. Ich kam am Scheideweg meines bisherigen Lebens an. Ein vollfunktionsfähiges Multimediatool sollte her. Ein Smartphone. Der technische Fortschritt sollte auch in meine Hallen Einlass finden. Da ich ja jetzt Zeit hatte, fing ich an technische Daten, Anwendungsoptionen und die zukünftige Entwicklung der marktführenden Anbieter zu studieren, Preise zu vergleichen, Tarife zu sondieren und zu optimieren. Das Wunderwerk der Technik sollte zudem alles beinhalten, was ich bis dato nicht besaß oder leider nicht mehr tauglich war. MP3-Player, Navigationsgerät, Diktiergerät, Fotokamera, Videokamera, … und sogar – ein Telefon. Eines unterschätzte ich. Du musst erst einmal sehr viel Zeit investieren, wenn du Zeit einsparen willst. Nach ein paar Tagen war meine Entscheidung gefallen. Das Samsung Galaxy S III GT-I9300 in Pebble Blue war der Gewinner und mein künftiger Hoffnungsträger in Sachen Kommunikation und Zeitmanagement. Weil ich hier keine Schleichwerbung verbreiten möchte, sei zu erwähnen, dass es noch andere Geräte von Marken, wie zum Beispiel Sony, Apple und Motorola gibt, die aber alle meinem neuen, supercoolen, technisch weltbesten und vom Preis-Leistungsverhältnis überzeugenden Samsung Galaxy S III GT-I9300 in Pebble Blue nicht mal annähernd das Wasser reichen können. Das Smartphone Samsung Galaxy S III GT-I9300 in Pebble Blue musste her. Besser gleich oder gestern als morgen. So fuhr ich in einen 30 Kilometer entfernten Elektrogroßhandel und schlug zu. Beziehungsweise, ich fuhr zweimal hin, weil ich beim ersten Mal meinen Perso nicht dabei hatte, denn ich wollte direkt noch einen Vertrag abschließen, der mir zusätzliche Vergünstigungen, Rabatte und Vorteile in der Supersparaktion mit DSL-Kombivorteil und, und, und bot. Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Der Tarifdschungel war ein einziges Abenteuer. Bei Amazon bestellte ich mir gleich noch ein Ladekabel und eine Halterung fürs Auto, damit ich mein Samsung Galaxy S III GT-I9300 in Pebble Blue auch uneingeschränkt als Navi nutzen kann und nicht Gefahr laufe, dass es einmal keinen Saft mehr hat. Zudem musste ein Lederetui her, denn verkratzen durfte es natürlich nicht. Das war’s, ich bin gerüstet endlich auch ins 21. Jahrhundert vorzustoßen. Das klingt 2013 wie Hohn und Spott, ist aber so.
Kapitel 2: Tag 1 oder besser gesagt, Stunde 0
Ich möchte hier mit den Worten eines großen deutschen Philosophen der Neuzeit, Oliver Kahn, ausdrücken: „Da ist das Ding!“ Mein Smartphone. Gut, viel sehen kann ich davon noch nicht. Es ist immer noch in der verschlossenen Packung. Nicht etwa, um den Sammlerwert zu steigern, sondern weil ich noch nicht die Muse hatte, mich mit solch kompliziertem Machwerk zu beschäftigen. Die Pillen, Tropfen und Tabletten, die mir von der Ärztin verschrieben wurden, setzten mich außer Gefecht. Geplagt von extremer Müdigkeit, hämmernden Kopf- und Magenschmerzen war nicht an das Studieren der Gebrauchsanleitung zu denken. Denn, ich wollte wirklich von der Pike auf alles genau nachlesen, bevor ich irgendetwas falsch mache. Zudem habe ich ja in Sachen Begrifflichkeiten und Bedeutung Einiges aufzuholen. Sonst hieß es da immer nur, Verpackung aufreißen, schauen, ob alles da ist, anmachen, rumprobieren, bis es klappt oder ich jemanden aus dem Bekanntenkreis anrufen muss, der mir das erklärt. Oder besser, selbst macht. Tja, das ist halt auch eine Form der Ökonomie. Eine Ökonomie, die ich aus der Schule hinreichend kenne und die Schüler leider zu früh erkennen. Wenn es in einer Aufgabe heißt: „Lies dir den Text sorgfältig durch, unterstreiche unbekannte Wörter und schlage sie im Duden nach!“, kommt es leider oft vor, dass der Duden personalisiert wird, also der Lehrer selbst ist: „Herr Feith, das Wort versteh ‘ ich nicht!“„Ja, dann schlag es doch nach!“, erwidere ich automatisch. „Aber das steht gar nicht drin!“, ist dann meist die Reaktion der Schüler und ehe man sich versieht, hängt man über dem Duden des Schülers, blättert wie wild, zeigt stolz auf die Seite und posaunt: „Da steht es doch!“ und denkt genervt: „Jetzt hat er es wieder geschafft!“. Völlig ökonomisch erbrachte dieser Schüler das gewünschte Ergebnis, ohne dafür nur einen Finger zu rühren, nur allein durch die entsprechende Kommunikation. Schon clever, was alles durch gezielte Impulse erreicht wird und wie Menschen steuerbar sind. Ein gefährlicher Gedanke. Zudem habe ich es mir seither abgewöhnt auf Fragen meiner Schüler zu reagieren. ☺ Zumindest in Schülerarbeitsphasen. Oh, da vorne: ein Smiley. Bei der Benutzung meines alten Handys, ich habe es liebevoll Klausi getauft, ein 19€-Modell, ausreichend zum Telefonieren und Simsen, mit Weckfunktion und Kalender – viele mögen sich hier verdutzt die Augen reiben, aber solch „Minimalgeräte“ gab es auch, quasi der VW-Käfer unter den Mobilfunktelefonen – habe ich bei keiner einzigen Textnachricht ein Smiley verwendet, denn das war zu aufwendig. Mit Klausi war es eh‘ ein Graus eine SMS zu schreiben. Das Wörterbuch blieb mir stets ein Rätsel und wer auf eine korrekte Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung wert legt, tippt sich hier die Finger wund. Schließlich kommuniziere ich nicht wie meine Schüler. Hier ein Auszug: „Alter lassma Bahnhof!“, „Mc Donalds gehn oder was?“ „Ja Mann un chilì’n!“ Ökonomisch, aber verständlich! Dafür musste ich mir bei meinem alten Handy auch keine Gedanken über dessen Zustand machen. Das durfte ins Feuer fallen, vom Kater zerkratz oder im Kühlschrank verlegt und schockgefrostet werden. Es hat es überlebt. Selbst wenn es geklaut werden würde, was ich mir bei diesem Methusalem der mobilen Kommunikation nicht im Traum vorstellen könnte, da es weder von großem Wert, noch, und das ist ja heutzutage fiel wichtiger, ganz und gar nicht als Statussymbol gelte, ginge für mich die Welt nicht unter. Sorry Klausi! Mein Handy war mir bisher gleichgültig und darauf war ich sogar stolz. Ich habe mich nicht durch solch einen Luxusartikel definiert, sondern bin einfach und bescheiden geblieben. Für die Jugendlichen und viele Erwachsene hat das Handy einen weitaus größeren Stellenwert. Da wird man nicht mehr ausschließlich aufgrund seiner Taten, Leistung und Charakter bewertet, sondern es heißt: Zeig mir dein Handy und ich sage dir, wer du bist. Die Liebe zu diesem kleinen Apparat geht sogar soweit, dass manche abends das Handy unters Kopfkissen legen, es könnte ja noch jemand anrufen, sich morgens davon wecken lassen, die ersten Mails checken, ohne Frühstück, denn dafür fehlt irgendwie die Zeit, in die Schule eilen. Dabei telefonieren sie noch mit der besten Freundin über den neuesten Klatsch oder mit dem Kumpel über das gestrige Champions-League-Spiel. Am Schultor muss das Handy dann laut Hausordnung ausgeschaltet und im Ranzen verstaut werden. Denkste? Pustekuchen! Gerade hier findet dann der regelmäßige Austausch neuer Bilder, Chat-Verläufe, Musikdateien und Videos statt, wird in den Pausen verbotenerweise auf den Toiletten weitergeführt und spielt natürlich auch im spannendsten Unterricht immer noch die Hauptrolle. Es hilft auch nicht, dass man sich für die besagten Schülerinnen und Schüler tagelang hingesetzt hat, um ihnen etwas ganz Außergewöhnliches, eine didaktisch und methodisch bis ins letzte Detail ausgearbeitete Unterrichtserlebnisstunde, ein absolut motivierendes Knallbonbon zu bieten. Voller Elan und Stolz betritt der Lehrer die Klasse, stellt sich vorne hin, wartet bis ihm die Schüler dies gleich tun, und wartet und wartet und begrüßt schwungvoll mit einem kräftigen „Guten Morgen!“. Aus 13 von 25 Kindermündern entweicht darauf ein schlappes, demotivierendes „Morgen“, als ob man von Oma zu Weihnachten wie jedes Jahr einen grobmaschig gestrickten Pullunder geschenkt, statt das heißersehnte Konsolenspiel bekommt. Ob es an der so tief in den Gliedern steckenden Morgenmüdigkeit liegt? Oder dass viele Kids spät abends noch im Internet surfen oder zocken, mit Belieben auch gerne Horrorfilme schauen, gleich welchen Alters? Und hier muss ich ernsthaft mit so manchen Eltern ins Gericht gehen, meinen Zeigefinger erheben und verlauten: So geht es nicht Sportsfreunde! Das ist unverantwortlich. Kein Wunder, wenn beim Thema Gruselgeschichte in der 5. Klasse nur noch die Rede von Kindesentführung, Kettensägenmassaker und diabolischen Flüchen ist. Also, liebe Eltern, das muss sich ändern. Kontrolle und Verantwortung sind Pflicht oder wollen sie einen kleinen Psycho zu Hause sitzen haben? Sollte ihr Kind schneller in der Bildzeitung, als im Berufsleben landen, ist es wahrscheinlich schon zu spät. Dennoch, voller Enthusiasmus denkt man sich: „Sei’s drum, die Bande kriege ich schon gepackt“, und haut seinen motivierenden Unterrichtseinstieg heraus, blickt daraufhin erwartungsvoll in 25 ausdruckslose Gesichter und 50 bodenlos leere Augen. „Na, wer weiß, worum es heute geht?“ „Muhammed hat Stress mit Ozan.“ „Nein, das hat gar nichts mit der Karikatur zu tun.“ „Samantha will mit Steven Schluss machen!“ „Also, wie kommst du denn jetzt darauf?“ … bis es mir donnert. Die Knilche sind gerade etwas abgelenkt. Ich habe mich schon gefragt, warum so manches Gör ständig in ihrer hochwertig nachgemachten Louis-Vuitton-Handtasche wühlt, denn als coole Schülerin hat man spätestens in der 6. Klasse keinen Ranzen oder Rucksack mehr, sondern ein modisches Accessoire. „Jacqueline, was gibt es denn da zu gucken?“ Es ist zum Mäuse melken. So, das war’s. Der Einstieg ist verkackt. Weiter im Programm.
Exkurs: Kleine Ladys und Prollkings
Très chic und extraordinär muss übrigens die Tasche der modebewussten Schülerin von heute sein. Schließlich muss man ja was her machen. Es zählt nur das Beste vom Besten. Wer würde auch schon daran zweifeln, dass eine 13-jährige Realschülerin keine originale Markenhandtasche im Wert von mehreren hundert Euro besitzt? Ich glaube, wenn es ihnen nicht zu viel Arbeit bereiten würde, hätten diese jungen Dämchen zusätzlich so einen verwöhnten, abgemagerten, rattengroßen Kläffer in ihrer Handtasche, statt Schulbücher. Die sind ja eh‘ so schwer und werden deshalb regelmäßig verlegt oder „geklaut“! Ich kategorisiere an dieser Stelle auch ein wenig und liege meistens nicht daneben. Stellen wir uns den Prototyp einer klassischen Teenagerin der Generation X vor, von unten nach oben, von rechts nach links, konzentriert auf die Vorderseite in der Totale und dann der Rest: Nennen wir sie arttypisch „Sandy“. Sandy trägt hohe Schuhe oder wahlweise Stiefel mit Absatz, damit man sie auch schon von weitem kommen hört. Durch das Klacken ihrer Absätze zeigt sie willigen Männchen ihre Bereitschaft zur Paarung, denn nur um das geht es dem Teenie-Vamp. Ferner bedeutet sie ihren Konkurrentinnen, dass allein sie das Recht hat, hier zu jagen. Das Einschüchterungsverhalten hat meistens aber nur so lange Erfolg, bis Sandy Kaugummi kauend den Mund öffnet, um ihre Ansprüche deutlich zu machen: „Hey Süße, der hier ist meiner!“ Spätestens hier merken andere Weibchen, dass Sandy zwar durch optische Reize ihre Paarungschancen zu verbessern vermag, sich allerdings auf geistig kommunikativer Ebene bisweilen geschlagen geben muss, bevor der Kampf überhaupt beginnt. Dies verdeutlicht aber, wie wichtig eben diese äußeren Reize sind, wenn ihre Jagd nicht misslingen soll. Daher quetscht sich die Kleine in eine wurstpellenartige Stretchhose und ein hautenges Top, aus dem die gerade gesprossenen sekundären Geschlechtsmerkmale, das geht ja immer früher los, hervorquellen, um der Beute gewissermaßen ins Gesicht zu springen. Solch eine Attacke, die ergänzend eine hypnotische Wirkung auslösen kann, überstehen die wenigsten Jungmännchen unbeschadet. Um ihre vermeintliche Attraktivität und somit ihr Jagdglück erneut zu steigern, greift Sandy ins Trickkistchen. Aus 100% chemisch veränderten, natürlichen dermatologischen Stoffen oder solchen, die zumindest an Schimpansen passabel getestet wurden, mischt sie sich unbekümmert eine orangefarbene Paste zusammen, die sie großzügig und breitflächig in ihrem Gesicht verkleistert. Das glänzt meistens schon an Clownerei. Allerdings sieht es nicht immer nur zum Lachen aus. Manchmal kommt auch eine gute Portion Fremdschämen dazu. Ein Schimpanse würde dagegen nie so lächerlich rumlaufen wollen. Die Signalfarbe Rot ziert ihre betont aufreizenden Lippen, die wahlweise, wie auch Nase, Augenbrauen, Ohren, Backe oder sonst wo zusätzlich mit schrillem Körperschmuck durchstochen sind. Um größer, älter, erfahrener zu wirken, steckt sie sich ihr Haarkleid zu einem Dutt hoch.
Ein Dutt hatte zu meiner gesamten Schulzeit übrigens kein einziges Mädel, nur Frauen älteren Semesters, vorzugsweise Bibliothekarinnen! Aber was sage ich? Dafür hatten wir andere Modesünden, die ich hier nicht zu nennen brauche. Wer in den 80ern geboren und in den 90ern aufgewachsen ist, weiß wovon ich rede. Alle anderen dürfen die damaligen Modetrends gerne mit ihrem Smartphone nachforschen. Ich selbst versuche diese Epoche des vernebelten Geschmacks zu verdrängen. Momentaner Stand: noch nicht möglich bis hoffnungslos. Zurück zu unseren Prototypen.
Die zwei wichtigsten optischen Ausstattungsmerkmale fehlen noch. Die besagte Handtasche und, wer hätte es gedacht, das Handy. Es befindet sich nicht, wie etwa erwartet, wohl behütet und gut verstaut in der selbigen Tasche, sondern liegt stets griffbereit auf der nach oben zeigenden Handfläche eines ebenso nach oben angewinkelten Armes exakt auf Schulterhöhe, maximal zwanzig Zentimeter zweier darauf stierender Argusaugen entfernt. In der Ellenbogenbeuge liegen die Henkel der Handtasche. Nur so ist es möglich auch wirklich keinen Anruf zu verpassen. Vielleicht sollten die Missen einfach mal ihre Handtaschen ausmisten! Die meisten gleichen zwar einem bodenlosen Fass, lassen dennoch Dinge gleich dem Bermuda-Dreieck auf mysteriöse Weise verschwinden. Vielleicht ist desgleichen eine unheilsame Erschütterung der Macht zu spüren, wenn mal wieder der Schlüsselbund unauffindbar ist. Trotzdem, ein Gutes hat das Ganze. Durch das stete zur Schautragen von Handy und Tasche, werden Mädchen beziehungsweise Frauen zukünftiger Generationen die nächsthöhere evolutionäre Stufe erreichen. Sie besitzen in Zukunft einen physisch außergewöhnlich stark ausgebildeten Arm. Der andere wirkt daneben leicht verkümmert, wird aber aufgrund wachsender Funktionalität einfach hingenommen. Für die nächsten Armdrückweltmeisterschaften der Damen kann dies nur eine Belebung dieser derzeitigen Randsportart sein, die es möglicherweise endlich schaffen kann aus dem Schatten ins Rampenlicht herauszutreten. Der bereits global ausgeübte Handyweitwurf hat meines Erachtens in naher Zukunft eine Chance olympisch zu werden und solch unbeliebte Schuldisziplinen, wie 100m Hürden oder Weitsprung zu verdrängen. Dabei kann die Weite ganz unkompliziert über Start- und Landepunkt per GPS ermittelt werden. Der Handyboy (dem Balljungen nachempfunden) muss das Wurfgerät nur an Ort und Stelle der Landung aufheben, liest den Landepunkt ab und telefoniert die Weite an die Kampfrichter. Denken Sie erst einmal darüber nach, unter welchen Umständen diese Sportart entstanden sein könnte, bevor Sie sich jetzt mal bildlich unsere kleine Sandy mit der prankenhaften Hand und dem elefantösen Arm vorstellen und lassen sie sich Zeit dabei. … Noch etwas mehr! … Mehr! … Aber, was sollte uns daran stören? Endlich wird Frau noch ein Stück weit emanzipierter. Durch die zusätzlich gewonnene körperliche Kraft, ist man jetzt nicht mehr das schwächere Geschlecht und darf den Müll selbst runterbringen. Frauen sind ja von Grund auf gerne emanzipiert, außer es gibt was zu schaffen. Da überlässt man das Feld dann gerne wieder dem Mann, den man geschickt um den Finger zu wickeln vermag. Wer kann es ihnen verübeln? Wenn’s klappt! Die Balz kann beginnen.